Tilla sah zu, wie er die Rolle nahm und darin zu lesen begann. Auf seine Frage hin nickte sie bejahend und lächelte ihm freudnlich zu. Denn wenn sie zukünftig hier wohnen sollte, musste sie sich mit dem Türsteher anfreunden. Tilla hatte keine Lust, sich jedes Mal bei Caius vorstellen zu müssen.. aber das war alles noch offen. Sie lernten sich jetzt das erste Mal kennen und das Ende dieses Kennenlernens war noch offen.
Der Seiteneingang - Lieferanten, Boten und Bettler haben sich hier zu melden.
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| Caius
"Die is aber grad nich da." erwiderte Caius erneut laut und deutlich. Was sollte er mit dem jungen Ding denn nun anfangen? "Im Moment ist nur Dominus Celsus und Herrin Arvinia da. Willst du zu einem von denen?" Ob die Kleine ihn überhaupt verstehen konnte?
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Wenn sie wüsste, dass er dachte, sie sei kleines junges Ding, dann würde sie ihm zuflüstern, dass sie mit siebzehn Jahren dem Teenageralter fast entwachsen und somit eine beinahe erwachsene Frau war. Aber Tilla konnte seine Gedanken nicht lesen, geschweige denn erahnen.
Na sowas.. ihre Herrin war nicht da. Und jetzt? Am besten zur Frau, diese wusste sicher was nun zu geschehen hatte. Tilla strich ihre Haare hinter die Ohren zurück und zeigte die Form einer wohlgeformten Frau an. Na, jetzt würde der Türsteher sicher große Augen machen. Gespannt wartete sie auf seine Mimik und nächsten Worte.
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| Caius
"Häh... ? Ach so... Du willst also mit Domina Arvinia sprechen, richtig?“ hakte Caius zur Vorsicht noch mal nach. Ihre Geste war schon merkwürdig, doch noch merkwürdiger fand er, dass sie nicht redete. „Sag mal, hat deine Herrin dir die Zunge rausgeschnitten?“ platzte die Frage einfach aus ihm heraus, denn einen anderen Grund konnte er sich nicht vorstellen. „Na, dann komm erstmal rein. Ich schick jemanden die Herrin zu holen.“ Damit öffnete er die Tür weiter und ließ Tilla eintreten. Anschließend führte er sie ins Atrium und ließ nach Tiberia Arvinia schicken.
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"Ja, ich möchte mit der anderen Frau sprechen." erwiderte Tilla stumm flüsternd. Seine Frage überrumpelte sie geradezu. Eilig schüttelte sie den Kopf. Nein, nicht Laevina hatte ihr die Zunge rausgeschneiden lassen, das war jemand anders gewesen und dies war scjhon ziemlich lange her. Seit sie ihre leibliche Mutter gefunden hatte, dachte Tilla nicht mehr oft an damals. Jetzt in diesem Augenblick brach eine neue Zeit an. Mit gemischten Gefühlen, nahm Tilla ihr Gepäck auf und folgte dem Türsteher nach innen ins atrium. Oh... da vorne war schon das unvermeidliche wasserauffangbecken zu sehen.
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Dolabella wartete darauf, dass endlich die letzte Kiste von Faustinas Sachen in die Villa getragen wurde und gruselte sich vor dem Gedanken wer das denn alles bezahlt hatte. Kleider. Eine Sänfte. Ein Tisch aus Ebenholz. Eine Sklavin. Noch eine Sänfte. Eine Leibsklavin. Drei Kisten. Noch drei Kisten. Eine Lieblingssklavin. Die kannte er wenigstens, war Chiomara doch schon seit langen Jahren Teil ihrer Familie, war, fast gleichaltrig, Faustina stets eine treue Dienerin und Freundin gewesen.
"Salve Kleine"
zog er sie ob ihres Beinamens sogleich auf.
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Eine Kiste nach der anderen und dazwischen sie, Chiomara Minor. Sie trug, was sie konnte, und das war eine Menge für ihre Statur. Würde man ihr auf der Straße begegnen, würde man ihr das sicher nicht zutrauen. Viel zu zierlich war sie für ihre Größe und auch die war nicht sonderlich erwähnenswert.
Mit dem Bündel in der Hand folgte sie den anderen und als sie diese Stimme hörte, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Vorsichtig lugte sie seitlich an ihrem Gepäck vorbei und versuchte einen Knicks.
"Herr... sei gegrüßt."
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Dolabella winkte ab und lieber sie herbei während er einen Zwieback aus seinem Gürtelbeutel zu kramen begann.
"Auch Du seist mir gegrüßt, Chiomara. Faustina ist wohlbehalten eingetroffen, ich hoffe ihr hattet auch eine gute Reise. Das Wetter war ja zumeist trocken."
Interessiert in eine Kiste blickend sprang er sogleich zurück als ihn deren Inhalt anfauchte
"Die Räume müsst Du mit den Sklaven des Durus teilen, mein Neffe ist hier der Hausherr, aber ich sehe da keine Probleme. Sind alle gesund?"
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Er wollte ihr etwas geben? Neugierig kam sie auf sein Winken hin näher. In ihren Händen hielt sie noch immer einen Stapel, der schwerer war, als er aussah. Eine Kiste, darauf allerlei Stoffe und noch ein paar kleinere Kisten. Während sie das ganze noch ausbalancierte, hörte sie dieses Fauchen und wich vor Schreck zurück, leider einen Schritt zu schnell. Der Turm, der ihr bis zur Stirn reichte, geriet ins wanken. Verzweifelt tänzelte sie hin und her, versuchte, das schlimmste zu verhindern, bis ihr klar wurde, sie würde es nicht schaffen. Alle Farbe wich aus ihrem ansonsten sonnengebräunten Gesicht, während ein Teil nach dem anderen scheppernd zu Boden ging. Nur die untere Kiste hielt sie fest umklammert, von der nun überflüssigerweise auch noch die Stoffe rutschten.
Ihre Gesichtsfarbe änderte sich von aschfahl in knallrot und ihr wurde heiß vor Scham. Hätte sich der Boden aufgetan, sie wäre nur zu gerne gesprungen."Bitte verzeih mir, Herr. Ich bringe das wieder in Ordnung."
Auf allen Vieren sammelte sie eins nach dem anderen wieder ein. Insgeheim betete sie, dass sie keinen Ärger bekam und um davon abzulenken, beantwortete sie währenddessen seine Fragen.
"Es gab keine größeren Probleme unterwegs, die Wege waren größtenteils gut zu befahren. Es freut mich zu hören, dass meine Herrin wohlauf ist, ich freue mich sehr, sie wiederzusehen. Und was meine Unterkunft betrifft, ich bin bescheiden." -
Der natürlich sofort zur Hilfe eilende Dolabella riss dabei tunlichst einen Stapel Stoffe, welcher bereits ausgeladen und auf der Rampe gestapelt war, und sich nun mit fliegenden Fahnen über ihn und die Sklavin herabmachte um, wobei beide unter einer großen, purpurnen Fahne begraben wurden worauf Dolabella derart zu lachen anfing das er kaummehr reden konnte.
Dieser Spaß, unter windigen Planen in totalem Chaos zu sitzen wurde in späteren Jahren zum Inbegriff campender Generationen deren Ausbreitung zu Dolabellas Zeiten nur durch das Fehlen geeigneter Grillmöglichkeiten verhindert wurde.
"Das will ich auch hoffen..."
gröhlte er fast und beschloss die Fahne bei den nächsten Rennen einzusetzen
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Um nach dem rechten zu sehen, war Faustina zum Seiteneingang gekommen. Endlich traf der Rest ihrer Kleidung und ein paar ihrer Lieblingsmöbel ein. Wichtiger war aber das endlich ihre Lieblingssklavin eingetroffen war. Bisher hatte sie sich einer Sklavin des Hauses bedient dir ihr natürlich unbekannt gewesen war. Chiomara Minor, der Name passte.
Glücklich das kleine zierliche Mädchen zu sehen, wäre sie fast zu einer Umarmung bereit gewesen, konnte sich aber noch bremsen, schliesslich war man hier noch nicht ganz zu hause."Ah .... endlich .... ich freue mich Dich zu sehen, Chio. Endlich ein bekanntes Gesicht.".
Wenn sie sich schon nicht zu einer Umarmung durchringen konnte, so doch zumindest zu einem kurzen zärtlichen Streicheln de Wangen.
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Nun war das Chaos perfekt. Chiomara saß ganz still, als sich die Fahne herabsenkte, doch in das Lachen des Herren Dolabella konnte sie nur einstimmen. Es war ein befreiendes Lachen, denn der befürchtete Ärger blieb aus.
Nur mühsam befreite sie sich von den Stoffen und der Fahne und begann, alles wieder ordentlich zusammenzulegen. Da hörte sie auch schon Schritte und drehte sich um."Herrin.. ich freue mich auch, endlich hier zu sein."
Nach der langen Reise tat diese liebevolle Geste unendlich gut, doch dann erinnerte sie sich wieder an das Chaos, dass sie hier mit all den wertvollen Besitztümern ihrer Herrin angerichtet hatten.
Verlegen blickte sie zu Boden."Allerdings hätte das hier nicht passieren dürfen, es tut mir leid."
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Gut gelaunt, schaute Faustina über das Chaos hinweg. Sie hatte im übrigen die kleine Chio sehr selten bestraft und noch seltener geschlagen. Zwar wusste sie immer noch nicht, wie man hier im Haus mit Sklaven verfuhr, die Fehler machten, aber für diesmal war klar, das sie keine Strafe zu befürchten hatte, die kleine Chio.
"Das bekommt man schon wieder in Ordnung. Du wirst dann halt eben alles noch einmal zusammenlegen und falten müßen. Das hättest Du sowieso tun müssen um alles an seinen Platz zu legen. Von daher, ist es nicht schlimm. Nur woher kommt die Fahne und was hat mein Vater damit zu tun? Ich kann mir vorstellen, das er nicht ganz schuldlos an diesem Chaos ist.".
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"Die Fahne? Ich weiß es nicht, sie lag wohl inmitten eines Stapels, den... "
Fast hätte sie verraten, dass ihr Vater tatsächlich nicht ganz unschuldig an diesem Chaos war.
".. den ich wohl mit umgerissen habe, als ich ins Stolpern geriet. Es ist alleine meine Schuld."
Sie wurde mutiger, nachdem ihr klar war, dass sie nichts zu befürchten hatte. Nebenbei legte und faltete sie weiter die Stoffe, räumte die kleinen Kästchen ein und stapelte alles wieder ordentlich aufeinander. Kein Stück war beschädigt, was sie noch mehr beruhigte. Zum Schluß nahm sie die Fahne und faltete sie sorgfältig, bevor sie sie Faustina übergab.
"Die ist sehr schön, hat sie eine Bedeutung?"
Ihr Blick ging fragend von ihrer Herrin zu Dolabella, der vielleicht mehr darüber wußte.
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Erstaunt das Chio ihr die Fahne übergab, schaute sie ebenfalls ihren Vater an. Vermutlich hatte er sie bei seiner Abreise einfach nur vergessen und nun war sie beim Umzug Faustinas halt eben mitgenommen worden.
Offensichtlich hatte nun Chio alles im wieder im Griff. Obwohl sie noch so jung war, hatte Faustina bisher keine bessere Sklavin gehabt. Das lag vermutlich auch daran, das sie fast gleich Alt waren. Mit wem hätte sich denn Faustina über ihr langsames "Frauwerden" austauschen können? Bestimmt nicht mit ihrem Vater oder den oft noch kindischen Freundinnen. Also war Chio, die zur selben Zeit die selben Umstellungen erfuhr, die ideale Besetzung für die Rolle einer Vertrauten."Papa? Was soll ich nun mit der Fahne anfangen? Sie von einem Sklaven auf dem Dach hissen oder ein paar schöne Tuniken für Chio schneidern lassen?"
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.. ein paar schöne Tuniken für Chio schneidern lassen?
Aber doch nicht aus dieser Fahne, wenn sie tatsächlich Dolabella gehören sollte. Abgesehen davon, waren ihre Tuniken noch gut und kaum abgetragen. Gut, unter der Reise hatte der Stoff etwas gelitten, aber mit etwas Wasser und Seife war da noch einiges zu machen.
"Nein, bitte nicht zerschneiden. Sie ist viel zu schön."
Die Farbe war ein Traum und sie würde ihr bestimmt gut stehen, wenn sie so darüber nachdachte. Aber sie war fast sicher, dass Faustina ihren Vater damit nur necken wollte, sonst hätte sie sich nicht eingemischt.
Chiomara hatte wirklich Glück mit ihrer "Familie". Auf dem Weg hierher waren ihnen einige Reisegruppen begegnet, die weit weniger freundlich mit ihren Sklaven umgingen, und das war noch untertrieben. Faustina war ihr mehr eine Vertraute als eine Herrin, wobei Chiomara ihren Stand nie vergaß. Und auch heute wollte sie dafür Sorgen, dass alles zu Faustinas Zufriedenheit war.
Ein bisschen aufgeregt war sie allerdings auch, denn das Haus war ihr fremd und sie war auch gespannt, wo sie schlafen würde und wie man in diesem Haushalt mit Sklaven umging. Zunächst aber mußte alles eingeräumt werden und daher nahm Chiomara ihren Stapel und tat, wofür sie hier war.
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Mit einem süffisanten Lächeln, gab sie die Fahne an ihren Vater weiter. Faustina war es Leid hier quasi in der Tür zu stehen.
"Komm Chio, ich zeige Dir wo ich wohne und wenn es die Herrin des Hauses erlaubt, würde ich Dich gerne in meiner Nähe haben.".
Damit ließ sie ihren Vater stehen, nahm Chio bei der Hand und führte sie durch die große Villa zu ihren Gemächern.
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Er stand lange vor der Porta, eh er klopfte. Aretas war alles durchgegangen. Es war besser beim Dominus vorzusprechen, als das er es von Dritten erfährt. Sein Leben hatte er nach den Vorfällen verwirkt, da war er sich im Klaren. Die Entscheidung darüber welche Strafe er bekam,lag beim Dominus.
Das Warten vor der Porta. Er könnte wieder gehen... -
Der Pförtner öffnete die Tür und fragte missmutig:
"Wer bist Du? Was willst Du?".
Wenn er schon beim Schläfchen gestört wurde, sollte der Störenfried auch nichts zu lachen haben.
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Eine freundliche Begrüßung war das. Das machte es einfacher zu gehen, falls Dolabella nicht da sein sollte. Er hatte es versucht. Man konnte ihm dann keinen Vorwurf machen.
"Ich bin Aretas. Ich will zu Dominus Tiberius Dolabella."
Na los, sag schon nein. dachte er sich.
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