[Rostra] Vor der Wahl

  • Die Gebäudeaufstellung, Dives. Die Aufstellung um welche die Kanzlei gebeten hat. Ich vermute dass bald jemand hier sein wird und deswegen ordentlich Unruhe machen wird.
    Aculeo sah dass Dives nicht von selbst darauf kam und verstand dessen "Vergesslichkeit" vollkommen. Zur Zeit überwarfen sich die Ereignisse für den Iulier und vieles musste ihn beschäftigen.
    Wir können gerne miteinander ein paar Schriften durchstöbern um eine korrekte und ordentliche Aufstellung presentieren zu können. Es würde mich sogar sehr freuen einen kompetenten und ordentlichen Kollegen dabei zu haben.
    Jetzt aber...geniesse noch den Trubel und lasse dich von der Menge beglückwünschen. Auch wenns jetzt nur der Rede wegen ist. Ich werde solange in der Curia suchen und finden was zu finden ist. Herzlich klopfte der Germanicer Dives auf die Schulter und machte Platz damit auch andere nun den neuen Duumvir zu sprechen




    DECURIO - OSTIASODALIS
    SODALS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

  • "Ach, die... ja klar.", nickte Dives eifrig. Diese Liste hatte er natürlich noch im Kopf - er hatte eben auf der Rostra ja auch noch von der kaiserlichen Administratio gesprochen. Nur gab es tatsächlich derzeit einfach so viele Dinge, die erledigt werden wollten, dass der Iulier bei der Frage Aculeos eben nicht gleich wusste, was - von diesen vielen möglichen Sachen - der meinte. Kandidat auf das Duumvirat zu sein bedeutete eben auch nicht unerheblichen Stress...
    "Ich würde vorschlagen, dass wir uns spätestens nach Bekanntgabe der offiziellen Wahlergebnisse diesbezüglich treffen sollten. Falls meine Kandidatur tatsächlich von Erfolg gekrönt sein sollte, wüsste ich auch schon den idealen Treffpunt: das Officium der Duumviri!", verkündete der junge Decurio mit einem Grinsen im Gesicht. Falls es nicht klappen sollte, würde er dem Germanicer nochmal eine Nachricht zukommen lassen oder ihn einfach so versuchen aufzusuchen (dann hätte er ja schließlich Zeit).
    "Wir sehen uns dann! Vale bene, Aculeo!", verabschiedete Dives dann seinen guten Freund. Kurz darauf setzte um ihn herum der Applaus für die Schlussworte der cassischen Bewerbungsrede für das Duumvirat ein und der nächste Redner betrat die Rostra. Der Iulier hörte sich auch dessen Ansprache, sowie die darauf folgenden drei an. Er hielt noch mit dieser oder jener mehr oder minder wichtigen Person einen kleinen Plausch, bevor er sich am Ende der Veranstaltung wieder in Richtung der Villa Iuliana aufmachte...




    DECURIO - OSTIA
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

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    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

    Einmal editiert, zuletzt von Marcus Iulius Dives ()

  • Heute war es soweit. Um die achte Stunde trat Ocella gemeinsam mit seinem Mitkandidaten Hortensius Vaticanus und dem nun gemeinsamen Wahlkampfleiter Lutatius Frugi auf die Rostra von Ostia. Der Platz vor der Rostra war gut gefüllt - bei einem Aedilskandidaten verständlich, bei den Duumviri wären wohl deutlich mehr auf dem Platz versammelt - und Ocella sah viele bekannte Gesichter unter den Versammelten. Er grüßte jene freundlich, die nahe an der Rostra standen. Kurz vor ihren Reden wechselten die beiden noch einige Worte und wirkten entspannt.


    Hinter der Rostra herrschte derweil Aufregung. Die Leibwächter von Ocella und Vaticanus organisierten dort eine Menschenkette, die aus ehemaligen jungen Klienten der Gens Helvetia aus Ostia und Händlern mit Militärerfahrung bestand, um mögliche Übergriffe von Anhängern des Ädils und Duumvir-Kandidaten Herennius Camillus zu verhindern. Dieser war bereits durch das Aufeinandertreffen in der Villa Iuliana Ostiensis aufgeschreckt und würde wohl mindestens seine beiden Liktoren zum Platz schicken. Auch rechneten Ocella, Vaticanus und Frugi damit, dass weitere herennische Klienten anwesend waren, die beim kleinsten Wort gegen den amtierenden Ädil auf die Rostra stürmen würden. Auch für den Fall, dass sich herennische Anhänger in der Masse befanden, um gegen die Reden der beiden Ädilskandidaten Stimmung zu machen, war gesorgt. Frugi hatte an zentralen Punkten vertrauenswürdige Anhänger der Kandidaten postiert, die gegebenfalls die Stimmung dort wieder zugunsten der Kandidaten drehen konnten. Diese Veranstaltung war im Rahmen der Möglichkeiten vollständig durchgeplant.


    Frugi schaffte sich mit einer weitschweifenden Kopfbewegung einen Überblick, ob er seine Leute auch sehen konnte - sofern das überhaupt möglich war - und begann dann mit lauter Stimme: Bürger Ostias! Ich stelle euch hiermit die beiden Kandidaten für die Ämter des Aedilis Mercatuum und des Aedilis Operum Publicorum vor: Titus Helvetius Ocella und Appius Hortensius Vaticanus!!! Von den Anhängern hörte man lauten Jubel. Und Ocella trat nach vorne an den Rand der Rostra


    Die erste Hürde, so waren sich alle einig. Würde bereits jetzt zum Beispiel eine Tomate fliegen und die Toga des Helvetiers treffen, wäre die Veranstaltung zu Ende, bevor sie überhaupt richtig angefangen hätte. So hielt Ocella einen Moment inne, bevor er dann ebenfalls mit lauter Stimme - dank des Trainings durch seinen griechischen Sklaven Promachos - das Wort ergriff: Ihr Bürger Ostias! Wie erwartet herrschte wie immer trotz der Reden ein gewisser Lautstärkepegel. Daher legte Ocella nochmal eine Schippe drauf, als er fortfuhr. Wenige von euch werden mich kennen. Mein Name ist Titus Helvetius Ocella, Sohn des Marcus Helvetius Cato, Enkel des gewesenen Duumvir Publius Helvetius Gracchus. Auch dies ließ er erstmal sacken. Namen waren wichtig. Und vor allem, wenn man sich dadurch in die Nachfolge eines Lokalpolitikers stellen konnte, waren sie unerlässlich. Ich bin Scriba Ostiensis und dem Aedilis Mercatuum Herennius Camillus beigeordnet. Sowohl mein Großvater, als auch mein Vater haben mir einiges mit auf den Weg gegeben, darunter auch das Wissen über meine Herkunft hier in Ostia. Daher fühle ich mich der Civitas Ostia besonders verbunden und stehe gerne in ihrem Dienst. Meine Mitarbeiter in der Curia werden versichern können, dass ich meine Aufgaben stets nach bestem Wissen und Gewissen ausfülle und effektiv arbeite. Was mich jedoch zuletzt besonders antrieb, war der Wille zu einer besseren, einer gerechteren Ausübung meiner Pflichten in der Stadtverwaltung.


    Erneut machte er eine Pause. Gerechtigkeit und Tugend waren Schlüsselworte, die aufzutauchen hatten, wenn man Eindruck machen wollte. Jedoch gibt es dort auch Männer, die sich diesen Zielen nicht verpflichtet sehen. Anstatt ihre Aufgaben zu erfüllen, delegieren sie. Anstatt Ansprechpartner für die Sorgen und Nöte der Bürger zu sein, machen sie sich rar. Und anstatt Recht und Tugend walten zu lassen, lassen sie sich von ihren persönlichen Befindlichkeiten regieren. An sich nichts Schlimmes, wenn man es jedoch in den Zusammenhang stellt, dass dadurch die Allgemeinheit Schaden nimmt, ein riesiges Manko für den Angesprochenen. Oft werden sie ersetzt, wenn sich ihre Vorgesetzten darüber gewahr werden, dass sie nur sich selbst im Sinn haben. Wenn jedoch bereits unter den Vorgesetzten ein Mann ist, der den Beamten in der Curia eben dies vorlebt, bleibt nur die Hoffnung, dass es noch jemanden über ihm gibt. Die Duumvirn geben sich alle Mühe, die Fehler dieses Mannes auszubügeln. Jedoch bleibt er unbelehrbar. Wenn man aber nicht mehr zum Wohle der Civitas agiert, mit welchem Recht fordert man dann, dass die Civitas ihn weiter unterstützt? Wie kann man weiter als Stadtbeamter amtieren, wenn man nicht mehr Recht und Tugend walten lässt, sondern Eigensucht und Geltungsdrang?


    Auch hier setzte er eine Pause an. Aus den Reihen der Anhänger kamen wieder zustimmende Rufe. Ocella atmende nun hörbar ein und aus, um die Spannung weiter zu eröhen. Mein Vorgesetzter, Herennius Camillus, hat sich dafür entschieden, sein Wohlergehen über das Wohlergehen der Civitas zu stellen. Er nimmt seine Pflichten nur noch dann war, wenn es darum geht, seine eigene Stellung zu verbessern oder Menschen, die ihm nicht blind nachgelaufen und seinen eigensinnigen Forderungen nicht nachgekommen sind, zu drangsalieren. Erneut machte er eine kurze Pause, die die Anhänger nutzten, um unterstützende Zwischenrufe zu platzieren. Das bekannteste Beispiel ist wohl der Händler Titus Lavenius. Zeige dich doch bitte, Lavenius. Vielleicht haben sich manche von euch bereits gewundert, dass sein Laden bereits seit dem Amtsantritt des Herennius Camillus geschlossen war, hat man dort doch stets hochwertigen Schmuck aus den fernen Provinzen in Syria oder der Region Arabia kaufen können. Herennius hatte dafür gesorgt, dass Lavenius seine Lizenz verlor. Begründung hierfür war der Verstoß gegen den nicht fixierten Codex der Händler Ostias. Wie ihr alle wisst nehmen die Händler den Codex sehr ernst, jedoch konnte mir kein Händler diese Beschuldigung bestätigen. Im Gespräch mit Lavenius und den benachbarten Händlern jedoch kam der eigentliche Grund ans Licht: Herennius wollte den Händler auf einen unrechtmäßigen Preis herunterhandeln und der Händler weigerte sich. Nun wurden Unmutsbekundungen über das Verhalten des Ädils von den Ocella-Anhängern ausgerufen. Jedoch hörte man auch aus einigen Ecken aufgebrachte "Lügner"-Rufe. Titus Lavenius hatte sich derweil auf eine Kiste vor der Rostra gestellt, damit klar wurde um wen es ging. Auch ein Teil der Gesamtinszenierung, der seinen Zweck wohl kaum verfehlen würden So handelte Herennius Camillus entgegen aller Vernunft und Tugend und rächte sich bitterlich an Lavenius: Er entzog ihm seine Lebensgrundlage. Aber er schädigte damit nicht nur den Händler Lavenius, sondern auch die Civitas, die einen allseits anerkannten Händler verlor. Von nun an lebten die Händler Ostias in Angst. Jederzeit hätte es jemand anderes treffen können, der sich den absurden Wünschen des Herennius Camillus verweigerte. Dies ist ein unhaltbarer Zustand!


    Ein weiteres Mal folgte eine Pause. Ocella merkte nun doch, dass er mit seiner Stimme langsam an die Substanz ging. Hoffentlich würde er das durchhalten. Jedenfalls nahm er etwas Lautstärke aus der Stimme, versuchte es aber durch seine Gestik und Mimik auszugleichen. Sicherlich würde das dazuführen, dass die Männer in den hinteren Reihen nichts mehr von der Rede mitbekommen würden. Allerdings war das besser, als wenn seine Stimme plötzlich gänzlich versagte. Herennius darf nicht ein weiteres Mal in die Position kommen, seine Rechte so zu missbrauchen. Ich habe mich entschieden, nicht zu schweigen, sondern gegen ihn aufzustehen. Der ehrenwerte Herennius Camillus wird, wenn es nach mir geht, jene Rolle übernehmen, die ihm zusteht: Als Gärtner von Kamillenpflanzen auf einem Landgut weit weg von Ostia und Rom. Möge er seinen Weg finden, der ihn, so die Götter wollen, nicht erneut in eine verantwortungsvolle Position bringt. Wenn er weiterhin jemanden drangsalieren möchte, so soll er dafür das Ungeziefer in seinem Garten nehmen. Ein Amt jedoch soll ihm auf ewig verwehrt bleiben oder bis zu jenem Zeitpunkt, an dem er sich und seinen Charakter zu ändern bereit ist. Mit einer großten Geste verschaffte er den letzten Sätzen Nachdruck, bevor er fortfuhr. Ich werde derweil für das Amt des Aedilis Mercatuum kandidieren und ich werde dafür sorgen, dass die Händler wieder ruhig und sicher ihren Geschäften nachgehen können, ohne Willkür und Rachgelüste fürchten zu müssen. Die Civitas Ostia liegt mir persönlich am Herzen und so werde ich mit aller Kraft dafür sorgen, dass Ostia weiter voranstrebt. Meinen Kraft stelle ich in den Dienst der Civitas und verlange nicht, dass sich die Civitas in meinen Dienst stellt. Bei den kommenden Wahlen werdet ihr die Möglichkeit haben, jene zu wählen, die sich persönlich, öffentlich und allumfassend korrumpiert haben, oder eine jene, die dazu eine verlässliche und tugendhafte Alternative bieten. Eine solche möchten ich und mein gute Freund Appius Hortensius Vaticanus euch geben. Daher erläre ich hiermit öffentlich und vor euch allen meine Kandidatur für das Amt des Aedilis Mercatuum der Civitas Ostia. Für den letzten Satz hatte Ocella seine letzten Reserven mobilisiert und ihn förmlich hinausgeworfen. Nun konnte er wieder einen Schritt zurücktreten und seinem Mitbewerber Vaticanus Platz machen.


    Auch dieser hielt eine Ansprache, die aber vor allem sachlicher atur war. Natürlich ließ auch er hier und da eine Spitze gegen die anderen Kandidaten und den Herennier fallen, blieb aber ansonsten bei seinen Zielen und Vorhaben, die nach Einschätzung von Ocella doch sehr kostspielig werden würden. Aber er wusste natürlich auch, dass Vaticanus die bekannte, angesehene und wohlhabende Gens Hortensia hinter sich hatte, die ihn nach Kräften unterstützen würden.

  • Bravourös! Da stimmten Cassius, Dives und ihre jeweiligen Anhängerschaften, die natürlich ebenso bereits zu den Reden auf die Aedilität hier zur Rostra gekommen waren, nur allzu gern in den Applaus ein! Letzterer war selbstredend aber dennoch auch zuvor bereits klar abgesprochen worden. Sie wollten sich schließlich gegenseitig unterstützten dabei zum ersten beziehungsweise zweiten Mal in bestimmte Positionen gewählt zu werden. Man könnte es vielleicht sogar ein quinquevirat nennen, das sie da gebildet hatten...
    Dabei waren sie jedoch selbst zu fünft nicht ansatzweise so mächtig wie auch nur eines der beiden berühmten Triumvirate. Wer von ihnen könnte schließlich behaupten es mit dem einstigen Reichtum des Crassus Dives aufnehmen zu können? Wohl niemand. Wer von ihnen könnte behaupten es mit den militärischen Kenntnisse und der Erfahrung des großen Pompeius aufnehmen zu können? Wohl ebenfalls niemand. Und wer letztlich würde es wagen zu behaupten, dass er die Ausstrahlung und das Charisma eines Iulius Caesar hätte?! - Wohl niemand zum Dritten.


    Aber dafür standen sie hier und heute auch nicht in Roma und versuchten den Senat zu kontrollieren, sondern standen vor der im direkten Vergleich wohl eher bescheidenen ostiensischen Rostra, um zu versuchen einem weitaus kleineren und weitaus weniger angesehenen Gremium für ein Jahr den eigenen Stempel aufzudrücken... ein bisschen jedenfalls. Denn vollständig dominieren würden sie den Ordo Decurionum wohl kaum können - selbst wenn sie alle fünf gewählt werden sollten.
    Überhaupt wäre es vielleicht sogar angebrachter nur von einem quadrumvirat zu sprechen - wobei zu diesem Zeitpunkt natürlich noch niemand von ihnen ahnen konnte, dass diesem Wort einmal (gerade in Italia) eine wortwörtlich schwarze Bedeutung zukommen würde. Doch während Cassius Geld und seinen Namen in die Waagschale werfen konnte, der Hortensius sicherlich zumindest seinen Namen und seine grundlegende Erfahrung, Ocella hingegen auch tatsächliche Leistungen vorzuweisen hatte - neben seiner Abstammung und seinen guten Beziehungen -, und Dives... nun wohl eine ganz gute Mischung aus all jenem bot; da war es doch vor allem der Asinier, der nur hauptsächlich am Togazipfel des iulischen Duumvirs hing.


    Aber ob nun Fünfmännerabkommen oder Viermännerabkommen sollte am Ende auch keine Rolle spielen, denn - nachdem einige weitere Reden gefolgt waren und nun die Kandidaten für das Duumvirat an der Reihe waren - musste Dives ran und rauf auf die Rostra. Passenderweise hatten Cassius und er alles so arrangiert, dass sie selbst mit Dives die erste und mit Hemina auch die letzte Rede auf das Duumvirat halten würden. Es würde also folglich mit der Erwähnung des bisherigen cassisch-iulischen Duumvirats beginnen und letztlich auch enden...
    In einer frisch gebleichten, strahlend weiß glänzenden toga candida trat Dives vor die versammelten Leute und blickte sich erst einmal stumm um. Ein freundliches Nicken zu diesem Decurio; ein einfacher Gruß zu jenem bekannten Gesicht. Dann sammelte er sich, atmete noch einmal tief ein und sodann alle Nervosität aus. Zumindest für etwas zwei Drittel der Aufgeregtheit klappte dieses Vorgehen nämlich bei Dives durchaus gut. Anschließend ging es los und er erhob seine Stimme:


    "Cives Honoratioresque Ostienses! Ich, Marcus Iulius Dives, Sohn des Caius Iulius Constantius, freue mich, dass auch ich hier und heute meine öffentliche Kandidatur erklären darf - meine erneute Kandidatur zum Amt des Duumvirs!", begann er so ähnlich, wie er bereits seine letzten Kandidaturreden begonnen hatte und machte sogleich die erste Zäsur. Schließlich sollte auch niemand so einfach überhören, dass es jetzt also um die Kandidaten ging, die (wieder) Duumvirn werden wollten.
    "Als amtierender Duumvir von Ostia wird euch mein Gesicht wohl kaum ein neues oder unbekanntes sein, nachdem ich mich mit aller Kraft - genau, wie ich es euch noch vor einem Jahr an dieser Stelle hier versprochen habe - um unsere geliebte Civitas gekümmert und gesorgt habe...", stellte er sodann fest. Wahlversprechen auch einzulösen war schließlich immer etwas Gutes. Dann trat er einen Schritt nach rechts und wandte sich an die dort stehenden Personen.


    "Zusammen mit meinem Collega Cassius habe ich dafür gesorgt, dass Ostia noch immer hoch in der Gunst der Götter steht; dass unsere Civitas folglich bisher von allem direkten Übel verschont wurde! Weder kam es hier bislang zu irgendwelchen offenen kriegerischen Auseinandersetzungen, noch gab es hier sonstige Sabotage-Aktionen, wie beispielsweise in Roma, wo zugelassen wurde, dass ein ganzer Getreidespeicher - gerade in diesen Tagen - niederbrennt!", zeigte Dives dramatisch nach links, bevor er dann auch einen Schritt in jene Richtung ging und sich an die dortigen Menschen wandte.
    "Doch nicht nur darum habe ich mich stets mit bestem Wissen und Gewissen gekümmert. Ich erzählte euch, dass unsere Finanzen, die Finanzen unserer Civitas Ostia, die uns unseren Wohlstand heute sichern und auch noch morgen sichern sollen, von der kaiserlichen Administratio haargenau und bis ins kleinste Detail kontrolliert werden sollten. Ganz genau dies ist geschehen in diesem Jahr - doch kann ich euch mit größter Freunde sagen und verkünden, dass unsere Bücher nicht nur sauber und ordentlich geführt, sondern gar absolut tadellos sind! Unsere Ersparnisse für eben solche schlimmen Zeiten, wie wir sie aktuell leider erleben müssen, werden auch unsere Ersparnisse bleiben und können damit also auch weiterhin zum Wohle Ostias, zum Vorteil von uns allen, eingesetzt werden!" Während sich Dives nun wieder zurück mittig drehte, kam aus Celers Richtung ein 'spontaner' Applaus, der auch von einigem Jubel begleitet wurde.
    "Ich habe euch vor einem Jahr versprochen: Ich würde hier stehen für euch! Für euch, die Bürger von Ostia! Mittlerweile hat die Classis Misenensis hier in der Stadt ein Marschlager errichtet und ihre Schiffe liegen im Portus Romae, der folglich weit weniger Handelsschiffe aufnehmen kann. Doch was soll ich euch sagen? Auch dort habe ich mich zusammen mit dem Hafenverwalter Sulpicius beim Praefectus Classis persönlich dafür eingesetzt, dass der Hafen schon bald wieder mehr civile Schiffe wird aufnehmen können. Während die Classis unsere Civitas mit Patroullienfahrten auch vom Meer aus beschützt, wird es in unseren Häfen bald also wieder mehr Platz für den Handel geben - den Handel, der Ostia schon immer stark gemacht hat - den Handel, der Ostia immer stark machen wird! Ich habe es euch versprochen und ich halte meine Versprechen, denn ich bin ein ehrenwerter Mann: Ich stand und stehe hier für euch! Für euch, die Bürger von Ostia!", griff Dives nun bewusst auf Stilmittel seiner vergangenen Rede zurück. Jeder, der ihn damals schließlich gewählt hatte, musst dafür ja auch irgendeinen Grund gehabt haben. Es wäre sicherlich nicht falsch die Leute so auch an ihre damaligen Intentionen zu erinnen...


    "Nun, aber warum will ich euch nahelegen mich erneut zu wählen? Ich meine, ich habe meine Versprechen gehalten und meine Arbeit getan. Aber warum sollt ihr gerade mir die besondere Ehre eines zweiten Duumvirats in Folge gewähren? Warum empfehle ich euch niemand anderen, wie zum Beispiels den amtierenden Aedil Herennius?", stellte er sodann in den Raum. In diesem Punkt hatte sich der Iulier gut auf Ocella verlassen können, der wahrlich gute Vorarbeit geleistet hatte. Wie schließlich ausgehängt war, trat Herennius tatsächlich zum Duumvirat an...
    "Nun, diese Frage ist schnell und leicht beantwortet: Wo sich manche Kandidaten hier nur raffgierig um ihre eigenen Interessen kümmern, alle Arbeit ausschließlich delegieren und dafür dann auch noch aus der städtischen Kasse bezahlt werden wollen, da steht bei mir an oberster Stelle zunächst das Wohlergehen Ostias, unserer geliebten Civitas! Indem ich es war, der dem Schmuckhändler Titus Lavenius seine Handelslizenz wiedergab - ohne irgendeine Bestechung oder ähnliches (!) -, sollte ich dies wohl mehr als deutlich unterstrichen haben. Ich bin ein ehrenwerter Mann und kein Lügner und Betrüger!" Noch hatte der Herennier natürlich nicht gelogen, sondern nur betrogen. Aber für den Fall, dass der später Dinge erzählen wollte, die er besser nicht erzählte, wäre es sicherlich nicht falsch ihn auch vorab schonmal als Lügner darzustellen, dem man nicht den geringsten Glauben schenken dürfte.
    "Mir kann man im Gegensatz dazu trauen und vertrauen! Für mich steht das Wohl der Civitas genauso an höchster Stelle und über allen eigenen Interessen, wie beispielsweise auch für Helvetius Ocella, den ihr alle vorhin bereits hier habt sprechen hören. Er hat den Händler, der gnadenlos übers Ohr gehauen werden sollte, erst zu mir gebracht und damit dafür gesorgt, dass dieser Händler zu seinem Recht kommt - wie ihr alle hier jederzeit zu eurem Recht kommen sollt! Wir brauchen in Ostia ehrenwerte Männer! Keinen seine Amtgewalt ausnutzenden Herennius! Keine alles in die eigenen Taschen steckenden Brüder Gaius und Gnaeus Geminius Gallus!", womit er sich nun also bei Ocella revanchierte und auch dessen Mitkandidaten etwas verunglimpfte, wie es eben zu soeinem Wahlkampf mitunter dazu gehörte...


    "Ich sage euch also: Wählt einen Helvetius Ocella, wenn ihr einen gerechten Aedilis Mercatuum haben wollt! Wählt einen Hortensius Vaticanus, wenn ihr einen verständigen Aedilis operum publicorum haben wollt! Wählt meinen zuverlässigen Klient Asinius Celer, wenn ihr wollt, dass ein Quaestor dafür sorgt, dass öffentliche Gelder auch öffentliche Gelder bleiben! Und zu guter Letzt: Ermöglicht meinem Collega Cassius und mir, Marcus Iulius Dives, unsere Wiederwahl zu Duumviri Ostienses, auf dass wir unsere gute Arbeit in Zeiten schwerster Krisen weiter kontinuierlich und gut und vor allem zum Wohle Ostias, zu eurem Wohle machen können! Denn: Wir standen und stehen hier für euch! Für euch, die Bürger von Ostia!", beendete Dives seine Rede enthusiastisch und mit weit geöffneten Armen, die eben zeigten und unterstrichen: 'für euch'.
    Zufrieden registrierte der Iulier sodann den Beifall seiner Anhänger, der Anhänger Heminas und vieler mehr. Später noch die Rede des Cassiers und der eine oder andere werbende Aushang und dann sollte die Sache hoffentlich geritzt sein... So verließ Dives die Rostra mit einem strahlenden Lächeln und wunderte sich kurz danach, wie es kam, dass ein Apfel so unsanft neben ihm zu Boden ging. Die Antwort wurde ihm jedoch stante pede klar: Er hatte ja dafür gesorgt, dass der Herennier direkt nach ihm reden 'durfte'... Was für ein Spaß!

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  • Natürlich hatte Ocella gemeinsam mit Frugi dafür gesorgt, dass alle Unterstützer, und insbesondere Titus Lavenius, auf dem Platz blieben, bis Hemina seine Rede gehalten hatte. Das war eine lange Zeit, die Anhänger wurden aber von Lavenius mit Essen und Getränken versorgt, sodass sie den Tag quasi spendiert bekommen und dafür nur gute Stimmung für das vermeintliche Quinquevirat und schlechte Stimmung bei den Gegenkandidaten machen mussten. Das war der Dank des Titus Lavenius für den Einsatz des Helvetiers und des Iuliers bei der Wiedererteilung seiner Lizenz. Sodann applaudierten die Anhänger bei der Rede des Asiniers, die im Rahmen der Kandidaturen zur Quaestur gehalten wurde, und besonders laut bei der Rede des Iuliers. Alle Leistungen des Dives wurden enthusiastisch gefeiert und damit auch indirekt als "echte" Leistungen bestätigt. Bei so viel Applaus musste die Rede einfach vollumfänglich wahr sein.


    Nun folgte dann die Rede des Herenniers, die - so schätzte Ocella - immer wieder unterbrochen werden würde, was tödlich für die Konzentration des Redners wäre. Er selbst könnte es nur dadurch schlimmer machen, indem er mit Notizen auf die Rostra trat, was aber selbst Ocella nicht glaubte. Jedenfalls hieß es auszuharren, bis der Cassier an der Reihe war und auch seine Rede zu feiern. Natürlich etwas weniger, als die des Iuliers, schließlich sollte dieser letztlich die meisten Stimmen erhalten und damit erster Duumvir werden, aber in jedem Fall freundlich, da der Cassier, wie jeder wusste, sehr emotional werden konnte.

  • Nach dem erfolgreichen Opfer für Mercurius galt es nun, die obligatorische Rede auf der Rostra der Stadt zu halten. Ocella war mit seinem Anhang bereits relativ früh anwesend, um sich die einere oder andere Rede der Kandidaten für die Aedilität und die Quaestur anzuhören. Doch zog sich das recht lange hin, da manch ein Kandidat kein geborener Redner war oder seine Rede ins unendliche zog.


    Als Kandidat für das Duumvirat hatte der Helvetier seine Rede allerdings erst recht spät zu halten. Insgesamt sprachen dann noch zwei Kandidaten, bevor dann Ocella unter dem Jubel aus der Zuhörerschaft auf die Rostra stieg und an das Geländer trat. Dass der Jubel auch eintrat, hatte sein Wahlkampfleiter Frugi sichergestellt, der die Klienten und anderen Unterstützer des Helvetiers auf dem Platz verteilt hatt, sodass es so wirkte, Ocella hätte eine breite Unterstützung in der Zuhörerschaft.


    Dann war es mal wieder soweit. Ein Herold kündigte den Kandidaten Titus Helvetius Ocella, Decurio Ostiensis, und scho erhob Ocella seine Stimme, die er natürlich in den letzten Tagen gut trainiert hatte.


    Ihr Bürger Ostia!


    er ließ das erstmal wirken und merkte, wie es nun aus dem Platz etwas ruhiger wurde. Ocella war leicht nervös, so wie vor jeder großen Rede vor der versammelten Bürgerschaft.


    Es stehen wieder Wahlen für die Stadtverwaltung an. Ihr habt wieder die Möglichkeit, zu entscheiden, wer die Geschicke unserer geliebten Stadt, der Stadt der Händler und Reisenden, lenken soll. Ihr alle kennt die Voraussetzungen für eine solche Wahl: Es müssen tüchtige Männer sein, die ihre Kraft gänzlich in den Dienst der Stadt stellen. Es müssen ehrenvolle Männer sein, die sich ihrer Verpflichtung der Stadt gegenüber bewusst sind. Es müssen starke Männer sein, die auch mal auf den Tisch hauen können, wenn es um die Interessen der Stadt geht.


    Auch diese Aufzählung ließ er erstmal wirken. Praktisch gesehen waren das Allgemeinplätze, die auch noch jeder auf dem Platz unterschreiben konnte.


    Ihr könnt nun entscheiden, ob ihr mir diese Eigenschaften zutraut. Und messen könnt ihr mich an meinen Taten aus der vergangenen Amtszeit:
    Ich habe federführend an der Erstellung der Marktordnung für unsere Stadt gearbeitet und habe dafür gesorgt, dass sowohl Händler, als auch die Stadtverwaltung klare Regelungen bekommen haben.
    Ich habe gemeinsam mit dem Duumvir Iulius Dives einen Reparatur- und Versorgungsfond für die Stadt eingerichtet, damit mögliche finanzielle Belastungen der Stadt nach dem Bürgerkrieg getragen werden konnten.
    Zudem habe ich mit Zustimmung des Ordo decurionum eine Bürgerwehr aufgestellt, die auch noch jetzt die innerstädtische Sicherheit Ostias gewährleistet.


    Hätten die Zuhörer die soeben angebrachte Liste noch im Kopf, könnten sie sie jetzt Punkt für Punkt abhaken. Ocella nahm den freundlichen Jubel der Zuhörer zu Kenntnis und kam dann auch schon zum Ende:


    Daher lade ich euch ein, mich bei meiner Kandidatur um das Duumvirat zu unterstützen und mir bei den anstehenden Wahlen, eure Stimmen zu geben. Trefft also eure Entscheidung und gebt eure Stimmen ab!


    Ocella trat zurück und nahm den Applaus der Zuhörer an, bevor er die Rostra verließ. Sein Wahlkampfleiter Frugi nickte ihm zuversichtlich zu, bevor sie dann die nächsten Schritte planten.

  • Einige Angestellten, seitens der ansässigen Betriebe von ihrem Arbeitgeber Decimus Varenus waren gekommen, um die Rede des wahrscheinlich neuen Duumvir zu hören. Sie hatten in den letzten beiden Jahren nur gutes in Ostia erfahren können. Die Stadt blühte so richtig auf, sie hatten vor allem Arbeit. Der jetzige Duumvir Iulius war ein Segen für Ostia, seine unermüdliche Arbeit brachte die Stadt erst so richtig zum Glänzen. Und so war man eben genauso gespannt darauf, sich sogar ziemlich sicher, dass Helvetius diese Aufgabe nicht weniger schlecht leisten würde. Er hatten eben auch von einen guten Lehrmeister Iulius lernen können. Es war ja bekannt, dass die beiden sehr viel dienstlich zusammenarbeiteten und auch privat gute Freunde waren. Außerdem gab es in den bisherigen Ausübungen seiner Ämter nichts zu bemängeln, überhaupt nichts.


    "WÄHLT HELVETIUS OCELLA!", schrie einer der Arbeiter.

  • Selbstredend hatte es sich auch der scheidende Duumvir Iulius Dives nicht nehmen lassen sich wenigstens ein paar der Reden anzuhören. Insbesondere interessierten ihn dabei natürlich die Bewerber für die Quaestur und das Amt des Aedilis operum publicorum, denn der eine wäre im kommenden Amtsjahr für die Finanzen der Civitas und der andere für die öffentlichen Bauten verantwortlich. Da brauchte es in jedem Fall guter Nachfolger für die jetzigen Magistrate, damit bei dem Tempelbau zu Ehren des Iuppiter Serapis auch alles weiter nach Plan lief... oder nach dieser unsäglichen Belagerung Romas jetzt endlich begann wenigstens ansatzweise nach Plan zu laufen. 'Blöder Bürgerkrieg!'
    Während die Kandidaten für die Marktädilität ihre Reden hielten, gönnte sich Dives eine kurze Pause von dem vielen Zuhören und Herumstehen, was beides zusammen auf Dauer doch recht anstrengend sein konnte. Zudem gab es in seinem Officium in der Curia Ostiensis auch noch eine kleine Sache, die er mit seinem Vorzimmerbeamten Ostianus klären musste. Pünktlich zu den Bewerbungsreden auf das Duumvirat erschien der Iulier dann jedoch sogar in Begleitung seines cassischen Collega erneut auf dem Forum und positionierte sich am Rande der Rostra, wo er sowohl einen ganz guten Überblick über die übrigene Zuhörerschaft, als auch eine weitesgehend freie Sicht auf die sprechenden Kandidaten hatte. Dann war Ocella an der Reihe.


    Verglichen mit seiner letzten Kandidaturrede zur ostiensischen Aedilität hielt der Helvetier sich heute doch um einiges kürzer. Nach den vielen Reden, die Dives sich an diesem Tage bereits angetan hatte, musste er sich jedoch eingestehen, dass er das so schlecht aber gar nicht fand. Ocella sprach von den Amtsvoraussetzungen und verwies auf seine Leistungen als Aedilis Mercatuum. Beides war ganz hübsch jeweils in einen Dreiklang verpackt und damit auch stilistisch nicht unattraktiv.
    Dennoch befand der Duumvir doch, dass dem Ganzen vielleicht noch ein Hauch von Inspiration fehlte - für seinen persönlichen Geschmack. Wo waren die Visionen, die Ocella hatte? Wo die Pläne für die Zukunft? Ja, in gewisser Weise war es wohl ein drittes Tricolon, das der iulische Zuhörer erwartet hatte, das dann jedoch ausgeblieben war. Die helvetischen Taten zeugten von einer tüchtigen Vergangenheit, während die Amtsvoraussetzungen irgendwo die Gegenwart, die Wahl, repräsentierten. Doch wo war Teil drei? Wo war die Zukunft?


    Zitat

    Original von Titus Decimus Varenus
    "WÄHLT HELVETIUS OCELLA!", schrie einer der Arbeiter.


    Die breite Masse schien sich von den iulischen Gedanken nicht stören zu lassen - wie wohl auch kaum anders zu erwarten gewesen wäre. Mit einem vielsagenden Lächeln applaudierte Dives anschließend äußerlich restlos zufrieden dem Candidatus und entschloss sich derweil innerlich dazu, dass er dem Glück des Helvetiers vielleicht und nur zur Sicherheit noch ein wenig auf die Sprünge helfen würde.

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