Gespräch mit Ioshua Hraluch

  • Meridius schmunzelte. Der Kerl war geschickt, in der Tat. Aber auch überaus frech dafür, dass er nicht einmal das römische Bürgerrecht besaß.


    "Mach Dir darum keine Sorgen. Mich wundert es nur, dass es hin und wieder Händler gibt, welche glauben, einen Statthalter ausnehmen zu können wie eine gefüllte Gans. Dabei ist doch auch dies eine Frage der Ehre, oder nicht?"


    Er blickte zu dem Orientalen und fügte hinzu


    "Nur hypothetisch gesprochen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das erste Gebot häufig weit über dem gängigen Preis liegt. Ich komme aus Tarraco, in Tarraco handeln häufig Kaufleute aus dem Norden Africas, sie scheinen diese Sitte des Orients übernommen zu haben. Meist jedoch erkennen sie ebenso schnell, dass sich die Welt nicht nur um ihr Geschäft dreht und dass Dutzende anderer Händler ebenfalls in den Startlöchern stehen..."

  • "In der Tat, das ist es."


    *wirkt leicht aufgestoßen, als der Statthalter ihm indirekt vorwirft, sich nur an jenem bereichern zu wollen. In gewisser Weise sah er sich durchaus mit Decimus auf einer Stufe. :] auch wenn er wußte, daß die Römer generell alle nicht römisch-stämmigen geringwertiger behandelten. ;)


    "Was willst Du mir damit sagen, Senator ? Daß ich Dich betrügen würde ?"


    *überspielt seine augenscheinliche Brüskierung leicht.*

  • "Mit Sicherheit nicht..."


    Meridius winkte ab. Der Orientale schien entrüstet zu sein, ob gespielt, oder nicht, konnte er nicht wissen, aber das war im Grunde auch egal.


    "Ich denke es wurde genug gemessen, oder?"


    Er blickte zu dem Sklaven.


    "Ich habe vor, regelmäßig Waren abzunehmen. Sowohl für mich, als auch für meine Gattin. Ich denke, dass diesbezüglich ein Mengenrabatt durchaus berechtigt wäre. Du hast im Grunde kein Risiko und verdienst dennoch genug. Zwei Toga, ein Mantel und eine Seidentunika sind doch ein ordentliches Paket, oder? Für eintausend Sesterzen beziehe ich diese gerne bei Dir."

  • Ioshua machte der Römer langsam Spaß.


    "Senator, Deine Bekanntschaft ehrt mich. Du bist ein hervorragender Händler und Taktierer.."


    schmierte er diesem Honig um den Bart.


    "Lass mich Dir erkenntlich zeigen und Dir das Angebot von nur 350 Sz. für die Toga machen."


    Er rechnete schnell im Kopf die Summe aus und kam somit auf eine Gesamtsumme von 1100 Sz.


    Der Sklave hatte unterdessen sein Werkzeug beiseite gelegt und stand nun wieder teilnahmslos am Rand und harrte dem Geschehen.



    Sim-Off:

    Du hast den Wechselkurs vergessen zwischen tylusischen Dinar und römischen Sesterzen. Diese Gauner von Geldwechslern verlangen horrende Gebühren. :(

  • Das Angebot des Orientalen war akzeptabel. Genau so, wie er es selbst vorgeschlagen hätte, wenn er nicht vorher extra auf der Minimalbasis kalkuliert hätte, um den Preis zu drücken. Eintausendeinhundert Sesterzen für zwei Toga, einen Mantel und eine Seidentunika gingen schwer in Ordnung. Vor allem bei der guten Qualität und der Tatsache, dass es sich um Seide aus dem Orient handelte. Alleine die Farben konnten schon manchmal ein Vermögen bedeuten. Purpurschnecken waren nicht gerade überall aufzutreiben.


    "Abgemacht."


    antwortete Meridius.


    "Eintausendeinhundert Sesterzen für die komplette Lieferung.
    Bis wann wirst Du liefern können?"


    Fragend sah er den Mann an und fügte noch hinzu:


    "Ich werde sehen, ob sich ein Termin mit meiner Gattin einrichten lässt. Falls Du auch eine Sklavinn beschäftigst, könnten auch bei ihr die Maße genommen werden..."

  • Beinahe hätte Ioshua noch gesagt, daß er bei der verehrten Gattin des Senators ohne Probleme selbst Maß genommen hätte 8) , verkneift sich dann aber einen Kommentar in die Richtung.


    "Ja, das wird möglich sein.


    - Nun der Auftrag ergeht zunächst an die Filialien in Ostia, je nach Lagerstand würde ich ein paar Wochen veranschlagen, dann solltest Du deine neue Garderobe in den Händen halten."


    Sim-Off:

    mit der nächsten Runde, also ab Sonntag ;)

  • Meridius blickte misstrauisch zu dem Orientalen. Hatte er richtig gehört?


    "Wie, die Kleidung wird nicht hier in Mogontiacum geschneidert? So kompliziert kann das ja nicht sein. Togen und Tuniken sind im ganzen Imperium immer vom selben Schnitt. Der Unterschied liegt doch wohl eher im Stoff..."


    Er räusperte sich.


    "Nungut, wie auch immer, es wäre schön, wenn Du jemanden für Mogontiacum einstellen könntest. es ist gut möglich, dass ich ab und an ein paar Aufträge erteile, seien es Geschenke für Verwandte und Bekannte, oder ich habe Änderungswünsche. Ich möchte dann nicht warten, bis diese nach Ostia gegangen sind und die Ergebnisse dann irgendwann Wochen später eintrudeln. Du verstehst was ich meine? Dein Schaden soll es nicht sein. Den Mann, oder die Frau könne wir auch als Bedienstete meiner Wenigkeit laufen lassen, einhundert Sesterzen kann ich dafür in der Woche als Gehalt gut bezahlen. Du hast nicht zufällig einen Sklaven oder Diener, der dafür in Frage käme?"

  • "Meine Experten sitzen derweil größtenteils noch in Ostia. Doch sei unbesorgt, Senator, ich stehe derzeit in Verhandlungen zwecks Expansionsmöglichkeiten in Germania. Sobald das Kontor eingerichtet und Materialien herangebracht werden, beginnen die Rohstofflieferungen und dann wird es kein Problem sein auch hier in Mogontiacum produzieren zu lassen.


    Mein Verwalter Rhabos, eine absolut zuverlässige Seele, wird sich für den Anfang um den Vertrieb kümmern"

  • Meridius schien beruhigt. Sollte der Orientale tatsächlich einen Bediensteten hier in der Stadt unterbringen, würde er Geschäftssinn zeigen. Denn fand Meridius einmal Geschmack an guter Ware, war es so gut wie sicher, dass er dieser auch treu blieb und diese auch weiterempfahl. Und was konnte für diesen Händler mehr von Vorteil sein, als ein Statthalter, der auf allen Empfängen und bei allen wichtigen Anlässen, beste Ware aus seinem Geschäft trug?


    "Sehr schön."


    Der Statthalter musterte den Händler.


    "Sag, wie lange bereist Du nun schon das Imperium?
    Und was gibt es, was man über Deine Heimat wissen muss?"

  • Ioshua nickte zufrieden. Dann wunk er den Sklaven herbei, welcher eine kleine Amphore bei sich trug.


    "Meine Heimat ist fern, weit hinter der mesopotamischen Wüste, und ich habe sie viele Monate nicht mehr gesehen, solange bereise ich nun das Imperium bereits. Das mare britannicum ist wahrlich unruhiger als das mare internum, und Germania ist nicht Hispania.


    Zuletzt drangen mir hingegen unschöne Kunde aus Tylus an mein Ohr. Nach zahlreichen Briefen, die ich auf meinen Reisen erhalte, scheint sich in Tylus eine Rom-Opposition zu formieren. Nun daß Rom als beherrschende Macht der heutigen Welt nicht bei allen Völkern hoch in Kurs steht, ist sicher kein Geheimnis, doch ich hoffe, daß es nicht so schlimm ist und so wird es wohl auch Zeit, daß ich bald wieder aufbreche, damit die guten Beziehungen zwischen uns auch weiter bestehen bleiben.
    Es ist bedauerlich, daß der allmächtige Imperator solange keinen Legatus Augusti für Tylus mehr ernannt hat. Der Mann könnte viel bewirken."

  • Der Statthalter nickte.


    "Sicher, ein Legatus Augusti wäre ein Vorteil. Doch ich denke die eigentlichen Interessen werden sowieso von einflussreichen Händlern vorangetrieben nicht wahr? Das Imperium ist ein großer Wirtschaftsraum, interessant deshalb, weil in ihm ein Recht und eine Münze gilt und Frieden herrscht. Tylus hat wertvolle Waren an den Mann zu bringen, die Opposition wird durch Händler wie Dich schnell an Einfluss verlieren. Oft ist es der Handel der mehr bewirkt als manch Diplomat..."

  • "Nun, das ist in der Tat so. Und in Tylus dominiert der Handel, weshalb ich mir schwer vorstellen kann, daß die Oppositionellen zuviel an Einfluss gewinnen."


    Ioshua kam es eher so vor, als sei diese "Opposition" nicht mehr als ein kläglicher Haufen Enttäuschter, welche nach Aufmerksamkeit lechzten. ;)


    "Dennoch wäre ein starker Mann an der Seite des Kaisers in Tylus ein Vorteil, denn er verstärkt die Präsenz des Reiches in Tylus. Der politische Einfluss ist auch nicht zu unterschätzen."


    Dann kam er auf den Sklaven zu sprechen, der noch immer die kleine Amphore in der Hand trug.


    "Ehrenwerter Senator, ich möchte Dich an einem Brauch in Tylus teilhaben lassen. Dieser Brauch ist der, daß wir Tylusianer nach einem erfolgreichen Handelsabschluss einen Becher tylusischen Weines trinken. Nicht viel, denn er ist stark und kräftig gewürzt."


    Er wies den Sklaven an und jener füllte zwei Becher halbvoll mit dem Wein und reichte eines dem Statthalter. Das andere ergriff Ioshua.


    "Prosit. Auf ein gutes Geschäft und noch weitere segensreiche Geschäfte !"

  • Der Statthalter wollte sich diesem Brauch natürlich nicht entziehen, auch wenn es für Römer nicht usus war, starken Wein unverdünnt zu konsumieren. Egal, Geschäft war Geschäft und ein weitere Orientale würde heute nicht mehr in der Regia auftauchen. Mit einem Nicken nahm er den Becher an.


    "Ein schöner Brauch.
    Ich denke wir werden beide etwas von dem Geschäft haben."

  • "Dessen bin ich zuversichtlich, mein Freund."


    Ouu, da ist Ioshua wieder ins Rustikale abgerutscht, naja, der Wein und die behagliche Atmosspähre taten ihr übriges dazu. 8) Mal sehn wie es der Statthalter aufnimmt.

  • "Wie lange wirst Du in Mogontiacum bleiben und was hast Du von Germanien schon alles gesehen?"


    fragte Meridius um das Gespräch noch ein wenig fortzusetzen. Immerhin hatte man nicht alle Tage einen Orientalen im Hause und noch dazu einen, der den Haushalt in Zukunft mit den besten Stoffen des Ostens versorgen würde. Er würde Iulia von dem Geschäft erzählen müssen, sie wäre mit Sicherheit sofort hell begeistert...

  • "Nicht mehr allzu lang, fürchte ich." antwortete Ioshua. "Durch meine Handelstätigkeiten verbringe ich viel Zeit auf Reisen durch das Imperium. Doch wird mein König nicht sehr angetan davon sein, wenn ich zu lange unnötigerweise Tylus fernbleibe."


    und auf die andere Frage des Statthalters eingehend


    "Mein Schiff folgte dem Verlauf des Rhenus, ich sah Städte wie Colonia Claudia Ara Agrippinensium" bei dem Namen hätte er sich beinahe auf die Zunge gebissen "und Castra Vetera, sowie weitere befestige Legionsstandorte.


    Für einen Tylusier, der nur die unendliche Sonne, das kristallklare Wasser des Meeres und den heißen Wüstensand gewöhnt ist, ist es eine faszinierende Gegend und in meinen Gedanken spinnte sich die Vorstellung, ob wohlhabende Römer nicht bereit wären für solche Ausflugsfahrten auf dem Rhein zu bezahlen, durch die hohen Weinberge."


    Eine Zukunftsvision, keine Frage, aber Ioshua spürte, eines Tages mal wird es garantiert Römer geben, die sich solchen Luxus gönnen würden. ;)


    "Ein Jammer, daß es in Rom Kräfte gibt, die den Handel mit dieser Provinz unterbinden wollen."

  • Auf den letzten Kommentar hin winkte Meridius ab.


    "Darauf sollte man nicht allzuviel geben. Jeder der nur annähernd Verstand im Kopf hat, weiß, dass Rom nur über seine Provinzen finanzierbar ist. Die riesige Stadt verschlingt Unsummen an Waren, Gütern, Menschen und kann sich im Grunde das alles aus den eigenen Erträgen gar nicht leisten. Von den Legionen ganz zu schweigen..."


    Meridius schmunzelte.


    "Ich kann mir nur denken, auf wen Du anspielst, aber ich wüsste nicht wo der Sinn solcher Aktionen liegen soll. Das Rad der Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, Rom berherrscht die Welt und die Welt beherrscht Rom. Die Zeiten der kleinen beschaulichen Republik sind längst vorbei."


    Der Statthalter stellte seinen Becher ab.


    "Ich danke Dir jedenfalls für Deine Geduld, das anstehende Geschäft und auch das Gespräch. Falls Du etwas benötigst, die Regia steht Dir immer offen. Du brauchst mich nur aufzusuchen..."

  • "Ich bedanke mich bei Dir, Senator, für Deinen Empfang und möchte mich von Dir nun verabschieden. Deine Zeit ist gewiss auch rar gesät, als daß ich sie unnötig in Anspruch nehmen möchte und auch als Händler sieht man auf eine bestimmte Wirtschaftlichkeit von solchen Gesprächen nicht weg. " ;)


    Darauf erhob sich der Bezirksverwalter von seinem Platze, und der Sklave, der bei ihm stand, richtete unterdessen die Gewänder des Ioshua, die durch das Sitzen ein wenig durcheinandergeraten waren.


    "Shalom, möge der Friede mit dir sein!"



    Sim-Off:

    ...und mit deinem Geiste :D

  • "Vale, Hraluch"


    erwiderte Meridius nun und blickte dem Orientalen nach, bis er den Raum verlassen hatte. Dann machte auch er sich auf den Weg um in sein Officium zurückzukehren und noch ein paar Dokumente zu lesen.

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