Via | Mogontiacum - Confluentes

  • Ocellus staunte nicht schlecht als Varro mit den Männern und einer Frau aus dem Wald kam. Er war nicht untätig gewesen. Er hatte die Barbaren durchgezählt, durchsuchen lassen und sogar Hilkos Beim gefunden. Sie hatten einen zweiten Karren requiriert und den Fahrer überredet seine Zeit für den Rest des Tages der Ala II zu widmen.


    Mit seinem typischen Auftritt, wenn er eine hübsche Frau sah kam er auf Varro und Eila zu und meinte, Gelände gesichtet und gesichert. 18 getötete Barbaren. Bewaffnung lässt keine Rückschlüsse auf Stamm oder Herkunft zu.
    Sein Kennerblick glitt über Eila.
    ...und ihr habt auch was Schönes im Wald gefunden?
    Sein Lächeln ließ sonst reihenweise Frauen dahinschmelzen und er bemühe hier sogar seine DeLuxe Version.

  • Eila folgte dem Offizier aus dem Wald. Ihre Handgelenke juckten an den Abriebstellen und andauernd verfing sich ihr Kleid an irgendwelchen Ästen im Dickicht.
    Was würde nun werden? Seufzend atmete sie aus und wurde gewahr, daß sie den Wald verließen. Ein weiterer Legionär kam auf sie zu. Ein typischer Frauenheld schätzte sie ihn ein. Solche Typen träufelten einem Mädchen Honig ins Ohr um zu bekommen was sie wollten und dann ließen sie einen fallen wie einen abgenagten Knochen.
    Der Frauenheld sagte etwas zum Offizier und machte ihr in seinem Beisein schöne Augen.
    Dieses blöde Grinsen...hatte er da was zwischen den Zähnen?
    Eila verdrehte sichtbar die Augen um ihr Desinteresse zu demonstrieren und sah sich um.
    In der Nähe lagen die Leichen der Bande die sich verschleppt hatte. Sie erkannte den Kerl der sie,...sie stutzte...fehlte den der Arm oder? Sie sah näher hin und wandte sich ab. Ihm fehlte nicht nur der Arm. Ihr wurde ein wenig schummrig, was kein Wunder war, denn bis auf brackiges Wasser hatte sie die letzten zwei Tage nichts zu sich genommen.
    Ohne ihr Zutun knickten die Beine ein und sie sackte seitwärts auf die Wiese. Sie bekam noch mit, daß jemand etwas rief und sah ein paar stramme Waden um sich herum, aber das letzte war das Gesicht des Offiziers der sich über sie beugte und in den Arm nahm.
    Eigentlich hatte sie keinen bestimmten Typ, aber der...es wurde ihr schwarz vor Augen.

  • Während Ocella wie ein Gockel stolzierte und sich in Position brachte sackte die Germanin in sich zusammen. Varro versuchte noch sie aufzufangen, doch es war zu spät. Ocella stand mit offenem Mund da, er war ja allerleiReaktionen bei Frau gewohnt, aber in Ohnmacht war während seiner Einleitungsphase bisher noch keine von ihnen...so glaubte Varro zu wissen, denn Ocella hatte sein Ohr seit sie sich vor 28 Jahren das erste Mal geprügelt hatten.
    Behutsam hob er ihren Kopf an, sah in ihre Augen und fragte sich warum er in ihnen versank. Inzwischen war sie komplett weggetreten. Was für ihn halbwegs normal war schien sie eher mit zu nehmen. Blutgeruch, Leichen von Unmengen Fliegen bedeckt in der Mittagssonne, ein halb aufgerissener Pferdekadaver.Na schön, packen wir zusammen. Legen wir sie auf den Wagen und dann zurück zum Castellum! Sie platzierten sie auf der Ladefläche unter ein paar ausgebreiteten Decken.
    Die Waffen der Barbaren, die Beute, Hilkos Sattel und Ausrüstung kamen hinzu und kurze Zeit später brach die Patrouille auf. Varro ließ Ocella und zwei Equites bei dem Karren und ritt auf dem schnellsten Weg zurück zum Castellum.

  • Die Strasse war wenig genutzt. Zu dieser Tageszeit waren nur wenige Fuhrwerke und Fußgruppen unterwegs, weshalb es relativ störungsfrei voran ging.
    Varro empfand es als ungewöhnlich, daß sich ein Praefect selbst ein Bild der Lage machte, zumal in diesen unsicheren Zeiten. Doch Terentius Nero schien kein Mann des Officiums zu sein.
    Er an der Spitze der Turma neben Nero und wies im Vorbeiritt auf die Stellen an denen in der Vergangenheit kleinere Barbarengruppen aufgerieben worden waren. Bald kamen sie an die Stelle des letzten Zwischenfalls und Sie stoppten die Patrouille für eine Begehung.
    Varro ließ den Bereich sichern und begab sich an die Stelle an der die Leichen der Germanen gelegen hatten. Sie waren allesamt fort. Irgendjemand hatte sie wohl entfernt und vielleicht sogar bestattet.
    Wie immer war nichts von dem Kampf zu sehen. Die Wiese schien unberührt. Lediglich das abgenagte Skelett, von Hilkos Pferd lag noch in Teilen dort wo es gestorben war. Ein seltsames Beklemmen erfüllte Varro als er die Überreste betrachtete. Um davon abgelenkt zu werden wies er auf die Wiese und den Waldrand.
    Hier hat es sich zugetragen. Es waren wohl irgendwelche jungen Wirrköpfe auf der Suche nach Beute,…weniger entschlossene Krieger die die Lage sondiert haben.
    Es war zu leicht sie zu schlagen. Einzig das Überraschungsmoment kostete uns einen Mann und dessen Pferd. Im weiteren Verlauf war die Gegenwehr eher stümperhaft wenngleich todesmutig.

    Was nur natürlich war, denn jeder der eine Waffe trug setzte sie ein, mehr oder eben weniger erfolgreich.

  • Die Patrouillen verliefen bis dato eher ruhig. Die reisenden Händler begrüßten sie freudig, wußten sie doch, daß ihre reibungslose Reise allein diesen Patrouillen zu verdanken war.


    Varro hatte die Turma Prima halbiert und mit Legionsreitern und Calones aufgefüllt. Rein optisch waren sie als Einheit zu erkennen. Jedoch gab es nach wie vor Probleme bei der Integration der Legionsreiter. Die Ablehnung gegenüber den Reitern der Ala trat oft in arrogantem Verhalten zu Tage. Seltsamerweise hatten sie mit den Calones weniger Reibereien. Was wohl daran lag, daß sie diese nicht als Konkurrenz betrachteten. Was sie aber im reiterischem Sinne durchaus konnten. Die Calones schienen wie mit ihren Pferden verwachsen und machten fehlende militärische Ausbildung durch ihre Fertigkeiten wett. Varro hatte festgestellt, daß sie ausnahmslos gute Bogenschützen waren und sie deshalb mit Bögen ausrüsten lassen. Die Übungen damit vollzogen sie mit Feuereifer und übertrafen sogar die Equites der Ala wenn es darum ging vom galoppierendem Pferd aus den phartischen Schuss zu vollziehen.


    Ihr Tour hatte eine Länge von 25 Meilen, alle 10 Meilen befand sich eine Station Benefiziarier. Diese gaben ihnen die neuesten Zahlen und Berichte über ihren Abschnitt der Fernstrasse. Demnach war seit Beginn der verstärkten Patrouillentätigkeit der Warenverkehr gestiegen, was aber auch mit dem nahenden Winter und der entsprechenden Bevorratung der Stadt zu tun hatte. Es gab auch Gerüchte um kleinere Banden, die aber bisher nicht bestätigt wurden. Die Benefiziarier berichteten von zwei Überfällen die aber durch das Geleitpersonal der Händler abgewehrt wurden.

    Varro war zufrieden. Rief seine Männer jedoch stets zur Wachsamkeit auf, denn wenn die Patrouille zur Routine wurde schlich sich der Schlendrian ein. Weshalb er ständig drei Männer abwechselnd als Speculatores voranschickte. Jeweils einen Alenreiter, einen Legionsreiter und einen Calone.

  • Es war früh am Morgen, kalter Dunst lag auf den Wiesen und Feldern. Erste frostige Nächte ließen den nahenden Winter erahnen. Varro führte seine Patrouille abseits der Strasse. Er hatte den Ruderschlag einer Navis lusoria vernommen und wollte mit Ihnen Kontakt aufnehmen.


    Sie sprengten über eine weißlich gefrostete Wiese als sie den Mastbaum der Navis lusoria auftauchen sahen. Varro ließ ins Horn blasen und der Magister Navis ließ, nachdem er Varro und die Equites erkannt hatte sein Patrouillenboot auf Rufweite heran.


    Sie tauschten sich kurz aus, Die Regina kam aus Novaesium und wollte nach Mogontiacum. Es gab wohl bisher keine Zwischenfälle oder Auffälligkeiten.


    Varro glaubte dem Magister Navis aufs Wort, denn die Männer der Classis Germanica hatten scharfe Augen und waren treffsicher, sowohl mit ihren Bögen als auch mit den beiden Scorpionen an Bug und Heck.


    Er hatte schon den Praefecten gedrängt den LAPP aufzufordern den Hafen Mogontiacums ebenfalls als Flottenbasis auszubauen. 4-5 Navis lusoria …das würde die Abschreckung erhöhen.


    Die Offiziere wünschten sich Glück und die Regina glitt zurück in die Mitte des Rhenus wo sie schnell Fahrt aufnahm. Varro dachte schon länger über ein Tribunat bei der Classis nach. Das musste er absolvieren, sollte er irgendwann einmal Praefect werden wollen.


    Ein leichter Zug am Zügel, ein aufmunterndes klopfen an den Hals und schon trabte Nike los. Der Tag versprach klar zu werden die Sonne ließ die Wiese dampfen.

  • Ein Gehöft, etwa 8 römische Meilen von Mogontiacum entfernt…


    Alwin und Balko ritten auf ihren Schindmähren auf den matschigen Vorhof des kleinen Gehöfts. Hühner stoben gackernd auseinander und Gänse senkten zischend ihre Köpfe um die Angreifer abzuwehren.


    Balko glitt vom Pferd und verpasste einem allzu vorwitzigen Gänserich einem Tritt wonach dieser kreischend durch die Luft flog und nach einer unsanften Landung das Weite suchte. Balko grinste ob seiner Heldentat, erntete von Alwin jedoch nur Kopfschütteln.


    Aus dem Stall trat der Bauer, ein vierschrötiger, mittelalter Mann mit schlecht geschnittenem blonden Haar und blutiger Schürze. In seiner Hand ein Schlachtmesser.


    Was gibt es? Fragte er. Doch Alwin, ein wenig beeindruckt von dessen martialischem Äußeren winkte ab.


    Wir sind aufgeflogen,…das heißt unser Waffenversteck ist aufgeflogen! Wütend verschränkte er die Arme und versuchte in seinen Achseln seine unterkühlten Hände zu wärmen.


    Balko trat zu ihnen und meinte, zögerlich, als habe er allzu großen Respekt vor dem Bauern,


    Wer hätte schon ahnen können, daß diese Scheiß Classis zurückkommt, es hieß das Versteck sei ideal! Sprachs und senkte seinen Blick in der Erwartung einer Bestrafung. Doch nichts geschah.


    Aus dem schäbigen Haupthaus trat eine Frau und rund um sie herum tauchten drei Kinderköpfe auf. Ein Blick des Bauern reichte um sie sofort wieder ins Haus zu schicken.


    Nun, dann ist das nicht mehr zu ändern…ich habe den Häuptlingen Beute versprochen, keine Waffen. Er fuhr sich mit der blutigen Hand durch den Bart. Sein Gesichtsausdruck war hart, voller Hass und einschüchternd. Alwin und Balko starrten auf das Messer in seiner Hand, das vor kurzem schon einmal mindestens ein Leben genommen hatte. Geradezu unterwürfig sahen sie den Bauern an. Ihr werdet Brände legen! Zuerst die Lager im Hafen…sie sollen Hunger bekommen! In seinen Augen schien die zehrende Flamme zu leuchten. Ihr werdet einzelne oder in überschaubaren Gruppen laufende Legionäre töten,…macht ihnen Angst! Schneidet die Köpfe ab, hackt die Füße ab. Und legt immer wieder Feuer. Die Hand mit dem Messer erhob sich und an der gewaltigen Pranke leuchteten die blassen Knöchel vom gewaltigen Druck auf den Messerknauf auf.


    Laßt es zunächst Nachts brennen! Jede Nacht an einer anderen Ecke der Stadt! Tötet den Decurio, tötet Schreiber, Laufburschen, tötet jeden Germanen der ihnen hörig ist! Der Furor soll sie alle überkommen!


    Er sog die kalte Winterluft ein und sah sie dann ruhig und entspannt an. Ich treffe mich beim nächsten Vollmond mit den Häuptlingen, bis dahin will ich, daß sie ihre waidwunde Stadt zu retten suchen, ich will Mißtrauen, Angst und Hunger in der Stadt…und wenn die Schiffe an den Hindernissen flussaufwärts und flussabwärts zerschellen und brennen, dann werden wir über sie kommen wie sie dereinst über uns gekommen sind.


    Er hob kurz das Kinn und sah sie nur mit abgrundtiefem Hass an. Keine Fehler mehr!


    Die beiden machten sich auf der Stelle zu ihren Pferden auf um kurz darauf vom Hof zu preschen während der Bauer wieder zurück in den Stall ging um sein blutiges Werk zu vollenden.


    Der Benefizianer, den seine Knechte heute morgen hier angeschleppt hatten, starrte ihn mit riesigen Augen an und musste mit ansehen wie seinem Kameraden der Kopf abgetrennt wurde.

  • Varro´s Patrouille führte über die Via Mogo-Confluentes. Nach zwei Stunden Ritt ließ er an einer Ebene Rast machen. Die Männer pflockten ein Carree für die Pferde ab und ließen sie grasen. Aufgrund des abziehenden Nebels brauchten sie kein Wasser aus dem nahen Fluss zu holen.


    Er teilte drei Wachen ein und betrachtete sein Pferd beim grasen während er auf einer trockenen Scheibe harten Brotes kaute. Die Welt war ruhig und schien so friedlich. Nur das gedämpfte Murmeln der sich unterhaltenden Männer und das zerrende Geräusch der grasenden Pferde durchbrach die Stille. Varro´s Kopf ruckte hoch als sich ein weiteres Geräusch einfand. Sein Blick fiel auf den Fluss und er sah eines jener schmalen, langen Schiffe der Classis heran kommen.


    Es freute ihn, daß sie nun auch durch die Classis unterstützt wurden und die Provinzverwaltung hier ein Einsehen hatte. Die Schiffe waren zwar klein, hatten aber eine ordentliche Kampfkraft, denn die Ruderer waren gleichzeitig auch kämpfende Einheiten.


    Auf dem Fluss vollzog das Schiff gerade ein Wendemanöver. Es sah gut und sicher aus. Kurz darauf verschwand es wieder aus seinem Sichtfeld um kurze Zeit später wieder aufzutauchen und in Richtung Confluentes zu verschwinden.


    Das Schnaupen der Pferde rief ihn aus seinen Gedanken zurück. Die Pferde grasten ruhig. Keine Gefahr. Kurze Zeit später waren sie wieder unterwegs auf der Strasse.

  • Derweil im Gehöft, unweit der Lagerstelle der Turma des Germanicus Varro.


    Es war gar nicht so leicht einem Mann den Kopf abzuschneiden, besonders dann nicht wenn sich dieser noch wehrte. Das ständige herumzucken des sterbenden ließ die schartige Klinge immer wieder in Knochen stecken bleiben und die ganze Angelegenheit blutiger werden als nötig.

    Endlich war er fertig und betrachtete sein Werk. Das schmerzverzerrte Gesicht eines noch ziemlich jungen Mannes endete an einem zerfranstem Halsteil. Dichte, schwarze Locken und lange Wimpern verliehen dem Kopf etwas zartes, etwas zerbrechliches, die Fratze seines erlittenen Todes entstellte es jedoch. Der vierschrötige Bauer hielt den Kopf hoch als betrachte ein Künstler sein Werk, während die Knechte mit grünlichen Gesichtern den sich Entsetzen windenden zweiten Benefiziarier festhielten. Er war geknebelt und gebunden, doch seine Augen zeigten die pure Angst vor dem was nun mit Sicherheit auch über ihn kommen würde. Dabei hatten sie doch alle Fragen beantwortet.

    Zu seiner ewigen Schande hatte er die Truppenstärke der in und um Mogo stationierten Einheiten genannt. Ihm war gar nicht in den Sinn gekommen zu lügen. Er wollte nur daß es aufhörte, er wollte nur noch nach Hause.

    Gerade grollte der blutüberströmte Kopfabschneider etwas in dieser furchtbaren Barbarensprache und man zerrte ihn zu einem Pfosten um ihn dort anzubinden.

    Der Kopf seines Kameraden wurde auf einen Stecken gespießt und man schlug ihm Hände und Füße ab. Warum nur? Fragte er sich verzweifelt? Mit dem Wahnsinn nahe starrte er die Männer an. Sie griffen nach seinen Beinen. Erkenntnis keimte in ihm auf und er begann zu treten während er den Bauern mit einer Axt auf ihn zukommen sah.

  • Die Pause war beendet. Varro führte seine Männer zurück zur Strasse. Diese war inzwischen merklich voller geworden, was das Tempo der Patrouille auf einen leichten Trab reduzierte.

    Nach einer Weile tauchte in der Ferne ein Gehöft auf. Es gehörte früher einem alten Legionär der sich mit seiner Donation und einer Germanin dort seinen Lebensabend einrichten wollte.

    Doch wie so oft im Leben kam es anders. Seine Frau starb im Kindbett und er verkaufte alles um zurück nach Italia zu gehen. Den neuen Bauern hatte er noch nicht kennengelernt. Dem rauchenden Kamin nach schien das gehöft jedoch bewohnt zu sein.

    Varro ließ vor dem Zugang halten und ritt mit Ocelkla und zwei Mann langsam auf die Gebäude zu als ein Mann die Scheune verließ. Varro stutzte. War das ein Kopf auf der Stange?

    Der Gedanke war nicht zuende gedacht als er schon seine Spatha zog, Ocella ansah und nach vorn preschte wo der Mann seine grausige Fracht einfach fallen ließ und in die Scheune zurück rannte.

    Sie zügelten die Pferde und glitten aus den Sätteln während der Rest der Patrouille heranpreschte.

    Varro drehte mit seinem Fuß den dunkel gelockten Kopf herum und sein Gesicht verzog sich vor Gram.

    Südländer...vielleicht ein Kamerad...Ocella...das Haupthaus...ihr beiden, zu mir.

    Ocella sollte sich mit den anderen Männern um das Haupthaus kümmern und sichern. Varro stieß den linken Arm in die Luft und sofort kamen vier weitere Equites mit gezückten Schwertern an seine Seite. Vier weitere liefen um die Scheune herum um einen eventuellen Hinterausgang zu sichern.

    Decurio Germanicus Varro von der Ala Numidia!...kommt sofort mit erhobenen Händen aus der Scheune!

    Donnerte er, während aus dem Haupthaus das Geschrei von Kindern und das Gezeter einer oder mehrerer Frauen ertönte kam aus der Scheune ein gequälter Schrei und kurz darauf noch einer.

    Varro ließ stürmen.

  • Ocella trat die Türe zum Haupthaus ein und betrat mit grimmiger Miene und gezückter Spatha das halbdunkle Vorzimmer. Bald stand er in der Wohnküche. Eine Frau, unbestimmten Alter kauerte mit drei schmutzigen Kindern in der Ecke zwischen Feuerstelle und Essplatz. Vor ihnen stand eine jüngere Frau mit einem Hackbeil, bereit ihre Familie bis zum äußersten zu verteidigen. Beschwichtigend ließ Ocella die Spatha sinken und hob die linke Hand. Doch bevor er sein schlechtes Marsisch bemühen konnte schrie die Frau hysterisch auf und kam mit erhobenem Beil auf ihn zu. Ocella rammte sein Schwert mit der Spitze in den Boden, wehrte den Schlag der Frau ab und ließ seine Faust auf der Stirn der Frau explodieren. Mit einem Stöhnen sank die Frau zusammen. Ocella fing sie auf und ließ sie zu Boden sinken während die andere Frau und die Kinder greinten und lauthals ihr Entsetzen kundtaten. Thorwald hieß sie ruhig zu sein und durchsuchte mit den beiden anderen Equites den Rest des Hauses während Ocella mit Wulfgar die Frauen und Kinder bewachten.

    Die jüngere Frau lag inzwischen nahezu besinnungslos mit einer blau anschwellenden Stirn im Schoß der anderen Frau. Sie war nicht unhübsch. Dickes, blondes Harr, dralle Figur. Eigendlich Ocellas Typ. Doch bevor er den Gedanken weiterspinnen konnte trat Thorwald wieder in den Raum und meldete keine weiteren Bewohner.

    Na schön, die Weiber knebeln und die Kinder ...ja was mit den Kindern?

  • Caius Volcatius Callistus war die ärmste Sau in Germania superior. Er hatte nur seinen Dienst als Benefiziarier versehen wollen und war nicht sonderlich streng dabei gewesen. Er war ein anständiger Kerl, der bei kleineren Vergehen auch durchaus mal ein Auge zudrückte. Mit nichts konnte er sich erklären, und warum man ausgerechnet ihm so etwas antat!


    Seine Angstschreie gingen in Schmerzgeheul über, als das Beil zwei Mal auf ihn niedersauste. Er strampelte und sah nur noch Stümpfe. Sein Blut spritzte in alle Richtungen. Dass er sich in diesem Moment einnässte, merkte er nicht einmal. Als er seine Füße entdeckte, die einzeln auf dem Boden lagen, schoss ein Schwall seines Mageninhalts aus seinem Mund über Brust und Bauch. Keine gnädige Ohnmacht umfing ihn, Callistus musste die Qual unvermindert ertragen.


    Es krachte, die Tür flog nach innen, als ein Trupp die Scheune stürmte. Mit Augen, in denen der Wahnsinn des Verzweifelten glomm, starrte Callistus ihnen entgegen. Da waren sie, seine Retter. Nur Augenblicke zu spät! Die Götter hatten wahrlich Humor. Callistus warf den Kopf in den Nacken, wo er gegen den Pfahl schlug, an den er gefesselt war, und lachte und heulte gleichzeitig.

  • Varro stürmte hinter Wigandt als zweiter in die Scheune. Im Halbdunkel erkannte er 5 Gestalten die in unbestimmten Bewegungen waren. Ob nun auf der Flucht oder in Angriff übergingen war egal, spätestens als er den wimmernden Miles an einem Pfosten in seinem Blut und Erbrochenem sah. Die Gegner waren keine Gegner wie sich kurze Zeit später herausstellte. Wahrscheinlich auch weil ihre Waffen aus Messern und Mistgabeln bestanden.

    Einer beteiligte sich nicht am Kampf und versuchte zu entkommen. Varro hoffte er würde draußen gefasst werden. Um ihm hinterher zu rennen war er zu weit weg. Eine Tür schlug zu und er hörte die typischen Geräusche von Klingen die in Fleisch schlugen. Varro wandte sich dem Mann am Pfosten zu, dessen Füße genauso abgehackt worden waren wie die des Kopflosen an seiner Seite. Kopfschüttelnd betrachtete Varro die immer größer werdende Blutlache. Was sollte er tun?

    Den Mann sterben lassen? Neben ihm stand Wigandt mit einer Fackel. Sie sahen sich an und Varro nickte ihm zu.

    Der Mann sollte leben und Wigandt brannte ihm die Wunden zu während ihn zwei Kameraden festhielten.

    Varro verließ die Scheune um die Toten in Augenschein zu nehmen.

    Vor ihm lagen 5 Männer, dem Aussehen nach lokale Sugambrer oder Mattiaker. Allesamt jung, vielleicht 18 bis 20 Jahre alt. Er fragte sich warum ein so kleines Gehöft so viele Knechte hielt.

    Aris kam um die Ecke, er schleppte mit Sigurd und Wollo einen großen Körper hinter sich her. Sie ließen ihn vor Varro unsanft auf den Boden sinken. Er wollte hintenraus entkommen Decurio, hatte dies bei sich. meinte Aris und reichte ihm ein Hackbeil wie es die Metzger benutzten um Knochen zu durchschlagen. Varro nickte verstehend, sie hatten den Fußfetischisten gefunden. Ein leises Stöhnen kam dem Sterbenden über die Lippen. Varro beugte sich zu ihm herunter und sah den blutigen Schaum aus dem Mund rinnen der langsam den Bart des Mannes rot färbte.

    Warum schlagt ihr Menschen die Füße ab? fragte er ruhig den Sterbenden.

    Dieser rang sich ein halbersticktes Lachen ab. Damit eure verdammten Seelen nicht in die andere Welt gehen können!

    sprotzte er und versuchte dabei Varro anzuspucken was jedoch ein Hustenanfall verhinderte. Varro erhob sich kopfschüttelnd, reichte Aris das Hackbeil und entgegnete, Interessante Theorie! Er wandte sich ab, Ocella zu der gerade aus dem Haus auf ihn zukam, während ein dumpfer Schlag und ein schmerzvolles Husten die Theorie des Mannes auf die Probe stellte.

    Ocella sah ihn seltsam an und Varro hob nur die Schultern. Dieser Mann vertritt die Ansicht er könne sich römische Soldaten greifen und ihnen die Füsse abhacken damit ihre Seelen nicht ins Eysium laufen könnten.

    Ein zweiter Schlag ertönte. Er ist auf dem besten Weg in seine nächste Welt, allerdings nicht auf seinen Füßen...was gibt es im Haus Ocella?

  • Nachdem sich Ocella selbst im Haus umgesehen hatte und sich fragte ob die Landwirtschaft überhaupt etwas einbrachte außer einem krummen Rücken trat er ins Freie um Zeuge zu werden wie Aris einem Mann die Füße abhackte. Nicht daß es ihn direkt störte, er war derlei nur nicht gewohnt, besonders nicht wenn Varro zugegen war.


    Dessen Erklärung leuchtete ihm jedoch ein und er antwortet,


    Ich hätte ihm vorher noch seine Eier in den Hals gestopft! Und warf dem Sterbenden dabei einen düsteren Blick zu. Wieder zu Varro gewandt meinte er,


    Im Haus sind zwei Weiber und drei Knaben so um die 6 bis 8 Jahre alt. Keine Wertgegenstände, kaum Vorräte. Es ist mir schleierhaft wie eine so große Hofgemeinschaft davon über den Winter kommen wollte.


    Der Fußlose hauchte gerade sein Leben aus als Wigandt aus der Scheune kam.


    Er salutierte vor Varro und Ocella und meldete,


    Keinerlei Auffälligkeiten in der Scheune. Die Lager der Knechte waren unauffällig, das Stroh und Heu für maximal 10 Viecher und für 3 Monate.


    Keine Waffen, keine Wertgegenstände. Die Werkzeuge sind nahezu unbrauchbar, so alt und verschlissen sind sie.


    Der Verletzte ist ein Benefizianer ebenso der Tote. Sie wurden bei einer Kontrolle überfallen und hierher geschleppt. Sie wurden gefoltert und dem Toten wurde bei lebendigem Leib der Kopf abgetrennt. Die Kerle haben sich Zeit gelassen, er soll dabei noch lange geschrien haben.


    Wigandt war ein harter Mann, wie alle der Anwesenden Equites. Er hatte getötet, gekämpft, geplündert, aber seit er unter Varro diente nicht mehr vergewaltigt.

    Wie jeder Krieger der einem Codex folgte, verabscheute er Folter und unnötiges Leiden. Niemand hatte es verdient dermaßen aus dem Leben zu gehen.


    Ocella warf einen Blick auf den Kopf des zweiten Benefizianers. Man hatte ihn von der Stange genommen und auf ein Tuch gebettet. Das junge Gesicht war verzerrt und gab einen ungefähren Anhaltspunkt über die Leiden bis zu seinem Tod.


    Die Götter meinten es gut mit dem Täter, so schien es. Er rang den Drang nieder dem Toten Barbaren das Gesicht einzutreten und sah stattdessen Varro an.

    Deine Befehle, Decurio?

    In solchen Fällen war es eine Wohltat sich auf die ruhige Wesensart seines Freundes zu verlassen,...sie war sein Halt, seine Zuversicht.

  • Dass seinem Peiniger nun auch die Füße amputiert wurden, erfüllte Callistus mit Befriedigung, aber nicht mit Trost. Seine Füße brachte ihm das nicht zurück. Er fragte sich, warum ihm trotz der abartigen Pein und des Blutverlusts nicht schwarz vor Augen wurde. Man hatte seine Beinstümpfe ausgebrannt, sodass der Blutfluss versiegt war. Zu dem Geruch von Blut und Erbrochenen kam der beißende Geruch verbrannten Fleisches. Wie elend er dran war, merkte er, als die Kameraden seine Fesseln lösten. Trotz der Schmerzen wollte er sich instinktiv hinstellen, ein sinnleeres Unterfangen. Er saß da, blickte verwirrt auf seine Wunden und dann in die Gegend, auf der Suche nach einer Lösung für ein Problem, von dem er nie gedacht hätte, es eines Tages zu haben! Manche Milites verloren Augen, Nasen und auch Gliedmaßen, mal ein Arm, mal ein Bein. Aber gleich beide Füße?!


    Sein Blick blieb auf dem leblosen Körper seines jungen Kameraden haften. Auch ihn hatte keine gnädige Ohnmacht geholt. Seine Schreie waren erst verebbt, als es mit ihm vorbei gewesen war. Callistus schob es auf ihre Ausbildung, auf den eingedrillten Drang, bis zum letzten Atemzug funktionieren zu müssen. Und das tat er auch jetzt.


    "Ich könnte bisschen Hilfe gebrauchen", sagte er matt, ohne den Blick von dem Toten abwenden zu können, der gerade eben noch gelebt hatte. Man gewöhnte sich irgendwann an den Anblick von Leichen. Doch gegen die plötzliche Leere, die der Tod brachte, das Gefühl, dass etwas im Gefüge der Wirklichkeit fehlte, stumpfte man nicht ab. Wenn man denjenigen gekannt hatte, war das noch mal etwas anderes und Callistus schämte sich seiner Tränen nicht.

  • Seine Befehle,... hallte es durch Varro´s Gedanken. Die Frage warum es hier so war wie es sich darstellte ließ darauf schließen, daß hier eine Operationsbasis war. Von hier aus sollte irgendetwas gestartet werden. Sicherlich sind sie zu früh aufgeflogen. Es gab zu wenig Vorräte oder Waffen fehlten bisher gänzlich. Varro wandte sich Ocella zu. Stellt hier alles zusammen, Pferde, einen Transportwagen für die Frauen und Kinder. Am besten auch einen für den Verwundeten. Für den Toten hebt an der Strasse ein Grab aus, wir werden dort später einen Stein errichten...schafft die Toten Germanen in die Scheune, danach abfackeln.

    Der Feind sollte sehen, daß seine Pläne durchkreuzt wurden.

    Varro betrachtete die emsige Betriebsamkeit an deren Ende ein Ochsenbespannter Transportwagen, ein Pferdebespannter Heuwagen, 6 Reitpferde und zwei Kühe zum Abtransport bereit standen. Den verwundeten Benefizianer hatten die Equites auf den Heuwagen gelegt, Dick eingepackt in Decken und weich gelagert auf Heu und Stroh.

    Varro trat an den Wagen und sah den Verwundeten an. Er lebte noch, was Varro überraschte.

    Halt noch eine Weile durch Miles, wir bringen dich zur Classis, die haben einen neuen Medicus aus Tarentum, man sagt er sei ein Meister seines Fachs. Wenn er dir auch deine Füße nicht wieder geben kann, so kann er jedoch verhindern, daß du stirbst. Das Ausbrennen war eine probate Sache um Blutungen zu stoppen. Doch der Mann hatte viel Blut verloren.

    Aufmunternd klopfte er ihm auf die Schulter und bestieg sein Pferd.

    Gerade erfassten die Flammen das Dach der Scheune. Varro ließ abrücken und verließ als letzter den Hof. Der Zug setzte sich auf der Via nach Mogontiacum in Bewegung. Varros letzter Blick fiel auf den frisch aufgeworfenen Erdhügel am Rand der Strasse. Wieder ein Leben welches unfreiwillig endete.

    Sein Blick ging nach vorn. Er gab seinem Pferd die Fersen und überholte den Zug um sich an seine Spitze zu setzen. Im Hintergrund brannte und qualmte der Hof lichterloh.

  • Ocella trabte langsam vor sich hin. Wieder einmal war es nur Zufall gewesen, daß sie ein Nest mit Strauchdieben ausgehoben hatten. Es machte ihm nichts aus, daß sie erschlagen in der Scheune verbrannten. Ihn beunruhigte die brutale Wandlung der Dinge. Da krallten sie sich ausgerechnet zwei Benefizianer, murksten einen beim lebendigen Leib ab und hackten dem anderen die Füße ab,...wie ätzend war das denn? Was sollte nun folgen? Varro´s Reaktion auf das Gebrabbel des Sterbenden war in Ocellas Sinne. Aber was wenn sie anfingen ihren Opfern die Haut abzuziehen? Sollten sie das dann auch tun?

    Ocella stand auf dem Standpunkt die Sache schnell, präzise und endgültig zu klären. Sadismus hatte in seinem Denken kein Platz und er war sicher in Varro´s Denken ebenso nicht. Verdammt er las Terenz und Vergil. Er hatte ein Herz für Kinder, er war ein sehr höflicher Mensch. Es war zum Kotzen. Er warf einen Blick zurück entlang der Strasse. Ein frischer Erdhügel markierte das Grab des Kameraden dessen Namen er nicht einmal kannte. Sein Blick fiel auf die Germanenweiber und ihre Brut...Zorn und etwas schlimmeres kroch in ihm hoch. Wenn es nach ihm ginge...Das Stöhnen des Verletzten machte das Ganze nicht besser.

    Vor ihm ritt Varro, wie immer entspannt und scheinbar in sich gekehrt. Doch Ocella wußte Varro hatte auf Patrouille seine Augen überall.

    So wie Ocella. Die beiden Typen die da auf sie zukamen. Sie kamen ihm bekannt vor und ihre Gesichter konnten ihr Entsetzen kaum verbergen. Er beschloss sie sich einzuprägen die Fressen. Die Typen starrten ihm ein wenig zu lange auf die Weiber und die Weiber starrten ein wenig zu lange zurück. Er riss sein Pferd genau im gleichen Moment herum wie Varro, die halbe Turma folgte, die andere blieb bei den Wagen. Ohja, dachte Ocella, noch so ein paar Fußabhacker. Das würde nicht lange dauern bios die Schindmähren stehen blieben oder zusammenbrechen würden. Alte Pferde trieb man nicht so an.

    Es begann ihm fast Spaß zu machen, doch ein Blick in Varro´s Gesicht zeigte ihm daß es alles andere als ein Spaß war.

  • Alwin glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Da kam eine Alen Patrouille mit Hilda, Gerhild und den Knaben auf einem Wagen. Da wo der Hof stehen musste stieg schwarzer Rauch auf. Wie konnten diese verdammten Römer, und es waren noch nicht mal alles Römer, viele von diesen Reitern waren Germanen. Bitterkeit stieg in ihm auf. Da sah er Balko zu den Wagen starren. Verdammt, dachte er, dieser Idiot! Da einer von diesen Kerlen starrte sie schon an. Sie mussten weg, jetzt, schnell. Sie trieben ihre Pferde an und ein Blick zurück bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen. Sie folgten ihnen! Angst schlich in ihm hoch. Nirgendwo ein Ausweg, wohin nur? Wohin? Die Pferde preschten dahin.

  • Dass er nun auf dem Wagen lag und die Ruhe, welche die Männer ausstrahlten, hatte etwas Tröstliches in all dem Unglück. Der hohe Stresspegel sorgte dafür, dass Callistus noch immer putzmunter war, trotz des Blutverlusts, trotz des Wissens, dass er den Rest seines Daseins als Krüppel fristen musste, wenn er überlebte. Doch eine Ironie des Schicksals ließ ihn sich nun fast fröhlich fühlen. Eine Nebenwirkung des Schocks. Irgendein Schutzmechanismus des Körpers ... oder so. Er hob den Kopf und schaute in die idyllische Landschaft.


    Jäh schlug seine Stimmung um. Wie der Decurio und dessen Vexillarius bemerkte er die Blicke der Germanen. Und dann ging alles ganz schnell.


    Die Turma schwenkte herum und nahm die Verfolgung auf. Callistus brüllte ihnen anfeuernde Rufe hinterher, das war das Mindeste, was er tun konnte! Er blickte sich um, ob sein Schwert in der Nähe lag.



  • Varro befahl dem letzten Eques im Tross die Weiterfahrt in Richtung Stadt und preschte dann hinter den Flüchtigen weiter her. Die beiden Reiter hatten ein Stadium ( ca. 185m) Vorsprung und trieben ihre Pferde brutal an, was diese jedoch nicht unbedingt schneller machte. Sie passierten das abgebrannte, rauchende Gehöft und verschwanden kurz darauf hinter einer Strassenkuppel. Als die Turma die Stelle passierte waren sie ausser Sicht, wie vom Erdboden verschluckt. Varro zügelte sein Pferd und sah sich um. Rechts und links der Strasse Wald und Dickicht.


    Ocella hielt neben ihm und sah ihn fragend an.


    Ich denke in Richtung Rhenus, also links ab ins Gehölz, nimm dir 5 Männer reite eine halbe Meile weiter dringe in den Wald ein und komm ab dem Ufer des Rhenus auf uns zu!


    Varro rückte mit den restlichen 4 Männern in den Wald zu seiner linken ein, bald schon sahen sie an gebrochenen Zweigen eine Spur, welche endete als sie auf die beiden völlig erschöpften und verletzten Pferde trafen. Varro ließ absitzen und ausschwärmen. Er hatte bei den flüchtigen Männern keinen Bogen gesehen, daher war es nicht wahrscheinlich von einem Pfeil niedergestreckt zu werden. Dennoch mahnte er seine Equites zur Vorsicht. Bald schon fand sich eine weitere Spur, welcher sie fast schon mühelos folgen konnten. Das Plätschern des Rhenus drang an ihr Ohr, ebenso der Hufschlag von Ocella und seinen Leuten. Varro durchbrach das Uferdickicht und steckte seine Spatha zurück in die Scheide.


    Er sah sich links und rechts um während Ocella herankam und vor ihm zügelte.


    Nichts,…ein paar Spuren…


    Einer der Equites fand Vertiefungen im Uferbereich. Sie waren relativ frisch und ließen den Schluß zu, daß hier mindestens zwei Leute in den Fluss gegangen oder auf ein bereitstehendes Floß oder Boot gestiegen sind. Der Fluss machte eine leichte Biegung in Flussrichtung, daher brach Varro die Verfolgung ab.


    Die beiden haben uns abgehängt,…zurück zum Tross!


    Sie machten sich auf, zurück in den Wald, gelangten zu ihren Pferden und nahmen auch die Pferde der Flüchtigen mit. Kurz darauf schlossen sie wieder zum Tross auf.


    Varros Gedanken kreisten um die Flüchtigen. Sie werden kaum bei diesen Temperaturen in den Fluss gestiegen sein. Sie kannten das Gelände, waren alarmiert genug um sich beim Anblick der Turma zur Flucht zu wenden. Alles Aspekte für eine größere Angelegenheit. Doch was sollten sie tun? Jeden Germanen verhaften? Die Wälder roden und den Fluss begradigen?

    Sein Blick fiel auf die Frauen und Kinder, dann auf den Verletzten auf dem anderen Wagen. Ein Gefühl sagte ihm, daß sie niemals Ruhe in dieser Provinz bekommen würden.


    Am Horizont tauchten die Rauchsäulen der Kamine von Mogontiacum auf.

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