ZitatAlles anzeigenOriginal von Manius Flavius Gracchus
"Tatsächlich, eine Magistratur? Eine ausgezeichnete Entscheidung."
"Wirst du ein Vigintivirat anstreben oder eine Quaestur? (...)."
Für den nächsten Satz senkte er ein wenig die Stimme, auf dass nicht jedermann am Tisch ihn hörte.
"Verstorbene ohne zurückbleibende Familie kann ich mittlerweile nicht mehr bedauern, da ihnen die traditionellen Riten nur unzulänglich zukommen, ich begrüße jeden dieser Fälle, da sie nicht erst eine eingehende Prüfung der Erbberechtigungen erfordern. "
(...)
"Bei den diesmonatigen Res Divinae wirst du somit teilnehmen können? Ich hatte bereits Sorge, dass wir mit zehn Sodales auskommen müssen, da die Legion bereits ausgerückt sein könnte. Doch somit würde nur noch mein Vetter Aristides fehlen. Bei den Collini scheidet ebenfalls ein Soldat der Legio Eins aus, zudem weiß ich nicht, ob Aurelius Corvinus, der letztige Magister zu dieser Zeit in Rom weilen wird, noch, ob die Salii Collini mittlerweile einen neuen Magister gewählt haben."
Obgleich Gracchus sicherlich noch einige weitere Worte gefunden hätte, stoppte er seine Rede, um sich vorerst dem Thunfisch zu widmen und Claudius Gelegenheit zu einer Antwort zu bieten.
Für Vesuvianus, der mit Leib und Seele Soldat war, hatte die angestrebte Magistratur eher einen zweckmäßigen als selbstverwirklichenden Charakter. Er war mit diesem Schritt jemandem aus dem Weg gegangen, dessen unqualifizierte Großmäuligkeit er nicht gewillt war zu ertragen. Mit der Schaffung sämtlicher Voraussetzungen, die ihn auf oberste Posten des Militärs bringen konnten, sofern ihm Fortuna hold war, vermied er zumindest, demjenigen untergeordnet zu sein und absurde Befehle entgegennehmen zu müssen. Die angestrebte Magistratur war ein Schachzug gewesen, in den er nicht einmal seine engsten Freunde eingeweiht hatte. Dafür war der Claudier zu verschlossen.
"Für mich kommt nur eine weitere Quaestur infrage", antwortete er wahrheitsgetreu. "Ich gehe prinzipiell nie Schritte zurück und ein Vigintivirat wäre ein Rückschritt, nachdem ich bereits vor Jahren eine Quaestur abgeleistet habe. Davon abgesehen plane ich, einen konkreten Wunsch bei der Kandidatur vorzubringen, um nicht wieder vollkommen nutzlos die Amtszeit herumbringen zu müssen. Als Quaestor Provincialis habe ich mich die längste Zeit meines Einsatzes in Thermen aufgehalten oder mit Landschaftsbesichtigungen befasst. Aufgaben hatte man für mich keine, dafür riet man mir, den Aufenthalt zu genießen und für die Erholung zu nutzen. Ein Witz, wenn es nicht so traurig wäre."
Claudius schüttelte den Kopf. Seine Arbeitsmoral hatte nach dieser Amtszeit am Boden gelegen.
"Diffizil?", fragte er, als die Rede auf das Erbrecht kam. Er hatte bereits eine Erbschaft antreten müssen - eher unfreiwillig als gewollt. "Wenn du zu der Auffassung gelangt bist, der Cursus Iuris wäre hilfreich oder gar notwendig für das Amt, dann erwähne dies doch in deiner Res Gestraes. Allerdings glaube ich nicht, dass jeder Lucius und Quintus einen solchen Kurs bestehen würde: Geld ist vererbbar, Intelligenz kann aber nicht erkauft werden.
Wohl aber dem, der Nachkommen hat, nicht wegen der Sorge für die glückliche Überfahrt, sondern wegen dem Fortbestand der Blutlinie."
In diesem Moment kam der Wein. Claudius nahm einen Becher entgegen und schüttete einen Teil auf den Boden, bevor er den Flavier wieder anblickte.
"Meine Teilnahme an den Res Divinae ist davon abhängig, ob meine Kandidatur erfolgreich verlaufen wird, in welches Amt ich berufen werde und wann die erforderliche Abreise stattfinden wird. Ich strebe den Quaestor pro Praetore in Germania an. Und was Aurelius Corvinus betrifft, rechne ich nicht mit seiner Teilnahme, denn er absolviert derzeit ein Tribunat bei der Secunda, ebenfalls in Germanien."
Claudius hob den Becher, nachdem er geendet hatte.
"Auf den Gastgeber, auf Rom und auf eine beiderseitige erfolgreiche Zukunft."