Geschäftliche Besprechung

  • Ich nickte still und gab lächelnd meine Tasche bei einem Sklaven ab. Ich hoffte, dass ich sie noch einmal zu Gesicht bekommen würde. Schließlich folgte ich dem Legaten.


    "Sicher geht das. Frag mich ruhig aus."

  • Sie gingen tiefer in den Raum hinein. Vor ihnen schlawenzelte ein älterer Herr, welcher dann jedoch zur Seite ging, als er erkannte, dass hinter ihm ein größerer Schwung an wichtigen Leuten daher kamen.


    "Atme tief ein, Pompeius."


    Meridius zog die Luft tief ein.


    "Es ist beim Thermieren immer wichtig, dass man sich vor dem Besuch des Caldariums langsam an die höheren Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit gewöhnt. Das ist ebenso wichtig, wie die Tatsache, sich die richtige Fußbekleidung anzuziehen. Es gibt Leute die marschieren da barfuss rein und vebrennen sich dann die Sohlen."


    Er lachte.


    "Genau so dumm ist es aber, direkt vom Freien ins heiße Caldarium zu gehen, ohne die verschieden temperierten Räume vorher aufgesucht zu haben. So macher daher klappernde Senator ist in den Thermen von Rom deswegen einfach schon weggekippt. Man sollte hin und wieder auf die Ärzte hören. Niemand geht einfach so direkt vom kalten ins warme. Kann das gesund sein? Der Sommer folgt auch nicht direkt auf den Winter. Die Übergänge müssen moderat sein. Wie in der Politik. Oder der Diplomatie. Man muss die Temperaturen langsam erhöhen, dann kommen die anderen auch ins Schwitzen. Wenn man gleich mit der dicken Heißluftwand kommt, kippen sie um und das wars."


    Sie gingen in den nächsten Raum. Wieder stieg die Temperatur leicht an.

  • "Danke für den Hinweis!", sagte ich lächelnd und atmete tief durch. Vorsichtshalber schnappte ich mir noch ein paar bereitgestellte Badesandalen. Diese Luft wurde immer drückender, schwül. Doch auch unter erschwerten Bedingungen musste ich einen kühlen Kopf bewahren können.


    "Sicher, die Übergänge müssen moderat sein. Aber was, wenn der Herbst zu kurz oder zu lang ist? Wird dadurch nicht ein guter Winter gefährdet?"

  • "Papperlapapp"


    Meridius winkte ab und sah seitlich zu seinem Magister.


    "Reden wir nicht mehr in Bildern. Um was geht es konkret?
    Ich fürchte sonst, dass ich nicht mehr mitkomme..."


    Sie passierten erneut eine kleinere Gruppe an langsamen Bummlern, ehe sie die letzte Türe kurz vor dem Caldarium erreichten.

  • Die Hitze im caldarium war wirklich sehr hoch. Aber zum Glück gewöhnte sich der Körper rasch daran, denn man hatte ja die temperierten Räume durchquert.


    "Was ich damit anreißen will ist die Verwaltung. Ich denke ein diplomatischer Weg dabei ist wichtig. Aber ich habe Dir bereits einmal vorgeschlagen, in einer Aktion alle Verwaltungsorgane zu durchleuchten und Probleme und Defizite aufzuzeigen. Vielleicht könnte man in der Curie einen Ausschuss dafür gründen, um Problemlösungen zu beratschlagen. Aber soetwas müsste frühzeitig geschehen, damit die Verwaltung ein Selbstläufer wird."

  • Sie betraten durch den engen Eingang - der extra etwas enger war als die anderen um keine Wärme zu verlieren - das caldarium. Hier herrschte in der Tat schon eine drückende Hitze. Die Luft war feucht, die Haut begann sofort zu schwitzen und die Poren öffneten sich.


    "Wie stellst Du Dir eine solche Aktion vor? Ich beauftrage Dich, Du steigst auf ein Pferd, klapperst die verschiedenen Städte ab, besuchst die Duumvire und weitere Ämter und was dann?"


    Meridius sah sich nach einem relativ menschenleeren Becken um und machte dann auch eines aus. Zielstrebig gingen sie darauf zu.

  • Gemeinsam gingen wir zu einem einsamen, noch unbesetzten Becken. Ich ließ Meridius den Vortritt und ließ mich dann gegenüber von ihm ins Wasser gleiten.


    "Nun, ich würde natürlich im Einvernehmen mit diesen handeln. Was ich nicht darf, das liegt auch nicht in meiner Befugnis. Ich würde dabei so zaghaft und diplomatisch vorgehen wie möglich. Ich versuche einfach im Dialog mit den Verantwortlichen Probleme zu erkennen, festzuhalten, mit ihnen vielleicht schon vor Ort Lösungen erörtern. Aber letztendlich werde ich einen guten Bericht verfassen für Dich, der Dir zeigt, was zu tun ist."

  • Das Wasser war ziemlich heiß und die Haut des Legaten rötete sich sofort. Immerhin öffneten sich die Poren und die reinigende Wirkung konnte stattfinden. Die aufsteigenden Dämpfe nahmen ihm ein wenig den Blick auf den Magister, so dass er nicht richtig einordnen konnte, welchen Gesichtsausdruck dieser gerade drauf hatte.


    "Und was willst Du festhalten? Das der eine in der Nase bohrt und der andere mit seiner Scriba schläft? Dass der dritte nie in seinem Officium ist und der vierte in einem Aktenberg fast erstickt? Es sind allgemeingültige Richtlinien, dass alle Magistrate und Duumvir, alle Amtsträger ihre Arbeit nach Bestem Wissen und Gewissen tätigen und die Pflichterfüllung vor allem anderen kommt. Ich brauch dazu keine Kommission. Wenn ich mir etwas überlegen könnte, dann wäre es, die jeweiligen Comes zu instruieren, in ihren Bereichen mal durchzugehen und Einsicht in die Berichte zu verlangen. Wenn ein Duumvir zu langsam ist und keine Berichte vorlegen kann, dann hat er bald ein Problem. Oder sie gehen Beschwerden nach, auch dafür sind sie da."


    Meridius schüttelte den Kopf.


    "Das was Du vorschlägst, ist die Arbeit der Comes. Diese sollen ihren Hintern bewegen und permanent Bilanz über die Verwaltungsarbeit ziehen. Gut, vielleicht bin ich diesen gegenüber etwas nachlässig. Ich sehe noch eine Weile zu, wenn dann keine entsprechenden Berichte bei mir auf dem Tisch landen, werden die Comes ausgetauscht."

  • Ich atmete tief durch und wurde gefangen vom Wasser. Mein Kopf fühlte sich an, als wollte er platzen. Hätte er sich nicht einen besseren Ort aussuchen können für solche Planspiele?


    "In Ordnung. Gibt es sonst noch etwaige Punkte zu besprechen?", sagte ich schnaufend.

  • Meridius stieg aus dem Becken und ließ das Wasser abtropfen.


    "Ich weiß nicht. Was hast Du noch alles an Dokumenten dabei?"


    Er sah kurz zu Pompeius und ging dann zu einem der flachen Becken in einer Wandnische, welche mit eiskaltem Wasser gefüllt waren. Mit einem Schritt stieg er hinein, bückte sich und fasste nach dem kalten Nass, um es sich über die Schulter plätschern zu lassen.

  • Dankbar für die Abkühlung folgte ich Meridius. Das kalte Wasser erzeugte harte Gänsehaut auf dem ganzen Körper.


    "Das war es eigentlich schon. Die Tänzerinnen werde ich bei Minos Hanno, einem griechischen Händler bestellen. Die Waren werde ich auch noch ordern und die Einladungen herausgeben. Ich denke dabei kann ich doch auf deine finanzielle Stütze bauen..."


    Ich überlegte.


    "Das war es wirklich schon. Vielleicht hast du ja neue Arbeit für mich!"

  • "Ist gut."


    antwortete Meridius und schockte seine erhitzte Haut mit dem kalten Wasser. Dann schüttelte er sich kurz, ließ das Wasser von den Füßen abtropfen und kehrte in das heiße Becken zurück.


    "Boah... das tut gut. Tut das nicht gut, Pompeius? Was würden wir auch ohne unsere Thermen machen? Ich bin zwar kein waschechter Römer, sondern Iberer, aber eines muss man Rom lassen, die Bäder sind einmalig."


    Das heiße Wasser stieg immer höher.
    Dann tauchte er kurz unter, um keine zwei Sekunden später wieder aufzutauchen.


    "Pffff... Was das Geld betrifft geb ich Dir eintausend Sesterzen aus der Provinzkasse. Ich erwarte dafür aber eine exakte Aufstellung aller Posten..."

  • Ich tauchte kurz unter und kam prustend wieder hoch.


    "Aaah... ja, die Bäder sind schon eine Wohltat. Ist doch beruhigend zu wissen, dass man, egal wo man im Imperium gerade ist, überall zumindest eine kleine Therme finden und sich säubern und erholen kann!"


    So langsam wurde es mir zu kalt und ich stieg aus dem Becken. Sofort wurde mir wohlig warm.


    "Eine genaue Auflistung der Posten werde ich dir dann vorlegen... wo wir gerade über Finanzielles reden. Ich habe da eine Sklavin, für die ich leider keine Verwendung mehr habe. Sie ist kräftig, gutaussehend und weiß sich unterzuordnen. Hast du Interesse?"

  • Meridius nickte. Das HEISSE Wasser des Beckens in welchem sich die beiden gerade wieder befanden, da er nach dem labrum wieder in das caldarium zurückgekehrt war, öffnete alle Poren. Es gab Römer, die diesen Wechsel zwischen heißem Bad und kalter Abkühlung mehrmals wiederholten. Meridius gehörte jedoch nicht dazu. Ihm reichte es, wenn er diesen Wechsel zweimal vollführte.


    "Eine Sklavin? Was kann sie denn alles?"


    Er überlegte. Die meisten Sklaven waren noch in Tarraco, die anderen dienten in der Regia, für seinen Hausstand hatte er jedoch noch niemanden besorgt und Iulia könnte sicher Verstärkung für den Haushalt gebrauchen...

  • Ich stieg wieder ins caldarium und sofort lief meine Haut rot an und ich schnaufte wohlig.


    "Ismene - so heißt sie - wird dir sicher eine große Hilfe im Haushalt sein. Sie kann kochen, putzen, deine Gäste bedienen. Im Prinzip habe ich keine Mängel feststellen können."

  • Meridius konnte sich vorstellen, wie er sie von Kopf bis Fuß gründlich einer persönlichen Untersuchung unterzogen hatte. Er verdrängte den Gedanken...


    "Und Du hast keine Verwendung mehr für sie? Das klingt etwas unglaubwürdig. Nun gut, ich kann sie mir ja mal ansehen und mit ihr sprechen. Schick sie mal in der Regia vorbei. Wenn meine Gattin etwas mit ihr anfangen kann, dann kaufe ich sie Dir ab."

  • Meridius schüttelte den Kopf und begab sich aus dem Becken mit dem heißen Wasser nach draussen.


    "Nein. Für heute keine weiteren. Das heißt, doch halt, hab ich dir schon die Anweisung gegeben bezüglich der Spiele? Ich weiß es schon gar nicht mehr..."


    Er dachte angestrengt nach, während das Wasser abtropfte und er seine Sandalen suchte. Als er sie endlich gefunden hatte stieg er in diese hinein und steuerte auf die Wärmeschleuse zu.

  • Ich stieg ebenfalls aus dem Wasser und streifte die Sandalen über. Leicht erschöpft hängte ich mir die Ledertasche über und folgte dem Legaten zum engen Eingang. Nun würde es endlich wieder kühler werden.


    "Nein, bezüglich der Spiele habe ich noch keine Anweisungen erhalten."

  • "Dann hatte ich es vergessen. Nicht gut."


    Meridius verließ das Dampfbad und betrat das tepidarium, welches auch als Wärmeschleuße nach draussen diente. Dort, in diesem Raum, pflegten die Besucher der Bäder, sich nach dem anstrengenden Bad im heißen Wasser und den Wechselbädern auf steinernen Marmorbänken auszuruhen. Dies hatte auch Meridius vor und so steuerte er eine dieser Bänke an, nahm sein Handtuch von der Hüfte, breitete es auf der Marmorbank aus und legte sich hin.


    "Ich habe mit dem Duumvir gesprochen. Für die Spiele brauchen wir noch eine Rennbahn draussen vor der Stadt. Die Legion ist angewiesen Hand anzulegen, die Stadt auch instruiert, es wäre nett, wenn Du zur Seite stehen könntest und die Hilfe der Regia einbringst."

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