[Officium] Tribunus Angusticlavius H. C. Vesuvianus

  • Plautius betrat mit hinkendem Schritt und grimmigem Gesichtsausdruck das Officium des Tribunus.


    „Salve die Herren. Ich bedaure meine Verspätung. Ich habe über diversen Schreiben und Wachstafeln die Zeit vergessen. Mit den beiden Tribuni würde ich mich in Sachen Reiterei und Pferde aber gerne noch im Anschluss unterhalten, wenn ich euch gerade zusammen sehe.“

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Zitat

    Original von Lucius Artorius Avitus
    "Bezüglich Bau und Einsatz von Belagerungsgerät besitze ich hinreichende Kentnisse, Tribun. Ich habe die Geschützausbildung, wenn auch nicht geleitet, so doch mit durchgeführt"
    sagte Avitus.
    "Meine Praktische Erfahrung in diesem Bereich beschränkt sich auf Manöver"
    Das war zwar nicht sonderlich beeindruckend, aber ehrlich.


    Der Tribun nickte, Erfahrungen beim Einsatz von Belagerungswaffen auf Manövern reichten vollkommen aus. Ihn verwunderte nur, dass der Centurio innerhalb seiner Dienstzeit noch keine Geschützausbildung geleitet hatte. Claudius hatte dies bereits als Optio getan.


    Sim-Off:

    Werte das Folgende jetzt bitte nicht als persönlichen Angriff! Ich versuche schon, Vesuvianus' Verwunderung klein zu halten.


    "Aus welchem Grund wurde dir bisher noch keine Geschützausbildung anvertraut? Du sagst selbst, die Überlegenheit unserer Armee, dessen Kernstück die Legionen darstellen, wird am besten über die offene Feldschlacht und die Belagerung ausgespielt. Bei letzterer kann eine Legion sogar gänzlich auf die Unterstützung von Hilfstruppen verzichten. Diese Disziplin exzellent zu beherrschen, da gebe ich dir vollkommen Recht, ist hochgradig wichtig. Darum auch die Ausbildung darin."


    Der Tribun hielt einen Moment inne, sprach aber alsbald weiter.


    "Sicherlich gibt es Geschütze, die du vornehmlich bedient hast. Welche wären das? Und über welche Erfahrungen verfügst du in Bezug auf Türme?"

  • Zitat

    Original von Camillus Matinius Plautius
    Plautius betrat mit hinkendem Schritt und grimmigem Gesichtsausdruck das Officium des Tribunus.


    „Salve die Herren. Ich bedaure meine Verspätung. Ich habe über diversen Schreiben und Wachstafeln die Zeit vergessen. Mit den beiden Tribuni würde ich mich in Sachen Reiterei und Pferde aber gerne noch im Anschluss unterhalten, wenn ich euch gerade zusammen sehe.“


    Claudius bemühte sich, die Vergesslichkeit des Präfekten nicht als Geringschätzung dieser Zusammenkunft zu werten. Er hatte sich trotz diverser Vorbehalte vorgenommen, die Besprechung und die spätere Kursdurchführungen auf neutraler Ebene ablaufen zu lassen. ;)


    Er erwiderte den militärischen Gruß, antwortete mit einem "Salve, Präfekt!" und wies einladend zum Besprechungstisch.


    "Meine Herren, wir sind vollzählig. Ich bitte Platz zu nehmen, Schreibutensilien sowie Getränke stehen bereit, und somit hoffe ich auf eine anregende und ergebnisreiche Diskussion."


    Claudius zog einen Stuhl zurück, setzte sich und wartete, bis die anderen ebenfalls Platz genommen hatten.

  • Ich blickte den Claudier an und begann zu sprechen.
    "Nun Tribunus. Taktik ist in der Reiterei genauso wie bei der Infanterie unerlässlich. Flanken und Rückenangriffe, sowie verschiedene Manöver, zum Beispiel einen Zangenangriff oder aber die Keilformation, werden den Equites vermittelt. Taktik und Strategie haben einen hohen Stellenwert."
    sagte ich, bevor ich Centurio Avitus zunickte..


    Dann betrat Plautius mit einem, wie so oft in letzter Zeit so schien es mir, genervten Gesichtsausdruck, auch ihn grüßte ich militärisch..


    "Ave Praefectus Plautius!"
    meinte ich, als Vesuvianus sich hinsetzen wollte, setzte auch ich mich.

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • Plautius setzte sich, schob einige dringliche Schreiben in Sachen Reiterei, eine zurückliegende Mordangelegenheit und eine Manöverplanung gedanklich zur Seite, schlug eine große Wachstafel für Notizen auf und konzentrierte sich dann auf die Besprechung.

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Vesuvianus
    "Aus welchem Grund wurde dir bisher noch keine Geschützausbildung anvertraut?


    "Dies, Tribun, lag an meinem Rang. Zu der Zeit war ich Optio und als solcher formell nicht für die Leitung, sondern für die Unterstützung meines Centurio verantwortlich. Auch bei der Geschützausbildung. Die eigentliche Leitung oblag natürlich diesem"
    Dass Avitus nicht allzu lang vor der Versetzung zur Prima in den Rang eines Centurio aufstieg, ließ er unerwähnt. Ohnehin wusste dies der Tribun sicherlich. Dass bei seiner Centuria die Geschützausbildung in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen war, wusste er auch.
    "Torsionsgeschütze, Tribun. Die Scorpione und die Ballisten, insbesondere die Scorpione halte ich persönlich für eine hochgradig effiziente, weil präzise und schlagkräftige Waffe. Ausserdem ist es vielseitiger einsetzbar, als anderes schweres Gerät"
    antwortete er auf die Frage danach, welche Geschütze er vornehmlich bedient hatte.
    "Meine Erfahrungen mit Türmen sind zugegebenermaßen nicht erwähnenswert"
    sagte Avitus ohne mit der Wimper zu zucken. Er beantwortete die Fragen wahrheitsgemäß, ohne zu beschönigen.
    Als dann auch noch der Praefectus hinzukam, grüßte Avitus auch diesen militärisch. Als rangniedrigster Soldat im Raume wartete er - eher instinktiv denn bedacht - kurz ab, bis sich alle gesetzt hatten, ehe er Platz nahm.

  • Zitat

    Original von Tiberius Iulius Numerianuns
    Ich blickte den Claudier an und begann zu sprechen.
    "Nun Tribunus. Taktik ist in der Reiterei genauso wie bei der Infanterie unerlässlich. Flanken und Rückenangriffe, sowie verschiedene Manöver, zum Beispiel einen Zangenangriff oder aber die Keilformation, werden den Equites vermittelt. Taktik und Strategie haben einen hohen Stellenwert."


    "Über Taktiken sollten wir innerhalb der Gesamtgruppe sprechen. Möglicherweise wäre das für dich ein Betätigsfeld", erwiderte der Tribun, bevor er sich erneut Artorius zuwandte. Dann jedoch betrat der letzte der beiden Stabsoffiziere den Raum und Claudius beschloss, die Erörterung der Belagerungsschulung von einem Privatgespräch mit dem Artorier in die Runde zu verlagern. Immerhin war gerade dieser Ausbildungsteil von besonderer Bedeutung.
    Die Begrüßung war erfolgt und die Offiziere hatten inzwischen Platz genommen.


    "Das Projekt, das mir angetragen wurde und in das ich euch in Teilen einbeziehen möchte, dürfte inzwischen bekannt sein: Die Prima wird in naher Zukunft lagerinterne Schulungen für den Nachwuchskader abhalten. Mein Vorschlag, bei der Gelegenheit den Wissenstand der alten Primaoffiziere und der neuen einander anzugleichen, ist bei dem Legaten auf offene Ohren gestoßen. Ich werde den persönlichen Erfahrungsschwerpunkt eines jeden von euch berücksichtigen und weil ich bereits mit Centurio Artorius mitten in der Abklärung zum Thema Belagerungsgerät war, hole ich dieses Thema gleich als erstes auf den Beratungstisch.


    Gleichsam werde ich dieses Thema - ungeachtet logischer Reihenfolgen des Aufbaus - als erstes in der Schola anbieten. Mir scheint, diese wichtige Disziplin ist jüngst vernachlässigt worden. Centurio Artorius", Claudius wandte sich dem Angesprochenen zu, "kann ich davon ausgehen, dass du mit deinen Ausführungen nicht nur eine Effizienzauswahl bei den Torsionsgeschützen, sondern auch deine persönliche Spezialstrecke benannt hast?"


    Claudius blickte sodann den Praefectus an.


    "Wäre die Thematik 'Belagerungsgerät' eine gute Möglichkeit für dich, sich in einen Scholakurs einzubringen? Ich bin vollkommen flexibel. Was euch nicht liegt, wo die Erfahrung fehlt oder was übrig bleibt, übernehme ich - derzeit sind diesbezüglich der Onager und die Türme noch offen, aber wir haben eine Menge an weiteren Themengebieten abzudecken. Bitte … es kann sich jeder nach freien Stücken äußern."


    Claudius lehnte sich zurück und schaute von einem zum anderen.

  • “Hm, ich brauche etwas zeitlichen Vorlauf, wenn ich als Lehrer agieren soll. Das bringt aber der derzeitige Arbeitsstand am Schreibtisch mit sich. Mal sehen, was mir der Legatus ggf. abnehmen kann oder was wir aufschieben können. Wann soll das alles beginnen? Mit dem ersten Schnee? Das würde sich ja anbieten.


    Außerdem würde ich gerne Theorie und Praxis miteinander verbinden. Das bedeutet auch den Bau solcher Geräte und deren praktische Anwendung. Im Bedarfsfall muß man so etwas ja auch bauen können. Oder zumindest dabei helfen können.


    Aber wer genau ist unsere Zielgruppe? Wen verstehst du unter Nachwuchskader genau? Legionäre die Optios werden könnten? Oder erst ab Optios? Auch Probati? Und sollten wir nicht vielleicht zuerst ein paar gestraffte Lektionen machen, die Teile des Examen Primums als Allgemeinwissen für diese Leute beinhalten. Vom Leichten zum Schweren? Vom Allgemeinen zum Speziellen?


    Belagerungsgerät ist ein interessantes Thema. Onager sind weniger ein Problem, aber Türme kamen in Germanien nie zur Ausbildung und zum Einsatz. Ich habe zwar Baupläne als Architectus für Türme, aber aufgrund von permanenten Materialengpässen und der ausbleibenden Lieferungen der Classis, sonstigen Baustellen und vor allem der mangelnden Infrastruktur kamen diese gar nicht in die Planung. Türme sind schwer zu bewegen in einem Land, das fast nur aus Wald besteht und kaum Strassen oder größere Städte kennt. Und als wir in Germanien einrückten hatten wir keine Türme mitgeführt. Klar, wir können welche bauen, aber lohnt das den Aufwand?


    Vielleicht sollten wir einfach erst mal alle Themen sammeln, die wir schulen wollen und dann uns orientieren, wer was abdecken kann oder will."

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Der Tribun verneinte sofort, als die Annahme nach dem Beginn der Kurse mit dem ersten Schnee kam. "Ich sehe keinen Grund, die Schulungen hinauszuzögern - im Gegenteil: Mir scheint, es gibt eine Menge aufzuholen."
    Umso mehr war Claudius von der Notwendigkeit überzeugt, die nicht unter seiner Leitung ausgebildeten Legionäre nachzuschulen, wenn sie seiner Einheit zugewiesen wurden. Genau, dabei fiel ihm ein, er würde hier auch eine erweiterte Formalausbildung anbieten. Sogleich machte sich der Tribun eine Notiz auf seiner Tafel. Aber schon sprach der Präfekt weiter und Claudius hörte zu. Wieder sah er sich zu einem Einwurf veranlasst.


    "Belagerungsgerät nur in der Theorie durchzunehmen, macht absolut keinen Sinn. Eine Praxisschulung war ohnehin vorgesehen."


    Claudius nickte nochmals zur Bestätigung. Schon kam die nächste Fragestellung …


    "Unsere Zielgruppe sind Legionäre, die sich für die Unteroffizierslaufbahn anbieten. Hier können sie sich beweisen. Tun sie es nicht, wird es mit einer Beförderung schwierig werden. Des Weiteren sind die Schulungen für Optiones gedacht. Von einem Centurio erwarte ich mir bereits dergleichen Kenntnisse, sonst wäre er bei mir nie Centurio geworden. Probati haben ihre Grundausbildung, gehören also auch nicht der Zielgruppe an."


    Als dann die Ausführungen zu den Türmen kamen, strich er sich nachdenklich über die Stirn und machte erneut eine Notiz auf seiner Tafel. Es bestätigte sich das, was die alten Prima-Offiziere schon immer angenommen hatten: Keine andere Legion reichte an den Ausbildungsstand der Ersten heran. Der Tribun drückte sich mit Daumen und Zeigefinger flüchtig die Nasenwurzel und sah anschließend auf.


    "Gut, ich übernehme die Ausbildung bei den Türmen alleine.


    Beginnen werden wir nicht mit dem Urschleim, den das Examen Primum abverlangt. Dazu ist die Militärakademie da. Wir bieten hier praktisches Wissen. Die Belagerungstechniken zeichnen eine Legion aus und befinden sich im Ausbildungsrückstand, deswegen werden sie als erstes unterrichtet ... allen voran die Geschütze. Mir ist es wirklich gleich, wer sich dazu berufen und erfahren genug fühlt, mich darin zu unterstützen. Aus meiner Sicht lohnt es auch nicht, alle möglichen Themen bereits jetzt zusammenzutragen, die dann vielleicht erst in einem halben Jahr zur Ausführung kommen. Mich interessiert momentan nur, wer sich auf welchem Gebiet sattelfest genug fühlt, um eine Schulungseinheit in Teilen zu übernehmen."


    Claudius wandte sich an den Tribun.


    "Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann sind es in deinem Fall Taktiken, Formationen usw., richtig? Möglicherweise kann man das mit der Infanterie kombinieren. Ansonsten sind für dich und deine Männer natürlich Belagerungswaffen uninteressant. Gut, vielleicht nicht uninteressant, aber unnötig. Wobei ich ein Hospitieren mit Sicherheit empfehlenswert finde."


    Nicht ganz zufällig streifte Claudius' Blick bei diesen Worten den Präfekt und den Centurio der ehemaligen Neunten. Das Wissen des Tribunen konnte er bislang noch gar nicht einschätzen. Um das Arbeitsklima effektiv zu halten, hatte er sich sämtliche Bemerkungen verkniffen, die in irgendeiner Form verletzend wirken könnten. Seine Gedanken verließen für Momente den Raum und wanderten nach Rom, wo sein langjähriger Kamerad in einer Kaserne saß, in der sein Wissen relativ ungenutzt verstauben würde. Schließlich wartete er mit Aufmerksamkeit auf die Antworten.

  • Ich räusperte mich...
    "Sicherlich, ein Basiswissen in Sachen Belagerungswaffen sollten auch die Equites vorweisen, auch sie waren einmal reguläre Legionäre, auch ich habe in meiner Grundausbildung gelernt mit Belagerungswaffen umzugehen. Worauf ich in meinen Schulungen, welche sich gezielt an die Reiterei richten, achten werde, sind folgende Punkte: Hinterhälte, die Equites müssen lernen sich samt ihrer Pferde an der feindlichen Armee vorbeizuschleusen, eventuelle Erkundungstrupps und Patroullien des Feindes schnell und leise auszuschalten, damit das Heer nicht informiert ist. Anschließend, und da muss man mit der Infanterie Hand in Hand gehen, ist der richtige Zeitpunkt eines solchen Angriffs entscheidend. Würde ich mit meinen Equites in den Rücken des Feindes fallen, die Infanterie jedoch noch außer Reichweite des gegnerischen Heeres sein, wären wir verloren, wir würden ins offene Messer reiten. Deshalb schlage ich vor dass wir solche komplexen Taktiken gemeinsam unterrichten."


    Dann kam ich zu Punkt 2...


    "Punkt zwei ist: Ich werde weitere Aufgaben der Reiterei , in der Theorie und der Praxis kombiniert ausarbeiten. Das heißt: Botendienste, schnell und effektiv, alle nötigen Informationen sollten dem Stab in der Schlacht überbracht werden. Eine weitere Aufgabe ist die Sicherung der Fußtruppen auf Märschen, insbesondere die Sicherung der Flanken, dort sollte man wiedermal gemeinsam theoretisch und praktisch agieren. Das dritte und eventuell auch neben dem Kampf wichtigste Aufgabenfeld, ist die Aufklärung, die Equites müssen, teilweise auf sich allein gestellt unbemerkt die Standorte des Feindes aufspüren können, Truppenbewegungen bemerken und eventuell scheächen ausluken können."


    Und zu guter letzt Punkt drei..


    "Bleibt als dritter Punkt noch anzumerken dass man über eine verstärkte Kooperation der Infanterie und Kavallerie nachdenken sollte, es scheint eine große Spaltung zu geben, zumindest in meinen Augen erscheint es so."

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • Je länger der Tribun sprach, umso aufmerksamer hörte Vesuvianus hin. Hatte er zunächst nur den Kopf Iulius zugewandt, drehte er sich ihm schließlich mit ganzem Körper zu. Da kam Fachwissen rüber, was Claudius wohlwollend zur Kenntnis nahm.


    "Mir sind natürlich die notwendigen Abstimmungen zwischen Infanterie und Reiterei bei Feindkontakt bewusst, ebenso die Taktiken im Zusammenspiel bekannt", begann der Tribun. "Und auch wenn es hier nicht um das Training der Kommandeure geht, gebe ich dir Recht: Die Reiterei und die Infanterie sollten natürlich nicht voneinander getrennt werden. Ich habe ja vorhin bereits gesagt, dass eine Trainingskombination durchaus sinnvoll wäre. Ich denke da beispielsweise an die Reiterabwehr. Die Infanterie kann an euch üben und ihr könnt das Zusammenwirken mit der Infanterie an uns üben, wobei uns ja klar ist, dass im Ernstfall vornehmlich die Hilfstruppen diesen Part übernehmen werden und nicht die zahlenmäßig beschränkte Legionsreiterei.


    Trotzdem trete ich auch dafür ein, dass sowohl die Eques als auch die Legionäre am beiderseitigen Unterricht teilnehmen, wobei natürlich die Belagerung wirklich ausschließlich Sache der Infanterie ist, aber gut - Wissen kann nicht schaden, auf keinen Fall. Danke für deine Ausführungen."


    Claudius nickte dem Tribun zu und blickte anschließend zu Artorius und Matinius.




    Edti: Iulianus in Iulius geändert.

  • Plautius hatte zugehört und sich einige Notizen gemacht.


    „Aufholen mag ja sein, aber die anstehenden Arbeiten vor dem Winter sind auch nicht ohne. Und ich rede nicht nur von der Vorratsbeschaffung, sondern auch von den Planungen für ein Manöver. Da warten der Legatus und ich noch auf einige Rückmeldungen. Auch wenn ich deinen Einsatz und dein Engagement für diese Spezialaufgabe verstehen kann, so sollten wir nichts „schnell, schnell“ über das Knie brechen. Und müde Männer lernen schlecht. Daher die Anmerkung mit dem ersten Schnee, denn dann wird es auch bei uns etwas ruhiger werden.


    Du redest von „Urschleim“ in Sachen Examen Primum. Da stellt man sich die Frage, wieso es dann erst für einen Centurio möglich ist daran teilzunehmen, nicht aber für einen Optio oder Legionär. Aber das ist ein anderes Thema. Eine frühzeitige Zusammentragung der Themen macht aber insofern Sinn, als dass man so etwas wie einen Schulungsplan mit einer Struktur und Inhaltsüberprüfungen fixieren kann. „Sich sattelfest in einem Gebiet fühlen“ ist mitunter eine recht unkonkrete Aussage, wenn ich nicht genau weiß, was die Lernziele der Schulungseinheit sein sollen. Was soll der Teilnehmer danach konkret können? Und wie ist es für uns messbar? Das sind zentrale Fragen. Ich fühle mich sattelfest auf einem Pferd beim normalen Reiten. Das bedeutet nicht, dass ich als Vertreter der Infanterie zu Pferd einen Sturmangriff unter gegnerischem Pfeilhagel auf eine zuvor beschossene und eventuell brennende Feindstellung überstehe.


    Du hast den Teilnehmerkreis einmal fixiert und wer als Dozenten agieren könnte. Aber mir ist einiges zum Ablauf noch nicht so ganz gesagt worden.


    Wie soll die Unterweisung erfolgen? Ein Lehrvortrag? Also quasi Frontalunterricht. Oder soll der Inhalt der Schulung eher in erfragender Form vermittelt werden? Erfolgt die Einbeziehung der Männer durch Gruppenarbeiten oder selbstständiges Erarbeiten der Ausbildungsinhalte? Machen wir wie bei der Akademie später eine kleine schriftliche Überprüfung?


    Theorie und Praxis. Daß es Praxis geben soll ist mir auch klar. Es bringt nichts einem Mann ein Bild von einem Scorpion zu zeigen, wenn er nicht weiß, wie man damit zielt, das Geschütz ladet, es bewegt oder auch zusammenbaut und repariert, etc….. Aber auch hier zeigt sich ja schon, dass es einen weiten Ermessensspielraum gibt zwischen „der Soldat soll die Belagerungswaffe Scorpion kennen“ und allen Aspekten der praktischen Handhabung. Was soll er mindestens abdecken können? Was im Optimalfall?


    Und wie wollen wir die Praxis gestalten? Erst mal Praxis vorab? Oder warten wir hier das geplante Manöver ab und schauen mal wie die Leute sich anstellen. Es muß ja nicht alles bei einem Manöver reibungslos klappen! Manöver dienen ja auch dazu Verbesserungsbedarf festzustellen und wir gehen danach in eine erneute Praxisphase rein.


    Die Arbeit die wir jetzt bei unseren Planungen mit meinen Fragen investieren zahlt sich später dann sicher aus.


    Und mal ganz nebenbei. Von welcher Teilnehmerzahl sprechen wir eigentlich in etwa? Das müssen wir ja auch im Hinterkopf berücksichtigen. Gibt es schon eine Zahl?“

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Claudius verfolgte auch den langen Redebeitrag des Präfekten mit Interesse, allerdings stahl sich nach kurzem ein kleines Schmunzeln auf seine Lippen. Wieder erhielt er keine konkrete Antwort auf die Frage nach einer möglichen Spezialstrecke. Verfügte der Präfekt am Ende über keine? Der Tribun rieb sich flüchtig den Nacken.


    "Gut, die Manöverplanung ist Sache des Präfekten, nicht meine. Ich wurde vom Legaten vor einer Woche beauftragt, in den nächsten Wochen den ersten Kurs anzubieten. Ich hatte ihm gegenüber erklärt, keine besondere Vorlaufzeit zu benötigen, weil sowohl die Räumlichkeiten als auch der Unterrichtsstoff parat sind. Natürlich musste ich meinen Terminplan dahingehend ändern, aber auch darin bin ich nicht schwerfällig.
    Da sich das Schulungsangebot nur an diejenigen Soldaten richtet, die sich nachweislich für die Unteroffizierslaufbahn empfohlen bzw. sie kürzlich beschritten haben, werden dir auch nicht allzu viele Männer bei den Vorbereitungen auf den kommenden Winter fehlen. Deine eigene Teilnahme stelle ich demnach vorerst zurück. Das ist gar kein Problem."


    Anders konnte Claudius das zögerliche Auftreten des Präfekten nicht deuten.


    "Zu deinen Fragen: Ich habe nicht vor, den vermittelten Stoff abzufragen, denn hier werden keine Examen abgelegt. Außerdem schrecken Prüfungen zumeist ab und bei gerade den unteren Dienstgraden möchte ich das Interesse anfachen. Die Teilnehmer können, sie müssen sich nicht, durch rege und vor allem qualifizierte Redebeiträge in der Theorie - als Unterrichtender merkt man sehr schnell, ob jemand mitdenkt oder nicht - und Geschick bei den praktischen Übungen hervortun. Tun sie es, erhalten sie eine Empfehlung zur Beförderung von mir, tun sie es nicht, haben sie als einfache Soldaten ihren Horizont erweitert, erhalten aber gewiss keine Chance auf eine Ernennung. Die Wissensvermittlung erfolgt in der Theorie über Vorlesungen und in der Praxis über eine fachliche Anleitung. Falls sich das prüfungslose System nicht bewährt, bin ich flexibel und ändere es ab.


    Einen Scorpio - um bei deinem Beispiel zu bleiben - hat der Soldat so lange zu bedienen, bis er die von mir gesetzte Treffgenauigkeit sicher erreicht. Das war früher schon so und daran wird sich im Rahmen dieser Schola nichts ändern, daher gibt es kein Minimum und keinen Optimalfall. Es gibt ein 'Erreicht' und ein 'Ungenügend', Letztere üben so lange, bis sie das Ziel erreicht haben. Die Probatio hat bereits die Spreu vom Weizen getrennt.


    Noch mal zum Thema sattelfest: Ich sehe in dieser Aussage nichts Unkonkretes. Das bedeutet nichts weiter, als dass ein Offizier Vorzeigwissen parat haben sollte - gleich auf welchem Bein man ihn erwischt, gleich zu welcher Tageszeit, gleich auf welchem Gebiet. Möglicherweise irritiert euch meine Einstellung, aber bisher war das in der Prima Usus.


    Vielleicht habe ich gegenüber euch den Vorteil, bereits seit Tagen in der Planung zu sein. Daher schlage ich vor, ich halte den ersten Kurs ab und da sich niemand für die Türme zu erwärmen schien, biete ich dieses Thema an. Wer möchte, kann sich das anhören, um seine eigenen Planungen danach auszurichten - oder auch nicht. Wir können nachfolgend festlegen, wer zeitlich als nächstes an die reihe kommen möchte. Weiter halte ich fest: Der Präfekt ist wegen der Manöverplanung vorerst verhindert, der Tribun Iulius wird sich mit Formationen und Taktiken auseinandersetzen, da nehmen wir dann gleich die Infanterie dazu.


    Centurio Artorius, zu welchem Gebiet würdest du dich berufen fühlen?"

  • Cunctator schlief in dieser Nacht so gut wie schon lange nicht mehr. Der gute Wein seines Gastgebers hatte dazu sein übriges getan.


    Die Sonne ging langsam auf --- kein Laut war zu hören.
    Er zog die frische Morgenluft tief in sich hinein. Ein paar Liegestützen und einige Kniebeugen brachten ihn schnell auf Vordermann.


    Auf der Suche nach dem tribunus traf er den Sklaven, der ihm zu verstehen gab, daß sein Herr das Haus bereits verlasssen habe.


    Damit hatte Cunctator nicht gerechnet. Er hastete aus dem Haus und strebte im Dauerlauf dem castellum zu.


    Die Wache am Lagertor ließ ihn, nachdem ihr Cunctator zu verstehen gab, daß ihn tribunus Vesuvianus zu sich befohlen habe, passieren, und da stand er nun, nach Luft schnappend, vor dem officium tribuni.


    Der Wachposten sah ihn verwundert an: Es war eben noch früh am Morgen.


    Ich bin legionarius Caius Claudius Cunctator. Der tribunus hat mich zu sich befohlen.

  • Der Wachposten blickte nicht nur verwundert, er grinste auch etwas, weil der Legionarius offensichtlich schnell außer Puste kam. 'Na, den wird der Dienst aber erst einmal abhärten', dachte er sich, während er an der Tür des Tribunen klopfte und sie auf die Aufforderung hin öffnete. Er meldete den Legionarius namentlich an, trat zu Seite und ließ den Soldaten passieren.

  • Cunctator hatte sich schnell gefangen. Er atmete ein paar Mal tief durch. Auf alle Fälle wollte er vermeiden, gerade am Tage seines Dienstantritts einen schlechten Eindruck zu hinterlassen.


    Cunctator betrat das officium tribuni, nahm die militärische Grundstellung ein und wartete. Noch stand es ihm nicht zu, das Wort zu ergreifen, bevor ihn der Vorgesetzte ansprach.

  • Als Cunctator gemeldet wurde, saß Claudius über diversen Akten vertieft, die er bezüglich des neuen Schulprojektes in eine zweckmäßige Reihenfolge bringen wollte. Er beschloss aber, sich zunächst seinem Verwandten zu widmen, damit dieser ordentlich in die Reihen der Legion eingegliedert werden konnte. Mit dem heutigen Tage betrachtete er zudem Cunctator innerhalb des Castellums in erster Linie als Soldat und erst danach als seinen Cousin, daher fiel sein Gruß militärisch korrekt und ohne eine Spur von Nachlässigkeit aus.


    "Salve, Legionarius Claudius. Deine Ernennung ist erfolgt, nun heißt es für dich, noch ein paar Wege zu erledigen."


    Der Tribun ging um den Tisch herum und blieb vor seinem Verwandten stehen.


    "Als erstes begibst du dich in die Rüstkammer und holst deine Ausrüstung ab. Lass dir von meinen Wachsoldaten den Weg zeigen. In Anschluss daran beziehst du die Stube deiner Einheit. Du bist der zweiten Cohorte, erste Centurie zugeteilt. Die Quartiere für die Mannschaften befinden sich entlang der Via Sagularis. Die entsprechende Kaserne wirst du finden, die Stube musst du dir zuweisen lassen.
    Wenn du dich umgekleidet hast, ist dein erster Gang ins Sacellum. Der erneute Eid gilt nicht nur dem Kaiser, dem du bisher auch verpflichtet warst, er gilt der Prima sowie den heiligen Signa, die dieser Einheit gehören.


    Wenn du das erledigt hast, meldest du dich wieder bei mir. Noch Fragen?"

  • Cunctator begriff sofort, daß er hier vor einem Vorgesetzten stand, auch wenn in dessen Blick nach wie vor die wohlwollende Fürsorge ihm gegenüber zu erkennen war.


    Cunctator stand noch immer in seiner militärischen Grundstellung. Es war ihm nicht gestattet worden, sich zu rühren. Nur mit einer Blickwendung wandte er sich an sein Gegenüber.


    Tribunus, was Deinen Auftrag betrifft, habe ich keine Fragen! Die Reihenfolge der Tätigkeiten bis zum Ablegen des Fahneneides sind mir aus meiner Zeit bei der ALA II noch bestens in Erinnerung. Aber was ist mit meinem Pferd? Kann oder darf ich es in den Stallungen der legio
    unterbringen? Einerseits bin ich hier ein legionarius und kein eques geschweige denn ein Offizier, andererseits ist es ein Privatpferd.

  • Der Tribun hatte nicht mit irgendwelchen Fragen gerechnet, weswegen er es als überflüssig angesehen hatte, Cunctator erst großartig bequem stehen zu lassen. Nun allerdings tauchte doch eine Nachfrage auf, die einer Erörterung bedurfte.


    "Movemini", sagte er daher und strich sich über das Kinn, während er überlegte. Als er vor langer Zeit der Legion beigetreten war, hatte er durchaus sein Pferd im Castellum untergestellt. Inwiefern das heute noch üblich war, konnte er nicht einmal sagen. Sein Ross stand in einem separaten Stall neben anderen Offizierspferden.


    "Wo hast du dein Pferd denn derzeit untergebracht?"

  • Cunctator rührte durch. In dieser Stellung ließ es sich nun mal besser reden.


    Tribunus! Da ich, wie Du weißt, eques in der legio werden wollte, stand für mich fest, daß ich mein Pferd in den Stallungen unterbringen würde. Deinem Rat folgend schlage ich aber die infanteristische Laufbahn ein, sodaß die Unterbringung im castellum nicht mehr gegeben sein dürfte.


    Bevor wir uns zur Villa Claudia aufmachten, habe ich mein Pferd in der caupona ganz in der Nähe Deines Anwesens untergebracht. Im Gespräch mit dem caupo stellte sich heraus, daß dieser in der LEG III ITALICA CONCORS - Du erinnerst Dich, es ist die Einheit, in der mein unmittelbarer Vorfahre dient - seinen Militärdienst leistete, und sich nur der Liebe wegen wie er sagte in Mantua niedergelassen hat. Grund genug, einen akzeptablen Preis für die Unterstellung herauszuhandeln.
    Allerdings ließ er sich nur für einen Monat darauf ein. Wie es dann weitergehen soll, weiß ich nicht. Vielleicht fällt mir bis dahin eine andere Lösung ein.


    Erwartungsvoll sah Cunctator seinen Verwandten an. Er war sich sicher, daß er ihm helfen konnte.

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