Triclinium maior | Feier der Berufung des MTD in den Senat

  • "Ja, sehr gern.""Das mit meinem Namen ist eine lange Geschichte, mit der ich auch nicht so ganz glücklich bin. Aber großgeworden bin ich im Hause der gens Tiberia. Im Haus meines Vaters, nach seinem Tod bei Tante Claudia."



    "Nun ich hole uns jedem einen Becher frischen Wein. Ein Freund der Fischmahlzeit bin ich nun leider auch nicht, in Korsika haben wir den Fisch etwas anders zubereitet !"
    "Da ich viel verreise bringe ich auch immer wieder verfeinerte Rezepte mit, in Feinschmeckerkreisen habe ich sehr viele Freunde zum diskutieren über die neuesten Rezepte der Speisen überhaupt !"


    Mit zwei Becher Wein bin ich zurück gelaufen, fast hätte ich vor Aufregung einen Becher verschüttet.
    Jetzt kam mir der sonderbare Gedanke dass ich ja jedes Familienmitglied an ein Testament erinneren sollte.
    Aber hier auf der Feier war das wohl nicht angebracht, ebenso hätte dieser Gedanke wahrscheinlich Minervinas Trauer verstärkt.

  • Sie musste innerlich etwas schmunzeln, als er unter einem kleinen Wortschwall aufstand, um ihnen beiden Wein zu besorgen. "Danke." erklärte sie nur ruhug und blickte ihm nach. Als er wiederkam, betrachtete sie den einen Becher, der mehr oder weniger ausgewogen balanciert wurde sorgenvoll. Aber er schaffte es bis zu ihr und sie sah ihn, dankbar für den Becher, freundlich an. "Du erzähltest eben, du kennst dich mit Rezepten aus? Wie kommt das? Ich meine, so als Patrizier ist es doch recht selten, dass man sich mit der Essensbereitung abgibt. Ich selber kann auch gerade Mal den Wein korrekt verdünnen und einschenken, denn mehr musste ich nie tun." Sie sah ihn fragend an, während sie den Becher in ihrer Hand ein wenig kreisen ließ.

  • Zitat

    Original von Marcus Tiberius Antoninus
    Langsam näherte ich mich dem älteren Senator mit dem gutmütigen Gesichtsausdruck, welcher mich im weitesten Sinne an meinen Vater erinnerte!
    Güte, Freundlichkeit,Klugheit und Weisheit konnte ich in seinem Gesicht erkennen !
    Aber auch eine Spur von Heiterkeit und Witz, durchaus eine fast vollkommene positive Ausstrahlung mit spürbarer Anziehungskraft !


    "Salve Commodus, ich wünsche Euch viel Glück bei der Wahl zum Consul, Ihr gestattet doch hoffentlich, auch wenn ich hier noch sehr neu bin !


    Commodus bedankte sich für die Wünsche.




    Später, nachdem die Gespräche auch langsam ihren Reiz verloren, verabschiedete der alte Senator sich und verliess die erheiternde Runde um nach Hause zurückzukehren.

  • "Du erzähltest eben, du kennst dich mit Rezepten aus? Wie kommt das? Ich meine, so als Patrizier ist es doch recht selten, dass man sich mit der Essensbereitung abgibt. Ich selber kann auch gerade Mal den Wein korrekt verdünnen und einschenken, denn mehr musste ich nie tun."


    "Die Erklärung ist relativ einfach neben meinem Kampfsport ist gute und reichliche Ernährung mein Interesse, sowie umgekehrt neben dem guten Essen liebe ich meinen erlernten Kampfsport !
    "Bedingt durch die zeitweise auftretende Langeweile in Korsika, reise ich viel und bringe neue Rezepte mit. Meine Freunde ebenso, das Interesse am Essen wenn etwas nicht schmeckt zu verfeinern und zu verbessern !"


    "Oh glaube mir, es gibt die herrlichsten Rezepte , schmackhaft, würzig oder fruchtig zu verfeinern!"


    Tatsächlich bekam ich etwas Hunger und wollte mir ein Brot und ein Ei besorgen.
    "Aber natürlich lasse ich mir auch meine Mahlzeiten zubereiten, allerdings mit meinen Verbesserungen !"


    Sim-Off:

    Ist das nicht herrlich.......?

    :D

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Vesuvianus


    All jenen Dingen, welche die Fischer aus dem Meer zogen, hatte sich Gracchus schon immer mit besonderer Hingabe widmen können, vor allem mit den verschiedensten Tunken - je schärfer, desto besser - garniert, so ließ er sich beim nächsten Gang reichlich Muscheln, Fisch und geschnittene Octopustentakeln auf seinen Teller häufen, verschmähte dagegen völlig das Brot, welches ohnehin nur dazu beitrug, den Magen zu stopfen.
    "Es zieht dich tatsächlich nach Germania? Warst du bereits einmal dort?"
    Kaum ein Land konnte sich Gracchus vorstellen, welches ihn weniger reizte als das ferne Germanien, obgleich ihn ohnehin kaum ein Land reizte, zu dessen Erreichen er eine Reise länger als einen halben Tag würde zurücklegen müssen, was deplorablerweise auf alle Länder der Welt im Allgemeinen und des Imperium Romanum im Besonderen zutraf, und ihn so selbst von der Reise in jene Länder abhielt, welche ihn zu reizen vermochten - Achaia, ferne Remineszenz an Kinder- und Jugendtage, oder vielleicht auch Aegyptus mit seinem berühmten Hort des Wissens. Mit einer hinfort wischenden Geste schob Gracchus das weitere Thema Cursus Honorum bei Seite, denn eine Erfahrung konnte man keinem Mann nehmen, weder Vesuvianus die seinige, noch Gracchus die seine, und da beide augenscheinlich kaum miteinander vergleichbar waren, so würden sie kaum einen gemeinsamen Nenner für ein weiteres diesbezügliches Gespräch finden. Doch auch das nächste Thema gereichte Gracchus zur Verwirrung, weshalb er in marginaler Weise eine Augenbraue hob.
    "Einen Aurelius würdest du in deiner Familie dulden, einen Tiberius jedoch nicht? Nun, ich sehe mehr Vorteile in einer Verbindung zur Tiberia, denn zur Aurelia, obgleich natürlich nichts über eine Verbindung zur Claudia hinausgeht."
    Ein feines, humorvolles Lächeln kräuselte Gracchus' Lippen, bevor er mit einer bereits geleerten Muschelschale den Inhalt aus einer weiteren Muschelschale herausnahm und in seinem Mund verschwinden ließ. Würden sich aus einer generellen Verbindung zur Claudia keine Vorteile ziehen lassen, so hätte er die Ehe mit Antonia vermutlich längst gelöst, erst recht, nachdem ihre unmittelbare Familie augenscheinlich kaum jedweden Einfluss, geschweige denn Vermögen besessen hatte und der ersehnte Erbe noch immer ausstand, was natürlich nicht unbedingt Antonias alleinige Schuld, dies jedoch eine Tatsache war, welche Gracchus gerne in die hintersten Winkel seines Selbst verdrängte, war der darauf folgende Gedankenschluss doch zu erschreckend, als dass er ihn auch nur anzudenken vermochte. Als das glitschige Muschelgetier seine Speiseröhre hinabgerutscht war, blinzelte Gracchus ein wenig derangiert, als er sich nun erst gänzlich des Inhaltes Claudius' letzten Satzes bewusst wurde. Claudius Vesuvianus hatte zu jener Feier auf seinem Landgut unverheiratete Patrizier geladen, um Verbindungen für seine Töchter zu arrangieren - und dabei hatte er Gracchus' Vetter, Marcus Flavius Aristides, zu seinem Schwiegersohn auserkoren. Augenscheinlich war es doch mehr wert mit Felix verwandt zu sein, als Gracchus bisherig hatte angenommen, denn so sehr er seinen Vetter mochte und schätzte, es fiel ihm nicht viel mehr ein, was ihn sonstig als favorable Verbindung charakterisierte, konnte Vesuvianus doch kaum von irgendwelchen fernen Ideen ahnen, welche Aristides eines Tages möglicherweise einmal in den Cursus Honorum würden ziehen, und sein Vetter ob dessen doch eher nach Außen hin den Anschein eines ewig deplatzierten Soldaten gab.
    "Mein Vetter muss einen guten Eindruck hinterlassen haben, wenn du ihn einem Senator vorziehst, denn obgleich Tiberius zu dieser Zeit noch nicht ein solcher war, so war dies doch immerhin seit Beendigung seiner letzten Amtszeit schon abzusehen. Verstehe mich bitte nicht falsch, ich begrüße diese erneute Festigung der Beziehung zwischen unseren Gentes sehr, doch ein wenig neugierig bin ich doch allemal wie dies zustande kam, war mir doch bis vor kurzem nicht einmal bekannt, dass Aristides nach einer erneuten Verbindung ausschau hielt."
    Womöglich trafen auch auf die Familie des Vesuvianus die Gerüchte der Verarmung der Claudia zu - immerhin, Aristides würde keinerlei Schwierigkeiten haben, eine größere Summe an den Vater seiner zukünftigen Braut für deren Hand zu entrichten, obgleich Gracchus nicht einleuchten wollte, was dies Aristides für Vorteile bringen mochte.

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  • Da Durus bereits am Lauschen war, versteinerte sich seine Miene, als er die Worte des Claudiers hörte. Also das war doch...der Gipfel der Arroganz! Offensichtlich kam hier der claudische Größenwahn, wie ihn schon ein nicht unbekannter Kaiser, der der Damnatio Memoriae verfallen war, zum Vorschein.
    Die Tiberia zu liberal? Durus blieb ein Stück fisch im Halse stecken, sodass er einen heftigen Hustenanfall bekam. Während ein Sklave herbeieilte und seinem Herren hektisch auf den Rücken klopfte, war es dem Hausherrn nicht möglich, die weiteren Erklärungen des Claudiers zu hören - was ohnehin egal war, da eine Beleidigung der Familie auch stets eine Beleidigung des Familienangehörigen gleich kam. Als er sich wieder beruhigt hatte und einen Schluck getrunken hatte, konnte er gerade die Erwiderung von Gracchus vernehmen.


    Dies machte ihm den Flavier noch sympathischer, als er es ohnehin war. Noch immer zog er es vor, nichts zu sagen - sonst wäre das ganze noch zu einem Streit ausgeartet und das hätte zu viel Aufsehen erregt. Wer Durus jedoch beobachtete, konnte durchaus sehen, dass er zuhörte, obwohl er es durch sein Weiteressen zu tarnen versuchte.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus


    Sim-Off:

    :D In aller Regel zahlt der Brautvater, nicht der Bräutigam. ;)



    Während sich Claudius ein paar der neu aufgetragenen Speisen reichen ließ, sann er den Worten seines Gesprächspartners nach. Bevor er jedoch auf seine Bemerkung wegen der Gentes einging, äußerte er sich zur Provinz Germania.


    "Für mich wäre es die erste Begegnung mit nordischen Gefilden und ich kann auch nicht behaupten, dass er der Landstrich ist, der mich fasziniert. Einzig der Grund, dass die Amtszeit einen Hauch von Militär hätte, weil der Legatus ja gleichzeitig Kommandeur der Secunda ist, besitzt für mich ausreichend Anreiz, ausgerechnet diesen Quaestorposten anzuvisieren. Zuletzt in Hipania war ich einem nichtmilitärischen Senator unterstellt gewesen, der meine Hilfe in der Verwaltung in keiner Weise benötigt hatte. Wenn ich nicht zusätzlich die Aufgaben eines Quaestor Urbanus hätte miterfüllen können, wäre mir der Sinn und Zweck dieser Quaestur vollkommen unerklärlich geblieben."


    Nach dem Verzehr einer Muschel und einem großen Schluck Wein widmete sich der Claudier erneut der Konversation. Er nickte nochmals, als ihm die - wie ihm schien - verwunderte Nachfrage des Flaviers durch den Kopf ging, ob er tatsächlich einem Aurelier den Vorzug geben würde. Bei seiner Erwiderung blickte er sein Gegenüber offen an.


    "Auf jeden Fall wäre ein Aurelier in der Familienpolitik ein gern gesehener Verbündeter. Bei dieser Gens kann man sicher sein, dass die traditionellen Rollen und Überlieferungen unserer Ahnen noch geachtet werden. Für mich zählt das mehr als der momentane Einfluss, Vermögen oder sonstige materiellen Vorzüge. Ich verfüge über ausreichend Geld und Länderein, hab also keinen Mangel zu beklagen - mehr noch: Eigenes Vermögen nützt nichts, denn Einstellungen und Lebenswandel, Gracchus, kannst du mit keinem Geld der Welt erkaufen. Ich möchte nicht mit einer Gens in Verbindung gebracht werden, in der Frauen den Cursus Honorum beschritten haben, sich Senator nennen dürfen und sich männliche Vertreter auf die Rostra stellen und diese Vorgänge auch noch gut heißen. Kennst du Vitamalacus?"


    Der Blick des Claudiers streife forschend über das Gesicht des Flaviers. Was Vesuvianus alles Negative mit diesem Mann verband, ließ er unerwähnt. Die Liste wäre zu lang gewesen, der Inhalt sehr betrüblich.


    "Zudem halte ich nichts davon, wenn Ehen unter dem Stand geschlossen werden, auch da kann man bei der Aurelia, im Gegensatz zur Tiberia, sicher sein. Ich habe es schon oft gesagt - wer mich kennt, der weiß es - und ich scheue mich nicht, es wieder zu sagen: Meine Wertschätzung gilt Durus, aber in gleicher Weise meine Geringschätzung so ziemlich allen anderen Gensmitgliedern gegenüber. Es ist mir ein Rätsel, wie sich Durus derart vorbildlich entwickeln konnte."


    Vesuvianus musste davon ausgehen, dass ihr Gespräch Mithörer hatte. Es entsprach jedoch seinem Charakter, offen seine Ansichten zu äußern. Er ging zudem davon aus, dass seine Einstellung diesbezüglich durch diverse Rostraauftritte bekannt war. Er hatte stets die Kandidaturen dieses einzelnen vorbildlichen Tiberiers unterstützt, während er seiner Missbilligung über die Lebensweise der anderen offen Ausdruck verliehen hatte. Für Claudius war es undenkbar, dass Durus von seiner Sonderstellung nichts wusste, daher senkte er nur dann die Stimme, wenn ein anderer Tiberier den Weg kreuzte, denn er wollte nicht unnötig provozieren.


    "Zu Aristides: Ich weiß ihn einzuschätzen, er hat in derselben Legion gedient. Und wie gesagt: Ich verfolge eine Familienpolitik, bei der das Vermögen der auserwählten Person die letzte Rolle spielt."


    Nach dem Genuss einiger Oliven, deren Kerne im Nirgendwo landeten, sah es Claudius als angemessen an, Interesse am Leben seines Gegenübers zu zeigen. Da die Ehe bereits vor längerem geschlossen war und Nachkommen zu den Selbstverständlichkeiten, ja Pflichten einer Ehefrau und Ehe gehörten, lag das Thema auf der Hand.


    "Meines Wissens habt ihr, du und Antonia, ja nicht in einem der verbotenen Monate geheiratet. Das ist zum Beispiel etwas, was ich mein Leben lang nicht verstehen werde: Kennt überhaupt noch jemand heutzutage die Traditionen? Und wenn ja, wer richtet sich danach? Es wird geheiratet im Monat Mai!"


    Claudius griff sich an den Kopf, bevor er ihn schüttelte.


    "Das ist einer DER Gründe, weswegen ich traditionell eingestellten Familien den Vorzug gebe. Na gut, aber ich wollte etwas anderes sagen. Eure Eheschließung stand ja unter der Beachtung von verbotenen und möglichen Trauungstagen. Waren denn inzwischen Ianus, Fuonia, Alemona und Nemorensis erfolgreich gewesen?"


    Eine zu direkte Frage hätte Claudius als taktlos empfunden.


    Nach gewisser Zeit entschloss er sich, Durus in die Gesprächsrunde einzuladen. Er winkte dem Tiberier.


    "Wenn du nichts dagegen hast, Gracchus …"

  • Da die Männer auf dem gleichen Triclinium lagen, war es zwar unvermeidlich, dass Durus der Gesprächs'runde' angehörte, dennoch meldete der Tiberier sich nun zu Wort, denn langsam war es tatsächlich beleidigend. Mit einem leicht gekränkten Unterton setzte Durus an, seine Familienehre zu verteidigen.


    "Claudius, deine Wertschätzung mir gegenüber freut mich zutiefst, doch deine Worte meiner Familie gegenüber sind nicht nur unerfreulich, sondern auch unverschämt - du bist mein Gast, aber in dem Haus, in dem sowohl meine Schwester, als auch Quintus oder Tiberia Livia gelebt haben.


    Indem du meine Gens - ja meine Familie - beleidigst, beleidigst du mich. Dies enttäuscht mich, denn bei all deiner Liebe zu den Sitten und Gebräuchen der Ahnen scheinst du deinen Anstand völlig verloren zu haben.


    Meine Schwester wurde im Gegensatz zu mir liberal erzogen, aber stets im Rahmen der alten Traditionen! Natürlich hatte sie Interesse an der Politik - die allermeisten Tiberier taten und tun dies und unser Vater achtete stets darauf, dass wir uns mit derartigen Dingen beschäftigen! Ihr Wunsch, selbst etwas zu bewirken, musste folgen, zumal noch vor wenigen Jahren die inzwischen verstorbene Flavia Nyreti - ja, eine Flavia, mit der du deine Tochter verheiratest - Procuratrix in Aegyptus war. Wirfst du das auch unserem ehrenwerten Flavius Gracchus vor?"


    Er blickte zu Gracchus, da er dessen Mutter erwähnt hatte - das musste auch ihn beleidigen.


    "Auch in deiner Gens haben nicht alle Frauen das Haus gehütet - selbst deine Tochter hat in ihren frühen Jahren eine Magistratur in Ostia bekleidet! Und du erlaubst dir nun, darüber zu richten, wer zur rechten und wer zur falschen Zeit ein derartiges politisches Interesse entwickelt?


    Du, der du - wie Quintus auch - ex caligae bis hinauf zum ritterlichen Tribun aufgestiegen bist, anstatt wie es sich für unseren Stand gehört, von einer derartig schmutzigen, körperlichen, aber vor allem absolut abhängigen Arbeit fernzuhalten und stattdessen deinen Weg über die Politik gesucht hast? Von deinem Verwandten Myrtilus ganz zu schweigen, der in der Flotte, in der sonst Freigelassene und Peregrini dienen, sein Glück versucht hat. Selbst heute noch benimmst du dich wie ein Soldat und nicht wie ein römischer Patrizier, der für die Staatslenkung geboren wurde!"


    Leicht erregt sah er zwischen den beiden Gesprächspartnern hin und her.


    "Ich achte und ehre die mores maiorum, aber eine ganze Gens wegen eines Zeitgeistes, dem einige von dieser anhingen, zu verurteilen ist nicht traditionsbewusst, sondern selbstgerecht!"


    Durus fürchtete, sich nun den Claudier zum Feind gemacht zu haben, doch irgendwann musste er einmal seine Familie verteidigen - denn die Familie war alles! Wenn jemand hinter seinem Rücken - oder davor, wie Vesuvianus es tat - über die Tiberier als traditionslos und damit schlecht deklarierte, dann wollte er doch zumindest einen guten Grund dafür wissen!

  • Furianus, der sich das ganze ebenfalls gespannt angehört hatte, schmunzelte bei den Worten seines ehemaligen Mentors. Zwar wusste er nun, warum er damals nicht eingeladen worden war, doch soweit er sich erinnern konnte war sein Vetter, der eigentlich sein Onkel war, ebenfalls vergeben, jedoch eingeladen worden. So verdrängte er den Gedanken er sei nur aufgrund seiner Verlobung nicht eingeladen worden und nahm sich vor Vesuvianus weiterhin als seinen alten Lehrer, der Furianus verachtete, zu sehen.


    Durus Worte waren nicht minder interessant, sprach er doch - einige waren der Meinung man könne mit erhitztem Gemüt leicht übermütig sprechen und sei zu keinem klaren Gedanken mehr fähig - das aus, was auch Furianus geantwortet hätte, denn das war alles nachvollziehbar und schlüssig. Zwar hätte Furianus noch Claudius Marcellus als Procurator Aquarum und deshalb einen weiteren Claudier in einem Ritteramte erwähnt, doch das war angesichts der vielen Beispiele auch nicht mehr erwähnenswert gewesen. Zuweilen fragte er sich, ob es einen Patrizier gab, der keine patrizierunwürdige Stellung inne gehabt oder ebenso untadelige Vorfahren hatte.

  • Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus


    Claudius hatte mit derartigen Einwürfen gerechnet, hatte er doch den Tiberier praktisch zum Gespräch eingeladen.


    "Durus, wäre das Thema nicht auf mögliche Verbindungen zwischen den Gentes und meine Ansichten bzw. Pläne dazu gekommen, wüssten wir doch trotzdem beide um meine Meinung, auch wenn sie dann nicht zur Sprache gekommen wäre. Möglicherweise ist Direktheit kein sonderlich anständiges Benehmen, aber es macht mich aus, ich fühle mich nur in einem solchen Rahmen wohl. Daher begrüße ich es, dass du deine Direktheit ebenfalls einbringst."


    Er nickte dem Gastgeber zu, bevor er in seinen Ausführungen fort fuhr.


    "Jeder hat seine Ansichten über das, was er Bruch der Traditionen nennt. Vor allem aber stellt jeder seine eigene Skala der tragbaren und untragbaren Brüche auf. Für mich ist und bleibt es untragbar, wenn Frauen den Cursus Honorum beschreiten, Männer diesen Weg ebnen und wenn nicht standesgemäße Verbindungen eingegangen werden. Dort, wo ich das zu Hauf vorfinde, kommt eine durch Heirat vollzogene Bindung für mich nicht in Frage. Ich möchte weder mit einem Plebejer, noch mit einem weiblichen Senator oder einer ehemaligen weiblichen Quaestorin in irgendeiner Weise verwandt sein. Darum geht es, dazu stehe ich. Wenn ich dich mit meiner Einstellung beleidige, tut mir das für dich Leid, denn du besitzt meine Wertschätzung. Mich wird nichts umstimmen, Durus. Es liegt bei dir, meine Wertschätzung anzunehmen, sie ist aufrecht. An meiner Geringschätzung gegenüber den Fehltritten anderer wird das allerdings nichts ändern."


    Claudius sann über Durus Aussage nach, die er sich mehrmals durch den Kopf gehen ließ. Schließlich schüttelte er den Kopf.


    "Eine liberale Erziehung im Rahmen der Traditionen, das ist wie die Zuwendung zum Christentum unter Beibehaltung des Glaubens an die römischen Götter. Auf diese Weise wird man keiner Seite vollends gerecht, ich lehne jedwede liberale Erziehung ab. Nunja, und zu deinem Einwand bezüglich des Aufstiegs über die Mannschaftsdienstgrade muss ich leider anmerken, dass vor Jahren für keinen Patrizier ein gehobener Quereinstieg ins Militär möglich war. Da halfen weder Stand, noch Beziehungen oder Vermögen, man war gezwungen, den - wie du sagst - dreckigen Weg zu gehen. Glücklicherweise hat sich diesbezüglich - wie in der Schließung des Cursus Honorum für Frauen - in der Politik einiges getan."


    Er hob seinen Becher, denn darauf war es wert zu trinken.

  • Obgleich das Gespräch durchaus seinen Reiz hatte und die Distanz zwischen ihnen wieder geschrumpft war aufgrund des Wissens, dass jene Einladungen auf deren Nichtexistenz ihnbezüglich hin Gracchus etwas indigniert gewesen war, mit den Gegebenheiten der Verbindungspolitik zu tun gehabt hatten, so verlor das gerade erst im Entstehen inbegriffene Vertrauensverhältnis von einem Augenblick auf den anderen jegliche Basis mit Vesuvianus' Frage nach Gracchus' Nachkommenschaft. Denn obgleich die Frage in ein Gewand aus unverfänglichen Worten gekleidet worden war, so war sie denn gestellt und blieb eine Frage, wie ein Pirat in der Toga eines Magistraten immer würde ein Pirat und ein Patrizier ohne Schuhe immer ein Patrizier würde bleiben. Gracchus' Miene erstarrte und er biss seine Kiefer aufeinander, bis wieder sein Backenzahn sich meldete, der Schmerz peinvoll in einem kleinen Knall explodierte und Gracchus ob dessen zusammenzuckte, was ihn aus seiner Starre riss. Vermutlich wäre eine humorvolle Antwort die beste alle möglichen Alternativen gewesen, doch gerade in dieser Hinsicht besaß Gracchus nicht das geringste Quäntchen Humor, war er sich dessen nur allzu bewusst, welch öffentliches Versagen auf ihm lastete, solange ein Nachkomme nicht in Aussicht stand, was in Anbetracht der Zeit, welche er bereits mit Antonia vermählt war, schon längstens hätte der Fall sein sollen. Doch wie auch seine Antwort würde lauten, solange er sich nicht in eine Lüge würde flüchten, was er schon aus Prinzip nicht tun konnte und welche ihm ohnehin spätestens in einigen Monaten würde zur Last gelegt werden, solange wäre in jedem Falle deutlich, dass er als Ehemann bisherig versagt hatte, denn obgleich dies durchaus andere Gründe hatte, so hätte er in anderem Falle, bei Unfähigkeit seiner Gattin, sich längst aus der Verbindung lösen können und müssen. Mehr als beschämt griff Gracchus nach dem Becher mit Wein und trank einen größeren Schluck als üblich, um seinem Zahn Kühlung und sich Zeit zu verschaffen. Doch Tiberius Durus bewahrte ihn vor der Notwendigkeit einer Antwort, denn auf Claudius' Wink oder auch auf dessen Worte hin, beteiligte sich dieser nun am Gespräch. Gracchus fragte sich, ob Vesuvianus sich hinsichtlich der Familie seines künftigen Schwiegersohnes kundig gemacht hatte. Augenscheinlich nicht, doch Gracchus sah es nicht als seine Aufgabe, die Familienverhältnisse auf den Tisch zu legen, denn er würde tatsächlich selbst nur marginal besser dastehen als sein Vetter, wenn auch aus anderen Gründen. Natürlich wurden Traditionen in der Flavia hoch gehoben, höher meist, als irgendwer überhaupt noch langen konnte, dennoch wollte Gracchus nicht ganz einleuchten, wie Claudius gerade mit solcherlei Ansichten auf Aristides gekommen war, der zwar durch und durch von Traditionen geprägt war, gerade von seiner Mutter, doch gleichsam so wenig Elan zeigte, sich den dadurch entstehenden Pflichten zu stellen. Sein Eintritt in die Legionen und sein Dienst als Centurio war immerhin nicht unbedingt ganz das, was einem Mann seines Standes zustand, und mochte dies auch durch mehrere Wirrungen begründet sein, so zeigte Aristides zudem auch kaum Ambitionen, dies zu ändern, sondern war rundum zufrieden mit sich und der Welt - durchaus ein Charakterzug, um den Gracchus seinen Vetter beneidete - und vor allem seine Einstellungen und sein Lebenswandel ließen hinsichtlich seines Standes des Öfteren zu wünschen übrig, was ihn jedoch ebenso wenig störte - ein Charakterzug, den Gracchus vordergründig natürlich nicht gut heißen, um den er Aristides jedoch innerlich dennoch ebenfalls ein wenig beneidete. Da gerade solcherlei Dinge nun erörtert wurden und er sich aus seiner Derangierung bezüglich seiner Nachkommenschaft bereits ein wenig erholt hatte, wozu nicht zuletzt der Wein seinen Beitrag leistete, verlagerte Gracchus sein Gewicht vom linken auf den rechten Arm, der Appetit war ihm ohnehin vorerst vergangen, und band sich wiederum in das Gespräch ein, auch um die augenscheinlich ein wenig angespannte Lage zu lösen, denn gegensätzlich zum Nichtvorhandensein seiner Nachkommen, an welchem er selbst die wohl größte Schuld trug, konnte Gracchus die Taten seiner Vorfahren durchaus mit einem gewissen Abstand betrachten, lasteten sie zwar auf seinen Schultern, waren doch gleichsam nicht zu ändern.
    "Mein lieber Tiberius, du würdest staunen, wenn ich dir erzählte, was meine Mutter noch alles in ihrem Leben war, außer Procuratrix der Provinz Aegyptus. Doch es ist beileibe nicht das Desolateste, was eine Flavia je war oder getan hat, wiewohl die Taten der weiblichen Flavia auch nicht das Blamabelste sind, was je überhaupt ein Flavia getan hat. Doch, Tiberius, müssen wir uns derer schämen, die uns aus ihren Samen entspringen ließen, können wir uns überhaupt derer schämen, die uns vorangegangen sind? Gerade Claudius, mein Vetter Furianus und ich, können sich dies kaum leisten, ohne dass wir aus Scham zergehen müssten. Denn wollen wir Anspruch auf die göttlichen Kaiser erheben, so müssen wir gleichsam die verdorbenen ebenfalls anerkennen. In der Tat ist dies ein Dilemma, welches mich selbst ob meiner Verbindung des Öfteren beschäftigt, denn es bereitet mir durchaus Sorge, dass mein Sohn aus dem Spross der Claudia jene Blätter entfalten könnte, die ihn dem Wahn anheim fallen lassen, und aus meinem eigenen Spross zudem jene Blätter, die ihn zum dominus et deus erheben. Um ehrlich zu sein, es würde mir weniger Sorge bereiten, wenn ich mir könnte sicher sein, dass er nur ein wenig zu liberal gedeihen wird. Bezüglich der Traditionen solltest du jedoch selbst nicht zu voreilig sein, Claudius, denn hast nicht auch du die Verlobung deiner Tochter im Maius zugelassen, in einer Zeit zwischen Lemuria und Carnaria? Doch gleichsam, wie könntest du dich erdreisten einen der Vesta zugedachten Tag als einen jenen zu bezeichnen, an welchen keine Verbindung geschlossen werden sollte? Es ist nicht die Tradition, welche glückverheißende Feste im Monat Maius verbietet, Claudius, es ist das Unwissen. Zu viele verbotene Tage liegen im Mai, als dass der einfache Mensch sich der Gefahr will aussetzen, einen derjenigen für den Schluss seiner Verbindung zu wählen, doch da tatsächlich sich niemand um Genauigkeit scheren will, so wird auch hier pauschalisiert und ein gesamter Monat kurzerhand als ungünstig erklärt. Zu vieles, was heute als Tradition gepriesen wird, ist längst nicht mehr verständlich, und wer kann dies als unumstößlich festsetzen, wenn er es nicht erklären, geschweige denn auch nur im Ansatz nachvollziehen kann? Gerade in Bezug auf unsere religiösen Riten halte ich es für unverzichtbar, diese zu hinterfragen, für uns neu erfassbar zu machen und sie so nicht nur zu verklärter Tradition zu erheben, sondern gleichsam zu alltäglichem Gut, welches den Göttern und dem Staat mehr zur Ehre gereicht, denn aus falschem Pflichtgefühl unter dem Siegel der Tradition stupide durchgeführte Handlung."

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  • Claudius war es keineswegs Recht, dass die Thematik "Frauen in unpassenden Ämtern" weiter ausgewalzt werden sollte. Spätestens jetzt müsste zur Sprache kommen, dass auch bereits zwei flavische Frauen Einzug in den Senat gehalten hatten, von denen eine Claudius als gebürtige Tiberierin bekannt war. Allein der Gedanke an eine weitere Stigmatisierung der Tiberia bei gleichzeitiger Kritik an der Flavia ließ ihn innerlich zurückschrecken, denn dieses Thema schien keineswegs geeignet zu sein, für einen entspannten Abend zu sorgen. Ihm reichte die Gewissheit, dass sich in claudischen Reihen keine Frau auf derartigen Abwegen befand, und das Wissen, dass es bisher auch keinen aurelischen Senator weiblichen Geschlechts gegeben hatte, reichte für ihn, dieser Gens den klaren Vorzug vor der Tiberia zu geben.
    Demzufolge richtete er seine Aufmerksamkeit auf die heutzutage übliche Missachtung unpassender Hochzeitstage.


    "Ich kenne natürlich den Grund, warum ganze Monate - der aktuelle ist ja nicht der einzige - als ungeeignet für eine Vermählung gelten. Natürlich wird der Sicherheit wegen pauschaliert. Im Übrigen, zumindest ist das meine Kenntnis, wird von Hochzeiten abgeraten, mitnichten von Heiratsversprechen, das im Falle meiner Tochter wohl zu nicht unerheblichen Anteil auch ein Fest des Abschiedes für lange Zeit darstellt. Dir wird bekannt sein, dass Aristides in Kürze mit der Prima abrücken wird.
    Aber auch bei der Trennung von Heirat und Heiratsversprechen kann man natürlich strittiger Ansicht sein. Warum das eine, das andere aber nicht? Warum überhaupt jene Einschränkung? Ich für meinen Fall finde, es nicht zu viel verlangt, einen derart wichtigen Termin, wie es eine Eheschließung darstellt, auf bislang unbedenkliche Tage zu legen. Das erwarte ich stillschweigend von meinen Kindern, dahingehend wurden sie erzogen. Mögen andere Familien andere Sitten haben, ich wertschätze doch noch die überlieferten."

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Vesuvianus


    Durus schüttelte den Kopf. Das war wirklich...deplorabel, wie Gracchus so gerne sagte. Außerdem konnte er sich nicht mehr erinnern, mit dem Claudier befreundet zu sein, was eine Nennung beim Cognomen erlaubt hätte. Der Diskussion über die Rechtfertigbarkeit von Heiraten im Mai konnte dem Tiberier im Augenblick kein Interesse abgewinnen.


    "Natürlich ist es eine persönliche Frage, was man als hinnehmbar betrachtet und was nicht. Aber ich hatte dich für einen Mann von Prinzipien gehalten, aber ob ich nun ein Magistrat in Ostia oder in Rom bin, ist im Prinzip dasselbe. Beide betreiben Politik, verwalten und treffen Entscheidungen für die Bürger. Die einen für Ostia, die anderen für Rom und damit vielleicht für das ganze Reich - dennoch tun beide das gleiche.


    Und deine Arbeit als Laufbursche für einen plebejischen Centurio oder Optio ist sicher auch nicht das, was der mos maiorum entspricht. Aber dein persönlicher Wille, dem Militär zu dienen, war stärker als dein Pflichtgefühl deinem Stand gegenüber, keine abhängige Arbeit anzunehmen. Ebenso ist es eben in der Vergangenheit bei der ein oder anderen Frau meiner oder der flavischen Familie gewesen, genau wie es in fast allen patrizischen Familien der Fall gewesen ist, dass ihre Sprösslinge in den Mannschaften des römischen Heeres gedient haben.
    Genauso habe auch ich als Scriba in Misenum gearbeitet. Andere haben es auch zur gleichen Zeit geschafft, direkt zu Magistraten gewählt zu werden und damit die abhängige Arbeit zu umgehen, der mos maiorum gerecht zu werden - Wir taten es trotzdem.
    Natürlich schätze ich es ebenfalls, wenn eine Frau sich ihrem Heim und ihrer Familie zuwendet und würde dies von meiner Frau und meinen Töchtern erwarten, aber ich sehe keine Grund, mich für meine Angehörigen zu schämen - wie es auch Flavius für sich schon sagte."


    Nichts lag Durus ferner, als sich nun für seine Familie schämen zu müssen, denn weibliches politische Engagement war besser als gar keines, fand er.

  • Die einzige Regung, die Vesuvianus äußerlich zeigte, war ein Hochziehen der linken Augenbraue. Er sah in diesem Moment ein, dass er den Tiberier weit überschätzt hatte. Blut war in dem Fall dicker als eine traditionelle Lebensweise und Überzeugung, zu der man öffentlich stand. Zudem registrierte er, dass seine - nicht einmal unbekannte - Einstellung gegenüber der Tiberia, die den Gastgeber ja ausdrücklich ausschloss, im Gegenzug zu persönlichen Angriffen geführt hatte.
    Flüchtig überlegte er, ob er seine Verwandten gleichsam verteidigt hätte, aber die Antwort stand umgehend fest: Niemals, solange sie eine verachtungswürdige Lebensweise führten. Er hatte oft genug Ausrutscher angeprangert, wobei diese noch nicht einmal annähernd gravierend wie die mancher Tiberier waren. Nein, Vesuvianus stand zu seiner Meinung, ob öffentlich oder privat, ob gegen Verfehlungen fremder oder genseigener Römer.


    "Ich halte mich für sehr prinzipientreu, und dort, wo ich was zu sagen habe, wird keine Frau eine öffentliche verwaltende Tätigkeit ausüben", erwiderte er in einem Tonfall ohne jede Emotion. Sein Blick war vom Tiberier abgewandt, er drückte damit seine inzwischen eingenommene innere Distanz aus. Am liebsten hätte er nichts auf die gesamte Argumentationskette erwidert, denn er sah es nicht für nötig an, sich in irgendeiner Form zu verteidigen. Ein Schweigen hätte aber als Schwäche ausgelegt werden können, daher entschloss er sich, knappe Antworten zu geben.


    Sein Ärger beruhte auf vielerlei: Er hatte keinen Einfluss auf die Tätigkeit seiner Adoptivtochter vor Jahren gehabt, und weil er wusste, dass Durus das ebenfalls wissen musste, fand er dessen Argumentation arm.
    Mehr noch: Die Gleichsetzung einer Tätigkeit für den Senat mit einer x-beliebigen Stadtverwaltung fand er geradezu grotesk. Wie hatte sich Tiberius noch ausgedrückt? Beide betreiben Politik, verwalten und treffen Entscheidungen für die Bürger. Eine Quaestur war aber schon immer die unterste Stufe des Senats gewesen - das wusste jeder, der sich mit Roms Vergangenheit befasst hatte. Und dann eine solche Gleichsetzung aus dem Mund eines Senators! Das Unverständnis für diese Haltung war bei Vesuvianus derart groß, sodass er sich eine Erwiderung diesbezüglich sparte.


    Und auch der Punkt zur Militärlaufbahn war mit unqualifizierten Argumenten bestückt gewesen.


    "Ich hoffe, du merkst es selbst, dass es einen bedeutsamen Unterschied macht, ob man als Sciba in einer Verwaltung anfängt, während andere SOGLEICH zu Magistraten ernannt werden KÖNNEN oder ob es über Zeitalter ÜBERHAUPT KEINE Möglichkeit gab, als Patrizier in obere militärische Ränge einzusteigen. Du schlägst demnach vor, das gesamte Militär unter diesen Bedingungen ausschließlich dem Plebs zu überlassen. Weit blickend …", schlussfolgerte Vesuvianus zynisch. Er hatte nichts gegen eine kontroverse Diskussion, aber IHM Prinzipienlosigkeit vorzuhalten, obwohl er weder auf das Vorleben seiner Adoptivtochter noch auf staatliche Regelungen der Vergangenheit Einfluss gehabt hatte, fand er nicht nur abstrus, sondern sogar unverschämt.


    Claudius beschloss, den Abend zeitiger als zunächst vorgehabt zu beenden. Er winkte einem Sklaven und verlangte nach einer Wasserschüssel.

  • "Ich habe nicht gesagt, dass dein Verhalten schändlich oder schändlicher als das meine gewesen wäre und ich mache es dir nicht zum Vorwurf, denn es war damals üblich.


    Und man könnte ebenso argumentieren, dass man zuerst versucht, in den Senat zu gelangen und anschließend zum senatorischen Tribun würde. Soweit ich weiß, hat dies niemand versucht - aber es wurde auch niemand abgelehnt."


    Durus war weiterhin beleidigt und freute sich beinahe, dass der Claudier sich zum Gehen wandte. Andererseits bedauerte er dies aber auch - hatte er sich zum ersten Mal einen Patrizier zum Feind gemacht - so konnte die große Wiederkehr der mos maiorum empfindlich gestört werden. Einigkeit war ein hohes Gut.


    Während der Sklave Vesuvianus mit einer Wasserschüssel bediente, nahm sich Durus ein weiteres Stück Fisch und überlegte, ob er den Claudier zurückhalten sollte...nein, das ließ sein Stolz nicht zu.

  • "Siehst du, genau das ist der Punkt: Es ging in dieser Diskussion weder um dich noch um mich, weil ICH zumindest geglaubt habe, dass WIR das unter den gegebenen Bedingungen Bestmögliche getan haben, um den Verfall der Traditionen aufzuhalten", erwiderte Vesuvianus, während er die Hände in das Wasser tauchte. "Es ging heute einzig um das von mir vorgenommene Abwägen bei einer bewusst verfolgten Familienpolitik zwischen den Gentes Tiberia und Aurelia. MIR ist kaum ein Fehltritt, eine verachtenswürdige Handlungsweise oder ein Bruch der Traditionen bei der Aurelia bekannt - kaum, ich sage nicht gar keiner. Sehr wohl gibt es aber einige Traditionsbrüche aus deiner Familie aufzuzählen, für die ich DICH in keiner Weise verantwortlich gemacht habe. Sie haben meinen Respekt dir gegenüber nicht gemindert.
    Schaden nimmt mein Respekt jetzt allerdings, weil ich die Prinzipientreue bei dir vermisse, die du zunächst bei mir bemängelt hast. Dabei habe ICH stets den Stab über jedem, gleichgültig ob Mann oder Frau, Verwandter oder Fremder, gebrochen, wenn derjenige fehlgeleitet gehandelt hat und WENN, ja wenn dieser auch noch zu seinem unüberlegten Handeln steht bzw. gestanden hat. Es ist etwas ganz anderes, wenn jemand im Nachhinein eingesehen hat, dass seine Betätigung an unpassender Stelle ein Fehler war."


    Claudius nahm das dargereichte Tuch, wischte sich zunächst den Mund und anschließend die Hände ab, bevor er erstmalig den Gastgeber wieder anblickte.


    "Es ist wohl der Lauf der Dinge, dass sich feste Überzeugungen und Beurteilungen, die scheinbar auf umfänglicher Kenntnis beruhen, mitunter doch als Fehleinschätzungen erweisen."


    Vesuvianus hätte genauso gut sagen können, dass er ernüchtert war, weil sich ein verlässlich geglaubter Traditionalist überraschend als Verteidiger liberaler Orientierungen innerhalb seiner Familie herausgestellt hatte. Er gestand sich ein, dass ihm diese Tatsache einige Verarbeitungsschwierigkeiten bereitete. Er blickte nicht nur ernst, sondern auch nachdenklich.

  • Während es noch um die Brüche der Traditionen ging, war es durchaus interessant, als die Herren noch anfingen über das Maß der Brüche zu reden, war es mehr als unterhaltsam. Als würde er einer höchst interessanten Aufführung beiwohnen, lehnte er sich mehr und mehr den Gesprächsteilnehmern zu und schob sich nebenbei die ein oder andere kleine Frucht in den Mund, um seinen doch ausgeprägten Hunger - er aß in letzter Zeit sowieso unregelmäßig und nicht ausreichend - zu stillen.


    Als Zuhörer hatte man den Vorteil dabei, jedoch nicht involviert zu sein und das war etwas, was Furianus doch in letzter Zeit mehr genoss, denn sich ständig einzumischen und teil zu haben. Sogleich erinnerte er sich an die Tafelszene des Stilpon und entschied, dass er nicht dumm handeln werde, doch die Gelegenheit schien unpassend zu sein. Es war eine Auseinandersetzung zwischen Durus und Vesuvianus, nicht zwischen allen. An Gracchus konnte er auch kein Wort richten, denn dieser schien wohl wie Furianus mehr Gefallen an dem schlichten Zuhören gefallen zu haben. So blieb er still und hoffte sich irgendwann zu Wort melden zu können, um dem bisher dummen Handeln ein Ende zu bereiten bevor einem zweiten die Tafelszene in den Sinn kam.

  • Die Thematik der Damen in Politik und Amt war nichts, was Gracchus disputieren konnte oder wollte, denn unweigerlich brachte dies in seinem Falle, wie bereits geschehen, die Sprache auf seine Mutter, und noch immer konnte er nicht wertfrei über sie und ihren Weg sinnieren und sich darum in neutraler Weise mit der allumfassenden Thematik der Frauenpolitik auseinander setzen. Zwar zürnte er seiner Mutter nicht mehr in jener Weise, wie er dies noch vor wenigen Jahren getan hatte, nicht ob ihrer Karriere, denn mehr ob ihrer persönlichen Familiengeschichte, doch jenes Band war viel zu emotional und viel zu fragil, als dass es bereits einer umfassenden Prüfung Stand halten könnte, ohne dabei zu riskieren, es erneut zu zerreißen, woran Gracchus derzeitig wenig gelegen war, versuchte er doch krampfhaft die familiären Fäden beieinander zu halten, was ihm gerade in letzter Zeit nicht unbedingt leicht fiel. Doch auch den weiteren Ausführungen konnte er nicht gänzlich folgen, glaubte er doch, bei all dem etwas übersehen zu haben, denn das Gesamtbild wollte nicht recht zusammen passen.
    "Gestatte mir noch eine Frage, Claudius, denn dieser eine Punkt ist mir bisweilen noch nicht gänzlich luzid. Aus welchem Grunde genau siehst du in der Verlobung deiner Tochter mit meinem Vetter im Maius keinen Bruch der strengen Tradition, während du anderen vorwirfst, in diesem Monat ihre Nuptiae zu begehen? Du kannst nicht ernsthaft einen Unterschied zwischen Sponsalia und Nuptiae ziehen, geht es doch hierbei traditionell nicht um Verbote und Gebote der Familienpolitik, sondern viel eher um die allgemeine Qualifikation der Tage. Nicht von ungefähr sind jene für die Verbindungsschließung importunen Tage solche, an welchen keine öffentlichen Verhandlungen und Abstimmungen geführt werden, ebenso wie kein Mann mit Tradition an solch einem Tag einen Vertrag abschließen würde. Ebenfalls kannst du kaum das Argument des drohenden Krieges gelten lassen. Aristides mag in den Krieg ziehen, doch ist dieser ein Vorwand, die Tradition zu ignorieren? In diesem Falle könnten wir die Tradition gänzlich abschaffen, denn seit ich nach Rom zurückgekehrt bin, könnte ich mich an keinen Tag erinnern, an welchem die Pforten des Tores des Ianus geschlossen waren und ich wollte nicht beschwören, dass sie es je zu meiner Lebzeit waren - was sub specie aeternitatis zugegebenermaßen ein sehr geringer Zeitraum sein mag, doch wie ich finde durchaus lange genug, um der Tradition darin Respekt zu zollen, andernfalls stünde ich kaum dort, wo ich stehe. Wenn diese Verbindung also streng im Sinne der alten Traditionen hätte geschlossen werden sollen, so hätte dies entweder früher getan werden müssen, oder aber man hätte warten müssen, unabhängig, ob die Zeit bis Aristides' Rückkehr womöglich in Jahren gerechnet werden muss."

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Noch einmal musste Durus etwas hinzufügen, auch wenn er langsam bemerkte, dass auch die übrigen Gäste dem Streit zugesehen und -gehört hatten und deshalb sicher entweder belustigt oder entrüstet waren - hier war tatsächlich der denkbar ungünstigste Ort, um einen solchen Streit zu führen. Dennoch war es notwendig, denn er würde Claudius deswegen sicherlich nicht einfach besuchen.
    Auch Gracchus begann ihn langsam mit seiner Diskussion über die Angemessenheit einer Heirat im Mai zu nerven. Dies war doch nur ein Randthema, da währenddessen die gesamte Gens Tiberia für unmoralisch erklärt wurde - woher sollte Durus seine Legitimation als politisch aktiver Mensch ziehen, wenn nicht aus seiner Familie und deren Geschichte? Sollte er als Patrizier agieren wie ein homo novus, der einzig durch seine Demagogie Macht erhielt? Sollte er hier auf seine verstorbene Schwester, seine Cousine und seine halbe Verwandtschaft spucken? Beinahe hätte er Claudius dies hinterhergeschrieen, aber das war wohl kaum möglich. So dauerte es einige Momente, ehe er etwas ruhigere Worte gefunden hatte.


    "Über dich selbst brichst du ihn nicht, obwohl der verstorbene Kaiser Claudius dich wohl sicher aus seiner Familie geworfen hätte, hätte er gesehen, wie du Staub schluckst. Aber so war es zu deiner Zeit üblich.


    Auch die politische Betätigung einer Frau war in jüngerer Vergangenheit durchaus üblich*, da verschiedene Kriege wohl das ein oder andere Männer-Leben gefordert haben. Dies war nicht das, was die Tradition vorsah, aber wir müssen dies akzeptieren.


    Und soll ich deswegen das Andenken meiner Eltern schmälern, indem ich ihre Tochter und meine eigene Schwester, die selbst bereits aus dem Leben geschieden ist, als schlechten Menschen darstelle, nur weil sie etwas verspätet dem Zeitgeist folgte?


    Andere Zeiten, andere Normen. Also lass diese Vergangenheit ruhen."


    Wenn dieser Claudier nur aufhören konnte, in alten Wunden zu bohren. In seinem tiefsten Inneren kämpften seit der Kandidatur Honorias seine konservative Einstellung gegen seine Familientreue, die allen Tiberiern zutiefst zueigen war, doch stets obsiegte die Familientreue. Stets hatte er sich herausgehalten aus ihrem Wahlkampf - anders als Quintus, aber der war ja auch adoptiert.
    Nunja, jetzt war es heraus, vielleicht ließ sich an diesen Worten erkennen, dass er nicht völlig von den Ansichten seiner weiblichen Gentilen überzeugt war, aber dies nicht nach außen tragen wollte, vielleicht brachte es ihm Ärger mit anderen Angehörigen seines Standes, aber gesagtes ließ sich nicht einfach zurücknehmen.


    Sim-Off:

    * PN
    /edit: sorry für alle edits ;)

  • Commodus bedankte sich für die Wünsche.




    Später, nachdem die Gespräche auch langsam ihren Reiz verloren, verabschiedete der alte Senator sich und verliess die erheiternde Runde um nach Hause zurückzukehren.[/quote]



    Nachdem sich der Senator verabschiedet hatte, trank ich meinen Wein aus, und wünschte Minervina noch alles Gute !
    Ich verabschiedete mich ebenfalls und machte mich auf den Weg zum Landgut.

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