Sella Curulis des Praetor Urbanus

  • Die formelle Einleitung war damit erledigt, letztlich ging es nurnoch um die rechtliche Fixierung des Vorgangs... allerdings hatte Vala immernoch große Bauchschmerzen bei der Sache, weshalb er einen seiner Helfershelfer anwies ihm die notwendigen Blanko-Dokumente zu besorgen... und im Stillen einen Grund für die Vertagung des Prozederes.


    "Dann..." , begann Vala, sich wieder an die Adoptionswilligen wendend, "...käme als nächster Schritt die Wahl deines neuen Namens, Ogulnius. Du kennst es sicherlich, doch weise ich dich erneut darauf hin: du wirst den Gentilnamen Crepereius annehmen und dein alter Gentilname wird dir in Form des Ogulnianus erhalten bleiben. Nun stellt sich die Frage, ob du dich mit einem vier.... was denn?" , wandte Vala sich ab, als einer seiner Helfershelfer ihn mit gedrückter Stimme auf eine äußerste Dringlichkeit hinwies, die leider keinerlei Aufschub duldete und sofort seiner Aufmerksamkeit bedurfte. Vorgeblich genervt schickte Vala den Mann von dannen und entschuldigte sich mit angemessener Peinlichkeit bei den sichtlich irritierten Adoptionswilligen und vertröstete sie auf den kommenden Tag. Auch in dieser Situation zeigte sich die durch und durch unterschiedliche Einstellung der Beteiligten zum Verfahren... der Crepereius wollte sich ohne große Worte abwenden und mit seiner Familie kehrt machen, während der Ogulnius sogleich vortrat und vorschlug das Prozedere abzukürzen, was Vala aber aufgrund von Angemessenheit und Ritus ausschlug... als er auch noch ausschlug, dass die Adoptionsgesellschaft auf seine Rückkehr warten würde, packte der Ogulnius ihn gar beim Arm um ihn auf die Dringlichkeit des Moments hinzuweisen. Allerdings ließ der ex-Centurio den Duccius sofort wieder los als gleich als gleich drei der Helfershelfer vorsprangen und sich die Wache ebenso auf den Ort des Geschehens zuwandte.
    Mit sichtlich zerknirschtem Gesicht wandte sich nun auch der Ogulnius ab und verschwand und die Gerichtsdiener räumten die Exhedra, da der Praetor Peregrinus das Spiel mitspielte und sich über einen früheren Feierabend sicherlich nicht beschwerte.


    Die wirkliche Arbeit fing jetzt allerdings erst richtig an... nachdem Vala sich aus der Exhedra verabschiedete wartete er in einem der Nebenräume bis einer seiner Helfershelfer jemanden zu ihm brachte von dem er sich Antworten erhoffte.

  • So gehörte es sich, im Gegensatz zum Palatin und seinen ach so schwarz gekleideten Männerschaft, die nicht einmal bis drei zählen konnten. Abgesehen von ein paar Ausnahmen wie zum Beispiel ihren Onki Serapio, der ja auch mal den Skorpione angehörte. Vielleicht bald wieder, wer weiß... Ausnahmen gab es ja fast so gut wie überall. Man könnte meinen sie hätte etwas gegen Prätorianer, nee, doch dass sie nicht höchstpersönlich begleitet wurde, das gab ihr zu denken. Sie war doch keine einfache Magd gewesen.


    Aber, hier, in der Basilica Ulpia bei Senator Duccius wurde sie standesgemäß empfangen. Wobei, irgendwie paradox, denn Germanen waren dafür nicht sonderlich bekannt gewesen. Vielleicht war es einfach nur Diplomatie als Ehrfurcht. Egal, auf jeden Fall hat es einen positiven Eindruck hinterlassen.


    Sie folgte also dem Helfershelfer direkt zum Senator. Dort angekommen erstrahlte sie wie die Sonne zur Sommersonnenwende und erwiderte die Begrüßung sehr freundlich. "Ich danke dir, Senator Duccius und du seist ebenfalls im gleichen Sinne von mir gegrüßt. Einen besseren Ort hättest du nicht wählen können." Wenn auch sie ursprünglich den Ort präferierte. "Gerne, vielen Dank! Senator." Dabei blickte sie auf den Bart. Erinnerte sie irgendwie an ihrem Vater. "Doch bevor wir mit dem eigentlichen Anlass beginnen. Sag doch bitte, hast du schon so einige Straftäter verurteilt?" In Rom wimmelte es nur davon.

  • "Meinen besten Dank für diese Hinweise. Ich bin nun sehr zuversichtlich, dass wir in dieser Frage weiterkommen" Lepidus zeigte sich in der Tat reichlich zufrieden mit der fundierten Antwort des Ducciers und hatte demzufolge auch kein Problem damit eine verschmerzbare Wartezeit in Kauf zu nehmen. "Ich habe in der Schlange der Leute, die dich noch sprechen wollen, einen alten Bekannten endeckt, mit dem ich noch ein paar Worte wechseln werde. Ich bleibe also in der Nähe bis du die notwendigen Informationen erhalten hast."

  • "Wie du wünscht, ich lasse dich rufen sobald ich genaueres weiß..." , sagte Vala bevor er und der Tiberius sich wieder trennten.


    ______
    Gewisse Zeit später standen sich Tiberius und Duccius wieder gegenüber, als die Eingangsfrage sich geklärt hatte und Vala seinem Gegenüber schon deutlichere Angaben machen konnte.


    "Hmhmhm.... interessant..." , brummte der Praetor mit Blick auf die Angaben zu den Fällen, "...zumindest im Fall der Erbschaft des Tiberius Durus bewahrheiten sich deine Befürchtungen: das Erbe wurde ganz offensichtlich nach inoffizieller Weisung durch den Palatin durch die Vingitiviri eingezogen und der Res Publica vermacht. Im Fall der Tiberia Arvinia allerdings.... was sehr kurios ist... wurden sämtliche potentiellen Erben durch den damals zuständigen Decimvir als verstorben gemeldet und das Erbe ebenfalls dem Staat zugeschlagen. Dabei lebten damals mit Tiberia Albina und Tiberia Septima zwei direkt erbberechtigte Verwandte. Wenn ich mich recht entsinne, wäre das der zweite Decimvir derselben Sippe, der sich bei der Umsetzung des Erbrechts als vollkommen unfähig erwiesen hat. Was mich wiederum daran erinnert, dass ich längst etwas gegen derartiges unternehmen wollte." , wich Vala vom eigentlichen Thema ab, da Schmu bei der Verteilung von Erbschaften anscheinend sehr viel öfter vorkam als angenommen. Der Groll in seinem Blick wich erst einen Moment später, als er sich wieder dem eigentlichen Thema entsann und den Blick von den Dokumenten nahm um den Tiberius zu fixieren: "Nundenn... also, das macht die Sache ziemlich kompliziert, weil wir einerseits einen direkten Einzug des Erbes vom Palatium vor uns sehen, andererseits ein Fehlurteil eines Vingitivirs. Rein rechtlich gesehen ließe sich somit beides nicht in einem Prozess klären, da wir eben zwei unterschiedliche Vorgänge vor uns haben."

  • Es erben sich Gesetz' und Rechte - Wie eine ew'ge Krankheit fort; - Sie schleppen von Geschlecht sich zum Geschlechte - Und rücken sacht von Ort zu Ort. So ging es dem Tiberier in schillernder Poetik durch den Kopf. Welch kreative Anfälle er doch manchmal hatte. Zum Glück musste die Außenwelt davon ja nichts mitbekommen. "So ist das also...", kommentierte er die nicht unbedingt erbaulichen Ausführungen des Ducciers. "Nun denn, Prozesse kann man doch nie genug führen, nicht wahr? Wäre dann hier nach wie vor eine Feststellungsklage anzustreben oder ließe sich im Falle von Tiberia Arvinia sogleich der fehlerhaft handelnde Decimvir anklagen und im Falle von Tiberius Durus der 'Palatin' respektive die Kaiserliche Kanzlei?"

  • "Es schien mir nur mehr als angemessen, eine der altehrwürdigsten Hallen der Urbs zu wählen, wo ich doch mit einer Vestalin spreche, Angehörige einer der wichtigsten Priesterschaften der Urbs." , wiegelte Vala mit nonchalantem Lächeln ab und bot der Vestalin an, sich abseits der Praetorenempore mit dem Amtsstuhl des obersten Rechtspflegers Roms in eine abgelegenere, aber keineswegs weniger öffentliche Ecke der Exhedra zu begeben. Die großen Fenster tauchten unterbrachen die für ihre Epoche dunkle Atmosphäre der Praetorenhalle indem sie der Sonne erlaubten den Hallenboden mit großen Flecken des Lichts zu bedecken. In einem solchen Flecken blieb der Praetor stehen, gut sichtbar für den normalen Pöbel, der so die Vestalin und ihren Gastgeber zwar sehen aber kaum verstehen konnte.
    "Ich muss zugeben, dass mir mein Amt als Praetor kaum die Zeit lässt jedem einzelnen Gerichtsprozess vorzustehen... ich beurteile nur, ob sich ein solcher lohnt und wähle die Richter aus sowie organisiere den formellen Rahmen eines solchen Verfahrens. Aber in dem einen oder anderen Fall habe ich dem Verfahren auch als Richter vorgesessen." , schmunzelte Vala. Dass dies freilich die prestigeträchtigsten Verfahren gewesen waren verstand sich von selbst. Es brachte einem keinen Ruhm Tagediebe zu verurteilen.

  • "Im Fall des schlampig arbeitenden Decimvirs stellt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit einer solchen Klage..." , begann Vala mit bedächtigen Worten. Zwar erinnerte er sich gut daran, dass er nach seinem Vigintivirat nicht nur einmal bereut hatte seinen schlampigen Vorgänger nicht verklagt zu haben, allerdings war er in der Hinsicht deutlich gemäßigter gestimmt. Weshalb er sich auch ebenso gab: "Der schnellere Weg wäre sicherlich eine Annulierung und Neubearbeitung des Falls durch den amtierenden Praetor. Allerdings, und darauf muss ich nun hinweisen, würde die Neubearbeitung unter den damals gelten Umständen verlaufen... also unter der Annahme, Tiberia Albina würde noch leben und Tiberia Septimas Aufenthaltsort wäre nicht unbekannt. Ich bin mir nicht sicher, ob du das willst..."

  • Wenn es einen schnelleren Weg gab, dann war dies natürlich wie Musik in den Tiberiers Ohren. "Ich werde weder in diesem, noch in dem anderen Fall in irgendeiner Weise davon profitieren. Es geht also lediglich darum, dass Iustitia genüg getan wird. Und immerhin können vielleicht noch einige meiner verschollenen Verwandten etwas davon haben, so sie denn hofffentlich eines Tages wieder zurückkehren" So jedenfalls seine vielleicht immerhin zu ein paar Prozent aufrichtige Antwort.

  • "Verfahrensfehler sind eine Möglichkeit einen Magistraten zu verklagen... weshalb unsere Amtszeiten auch nur ein Jahr andauern, so kontrolliert Rom sich selbst... aber wem sage ich das?" , schweifte Vala ab, winkte einen Helfershelfer heran und diktierte in aller Kürze mit der Gewohnheit des Souveräns ein Edikt, dass das Problem der Tiberii zumindest in diesem Fall nahezu beiläufig beseitigte.
    "Dann noch eine Anweisung an die Decimvirn... die Erbschaft der Tiberii Arvinia ist zu zwei Dritteln auf die Erbschaft der Tiberia Albina aufzuschlagen, da sie zum Zeitpunkt des Todes der Arvinia die Hauptberechtigte gewesen ist. Das verbleibende Drittel wird der Tiberia Septima als Nebenberechtigte zugeschlagen."


    Als das erledigt war, wandte Vala sich wieder dem Tiberius zu: "Das also zum Fall der Arvinia. Der Fall des Manius Durus wiederum ist weniger einfach... es gibt keine Aufzeichnungen zu dem Fall, allerdings ist uns bekannt, dass der Palatin unter dem Usurpator das Vermögen einziehen ließ. Um den Fall rückgängig zu machen und die Erbschaft neu zu verhandeln muss also erst die Beschlagnahmung rückgängig gemacht werden... und dies geht nur, indem man feststellt, dass es eine dem Recht widersprechende war. Du erinnerst dich sicherlich an die Feststellungsklage, die der Decimvir Iulius Dives zur Klärung der Beschlagnahmung der Erbschaft des Aelius Archias anstrengte? Das Verfahren wäre nahezu das gleiche... wobei wohl noch um einiges einfacher, da uns nicht einmal ein offizieller Befehl zur Beschlagnahmung vorliegt. Alles in allem ein recht interessanter Fall, da wir mehrere Dinge zu klären hätten.... aber kurzum: ich gehe davon aus, dass du eine solche Klage anstreben würdest?"

  • Die Antwort der Vestalin war zwar deutlich gewesen in Bezug das sie etwas trinken wollte aber weder sie noch der Praetor hatten sich da ja sonderlich präzise ausgedrückt. Commodus überlegte einen kleinen Moment, in diesem gingen die beiden zu den großen Fenstern, und beschloss schließlich das solche Kleinigkeiten nicht wert waren das er lange darüber nachdachte.
    Er schenkte also zwei Pokale mit ein wenig leichtem Weißwein ein und verdünnte diesen der Tageszeit und dem Anlass entsprechend ordentlich.
    Anschließend brachte er diesen zu den beiden und bot die Getränke an.


    Darüber hinaus hielt er sich erst einmal im Hintergrund. Also nahe genug um die gesprochenen Worte, so sie denn nicht geflüstert wurden, zu verstehen aber weit genug um nicht aufdringlich zu wirken.
    Jedenfalls hoffte er das er den richtigen Abstand gewählt hatte. Seinen eigenen Tanzbereich definierte ja jeder anders.

  • "Ausgezeichnet", sprach Lepidus nur und nickte das Vorgehen im Bezug auf Tiberia Arvinia ab. "Ich erinnere mich an das, was mir der Iulier über den Prozess aus erster Hand mitteilte, aber wenn dies ein ähnliches Verfahren wird, dann bin ich damit völlig zufrieden. Von daher kann ich nur sagen: Ja, ich strebe hiermit eine solche Klage an."

  • "Nun denn..." , nickte Vala verstehend und winkte einen der Schreiber näher zu sich heran, "Lucius Tiberius Lepidus, Sohn des Decius Tiberius Metellus, wird als Privatmann, also vor einem Iudicium Privatum, klagen um rechtlich verbindlich klären zu lassen, ob die Beschlagnahmung des Erbes des Manius Tiberius Durus, Sohn des Manius Tiberius Ahala, durch den kaiserlichen Apparat unter Potitus Vescularius Salinator rechtens war. Die Verhandlung wird zum nächstgelegenen Zeitpunkt, frühestens allerdings in einer Woche angesetzt um die notwendige Aktenkonsultation zu gewährleisten. Ich selbst werde dem Fall als Iudex vorsitzen."


    Das getan, wandte er sich wieder dem Tiberius zu: "So, der Zeitpunkt wäre angesetzt... ich gehe davon aus, dass du dich als Advocatus selbst in dieser Sache vertreten wirst? Dann bleibt es an mir dich darauf hinzuweisen, dass du den Sachverhalt selbst wirst klären müssen... sprich: du wirst dich darum kümmern müssen, dass dir dir Dokumente ausgehändigt werden welche das damalige Verfahren um die Erbschaft des Tiberius Durus betreffen. Also quasi musst du dasselbe tun, was du gerade schon hier getan hast... nur an anderer Stelle auch. Als Iudex kann ich dir die möglichen Beweise nicht selbst zur Verfügung stellen... aber ich kann dir den Weg ebnen, eben diese auch als Privatmann und als nicht-amtierender Magistrat zu bekommen. Als Kläger in einem Iudicium Privatum ist es deine Sache, dass zu arrangieren. Anlaufstellen wären die kaiserliche Kanzlei sowie das Officium des Praefectus Praetorio als ausführendem Offizier." , sprach's und ließ von dem Schreiber eine Tabula ausstellen, die er daraufhin dem Tiberius in die Hände drücken ließ:



    Lucius Tiberius Lepidus, Sohn des Decius Tiberius Metellus, ist als Kläger in einem Iudicium Privatum in den beim Praetor Urbanus anhängigen Verfahren registriert.


    Er ist hiermit berechtigt, sich in der Sache seines Falles


    Feststellung der Rechtmäßigkeit der Beschlagnahmung des Erbes des Manius Tiberius Durus, Sohn des Manius Tiberius Ahala, durch die kaiserliche Kanzlei unter Potitus Vescularius Salinator


    Einsicht in die dafür nötigen Akten in den Archiven der Basilica Ulpia zu verschaffen.
    Die kaiserliche Kanzlei wird hiermit vom Praetor Urbanus angehalten, ihm dasselbe Recht für die kaiserlichen Archive zu gewähren.


    Diese Berechtigung gilt ab dem u.a. Datum für eine Woche.


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir…rschriftvalaroemwachs.png]
    ANTE DIEM VIII ID MAI DCCCLXIV A.U.C. (8.5.2014/111 n.Chr.)




    "Das war es dann von meiner Seite, Tiberius... wenn du nichts weiteres hast, würde ich sagen: wir sehen uns bei der Verhandlung." , schloss Vala das Gespräch, da doch noch einige andere auf ihre Möglichkeit warteten den Praetor zu sprechen.


    Sim-Off:

    Eingesetztes Datum bei Plotentstehung. Ist Bullshit, wäre es aber auch das jetzige anzusetzen und damit eine Kollision mit dem Verfahren zu riskieren... IR-Zeit halt, Quark unisono.


    Ob du die Recherche jetzt ausspielst oder nicht sei dir überlassen.. da es nix zu finden gibt, kann das Verfahren schonmal gestartet werden.

  • Commodus war etwas verwirrt und überlegte ob er beim Wein jetzt irgendwas falsch gemacht hatte.
    Jedenfalls standen die beiden schon recht lange am `Fenster´ und gerade die Vestalin die das Gespräch ja angeleiert hatte schwieg schon recht lange.

  • "Crepereius. Danke, dass du dir Zeit nehmen konntest.", grüßte Vala den ältesten Sohn des Adoptionswilligen in einer Tonlage, die deutlich machte wie wenig dies Gespräch doch mit einem zwanglosen Plausch gemein hatte. Die angestrengt unangestrengt ausschauende Miene des Nobilitaners zeugte, wie sehr sein Gesprächspartner den Moment verstand.. und ihn als angebracht unangenehm empfand, so dass er zwischen den Zähnen nur ein leises 'Praetor.' hervorgepresst bekam. "Ich will nicht lange drumherum reden und ich bin mir sicher, du weißt weshalb ich dich hergebeten habe. Das Prozedere, das ich gerade vertagt habe, erschien mir doch ziemlich... nun... ziemlich halt. Deine Familie scheint über den Neuzugang nicht gerade erbaut zu sein." , warf Vala mit Zaunpfählen um sich und erhaschte hier und da ein nervöses Zucken im Blick seines crepereianischen Gesprächspartners.. mehr aber nicht. Die Nuss schien deutlich härter zu knacken.
    "Bitte erzähle mir von der Geschichte, wie eine alteingesessen-römische Familie wie die deine... du selbst Aspirant auf den Senatssitz, den zuvor dein Vater innehatte, selbst wenn dies doch etwas arg kompliziert werden dürfte... und dann ein einfacher Centurio der sechsten Legion. Aus dem nördlichsten Norden des Reichs. Ich frage mich ja schon, was da passiert ist...", versuchte Vala es ein letztes Mal auf die indirekte Art, nur um damit nichts zu erreichen als dass die Kiefer des jungen Mannes weiterhin zusammengepresst blieben.
    Es waren lange Momente, die damit vergingen, dass Vala den jungen Crepereius in Grund und Boden starrte und dieser beharrlich dem Blick des Praetors auswich... allerdings auch keine Anstalten machte das bisher recht unzufrieden verlaufende Gespräch zu verlassen. Fast wie ein Weib, dachte Vala bei sich, die blieben auch wenn sie eigentlich das Maul aufreißen wollten um der Welt ihre Meinung kundzutun... taten sie nur oft genug nicht, weil: das wäre ja undamenhaft.
    Dass derartige Gedanken dem Crepereius fern lagen war Vala schon irgendwo klar, nur verhielt er sich gerade eben genau so. Also seufzte Vala vernehmbar auf und starrte den Crepereius noch einmal deutlich in den Untergrund, allerdings nicht ohne den Finger in die Wunde zu legen: "Junge, raus damit. Du und deine Sippschaft seid die schlechtesten Schauspieler, die mir jemals untergekommen sind und es ist offensichtlich, dass ihr diesen Ogulnius nicht in eurer Familia haben wollt. Weshalb ich mich nun frage: warum dann die Adoption?"
    Weiteres Schweigen folgte, bis Vala irgendwann entnervt abwinkte: "Nun, wie du meinst... dann werde ich die Prozedur morgen damit besiegeln und der Ogulnius wird dein Bruder.. mit allen damit verbundenen Privilegien. Septatus, geleite den Creperei...", weiter kam er nicht, den der Crepereius schien förmlich zu platzen: "ER HAT DIE VERDAMMTEN WACHSMASKEN!"
    "Die... Wachsmasken?", hakte Vala nach, dem läutete, dass dieser seltsame römische Brauch, den er noch nie wirklich verstanden hatte, hier Kern der Sache war.
    "JA! Er und seine elenden Kumpanen kamen am Abend, als Rom fiel, und haben unseren kompletten Hausstand verschleppt. Mein Vater, der Narr, hat tatsächlich bis zum Ende an ein gutes Ende geglaubt... und nun stehen wir IMMERNOCH vor dem Scherbenhaufen unserer Habe. Dieser... dieser... dieses TIER hat tatsächlich die Masken unserer Ahnen gestohlen, und nicht nur das! Er hat meine ganze Familie damit in der Hand!", sprudelte es mit wutverzerrter Stimme aus dem jungen Mann, so dass Vala vorsichtshalber einen Schritt zurückmachte und sich mit lässiger Pose aufmerksam lauschen an eine Säule lehnte.
    "Und nun erpresst er euch?", zog Vala die nächsten Schlüsse, "Interessant... ich hätte erwartet, dass er auf Geld aus ist."
    "Wir auch..", grollte der Crepereius, "..aber er wollte sich wohl nicht mit Geld zufrieden geben. Hat wohl bei den Plünderungen genug abgestaubt... jetzt will er höher hinaus."
    "Wirklich... interessant.", brummte Vala und kam nicht umhin, dem Ogulnius einen gewissen Geschäftssinn zu attestieren.
    "Du... du musst uns helfen, Praetor Duccius.", schlug die Art des jungen Mann plötzlich um und zum ersten Mal blickte dieser den älteren Praetor direkt an.
    Der tat arglos: "Ich bin Rechtssprecher, kein Rechtsdurchsetzer. Meine Zeiten als Aedilis sind vorbei, Crepereius. An sie solltet ihr euch wenden."
    "Die werden es versauen... er wird sie kaufen. Oder schlimmeres... dann wird er die Masken zerstören, das Erbe und das Andenken meiner Ahnen zerstören! Das DARF nicht passieren! Bitte, du wirst... du hast sicherlich Möglichkeiten!", flehte der junge Mann jetzt schon fast und Vala musste sich arg zusammenreißen, um nicht gewinnend zu grinsen: "Und was sollte ich davon haben, wenn ich meine Mittel und Möglichkeiten für diese Sache einsetze? Für... eure... Sache?"
    "Der nächste Wahlkampf kommt bestimmt!", platzte der junge Mann heraus und zeigte recht deutlich, wie sehr seine Familia gerade auf dem absteigenden Ast begriffen war.
    "Das ist etwas vage...", senkte Vala erneut die Stimme um seinem Gesprächspartner zu verdeutlichen, dass sie zu laut waren, "Und dies ist nicht der richtige Ort. Richte deinem Vater aus, dass ich heute Abend durchaus für Ideen seinerseits empfänglich bin... er wird wissen wo er mich findet."
    Damit ließ er den jungen Mann stehen und wandte sich wieder der Büroarbeit zu um den Arbeitstag abzuschließen... bis er knapp eine Stunde später von einem seiner Diener erneut gestört wurde: "Ein Gesprächswunsch, Praetor."
    "Der Crepereius?", fragte Vala mit gerunzelter Stirn, hatte er doch geglaubt der junge Mann hätte verstanden... aber dem schien nicht so. Umso überraschter blickte er drein, als der Diener den Kopf schüttelte: "Nein, ein gewisser... Ogulnius?"



    PROXENIOS - ALEXANDRIA

  • Sie folgte der Aufforderung und genoss wie der Senator auf dem Weg dorthin, die beinahe narzisstische Selbstverherrlichung inmitten eines großen Lichtspektakel. Ihre Vestalinnentracht war für das sonnige Licht wie gemacht, sodass sie wie das Feuer der Vesta fast selbst leuchtete. "Also entscheidest du über eine Verhandlung oder nicht. Klingt verantwortungsvoll, wenn eine Person ein vorab wertendes Urteil fällen darf." Lächelte sie zurück. "Dann hoffe du mal, dass nicht jeder Verurteilte einer Vestalin über den Weg läuft. Dann wärst du wohl ohne Arbeit." Wäre sie noch zwölf Jahre gewesen, dann hätte sie nach der letzten Aussage ihre Zunge rausgesteckt, so aber, falteten sich ihre Lippen zu einem großen Grinsen.


    Ach ja, die beiden standen weiterhin im Lichtkegel. Fehlten nur noch eine Scharr von Klienten die sich den beiden zu den Füßen warfen. Der eine da, der die Pokale auffüllte, war schon mal ein kleiner Anfang.

  • Am 17. Tag vor den Augustkalenden - oder in anderen Worten: einen Tag nach den Iden des Juli -, einem Tag wohl folglich, an dem man hoffentlich einen der Nachfolger des Duccius im Amte des Praetor Urbanus in der Basilica Ulpia würde antreffen können, erreichte zu fortgeschrittener Zeit am Vormittag der iulische Tribun Dives, der bereits für seinen heute erst später beginnenden Dienst, sein Cornicularius war entsprechend informiert, komplett in seine Arbeitsuniform gekleidet war, in einer standesgemäßen Sänfte den Amtssitz der Praetoren. Selbstredend mit im Gepäck hatte er sein Mündel Torquata.
    "Da sind wir also.", erklärte der Iulier, während er der Sänfte entstieg und anschließend einen sklavischen Untergebenen anwies weniger seine eigene, denn so viel konnte da bei einem Militär ja nicht verrutschen, als viel mehr die Erscheinung seiner Cousine noch einmal etwas zu korrigieren. Denn diese schaukelnden Sänften - dafür konnte Torquata nichts; das lag in der Natur der Sache - führten doch dazu, dass manch zuvor noch akribisch gerichtete Faltenwurf sich am Ende der Reise als vollkommen zerstört herausstellte. "Ja komm, so ist gut!", verlor Dives allerdings schon bald die Geduld mit diesem Perfektionisten und wandte sich sodann wieder Torquata zu. "Du erinnerst dich noch an das, was ich dir erzählte über den Hergang der Adrogation?", erkundigte er sich in einem rückversichernden Tonfall, während er in einem angepassten Tempo, welches hoffentlich auch seinem Mündel angemessen erschien, die letzten Schritte bis ins Innere der Basilica zurücklegte. Dort galt es anschließend die praetorische Sella Curulis zu suchen und zu finden.


    ~~~


    An entsprechender Stelle kündigte Dives bald darauf die beiden Iulier einem offenbaren Gehilfen des Praetors an:
    "Salve!", grüßte er und nickte leicht. "Ich bin Marcus Iulius Dives und heute zusammen mit meiner jungen Cousine Iulia Torquata hier.", wies er auf das sicherlich knapp zehn Jahre jüngere Mädchen neben sich. "Es geht um ihre Adrogation unter meine Patria Potestas.", erklärte er sodann das Anliegen und stellte sich bereits darauf ein, dass sie wohl erst einmal zu warten hätten...

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Iulia Torquata musste sich gewaltig zusammenreißen, um das Zähneklappern ihrerseits zu unterdrücken. Und auch ihr Magen fühlte sich nicht so an, wie er sein sollte - nun gut, das mochte an der Sänfte liegen. Sie war ein solches transportmittel nicht gewöhnt.
    Im Kopf ging sie noch einmal durch das, was Dives alles mit ihr bespochen hatte.
    Das Mädchen runzelte die Sitrn. Sie musste aufhören, ihn 'Dives' zu nennen - schließlich würden sie die Basilica als Vater und Tochter verlassen...
    Geistesabwesend ließ sie den Sklaven die Falten ihrer neuen Palla ordnen. Überhaupt trug eine nagelneue, blendend weiße Tunika, darüber kunstvoll eine blaue Stola mit silbernem Mäandersaum geworfen und schließlich mit einer eine blaue Palla, welche noch einige Nuancen dunkler war als die Stola.
    Das Gebäude war imposant wie erwartet und zusammen mit Di- ähm...Daddy-to-be machte sie sich ans Warten.


    Watch your thoughts - they become words.
    Watch your words - they become actions.
    Watch your actions - they become your habit.
    Watch your habit - it becomes your character.
    Watch your character - it becomes your destiny.

  • Mit dem Latus Clavus an der Tunica bekam Dives natürlich in gewisser Weise eine Sonderbehandlung - allerdings kamen vor ihm trotzdem noch einige andere Personen, die entweder persönliche Bekannte des Praetor waren oder eben richtige Senatoren.


    Schließlich waren die beiden Iulier aber an der Reihe und der greise Praetor blickte von seiner Sella Curulis auf sie herab: "Eine Adrogatio? Wer adrogiert hier wen?"

  • Eine spannende Frage, in der Tat, ob seine 14-jährige Cousine hier vom gut 10 Jahre älteren Dives adrogiert werden sollte oder umgekehrt. Nicht zuletzt, fragte sich der Iulier tatsächlich einen kurzen Moment lang, ob Frauen überhaupt jemanden adoptieren oder adrogieren konnten, gab es doch schließlich seines Wissens nach nur eine Patria Potestas und keine Matria Potestas oder ähnliches, unter der man stehen konnte. Aber vielleicht versuchte der Praetor ja auch nur lustig zu sein und sich damit seinen eigenen Tag und Job hier etwas angenehmer zu gestalten. Der Tribun lächelte also einfach mal kurz amüsiert.
    "Meine Cousine Iulia Torquata", zeigte er auf jene, "steht nach dem Verlust ihrer Eltern unter keinerlei Patria Potestas mehr und wünscht sich, genauso wie ihr Vater dies in seinem letzten Willen ausdrückte, unter meine Patria Potestas gestellt und damit von mir, Marcus Iulius Dives, adrogiert zu werden.", legte Dives dar und ließ diesen Satz kurz einsinken. "Ich meinerseits erkläre mich nun dazu bereit, ihrem Wunsch zu entsprechen und sie unter meine Patria Potestas als meine Tochter aufzunehmen." Wieder folgte eine kurze Pause. "Da ich zugleich auch ihr Tutor testamentarius bin, sollte sich die Frage nach auch dessen Zustimmung zu diesem Vorgang wohl erübrigen.", hoffte der iulische Tribun einfach mal und sah den Praetor mit diesen Worten nun also erwartungsvoll an.

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Der Praetor kniff die Augen zusammen und stellte fest, dass seine Frage sich tatsächlich erübrigt hatte. Vor allem aber stellte er auch fest, dass der Mann vor ihm gekleidet war wie ein Soldat und nicht etwa im Staatskleid des römischen Bürgers erschienen war, wie es sich gehörte! Aber nun gut, es gab keine Gesetze gegen so etwas. "Wie lautet der Name ihres Vaters? Und wie der deines Vaters?" klärte er noch die Formalien ab, die für das Protokoll gebraucht wurden. Immerhin war dies hier ein hochoffizieller Rechtsakt! "Und soll sich etwas am Namen ändern?" Prinzipiell hießen ja offensichtlich beide "Iulius", aber womöglich wollte sie in Zukunft auch "Iulia Dives" oder ähnlich genannt werden?

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