Triclinium | Ein aegyptisches Mahl

  • "Womöglich wird dies auch die patrizischen Familien wieder stärken, und auch wieder mehr in die Verantwortung nehmen. Zu viele junge Männer unseres Standes ruhen sich nur allzu gerne auf den bequemen Klinen und an den reichlich gedeckten Tafeln ihrer Vorväter aus, ohne sich noch um das Wohl des Reiches zu sorgen und dafür Sorge zu tragen, wo es doch unser erstes Ziel sein sollte, die uns gegebenen Möglichkeiten zu nutzen, nein, es sollte nicht nur Ziel sein, es muss selbstredend Verpflichtung sein."
    Er hörte sich schon bald an wie sein Vater. In einigen Jahren würde er seinem Sohn, so Antonia ihm diesen endlich schenken würde, erklären, was es bedeutet ein Flavius zu sein, dass er nicht nach seinem eigenen Willen dies oder jenes anzustreben brauche oder gar konnte, sondern sein Weg als erstgeborener Nachkomme des Flavius Gracchus bereits vorgegeben war, durch Legion und Cursus Honorum hindurch im Senat enden würde, um dort seinen Vater eines Tages abzulösen. Im Stillen hoffte Gracchus, dass er dies, gegensätzlich zu seinem eigenen Vater noch erleben mochte. Womöglich würde er seinen Sohn auch nicht gar so festlegen, wie sein Vater dies mit seinen Söhnen versucht hatte, er würde ihm die Freiheit einräumen, zwischen dem militärischen und dem kultischen Weg zu wählen, doch mehr würde auch seinen Nachkommen nicht gegeben sein.

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  • Sim-Off:

    leider muss ich abbrechen, erklärung folgt simoff


    Sie hörte noch zu, aber die Herren waren ja nun in ein Gespräch verwickelt.


    Mein lieber Durus, liebster Bruder, Antonia. Es ist schon spät und ich werde in den nächsten Tagen nach Spanien reisen. Darum sollte ich mich nun zu Bett begeben und mich für die Reise stärken.


    Minervina stand auf, verabschiedete sich noch einmal bei allen, vor allem bei Durus, bedankte sich standesgemäß für das Kommen und begab sich aus dem Raum.

  • Durus ignorierte Minervinas interessierten Blick und lauschte Gracchus, weshalb er etwas überrascht war, als sie danach etwas sagte. Nachdem sie sich erhoben hatte, verabschiedete er sich rasch.


    "Äh, vale bene. Und möge Neptunus Dir gnädig sein auf der Überfahrt!"


    Dann wandte er sich wieder an den Flavier. Irgendwie imponierte ihm dieser. Gracchus war ebenfalls konservativ, aber auch engagiert. Er würde sicher eines Tages einen fabelhaften Senatoren abgeben, der diesen neumodischen Gepflogenheiten eines Avarus die Stirn bieten würde. Nachdem ihm all das durch den Kopf gegangen war, besann er sich auf das eigentliche Thema.


    "Du hast Recht. Auch unter uns gibt es leider mehr als genug schwarze Schafe. Gerade die militärische Laufbahn war nach der alten Regel unwürdig für einen Patrizier!"


    Durus dachte kurz an Vitamalacus, seinen Cousin, der die ganze Ochsentour durchlaufen hatte.


    "Nicht, dass ein einfacher Soldat ein schlechter Soldat wäre, aber ich denke, dass es verschenktes Potential ist, einen Patrizier 20 Jahre lang durch die Mannschaften zu schleifen, bis er die Möglichkeit erhält, zu führen, wozu er von Anbeginn an erzogen wurde."


    Nun stellte sich der Tiberier vor, wie ein rhetorisch und literarisch gebildeter junger Spross aus gutem Hause von einem Händlersohn mit Bürgerrecht in zweiter Generation zum sturen Gehorsam geprügelt wurde - furchtbar!

  • Beinahe ein wenig abwesend nickte Gracchus seiner Schwester zu, verwarf im Stillen die Versuchung, ihr in den kommenden Tagen noch einmal ins Gewissen zu reden bezüglich ihrer Reiseabsichten, denn davon abgesehen, dass er zweifelsohne ohnehin kaum etwas würde erreichen können, dessen war er sich beinahe sicher, abgesehen davon sprach sie in einer solch enthusiastischen Weise von jener Reise, dass es ihm schwer fiel, überhaupt noch ein Wort des Bedenkens dagegen einzuwenden.
    "Eine angenehme Nachtruhe, Minervina."
    Schließlich wandte er sich wiederum dem Gast zu.
    "Unwürdig ist ein hartes Wort, Tiberius, welches gleichsam all jene unseres Standes verdammt, die keine Mühen scheuten und bereits ihren Schweiß im Angesicht der Legionen vergossen haben, um einst dort zu stehen, wo das Schicksal ihnen ihren Platz angedacht hat. Dein Verwandter Vitamalacus oder auch mein Vetter Aristides beispielsweise. Eher denn ihre Laufbahn als unwürdig zu betrachten sollten wir honorieren, dass sie jenen Weg trotz aller Widrigkeiten gegangen sind, denn noch immer sind die Legionen unzweifelhaft einer der Grundpfeiler unserer Macht. Dennoch will ich dir natürlich Recht geben, dass jene Änderung gerade bezüglich der militärischen Laufbahn beinahe noch erfreulicher ist, als dies ohnehin schon der Fall ist."
    Gerade die Aussicht darauf durch die Mannschaftsgrade geschliffen zu werden, war es doch auch gewesen, welche Gracchus zu seinem jugendlichen Ungehorsam gegenüber den Wünschen seines Vaters getrieben hatte, denn unzweifelhaft war der Kampf einer jener Dinge, die dabei exzessiv geübt und ausgeführt wurden, und obwohl Gracchus dem Kampf an sich nicht entgegen stand, so war ihm doch gerade der bewaffnete Kampf ein Gräuel, da er enorme Schwierigkeiten damit hatte, dem Anblick menschlichen Blutes Stand zu halten, insbesondere bezogen auf seinen eigenen Lebenssaft.

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  • "Nun, du hast Recht, das Wort ist falsch gewählt. Ich meinte, dass viel Potential verloren geht. Die Mannschaftsdienstgrade kann jeder Bürger ergreifen und kaum einer ist dazu nicht fähig. Die Offiziersränge jedoch benötigen eine umfassende Ausbildung und zweifelsohne auch eine gewisse Führungsqualität, die wohl jedem Patrizier früh vermittelt werden.
    Wieso sollten sie Jahre als Legionär vergeuden, während andere mühsam nachlernen müssen, was bei unser einer ohnehin vorhanden ist, um dann eine kurze Spanne, die ihnen nach ihrem entsprechenden Dienstalter bleibt, zu Tribunen zu werden?"


    erklärte er. Jetzt hätte er beinahe die römischen Legionen beleidigt. Und seinen Verwandten Quintus obendrein. Wobei...er hatte es nie verstanden. Aber das war kaum ein Thema, das man auf einem Gastmahl ansprechen sollte. Trotzdem...manchmal hatte er das Gefühl, Quintus war zu lange jenseits der Zivilisation in den Barracken der Legionäre gewesen und kannte nur noch das Prinzip von Befehl und Gehorsam...

  • "Auf diese Art und Weise ausgedrückt kann ich dir nur zustimmen, Tiberius."
    Auch Gracchus sah das Leben seines Verwandten auf jene Art vergeudet, befähigt zu weitaus Höherem steckte Aristides ebenso in der Legion fest und vergeudete sein Potential, welches zugegebenerweise nicht auf den ersten Blick erkenntlich sein mochte, doch zweifelsohne ihn ihm steckte, war er doch der Sohn eines großen Mannes und trug damit den Namen Flavius nicht nur, um ihn zur Schau zu stellen. Doch immerhin vergeudete Aristides sein Potential auf ehrenwerte Art und Weise, es gab immerhin auch andere Beispiele innerhalb der Flavia.
    "Nun, ich bin durchaus gespannt, ob diese Entwicklung auch einen Einfluss auf die militärischen Ziele des Imperators haben, ob er sich mit Unterstützung der Oberschicht wieder vermehrt der Expansion zuwenden wird. Nicht, dass es uns direkt tangieren würde, doch die Knappheit des Getreides in diesem Winter lässt solche Überlegungen zweifelsohne verlockend erscheinen. Auch wenn kein Land an den Getreidereichtum Ägyptens heran reichen mag, jene Gebiete jenseits Syriae sollen äußerst fruchtbar sein."
    Ein äußerst feines Lächeln kräuselte Gracchus Lippen.
    "Zudem ist jede Expansion des Imperium ein Gewinn, insbesondere, wenn sie uns den Ländern der Seide näher bringt."
    Ganz zu Schweigen von jenem Umstand, dass in der Zeit nach der Befriedung einer neuen Provinz die Sklavenpreise eine Zeit lang fallen und zahlreiche Neuanschaffungen rentabel sein würden. Seitdem die Hausgemeinschaft durch die Ankunft zahlreicher Verwandten gewachsen war, beobachtete Gracchus mit wachsender Besorgnis den Verschleiß der Sklaven und die Notwendigkeit zur Vergrößerung des Haushaltes, nicht etwa aus Sorge um die Sklaven, sondern mit Blick auf die entstehenden Kosten für das flavische Familienvermögen, für welches er Sorge trug.

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  • Mit nichts anderem als Zustimmung hatte er auch gerechnet.
    Das neue Thema fand auch der Tiberier sehr interessant. In Aegyptus hatte man immer wieder von den Parthern gehört, die jenseits der Reichsgrenze ihr Unwesen trieben.


    "Man könnte es wieder einmal in Parthia versuchen. Von dort hat man lange ncihts gehört - vielleicht gibt es bei ihnen innenpolitische Probleme. Außerdem ist das Reich zur Zeit recht stabil. Ich denke, dass es unproblematisch wäre, die eine oder andere Legion zeitlich befristet in den Osten zu verlegen...oder sogar eine neue aufzustellen! Offiziere gibt es bald wieder genug und Mannschaften werden sich schon rekrutieren lassen - schließlich wächst unser Volk!"

  • Während er dem Sklaven mit einem Wink zu Verstehen gab, dass er noch einmal etwas Wein nachschenken solle, nickte Gracchus leicht.
    "Die Parther sind ohnehin ein Volk, welchem ein wenig mehr Kultur keinesfalls schaden würde, zudem sollen sie nicht einmal eine disziplinierte Armee besitzen, sondern einzig mit Bogen bewaffnete Reiter ins Feld schicken. Was könnte ein solch desorganisierter Haufen schon gegen die Streitmacht Roms ausrichten? Aus Germania hat man schon lange nichts mehr gehört. Ist dir bekannt, wie es um die dortige Situation steht? Dort sind immerhin einige Legionen stationiert."

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  • Mit gemischten Gefühlen sieht Antonia ihrer Schwägerin hinterher. Nicht gerade die feine römische Art, wie sie findet, weswegen sie ihrem Gatten auch einen kurzen, fragenden Blick zuwirft.
    Andererseits wird sie selbst nun wohl kaum noch als Anstandsdame, oder Gesellschaft gebraucht. Die Herren ergehen sich in einer militärischen Diskussion und da es wohl unschicklich wäre, wenn sie als Frau hierbei eifrig mitredete, konnte sie sich ebenso gut auch zurückziehen.
    Ein gekonntes Lächeln auf den Lippen erhebt sie sich also langsam von ihrem Platz und wendet sich an die beiden Männer.
    Ihr entschuldigt, wenn ich mich nun auch zurückziehe?
    Sie erwartet keinerlei Widerspruch, vor allem von Seiten ihres Gatten nicht.
    Tiberius, ich hoffe, wir werden uns bald einmal wieder sehen.
    Die übliche Höflichkeitsfloskel mit der üblichen Perfektion vorgetragen.
    So verabschiedet sie sich, nickt beiden freundlich zu verlässt den Raum.

  • Durus musste einen Augenblick nachdenken. Er erfuhr ständig irgendwelche Neuigkeiten, sodass er alles erst ordnen musste...


    "Ich habe gehört, dass der Legatus Augusti Pro Praetore abberufen wird. Allerdings wird es kaum wegen Unfähigkeit sein...Decimus Meridius ist ja ein hochdekorierter Militär! Vielleicht wurde er abberufen, um für eine neue Aufgabe frei zu sein..."


    All das kam ihm erst, als er davon berichtete. Vielleicht würde Meridius eine neue Kampagne gegen die Parther führen...das war durchaus im Bereich des Möglichen.

  • Mehr als ein kurzes Nicken schenkte Gracchus seiner Gattin nicht, als jene den Raum verließ, bedachte dabei die Worte des Durus.
    "Nun, Decimus Meridius mag ein hochdekorierter Militär sein, doch er bleibt ein Emporkömmling. Wie lange dient seine Familie bereits dem Kaiser? In zweiter oder dritter Generation? Er mag einen Triumphzug erhalten haben, doch war dem kein Feldzug vorangegangen, wie es einem Feldherren gebührt hätte, sondern gar nur die Niederschlagung eines Aufstandes. In Germania schließlich übernahm er die Aufräumarbeiten der vorangegangenen Legaten, doch es wäre mir nicht bekannt, dass er bereits selbst einen größeren Feldzug anführte, obwohl es natürlich natürlich Lücken in meinem Wissen geben mag. Dennoch, um Parthia zu unterwerfen bedarf es sicherlich eines ausgeklügelten taktischen Planes, die Parther sind ein stolzes Volk, kein Haufen von Aufständigen, der sich einfach überrennen lässt, und mögen sie auch kaum Kultur und Disziplin besitzen, sie haben den Rücken frei und wir wissen nicht, wer sie von dort aus möglicherweise unterstützen wird."

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  • Durus erinnerte sich plötzlich an ein Gespräch in Alexandria. Am Hafen hatte er öfter parthische Händler gesehen, die dort ihre Waren anpriesen. Er hatte sogar einmal mit einem von ihnen geredet - aber nicht über Parthia. Davon hatte ihm sein Lehrmeister erzählt.


    "So ist es. Ich kenne sie nicht besonders gut, aber hin und wieder stieß ich in Alexandria auf parthische Händler. Man sagt, sie haben keine richtige Struktur in ihrem Staat, sondern sie wie ein Bündnis. Sehr streitsüchtig sind sie außerdem. Aber über Kontakte in den Osten weiß ich nichts - ich denke, dass ihr Reich nicht an den Rand der Erde reicht, also wird es dort auch Völker geben. Allerdings sind diese wohl so wie alle Völker in entlegenen Teilen der Welt - wild und unkoordiniert!"

  • Ein despektierliches Lächeln kräuselte Gracchus' Lippen.
    "So sind sie denn wie all die anderen Völker, die unter dem Banner Roms vereint wurden, und ebenso wie diese werden sie als subalterne Provinz beginnen und als Teil des römisches Volk enden. Der Segen Concordias ist es, der das Imperium groß macht und zu seiner Stärke führt, und da sich der Rest der Welt nur immer zanken wird, so wird nichts und niemand jemals die Größe Roms aufhalten können. Im Osten liegen sicherlich noch einige Länder und ich bin sicher, sub specie aeternitatis wird das römische Volk eines Tages selbst das Geheimnis der Seide erkunden, auch wenn du und ich dies deplorablerweise vermutlich nicht mehr erleben werden. Auf die Ewigkeit des römischen Imperiums und seiner Götter."
    Er hob seinen Becher, schüttete ein wenig des Inhaltes auf den Boden als Gabe für die Götter und prostete Durus zu.

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  • Durus erwiderte den Prost. Concordia - sie war zweifelsohne wichtig. Nicht nur im Staat, auch in der Familie...
    Er nahm einen Schluck und lächelte.


    "Notfalls werden wir für einige Zeit auch ohne Seide auskommen, Flavius. Die Maiores hatten auch keine und doch haben sie die halbe Welt erobert."


    Durus trug ohnehin nicht besonders oft Seide. Nicht, weil sie teuer war, sondern...er wusste eigentlich gar nicht genau, warum...

  • "Aber nur im Notfall,"
    ließ sich Gracchus zu einem kleinen Scherz hinreißen, der so lustig nicht einmal war, denn obwohl in so mancher Zeit die Censores das Tragen von Seide bisweilen sogar verboten hatten, da es als zu extravagant und lasterhaft gegolten hatte, so war das Gefühl des zarten und makellosen Stoffes auf der Haut doch eine ganz besondere Annehmlichkeit. Es gab viele Geschichten über jenes Volk, welche den außergewöhnlichen Stoff verarbeitete, und ebenso viele Geschichten über die Gewinnung des feinen Fadens. Die Theorie, dass jener Faden von unglaublich filigranen Spinnen gewoben wurde, deren Rückenpanzerung im Licht der Sonne in allen Farben des Regenbogens schimmerte, gefiel Gracchus noch am besten, denn sie hatte eine poetische Note an sich, mit welcher beispielsweise jene Theorie, dass der Seidenfaden ganz profan aus Bäumen wuchs, nicht mithalten konnte.
    "Die Maiores wohnten auch noch zwischen den Sümpfen und doch wollen wir die zugewonnenen Stadtteile sicherlich nicht missen. Doch du hast wohlweislich Recht, erst der Feldzug, dann die Annehmlichkeiten, falls es denn überhaupt dazu kommen mag."
    Der Abend war bisweilen bereits weit fortgeschritten, auch wenn man im durch die Fußbodenheizung und zusätzlich durch stimmungsvolle Kohlebecken beheizten und mit Lampen hell erleuchteten Triclinium kaum etwas davon bemerkte.

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  • Bei diesen Reden überkam Durus wieder einmal das Abschweifen in seine Traumwelt, in der alles so war, wie es in den Erzählungen von der goldenen Zeit erzählt wurde. Mit einem verträumten Blick zur Wand bemerkte er


    "Manchmal frage ich mich, ob all die Annehmlichkeiten so gut für uns sind. Vielleicht verweichlicht uns das nur..."


    Allerdings waren solche Gedanken rein hypothetisch. Niemals wäre er auf die Idee gekommen, in ein Fass zu ziehen - noch nicht einmal, seine teuren Togen wegzuwerfen und statt solcher exquisiter Mähler wie dem heutigen von puls zu leben. Er liebte sein Leben, wie es war und mochte nicht darauf verzichten!

  • Nachdenklich folgte Gracchus Durus' Blick zur Wand und blieb mit seinem eigenen ebenfalls dort haften, jedoch ein wenig höher, dort, wo die Mauer zur Decke hin über ging.
    "Sie verweichlichen nur denjenigen, der dies zulässt, und sondern so gleichermaßen diejenigen aus, welche in Härte gegen sich selbst zeigen, dass sie befähigt sind, einen Staat zu lenken."
    Nach diesen Worten schwieg er einen Augenblick, kniff dann die Augen ein wenig zusammen, so als müsste er in der Ferne Genaueres erkennen, und schüttelte schließlich leicht den Kopf.
    "Nein, dies ist vermutlich nur ein Wunsch meinerseits. Doch so sollte es sein, nicht wahr? Wer würde bestreiten, dass Bauern, Handwerker, Legionäre, selbst Sklaven, dass diese der Fluss sind, welche das Rad der Mühle Rom in Gang halten? Anstatt nun also den Mühlstein selbst drehen zu müssen und darüber das Nachschöpfen des Getreides zu vergessen, können wir uns ganz auf jenes konzentrieren. Fürwahr gibt es Genügende, welche sich ob der eingesparten Mühen faul neben den Mühlstein legen und ihm beim fortwährenden Drehen nur zusehen, doch obwohl ihre Reden laut und spöttisch sind, das Mehl mahlen dennoch nur die fähigen Männer, und möglich ist ihnen dies nur durch die Annehmlichkeit, welche ihnen durch den Fluss geboten wird."
    Im Nachgang störte Gracchus doch etwas an diesem Vergleich, doch erst einige Momente später wurde ihm gewahr, dass es die Tatsache war, sich selbst mit einem Bauern zu vergleichen, der eine Mühle bedient.

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  • Durus musste einem Moment über das gehörte nachdenken. Langsam wurde der Abend überaus philosophisch. Gracchus war ein angenehmer Gesprächspartner...


    "Leider, leider..."


    sagte er schließlich mit einem leisen Seufzen. An dieser Stelle erinnerte er sich an seinen Bruder, der den gleichen Cognomen wie der Flavier trug. Wie es ihm wohl zur Zeit erging?


    "Nunja, es liegen immer ein paar faule Äpfel unter den besten Bäumen. Und diese sind es, die das Bild unseres Standes verzerren. Sie ermöglichen Demagogen wie diesen Terentier. Ein Niemand, der den Söhnen von Konsuln und Prätoren Verachtung und Spott entgegenbringt."


    Somit war das ganze wieder ein wenig auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt - denn was sollte man einem so gebildeten Mann wie Flavius einer war, hinzufügen?

  • Da bereits genügend Zeit nach dem Mahl verstrichen war, brachte ein Sklave nun eine Schale mit herzhaft gefüllten Oliven, sowie eine gemischt mit Trauben, Feigen und Datteln, und verschwand so unbeachtet, wie er gekommen war, nachdem er diese auf dem Tisch abgestellt hatte. Der Wein indes war weit weniger verdünnt, als noch zur Mahlzeit, denn selbst wenn die Anzahl der Gäste gering ausfiel, so schloss sich doch an jedes ordentliche Mahl ein kleines Symposion an, und auch Gracchus war nicht gewillt mit dieser Tradition zu brechen, obwohl er sich nicht sicher war, ob dies für ein aegyptisches Gastmahl ebenfalls angebracht war. Da Minervina jedoch ohnehin bereits in ihren Gemächern weilte, sprach sicherlich nichts dagegen.
    "Diese sind wahrlich die übelste Hinterlassenschaft der Republik, es ist ein Glück, dass der Imperator deren Emporkommen nun um einiges erschwert hat. Den Tribunus Plebis sollte man weiter in seinem Recht beschneiden, womöglich ihn gänzlich aus dem Cursus Honorum ausnehmen, doch ich fürchte, das Volk würde solcherlei nicht zulassen, obwohl er doch längst ohnehin kaum mehr Rechte genießt und das Amt selten mehr als ein Sprungbrett in den Senat für jene ist, welche zu träge sind, das verantwortungsvolle Amt des Aedilis auf sich zu nehmen, und in ihrem Amte nicht das Geringste leisten. Manches mal jedoch könnte man beinahe glauben, das Volk hätte dies nicht längst erkannt, so wie es manch einem Tribunus hinterher läuft in der Hoffnung, er würde ihnen das saturnische Zeitalter wieder bringen."
    Solcherlei Damagogen waren natürlich nicht nur unter den Volkstribunen zu suchen, jeder, der nur laut genug Schreien konnte und genügend Geschenke an das Volk zu verteilen hatte, reichte diesem auch heute noch aus. Seit der Zeit der unrühmlichen Gracchen, deren Namen er trug, obwohl er nie herausgefunden hatte, was seinen Vater nur zu solcherlei Tat verleitet haben mochte, hatte sich daran nur kaum etwas geändert.

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  • Durus nahm sich einen neuen Becher Wein von einem Tablett, das ein Sklave reichte. Erfreut beobachtete er die Datteln und Feigen, die nun das Mahl abrunden sollten. Sie schmeckten vorzüglich und waren sicherlich teuer importiert worden. Zu Hause gönnte er sich selten derartiges, obwohl er es ziemlich gern aß.


    "Wahrscheinlich können sie sich keine Spiele leisten und versuchen es, durch ein wenig Gewettere wett zu machen. Dieser Terentius war ein Centurio, richtig? Sonst ein gänzlicher homo novus. Wo sollte so einer das Geld hernehmen? Wahrscheinlich hat ihn Senator Purgitius gesponsort, damit er überhaupt auf die Kandidatenliste kam..."


    An dieser Stelle fragte Durus sich wieder einmal, warum Purgitius einen solchen Klienten hielt. Er selbst hätte solch einen frechen Klienten tunlichst vom Senat ferngehalten...

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