Während der Tiberier so hörte, was sein Klient da vorlaß, musste er unweigerlich laut lachen, so dass man es sicher noch in den nächsten 3 bis 4 Officia hören konnte. "Ach, Petronius!" Der Tiberier wischte sich eine kleine Träne von seinem rechten Auge, die ihm während des Lachens ausgeströmt war, hinfort. "Was soll denn 'ud' für ein Wort sein? Was hab ich doch extra weggestrichen, weil du da offensichtlich einen Buchstabendreher drin hattest. Tja, und ein paar andere Sachen, die ich heausgestrichen habe, liest du einfach mal munter vor. Bitte nochmal das Ganze! Und diesmal mit mehr Konzentration!" Aber schon unterbrach ihn der Tiberier wieder. "Oder halt. Lass es erst einmal gut sein. Ich denke, der Text ist gut. Ich hab einen anderen Auftrag für dich: Sei doch so gut und such mir die Namen der Statthalter folgender Provinzen heraus: Cappadocia, Syria, Iudaea, Alexandria et Aegyptus, Moesia Inferior sowie Germania Superior"
- Officium XVII
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- Officium - Quaestor Principis
- Lucius Aelius Quarto
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Als Lepidus ihn auslachte, bekam Lucius sofort rote Ohren - erst jetzt bemerkte er, wie unkonzentriert er gewesen war. So eine Schwäche ärgerte ihn selbst: Am Ende dachte der Tiberier jetzt, dass er zu doof war einen Text vorzulesen!
"Unser erhabener Kaiser wünscht einen Überblick sowie eine persönliche Einschätzung über die außenpolitische Lage des Imperium-"
begann er also, ehe Lepidus ihn unterbrach, um doch andere Anweisungen zu geben. Die Namen von Statthaltern - kein Problem!
"Jawohl, Domine. Entschuldige, Domine!" -
"Hast du die Namen inzwischen?", fragte der Tiberier nach einer Weile als er zum Arbeitsplatz des Petroniers stiefelte. Hinterlass sie mir auf einer Tabula. "Ich hab dann gleich die nächste kleine Aufgabe für dich. Geh in das Officium des Primicerius a rationibus, er heißt Decimus, wenn ich mich recht erinnere. Kann auch sein, dass du ihn im Officium des Procurator a rationibus findest. Aber das findest du schon heraus. Jedenfalls wollte er vor einer Weile etwas mit mir besprechen, hat sich aber nicht mehr gemeldet. Frag ihn, wann er Zeit für eine Besprechung hat. Er kann dann zum entsprechenden Zeitpunkt gern hier auftauchen oder ich geh zu ihm - ganz wie er es lieber hat."
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Für den jungen Petronier war es irgendwie komisch, als Bediensteter herumgescheucht zu werden. Natürlich hatte auch der Alte ihn manchmal wie einen Sklaven behandelt und vor allem in der Zeit auf der Villa Rustica hart rangenommen. Aber seither war er zunehmend sein eigener Herr gewesen und vor allem hier in Rom hatte er es sich völlig abgewöhnt gehabt, Befehlen gehorchen müssen. Entsprechend missmutig war er bei der Arbeit: Er hatte wegen den Statthaltern nämlich gleich nochmal zum Officium ab Epistulis laufen dürfen, um sich die Namen zu besorgen. Entsprechend konnte er zwar direkt die Liste präsentieren - allerdings wurde sie kaum gewürdigt. Stattdessen gab es gleich den nächsten Auftrag: Terminabklärungen. Das war nun wirklich eine langweilige Sache!
Trotzdem wusste Lucius natürlich, wo sein Platz war, biss die Zähne zusammen und antwortete nur
"Jawohl, Domine."
So hatte er sich seine Arbeit als Scriba Personalis irgendwie nicht vorgestellt! -
Während der Petronier beschäftigt war, bereitete der Tiberier die individualisierten Briefe vor. Stück für Stück ging er die einzelnen Grenzprovinzen durch. In Syria war natürlich das Partherreich von besonderem Interesse, was natürlich ebenso für den Klientelstaat Armenien galt. Letzteres wurde auch in der Provincia Cappadocia erfragt, die die längste Grenze mit Armenien teilte. In Moesia Inferior wurde das Verhältnis zum nicht weit entfernten Regnum Bospori erfragt und in Ägypten erkundigte man sich nach dem Status des Nachbars Nabataei. Der Tiberier war schon reichlich gespannt, was für Antworten folgen würden und wie es an den Grenzen derzeit aussah. Stück für Stück nahm er sich die einzelnen Briefe noch einmal vor. Der Petronier sollte sie später noch einmal gegenlesen.
Ad
Legatus Augusti pro Praetore
Publius Veturius Cicurinus
Antiochia
Provincia SyriaAn den ehrenwerten Statthalter der Provincia Syria:
Unser erhabener Kaiser wünscht einen Überblick sowie eine persönliche Einschätzung über die außenpolitische Lage des Imperium Romanum. Deshalb befielt er dir, einen umfassenden Bericht bezüglich der Beziehungen zwischen dir und den benachbarten Völkern außerhalb der Grenzen des Imperiums, insbesondere mit den angrenzenden Fürsten, Königen, und sonstigen bedeutungsvolleren Stammesoberhäuptern, nach Rom zu schicken. Dabei hast du insbesondere zu berücksichtigen, inwiefern der Bürgerkrieg einen Wandel der Beziehungen hervorgerufen hat. Vor allem möchte der Imperator über das Verhältnis und das Verhalten des Regnum Parthorum sowie über den Status des Klientelfürstentums Armenien aufgeklärt werden. Gibt es Versuche der Parther, ihren Einflussbereich auszuweiten? Welches Gefahrenpotenzial besteht derzeit und wo siehst du bedarf, die diplomatischen Beziehungen zu intensivieren beziehungsweise neue Verträge auszuhandeln?Der Imperator wünscht, dass diesem Bericht höchte Priorität eingeräumt wird, auf dass eine zeitnahe Antwort erfolgt.
Vale bene,Lucius Tiberius Lepidus
~~Quaestor Principis - Administratio Imperatoris~~
Ad
Legatus Augusti pro Praetore
Marcus Vinicius Hungaricus
Mogontiacum
Provincia Germania SuperiorAn den ehrenwerten Statthalter der Provincia Germania Superior:
Unser erhabener Kaiser wünscht einen Überblick sowie eine persönliche Einschätzung über die außenpolitische Lage des Imperium Romanum. Deshalb befielt er dir, einen umfassenden Bericht bezüglich der Beziehungen zwischen dir und den benachbarten Völkern außerhalb der Grenzen des Imperiums, insbesondere mit den angrenzenden Fürsten, Königen, und sonstigen bedeutungsvolleren Stammesoberhäuptern, nach Rom zu schicken. Dabei hast du insbesondere zu berücksichtigen, inwiefern der Bürgerkrieg einen Wandel der Beziehungen hervorgerufen hat. Welches Gefahrenpotenzial besteht derzeit und wo siehst du bedarf, die diplomatischen Beziehungen zu intensivieren beziehungsweise neue Verträge auszuhandeln?Der Imperator wünscht, dass diesem Bericht höchte Priorität eingeräumt wird, auf dass eine zeitnahe Antwort erfolgt.
Vale bene,Lucius Tiberius Lepidus
~~Quaestor Principis - Administratio Imperatoris~~
Ad
Praefectus Aegypti
Quintus Minidius Geminus
Alexandria
Provincia Alexandria et AegyptusAn den ehrenwerten Statthalter der Provincia Alexandria et Aegyptus:
Unser erhabener Kaiser wünscht einen Überblick sowie eine persönliche Einschätzung über die außenpolitische Lage des Imperium Romanum. Deshalb befielt er dir, einen umfassenden Bericht bezüglich der Beziehungen zwischen dir und den benachbarten Völkern außerhalb der Grenzen des Imperiums, insbesondere mit den angrenzenden Fürsten, Königen, und sonstigen bedeutungsvolleren Stammesoberhäuptern, nach Rom zu schicken. Dabei hast du insbesondere zu berücksichtigen, inwiefern der Bürgerkrieg einen Wandel der Beziehungen hervorgerufen hat. Dabei interessiert den Imperator vor allem auch der derzeitige Status des Klientelreichs Regnum Nabataei. Wie treu ist das Königreich einzuschätzen? Kommen sie ihren Verpflichtungen nach? Welches Gefahrenpotenzial besteht allgemein an den Grenzen und wo siehst du bedarf, die diplomatischen Beziehungen zu intensivieren beziehungsweise neue Verträge auszuhandeln?Der Imperator wünscht, dass diesem Bericht höchte Priorität eingeräumt wird, auf dass eine zeitnahe Antwort erfolgt.
Vale bene,Lucius Tiberius Lepidus
~~Quaestor Principis - Administratio Imperatoris~~Aegyptus
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Als Lucius wieder einmal in sein Officium zurückkam, lagen schon die Entwürfe des Quaestor bereit. Lustlos setzte er sich auf seinen Schemel und begann die Dinger Korrektur zu lesen - eine Aufgabe, für die er sich wohl kaum so viele Jahre durch die Rhetorenschule hätte quälen müssen! Trotzdem gab er sich natürlich Mühe - er wollte ja nicht als Idiot dastehen, der nicht einmal Rechtschreibung beherrschte! Und tatsächlich fand er einige Fehler:
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Legatus Augusti pro Praetore
Publius Veturius Cicurinus
Antiochia
Provincia SyriaAn den ehrenwerten Statthalter der Provincia Syria:
Unser erhabener Kaiser wünscht einen Überblick sowie eine persönliche Einschätzung über die außenpolitische Lage des Imperium Romanum. Deshalb befielt er dir, einen umfassenden Bericht bezüglich der Beziehungen zwischen dir und den benachbarten Völkern außerhalb der Grenzen des Imperiums, insbesondere mit den angrenzenden Fürsten, Königen, und sonstigen bedeutungsvolleren Stammesoberhäuptern, nach Rom zu schicken. Dabei hast du insbesondere zu berücksichtigen, inwiefern der Bürgerkrieg einen Wandel der Beziehungen hervorgerufen hat. Vor allem möchte der Imperator über das Verhältnis und das Verhalten des Regnum Parthorum sowie über den Status des Klientelfürstentums Armenien aufgeklärt werden. Gibt es Versuche der Parther, ihren Einflussbereich auszuweiten? Welches Gefahrenpotenzial besteht derzeit und wo siehst du [FONT=freestyle script, amaze]Bbedarf, die diplomatischen Beziehungen zu intensivieren beziehungsweise neue Verträge auszuhandeln?Der Imperator wünscht, dass diesem Bericht höchte Priorität eingeräumt wird, [FONT=freestyle script, amaze]aufdass[/FONT]
auf dasseine zeitnahe Antwort erfolgt.
Vale bene,[/FONT]Lucius Tiberius Lepidus
~~Quaestor Principis - Administratio Imperatoris~~
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Legatus Augusti pro Praetore
Marcus Vinicius Hungaricus
Mogontiacum
Provincia Germania SuperiorAn den ehrenwerten Statthalter der Provincia Germania Superior:
Unser erhabener Kaiser wünscht einen Überblick sowie eine persönliche Einschätzung über die außenpolitische Lage des Imperium Romanum. Deshalb befielt er dir, einen umfassenden Bericht bezüglich der Beziehungen zwischen dir und den benachbarten Völkern außerhalb der Grenzen des Imperiums, insbesondere mit den angrenzenden Fürsten, Königen, und sonstigen bedeutungsvolleren Stammesoberhäuptern, nach Rom zu schicken. Dabei hast du insbesondere zu berücksichtigen, inwiefern der Bürgerkrieg einen Wandel der Beziehungen hervorgerufen hat. Welches Gefahrenpotenzial besteht derzeit und wo siehst du [FONT=freestyle script, amaze]Bbedarf, die diplomatischen Beziehungen zu intensivieren beziehungsweise neue Verträge auszuhandeln?Der Imperator wünscht, dass diesem Bericht höchte Priorität eingeräumt wird, [FONT=freestyle script, amaze]aufdass[/FONT]
auf dasseine zeitnahe Antwort erfolgt.
Vale bene,[/FONT]Lucius Tiberius Lepidus
~~Quaestor Principis - Administratio Imperatoris~~
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Quintus Minidius Geminus
Alexandria
Provincia Alexandria et AegyptusAn den ehrenwerten Statthalter der Provincia Alexandria et Aegyptus:
Unser erhabener Kaiser wünscht einen Überblick sowie eine persönliche Einschätzung über die außenpolitische Lage des Imperium Romanum. Deshalb befielt er dir, einen umfassenden Bericht bezüglich der Beziehungen zwischen dir und den benachbarten Völkern außerhalb der Grenzen des Imperiums, insbesondere mit den angrenzenden Fürsten, Königen, und sonstigen bedeutungsvolleren Stammesoberhäuptern, nach Rom zu schicken. Dabei hast du insbesondere zu berücksichtigen, inwiefern der Bürgerkrieg einen Wandel der Beziehungen hervorgerufen hat. Dabei interessiert den Imperator vor allem auch der derzeitige Status des Klientelreichs Regnum Nabataei. Wie treu ist das Königreich einzuschätzen? Kommen sie ihren Verpflichtungen nach? Welches Gefahrenpotenzial besteht derzeit und wo siehst du [FONT=freestyle script, amaze]Bbedarf, die diplomatischen Beziehungen zu intensivieren beziehungsweise neue Verträge auszuhandeln?Der Imperator wünscht, dass diesem Bericht höchte Priorität eingeräumt wird, [FONT=freestyle script, amaze]aufdass[/FONT]
auf dasseine zeitnahe Antwort erfolgt.
Vale bene,[/FONT]Lucius Tiberius Lepidus
~~Quaestor Principis - Administratio Imperatoris~~
Außerdem stellte er fest, dass Lepidus ja strenggenommen nicht befugt war, das Siegel der Administratio Imperatoris zu führen - immerhin war ein Magistrat des Cursus Honorum, für den folglich ein eigenes Siegel vorlag. Da er aber sowieso keine Lust hatte, die Siegel noch einmal vom Papyrus zu kratzen, ging er kurz zu dem Tiberier hinein und fragte:
"Äh - Domine - äh - soll tatsächlich das Siegel der Administratio Imperatoris für die Schreiben an die Provinzen genommen werden? Nicht das vom Cursus Honorum?" -
"Ich denke schon, dass wir in diesem Fall die Siegel der Administratio verwenden sollten. Auch wenn wohl die genaue Stellung meines Amtes nicht genau festgeschrieben ist, so arbeite ich ja nun einmal hier in der Administatio und seit vielen Jahrzehnten ist hier sicherlich nicht umsonst das Officum hier eingerichtet worden. Ich denke, als persönlicher Sekretär des Imperators, kann ich mich durchaus zu seinem Verwaltungsstab zählen. Darüber hinaus ist das Anliegen der Briefe eindeutig ein verwaltungstechnischer Akt, der vom Palatin selbst und nicht von meiner eigenen Magistratsinititiative kommt. Und nicht zuletzt haben die Magistrate meines Wissens nach keine Wertkarte bei der Post - die Administratio schon" Der Tiberier dachte jedenfalls nicht daran für die Regelung der Außenpolitik, die zweifellos ein imperatorischer Verwaltungsakt war, hier irgendwelches Porto zu bezahlen. Sein Geiz mag hier die treibende Kraft gewesen sein, doch das Vorgehen ließ sich zum Glück auch so ganz gut begründen. "Also falls dir nicht noch zwingende Argumente einfallen lassen sollten, würde ich dich darum bitten, die Briefe zur Post zu bringen"
-
Nach Lucius Kenntnisstand war der Quaestor Principis zwar doch ziemlich eindeutig dem Cursus Honorum und nicht der Verwaltung zuzuordnen - immerhin war er ein Beinahe-Senator und kein persönlicher Dienstbote wie die Verwaltungshengste hier im Hause - und somit war es absolut logisch, dass er eben auch das Siegel des Cursus Honorum führte und nicht das der Verwaltung. Aber er war hier nur der Scriba und wenn sein Patron sich lieber als Verwaltungsbeamter präsentierte, dann wollte er da nicht dazwischenfunken. Also nickte er nur und sagte
"Jawohl, Domine."
Dann machte er sich daran, die Post abzuschicken. Das hieß... er hatte im Postarchiv mitbekommen, dass die Beamten nicht zum Forum zum Cursus Publicus marschieren mussten, wenn sie Post verschickten - dafür gab es ja noch die Equites Singulares:
"Äh - soll ich die Schreiben über die kaiserliche Poststelle oder über den Cursus Publicus verschicken?" -
Auf dem Weg von der Kanzlei zum Officium des Quaestor Principis war der junge Petronier in einem kleinen Gefühlschaos gefangen: Einerseits schämte er sich, dass er ständig so unsicher war - immerhin hatte er es schon jetzt zum Eques gebracht und würde eines Tages über diesen ganzen Verwaltungshengsten stehen! Andererseits wunderte er sich schließlich, dass der Primicerius seinen Status und seine Herkunft kannte - war hier jeder über jeden informiert? Und schließlich nahm er sich vor, in Zukunft seine alte Taktik anzuwenden, gedanklich auf alle anderen herabzublicken, um seine Unsicherheit zu besiegen.
So erneut gefestigt betrat er das Officium und meldete sich an Lepidus' Schreibtisch.
"Der Primicerius Decimus kommt morgen früh zu dir, Domine!" -
"Mir gleichgültig! Hauptsache der Brief kommt an und es geht schnell!", brachte der Tiberier nun hervor und den etwas autoritären Machochef mimend. Seine Amtszeit neigte sich immerhin schon dem Ende zu und er war vom bisherigen Arbeitstempo nicht gerade begeistert.
-
Der junge Petronier hatte keine Ahnung, was er jetzt schon wieder falsch gemacht hatte - aber vom Alten war er das ja schon gewohnt, sodass er sich nichts daraus machte und es einfach auf das cholerische Temperament seines Patrons schob. Entsprechend wusste er auch, dass er nicht weiter nachfragen durfte und zog sich eilig zurück.
In seinem Schreibstübchen angekommen musste er sich dann selbst überlegen, wie er die Schreiben am besten auf den Weg brachte und entschied sich für den kaiserlichen Kurierdienst - der war sicherlich schneller und außerdem musste er dafür nicht sehr weit gehen, weil die Poststelle im Hause lag.
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"Schön", antwortete der Tiberier lapidar, machte sich eine Notiz, dass er den Decimus morgen empfängt und machte sich dann wieder an die Arbeit, ohne den Petronier, den er in letzter Zeit ohnehin nicht mehr mit Samthandschuhen anfasste, noch eines Blickes zu würdigen. Der Tiberier war mal wieder höchst gestresst und das musste im Notfall der Scriba zu spüren bekommen. Schließlich waren solche Leute ja nicht nur da, um zu arbeiten, sondern auch um als besserer Blitzableiter zu fungieren.
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Ohne einen weiteren Kommentar ging Lucius wieder zurück auf seinen Platz und machte sich an die anderen Aufgaben, die der Tiberier ihm aufgetragen hatte. Irgendwie wurde sein Patron in letzter Zeit immer gereizter - fast so wie der Alte zu den Hochzeiten des Streits mit den Ducciern. Und das wiederum war nicht dazu geeignet, ihm die Arbeit am Kaiserhof zu versüßen, die ihm sowieso schon wenig Spaß machte: Ständig musste er irgendetwas schreiben, abschreiben, mitschreiben oder korrekturlesen. Lepidus scheuchte ihn herum wie einen Sklaven und die anderen Notarii und so weiter schauten ihn immer verächtlich an, weil er eben nicht schon jahrelang hier arbeitete und sich auskannte. Allerdings vermutete Lucius eher, dass sie neidisch auf ihn waren - denn er würde sich zwar hier durchquälen müssen, dann aber eine glänzende Karriere vor sich haben. Und daran klammerte er sich wie ein Ertrinkender an ein Stück Treibholz, um diese verdammte Arbeit zu verkraften...
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Zu den Aufgaben des jungen Petroniers gehörte es auch, die Post des Quaestors jeden Morgen aus dem Postofficium abzuholen. Diesmal war sogar ein besonders interessantes Schreiben dabei - es trug das Siegel des Legaten von Syria! Voller Aufregung platzte Lucius in das Officium von Lepidus und vergaß sogar das Anklopfen, um die Rolle direkt auf dem Schreibtisch zu platzieren:
"Domine, ein Schreiben aus Syria!"
verkündete er zufrieden - immerhin hatte er ja quasi das Schreiben aufgesetzt, das zu dieser Antwort geführt hatte! -
"Ah, na endlich!", rief der Tiberier aus als die sehnlichst erwartete Post endlich erschien. Man wusste ja schon gar nicht mehr, was man machen sollte. Der ließ das Schreiben sofort öffnen und überflog es höchstpersönlich. Ein paar "ah" und "hmm"- Töne ließen sich vernehmen. "Interessant, hochinteressant!" Anschließend reichte er seinem Scriba das schreiben zurück. "Lies selbst!" Währenddessen nutzte der Tiberier die Zeit um ein wenig in seinem Officium auf und ab zugehen und ein wenig zu grübeln. Nach einer Weile fragte er dann den Petronier: "Meinst du, ich sollte den Kaiser umgehend damit behelligen oder lieber warten bis ich ihm auch andere Berichte im Paket vortragen kann?" Er wollte den Kaiser nicht unnötig viel seiner Zeit rauben, andererseits war der vom Statthalter für notwendig befundenen vertraglichen Absicherung mit dem Partherreich wohl doch eine gewisse Priorität zuzuschreiben. Und dazu konnte man auch nicht wissen, wann die anderen Berichte kamen. Das konnte vielleicht noch Tage und Wochen dauern.
-
Gespannt wartete Lucius, während Lepidus las. Als sein Patron dann endlich fertig war, ergriff er die Rolle rasch und überflog den Brief selbst. Sofort fiel ihm auf, dass er schön sachlich gehalten war - ganz anders als das, was Eumenius ihnen immer eingetrichtert hatte! Und es ging offensichtlich um Dinge von Krieg und Frieden - da blieb für ihn nur eine Antwort auf Lepidus' Frage:
"Ich würde ihn gleich unterrichten! Wer weiß, wann die anderen Berichte kommen?"
Tatsächlich waren die Berichte ja in sämtliche Provinzen verschickt worden, sodass es doch unwahrscheinlich war, dass sie auch nur in einem ähnlichen Zeitraum ankamen. Wenn er weiterdachte, würde der Kaiser wahrscheinlich auch ewig viel Zeit brauchen, wenn alle 41 Berichte auf einmal vorgelegt wurden - dann war es wohl klüger, das ganze häppchenweise zu liefern! -
Da bestätigte der Petronier noch einmal seine eigenen Zweifel an einem alternativen Vorgehen, was überaus gut war. Manchmal musste man bestimmte Dinge noch von jemand anderem hören, bevor man sie wirklich entscheiden kann. "Du hast völlig recht. Ich werde mich so schnell wie möglich an den Kaiser wenden", und so zog der Tiberier gleich aus, um sich einen Audienz-Termin zu verschaffen. Kurz vor dem Hinausgehen, fiel dem Tiberier noch etwas ein, was ihn gleich noch mit der nötigen Wut aus dem Officium trieb. "Achja, und was ist eigentlich mit dem verfluchten Decimus?! Der sollte doch schon längst hier sein! Finde heraus, was da los ist und beschwer dich zur Not bei seinem Vorgesetzten, dass er er nicht in der Lage ist, Termine einzuhalten und dadurch den reibungslosen Ablauf der Verwaltung innerhalb des Palastes massiv behindert!"
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Decimus? Noch gut erinnerte Lucius sich, wie rüde der alte Finanzverwaltungshengst ihn angemacht hatte - eigentlich hatte er so gar keine Lust, dem Kerl nochmal unter die Augen zu treten! Aber er wusste natürlich, dass er hier nicht die Schwäche zeigen durfte, Angst vor einem einfachen Beamten zu haben! Also nickte er nur und machte sich davon - verflogen war das Hochgefühl des Briefes!
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Lucius schwieg den ganzen Weg zum Officium seines Patrons und dachte darüber nach, was der Decimer ihm gesagt hatte - mehr und mehr hatte er nämlich den Eindruck, dass seine Erklärungen gar nicht soo abwegig waren...
Schließlich kamen sie aber an und der junge Petronier klopfte, trat ein und verkündete:
"Der Primicerius Decimus. Er hatte deinen Termin vergessen, Domine." -
Varenus schüttelte nur den Kopf, aber schmunzelte dabei ein wenig. Was für ein Frechdachs der Junge doch war. Hätte sein Sohn sein können. Dann zog er glatt an den Petronius vorbei. "Salve Tiberius. Nicht direkt vergessen, aber so ähnlich. Nun gut, nun bin ich hier. Es war ja mein Anliegen dich zu sprechen. Ich muss dir ja nicht sagen, wie wichtig die Arbeit zwischen dem Fiscus und das Aerarium ist." In Wirklichkeit war Varenus der Meinung das Aerarium so weit zu schwächen, dass es kaum noch von Bedeutung war. Die Senatoren sollen sich um andere Dinge schären, als um den öffentlichen Haushalt. Erste Schritte wurde bereits erfolgreich unternommen. Er hatte es nämlich tatsächlich geschafft einige Befugnisse dem Senat zu entziehen, weitere sollten in Kürze folgen.
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