Triclinium | Ein aegyptisches Mahl

  • Eine Augebraue erhob sich von ihrer Position über Gracchus' Auge und strebte der Decke entgegen.
    "Senator Purgitius ist der Patron des Terentius? Faszinierend."
    Die Unkenntnis darüber ließ Gracchus wieder einmal darüber nachdenken, dass es notwendig wurde, sich genauer mit solchen Dingen auseinander zu setzen. Zwar überließ er dies allgemeinhin seinem eigenen Patron, seinem Vetter Felix, da seine eigenen Symathieen ohnehin maßgeblich von dessen Wort abzuhängen hatten, doch sollte er sich in die weiteren, höheren Gefilde der Politik vorwagen, so wäres es unumgänglich jenes Wissen aufzubauen.
    "Die Finanzierung der Spiele ist sicherlich mit ein gewichtiger Grund, beachtet man, welche Kosten bereits die Quaestur und nun auch das Vigintivirat verursachen, so dürfte das Aedilat einem Emporkömmling sehr schnell seine Grenzen aufzeigen. Nicht einmal die Geldverleiher sind bereit, einem angehenden Politiker ihre Münzen in den Rachen zu werfen, was sie sonst in Hinblick auf ihre Gewinne doch nur all zu gerne tun. Doch war es nicht jener Terentier, der bereits in seinen Wahlreden das Patriziat diffamierte? So ist das Deplorabelste an dieser gesamte Geschichte, dass er dennoch gewählt wurde; und es sollte uns nachdenklich stimmen."

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  • Durus erinnerte sich an dieser Stelle an den eigenen Geldbeutel, der durch die Ludi empfindlich gelitten hatte. Das wiederum hatte ihn mehr oder weniger gezwungen, einen reichen Patron zu suchen. Und einen einflussreichen obendrein. So gesehen war diese Abhängigkeit nicht das allerschlimmste - obwohl auch schon schlimm. Wenn er da an die Beziehung des Hungaricus zu Avarus dachte....aber nunja, nichts war jemals einfach.


    "Jaja, manchmal könnte man fast meinen, dass das Patriziat tatsächlich seinen Einfluss verloren hat. Selbst die Senatoren mit großem Klientel achten oft nicht mehr die dignitas unseres Standes. Sie sind die reinsten Popularen. Und in ihrer grenzenlosen Volksliebe sind sie gern bereit, solche Demagogen, die alles so einfach darstellen - Patrizier böse - Volk unterdrückt - , zu unterstützen und ihren Klienten zu erlauben, dass sie so etwas wählen.
    O tempora, o mores! Es wird höchste Zeit, dass wir uns unserer Pflicht der Staatslenkung erinnern!"

  • "In der Tat,"
    pflichtete Gracchus bei und spülte den schalen Geschmack dieser Aussage mit einem großen Schluck Wein die Kehle hinab. Die tief rotfarbene Flüssigkeit umspielte seinen Gaumen mit einem weichen Nachhallen, hinterließ nicht den leicht bitteren Nachhall eines billigen Weines, sondern jenes innere Aroma der Zufriedenheit, welches einem Wein seiner Qualität nur angemessen war. Es war ein Setinier, wie Gracchus mit seiner Zunge zu ertasten glaubte, ein edler Wein von vollmundiger Milde, gerade recht für den Ausklang eines langen Tages, gerade recht um die Zunge schwer werden zu lassen.
    "Hast du eine Schwester, Tiberius?"
    Er fragte dies aus einer Laune heraus, um sich endlich von den Pflichten zu lösen, wenn auch nur jenen der Politik, so dass jene denen der Familie gegenüber Platz schaffen konnten.

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  • Auch Durus nahm noch einen Schluck, denn er fühlte sich immer wohler und hatte weniger Sorgen, irgendetwas im Weineinfluss zu sagen, was er später bereuen würde.


    "Eine. Livilla heißt sie."


    Die Frage zu seiner Familie erinnerte ihn daran, dass es um diese nicht sehr gut bestellt war. Honoria war vor einiger Zeit in Aegyptus verstorben war. Wie er später erfahren hatte, aufgrund des Fiebers. Zu traurig. Und Livilla? Wo steckte eigentlich Livilla?


    "Livilla ist aufs Land gezogen. Seitdem hat sie sich nicht mehr gemeldet."


    Seine Gesichtszüge drückten nun eine leichte Besorgnis aus, die der Tiberier jedoch schnell wegwischte. Sie war eben ein Kind der Wiesen und Wälder und nicht der Fora und Templa. Trotzdem schade, dass seine Familie es nicht schaffte, längere Zeit vereint zu sein.


    "Aber es ist eben nicht jeder für die Stadt geboren."

  • Da Durus emanzipiert war, nahm Gracchus an, dass auch dessen Schwester nicht mehr unter der Patria Potestas ihres Vaters stand, allein aus dem Grunde, da es in patrizischen Familien nicht üblich war die Kinder vor dem Tod der Eltern zu emanzipieren, schon gar nicht im Falle einer Tochter, es sei denn, sie verband sich durch ein Ehegelöbnis.
    "Nein, wahrlich, im Grunde ist niemand für Roma geboren, nur manch einer kann nicht ohne sie. Sie ist eine Hure, die ihre Freier verdirbt, nicht umsonst flüchten sie alle im Alter hinaus aufs Land."
    Gracchus selbst war einer jener Römer im alten Sinne des Wortes, Bürger einer Stadt auf ein paar Hügeln am Ufer des Tibers, die durch eine erstaunliche Verkettung von Umständen Herrin der Welt geworden war, Königin über all die anderen Huren des erdumfassenden Lupanargewerbes. Er war einer jener Freier, die glaubten, der Königin dienen zu müssen, die gleichsam nicht von ihr lassen konnten, die bereit waren für sie notfalls in den Kampf zu ziehen, und die das Etablissement erst dann verlassen würden, wenn ihr Samen versiegt, ihr Phallus verschrumpelt und ihre Virilität vergangen war.
    "Ist sie bereits vermählt?"
    Auf seine Gedanken bezogen war dies ein äußerst merkwürdiger Sprung, doch erfreulicherweise würde Durus jene nicht würde bemerken.
    "Ich meine deine Schwester. Ich muss feststellen, dass es sich als ungemein schwierig herausstellt, einen geeigneten Ehemann für Minervina zu finden, nicht etwa, weil es keine passablen Männer gäbe, sondern da sie solch eigene Vorstellungen hat, dass kaum ein Mann jemals dazu passen wird. Sie erwartet von mir einerseitig, dass ich eine passable Partie für sie auftue, andererseits hört sie jedoch weder auf das, was ich sage, noch nimmt sie an, was ich ihr vorschlage. Schwestern sind wahrlich nicht einfach, es sei denn, sie sind Vestalinnen."

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  • Durus musste lächeln. Rom eine Hure? So hatte er es noch nie betrachtet. Aber wenn, dann war sie zweifelsohne eine sehr geschickte, denn sie machte die Männer von sich abhängig, sodass man doch immer wieder kam.
    Die nächste Frage überraschte den Tiberier ein wenig. Gracchus war doch bereits verheiratet! Warum fragte er derartiges? Ob es um einen anderen Flavier ging?


    "Nein, ist sie nicht...aber da sie zur Zeit ziemlich weit weg ist, wird es schwierig sein, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Hättest Du denn jemanden, den Du Dir als zukünftigen Ehemann für sie vorstellen könntest?"


    fragte er. Zwar war er sich nicht sicher, ob Livilla so begeistert von der Idee war, nach den Wünschen ihres Bruders vermählt zu werden - die tiberischen Frauen waren unglaublich widerspenstig, wie man immer wieder feststellte - aber es konnte nie schaden, nach Ehemännern Ausschau zu halten...


    "Wie Recht du hast!"


    bemerkte er zu der letzten Bemerkung. Er erinnerte sich deutlich an Honoria, die sich auf dem Forum mit so manchem Patrizier angelegt hatte...schwierig war sie zweifelsohne gewesen...allerdings schreckte es auch Durus ein wenig ab, auch wenn er versuchte, es zu verderben. Eigentlich wünschte er sich kein zänkisches Weib, das ständig glaubte, ihren eigenen Willen durchsetzen zu müssen.


    "Manchmal wünschte ich, mein Vater würde noch leben. Vor dem hatten sie wenigstens Respekt und haben seine Vorschläge angenommen."


    fügte er hinzu und blickte kurz überzogen wehmütig. Livilla und Honoria hatten ihn schon zu Kinderzeiten geärgert und sich über ihn lustig gemacht. Inzwischen schätzte Livilla ihn zwar, aber sie hatten sich völlig auseinander gelebt. Durus war Stadtmensch, Livilla lebte auf dem Land.

  • Es dauerte einige Augenblicke bis Gracchus die Bedeutung Durus' Worte gänzlich in seine Sinne vordrangen. Sogleich hob er abwehrend die Hände.
    "Nein, nein, nicht etwa einer Hochzeit zwischen unseren Familien wegen ..."
    Er stockte.
    "... nicht, dass mir dies gerade im Sinn wäre, möchte ich damit andeuten, obgleich es sicherlich den ein oder anderen Verwandten gäbe, welchem eine solche Ehe nicht schlecht zu Gesicht stehen würde. Doch es ging mir viel mehr um viel profanere Dinge, die Prozedur der Ehefindung an sich. Es ist mir ein Anliegen, herauszufinden, ob dies in allen Familien ähnlich vonstatten geht, denn meine Gattin Antonia stand noch unter Patria Potestas, als unsere Verbindung vereinbart wurde, darum bin ich nicht gänzlich sicher, ob sie andernfalls ebenfalls zu diesem Schritt bereit gewesen wäre, obgleich ihre Beständigkeit auch nach dem Verlust ihres Vaters natürlich für ihren Sinn um Familie und Stand spricht. Wiewohl ich meiner Schwester Minervina diesen Sinn in keinem Falle absprechen möchte, so scheint sie doch bisweilen zu eilig darüber hinweg zu sehen. Ist es mir bereits ein Rätsel, was Frauen im Allgemeinen sich wünschen, so kann ich mir doch sicher sein, den Ansprüchen meiner Gattin allein aufgrund meines Namens und meiner Herkunft zu genügen, doch sobald eine Frau dies übergeht, so sehe ich mich außer Stande, auch nur im Entferntesten zu erahnen, was denn sie von einer Ehe erwartet, was sich gleichsam als schier unüberwindbares Hindernis bezüglich meiner Schwester herausstellt."
    Nicht, dass es einfacher wäre, abseits von Name und Herkunft mit seiner Gattin in Einklang zu kommen, ganz zu schweigen davon, dass auch Name und Herkunft augenscheinlich nicht ausreichten, um einen Erben aus dem Nichts hervor zu zaubern. Nachdenklich griff Gracchus zu seinem Becher, drehte ihn in seiner Hand, nur um ihn schließlich zurück auf den Tisch zu stellen, ohne einen weiteren Schluck davon zu nehmen.
    "Es sollte die Pflicht eines jeden Vaters sein, seine Töchter so früh wie möglich zu verloben, anstatt seine Söhne schließlich vor solche Hindernisse zu stellen. Als wäre das Leben hinsichtlich der Weiblichkeit nicht ohnehin schon komplex genug."

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  • Durus grinste ein wenig. Gracchus war also auch einer der Männer, die stetig auf der Suche nach dem Verstehen weiblicher Gedanken war. Wie oft hatte Durus sich das gefragt. Zuletzt bei Fabia...wo immer sie steckte, ohne sich zu melden...kurz erstarrte sein Lächeln bei diesem Gedanken, dann begann er


    "Auch mein Vater hat dies versäumt. Erschwerend kommt hinzu, dass mein Name nicht ganz so groß ist wie der eure. Ich muss also aktiv suchen, wenn ich einen anständigen Gatten für Livilla finden will. Aber solange ich nichts von ihr höre, ist das ohnehin kaum möglich.
    Aber um auf die Frauen zurückzukommen. Du kannst mir glauben, mein lieber Flavius, ich konnte es niemals durchschauen. Vielleicht ist es die emotionale Art der Frauen. Ihre Verträumtheit? Ihr mangelnder Sinn für Realität?"


    Lebhaft erinnerte sich der Tiberier an Kindertage, in denen Honoria aus Alexandria gekommen war und mit leuchtenden Augen von irgendeinem Jungen erzählt hatte. Sie war für derlei Dinge immer sehr viel anfälliger gewesen. Durus hingegen hatte nur wenig Frauenkontakt gehabt. Und wenn, dann hatte sein Vater dafür bezahlt, denn für ihn waren die Regeln seiner Herkunft immer präsent gewesen. Träumereien waren etwas für Kinder.


    "Wahrscheinlich die kindlichen Vorstellungen von Liebe. Sie verwechseln Liebe und Nachkommenschaft, so einfach ist das."


    stellte er schließlich fest.

  • "Ich bitte dich, Tiberius, auch wenn der deinige Name keine Kaiser in deiner Ahnenreihe vermuten lässt, so brauchst du ihn längst nicht zu verstecken. Natürlich erfüllt es mich mit Stolz, dir meine Ahnenreihe bis zu den Anfängen der Stadt Rom aufzählen zu können, ich habe sie lange genug auswendig lernen müssen, doch was würde es nützen, außer dass wir noch morgen früh hier säßen? Ich will ehrlich zu dir sein, Tiberius, eine Verbindung in die Tiberia wäre augenblicklich die Vorteilhafteste für unsere Familie. Diejenige zur Claudia ist bereits gefestigt, doch was hat sie uns gebracht? Die Claudia sind längst nicht mehr, was sie einst waren, doch gegensätzlich zu manch anderen, welche dies ebenfalls nicht mehr sind, ..."
    ... die Flavia deplorablerweise eingeschlossen ...
    "... so zeigen sie nicht einmal noch Ambitionen. Der gegenwärtige Quaestor Claudius ist seit langem der erste Claudius, von welchem man in Rom ab und an etwas hört. Aber auch Aurelia, Cornelia, Valeria, Fabia, Iulia - gleich welche patrizische Gens du mir nennst, dieser Tage namhafte Vertreter sind mir kaum im Bewusstsein, der ein oder andere Senator mag vertreten sein, doch ohne großartigen Einfluss. Tiberia fallen mir dagegen auf Anhieb ein paar ein, der Senator Tiberius Vitamalacus, Tiberia Livia, die Gattin des Princeps Senatus Vinicius, und nicht zuletzt du, der du unzweifelhaft ebenfalls nicht mehr lange vor den verschlossenen Türen des Senates stehen wirst. Nein, augenblicklich könnte ich mir keine bessere Verbindung für Minervina vorstellen, doch wie bereits gesagt, meine Vorstellungen sind hierbei augenscheinlich nur von marginaler Bedeutung."
    Er dachte über Durus' Worte bezüglich der Art der Frauen nach, vermutlich war es dies tatsächlich, was kein Mann jemals gänzlich verstehen konnte, obgleich es sicherlich den ein oder anderen gab, der dies mehr als weniger tat.
    "In der Tat, jene kindlichen Vorstellungen von Liebe ..."
    Gerade noch rechtzeitig konnte sich Gracchus beherrschen und ein tiefes Seufzen unterdrücken, der Wein ließ ihn augenscheinlich ein wenig unvorsichtig werden.
    "Die Ratio ist es, welche sich über die Emotio hinwegsetzen muss, denn ansonsten können wir uns direkt in die Reihen der Plebeier einreihen und brauchen erst gar nicht mehr nach den Zügeln des Staates zu greifen."
    Manches mal schienen es ihm die Plebeier wahrlich leichter zu haben, doch Glück war nun einmal nichts, mit dem man sich an der Spitze der Gesellschaft schmücken konnte; und selbst Anerkennung war ein Kraut, das vorwiegend nur auf Gräbern wucherte. Oftmals wurde dem patrizischen Stand vorgeworfen, sich auf seinen Namen auszuruhen, doch was wusste der Plebs schon über dieses Leben und seine Entbehrungen? Gracchus sog tief Luft durch seine Nase und entließ sie in einem nasalen Seufzen, welches nicht ganz so unbotmäßig wie ein orales war.

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  • Durus erwiderte die Schmeicheleien von Gracchus mit einem freundlichen Blick, aber ohne Nicken oder zu erröten. Man brauchte sich der Tiberier wahrlich nicht zu schämen und bei genauerer Betrachtung hatte Gracchus Recht. Sie standen gar nicht so schlecht da...
    Zur Frauenfrage traf der Flavier erneut genau Durus' Nerv. Besser hätte er es selbst nicht ausdrücken können!


    "Ganz meine Meinung."


    Die Bemerkung konnte jedoch so gewertet werden, dass Minervina kein Interesse an ihm hatte. Nunja, sie war ihm ohnehin ein wenig zu...abenteuerlustig. Vielleicht gab es andere Flavierinnen, die heiratsfähig waren?
    Ein Schluck Wein und er wurde etwas konkreter.


    "Aber manche erweisen sich wohl uneinsichtig in dieser Hinsicht. Oder glaubst du, sie noch zur Einsicht bringen zu können?"

  • Mit der Hand des auf der Kline abgestützten Armes begann Gracchus seine Unterlippe zu kneten. Bei seiner Gattin würde er sich womöglich getrauen, ihr Vorschriften bezüglich zu erkennender Einsicht zu machen, denn selbst da sie sui iuris und ihm rechtlich nicht zu Gehorsam verpflichtet war, in moralischer Hinsicht war sie es und sich als Claudia ob dessen auch bewusst. Womöglich war es die Sorge darüber, dass sie ihm einer der zahlreichen weiblichen Launen folgend dennoch nicht den notwendigen Respekt erweisen könnte, welche Gracchus allgemeinhin von Forderungen und Vorschriften ihr gegenüber absehen ließ, so lange sie für öffentliche Anlässe zur Verfügung stand und dabei ein passables Bild abgab. Seine Schwester jedoch war ihm gegenüber nicht im Mindesen zu irgend etwas verpflichtet, und ihr eigensinniger Kopf verbot ihr augenscheinlich, Einsicht zu zeigen und sich der Familienstruktur unterzuordnen, sofern es nicht gänzlich gegen ihren Stand lief, obwohl Gracchus noch nicht alle diesbezügliche Hoffnung aufgegeben hatte. Gerade da sie von ihnen allen als längstes unter der Erziehung ihrer Mutter gestanden hatte, hatte er die Vermutung gehegt, dass Minervina sich ihrer Pflichten nur allzu bewusst war, doch womöglich war geardezu das Gegenteil der Fall.
    "Wir werden sehen. Ich werde noch einmal mit ihr sprechen, sobald sie wieder aus Hispania zurück gekehrt ist."
    Bis dahin mochte sie selbst womöglich zu Erkenntnis gelangt sein, denn obgleich sie noch nicht in einem bedenklichen Altar war, so konnte sie dennoch nicht unbegrenzt im flavischen Haushalt und vom flavischen Familienvermögen leben. In diesem Augenblick wurde Gracchus dessen gewahr, dass er nicht einmal wusste, wie lange Minervina gedachte in Hispania zu verweilen und er dies unbedingt am nächsten Tag noch würde in Erfahrung bringen müssen.

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  • Durus stellte fest, dass der Flavier ziemlich lange und kritisch überlegen musste. Das deutete nicht gerade auf eine besonders zuversichtliche Haltung hin. Entweder, Gracchus mangelte es an Führungsstärke - was der Tiberier sich allerdings nicht vorstellen konnte - oder Minervina war ein überaus harter Brocken - was er sich wieder sehr gut vorstellen konnte.


    "Ich möchte mich aber nicht aufdrängen."


    Er war überzeugt, dass es noch die ein oder andere Alternative zu dieser Flavierin gab...

  • "Aber nicht doch,"
    wischt Gracchus alle Bedenken in einer laxen Handbewegung hinfort.
    "Du hast es doch nicht etwa eilig?"
    Obwohl Durus sicherlich eine Gattin gut zu Gesicht stehen würde, war er noch nicht in jenem Alter, in welchem das Nichtvorhandensein einer solchen zu einer Peinlichkeit wurde. Dennoch war es wohl besser früher, denn später über solcherlei nachzudenken, und Gracchus war einmal mehr froh darüber, sich nicht weiters um solcherlei sorgen zu müssen, wenn auch die bestehende Verbindung weitere Sorgen und Verpflichtungen mit sich brachte.

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  • Durus war etwas überrascht auf die Frage hin. Er war noch nicht wahnsinnig alt, aber ein Senator sollte seiner Meinung nach stets verheiratet sein. Und außerdem galt wie immer: Je früher, desto besser. Außerdem war es natürlich eine finanzielle Frage - und ohne Promagistratur würde er sich kaum sanieren können!
    Nach einem sehr kurzen Stutzen lächelte er


    "Nein, nein. Nur gilt wie immer: Je früher, desto besser! Je früher ich Söhne bekomme, desto besser kann ich sie in die Gesellschaft integrieren und desto bessere Chancen haben sie später."


    Das war eigentlich das, was ihn an einer Ehe am meisten freute: Eines Tages seine Söhne zu sehen, ihnen alles beizubringen, ihnen einen Aufstieg als Politiker zu ermöglichen...

  • Natürlich konnte Gracchus dem nur zustimmen, doch waren Söhne noch nicht mit der Schließung einer Ehe garantiert, eine Erfahrung, welche er zu seinem Leidwesen selbst lernen musste.
    "Hm."
    Er griff nun doch erneut zum Weinbecher und trank behäbig einen Schluck um Zeit zu schinden, fürchtete er doch, das Gespräch könnte eine bisweilen ungünstige Wendung zu Söhnen hin nehmen, Nachkommen allgemeinhin, und während Durus die Beste aller möglichen Ausreden zur Verfügung stand, jene, dass ihm die passende Mutter zu diesen Söhnen fehlte, wäre Gracchus nur um jegliche Erklärung verlegen, vor allem da es bisweilen zu spät und der Wein bereits zu reichlich genossen war, als dass er auf die Schnelle eine favorable Ausflucht würde finden können. Er hatte sich bereits seine Gedanken gemacht, ob es womöglich seine eigene Unzulänglichkeit war, doch schlussendlich war ihm ein äußerst bedenklicher Gedanke hinsichtlich der Herkunft seiner Gattin gekommen. Die Ahnenreihe der Claudia war bisweilen mit jener der Iulia fest verbunden, deren Frauen seit jeher für ihre Unfruchtbarkeit bekannt waren, und es verstimmte ihn ein wenig, dass er daran nicht bereits vor der Vereinbarung der Verbindung gedacht hatte und jene genaue Konstellation des Position seiner Gattin im Stammbaum näher geprüft hatte. Doch natürlich könnte er dies unmöglich vor dem Tiberier ausführen. Es brauchte daher ein gänzlich anderes Gesprächsthema, deplorablerweise wollte Gracchus jedoch kein solches einfallen, so es nicht völlig aus der Luft heraus gegriffen klingen sollte. Somit blieb ihm wenig Spielraum, darum blickte er zum Fenster hin, hob die Brauen und blickte nachdenklich drein.
    "Der Mond scheint nicht besonders hell. Ich werde veranlassen, dass dich ein paar unserer Sklaven auf deinem Nachhauseweg geleiten. Auch wenn der Weg nicht unbedingt weit ist, so sollte man Furrina nicht unnötig herausfordern."

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  • Durus stellte fest, dass Gracchus das Thema, das er an dieser Stelle so unbedacht angeschnitten hatte, nicht zusprach. Sein Schweigen und Nachdenken ließ auch dem Tiberier Zeit, darüber nachzudenken, warum Gracchus nichts dazu sagte. Ach ja, Flavius war ja auch noch ohne Nachkommen und man hörte auch nichts, dass seine Angetraute schwanger war. Aber andererseits war die Sache so bedenklich auch wieder nicht, schließlich waren die beiden noch nicht sehr lange verheiratet.
    Vielmehr zeigte es, dass Durus die Sache möglichst schnell hinter sich bringen sollte, denn man konnte nie wissen, wie lange es danach dauerte, bis die Frau sich als fruchtbar erwies.
    Endlich hatte Flavius sich entschieden: Er warf Durus sanft hinaus. Allerdings war es in gewisser Weise auch verständlich. Es war spät und vielleicht wollte Gracchus sein Nachkommenproblem gleich heute lösen. Da wollte Durus nicht im Wege stehen, weshalb er antwortete


    "Ich danke Dir,aber ich habe selbst ein paar Begleiter dabei."


    Vor der Tür warteten ja noch seine Ägypter mit der Sänfte!

  • Gracchus quittierte die Antwort mit einem Nicken, er hatte ohnehin nicht erwartet, dass der Tiberier mit wenig Sklaven gekommen war, doch Gracchus zählte es zu seiner Pflicht als Gastgeber, dass die Gäste sicher nach Hause gelangten, und er würde dieser Pflicht im Bedarfsfall nachkommen, die Sklaven der Flavia waren immerhin bestens dafür ausgebildet, ihren Weg auch des Nachts unbeschadet zurück zur Villa zu finden.
    "Nun gut, so danke ich dir für dein Kommen, Tiberius. Es war mir eine ausgesprochene Freude, dich als Gast in unserem Hause empfangen zu dürfen."
    Es war mitnichten pure Gastgeberpflicht, welche Gracchus zu solcherlei Worten veranlasste, hatte er das nach dem Mahl anschließende Gespräch mit Durus doch tatsächlich überaus genossen.

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  • So wurde der Gast denn verabschiedet, seine Sklaven wurden aus dem hinteren Bereich des Hauses geholt, wo sie verpflegt worden waren, und Tiberius zur Türe geleitet. Die Nacht war nicht gar so düster, wie sie im Triclinium den Anschein erweckt hatte, doch trotzdem hatte jeder der tiberischen Sklave, welcher nicht die Sänfte zu tragen hatte, eine lodernde Fackel zu halten, um den Weg zu leuchten und potentielle Schauergestalten von dem kleinen Tross fern zu halten. Nachdem der Gast die Villa verlassen hatte, begab sich Gracchus in ein Cubiculum, jedoch nicht in jenes seiner Gattin - nicht einmal den Versuch eines Anlaufes unternahm er an diesem Abend - sondern in sein eigenes, um sich nach diesem überaus vergnüglichen Abend einen weiteren kleinen vergnüglichen Höhepunkt zu gönnen.


    ~ finis ~

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