Aha, war sie also doch hier! Ich grinste breit, als sie mich wegen des eigentlich doch recht witzigen Spitznamens rügte, doch das Grinsen fiel mir aus dem Gesicht, als sie mich Nordi nannte. Ich räusperte mich und schlug einen Deal vor. "Kassandra - ich nenne dich nicht mehr Kassi, du mich nicht mehr Nordi, in Ordnung? Muss dabei immer an einen keltischen grünen Drachen denken...das ist nicht gut, es sei denn, du willst, dass ich mal Feuer spucke." Ihr zuzwinkernd lehnte ich mich mit verschränkten Armen gegen die Wand neben der Tür, die noch offen war. "Was es gibt? Och... wir haben Zuwach bekommen, zwei Sklavinnen, eine Britin, eine Germanin - Fiona und Minna. Leider kann Minna kein Latein, deswegen sollst du ihr das beibringen. Ähm, ja." Mir fiel gerade ein, dass das schwierig werden konnte, da Kassandra meines Wissens nach kein oder kaum Germanisch sprechen konnte....aber ich konnte mich auch irren..oder? Mit gerunzelter Stirn dachte ich nach. "Naja. Jedenfalls...wär es ganz prima, wenn du die zwei ein wenig einarbeitest, ihnen das Bad und so zeigst und neue Tuniken verteilst. Sie sind heute am Vormittag angekommen und Fiona scheint mir sehr, hm, eigenwillig zu sein, was ihre Rolle anbelangt. Solltest du nen Auge drauf haben." ich stieß mich von der Wand ab und hielt Kassandra die Tür auf, damit sie rausgehen konnte, was sie anscheinend vor hatte. "Ach übrigens...wie wär's mit Kessi statt Kassi?" fragte ich sie beiläufig und grinste breit. Denn KESS war sie ja, die Süße.
Sklavenunterkunft
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Kessi? .... nun, du kannst mich schon so nennen ... wenn du es unbedingt darauf anlegst Feuer zu spucken? ... lieber Nordi. nicht sehr angetan von seinem Vorschlag erwiderte Kassandra absichtlich nochmal seinen Spitznamen, den er anscheinend gar nicht so gern hören wollte und stemmte die Hände drohend in die Hüften. Gut zu wissen womit man ihn ärgern konnte, auch wenn sie es gar nicht beabsichtigte zu tun. Zwei neue Sklavinnen? was sollen sie denn für Aufgaben erfüllen? fragte sie dann neugierig, als sie dann doch durch die aufgehaltene Tür hindurch schritt um draußen wieder auf Nordwin zu warten. Eine Britin und einen Germanin sagst ... hm ... natürlich helfe ich ihnen gern und zeige ihnen alles was sie wissen müssen. Ich weiss ja noch selbst nur zu gut wie es bei mir war. Zusammen werden wir es schon schaffen. willigte sie dann gerne ein und war nur froh, dass es nichts mit jener Person zu tun hatte, wie anfangs befürchtet. Aber was Minna angeht ... wie soll ich das anstellen? mit meinem Griechisch vielleicht? ... oder mit der Zeichensprache? manchmal hatte Norwin wirklich lustige Einfälle. Genauso als er damals den gesamten Markt nach Dhara zusammen geschrien hatte. Schmunzelnd schüttelte sie deshalb den Kopf. Kann sie wirklich gar kein einziges Wort Latein? ... denn ... Heilsa Nordwin! ... bis auf die paar Wörter, die du mir bei gebracht hast ... spreche ich leider auch kein Germanisch. zuckte sie dann mit den Achseln und blickte ihn fragend an.
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"Grmpf", machte ich und zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, um ehrlich zu sein. Och Mensch, ich hatte gehofft, ich könnte..." diese Lehrstunden auf dich abwälzen...und mich verkrümeln. "...dir diese überaus verantwortungsvolle Aufgabe übertragen. Najo. Dann machen wir das so: ich lerne ihr nen paar Begriffe, und wenn sie die dann intus hat, kannst du ihr lesen, schreiben, Grammatik und so nen Zeug bebringen, das kannst du näcmlich äh...besser als ich." Und lesen und schreiben konnte ich schon mal gar nicht, so. Ich seufzte. "Bis dahin musst du erstmal mit Zeichen und so vorlieb nehmen. Ich muss nämlich jetzt gleich los, der alte Abner hat gefragt ob ich ihm helfen kann im Stall. Wird ne Weile dauern. Komm erstmal mit, dann zeig ich dir die zwei. Fiona soll übrigens Ofella dienen und Minna...keine Ahnung, die hat der Hausherr gekauft. Naja, komm mal mit."
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Da saßen sie nun und warteten. Diese Situation war einfach unerträglich! Draußen im Peristyl quälte man Nordwin, während sie hier untätig saßen!
Dann sprang Fiona auf.
"Ich kann das einfach nicht! Ich kann hier nicht einfach sitzen bleiben und warten! Ich werde hinaus gehen und schauen, was ich vor Ort tun kann! Minna, du bleibst am besten hier und bereitest alles vor!"
Mit diesen Worten verließ sie die Sklavenunterkunft und ließ Minna zurück. -
Es kam Minna wie eine halbe Ewigkeit vor, seit Fiona losgelaufen ist um nachzuschauen. Sie befand es als sinnvoll, dass sie aufgebrochen ist, so konnte Fiona ihn gleich zur Sklavenunterkunft begleiten.
Nachdem sie alles vorbereitet hatte, wippte sie ungeduldig mit ihrem Fuß hin und her, dabei stets mit den Gedanken bei Nordwin, der wohl im selben Moment unglaubliche Qualen über sich ergehen lassen musste. Dass Ofella bei der Strafe Nachsicht zeigen würde, daran glaubte sie nicht. Es machte sie wütend und traurig zugleich, als sie so darüber nachdachte. Sie fühlte sich so schrecklich hilflos.
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Als ich die Tür öffnete und in den Raum hinein sah, blieb ich wie angewurzelt stehen. ich vergaß sogar für einen Moment, dass mein Rücken brannte wie Feuer und meine Knie weich wie Butter waren. Als hätten sie nur auf mich gewartet, standen und saßen da ein paar Leute herum. "Ähm..." begann ich und sah fragend in die Runde. Dann fiel mein Blick auf Minna, und schnell sah ich noch mal nach, ob die zusammengeknüllte Tunika auch wirklich alles Wichtige verbarg, was sie auch tat. "Habt ihr nichts zu tun?" fragte ich und es sollte mürrisch klingen. Allerdings war das gar nicht so leicht nach einer Auspeitschung, und deswegen klang es eher hinausgepresst. Ich vermied es, Minna anzusehen, irgendwie war es mir unangenehm, dass sie mich nun so sah. Ich ging, so schnell es meine wackligen Knie erlaubten, an ihr vorbei zu einem Spint und angelte, nachdem ich die Peitsche fallen gelassen hatte, nach einem schlichten Schurz, den ich mir ziemlich ungeschickt um die Hüften fummelte. Zu meinem Bedauern musste ich mich dabei wieder kurz festhalten, da ich sonst umgekippt wäre. Die Schmerzen wurden immer schlimmer. Naaaa gut. Es war eben doch schlimmer, als ich allen Glauben machen wollte.
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Leah hatte die Unterkünfte bereits vor Nordwin betreten. Sie lag deprimiert auf ihrem Lager. Ihr Blick war starr nach oben gerichtet. Die Decke war schon intressant, fand sie. Sie versuchte nicht Nordwin anzuschauen, als dieser hereinkam. Sie hatte noch nie ein so schlechtes Gewissen gehabt. Am liebsten hätte sie Nordwin jetzt angebrüllt und ihn fertig gemacht, aber sie konnte es nicht. Ihre durch das feste Anpacken von Ofella verrutschte Kleidung war durchgeschwitzt. Der Tränenfluss hatte zum Glück aufgehört. Sie griff neben sich und umfasste ein kleines Stück Holz. Es war ihr Talisman. Ein hölzerner Ring mit der Größe eines Löffelkopfes. In der Innenseite war der Name ihrer Mutter eingeritzt. Er spendete ihr schon seit Jahren Trost, Mut und Kraft. Unauffällig verschwand sie aus den Unterkünften, ohne Nordwin anzusehen. ->>>
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Nach einer Weile, für Minna waren es gefühlte Stunden, trat Nordwin endlich in die Unterkunft ein. Augenblicklich sprang sie auf und lief bestürzt auf ihn zu um ihn zu stützen. "Nordwin!" Sie erschrak, als sie ihn so sah. Er war sichtlich mitgenommen, auch wenn er das nach außen hin nicht zeigen wollte. Sie verstand sein Verhalten, schließlich kannte sie die germanischen Männer nur zu gut. Das waren gestandene Kerle, die sich nur ungern anmerken ließen, wie es um sie stand.
Die Stimmung war in diesem Moment extrem bedrückend. Erst jetzt bemerkte sie, dass Leah mittlerweile die Unterkunft verlassen hatte. Vielleicht war das auch besser so. Es war nicht so, dass Minna ihr die Schuld für alles gab - nein, für Ofellas Willkür konnte wirklich niemand etwas - aber sie wusste einfach nicht, wie sie sich ihr gegenüber verhalten sollte und das hätte die Lage nur noch unerträglicher gemacht.
Sie schaute die anderen Sklaven an, die sich noch im Raum befanden. "Ihr könnt jetzt gehen. Ich komme schon alleine recht." Mit einer raschen Handbewegung verdeutlichte sie ihre Aussage. Schaulustige konnte sie jetzt wirklich nicht gebrauchen. Dann blickte sie Fiona an, die Minna natürlich nicht zu den neugierigen Gaffern zählte. "Danke für deine Hilfe. Du kannst jetzt auch gehen. Wenn ich dich brauche, rufe ich, in Ordnung?"
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Nachdem alle den Raum verlassen hatte, wandte sich Minna wieder Nordwin zu. Tränen schimmerten in ihren Augen. "Ach Nordwin, das ist alles so schrecklich!" Da sie jetzt unter sich waren, zog sie es vor mit ihm auf germanisch zu sprechen. "Ich habe schon gehört, was dieses elende Miststück mit dir gemacht hat! Aber keine Sorge, ich werde mich um deine Wunden kümmern." Sie wollte auf ihn zugehen und ihn stützn, doch sie zögerte einen Moment. Ob er ihre Hilfe überhaupt wollte? Unsicher sah sie ihn an.
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Eine gefährliche Schiffahrt ist der Sterblichen Leben:
Oft ergreifet der Sturm unser gebrechliches Schiff,
Und das Glück am Ruder, es lenkt uns hieher und dorthin:
Zwischen Hoffen und Furcht schweben wir wechselnd umher.
Der hat glückliche Fahrt, unglückliche dieser, und alle
Nimmt ein Hafen zuletzt unter der Erde uns auf.
- Palladas[Blockierte Grafik: http://www.imgnow.de/uploads/benohfertig66fgif.gif]
Sinister offeriert sich die Unterkunft der Servae. Die Tür stöhnt leise als sie auf schwingt. Schonungsvoll trägt Benohé die Mitsklavin in die Unterkunft. Bis zu ihrem Nachtlager. Der Geruch einer Sklavenunterkunft dringt in die Nase der Benohé. Sie mag ihn nicht. Sonach ist sie stets froh nicht hier nächtigen zu müssen. Nahezu jede Nacht verbringt sie in den Gemächern ihrer Herrin. Lediglich bei sehr privatimen Besuch schläft sie nicht an der Seite ihrer Herrin. Ansonsten fürchtet Callista die Einsamkeit. Das Schlafen in einem leeren Bett.
Das Stroh knistert unter dem groben Laken. Fiona wird auf das Lager gebettet.Benohé orientiert sich in der Dunkelheit. Ihre Augen gewöhnen sich an die Schwärze. Sie tritt zu einem Tisch. Greift nach einer Öllampe. Schlicht ist diese geformt. Nicht derart aufwendig wie bei der Herrschaft. Sie erfüllt ihren Zweck. Und das genügt. Eine Flamme leckt aus der Öffnung. Der Schein erhellt den Raum. Benohé sieht auf schlafende Menschen. In so einer Unterkunft ist es nie still. Niemals vollkommen ruhig. Immer verlässt jemand den Raum. Kehrt spät in der Nacht zurück. Nur um den Wünschen der Patrizier nachkommen zu können.
Ihr Gewand raschelt leise. Benohé nimmt neben Fiona Platz. Ihre Finger gleiten über den Hals von Fiona. Auch über ihr Gesicht. Und zu den Augen.
"Erwärmt bitte etwas Wasser. Ich werde ein Remedium holen, womit es ihr besser gehen wird."
Benohé erhebt sich. Soigniert ist ihr Lächeln. Das sie an Aintzane richtet.
"Du setzt Dich klugerweise. Die Wunde eines solchen Stiches aus zu saugen ist nicht ratsam gewesen."
Benohé wartet nicht. Sie verlässt den Raum. Ihre dunkle Gestalt verschmilzt mit der Nacht. Nur ihr helles Gewand leuchtet noch länger.Nicht lange ist sie fort. Bereits im Nu kehrt sie zurück. Eine unprätentiöse Kiste hält sie auf ihren Armen. Die Nämliche stellt sie auf den Tisch.
"Hat sie erneut gesprochen? Und wie ist Dein Name, Du Tollkühne."
Das milde Antlitz der Benohé wendet sich erneut an Aintzane.[SIZE=2]Edit: Einen unverzeihlichen Fehler im Gedicht entfernt.[/SIZE]
SKLAVE - CLAUDIA CALLISTA -
Zitat
Original von Minna
....Nach und nach leerte sich der Raum. Bald waren wir allein. Zu dem kalten Schweiß auf meiner Stirn gesellte sich nun auch ein Gefühl der Beklemmung, das meinen Atem einengte. Bedingt durch die brennenden Striemen auf dem Rücken tat es nicht so weh, wenn ich nur flach einatmete. Gerade bot Minna, mit der ich nun allein war, ihre Hilfe an. Ich hielt mich immer noch am Spind fest und maß sie mit einem langen Blick, setzte mich dann aber auf das nächste Bett und seufzte tief. "Ist gut", murmelte ich und sah herzzerreißend zu der kleinen Germanin auf. "Aber du solltest besser nicht so über sie reden. Es kommt ja doch heraus, und ich will nicht, dass sie dich auch noch bestraft." Da sah ich die Tränen in ihren Augen. Es war ja nicht so, dass ich nie eine Frau zum Weinen gebracht hatte...aber Minna weinte ohne Zweifel um mich und nicht wegen mir, das war schon ein Unterschied. Mir fiel mein Weib ein und ich senkte den Blick. "Weine nicht", bat ich schlicht. Und um die aufkommende Betrübnis dieser Situation fortzuwischen, fügte ich hinzu: "So ein paar Kratzer bringen einen waschechten Germanen noch lange nicht um. Da braucht es schon etwas mehr zu."
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Aintzane müchte sich ab, den Körper Fionas zum Sklavenquartier zu tragen. Von den Ereginissen der letzen Viertelstunde schwirrte ihr der Kopf. Sie konzentrierte sich nicht auf den Weg und auf ihre Umgebung. Automatisch lenkten sie ihre Füße zum Sklavenquartier, wohin sie Minna führte, die voranging. Als sie endlich ihre Fracht loswurde, streckte sie sich kurz, ohne jedoch Fiona aus den Augen zu lassen.
Die Inderin, die die Öllampe anzündete, kam wie eine schützende Fee - ein Schutz vor der alles verschlingenden Nacht. Die Flamme erhellte die Torsen der Menschen um sie. Hoffentlich wachte niemand auf. Sie wollte nicht, dass noch mehr Sklaven Zeugen des schwachen Zusatnd Fionas sein müssten.
Die Last Fionas war wirklich unglaublich gewesen. War sie so schwer? Und hing die seltsame Art der Müdigkeit - ja, Benommenheit - , die Aintzane befiel, mit der späten Nacht zusammen?
Da fing die Inderin an zu reden. Doch das Ziel ihre Reder war nicht an sie. Im Gegensatz zu jenem Lächeln, das auf eine merkwürdige Weise wie manikürt aussah.
Sie solle sich setzen, sagte sie. Ihr nächster Satz war für Aintzane ein Hinweis, wieso sie so müde war. Das Gift, das sie gesaugt hatte. Etwas davon schien in ihrem Gaumen geblieben zu sein. "Danke.", murmelte sie und ließ sich an den Bettrand fallen. Mit schweren Augen sah sie Benohé dabei zu, wie sie eine heruntergekommene Kiste holte - woher, war nicht auszumachen.
"Ich glaube nicht, dass sie etwas ges... gesagt hat.", meinte Aintzane. Beim Wort "gesagt" verschlug es ihr die Sprache, und sie musste kurz schlucken, um sich wieder zu fangen.
Als sie die nächste Wortfolge Benohés vernahm, konnte sie sich ein leises, verhaltenes Lachen nicht mehr verkneifen. "Tollkühn... hm...", meinte sie lächelnd. "Mein Name ist Aintzane." Um einem verwunderten Blick ob ihres nicht allzu häufig anzutreffenden Namen vorzubeugen, fügte sie hinzu: "Das ist baskisch und heißt Ruhm. Was für eine Ironie."
Sie schwieg ein oder zwei Sekunden, dann fuhr sie fort: "Und du heißt... Benno-hä." Sie hatte Schwierigkeiten, das Wort auszusprechen. "Woher kommst du denn?" Sie merkte, während sie sprach, dass sie sich beherrschen musste, um nicht ihren Augenlidern zu erlauben, über ihre Augen zu rutschen.Sim-Off: Kleine Frage... Soigniert: ich hoffe, ich habe es richtig interpretiert und es hat das etwas mit "soigner les mains" zu tun...
Nettes Gedicht übrigens. -
Von dem Transport in die Sklavenunterkunft bekam Fiona nicht viel mit. Immer wieder fielen ihr die Augen zu und wenn sie geöffnet waren, sah sie alles nur undeutlich und verschwommen.
Endlich, als man sie auf ihr Lager gebettet hatte, versuchte sie sich etwas zu entspannen. Immer noch spürte sie diese Hitze in sich, die ihr die Schweißperlen auf die Stirn trieben.
Erneut öffnete sie ihre Augen. Im Schein der Öllampe erkannte sie zwei Gestalten, die an ihrem Lager saßen. Wer waren sie? Waren es wieder die Geister, die sie jetzt doch noch holen wollten, weil sie sie für sich beanspruchten? Nein! Diese hier sprachen eine andere Sprache! Es war die Sprache der Feinde! Die Feindin- Callista und ihre hörige Sklavin, die ohne zu zögern, alles tat, was Callista ihr sagte! Wollten sie nun noch den Rest besorgen?
Urplötzlich sammelte sie all ihre Kräfte und bäumte sich auf. Haßerfüllt war ihr Blick! Mit lautem Geschrei stürzte sie sich auf die vermeintliche Callista, die eigentlich Aintzane war. Doch das blieb Fiona in ihrem Fieberwahn verborgen.
Ihre Hände umschlangen ihren zarten Hals. Sie mußte jetzt nur noch fester zudrücken. Dann hätte sie ihre Rache! Nur ein toter Römer war ein guter Römer! -
Die Kiste klickt leise. Benohé öffnet sie. Auch sie enthält zahlreiche Phiolen. Kleinere Behälter und kleinformatige Tontöpfe. Wasser gluckert in einen Tonbecher. Sanft vermengt sich eine dunkle Flüssigkeit mit dem Wasser. Mit jedem Tropfen aus einer grünen Phiole mehr. Ruhevoll und ohne Hast reicht sie den Becher an Aintzane.
"Nimm davon zu Dir. Es wird Dich stärken."
Glas trifft auf Glas. Als Benohé die Phiola zurück stellt und eine Andere ergreift.
"A-int-zzane. Ruhm. Womöglich erscheint es vorerst Ironie zu sein. Dieweil Du den Sinn davon noch nicht erkannt hast?"
Deutlich wiederholt sie den Namen. Verleiht ihm einen Hauch fremdartiger Betonung.
"Be-nó- heei."
Leise moduliert sie ihren eigenen Namen."Ich stamme aus der Stadt Arikamedu. Weit unter den Saken. Doch all jene Orte und Länder werden Dir nichts bedeuten. Sie liegen fern im Osten von Ägypten. Du wirst davon sicherlich nicht gehört haben. Womöglich hast Du schon von dem Griechenkönig Alexander vernommen?"
Tropfen um Tropfen verteilt Benohé in einem weiteren Becher. Vermengt und verrührt. Fiona belässt sie in ihrem unruhigen Schlaf. Noch hat es keinen Sinn, sie zu wecken. Benohé sucht in dem Gesicht von Aintzane nach Erkennen zu lesen.
"Der König und seine Mannen sind bis in das Reich der Kuschana vorgestoßen. Von dort drangen sie in den Süden. Bis nahezu in das Land meiner Eltern."
Benohé senkt den Kopf. Versunken rührt Benohé mit einem Holzschaft. Scheint von Gedanken befallen zu sein. Nach einem Schweigen.
"Und wo bist Du geboren worden, Aintzane? Deine Sprache klingt für mich sehr fremd. Ungehört bis dato."
Von Heimat spricht Benohé nicht. Ihre Heim ist das ihrer Herrin. Und so nimmt sie es auch bei allen anderen Sklaven an. Selbst wenn Benohé sich oft an das Land entsinnt, welchem sie entstammt. Von ihm träumt und von der langen Reise bis nach Ägypten. Als sie noch ein Kind war. In Fesseln und dem langen Sklavenzug. Sie lässt die Erinnerung nicht an sich heran. Nicht in diesem Moment.Jählings eine Bewegung. Benohé legt die Phiola zurück. Greift nach dem Dolch. Den sie oft bei sich trägt. Ein Schemen gleitet an ihr vorbei. Eine nächtliche Erscheinung. Schlingt ihre Finger um den schlanken Hals der Baskin. Erst dort erkennt Benohé. Es ist Fiona. Benohé lässt den schmalen Griff des Dolchs los. Benohé macht einen Schritt nach vorne. Ihre Herrin beschützt Benohé zuweilen. Darum eilt sie auch Aintzane zu Hilfe.
[size=6]- Sim-Off: Soigniert = (franz. soigné, pflegen) gepflegt, gediegen, seriös, gesittet, lady-like, apart, elegant, kultiviert, distinguiert, fein
unprätentiös = schlicht - [/size]
SKLAVE - CLAUDIA CALLISTA -
Die ominöse Kiste der geheimnisvollen Inderin enthielt einige winzige Flaschen, von denen sie eine entnahm, in einen Becher leerte und es Aintzane gab.
Vollkommen konträr zu Benohes Ruhe riss Aintzane der anderen den Becher aus der Hand und begann das Getränk herunterzutrinken. Es schmeckte sehrr bitter und medizinisch. Doch es wirkte, wie sie herausfand, als sich wieder Leben in ihren Glieder zu regen begann.
Sie lächelte ob der eigenartigen Färbung, die ihr Name durch die Sklavin Callistas erfuhr.
"Sinn? Das sagst du? Was macht denn Sinn. Nichts. Alles ist irgendwie...", sie rang nach einem passenden Wort, "wie Sisyphosarbeit. Sisypheisch."
Sie versuchte, so leise wie möglich die Worte ihres Gegenübers nachzusprechen. "Benoohee.", machte sie einen erneuerten Versuch. "Arriggammeddu."
Doch als sie die nächsten Worte hörte, füllten sich ihre Augen mit einem Glanz. Saken, davon hatte sie gehört. Und natürlch auch vom besten Feldherrn aller Zeiten. "Alexandros megas...", formulierte sie mit ihren Lippen, "am Indus stand... vor ihm die Elefanten... und die Horden der Saken zu seiner Linken... und die Verräter in seinem Rücken..." Sie rezitierte ein Gedicht, dass ihr ihr alter Pflegevater, Oligos, beigebracht hatte. "Denn über den Hindukusch waren sie gezogen... die Suche nach der Weite hat sie weit weg geführt... vom guten Griechenland, der Heimat der Götter."
Sie schwieg, als sie sich alles ins Gedächtnis rief, was sie je über Alexander gehört hatte, als die Frage nach ihrer Herkunft kam.
Sie lächelte die Inderin an. "Ich komme aus dem Norden von Spaaaaanuachhhhhhhhh...", stiess sie entsetzt aus, als sich plötzlich Fiona vor ihr aufbäumte und ihr mit einem stählernen Griff an die Gurgel fasste.
Aintzane ruderte wild mit ihren Armen herum, während sie spürte, dass sie keine Luft mehr bekam. Was war in Fiona gefahren? Wollte sie sie umbringen? Wieso? Sie riss ihre Augen weit auf und sah zur selben Zeit, wie Benohe einen Dolch in ihrer Hand trug... doch sie konnte es nicht zulassen, das Benohe Fiona tötete.
Die Daumen Fionas bohrten sich in ihre Haut hinein und quetschten die Luftröhre ab. Aintzanes Lippen verfärbten sich blau. Ihre Lippen bewegten sich wie bei einem Fisch auf und ab, wobei kein Ton herauskam.
Eine ungeheure Kraft entwickelte sich in ihrer Rechten. Trotz der geringen Luftzufuhr schaffte sie es, weit auszuholen und instinktiv eine Faust zu ballen.
Dann fuhr sie schnell und mit der vollen Wucht, die die Verzweiflung mit sich bringt, mit dem Arm nach vorne.
Die Faust traf mitten ins Gesicht der von Wahnwitz befallenen Fiona.Sim-Off: @ Callista: Danke für die Klärung.
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In der Zwischenzeit hatte Minna eine Schüssel mit warmen Wasser besorgt. Eilig lief sie die dunklen Gänge der Villa entlang. Doch vor der Tür der Sklavenunterkunft blieb sie abrupt stehen. Sie zögerte einen Moment. Was das für ein Lärm dort drinnen? Irgendetwas stimmte da nicht! Vorsichtig öffnete sie die Tür. Was sie anschließend zu sehen bekam, konnte sie kaum glauben. Mit den Händen hatte Fiona an Aintzanes Hals gepackt und würgte sie wie eine Wahnsinnige. Sie hörte gar nicht mehr auf. In ihren Augen erkannte Minna blanken Hass. Bei den Göttern, was um alles in der Welt war nur in sie gefahren? "Fiona, nicht! Lass sie sofort los! Du bringst sie ja um!" Rasch stellte sie die Schüssel beiseite und eilte Aintzane zu Hilfe. Doch noch ehe sie bei ihnen angekommen war, bekam Fiona eine Faust ins Gesicht geschmettert. Aintzane schien trotz allem ganz schöne Kräfte zu besitzen.
Minna war geschockt. Im Glauben, die beiden hätten während ihrer Abwesenheit eine fürchterliche Auseinandersetzung angefangen, ging sie dazwischen. Kurzerhand zog sie Aintzane mit einem kräftigen Ruck von Fiona weg. "Aufhören! Es reicht jetzt." Ihre Stimme zitterte und klang leicht hysterisch. Sie schaute Aintzane scharf an. "Seid ihr verrückt? Was soll das?" -
Immer heftiger war ihr Druck an Aintzanes Hals, bis sie plötzlich ein dumpfer Faustschlag auf der linken Backe traf.
Halb benommen ließ sie von ihr ab und fiel zurück auf ihr Lager, als Minna sie schließlich auseinander brachte.
Der Schlag hatte wirklich gesessen! Ihre Backe pochte vor Schmerz. Sicher würde sie ein blaues Auge davon tragen.
Stöhnend wollte sie sich vor Minna rechfertigen.
"Dieses verdammte römische Luder hat den Tod verdient!"
Erneut wollte sie sich wieder auf die vermeintliche Callista stürzen, doch diesmal wurde sie von Minna gehindert, die immer noch zwischen ihr und Aintzane stand.
"Warte nur, Callista, Herrin! Eines Nachts werde ich zu dir kommen!"
Haßerfüllt glühten ihre Augen, als sie ihre Drohung aussprach. Dann ließ sie sich wieder auf ihr Lager fallen und schloß ihre Augen. Diese ganze Aktion hatte sie zu viel Kraft gekostet. Sofort begann sie in einen tiefen traumlosen Schlaf zu fallen. -
[Blockierte Grafik: http://www.imgnow.de/uploads/benohfertig66fgif.gif]
Unruhe entsteht in der Sklavenunterkunft. Der Lärm rüttelt so manch einen Sklaven aus dem Schlaf. Manche maulen leise. Andere beobachten die Szene zwischen den Sklavinnen. Keiner schreitet ein. Außer Minna. Benohé ist auch versucht. Minna kann jedoch Aintzane der Gefahr entreißen. Auch Aintzane scheint nicht zu zart besaitet zu sein.
Keine Regung. Benohé scheint gleichmütig zu sein. Selbst als Fiona ihre Herrin bedroht.
Benohé weiß indes die Bedeutung solcher Worte. Fieberwahn kann die Wahrheit ans Licht tragen. Oder auch die unsinnigsten Fantasien hervor beschwören.
Einem Geysir gleichend ist Fiona ausgebrochen. Wild und brodelnd. Und nun scheint die Oberfläche gänzlich ruhig zu sein. Trügerisch ruhig. Benohé sieht auf die schlafende Sklavin hinab.Benohé vergewissert sich. Aber schlimmere Verletzungen scheint Aintzane nicht von diesem Anschlag mitgenommen zu haben.
"Zürnt ihr nicht. Das ist das Gift in ihrem Körper."
Benohé bereitet den Trank zu. Sie stellt ihn in dem Becher auf dem Tisch ab.
"Fiona soll das zu sich nehmen. Sobald sie wach ist. Für morgen bringe ich erneut ein Remedium vorbei."
Unwilliges Gemurmel von weiter hinten. Ein Sklave ruft leise.
"Könnt ihr uns nicht schlafen lassen. Seid mal ruhig."Benohé räumt die Phiolen in ihre Kiste. Sie klappt sie zu. Ihre Worte sind nun flüsternd.
"Meine Herrin erwartet mich."
Ein Zögern. Benohé betrachtet die Sklavinnen. Indes hofft Benohé; Fiona schläft durch. Und kein Wahn wird mehr aus ihr sprechen. Dennoch glaubt Benohé. Die Sklavinnen werden sicherlich auch damit alleine fertig. Und ihre Herrin wird ungeduldig werden. Wenn Benohé zu lange hier bleibt.
"Gute Nacht."
Benohé wendet sich um. Leichtfüßig schreitet sie aus der Sklavenunterkunft.
SKLAVE - CLAUDIA CALLISTA -
Callista?! Es dauerte einen Augenblick, aber dann verstand auch Minna. Fiona schien durch das Gift in eine Art Fieberwahn gefallen zu sein. Diese Vermutung bestätigte Benohé schließlich. Beunruhigt schaute sie auf Fiona, die von einem Moment zum anderen vor Erschöpfung auf ihrem Bett eingeschlafen war. Hoffentlich würde es ihr morgen wieder besser gehen. Dass stattdessen nun andere Sklaven wach wurden, beachtete sie nicht.
Anschließend musterte sie das Getränk, dass Benohé für Fionas Genesung zubereitet hatte. Neugierig roch sie daran, doch sie konnte nicht feststellen, aus welchen Zutaten es bestand. "Hab Dank, Benohé." Sie war ihr wirklich dankbar für ihre Hilfe. Denn wenn sie ehrlich war, sie hatte solch eine Fürsorge von Benohé nicht erwartet. "Gute Nacht." Dann war die dunkelhäutige Sklavin verschwunden. Auf dem Weg zu dieser Römerin. Minna war froh, dass sie hier bleiben konnte.
Sie wandte sich Aintzane zu. "Tut mir leid. Ich hatte gedacht, ihr hattet einen Streit. Geht’s dir wieder besser?"
-
Fassungslos starrte Aintzane auf die vor ihr niederfallende Fiona. Dann starrte sie auf ihre Hand. Langsam öffnete sie wieder ihre Faust.
Sie wollte etwas sagen. Irgendetwas, was, das wusste sie nicht. Sie öffnete ihren Mund, aber heraus kam nur ein unangenehm klingendes Krächzen.
Um sie nahm sie weder Benohé noch Minna, die auf sie einschimpfte, noch die paar anderen Sklaven wahr, die missmutig in ihren Betten herumschimpften.
Langsam machte sie einen Schritt zurück. Sie stieß mit ihrer Kniekehle an ein Hindernis - ein Hocker. Vorsichtig setzte sie sich hin, die Arme ließ sie hinunterbaumeln.
Wie... wie war das möglich gewesen? Aintzane hatte sich selbst nie als zimperlich oder schwächlich gesehen, aber was war hier geschehen? Sie griff sich mit ihrer Hand an den Kopf. War es möglich, dass sie doch mehr von ihrem Vater hatte, als ihr bisher bewusst war?
Er war ein Kriegsfürst gewesen... mächtig, unbesiegbar scheinend... und am Ende war er doch besiegt worden. Aufrichtig, gerecht, doch brutal... sie durfte nicht so sein! In ihrer Verzweiflung entging ihr, dass gerade dies wohl ihr Leben gerettet hatte.
Dumpf hörte sie Minna. Ob es ihr wieder besser ginge? Aintzane blickte auf und gab ein klägliches Krächzen von sich. Dann schüttelte sie jämmerlich den Kopf und vergrub anschließend denselbigen in ihren Armen. Sie fühlte sich erbärmlich.
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