Schon die Titulatur war geeignet, den Zorn Manius Minors weiter anzufachen, da sie doch implizierte, dass Manius Maior ihn noch immer als jenen infantilen Tropf geringschätzte, der er vor geradezu innumerablen Jahren war gewesen, da er noch in der Tat der Minimus der Flavii Gracchi war gewesen. Nicht weniger entrüstete ihn aber auch die erste Explikation, da doch das Verb "Freigeben" implementierte, dass der Spiritus Loci, das beständige Memento in jenen Objekten, die zum alltäglichen Gebrauch der Claudia Antonia waren bestimmt, eine Last darstellen, derer zu entledigen desirabel sein mochte. Und in der Tat wagte der Vater die wahre Intention zu enthüllen, nämlich die Scham angesichts seiner Treulosigkeit, die ihn würde erfassen, wenn er nun sich mit einem jungen Ding bar jeder Größe und Anmut, die Minors Mutter hatte ihr Eigen genannt, vergnügte und dabei in seinem Mühen, das Andenken an jene erste und einzig wahre Gattin zu verdrängen, disturbiert werden würde.
"Glaubst du etwa, sie wird eifersüchtig auf Mama sein?"
, replizierte der Jüngling somit voller Ingrimm, die Arme vor der adipösen Brust in Feindseligkeit verschränkend.
"Wird sie fürchten, du oder ihre Kinder, zu deren Geburt sie selbst doch kaum imstande gewesen sein mag sich auf eigenen Füßen zu halten, würden ihre wahre Mutter und Gattin nicht rasch genug vergessen?"
Nicht selten hatte der junge Flavius, insonderheit seit jener Flucht in Mantua, Dissens verspürt zu den Entschlüssen seines Vaters, doch hatte er lediglich ein einziges Mal für den Hauch eines Augenblickes offenen Widerstand geprobt und im Übrigen jedwede Kritik, wie es einem gehorsamen Sohne anstand, ungeachtet der Bitterkeit des Geschmackes hinabgeschlungen, sodass es den Anschein haben mochte, seine beachtliche Leibesfülle rühre von eben jenem Umstand und nicht von seiner Lust an süßen Speisen. Diesmal indessen war er außerstande den braven Sohn zu mimen, sodass es aus ihm herausbrach gleich den Wassermassen des Padus, nachdem die etruskischen Verbündeten Palmas seine Dämme hatten zerstört, uneingedenk des Umstandes, dass hierdurch, similär zu jenem fatalen Beschluss der Renegaten, nicht abzuwägender Schaden mochte evoziert werden:
"Ihre Kinder... und deine Kinder, deren Ästimation deiner Heiratspläne du augenscheinlich für gänzlich unbedeutend erachtest! Die in die Wahl ihrer neuen Mutter einzubeziehen dir offenbar obsolet erscheint, dass du selbst deinen Stammhalter erst vor den Augen aller in deine Entschlüsse einweihst!"
Voller Bitterkeit und Abscheu verbalisierte er jene Gedanken, doch mengte sich bald Jähzorn in seine Worte:
"Glaubst du etwa, noch immer einen unmündigen Minimus vor dir zu haben, dem du nun ohne dessen Auffassung auch nur zu hören schlicht diese Aurelia vorsetzen kannst?"
Aggression blitzte in den insuffizienten Augen des jungen Flavius, als er zum Fanal seiner Accusatio voranschritt:
"Wie kannst du es wagen, dieses Weib an die Stelle von Mama zu setzen?"
Cubiculum | Claudia Antonia
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Gänzlich unvorbereitet traf Gracchus der Ingrimm und Jähzorn, denn mitnichten hatte er angenommen, Minor könne sich gegen die Wahl der Aurelia aussprechen, wiewohl die aggressive Emotionalität selbst ihm gänzlich fremd war an seinem Sohne, welcher sonstig doch eher beinahe scheu, in jedem Falle jedoch überaus besonnen agierte, so dass mit den ersten Anfeindungen ihm schlichtweg vor Erstaunen die Worte fehlten. Mit jeder weiteren Frage, jeder zornegefärbten Anklage indes regte sich die Gegenwehr in dem Vater, begann auch in ihm ein Ingrimm zu erwachen über den Angriff seiner selbst, sowie die Impertinenz, welche Minor ihm entgegen schleuderte, dass Gracchus' Kiefer aufeinander zu mahlen begannen, seine Augen sich verengten, zum Klimax der infantilen Anklage schlussendlich wütend und lautstark aus ihm hervorbrach:
"Halte deine Zunge im Zaum, Manius Minor!""
Mit wenigen Schritten war er vor seinem Sohne und packte diesen am Kragen seiner Tunika.
"Was glaubst du, welches Re'ht du hast, dich derart despektierlich zu gebaren? Du verstehst augenscheinlich nichts von dieser Angelegenheit, nicht das geringste!"
knurrte er und fixierte Minors Blick, der letztlich ob dessen Fehlsichtigkeit ihn doch nur zu durchdringen schien, was Gracchus nur mehr noch echauffierte.
"Du magst Dinge erlebt haben, die kein Kind erleben sollte und weil du ob dessen vor dem Gesetz nun als erwa'hsen giltst glaubst du allfällig zu verstehen, wie das Leben vonstattengeht, und da du in deiner ganzen Existenz noch keine Wahl ge..troffen hast, hängst du dem Glauben an, dass es eine Wahl gäbe!"
Zornig stieß Gracchus seinen Sohn ein wenig zurück, seine Stimme nun lauter werdend.
"Doch dies ist ein Irrglaube, mein Sohn, ebenso wie der Glaube, dass irgend..jemand dir je deine Mutter ersetzten könnte! Deine Mutter ist tot, Minor, tot! Du wirst nie wieder eine Mutter haben, gleich wie viele Ge..mahlinnen noch an meiner Seite werden stehen!" -
Obschon emotionale Eruptionen Manius Maiors in Präsenz Manius Minors nahezu ebenso selten waren wie umgekehrt, genügte das übervolle Maß an Rage, in die der Jüngling sich geredet hatte, vollauf, um nicht kleinlaut zu verstummen, sondern die Provokation zu akzeptieren, zumal sie seine Ästimationen aufs Vortrefflichste konfirmierten, wie sie ihn aufs Neue zum unmündigen Knaben zu degradieren suchten. Doch mitnichten war er ein solcher und so trutzte er mannhaft der physischen wie verbalen Offensive gleich einem Felsen in der Brandung, die Arme vor der Brust verschränkt und den paternalen Blick standhaft erwidernd, respektive jene dunklen Flecken im Schemen des Antlitzes vor seiner Nasenspitze fixierend.
Gänzlich unpräpariert trafen ihn hingegen die verwundenden Worte, die den Tod seiner Mutter aufs Neue aktualisierten und ihm in ihrer Vortragsweise wie gackernder Hohn über sämtliche seiner bisherigen Annahmen bezüglich der Relation seiner Eltern erklangen, da doch Gracchus Maior augenscheinlich sich imstande sah, seine Gemahlinnen gleich einer defekten Tunica zu replatzieren, während sein Sohn ohnehin jede Hoffnung konnte fahren lassen, ein Substitut für seine verehrungswürdige Gebärerin zu gewinnen. Stets war sein Vater ihm in gewisser Weise fremd geblieben, doch nun, da er im Zorne diese Worte sprach, schien selbst jenes letzte, bedeutsame Band, die vermeintlich geteilte Zuneigung zu jener Claudia Antonia, zerschnitten. Tränen stiegen ihm ob jener Einsicht in die Augen, doch war er keineswegs gewillt, nun doch sich als jenes Knäblein zu offenbaren, als das sein Vater ihn sah, weshalb er die Schwäche durch nochmalig gesteigertes Temperament zu kompensieren suchte.
"Du treuloser... Feigling!"
, stieß er hervor, unfähig die Wortwahl zu kontrollieren und somit, obschon es in jenem Kontext gänzlich inadäquat mochte sein, jenes verborgene Bild offenbarend, das er in Mantua von seinem Genitoren hatte entworfen.
"Ich hasse dich! Ich hasse dich!"
, sandte er endlich hinterher, während er mental zur Reculade bereits bließ, sodass er sogleich sich abzuwenden und hinfortzueilen suchte, um der Präsenz jener innominablen Unperson, die sich sein Vater nannte, indessen zugleich einem weiteren Wortgefechte in jenem exaltierten Status sich zu entziehen.
Deplorablerweise waren die Tränen jedoch geeignet, seine ohnehin limitierte Sicht weiter zu reduzieren, weshalb ihm gänzlich entging, dass die Tür zum maternalen Cubiculum eine sanfte, dem gesunden Auge durchaus vernehmliche Welle zueeigen war, welche in seiner Eile nun ihm zum Verhängnis wurde, da er darüber stürzte und sogleich in temporärer Desorientierung zu Boden fiel. Als ob derer Emotionen nicht genug in seinem Geiste tobten, mischte sich nun somit noch ein gehäufter Scheffel Scham unter den Zorn, die Trauer und die Abscheu, während er schniefend sich mühte zügig aufzustehen und zumindest ein Substrat an Würde zurückzugewinnen, ehe er seine Flucht kontinuierte. -
Während die nächste Invektive eher noch dazu gereichte, Gracchus' Furor weiter anzuheizen - denn obgleich er beständig von seiner Feigheit geleitet und dieser sich allzu oft auch schmerzlich bewusst war, so konnte er doch unmöglich diesen Vorwurf aus extrinsischer Quelle zulassen -, so trafen ihn die nachfolgenden Hass-Bekundungen seines Sohnes stärker als jedes Geschoss es hätte vermocht. Einerseits stellte für ihn selbst Hass eine der stärksten Emotionen überhaupt dar - immerhin Ursache für die schrecklichsten Gräueltaten der menschlichen Geschichte -, so dass er dieses Wort kaum je überhaupt gebrauchte in Bezug auf eigene Empfindungen, andererseits war es auch eben jene Emotion gewesen, welche er zuletzt seinem eigenen Vater hatte entgegen gebracht, respektive in seiner jugendlichen Wahrnehmung zu empfinden hatte geglaubt.
Alles wiederholt sich
, konnte er seinen Vater in Gedanken vernehmen, gefolgt von einem lauten, spöttischen Lachen.
"Minor!"
versuchte er gleichsam seinen eigenen Sohn zurück zu halten und just in jenem Augenblicke, da der Name dessen gesprochen war, schien es beinahe als hätte er tatsächlich eine Macht über ihn, da Minor über die Schwelle der Türe stolperte und zu Boden fiel. Mit wenigen Schritten war Gracchus bei ihm, kniete sich hinab und fasste seinen Sohn, um ihm aufzuhelfen. Obgleich der Leib des Jungen durchaus eine nicht geringe Fülle aufwies, so waren seine Züge doch noch immer recht kindlich, schien er beständig auf schmalem Grade zu wandeln zwischen Jugend und Erwachsenensein.
"So einfa'h ist das nicht, Minor"
, redete Gracchus angelegentlich auf seinen Sohn ein und fasste ihn an den Schultern, um vor einer neuerlichen Flucht ihn abzuhalten.
"Niemand kann deine Mutter je ersetzen, niemand kann je die Mutter meiner Kinder ersetzen und niemand kann je Antonia er..setzen! Und aus eben diesem Grunde ist dies auch nicht das Ziel einer neuerlichen Ehe. Ich muss an unsere Familie denken, an dich und deine Geschwister, und ohne eine Gemahlin an meiner Seite gibt es nun einmal kein Vorankommen! Darüber hinaus gibt es zwischen der Familie des Aurelius Lupus und der unseren eine gewisse Interdependenz, ob derer es von eminenter Wi'htigkeit ist, unsere beiden Familien aneinander zu binden, gleichwohl es aus anderweitigen Gründen obligat ist, Aurelia Prisca selbst an die Flavia zu binden."
Er blickte Minor fest an.
"Mehercule! Es gab keine Wahl, Minor, und es gibt keine Wahl, es besteht schli'htweg eine Notwendigkeit und ich erwarte von dir, dass du die Verantwortung meines Stammhalters übernimmst und diese Notwendigkeit akzeptierst!" -
Noch ehe es ihm gelang, dem achso detestierten Manius Maior zu entfleuchen, hatte dieser ihn ergriffen und zu Manius Minors Beschämen gar auf die Beine geholfen, um ihn unverzüglich an der Flucht zu hindern. Doch noch immer war des Jünglings Ratio verschüttet unter divestesten Emotionen vehementester Art, da er vor glühendem Hass bebte und zugleich vor Scham sich grämte, weshalb er sich harsch der Hand des Vaters entwand und zurückwich, bis er das Holz des Türpfostens im Rücken verspürte. Gepresst an die Pforte und damit dem Vater im Rahmen seiner Fakultäten ausweichend vernahm er die Explikationen, die ihm in seinem rasenden Zorn indessen gänzlich uneinsichtig erschienen, ja geradezu als ridikulöse Ausflüchte bar jedweden realen Substrats sich darboten, da doch, selbst wenn er geneigt sein mochte, die Necessität einer Eheschließung zu akzeptieren, die vermeintliche Alternativlosigkeit der Aurelia nichts weiteres sein konnte denn grandioser Humbug!
"Notwendigkeit? Dieses Weib?"
, gab der Jüngling daher trutzig zurück und schniefte vernehmlich, ehe er dem älteren Flavius auf Giftigste entgegenspie:
"Sie ist noch nicht einmal richtig verwandt mit Aurelius Lupus!"
Durchaus war dem jungen Flavius bekannt, dass die Aurelia Gens sich in mehrere Stirpes sich auseinanderdividierte, wobei der der Prisca mit dem der Aurelii Lupi keineswegs kongruent war.
"Es existieren mehr als genug Flavii, die diese 'Pflicht' in ebensolchem Maße hätten übernehmen können! Du hättest Onkel Scato mit ihr vermählen können! Oder Aulus! Doch stattdessen stürztest du dich selbst auf die erstbeste auf dem Heiratsmarkt, die dort zu haben war! Eine Witwe, die schon Onkel Piso nichts denn Unglück brachte, der jedwedes Gespür für adäquate Präsente fehlt wie der Sinn für die Mores Maiorum, welche unsere Feriae prägen! Die dafür ein Übermaß an Arroganz und Hochmut besitzt!"
Noch immer entbehrte Manius Minor jedweder Contenance, sodass der Gedankenstrom sein Haupt unfiltriert oral verließ, womit zweifelsohne er sich selbst um selbiges wie seinen Kragen redete. -
Erzürnt presste Gracchus seine Kiefer aufeinander während sein Nachkomme sich über die Untauglichkeit seiner Entscheidung, wiewohl der Aurelia ereiferte.
"Wahrhaft es war die falsche Entscheidung!"
konzedierte er letztlich mit grimmender Couleur in der Stimme, welche mit jedem folgenden Worte ein wenig lauter wurde.
"Mit dir hätte ich sie augenscheinlich wohl vermählen sollen! Unglück hat sie Piso gebracht, wohl wahr, keinen Na'hkommen, keinen Erben, der seine Blutlinie fortführt! Es wäre folglich genau die rechte Frau an deiner Seite, denn allfällig wäre es besser, auch deine Blutlinie nicht fortzuführen, während ich mit einer anderen Gemahlin einen Stammhalter zeuge, der mehr Scharfsinn und mehr Gespür für eine adäquate Sicht der Dinge besitzt, sowie mehr Sinn für die Ver..bundenheit, welche unsere Familie auch über die agnatische Linie hinaus prägt!"
Er trat einen Schritt zurück und schüttelte enttäuscht den Kopf. Zweifelsohne hätten sie noch lange sich verbal duellieren können hätte Minor nur weiterhin die Aurelia, sowie ihn selbst attackiert, doch dass sein Sohn seinen Vettern bereitwillig die ihm widrige und Unglück bringende Witwe an die Seite wollte stellen, desillusionierte Gracchus gänzlich über dessen Intention.
"Dass du in deiner Naivität meine Entscheidung nicht na'hvollziehen kannst, ist eine Sache, Minor, aber dass du deine Vettern zu deinem eigenen kleingeistigen, imaginierten Nutzen übervorteilen willst, zeugt mir nur von deinem Übermaß an Arroganz und Hochmut!" -
Die Retoure traf Manius Minor mit unverhoffter Vehemenz, denn obschon er selbst die Grenzen des Anstandes beiweitem hatte überschritten, so erschien die Äußerung Manius Maiors als neue Exorbitanz, die zu übertreffen exkludibel war. Mochte er die Entscheidung seines Vaters in ungebührlicher Weise kritisiert, ihm seinen Zorn ins Antlitz gesprochen haben, so hatte er doch nie seine unabänderliche Relation zu ihm infrage gestellt, hatte stets implizit nur das Wohl der Flavii Gracchi und somit auch das des Gracchus Maior im Sinne gehabt. Dieser indessen revanchierte sich mit dem schrecklichsten aller Verdikte! Wäre er doch bei seiner Infantilität verblieben, hätte ihn womöglich ob seiner Unansehnlichkeit, seiner Menschenfurcht oder jener übrigen, schier innumerablen Makel getadelt, die ihm kontinuierlich Leid bereiteten! Doch stattdessen hatte er im wörtlichen Sinne die Gürtellinie gleich dem Rubikon durchschritten und sprach ihm nicht weniger als den furchtbarsten aller paternalen Flüche zu, indem er ihn gewissermaßen aus der Familie exkludierte. Ihm, dem Stammhalter, seinem eigen Fleisch und Blut, der identen Namen wie er selbst trug, wünschte er ein Versiegen der Stirps!
Für einen Augenblick glaubte er sich in einem jener sinistren Gespinste, mit welchen Morpheus ihn bisweilen torquierte, erwartete schon, dass das unscharfe Antlitz seines Vaters zu jenem wohlvertrauten, bartgesäumten Schädel mit dem leblosen Blicke mutierte. Indessen geschah nichts dergleichen. Vielmehr konfirmierten sich hier in höchst realer Weise seine schlimmsten Ängste, denn augenscheinlich hatte jene Aurelia seinen Vater bereits zur Gänze konsumiert, hatte ihm den Floh der Insuffizienz der claudisch-flavischen Brut ins Ohr gesetzt und damit das Schicksal der wahren Flavii Gracchi besiegelt.Voller Entsetzen starrte der Jüngling durch die tränenverquollenen Augen in jene finsteren Höhlen, die deren paternales Pendant darstellen mussten, öffnete den Mund für eine Replik, doch entfleuchte kein Wort seinen Lippen, so sehr war er verwundet, dass er keiner rhetorischen Wendung sich entsinnen mochte, weshalb er endlich nur stumm den Kiefer bewegte, ehe der Mund aufs Neue sich nutzlos verschloss.
Indessen war keinesfalls der letzte Streich getan, denn anstatt von ihm abzulassen und ihn dem Schrecken über die Einsicht zu überlassen, dass das feminine Geschlecht von weitaus größerer Gefahr war denn jemals vermutet, versetzte Gracchus Maior ihm endlich den Todesstoß, indem er nicht nur seinen Sohn schroff von sich wies, sondern diesen gar bezichtigte, seinen einzigen verbliebenen, geliebten Anverwandten übles zu wollen. Mitnichten hatte ernstlich erwogen, jene Natter einem der Milonen anzuhängen, sondern war vielmehr im Eifer ds Gefechtes dazu hingerissen worden, jene Namen zu erwähnen, doch lediglich exemplarisch und ohne weitere Erwägung!
Dies nun gegen ihn zu wenden war mehr denn perfide, zumal sein Vater mit jenen Worten nur konzedierte, dass er sich der Insuffizienz seiner Angetrauten in höchstem Maße bewusst war, obschon dies sein vermeintliches 'Opfer' umso absurder, ja geradehin grotesk ließ erscheinen.Tränen strömten über seine Wangen, die Nase versagte ihm den frischen Odem, seine Schultern hingen schlaff herab und auch das Haupt senkte sich in stummer Qual. Als ein sprichwörtliches Häufchen Elend endlich rang er sich einen Satz ab, über dessen Inimität sein deplorabler Status mitnichten hinwegtäuschte:
"Du... du bist nicht mein Vater!"
Sprachs ung ging ab. -
Voller Ingrimm verfolgte der Vater den Abgang des Sohnes, die Augen zusammengekniffen, die Kiefer aufeinander gepresst, im Bemühen die in ihm brodelnden Gefühle im Zaume zu halten.
"Dieser Eindruck beschleicht mich ebenfalls"
, knurrte Gracchus grimmig als Minor bereits außer Sicht war, und wusste doch im gleichen Augenblicke, dass sein Sohn ihm weitaus similärer war als es ihm behagte. Zornig - weit mehr über letztere Tatsache als das Aufbegehren seines Sohnes - schlug er die Türe zum Gemach der Claudia zu, und ein wenig zürnte er auch ihr, dass sie ihn mit den Sorgen und Nöten der Erziehung ihres Sohnes schlichtweg alleine hatte zurückgelassen. Sie hatte stets gewusst wie mit ihren Kindern umzugehen war - ihm dagegen waren alle drei bisweilen ein einziges Rätsel, gleichsam wie es ihre Mutter ihm gewesen war.
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