Porta - Der Eingang

  • Es dauerte eine ganze Weile bis die Gruppe die Domus Iunia erreichte. Die Sänfte stoppte, die Zwillinge stiegen ab und während Nysa ihr Kopftuch zurechtrückte lud Sigumer das Gepäck ab.
    Nysa und die Kinder traten an das Eingangsportal und die Amme klopfte.
    Nicht ohne vorher Marcus und Masra nochmal leise zu ermahnen.

  • In letzter Zeit gab es auffallend viele Besucher, fiel es vor allem dem Ianitor auf. Der musste sich in letzter Zeit sicher doppelt so oft von seinem Schemel erheben als sonst. Exakt das tat er auch jetzt, als mal wieder dieses Pochen von der anderen Seite der Porta zu ihm durchdrang, welches er sicherlich bereits tausende Male gehört hatte. Sein freundlichstes Ianitor-Gesicht aufsetzend, falls es so etwas denn gab, schob er den schweren Riegel zurück und öffnete die Tür, wie immer erst nur einen Spalt breit, und musterte die Herrschaften, die ihm da gegenüberstanden.
    "Wir geben nichts", waren die ersten Worte, die seinen Mund verließen, als er die Alte und die beiden Kinder vor sich hatte. Erst registrierte er, die eigentlich recht feinen Kleider, wenn sie auch - vermutlich durch eine Reise - etwas zerknittert waren, und sein Blick fiel auf die im Hintergrund wartende Sänfte. "Salve ... was kann ich für euch tun?", ersetzte der Türsklave seine Absage durch eine berechtigte Frage.

  • Es dauerte ein Weilchen, doch dann öffnete sich auch schon die Porta des städtischen Domus Iunia und der Ianitor trat heraus.
    "Salve.", entgegnete der junge Livius zunächst freundlich, und setzte dann fort: "Mein Name ist Livius Drusus und ich bin hier im Auftrag des Templum Iovis Capitolini um einige Terminvorschläge mit Iunia Axilla durchzugehen. Ist sie zufällig anwesend? Oder soll ich ich die Liste einfach da lassen?" Nur schwerlich merkte Drusus, dass während des Redens die Nervosität in ihm wieder anstieg und er seine paar zurecht gelegten Sätze in einem Schwall zum Besten gab. Den Göttern sei dank, dass ihm in diesem Moment 'nur' der Ianitor gegenüberstand, da wirkte sich ein missglücktes Auftreten nur halb so schlimm aus.

  • Nysa schmunzelte einen sehr kurzen Moment, dann wurde sie wieder ernst.
    “Salve... Ich muss dich enttäuschen, wir wollen nichts - nun ja, fast nichts. Ich wurde von meiner Patronin, der Racilia Decula aus Baiae, beauftragt, ihre Kinder hierher zu bringen und würde gerne mit der Hausherrin diesbezüglich sprechen.“
    Marcus und Marsa sahen neugierig zum Ianitor. Vielleicht konnte man ja schon mal einen Blick vom Hausinneren erhaschen.
    Sigumer hielt sich wie von ihm erwartet im Hintergrund.

  • Der Ianitor wusste nickte leicht. Der Name Racilia Decula kam ihm irgendwie bekannt vor, so ganz vermochte er ihn aber dennoch nicht einzuordnen. Iunia Diademata hatte Rom schließlich schon vor Jahren verlassen und war wieder zurück nach Baiae gezogen.
    Der recht gute Eindruck der Leute und der Name der Mutter der beiden Kinder brachten den Ianitor dazu, die Türe für die Besucher zu öffnen.
    "DICON!", rief er nach drinnen.
    "Brauchst nicht so zu schreien ... ich bin hier", antwortete ein zweiter Sklave wenig begeistert, während er um die Ecke kam, im Türrahmen zwischen Atrium und Vestibulum stehen blieb und die Neuankömmlinge musterte. Wenn jemand an der schweren Eingangstür klopfte, hörte das geübte Ohr das Pochen auch zwei Zimmer weiter.
    "Er wird euch nach drinnen bringen und sehen, ob die Hausherrin Zeit für euch hat", sprach der Türsklave und deutete mit einem Nicken zu Dicon hinüber. "Am besten ins Tablinum", sagte er zu seinem Kollegen. Dort ließen sich derartige Gespräche am besten führen.

  • Als sie im bereits schwindenden Licht der Frühjahrssonne am Collis Quirinalis angelangt waren, weilte Cratinus sehr zum Leidwesen des jungen Iuniers noch immer unter den Lebenden. Mehr noch, der zähe alte Mistsack schien sich im schaukelnden Sitz der Sella sichtlich erholt zu haben, womit Agricola noch eine Hora zuvor im Leben nicht gerechnet hätte. Schon an der ersten Abzweigung am Circus Maximus hatte Cratinus aus dem letzten Loch gepfiffen, war aber zu faul, zu geizig oder auch nur zur stur gewesen, sich um eine der zahlreich bereit stehenden Lecticae zu bemühen. Agricolas’ inniger Wunsch, der hinfällige Verwalter möge vollends schlappmachen und ihn mit einer Wegbeschreibung alleine weiter schicken, war jedoch bitterlich enttäuscht worden. Mithilfe eines für acht Asse von einem Straßenhändler erstandenen Besenstiels hatte sich Cratinus japsend weiter geschleppt. Ein wenig weiter zumindest, denn auf dem Forum Romanum war ihm erneut die Luft ausgegangen. Entgegen Agricolas Hoffnung allerdings auch diesmal nicht für immer. Aus schierem Trotz – da war sich Agricola sicher – hatte Cratinus dann doch noch in ein gemietetes Fortbewegungsmittel investiert. Nicht in eine noble Lectica selbstredend, sondern eine einfache Sella. Eine Entscheidung jedenfalls, die ihm wahrscheinlich das Leben gerettet, Agricola dagegen endgültig den Tag versaut hatte.


    Und nun thronte er da auf seinem Tragestuhl, griente selbstgefällig auf den Iunier hinunter und schwang mit großer Geste seinen lächerlichen Besenstiel. „So, da wären wir. Die Domus Iunia in ihrer ganzen Pracht. Träger! Absetzen!“ Der Stuhl senkte sich zu Boden, Cratinus reckte mit wohligem Stöhnen die Glieder und schlurfte dann zielstrebig auf die schwere Porta zu. „Aber freu dich nicht zu früh, Kleiner ... die werden dir die Flausen noch austreiben ... wirst sehn’.“ Agricola setzte schweigend sein Bündel ab. Von freuen konnte gar keine Rede sein. Während Cratinus mit gichtigen Fingerknöcheln auf der Tür herumklopfte, als wolle er sie auf Holzwurmbefall untersuchen, betrachtete sich Agricola das beeindruckende Gebäude mit einer Mischung aus Hoffnung und Skepsis. Niemand erwartete ihn hier. Die Iunii waren über seine Ankunft noch nicht einmal informiert worden. Gut möglich, dass man ihn auch hier nicht haben wollte. Und dann? Doch zu den Verwandten nach Misenum? Die ganze Strecke wieder zurück? Mit diesem siechen alten Osker, dessen bloßer Anblick schon jetzt sein Blut in Wallung brachte? Alles, nur das nicht.


    „Nicht so zaghaft, Mann!“ brach es zornig aus ihm heraus. Wieselflink schubste er Cratinus zur Seite, bearbeitete die Porta mit ein paar donnernden Fußtritten und huschte anschließend sofort wieder in den Rücken des erschrockenen Verwalters, der vergeblich versuchte, ihn mit dem Besenstiel zu erwischen. „Du miese kleine Schabe! Bei allen Göttern .. ich .. ich werd’ dich ..“
    „Na, was?“ höhnte Agricola tänzelnd, „Mich mit deinem dämlichen Stock prügeln? Direkt vor der Domus meiner Gens? Genialer Einfall. Mach doch.“ Cratius machte nicht. Zum einen wohl, weil er seine begrenzten körperlichen Reserven realistisch einzuschätzen wusste, zum anderen vermutlich, weil sich im Gebäudeinneren deutlich hörbar etwas regte.

  • Der Ianitor hatte das lasche Geklopfe des Alten gar nicht erst registriert, schreckte aber umso mehr auf, als es plötzlich gegen die Tür hämmerte, als wollte jemand sie einreißen. War ja nicht genug, dass er in letzter Zeit mehrmals täglich von irgendwelchen Besuchern an die Tür gescheucht wurde, nein, jetzt glaubten anscheinend auch noch Randalierer, ihn belästigen zu müssen. Von einer Sekunde auf die andere stand der Türsklave auf den Beinen, schob hastig den Riegel zurück, riss die Tür auf und starrte die zwei Kerle vor der Tür missmutig an. Ein alter Sack mit Stock und ein Halbwüchsiger mit geschultertem Gepäck. Mit denen würde er locker fertig.
    "Falls ihr randalieren wollt, rate ich euch eine andere Domus zu suchen!", pflaumte er den Tattergreis und seinen halbstarken Begleiter wenig herzlich an, und ließ die Porta allein deswegen weiterhin offen, um herauszufinden, ob die zwei sich auch wirklich verzogen. War ja schlimm genug, dass sie ihn einmal hochgescheucht hatten. Auf ein zweites Mal hätte er erst recht keine Lust.

  • Agricola kaute mühsam auf einem Grinsen herum. Der Ianitor war ganz schön angefressen. Recht so. Sollte sich ruhig der wichtigtuerische alte Trottel mit dem erbosten Türsklaven auseinandersetzen. Er selbst verspürte nicht das geringste Bedürfnis, sich zu äußern. Cratinus schien ohnedies nicht gewillt, den jungen Iunier zu Wort kommen zu lassen. Kurz verdattert über die harsche Ansprache des Sklaven, fing sich der Verwalter schnell wieder, zog sich an seinem Besenstiel zu ganzer Größe empor und pumpte sich auf wie ein Ochsenfrosch. „Mäßige dich, Domesticus!“ blökte er überraschend volltönend durch die halb geöffnete Porta. Dann war schon wieder Schluss mit den voluminösen Tönen. Derart verausgabt musste Cratinus erst einmal nachschnaufen. „Vor dir steht Bavius Cratinus .. Vilicus des ehrenwerten Appius Iturius Geta. .. Ich bin beauftragt, deiner Herrschaft ... Diverses auszuhändigen .. und wünsche daher .. ein entscheidungsbefugtes Familienmitglied zu sprechen.“ Agricola hob kurz die Hand zum Gruß, gab sich ansonsten aber unbeteiligt.

  • Im Gesicht des Ianitor rührte sich zunächst nichts. Appius Iturius Geta? Nie gehört. Dementsprechend beeindruckt und ehrfürchtig war der Sklave auch. Also gar nicht. So wie der Alte sprach hatte er auch keinen Termin, und wenn, dann wäre es dem Sklaven mit Sicherheit bekannt gewesen. Da konnte sich der Alte also aufplustern wie er wollte, an ihm führte dennoch kein Weg vorbei. Und wer einfach mir nichts dir nichts auftauchte, an der Tür hämmerte wie ein Verrückter und anschließend ihn aufforderte sich zu mäßigen, gewann damit nicht unbedingt das grenzenlose Vertrauen des Ianitors. Wenig verwunderlich war es also, dass der Türsklave den beiden nach wie vor skeptisch gegenüberstand.
    "Was hast du denn auszuhändigen, Bavius Cratinus?", bohrte er sicherheitshalber nach. Besonders viel hatte er ja nicht dabei. Einen Stock, den Knaben und das Bündel.
    "Und wer ist dein Begleiter?"

  • Dass der Ianitor sich nicht so ohne weiteres geschlagen gab, erfüllte Agricola mit Genugtuung. Derlei war Cratinus von einem Servus nicht gewohnt. In Cales stand er ganz weit oben in der Hackordnung, da kam er gleich nach dem Dominos und war sozusagen ein Halbgott. Hier war er nur ein alter Zausel, der sich Zugang zu einer noblen Domus verschaffen wollte, ohne sich angemeldet zu haben. Selber schuld. Was hatte der runzlige Verwalter denn erwartet? Der Türsklave wäre keine fünf Asse wert gewesen, wenn er nicht nachgehakt hätte. „Das .. das .. ist ja .. ungeheuerlich.“, röchelte der Alte konsterniert, „Ich habe .. strikte Anweisung. Dies ist eine .. delikate .. Familienangelegenheit!“


    Agricola wurde ungeduldig. Sturheit gegen Starrsinn. So kam man hier nicht weiter. Er hatte Durst, er hatte Hunger und vor allem hatte er genug von dem ganzen Theater. „Mich hat er auszuhändigen, Ianitor.“ klärte er den standhaften Sklaven schließlich auf. „Stimmt’s nicht, Cratinus?“ Der Angesprochene kniff beleidigt die Lippen aufeinander, nickte dann aber zaghaft und ergänzte brummig: “So ist es. Den jungen Iunier da .. und ein Schreiben .. meines Patrons.“ Na bitte, geht doch, dachte Agricola gereizt und schnappte sich sein Bündel. Er würde jetzt da reingehen. Wenn sich die zwei Granitschädel hier draußen noch weiter belauern wollten, ihre Sache. Er jedenfalls wollte es endlich hinter sich bringen.

  • Der Ianitor musste nicht lange überlegen.
    "Meine Herrin ist anwesend. Ich werde fragen, ob sie dich empfängt. Tritt bitte ein." Einen Vertreter eines Tempels ließ man nicht vor der Tür warten. Zumindest ins Vestibulum durften diese jederzeit eintreten.


    Der Ianitor sandte einen Sklavenjungen los und leistete Livius Drusus so lange Gesellschaft. "Es dauert sicher nur einen Augenblick...", sprach er zaghaft in die Stille des Windfangs, als wenige Augenblicke später der Sklavenjunge auch schon zurückgeflitzt kam und verkündete: "Die Domina Axilla bittet ihren Gast ins Perystil."

  • Der Alte glaubte wohl wirklich, es brachte ihn weiter, wenn er vor dem Türsklaven einen Aufstand machte. Der wiederum seufzte nur leise. Und dann … endlich raffte sich der junge Bursche dazu auf etwas zu sagen, wenn schon sein greiser Kumpane stur war wie ein alter Bock.
    "Warum sagst du das nicht gleich. Tretet ein", sagte der Ianitor ein ganzes Stück freundlicher als zuvor zu dem Alten und trat ein wenig zur Seite um die beiden in die Domus zu lassen.
    Er wollte bereits lautstark nach Dicon rufen, der in letzter Zeit ständig von einer Ecke der Domus zur nächsten huschte, als er einen der Botenjungen im Atrium entdeckte.
    "Die beiden hier, Bavius Cratinus und sein iunischer Begleiter, wünschen ein Familienmitlglied zu sprechen. Frag nach, ob der Dominus Avianus sie empfangen will oder die Domina Axilla", trug er dem Jungen auf, der daraufhin nickte und sich davonmachte. Nur wenig später kehrte er zurück, setzte sein bestes Botenjungen-Lächeln auf und bat die beiden, ihm zu folgen. "Der Dominus Avianus bittet euch in sein Officium."

  • Nach einem kurzen Blick in die Akten der Wasserwirtschaftsverwaltung von Roma hatte Plautus den Standort der Domus Iunia festgestellt und machte sich auf den Weg dorthin.


    Eben war noch ein kleiner Graupelschauer durch die Straße gefegt, als er vor der Porta angekommen war.


    Er klopfte.

  • Nach kurzer Wartezeit öffnete der Ianitor die Tür, um nachzuschauen, wer denn nun schon wieder klopfte. Hier gings ja letztens zu wie in einem Bienenstock, stellte er einmal mehr fest.
    "Salve", grüßte er den Mann knapp, "Was führt dich her?"

  • Mit einem kurzen Lächeln sagte Plautus: "Was mich hier her geführt hat? Nun, meine Ortskenntnis, guter Mann. Aber im Ernst, mein Name ist Sergius Plautus und ich möchte mit dem Tribunus Iunius einige geschäftliche Dinge besprechen."

  • Einen Termin hatte der Kerl wohl nicht, sonst wüsste er davon oder der Sergius hätte etwas gesagt, dachte sich der Ianitor. Am besten sagte er einfach mal dem Dominus Bescheid, dass jemand ihn zu sprechen wünschte. Sollte der entscheiden.
    "Einen Augenblick", meinte der Ianitor und wandte sich kurz um, um nach dem Sklavenjungen zu rufen, der stets irgendwo durchs Haus huschte.
    "Berichte dem Dominus Avianus, dass ein gewisser Sergius Plautus ihn sprechen möchte. Es geht um Geschäftliches", trug er dem Jungen auf, und bat den Gast zumindest schonmal ins Vestibulum.
    Nur wenig später kehrte der Junge zu den beiden zurück. "Der Dominus bittet dich in sein Officium."

  • Nach der freundlichen Einladung von Avianus war es natürlich logisch, dass Scipio dieser Einladung nachkommen würde. Also machte er sich zusammen mit Broka auf den Weg, die Casa Iunia war ja nicht weit entfernt gewesen.
    Er klopfte an der Tür und wartete darauf dass jemand öffnete.

  • Nachdem die Besucher sich ein wenig hatten gedulden müssen, bequemte sich Araros sich schließlich zur Tür, schob kratzend den schweren Riegel zurück, und stand, sowie er die Porta aufschob, einem jungen Mann und seinem Begleiter gegenüber.
    "Salvete", grüßte der alte Ianitor die beiden auf der anderen Seite der Schwelle. "Wie kann ich helfen?"

  • Das Warten machte ihn unruhig, war am Ende niemand hier? Nein, endlich wurde die Tür geöffnet und der Ianitor stand vor ihm. "Salve. Ich habe eine Einladung von Iunius Avianus, mein Name ist Decimus Scipio." Er hatte die Einladung nicht mitgebracht, denn er rechnete natürlich nicht damit dass es Probleme geben würde, es war ja ein Privathaus und nicht gerade der Kaiser den er hier besuchen wollte.

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