Officium des Curator Libris

  • Stella lächelte amüsant in sich hinein, als der junge Mann sie zum Essen eingeladen hatte:


    " ... Oh, danke für die Einladung, aber ich habe noch viel zu tun ... "


    dabei betrachtete sie kurz ihren Schreibtisch mit Rollen überladen ...


    "Eigentlich kenne ich hier in Rom nur eine Taverna Apicia, die sich am Markt befinden,
    da kannst Du gut essen, nehme ich an, denn die wird immer sehr gut besucht ..."


    Stella hatte Hunger, aber keine Zeit ... dann fiel ihr noch etwas ein:


    " Aber natürlich bekommst Du Bescheid, ich werde mich selbst darum kümmern ... ",


    sagte sie mit einem netten Lächeln

  • "Das ist aber schade, naja die Arbeit geht vor ich kenne das, wenn man es heute nicht macht, hat man morgen doppelt so viel Arbeit.
    Das Angebot steht aber noch."


    und Varus lächelte verlegen


    "Dann werde ich Dich mal weiter arbeiten lassen, sonst halte ich Dich nur noch von der Arbeit ab.


    Vale Stella und danke nochmal, dass Du mir Bescheid gibst."


    Varus verabschiedete sich von Stella und verließ das Officium um die Taverna Apicia aufzusuchen.

  • Eigentlich hatte Sergia Plotina sich geschworen, das Gebäude der Schola Atheniensis so bald nicht mehr aufzusuchen, vielleicht nie wieder. Doch schon im Moment dieses Schwurs war der Sergierin bewusst gewesen, dass sie ihn unmöglich würde durchhalten können; deshalb hatte sie ja auch nicht im Namen eines Gottes geschworen. Denn selbstverständlich wollte auch sie sich weiterbilden und musste daher in Erfahrung bringen, ob die Schola nicht bald wieder neue Kurse anbieten würde. Zu solchen Gängen schickten andere sicher ihre Sklaven; Plotina aber war keine wohlhabende Frau und außerdem in einer Atmosphäre aufgewachsen, in der man eigener Kraft mehr vertraute als der von Bediensteten. Außerdem hatte sie sich irgendwann als kindisch gescholten, nicht selbst zur Schola zu gehen; schließlich drohten ihr gerade dort weder unliebsame Begegnungen noch Peinlichkeiten, ganz im Gegenteil, vielleicht würde sie sogar Stella dort wieder treffen.


    So hatte sich Plotina also schließlich selbst auf den Weg gemacht und klopfte sich während des Marsches zum Gebäude der Schola innerlich immer wieder auf ihre Schulter ob ihrer mutigen Entscheidung. Sobald sie aber einmal durch die Tür des Gebäudes geschritten war, sank ihr zuvor so hochstehender Geist; sie ging zwar die nächsten Schritte weiter, brachte es aber einfach nicht über sich, zielstrebig voran zuschreiten, sondern lief stattdessen ganz wie an jenem ominösen Tag erst einmal eine geraume Zeit durch das gesamte Gebäude, den Blick tief gesenkt und immer darauf bedacht, nicht zu sehr aufzufallen oder gar angesprochen zu werden. Bei dieser Art ausgedehnter Wanderung ließ es sich nicht vermeiden, dass sie auch an jenem Officium vorbeikam, in dem so vieles geschehen und gesagt worden war. Unwillkürlich duckte sich die Sergierin und wollte schnell daran vorbei schleichen, wurde aber bald gewahr, dass immer wieder Menschen sich bei diesem Officium die Klinke in die Hand drückten. Ganz Untertan ihrer Neugierde, blickte Plotina auf, und sah, als die Türe gerade wieder einmal geschlossen wurde und ein Besucher ging, ein Schild, das niemand anderen als Furia Stella als Curator libris auswies! Wie vom Schlag getroffen, blieb Plotina stehen; dann malte sich ein breites Lächeln auf ihren Gesichtszügen ab. Vorsichtig begab sie sich nun selbst zur Tür und


    klopfte an.

  • Stella wollte ins Scriptorium gehen, um eine wichtige Schriftrolle abzugeben und ging zur Tür.
    Und gerade in diesem Moment klopfte es.... Sie öffnete die Tür und ... und ein breites Lächeln erstrahlte ihr Gesicht:


    "Sergia Plotina, grüße Dich, meine Freundin, das ist aber eine angenehme Überraschung, komm bitte rein und setz Dich ..."


    Stella umarmte ihre Freundin, sie freute sich Plotina wieder zu sehen ...

  • Als sogleich, nachdem Plotina an die Tür geklopft hatte, diese aufgerissen wurde, fürchtete die Sergierin bereits, nun von einer Furie angefahren zu werden. Als sie stattdessen aber in das Gesicht ihrer Freundin blickte, die eine Schriftrolle bei sich trug und sich also offenbar selber ganz zufällig zur Tür begeben hatte - wohl erfreut darüber, nach den vielen Besuchern nun endlich wieder an ihre Arbeit zu kommen -, erstrahlte auf dem Gesicht Plotinas von Neuem ein Lächeln, das dem Beinamen ihrer Freundin alle Ehre machte. Gerne erwiderte Plotina die Umarmung der Furia Stella.


    "Salve, Stella! Ich komme gerade zur Schola, um mich nach neuen cursus umzusehen. Stattdessen erwartet mich eine ganz andere Überraschung: Du bist jetzt Curator libris! Ich gratuliere dir herzlich!"


    Auf die Einladung ihrer Freundin hin trat Plotina jedoch nur zögerlich näher.


    "Stella, ich würde nur allzu gerne ein bisschen mit dir plaudern, aber ich habe schon gemerkt, dass du von Besuchern geradezu umlagert bist. Ich möchte dir nicht deine Zeit stehlen, jetzt wo du so große Verantwortung trägst."


    Abwartend schaute Plotina die Furia an.

  • "...Nein, nein, ich habe sowieso bald eine Pause ... Komm, Plotina, nimm Platz, für Dich habe ich immer Zeit ..."


    Stella legte die Schriftrolle zurück und setzte sich wieder.


    "Ich danke Dir für Deine Gratulation, ach, es kam alles so unerwartet ...! Nun, ich freue mich sehr auf meine neue Stelle...,
    es gibt natürlich viel mehr Arbeit, aber ich bin es gewöhnt ..."


    Stella atmete tief durch, machte eine kleine Pause und lächelte dann Plotina an:


    "Aber ich rede ja nur noch über mich selbst, dabei möchte ich gerne wissen, wie es Dir geht?"

  • Stellas Einladung wirkte vor lauter Lebhaftigkeit so unwiderstehlich, dass Plotina nun auch gar kein bisschen mehr zögerte, das ihr so wohlbekannte Officium zu betreten. Sie ließ sich mitreißen von Stellas Energie, versuchte aber doch aus den Augenwinkeln heraus zu erkunden, ob sich in dem Arbeitsraum viel geändert habe, seitdem - er nicht mehr hier wirkte. Immer noch versuchte die Sergierin, den Namen des Amtsvorgängers von Stella aus ihren Gedanken zu tilgen. Doch gleich die ersten Worte ihrer Freundin riefen wieder viele Erinnerungen in ihr wach; als Stella andeutete, es sei alles so schnell gegangen mit der Amtsübernahme, konnte Plotina sich nicht mehr bezwingen und fragte ungewohnt hektisch nach:


    "Unerwartet? Wie meinst du das? Hat ... hat dein Vorgänger dir denn nicht gesagt, wann er abreisen wollte?"


    Im gleichen Moment, in dem sie dies ausgesprochen hatte, merkte die Sergierin schon, wie unhöflich sie sich benommen hatte. Betreten sah sie zu Boden, der an der Stelle, an der ihre Füße standen, schon leicht abgewetzt war. Hier saßen Tag für Tag die Menschen, die dem Curator libris einen Besuch in den unterschiedlichsten Anliegen abstatteten; hier auf diesem Stuhl nahmen sie Platz, und darunter standen dann eben ihre Füße. Auch Plotina hatte hier schon gesessen, auf diesem Stuhl; dann, im Laufe ihres Gespräches mit - ihm hatte sie ihren Platz verlassen, war aufgestanden und ... Doch was nützte es, sich mit diesen Erinnerungen zu quälen? Plotina gegenüber saß nun nicht mehr der bärtige Jude, sondern ihre Freundin Furia Stella, und die hatte die Sergierin nach ihrem eigenen Befinden gefragt.


    "Mir persönlich geht es eigentlich ganz gut, danke! Allerdings ... wusstest du, dass auch mein Verwandter Sergius Curio vor Kurzem Rom verlassen hat? Er arbeitet jetzt in Alexandria, meiner alten Heimat. Na, und ich sitze hier in Rom bei einer alten Freundin, Stella!"


    Bei diesen Worten musste Plotina nun doch ein wenig lächeln und sah ihre Gesprächspartnerin aufmerksam an in der Hoffnung, ihr mit ihrer Bemerkung nicht zu nahe getreten zu sein.

  • Stella merkte natürlich, dass es mit Plotina irgendetwas nicht stimmte, obwohl sie beteuerte, es ginge ihr gut ... Sie wirkte nervös
    und redete hektisch und sah einfach unglücklich aus ... Außerdem konnte Stella sich nicht daran erinnern mit Plotina über
    Theodoros Abreise gesprochen zu haben.

    "Nein, der Professor hat mir weder über seine Abreise erzählt, noch hat er sich von mir verabschiedet ... Allerdings
    hatte ich zwei Tage frei und als ich wieder in die Schola kam, war er bereits weg ... vermutlich hatte er es sehr eilig ..."


    Sie wurde nachdenklich, blickte dann Plotina in ihre unruhigen Augen und fragte leise und vorsichtig:


    " ... Du hast ihn doch gekannt, bevor wir uns noch kennen lernten, nicht wahr? ... Ich meine ... gut gekannt ...?"


    Stella wollte auf keinen Fall aufdringlich sein, aber sie war über ihre Freundin besorgt ...


    "... dass Dein Verwandter auch abgereist ist, wusste ich nicht, ich habe ihn ja nie gekannt ...
    Heißt es, Du wohnst jetzt ganz alleine in diesem großen Haus ?"

  • Schon die teils besorgten, teils wohl auch ein kleines bisschen neugierigen Augen Stellas verrieten der sensiblen Sergierin, dass sie nun doch nicht darum herum kommen würde, hier, ausgerechnet hier in der Höhle des Löwen auf das von ihr sonst so gemiedene Thema zu sprechen zu kommen. Ihr eigenes Verhalten hatte dies heraufbeschworen, ihr unruhiger Blick, ihr heftiges, unhöfliches Nachfragen und die gesamte Erregung, die ihr wohl nur allzu deutlich anzusehen war - oder jedenfalls ihrer einfühlsamen Freundin nicht verborgen bleiben konnten. Behutsam fragte diese nun auch tatsächlich nach und bestätigte auch Plotinas Eindruck, dass die Abreise ziemlich plötzlich erfolgt war.


    "Nun, Alexandria ist eben nicht nur meine Heimat, sondern auch die deines Vorgängers. Arbeitet er jetzt nicht vielleicht im Museion? Vielleicht haben ihn aber auch wichtige familiäre Angelegenheiten so eilig zurückgerufen."


    Inständig hoffte die Sergierin, dass die erste der beiden Varianten die zutreffende sei und Stella ihr hierüber vielleicht nähere Auskunft geben könnte. Dass sich mit der zweiten der genannten Varianten möglicherweise eine von der Familie eingefädelte Hochzeit verbinden könnte - daran wollte Plotina jetzt nicht denken. Viel lieber ging sie auf die Frage ihrer Freundin nach ihrem Verwandten ein, war dies doch etwas, das sie nicht wenig stolz machte.


    "Sergius Curio ist jetzt Magister Officiorum beim Praefectus Aegypti. Es hat, glaube ich, sogar in der Acta Diurna gestanden, allerdings ziemlich versteckt unter den "Meldungen". Aber du hast natürlich Recht, du hast ihn nicht gekannt."


    ... was Plotina nicht wenig schade fand, denn Stella und Curio hätten sich vielleicht ziemlich gut verstanden. Aber solche Dinge zu beurteilen, fühlte sich Plotina nach ihren eigenen traurigen Erfahrungen nicht geeignet.


    "Ist es nicht seltsam, Stella? Curio lebt jetzt in meiner alten Heimat, und ich sitze hier in Rom tatsächlich allein in unserer Casa. - Ich vermute ja, dass jetzt bei deiner gestiegenen Verantwortung dieses Gebäude der Schola hier so etwas wie dein Zuhause geworden ist?!"


    Plotina schmunzelte: Bei Stellas Vorgänger schien es jedenfalls so gewesen zu sein.

  • Da Plotina immer noch sehr aufgeregt und unruhig da saß und wieder Fragen stellte, aber auf Stellas
    Frage nicht reagierte, wunderte sich Stella über ihr Verhalten doch sehr.


    "Nun, Du weißt mehr als ich, denn mein Vorgänger hat mir nicht erzählt, wann, warum und wohin
    er geht ... Es war für mich ja auch eine Überraschung ... "


    Sie sah Plotina besorgt an:


    "Aber beruhige Dich, was ist denn los mit Dir, meine Freundin ... kann ich Dir eine Erfrischung anbieten?"


    dabei dachte Stella, dass ein Glas Wasser ihre Freundin etwas abkühlen wird

    "Ich freue mich für Deinen Curio,... Du musst sehr stolz auf ihn sein ... und ihn bei der Gelegenheit nach
    dem Professor fragen "
    ;)


    Mit einem unschuldigen Lächeln sah Stella ihre Freundin an :


    "Du bist doch nicht in ihn verliebt ... oder?" ...

  • Das Schmunzeln verschwand nur allzu bald aus dem Gesicht Plotinas, als ihr die Auskunft Stellas einen neuerlichen Stich versetzte, ihr Vorgänger habe nicht einmal ihr erzählt, wieso und wohin er gehe. Diese Nachricht konnte doch nichts anderes bedeuten, als dass ihn wirklich private Gründe in ihre gemeinsame Heimatstadt zurückgelockt hatten - so mutmaßte mindestens die Sergierin voller Groll und Eifersucht. Der Gedanke, dass es dafür doch auch ganz andere private Gründe geben konnte, schlimme und traurige sogar wie Krankheit oder Tod, die normalerweise sofort das Mitgefühl Plotinas erweckt hätten - dieser Gedanke kam ihr in diesem Moment noch nicht, dazu fehlten ihr damals die Reife und der Mut, ihren Schmerz anzunehmen. Aus dem nutzlosen und gekränkten, selbstsüchtigen Grübeln befreite die Sergierin erst wieder die Frage Stellas, ob sie ihr nicht eine Erfrischung anbieten könne. Wie aus weiter Ferne vernahm Plotina zuerst diese freundlichen Worte und verstand sie nicht ganz; erst der Blick in Stellas wohlwollend-besorgte Augen und der Nachhall ihres Angebotes ließen die Sergierin wieder ins Hier und Jetzt des Officiums zurückkehren.


    "Ja, Stella, eine Erfrischung wäre sehr nett! Wenn ich dich vielleicht um etwas Wasser bitten könnte."


    Denn ihre Kehle war wie zugeschnürt. Und dies wurde noch schlimmer, als Stella sie jetzt, nach einigen Beglückwünschungen für Curio, direkt danach fragte, ob sie in ihren Vorgänger verliebt gewesen sei. Seltsamerweise überraschte diese Frage die Sergierin nicht wirklich, ja eigentlich hatte sie schon die ganze Zeit damit gerechnet. Sie selber hatte doch durch ihr merkwürdiges Verhalten allen Anlass zu entsprechender Neugierde gegeben. Und obwohl sie Stellas Vorgänger in keinster Weise für schwatzhaft hielt, war es doch immerhin möglich, dass etwas von dem Inhalt ihrer damaligen Begegnung durch die dünnen Wände dieses Officiums gedrungen war. Und so wenig überraschend für Plotina diese direkte Frage Stellas gewesen war, so wenig war sie nun doch zu ihrer eigenen Verblüffung um eine Antwort verlegen.


    "Dein Vorgänger, Stella, hat mich an jemanden erinnert, dem ich unendlich viel verdanke und den ich immer verehren werde.",


    sagte Sergia Plotina, und sie spürte, dass diese Worte die Wahrheit waren.

  • Bestürzt sah Stella ihre Freundin an, die offensichtlich sehr unglücklich war. Sie stand auf und bereitete für sie ein Getränk
    aus Wasser und Zitrone und gab dann Plotina den Becher:


    "Hier, trink, meine Liebe, es wird Dir gleich besser gehen, ... ich mache mir wirklich Sorgen um Dich ..."


    dabei berührte Stella leicht Plotinas Schulter, und obwohl Stella sich nicht zufrieden mit der Plotinas Antwort gab,
    stellte sie keine weiteren Fragen, sie schwieg einfach eine Weile, dann setzte sie sich wieder und wartete, bis
    Plotina sich beruhigte ...

  • Indem Plotina die letzte Bemerkung ausgesprochen hatte, löste sich in ihr ein unzerreißbares seidenes Band, das sie bisher so zugeschnürt hatte. Nunmehr ganz in die Gegenwart versetzt, verfolgte sie aufmerksam all die Bewegungen, mit denen Stella sichtlich liebevoll ein besonderes Getränk für sie zubereitete. Dankbar nahm sie es aus den Händen ihrer Freundin entgegen, mit denen sie wenig später fast mütterlich die Schulter der Sergierin berührte. Plotina nahm einen Schluck des ihr dargebotenen Getränks und war angenehm überrascht von dem angenehm-säuerlichen Geschmack.


    "Ich danke dir sehr, Stella. Weißt du, ich mache dir hier so viele Umstände: Ich stehle deine Zeit, ich lasse mich von dir bewirten, und dann mache ich dir auch noch Sorgen!"


    Bei dieser deprimierenden Aufzählung musste Plotina selbst lachen.


    "Für die Sorgen gibt es allerdings keinen Anlass! Es ist nur so ... Weißt du, Theodoros, der ja wie ich aus Aegyptus kommt, war mir gerade in meiner ersten Zeit hier in Rom eine Art väterlicher Freund. Nun hat er die Stadt verlassen, kurz darauf Curio, mein Cousin Sergius Lupus ist Capsarius bei den CU und lebt in der Castra - kurz gesagt, ich fühle mich hier manchmal ziemlich allein. - Und du?"


    Plotina sah ihre Gesprächspartnerin aufmerksam an. Nach allem, was sie von ihr wusste, bestand die Gefahr, dass sie sich ähnlich allein vorkam.

  • Stella freute sich, dass Plotina, nachdem sie das Getränk probierte, sich offensichtlich besser fühlte und sogar lachte.


    "Du machst mir überhaupt keine Umstände, ich freue mich, dass Du gekommen bist, natürlich mache ich mir Sorgen
    um Dich, aber das ist selbstverständlich, Du bist ja meine Freundin,... wem sollst Du sonst Sorgen machen, sind ja
    alle weg ..., haben Dich allein gelassen ..." -.^


    Stella seufzte, nahm sich auch einen Becher Zitronenwasser und schmunzelte -


    "Nein, Plotina, ich fühle mich nicht allein, obwohl mein Bruder nach Hispania ging, aber ich kann tun und machen, was
    ich gerade möchte, ich genieße einfach meine Freiheit und, ... und nicht zu vergessen - ich habe meine Bücher ... ."


    Dann dachte Stella kurz nach und fragte ihre Freundin:


    "Wir können zusammen die Thermen besuchen ... Warst Du schon mal da?"

  • Dass Stella sie nun tatsächlich ihre "Freundin" nannte, trieb Plotina vor lauter Freude eine heiße Röte ins Gesicht. Und als Stella dem noch hinzufügte, dass es doch ganz natürlich sei, dass sie sich um die Sergierin Sorgen mache, schließlich habe diese ja niemand anderen mehr, der sich um sie sorge - da füllten sich die Augen Plotinas mit Wasser. Denn tatsächlich war es so, dass Plotina es seit dem frühen Tod ihres paedagogos Basilides gar nicht mehr gewöhnt war, dass sich irgend jemand um sie sorgte. An ihren Vater hatte sie so gut wie keine Erinnerung mehr, so selten hatte sie ihn gesehen; ihre Mutter kannte sie nicht und von Geschwistern war ihr nichts bekannt. Ganz sicher war sie ihren beiden römischen Verwandten Curio und Lupus nicht egal, aber diese waren eben auch nicht immer erreichbar.


    "Dass sich jemand um mich sorgt, habe ich wirklich lange nicht mehr gehört, Stella. Ich danke dir sehr! Und umgekehrt möchte ich natürlich auch, dass es dir gut geht, und deine Freundin sein; ich hoffe, du weißt das! - Dass dein Bruder nach Hispania gegangen ist, war mir übrigens tatsächlich neu. Darf ich fragen, warum er dorthin gegangen ist?"


    Plotina hatte mit dieser Frage gezögert, wollte sie doch, ganz ihrer Gewohnheit entsprechend, nicht indiskret sein. Schließlich aber war doch der Wunsch größer, am Leben ihrer neuen Freundin teilzuhaben. Dies bedeutete allerdings nicht, dass die taktvolle Sergierin nun auch noch danach gefragt hätte, wie Stella denn nun im Einzelnen ihre "Freiheit genieße"; immerhin berührte das möglicherweise Themen, über die echte Kavaliere sich in Schweigen hüllten. :D Und vielleicht würde sich ja bald auch noch eine Gelegenheit zu weiteren Fragen bieten; gerne griff Plotina jetzt nämlich Stellas Anregung mit den Thermen auf:


    "In den Thermen war ich, ehrlich gesagt, noch nie. Mich hat einfach immer der Gedanke gegraust, dort dann ganz alleine herum zu sitzen. Mit dir würde ich aber natürlich sehr gerne einmal gehen!"

  • Plotinas Gemütsbewegungen machten Stella wirklich Sorgen: Eben lachte sie und nun funkelten Tränen in ihren Augen,
    so bemühte sie sich Plotina ein wenig zu beruhigen und sprach zu ihr mit einer weichen Stimme:


    "Aber nicht doch, weine nicht, das Lachen steht Dir viel besser... und Du brauchst Dich nicht bei mir zu bedanken, ich schätze
    auch Deine Freundschaft ..., und natürlich Deine Käsebrote ... "
    :]


    Stella lächelte Plotina an und trank noch einen Schluck Zitronenwasser :


    "Ach, mir geht es gut, kann mich nicht beschweren ..., und Du fragtest nach meinem Bruder? Nun, er hat eine gute
    Stellung in Tarraco bekommen ... ich freue mich sehr für ihn"


    Stella merkte, dass Plotina sehr neugierig auf ihr privates Leben war, sie lächelte verschmitzt und meinte:


    "Wenn ich einen freien Tag habe, gehen wir baden, nicht wahr? Und können uns dann gut unterhalten!"


    Sie freute sich schon darüber und trank ihren Becher aus.

  • Seit ihrer frühen Jugend war Plotina stets in der sorgenden Obhut ihres paedagogus gewesen, der seinen weiblichen Schützling immer äußerst effizient und diskret vor allen Annäherungen des anderen Geschlechts abgeschirmt hatte. Erst nachdem Basilides so früh verstorben war und Plotina allein das Schiff bestiegen hatte, das sie dann schließlich nach Ostia brachte, war sie in den "Genuss" solcher Bemerkungen gekommen wie: "Hey Kleines, aaach, lach mich doch mal an, du siehst viel hübscher aus, wenn du lachst!" - Bemerkungen, die die gewissenhafte Sergierin stets mit einer deutlichen Abwendung ihres Blickes und ihres Körpers von dem Übeltäter quittiert hatte. Außerdem hatte man ihr in ihrer Jugend doch dringend geraten, eben möglichst nicht zu lachen, weil dabei ihre ohnehin schon breite Nase noch unvorteilhafter aussehe ... :(


    Als Plotina nun im Officium des Curator Libris in der Schola Atheniensis eine solche Bemerkung über ihr hübscheres Gesicht beim Lachen von der weichen Stimme einer Frau hörte anstatt aus der rauen Kehle eines Matrosen, konnte sie ihrer Gesprächspartnerin gleich den Gefallen tun und lachte nach einem kurzen Moment der Überraschung breit. :D Dieses Lachen vertiefte sich in Dankbarkeit, als Stella nun noch die Käsebrote erwähnte, die ihr seinerzeit beim Besuch in der Casa Sergia serviert worden waren.


    "Du erinnerst dich tatsächlich noch an die Käsebrote?! Das ist ja ganz unglaublich! Aber ich kann mich ja auch noch so gut an deinen Besuch erinnern und hoffe sehr, dass es nicht dein letzter war. Und an den langen Abenden lese ich oft in der Schriftrolle, die du mir geschenkt hast."


    Auf die Frage nach ihrem Bruder schien Stella nicht recht eingehen zu wollen, so kam es jedenfalls Plotina vor. Vielleicht war es aber auch so, dass Stella jetzt schon endlich weiterarbeiten musste; darauf deutete auch die Tatsache hin, dass sie nun ihren Becher leer trank. Plotina, die nichts weniger als stören wollte, tat es ihr so geschwind gleich, dass sie sich beinahe dabei verschluckte.


    "Ach, Stella, du musst jetzt sicher noch ein Weilchen arbeiten. Ich hoffe aber, dass du dir bald auch mal wieder einen freien Tag gönnen kannst und dann Lust hast, mit mir in die Therme zu gehen; ich würde mich sehr freuen! Melde dich doch dann einfach bei mir! Nur ... vielleicht besser nicht nächste Woche."


    Plotina sah ihr Gegenüber an und fragte sich, ob Stella wohl verstehe, was sie mit der letzten Bemerkung gemeint hatte. Aber eigentlich musste sie das wohl, sie war immerhin auch eine Frau. :]

  • Als Stella Plotinas Lachen vernahm, wurde ihr leicht ums Herz:


    "So ist es besser, Amica" - sagte sie vergnügt und lachte natürlich mit :]


    Und tatsächlich, schien sie ihren Kummer vergessen zu haben und wirkte entspannt und fröhlich.


    "Möchtest Du noch etwas Zitronenwasser? ... Nun ja, ich habe noch eine Menge Arbeit zu bewältigen, aber wenn Du
    meinst, dass es Dir besser geht, dann kannst Du vielleicht unsere Bibliotheca besuchen und Dich dort beim Lesen
    entspannen ..., ansonsten bleib hier, Du störst mich nicht ..."


    schlug Stella vor und dachte dann kurz nach -


    "Ach ja, die Thermen ... , nun ich werde meinen freien Tag erst in zwei Wochen wieder haben, dann werde ich Dir
    eine Nachricht zukommen lassen und nur hoffen, dass Du gerade an diesem Tag zu Hause sein wirst und zu diesem
    Zeitpunkt auch schon bereit bist, die Thermen zu besuchen ..."


    dabei sah Stella ihre Freundin verständnisvoll an ...

  • Ein bisschen verwundert war Plotina schon, dass ihr angeblich doch so unvorteilhaftes Lachen bei ihrer Freundin Stella einen ähnlichen Effekt auslöste wie möglicherweise bei manchem Matrosen, hätte die Sergierin sich nur dazu herabgelassen, seinem Wunsch zu willfahren. Allerdings zeichnete sich die Reaktion Furia Stellas selbstverständlich durch Diskretion und eine natürliche Anmut aus. Erfreut sagte Plotina zu ihrer Gesprächspartnerin:


    "Ach Stella, ich danke dir sehr, ich fühle mich nämlich schon viel besser! Du hast wirklich eine so erfrischende Art an dir, die bestimmt selbst vom Wasser der Thermen nicht mehr übertroffen wird. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir in zwei Wochen dort mal für Trubel sorgen; dazu bin ich dann auch ganz bestimmt wieder in der Lage!" :D


    Die Bemerkung Stellas, dass sie ohnehin erst wieder in zwei Wochen einen freien Tag habe, hatte Plotina aber auch nachdenklich gemacht:


    "Sag' mal, musst du hier immer soviel arbeiten? Für mich hört sich das nämlich viel an, wenn du erst in zwei Wochen wieder einen freien Tag hast. Ich hätte auch gedacht, dass du vielleicht einen Teil deiner Arbeit mit nach Hause nehmen kannst. So mache ich das nämlich; ich schreibe meine Artikel für die Acta Diurna immer zu Hause."

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