Sie musste sehr an sich halten, um nicht einfach aus dem Zimmer zu stürmen. Doch sowohl ihre Gravitas, als auch ihre Erziehung verbieten es ihr.
'Es mag sein, dass ich deine Nähe nicht unbedingt suche, doch dies kommt nur daher, da du mir fortwährend das Gefühl vermittelst, dass ich das Schlimmste bin, was dir je passiert ist.' - diese Worte hallen wieder und wieder in ihrem Kopf umher. War das sein Ernst? Sie war sich keiner Schuld bewusst. Nie hatte sie ihn so abfällig behandelt, wie er sie. Zumindest war Antonia dieser Ansicht.
Doch noch etwas anderes lässt sie die Stirn runzeln. Es fällt ihm nicht leicht eine Frau zu berühren?
Nachdenklich und doch mit etwas Undeutbarem in ihrem Blick sieht die Claudia ihren Mann an. Sie demütigte ihn? Sie ihn?
Doch viel mehr, als seine Worte irritiert Antonia die Körpersprache Gracchus´. Seit sie ihn kennen gelernt hatte, war er immer aufrecht wie eine Eiche gewesen. Und nun? Nicht, dass er wie ein geprügelter Hund ausgesehen hätte, doch irgend etwas war anders.
Einige Zeit erwidert sie nichts, geht in Gedanken immer und immer wieder die Worte durch, die sie soeben gehört hat. Es war nichts geschnörkeltes daran, nicht wie sonst, durch Zitate von Dichtern gespickt. Für einen Flavier war es wohl die einfachste Wortwahl, zu der er im Stande war. Noch ein Punkt, der sie durcheinander brachte.
Es war nie meine Absicht, Dich zu demütigen., durchbricht endlich ihre Stimme die bedrückende Stille.
Abgesehen davon, dass es ihr schleierhaft ist, inwiefern sie ihn gedemütigt haben könnte. Ihn, den perfektesten der Patrizier.
Wie.. , setzt sie an, es herauszufinden, doch sie spricht den Satz nicht zu Ende, wendet stattdessen den Blick wieder von ihrem Ehemann ab und streift mit ihren Augen einige Möbelstücke.
Eisige Stimme. Sie habe eine eisige Stimme. Oder nur, wenn sie mit ihm sprach?
Was soll ich tun, Manius? Sag es mir, denn ich weiß nicht, was ich falsch mache, wodurch ich deine Missgunst hervorrufe.