Cubiculum | Flavia Arrecina

  • Sie schien noch immer eine Gefangene in ihrem eigenen Körper zu sein, zumindest wollte dieses Gefühl sie nicht verlassen. Das Zimmer war so fremd wie der Rest des Hauses und die Menschen denen sie immer begegnen musste waren Personen mit Gesichtern, die man wegradiert hatte. Es war immer ein Wechselbad der Gefühle denen sie ausgesetzt war und sie war sich nie sicher wie sie sich gegenüber der anderen verhalten sollte. Sie fühlte sich zum ersten mal seit einer Ewigkeit einfach nur hilflos und zerbrechlich, einfach wie sich ein kleines Mädchen fühlte was sie noch tief in ihrem Innersten war.
    Auch hier konnte sie nicht anders und verkroch sich in ihrem Zimmer in der Hoffnung keiner würde nach ihr fragen oder etwas wissen wollen. Ihre Sorgen galten immer noch dem Sklaven. Man hatte ihr ja erzählt wer er war, was er getan hatte und warum er es getan hatte. Wenn das alles stimmte sollte sie ihn eigentlich dafür hassen, aber sie konnte es nicht, denn in ihren Gedanken war er ein ganz anderer Mensch.


    Was sollte sie also machen, wenn sie ihn doch nur so kannte? Was würde geschehen wenn sie eines Tages wieder begann sich zu erinnern? Würde sie ihn hassen? Würde sie seinen Tod fordern?


    Das waren Gedanken vor denen sie sich so fürchtete, denn sie wusste ja nicht wie sie war, wer sie war und wer die ganzen Menschen in diesem Gebäude waren. Den einzigen den sie kannte konnte sie nicht sehen. Als sie beim Fenster stand legte sie ihre Hände daran und sah nach draussen. Es war kalt, zumindest hatte es den Anschein, sie wollte nicht nach draussen. Langsam schloss sie ihre Augen und versuchte sich einige Bilder ins Gedächtnis zu rufen, doch sie sah immer wieder Rutger und was sie erlebten ab dem Zeitpunkt wo sie in diesem komischen Haus gewesen waren, doch in ihren Gedanken waren da auch immer wieder andere Menschen, aber sie waren nur kurz zu sehen und blieben nie lange, fast wie kleine Blitze die aufzuckten nur, dass es Gesichter waren.


    Leise seufzend wandte sie sich vom Fenster ab und starrte an die gegenüberliegende Wand. So leer wie diese war, so leer war auch ihr Kopf und es war zum verzweifeln.

  • In den vorangegangenen Tagen hatte sich Gracchus ausführlich mit Defixiones und Exorzismi beschäftigt, und obwohl er sich noch nicht bereit für solcherlei Tun fühlte, musste der Bann gebrochen werden, denn er hatte dies Aristides versprochen. Die kommenden Tage waren günstig, der Mond schickte sich an, den Himmel gänzlich zu verlassen, zudem würde sich Gracchus ohnhin niemals für solcherlei Tun bereit fühlen, somit war seine eigene Empfindung hierbei belanglos. Um jene, aus deren Geist die bösen Geister vertrieben werden sollten, auf dieses Ereignis vorzubereiten, klopfte Gracchus nun an die Türe des Cubiculums seiner Nichte, obwohl er beinahe bezweifelte, dass auch sie jemals für dieses Ereignis bereit sein würde.

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  • Das Fenster nach draussen schien ihr bester Freund geworden zu sein, denn wenn sie hier in ihrem Cubiculum war, dann stand sie die meißte Zeit über an dem Fenster und sah hinaus. Meißt war der Himmel immer trüb wie auch heute und es passte meißtens zu ihrer Stimmung die sie hegte. Argos, der kleine Hund den sie geschenkt bekommen hatte lag in ihrem Bett und schlief. Er war immer für sie da und sie mochte den kleinen sehr und war froh ihn bekommen zu haben. Immer noch dachte sie über die Worte von Rutger nach, über das was geschehen war und das was noch alles geschehen würde, denn sie wusste es ja nicht.
    Jäh wurde sie durch ein Klopfen aus ihren Gedanken gerissen, auch wenn es einen Moment dauerte bis sie es bemerkte und auch Argos seinen Kopf etwas verschlafen anhob und gähnend auf die Tür schaute. Langsam drehte Arrecina ihren Kopf zur Seite "Ja? Die Tür ist offen," sagte sie und rechnete damit, dass es wieder ihr Vater sein würde.

  • Die Tür wurde geöffnet und Gracchus trat resolut in den Raum hinein, verlor nach den ersten Schritten jedoch seine Courage und blieb schlussendlch zögerlich stehen. Er genierte sich immer ein wenig, das Reich einer Frau zu betreten, doch er hatte Arrecina nicht zu sich in sein Arbeitszimmer zitieren wollen, da ihm seine Nichte während der wenigen Zeit, da er sie in den letzten Tagen zu Gesicht bekommen hatte, tatsächlich ein wenig derangiert schien, und er dies nicht weiter vorantreiben wollte. Sie jedoch außerhalb ihres Cubiculums anzutreffen, dies war beinahe ebenso unmöglich, schien sie doch Gracchus' Gattin nacheifern zu wollen und ihr kleines Reich kaum zu verlassen.
    "Salve, Arrecina."
    Man konnte vermuten, dass Gracchus gegenüber Arrecina den Vorteil haben würde, sie zu kennen, während sie selbst sich nicht an ihn erinnerte, doch dem war nicht so. Er erinnerte sich nur an ein einziges familiäres Fest in Italia, während dessen er seine Nichte zur Kenntnis genommen, damals jedoch wegen ihrer Kindlichkeit nicht weiter beachtet hatte, und auch seit sie in Rom angekommen war, hatte er kaum ein Wort mit ihr gewechselt. Während er in seiner üblichen aufrechten Haltung wie ein Pfosten in der Mitte des Raumes stand, musterte er die junge Frau und versuchte zu ergründen, was in ihrem Kopf vorgehen mochte, ob sie eher ihrem Vater glich und das Leben mit einer beneidenswerten Leichtigkeit auf sich nahm, oder ob sie den Ernst ihrer Großmutter geerbt hatte.
    "Dein Vater hat sicherlich mit dir über seine Vermutung bezüglich des Fluches gesprochen. Er hat mich gebeten, dafür Sorge zu tragen, dass dieser Fluch gebrochen wird. Nun, ich habe mich in den letzten Tagen äußerst umfassend mit dieser Materie befasst, und ich erachte den morgigen Abend als günstig, dies anzugehen. Deine Anwesenheit ist das einzig Notwendige deinerseits, weiters wird es für dich nichts zu tun geben."
    Es drängte ihn danach, den Raum zu verlassen, bevor Arrecina auf den Gedanken kommen konnte, ihm Fragen zu stellen, doch er hielt an sich, blickte sie mit jener undurchdringlicher Miene an, welche dazu geeignet war, tausende Opferpartizipienten über die Litatio zu täuschen, und wartete, ob sie sich äußern wollte.

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  • Argos legte seinen Kopf schief und hächelte nachdem er noch einmal ausgiebig gegähnt hatte. Er war am überlegen ob es sich lohnen würde aufzustehen und den Mann zu begrüßen oder lieber auf dem kuscheligen Platz liegen zu bleiben und noch etwas weiter zu schlafen du schließlich entschied er sich dafür den Kopf wieder auf seine Pfoten zu legen und die Augen zu schließen.
    Arrecina hingegen beobachtete den Mann, sie erinnerte sich an ihn, schließlich hatte sie ihn ja auf dem Saturnalien Fest gesehen und ein Geschenk von ihm bekommen. Es fiel ihr immer noch schwer Worte zu finden die ihre Familie betrafen, da sie sich ja nicht erinnerte, aber sie begann dann doch etwas zu sagen. "Salve,……….Onkel…..Gracchus," brachte sie über ihre Lippen und wandte sich ihm ganz zu. Ihre Augen musterten ihn auf eine seltsame und doch vertraute Weise. Von oben bis unten betrachtete sie ihn und versuchte etwas zu finden was sie an früher erinnerte, aber da war nichts. Er war ein Gesicht unter vielen anderen,schwer einzuschätzen vom Alter her. Fast hätte sie begonnen zu seufzen als sie nur das Wort über ihren Vater hörte, denn es war ja klar, dass jemand kommen würde, der immer in ihrer Nähe sein würde, aber was sie sich nun anhören musste ließ sie ihre Stirn in Falten legen. Verwundert blickte sie ihm in die Augen und so ganz verstand das junge Mädchen auch nicht was er da eigentlich sagte.
    "Mein Vater sagte einmal ganz kurz etwas von einem Fluch und ich meinte zu ihm, dass das lächerlich ist und ich habe meine Meinung darüber sicher nicht geändert. Ich bin mit keinem Fluch belegt, das ist unsinnig. Ich habe mir den Kopf angeschlagen, da kann man doch nicht von einem Fluch sprechen," meinte sie leise und versuchte nur indirekt zu widersprechen. "Was hast du mit mir vor? Ist das nicht ein wenig weit her geholt? Ich meine ..... .....," Arrecina brach ab und sah von ihm weg auf den Boden. Ihr Blick schien einfach nur ins Leere zu gehen, als würde sie etwas suchen und doch nichts finden.

  • Ohne ein Wort ließ Gracchus die Musterung über sich ergehen, verfolgte, wie Arrecinas Augen einmal an ihm hinab und wieder hinauf wanderten, und verwehrte sich jeglichen Gedanken dazu. Es war sicherlich nicht einfach, nicht mehr sicher zu sein, was man wusste, nicht mehr zu wissen, wessen man sich sicher war, ohne Anfang und ohne Ende in der Welt zu stehen. Obwohl Gracchus seine Familie und seinen Stand in jener in so manch schwachem Moment ausschweifend räsoniert hatte, so war es doch dieser, welcher sein Leben bestimmte, um nicht zu sagen, welcher seine Person bestimmte. Das Bewusstsein darum zu verlieren, dies wäre ebenso, wie sich selbst zu verlieren. Doch Arrecina schien nicht nur das Bewusstsein um ihre Person abhanden gekommen zu sein, so wie sie über die Bedeutung eines Fluches sprach.
    "Mit solcherlei Dingen ist nicht zu Spaßen, Arrecina. Den Kopf angeschlagen, dies hat sich vermutlich jeder der in dieser Villa Wohnenden schon einmal, wahrscheinlich schon mehrere Male, doch alle wissen wir noch um unsere Person und unsere Familie. Sich den Kopf anzuschlagen zieht eine Blessur hinter sich, im schlimmsten Fall eine ernsthafte Wunde, doch um zum Verlust einer Person zu führen, müsste sie schon gewaltig sein."
    Er legte den Kopf ein wenig schief und blickte sie mitfühlend an.
    "Ich wüsste nicht, was ein schlimmerer Fluch sein könnte, als sich selbst zu verlieren."

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  • Sie stand da, ein junges Mädchen ohne Identität, und sah immer noch auf den Boden. Seine Worte gingen ihr durch den Kopf, aber sie wollte nicht glauben, dass sie von einem Fluch belegt war, schon gar nicht von einem Fluch von Rutger und davon schienen sie ja alle irgendwie auszugehen. Dieser Gedanke erschien ihr einfach zu lächerlich, aber ein anderer machte sich in ihr breit, denn was war wenn sie wirklich von einem Fluch besessen war? Aber nicht von Rutger sondern von dieser Frau. Sie war es sicher gewesen, doch hatte sie irgendwem eigentlich erzählt was alles geschehen war, was sie alles hatte erleben und durchleiden müssen? Alle waren so damit beschäftigt sich darüber zu freuen, dass sie wieder da war und den Gemanen zu hassen, aber irgendwie wollte keiner wirklich wissen was geschehen war.
    "ich glaube nicht, dass der Fluch von Rutger kommt, wenn ich denn wirklich von einem besessen sein sollte. Da war eine Frau, sie war verrückt und hielt mich für jemand anderen, naja ich hielt mich auch für diese Person, aber was ist wenn sie etwas damit zu tun hat? Rutger war es auf keinen Fall, denn ohne ihn würde ich nicht mehr leben, denn man wollte mich töten," flüsterte sie mit brüchiger Stimme und hob mitten im Satz ihren Kopf wieder an um ihren Onkel anzusehen. Ein leichter Schimmer tanzte in ihren Augen und sie hasste es, dass ihr einfach keiner zu glauben schien, wenn sie sagte, dass Rutger nichts böses wollte, dass sie ihm ihr Leben zu verdanken hatte. Ihre Hand wanderte an die Stelle an der man immer noch die frische Narbe sehen konnte, ein Makel den sie immer beibehalten würde von dem Sturz auf den Stein. "Ich habe Angst davor wieder die zu sein die ich war, auch wenn ich nichts mehr weiß, aber es macht mir Angst. Was willst du denn mit mir tun? Was genau wirst du machen wollen um mich von einem Fluch zu befreien?" Auch diese Antwort die sicher kommen würde davor hatte sie Angst und diese Angst spiegelte sich in ihren schimmernden Augen wieder.
    "Ich habe mich verloren aber ich weiß nicht ob ich mich wiederfinden will."

  • Gracchus kam nicht umhin, sich ein wenig deplatziert zu fühlen. Was dieses Mädchen brauchte war mit Sicherheit kein Sacerdos, welcher sich bei den Göttern darum bemühte, einen Fluch von ihr zu nehmen. Viel eher brauchte sie zuerst ... irgend etwas anderes, etwas, das Gracchus nicht einmal benennen, geschweige denn geben konnte.
    "Vor sich selbst Angst zu haben, davor sind auch jene nicht gefeit, welche sich ihrer Person bewusst sind. Doch vor dem, was ich tun werde, brauchst du dich nicht zu fürchten. Es werden Worte sein, verbunden mit Gaben an die Götter, um jene zu bewegen, die Last von dir zu nehmen, welche dich erdrückt. Im Grunde genommen sind Flüche, wie auch deren Aufhebung, den Opfern recht ähnlich."
    Er überwand sich, und trat endgültig zu Arrecina hin. Schließlich hob er seine Hand unter ihr Kinn und hob sanft ihren Kopf an.
    "Weshalb fürchtest du dich vor deiner Erinnerung? Was lässt dich glauben, dass jene Person es nicht wert ist, sie wieder zu finden? Du sagst, du hieltest dich für eine andere Person, als diese Frau bei dir war? Erinnerst du dich an jene Person?

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  • Unschlüßig blickte sie immer wieder von der einen auf die andere Seite und wusste nicht so ganz wohin mit ihrem Blick. Keine Ahnung was sie sagen sollte, wollte sie ihn nicht die ganze Zeit ansehen, irgendwie traute sie sich das nicht, doch diese Entscheidung wurde ihr ja abgenommen, als er ihr Kinn anhob und sie ihm in die Augen sehen musste. Arrecina schluckte, denn sie musste sich nun wieder an das Haus erinnern, an die Personen die dort lebten, an die Person die sie hatte sein sollen. "Ich fürchte mich weil ich in den Schatten in meinen Gedanken spüre, dass die Person vorher nicht gut gewesen war. Ich weiß nicht warum ich das glaube, es ist nur ein Gefühl. Wäre es nicht besser alles neu kennenzulernen und das Vergangene ruhen zu lassen? Kennst du mich? Dann sage mir etwas über mich. Sag mir wer ich bin und, dass es meine alten Erinnerungen wert sind sie wieder zu erhalten."
    Wieder stiegen diese Bilder vor ihrem Auge auf, als sie aufwachte in diesem unheimlichen Zimmer, als sie mit diesem Namen angesprochen wurde und dann alles andere seinen Lauf nahm. Ihre Augen begannen zu schimmern. "Ich habe mich nicht freiwillig für jemand anderen gehalten. Sie sagten ich wäre Lavinia und ich konnte weder sagen, dass ich es war noch, dass ich es nicht war, denn ich konnte mich nicht erinnern. Man behandelte meine Verletzungen und dann kam ich zu dieser Frau. Sie war unheimlich wie alles andere, sagte mir ich sei Lavinia und hätte eine Verabredung mit ihr. Sie machte mir Angst, große Angst und dann der Wein........" Sie schloss für Sekunden ihre Augen und öffnete sie erst wieder als sie bereit dazu war. "Ich wusste nicht, dass sie etwas in diesen Wein gegeben hatte, ein Gift, sie wollte mich aus dem Weg haben und gleichzeitig wollte sie von mir, dass ich ihren Mann zurückhole. Sie war verrückt, sie war verrückt. Aber Lavinia wusste ich nicht wer sie war, man gab mir nur ihren Namen, aber sie sollte ein Medium sein, denn der Mann den ich holen sollte, war tot." Wieder konnte man sehen und spüren wie das Mädchen schwer schluckte wenn sie sich an diese Zeit erinnerte.

  • Bedauernd schüttelte Gracchus den Kopf, denn in der von ihr verlangten Hinsicht konnte er ihr nicht dienlich sein.
    "Nein, ich kenne dich nicht, Arrecina, nicht, um dir Auskunft über dich zu geben. Bevor du nach Rom kamst, sah ich dich nur wenige Male zu Feierlichkeiten der Familie, du warst noch mehr ein Kind denn eine Frau, und in Rom hast du nicht viele Tage verbracht, bevor der Sklave dich raubte. Doch ich kenne deinen Vater, er ist ein Mensch, der meist sehr unbeschwert in den Tag hinein lebt, manches mal vielleicht ein wenig zu sorglos und unbedacht mit seinem Leben umgeht. Doch du und dein Bruder, ihr beide seid ihm das Wertvollste, und er macht sich äußerst große Sorgen um dich, nichts herrscht drängender in seinem Geiste vor, als dass du, seine Tochter, wieder zu dir selbst zurück finden mögest, und er ist dabei mehr als überzeugt, dass deine Person jede Mühe wert ist, ihr die Pforte zurück in diese Welt zu öffnen. Mögen Aristides' Ansprüche nicht immer den gesellschaftlichen Normen entsprechen, welche seinem Namen gut zu Gesichte stünden, doch wenn er diese Überzeugung hegt, dann ist dies für mich ein Garant dafür, dass in dir eine aufrechte, veritable und rechtschaffene junge Frau steckt, und ich bin ebenfalls zu jeglicher Anstrengung bereit."
    Ihre Worte bezüglich der fremden Frau durchdachte Gracchus äußerst genau, mochte doch jeder Hinweis dienlich sein, doch es fand sich alsbald der Makel, welcher die gänzliche Angelegenheit zu einer marginalen Belanglosigkeit herabstufte.
    "Wenn du bereits während des Zusammentreffens mit jener Frau nicht mehr um deine Person wusstest, so wird sie schwerlich etwas mit dem Fluch zu tun haben. Doch sei unbesorgt, selbst wenn dies der Fall sein sollte, so wird mit der entsprechenden Anrufung der Götter auch dies gelöst."
    Gänzlich sicher war sich Gracchus diesbezüglich nicht, wiewohl der gesamten, äußerst verworrenen, Angelegenheit.

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  • Arrecina unterdrückte einen Seufzer als sie hörte, dass er sie ja eigentlich nicht kannte und eigentlich auch nicht sagen konnte, dass es wirklich wünschenswert wäre wenn sie wieder die alte war. Über ihren Vater wusste sie ja auch nicht viel, sie war ihm die letzte Zeit wo er hier gewesen war immer weitesgehend aus dem Weg gegangen, weil sie ihn nicht verletzen wollte mit ihrer fremden Art. Es tat ihr leid, denn sie spürte ja wie ihr Vater sie liebte und sie würde es sich nicht verzeihen können ihn zu verletzen. "Ich möchte meinen Vater nicht verletzen und ich denke für ihn würde ich wieder ich selber werden, auch wenn ich solche Angst davor habe, denn die Arrecina von früher ist mir fremd und wer sagt mir,dass ich mich wieder ganz richtig erinner? Was ist wenn es alles nur schlimmer wird? Wenn die Götter mir gar nicht helfen wollen? Vielleicht habe ich ja etwas getan was sie in Rage brachte und deswegen…." Ihre Gedanken überschlugen sich ein wenig, denn vielleicht hatte sie ja wirklich etwas nicht gutes getan als sie noch die alte war und das sollte nun ihre Strafe sein. Wieder schloss sie ihre Augen, für wenige Sekunden einfach mal allem entkommen. Sie kannte ihren Onkel nicht aber sie hatte Vertrauen zu ihm, denn er sprach ohne Druck auf sie ein und dafür war sie ihm dankbar, denn alles andere hätte sie wohl vollkommen aus der Bahn geworfen.
    "Wann wirst du das mit den Göttern machen wollen und muss ich etwas machen oder einfach nur da sein? Ich kenne mich da nicht aus. Kannst du mir auch die Angst nehmen mich schlafen zu legen? Immer wieder sehe ich diese Frau vor mir, spüre wie der Tod seine Finger nach mir ausstreckt und mich holen will. Ich habe Angst davor mich schlafen zu legen weil dann die Erinnerungen immer wieder zurückkehren. Die Tage habe ich darüber nicht mit meinem Vater gesprochen, er weiß eigentlich gar nicht was wirklich passierte. Ich habe ihm nur einen kleinen Teil erzählt, vor allem den, dass Rutger mich gerettet hat." Das Mädchen sah ihren Onkel fragend an und versuchte ihre Gedanken gleichzeitig zu ordnen was ihr ziemlich schwer fiel.

  • "Wenn die Götter dir nicht helfen wollen, so werden wir dies herausfinden, doch auch in jenem Falle werden wir ein wenig schlauer sein als zuvor und uns weitere Maßnahmen überlegen können. Solltest du die Götter erzürnt haben, so wird dies bedingen sie zu Besänftigen, denn im anderen Falle mag alles tatsächlich nur immer schlimmer werden, was unbedingt zu verhindern ist. Doch die Welt der Götter und deren Gedanken sind nun einmal impenetrabel, wir müssen uns wie im Opfer mit Versuch und Irrtum behelfen, um auch nur ansatzweise ergründen zu können, was es zu tun bedarf."
    Letztlich würde ein Scheitern mehr und größere Gaben fordern, so lange, bis irgendwer - vermutlich Gracchus - beschließen würde, dass dem Anlass gemessen den Forderungen der Götter Genüge getan wurde und dass jene bisweilen keine Änderung des Zustandes zulassen wollten. Die nachfolgende Ergründung des Götterwillens, welche auf allerlei Arten durchgeführt werden konnte - durch Konsultation einer sibyllinischen Priesterin, eines Astrologen aus dem Osten oder auch eines etruskischen Wahrsagers - oder aber das Darbringen noch gewichtigerer, da äußerst persönlicher Opfer - wie das Leisten eines Eides - würden ganz in der Verantwortung Arrecinas liegen. Doch diese Möglichkeiten waren vorerst fern und Gracchus wollte seine Nichte nicht durch deren Erwähnung unnötig ängstigen.
    "Der geeignetste Zeitpunkt ist dann, wenn Luna den nächtlichen Himmel verlassen hat, kurz vor ihrer Rückkehr, denn dies ist es, was auch wir erlangen wollen, die Rückkehr deiner Erinnerung. Somit wäre der morgige Abend geignet. Du wirst kaum etwas tun müssen, außer anwesend zu sein, möglicherweise ein paar Worte sprechen, welche ich dir vorgebe. Eine Nacht noch wirst du also ausharren müssen in deiner Angst, doch morgen wirst du hoffentlich wieder ohne Frucht schlafen können. Ich kann dir diese Angst nicht nehmen, ich kann dir nur versprechen, dass du hier in der Villa Flavia sicher bist, dass diese Frau in eine andere Welt gehört, eine ferne Welt, und dir hier nichts anhaben kann."
    Mochte jene Frau Teil einer Konfabulation sein oder nicht, für Arrecina war sie so wirklich, wie jede andere Erinnerung, welche sie noch besaß, so wirklich, wie die Furcht vor ihr. Nur zu gut kannte Gracchus diese Furcht vor dem Schlaf, die Furcht vor der Erinnerung und gleichsam die Furcht vor dem Tod. Er hatte dies selbst durchlebt, in den Tagen und Nächten auf dem Weg von Achaia nach Rom, und auch nach der Ankunft in der Villa Flavia war er längst nicht davor gefeit gewesen. Selbst in dieser Zeit ertappte er seine Gedanken manches mal dabei, wie sie sich jenen Erinnerungen zuwandten, wie sie die Furcht aus der Tiefe hervor zogen. Er hoffte, dass Arrecina mit der Erinnerung an ihr vorheriges Leben jene an die Tage ohne sie verlieren würde und so dieser Zukunft entging.
    "Der Tod ist immer um uns herum, Arrecina, ihn brauchst du nicht zu fürchten. Die Parzen haben deinen Lebensfaden längst gesponnen und wenn der Tag kommt, an welchem er durchtrennt wird, so wird nichts dies aufhalten. So ist es, seit das Goldene Zeitalter sein Ende fand, und so wird es immerfort sein. Es mag im ersten Augenblick deplorabel erscheinen, dass wir dann diese Welt verlassen müssen, doch es gibt in diesem Augenblick weder zu bedauern, noch zu fürchten."
    Dass Arrecina ihrem Vater vorwiegend von ihrer Rettung durch Rutger erzählt hatte, verwunderte Gracchus ein wenig, immerhin war sie durch den Sklaven überhaupt erst in jene gesamte Situation hinein geraten. Doch es mochte in Arrecina durch die Gefahr der Geschehnisse durchaus eine subliminale Anziehung zu ihrem Entführer erwachsen sein, welche man in beinahe zwei Jahrtausenden mit dem Namen Stockholm-Syndrom betiteln würde, welche jedoch unbetitelt sicherlich auch bereits zu diesen Zeiten existierte.

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  • Sie hätte nicht gewusst wie sie die Götter hätte erzürnen können, denn sie glaubte nicht daran, dass ihre „Flucht“ von ihrer Großmutter darunter zählen könnte und sonst verhielt sie sich ja immer wie eine richtige Patrizierin, zumindest früher, die alte Arrecina. Mit leuchtenden, dunklen Augen sah sie ihren Onkel an und versuchte seinen Worten zu folgen und hoffte er hatte recht, oder wäre es ihr nicht doch lieber in diesem jetzigen Leben zu leben? Sie konnte ja keinen klaren Gedanken deswegen fassen und sich nicht entscheiden was nun besser sein würde. "Wo soll ich dann hinkommen morgen? Ich denke ich kann das schaffen," sagte sie tapfer auch wenn sie sich unsicher war. Worte sprechen, das müsste sie können, wenn das alles war was sie machen musste dann würde sie das schaffen und dann würden sie alle sehen ob es was brachte oder eher nicht. "Aber was ist wenn ihre Seele mich in dieser Nacht heimsuchen wird? Ich habe solche Angst zu schlafen, denn ich sehe sie immer wieder auf dem Boden liegen und dann das Blut. Es war alles voll und beinahe wäre ich es gewesen die ihr den Dolch ins Herz gerammt hätte, aber ich war es nicht." Sie hatte bis jetzt so wenig über diese Vorfälle gesprochen, dass es für andere sicher ein klein wenig verwirrend erscheinen konnte wenn sie begann.
    Arrecina fürchtete sich aber dennoch auch wenn seine Worte vielleicht beruhigend wirken sollten so schafften sie es nicht ganz sie aus ihren Gedanken zu reißen. "Ich fürchte nicht diesen Tod, ich fürchte eher den, den sie mir hatte beibringen wollen. Das alles……" Sie wusste es einfach nicht zu beschreiben, fand nicht die passenden Worte dafür. "Was geschieht mit Rutger?" Wieder diese Frage aber sie konnte nicht aufhören sich Sorgen um ihn zu machen. "Kannst du etwas für ihn tun?"

  • "Das Peristylium scheint mir adäquat."
    Er hielt kurz inne, legte den Kopf ein wenig schief und überlegte, nickte dann jedoch leicht.
    "Das Peristylium. Ich werde nach dir schicken lassen, rechne gegen Abend damit, denn um Luna, selbst in ihrer Abwesenheit, um Hilfe zu bitten, sollten es bereits dunkel sein."
    Wieder erkannte Gracchus seine eigene vergangene Furcht in den Augen seiner Nichte. Er hatte sich damals niemandem anvertraut, niemandem anvertrauen können, denn der eine von jenen, vor welchen er dies hätte tun können, war am Tag zuvor in das ewige Elysium eingefahren, der andere Meilenweit entfernt und ohnehin ohne Kenntnis über alles. Doch trotz dessen, dass er zu dieser Zeit bereits ein Stück älter gewesen war als Arrecina heute, hatte er den Schlaf so lange von sich gehalten, hatte so lange trotzig in die Dunkelheit gestarrt, bis Somnus ihn übermannt hatte, so sehr hatte er sich vor jenem gefürchtet. Einen kurzen Moment rang er mit sich, dann trat er vor und nahm Arrecina behutsam in die Arme. Dieser Gefallen würde Marcus noch einiges kosten, vielleicht würde Gracchus einen Abend in Rom dafür fordern. Nein, besser nicht in Rom, besser irgendwo in Italia, wo man ihn nicht kannte, womöglich Baiae.
    "Du brauchst wirklich keine Angst zu haben, Arrecina. Wenn sie tot ist, so ist dies nicht das Haus, welches das Reich ihrer rastlosen Seele ist. Doch womöglich kann ich doch etwas für dich tun. Du hast sicherlich schon einmal dem Zeremoniell deines Vaters während der Lemuria beigewohnt, wenn er die rastlosen Geister der Toten beschwört und sich und die Seinen frei kauft. Nun, im Grunde ist es suffizient, wenn dies an drei Tagen des Jahres geschieht, den genannten Lemuria im Maius. Doch in diesem besonderen Falle sollten wir womöglich eine Ausnahme machen und die Lemuren speziell für diese Nacht bannen."
    Hätte sich Gracchus näher mit den Totenriten, der Bannung und Beschwörung rastloser Seelen und ähnlichem befassen wollen, so wäre er sicherlich nicht Sacerdos Dialis geworden, gab es doch nichts, was dem Iuppiter ferner lag. Hätte er sich mit Beschwörungen und Bannungen im Allgemeinen beschäftigen wollen, so wäre er ohnehin nicht Sacerdos geworden, sondern einer jener obscuren Magi oder Astrologen, welche man am Fuße des Circus Maximus antraf. Gracchus jedoch war Sacerdos geworden und dies hatte seine Gründe, Gründe welche nicht unbedingt nur in seinem Stande begründet lagen. Marcus würde ihm nach diesen Tagen wahrlich einiges schulden.
    "Wir werden einen Kreis aus Mehl um deine Schlafstatt ziehen und den Schadensgeistern schwarze Bohnen und Öl bereit stellen."
    Es mochten einfache Mittel sein, doch ihre Effizienz hatte sich über Jahrhunderte hinweg bewahrt, zumindest, solange man den traditonellen Riten Glauben schenkte.
    "So kann dir nicht das Geringste passieren."
    Es war beinahe ein wenig wie bei einem Opfer, an welchem man hunderte versammelter Menschen vor sich glauben machte, die Götter stünden auf ihrer Seite. Mit jener ernsthaften Stimme, die keinerlei Zweifel an seinen Worten ließ und die er in seinem Dienst im Cultus Deorum geschult hatte, sprach Gracchus auch nun zu seiner Nichte. Dennoch kam er nicht umhin, ein marginal schlechtes Gewissen zu verspüren. Marcus würde ihm wahrlich einiges schulden.

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  • Bei seiner Erzählung bekam sie eine leichte Gänsehaut denn das erinnerte sie wieder daran wo sie gewesen war als das alles passierte. Das Blut, die Frau, der Mond der hin und wieder zwischen den Wolken durchgeschaut hatte. Wie sollte sie nur jemals diese ganzen Bilder und Eindrücke aus ihrem Kopf bekommen? Das konnte doch nicht gut gehen und sie würde das ganz bestimmt niemals schaffen.
    Sie konnte nicht sagen warum aber es tat einfach gut von ihm in die Arme genommen zu werden, vielleicht weil sie wusste, dass hier die Erwartungen ganz anders waren als bei den anderen Flaviern. Hier kannten sie sich auch nicht wirklich und es war alles einfach ander. Vorsichtig lehnte sie ihre Stirn an seine Brust und schloss ihre Augen. Sie wollte einfach mal nur einen kleinen Moment an rein gar nichts denken, einfach nur einen freien Kopf haben mehr nicht, das war alles was sie grade in diesem Moment wollte. Gerne wollte sie einmal mehr über diesen Mann erfahren der sie nun in seinen Armen hielt. Es war schon irgendwie seltsam wenn man bedachte, dass alle Flavier für sie irgendwie Fremde waren udn doch lag immer wieder etwas sehr vertrautes in der Luft.
    "Ich danke dir dafür was du für mich tust. Im Moment weiß ich einfach nicht weiter, auch nicht was ich machen soll, denn ich habe Angst etwas falsches zu machen oder zu sagen. Ihr seid alle Fremde für mich, ich kenne eigentlich niemanden, zumindest nicht in meinen Gedanken. Ich werde bereit sein und warten, dass ich geholt werde, versprochen."
    Arrecina hoffte wirklich, dass er mit seinen Methoden Erfolg haben würde und ihr hier wirklich nichts geschehen konnte. Sie wollte tapfer sein und sich ihre Angst nicht ganz so schlimm anmerken lassen, deswegen versuchte sie leise und lange ein und aus zu atmen während sie sich immer noch in der Umarmung fest hielt.

  • Schnellen Schritts eilte die junge Frau durch die Villa Flavia Felix, an einem anderen Tage, aber einem nicht minder bedeutsamen. Vor dem cubiculum der jungen Arrecina angelangt, atmete die Sklavin tief ein und aus, um nicht zu aufgeregt zu wirken, klopfte dann ehrerbietig an und erwartete, dass sie hereingerufen würde, bevor sie sittsam neben der Türe stehen blieb.
    "Domina Arrecina! Du wirst es nicht glauben, was ich eben gesehen habe - er ist wieder im Haus, Flavius Aquilius! Ich habe ihn gerade hereingehen sehen!" Und mit großen Augen blickte sie der jungen Frau entgegen, wohl hoffend, dass ihre Botschaft der Flavierin zumindest einen kleinen Dank ob ihrer Aufmerksamkeit wert sein würde.

  • Selten sah man sie lachen, aber ihr kleiner Welpe, der schon ein ganzes Stück gewachsen war machte grade so süße Gesichter, dass sie gar nicht anders konnte als ihn die ganze Zeit anzulächeln. Sie warf grade einen kleinen Ball durch ihr Cubiculum, als die Sklavin in der Tür stand und Arrecina inne hielt.
    Ihr Lächeln verschwand langsam als sie den Namen hörte der irgendetwas in ihr auslöste was sie nicht nachvollziehen konnte. Sie hatte den Namen schon öfters gehört, denn ihr Vater hatte erzählt, dass sie mit ihm auf der Suche nach ihr gewesen war und dann hatten sie sich aus den Augen verloren oder so ähnlich. Sie erinnerte sich nicht mehr an den genauen Wortlaut, aber das war ja auch egal gewesen.
    "Aquilius?" fragte sie flüsternd und spürte nicht einmal wie eine warme und feuchte Nase sich in ihre Handfläche drückte damit sie weiter mit ihm spielte. Arrecina sah die Sklavin immer noch an und versuchte ihre Gedanken zu sortieren, aber so wirklich gelingen wollte ihr das auch nicht.
    "Kannst du mich zu ihm bringen?" fragte sie die Sklavin anstatt es ihr zu befehlen, dass sie das machen sollte. Alles was sie von diesem Mann wusste, war, dass er ihr Onkel war und das war es schon. Einzig alleine das Gefühl in ihrem Bauch machte sie etwas durcheinander und sie wünschte sich, sich erinnern zu können warum das so war.

  • Die Sklavin nickte, wohl doch etwas ernüchtert ob dieser nicht gerade begeisterten Reaktion, aber sie wusste, dass es sich vielleicht irgendwann doch auszahlen würde, aufmerksam gewesen zu sein und zu bleiben. Manchmal waren diese Römer doch wie Kinder, stets musste man sie bei der Hand nehmen, betüdeln und hoffen, dass sie irgendwann das tun würden, was sie tun sollten.
    "Natürlich, domina. Folge mir, es ist nicht weit bis zu seinem cubiculum," erwiederte sie freundlich und machte eine einladende Geste zur Türe hin.

  • Sie schickte Argos auf seinen Lieblingsplatz und machte sich dann zusammen mit der Sklavin auf den Weg zu dem Cubiculum von ihrem Onkel. Sie spürte ein seltsames Ziehen in ihrem Bauch, was sie sich nicht erklären konnte und sie war sich auch nicht sicher ob sie nicht doch ein paar wenige Erinnerungen an ihn hatte oder nicht. Wahrscheinlich musste sie sich auch hier etwas überraschen lassen aber das Herzklopfen welches sie hatte war schon merkwürdig. Langsam betrat sie das Cubiculum.......

  • Zitat

    Original von Flavia Arrecina
    Bei seiner Erzählung bekam sie eine leichte Gänsehaut denn das erinnerte sie wieder daran wo sie gewesen war als das alles passierte. Das Blut, die Frau, der Mond der hin und wieder zwischen den Wolken durchgeschaut hatte. Wie sollte sie nur jemals diese ganzen Bilder und Eindrücke aus ihrem Kopf bekommen? Das konnte doch nicht gut gehen und sie würde das ganz bestimmt niemals schaffen.
    Sie konnte nicht sagen warum aber es tat einfach gut von ihm in die Arme genommen zu werden, vielleicht weil sie wusste, dass hier die Erwartungen ganz anders waren als bei den anderen Flaviern. Hier kannten sie sich auch nicht wirklich und es war alles einfach ander. Vorsichtig lehnte sie ihre Stirn an seine Brust und schloss ihre Augen. Sie wollte einfach mal nur einen kleinen Moment an rein gar nichts denken, einfach nur einen freien Kopf haben mehr nicht, das war alles was sie grade in diesem Moment wollte. Gerne wollte sie einmal mehr über diesen Mann erfahren der sie nun in seinen Armen hielt. Es war schon irgendwie seltsam wenn man bedachte, dass alle Flavier für sie irgendwie Fremde waren udn doch lag immer wieder etwas sehr vertrautes in der Luft.
    "Ich danke dir dafür was du für mich tust. Im Moment weiß ich einfach nicht weiter, auch nicht was ich machen soll, denn ich habe Angst etwas falsches zu machen oder zu sagen. Ihr seid alle Fremde für mich, ich kenne eigentlich niemanden, zumindest nicht in meinen Gedanken. Ich werde bereit sein und warten, dass ich geholt werde, versprochen."
    Arrecina hoffte wirklich, dass er mit seinen Methoden Erfolg haben würde und ihr hier wirklich nichts geschehen konnte. Sie wollte tapfer sein und sich ihre Angst nicht ganz so schlimm anmerken lassen, deswegen versuchte sie leise und lange ein und aus zu atmen während sie sich immer noch in der Umarmung fest hielt.


    Wäre Gracchus ein wenig mehr wie sein Vetter Aquilius, womöglich auch nur ein wenig mehr wie die meisten anderen Männer dieser und aller übrigen Zeiten, und dem weiblichen Geschlecht ein wenig mehr, oder überhaupt nur ein wenig zugetan, so hätte ihn die Nähe zu seiner Nichte, zu jener ihm selbst doch so fremden jungen Frau, womöglich ein wenig in Bedrängnis gebracht. Doch wie ihn die Natur und die Götter geschaffen hatten, löste ihre ein wenig klammernde Umarmung zwar eine reflexbedingten Beschützerinstinkt in Gracchus aus, jedoch eher ob der eigenen Erfahrung mit Furcht und Fluch wegens, andererseits auch noch immer ob der Tatsache wegen, dass er seinem Vetter Aristides versprochen hatte, für das Wohl seiner Tochter Sorge zu tragen und er solch familiäre Pflichten überaus ernst nahm, wodurch letztlich ohnehin ein anderes Interesse als jenes Wohlergehen in stillem, beharrlichen Schweigen übergangen worden wäre, wäre dies notwendig geworden, was es ob der vorgenannten Gründe jedoch nicht war. Gracchus strich Arrecina beruhigend über ihr dunkles Haar und bedachte dabei, wie kindlich sie doch in diesem Augenblick wirkte, obgleich er mit ihrem Vater nur wenige Tage zuvor bereits über dessen Absichten eine Vermählung betreffend gesprochen hatte.
    "Niemand hegt Erwartungen dir gegenüber und niemand wird dir zürnen, wenn du etwas Falsches tust. Die Erfahrung, Fehler zu begehen, gehört leider zu unserer Existenz wie das Atmen und Schlafen, wir können sie nicht rückgängig machen, wir können sie nur bedauern und aus ihnen lernen, was wiederum unseren Charakter festigt, wodurch wir bei genauer Betrachtung unserer Fehler sogar bedürfen. Doch für heute brauchst du keine charakterliche Festigung, Atem und Schlaf sollten genügen, darum bereite du dich für die Nacht, und ich werde für Milch, Bohnen und Öl Sorge tragen."

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

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