Hortus - der Garten

  • Ja sie hätte wissen müssen, dass neben all dem Ansehen und dem Stand, der ihr zweifelsohne nach der Hochzeit mit Serapio zugekommen wäre auch noch etwas anderes auf sie warten würde. Sie hatte schon damit gerechnet, dass er lange weg sein würde. Gefährliche Zeiten hätten auf ihn gewartet und ja, sie hatte auch schon mit Angst daran gedacht, sollte er eines Tages nicht mehr nach Hause kommen. Ihr Herz wollte diese Zeit aber so gut es ging verdrängen und nur an die guten Zeiten denken. So war es nicht verwunderlich, dass Canus dieses Thema ansprach. Mit einem Klos im Hals nickte sie bedrückt. Ja so war es wohl.
    Das Thema mit der Ziege hätte sie wohl besser nicht erwähnt, denn Canus zog sie liebevoll damit auf. Sie lächelte verlegen und ihre Wangen nahmen eine rötliche Farbe an. Er kannte den Wirbelwind einfach viel zu gut. Canus´ kleine Schwester war noch nie wirklich so gewesen wie es sich für eine sittsame römische Bürgerin gehörte. "Ich musste am Abend viel Duftöl verwenden als ich mich gewaschen habe bis ich nicht mehr nach Ziege gerochen habe." Sah sie ihn verschmitzt an.
    Natürlich wollte Canus dann wissen mit was ihr zukünftiger sein Geld verdiente. Seine Gens war an sich schon ziemlich einflussreich, vor allem im Vergleich zu ihrer eigenen. Aber Casca hatte ihr schon an diesem ersten, gemeinsamen Abend versichert, dass er sich nicht auf dem Ruf seiner Familie ausruhen wollte. "Casca ist nicht beim Militär. Ich hoffe deswegen sinkt er nicht in deinem Ansehen." Sie sah ihn prüfend an. "Er ist Aedituus."


    Einen Moment schwieg sie. Sie würde, wenn die Götter dieses Mal nicht wieder etwas anderes vorhatten, die Frau eines Tempelverwalters werden. Und das obwohl sie aus einer Familie kam, die dem Militär sehr zugeneigt war. Erst als Canus erwähnte seinen Sold zu spenden nickte sie. "Es läuft momentan ganz gut. Unsere Nichten, die mich bis vor einer Weile besucht hatten sind wieder zu der Großmutter gezogen. Rom war für die Beiden doch zu groß. Sie wollen später einmal wieder kommen. So bin ich hier momentan ziemlich alleine mit unserem alten Haussklaven. Und mit dir jetzt natürlich. Wir haben nicht viele Gäste und ich weiß schon gar nicht mehr wann hier das letzte Fest war. Ein bisschen etwas von deinem Sold genügt also vollkommen. Du hast ihn verdient und das nicht einfach." Sie sah auf und Canus direkt an. Hatte sie gerade noch recht unverfänglich geklungen war jetzt doch ein klein wenig Angst in ihrem Blick. "Hast du schon viele schlimme Dinge gesehen?"

  • Ja, so kannte er seine Schwester. Einer Ziege hinterherjagen? Warum auch nicht? Er war froh, dass sie sich während all der Jahre in dieser Hinsicht nicht verändert hatte. Sicher, dies entsprach sicherlich keinem gehobenem Stand, doch diesem gehörten sie auch bei weitem nicht an. So entfuhr Canus ein leises Lachen als seine Schwester betonte, dass sie durchaus eine Menge an Duftölen benötigt hatte, um den Duft dieser Begegnung loswerden zu können. "So kenne ich dich," erwiderte er also nur zunächst, als Bestätigung, dass ihn dies tatsächlich nicht in irgendeiner Art und Weise störte.
    Die Betonung, dass ihr Verlobter nicht beim Militär diente, ließ ihn dabei zunächst relativ kalt. Vermutlich war es auch besser so. Ein leises Lachen entfuhr ihm und er schüttelte den Kopf. "Nein, mach dir darum bloß keine Sorgen. Die Hauptsache ist es, dass er dich glücklich zu machen und für dich zu sorgen weiß und sicher - diesbezüglich möchte ich auf Nummer sicher gehen. Doch welche Karriere er tatsächlich verfolgt, das ist nur reine Neugier," gab der ältere Bruder zu. Solange es sich um nichts kriminelles handelte, was sie vermutlich niemals zugegeben und Canus seiner Schwester wiederum auch nicht zugetraut hätte, war es ihm tatsächlich relativ egal.


    Die Tatsache, dass die Nichten der beiden wieder aus Rom weggezogen waren, quittierte Canus mit einem Nicken. Schade, waren junge Frauen doch immer eine gewisse Aufmunterung, aber so hatten sie eben entschieden. Bezüglich des Soldes winkte er dann ab. "Mach dir darum keine Sorgen, ich komme mit wenig aus - wie schon immer. Solange ich genügend Essen, ein Dach über dem Kopf und ein paar Sesterzen für Wein übrig habe, solange geht es mir auch gut," scherzte er, wobei seine Gedanken kurz abschweiften. Aber eben nur für einen kleinen Moment. Er atmete durch, versuchte diese Gedanken an das andere Geschlecht zu unterdrücken, als er seine Schwester wieder anblickte und auf ihre Frage hin den Kopf schüttelte. "Nein, der Dienst bei den städtischen Kohorten ist bisher recht ruhig. Gleichermaßen abwechslungsreich wie ereignislos, ständig andere Menschen bei den gleichen Tätigkeiten, keinerlei schlechte Dinge," versicherte er und ging dabei bewusst nicht auf die Zeit seiner Abwesenheit ein.

  • Es war eine Wohltat wieder mit ihrem Bruder zusammen zu sitzen und zu reden. Sie sprachen einfach miteinander ohne Ärger, ohne Sorgen und obwohl Canus alles über den Mann wissen wollte, der immer mehr in Valentinas Leben einzutreten vorhatte, so war es nicht unangenehm. Sie erzählte von Casca und hatte nichts zu verbergen. Er hatte es geschafft wieder eine Kerze in ihrem düsteren Dasein anzuzünden und so wie sie ihren Bruder nun erlebte, wusste er zu schätzen was dieser Mann für sie tat.
    "Es hat mir nie an irgend etwas gefehlt." Versicherte sie ihrem Bruder schnell als sie auf das Geld zu sprechen kamen. Selbst als ihre Nichten bei ihr wohnten hatte Valentina sehr wohl gewusst wie sie mit den wenigen Sesterzen die sie zur Verfügung hatte das Beste zu machen. Sicherlich hatten die Nichten nicht alles das haben können was sich Mädchen in deren Alter vorstellten. Valentina hätte ihnen sicherlich noch viel mehr Luxus bieten wollen, doch es hatte an nichts gefehlt. Sicherlich hätte der ein oder andere Sklave gut getan doch dank helfender Freunde die ebenfalls in letzter Zeit in ihr Leben getreten waren war auch dieser Punkt zur vollsten Zufriedenheit aufgefüllt worden. Der dunkelhäutige Hüne, der am Eingang des Zimmers stand und schweigend doch aufmerksam darüber wachte was seine Domina ihm als nächstes anschaffen würde war Valentinas persönlicher Schutz. Sie fühlte sich viel wohler seit der Sklave ihr den Weg freiräumte sobald sie die Casa verließ.
    Canus erzählte von seiner ereignislosen Tätigkeit. Valentina hörte an seiner Stimme, dass dies nicht die Erfüllung war, die er sicherlich für sich wünschte. Sie beugte sich vor und legte ihm eine Hand auf die Seine. "Sicherlich ist es nicht das was du hören möchtest aber ich bin froh, dass es so ist. Du dienst Rom auch in dem was du tust und ich kann viel ruhiger schlafen. Deine Arbeit ist ebenfalls wertvoll."

  • <<



    Nachdem ich erst meinen feinfühligen Boten geschickt hatte, trat ich nun selbst auf den Plan. Die Müdigkeit der Nachtwache war einem Zustand frenetischer Energie gewichen, Narcissus hatte mich optisch auf Vordermann gebracht, und Icarion mir eine elegante kobaltblaue Synthesis ausgesucht.
    Valentinas Personal kannte mich natürlich und ließ mich ein. Sie sei im Garten, sagten sie, wollten mich melden, doch ungeduldig kam ich gleich mit.
    "Valentina!" rief ich aus, als ich sie erblickte, und ging mit großen Schritten auf sie zu.

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  • Die Erste, die Serapio sah war Renenet. Sie blickte den Mann an, der sie in dieses Land gebracht hatte, dann hinüber zu Valentina, die auf einer steinernen Bank saß. Vor ihr saß der Leopard, der ebenfalls mit Serapio in dieses Land gekommen war und zum Geschenk für Valentina wurde. Renenet schüttelte traurig den Kopf, dann zog sie sich zurück in den Schatten. Außer Hörweite und dennoch stets da, sollte sie sich um den Leoparden kümmern.
    Valentina selbst strich mit zitternder Hand über das weiche Fell der Raubkatze. Ihre Haare waren zu Beginn des Tages sicherlich ordentlich frisiert gewesen, jetzt allerdings hatten sich unzählige Haarsträhnen gelöst. Ihre Augen waren trännennass und rot umrändert. Ein Hinweis auf die vielen Tränen, die sie in der kurzen Zeit bereits vergossen hatte. Immer wieder schluchzte sie, was das Tier veranlasste die Ohren zu spitzen.
    Neben ihr auf der Bank lagen die Rosen, die Serapio ihr hatte überbringen lassen. Sie war so froh darüber gewesen, hatte allerdings vergessen dafür eine Vase zu ordern. Sie würden bald verwelken, so wie das Glück verwelkt war, welches die Quintilia für kurze Zeit gehabt hatte.
    Als sie ihren Namen hörte, hob Valentina langsam den Kopf und blickte in die Richtung des Rufenden. Serapio war tatsächlich gekommen. Ein Anflug eines Lächelns umzog ihre traurigen Züge. Sie hatte nicht so bald mit ihm gerechnet. Es bedeutete ihr sehr viel, auch wenn sie das im Moment nicht zeigen konnte. Valentina stand auf und streckte die Hände in Serapios Richtung aus. "Danke, dass du so schnell gekommen bist."

  • Valentina war umgeben von ihrer Vertrauten und ihrem kleinen Schoßtier – das so klein gar nicht mehr war, sondern ordentlich gewachsen in der Zwischenzeit.
    Als sie den Kopf hob und mich ansah, mit ihren verweinten Augen, trostlos, da wurde mir ganz elend ums Herz. Auch ich hatte ihr einmal einen solchen Kummer bereitet, und machte mir deswegen noch immer große Vorwürfe, und nun war sie schon wieder, und das ausgerechnet durch meinen Cousin, mit zerschlagenen Hoffnungen allein zurückgelassen worden. An ihrer Stelle würde ich alle Decimer in die sizilianischen Schwefelminen wünschen! Es war ein Zeichen ihrer noblen Gesinnung, dass sie mich überhaupt noch empfing.
    "Valentina. Amica. Carissima. " Meine Stimme war ganz kratzig. Ich nahm ihre Hände in meine, führte sie an die Lippen und drückte einen verehrungsvollen Kuss darauf.
    "Meine Liebe. Meine Arme. Was ist denn passiert? Habt ihr euch gestritten?"

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  • Der Leopard, momentan nicht beachtet, fing an sich zu putzen. Valentina aber war so froh um die Gesellschaft von Serapio. Seine Hände fühlten sich so stark an und gaben ihr das Gefühl wenigstens ein klein wenig festgehalten zu werden. Seinen Kuss auf ihre Finger nahm sie im Moment nur am Rande wahr. Zu aufgewühlt und durcheinander war sie noch.
    Auf seine Frage schüttelte sie den Kopf und schluchzte. "Wenn es doch nur so gewesen wäre." Sie musste sich wieder setzen, fühlte sie sich momentan nicht einmal stark genug stehen zu bleiben.
    "Kein Wort hat Casca mir gegenüber erwähnt. Wir waren so glücklich zusammen, als wir von unserem Ausflug zurück kamen." Valentina musste inne halten, ihr wurde gerade klar, dass schon wieder eine Verlobung im Nichts verschwunden war. Kaum, dass sie ausgesprochen worden war. Tränen rannen ihr über die Wangen und sie verbarg ihr Gesicht in ihren Händen.
    "Erst durch den Brief habe ich erfahren was los ist. Casca war die letzten Tage ein bisschen stiller und zog sich zurück. Doch ich war der Annahme er hätte so viel nachzudenken wegen seiner Arbeit. Natürlich habe ich nicht nachgefragt, denn ich wollte ihn nicht zusätzlich stören. Hätte ich es doch nur getan." Wieder musste sie kurz inne halten und durchatmen. "Dann hätte er mir von seiner Mutter erzählt und ich hätte ihm versichert, dass ich natürlich mitgekommen wäre um ihm in dieser schweren Zeit beizustehen." Valentina weinte noch eine Weile, bevor sie den Kopf wieder hob und Serapio ansah. Ihr war im Moment gleichgültig wie sie aussah und wie er sie wahrnehmen musste. "Statt dessen hat er mich alleine gelassen."

  • Überfordert von so viel Tränen setzte ich mich neben Valentina, legte leicht den Arm um sie und streichelte freundschaftlich aber doch recht hilflos ihre zuckenden Schultern.
    Auch ich verstand noch immer nicht, was da los war. Da hatte ich nobel das Feld geräumt für das junge Glück, und dann so was? Vielleicht war Casca die ganze Hochzeitssache doch über den Kopf gewachsen.
    "Dieser Leichtfuß, dieser elende Hallodri!" zürnte ich – und schämte mich dann sofort dafür, denn ich selbst war ja auch nicht besser.
    "Er fürchtet wohl, dass Erbschleicher seine Mutter umschwärmen und ihr den Familienbesitz abluchsen. Vielleicht wollte er dich nicht den Gefahren der Reise aussetzen. Seeräuber, Stürme, verdorbenes Essen..."
    Ich kramte ein sauberes Taschentuch hervor und reichte es Valentina.
    "Ich bin ja da."

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  • "Ja, du hast Recht." Valentina nickte und nahm das Taschentuch entgegen. Sie trocknete sich damit die Augen und nickte noch einmal zur Bestätigung der Worte, die Serapio an sie gerichtet hatte. "Ich darf nicht so schlecht denken Casca hatte sicherlich eine Grund dafür, dass er alleine gefahren ist." Sie atmete nochmal tief durch und schenkte Serapio dann ein Lächeln. "Danke, dass du mir die Augen geöffnet hast. Es ist dennoch immer noch traurig aber nun kann ich sein Handeln bessern nachvollziehen."
    Sie sah wieder zu ihrem Leoparden, der sich mittlerweile zu ihren Füßen ausgestreckt hatte und sich immer noch der Körperpflege widmete.
    "Nun kann ich wohl doch nicht mehr so oft in der Casa Decima vorbei kommen." Sie zog die Schultern hoch als wäre das nun eben so beschlossen. Dann aber sah sie wieder zu Serapio. "Danke, dass du so schnell gekommen bist. Du hattest sicherlich einen anstrengenden Tag hinter dir. Und du solltest sicherlich besser bei jemandem anderen sein als ausgerechnet bei mir."

  • Nicht schlecht denken durfte sie? Ich widersprach:
    "Bona Dea, Valentina, du darfst alles Übel der Welt über uns denken. Ich war ein verfluchter Stolidus, dich nicht schnell genug zu heiraten, bevor das Schicksal zuschlug, und Casca ist ein verdammter Tonto, den gleichen Fehler zu machen!"
    Sie würde uns nicht mehr so oft besuchen... natürlich nicht. Düster folgte ich ihrem Blick zum Mitbringsel aus Ägypten. Ich erwog, ihn zu streicheln, aber der träge bernsteingelbe Blick, den er zu mir wandte, wirkte ebenso reserviert wie erhaben, wie die Katzengöttin vom Nil, so dass ich meine Hand bei mir behielt.
    "Eher eine ereignisreiche Nacht," erzählte ich, um irgendetwas normales zu sagen. "Es gibt doch immer wieder Wirrköpfe, die glauben, sie müssten die Mauern des Kaiserpalastes mit irgendwelchen Kritzeleien und aufrührerischen Parolen verzieren... - Bei jemand anderem... ? Mir fällt keiner ein."
    Manius sah ich nur zu unseren minutiös wochenlang vorher schon in den Terminplan eingepassten Treffen in der Villa Eutopia. Der mysteriöse Satyr mit der eisernen Maske und der silbernen Zunge, bei dem wäre ich jetzt gerne, falls es ihn wirklich gab, doch er schien mir mittlerweile mehr Traum als Wirklichkeit. Und meine flüchtigen Gespielen waren eben genau das: flüchtig.
    "Ach so, du meinst Iulia. Ja... ja sie ist wirklich ein nettes Mädchen. Fröhlich, schön, beherzt. Ich habe um sie geworben, aber..." Ich seufzte. "...es ist eben nur Pflicht. Ach Valentina. Meinst du nicht vielleicht..."
    Ich stockte, sah sie scheu von der Seite an. Die Worte wurden sperrig in meinem Mund, widerspenstig und atemlos. "... ich weiß es ist gerade kein guter Moment, um genau zu sein ein ganz schlechter, und das was ich jetzt sage, das sollst du einfach nur wissen, und wenn du dann so tust als hätte ich es nie gesagt, dann ist auch das in Ordnung, aber sagen muss ich es doch:
    Valentina, ich würde jede andere, ausnahmslos jede, sitzen lassen, wenn du mir noch eine Chance gibst. Was uns verbindet... ist besonders. Ich..."
    Nervös hob ich die Hand, berührte vorsichtig ihr Haar, strich eine lose Haarsträhne zurück. "...habe dich sehr lieb, wie du weißt. Und du... bist die einzige, die mich wirklich kennt wie ich bin und mich trotzdem... mag. - Ich bin kein Prätorianerpräfekt mehr, und ich weiß auch nicht, ob ich jemals wieder einer werde, aber... ich kann immer noch gut für dich sorgen... Vielleicht... was wenn... was wenn wir es einfach... doch noch mal versuchen...?! - Es tut mir leid, es tut mir leid, du trauerst noch und ich überfalle dich so, Icarion sagte ich soll dir Zeit lassen, aber... ich musste es dir eben sagen. Du musst nicht antworten."

  • Dankbar hörte Valentina zu als Serapio von den Ereignissen der Nacht erzählte. Natürlich war es nicht schön zu hören mit was er sich herum schlagen musste, doch es war wenigstens ein Stück Normalität.
    Dann jedoch berichtete er ihr von seiner Verlobten und Valentina spürte wieder diesen Stich im Herzen. Es war falsch, sie hatte Casca geliebt, sie meinte es ehrlich mit ihm. Und doch hatte sie nicht aufgehört Serapio zu lieben. Dann aber stockte Serapio und Valentina hob den Kopf. Was hatte er nur? Es war Cascas Stärke gewesen sie mit Reimen und Erzählungen zu faszinieren. Doch auch Serapio wusste stets mit Worten umzugehen. Ihn jetzt so neben sich sitzen zu haben, machte Valentina fast ein klein wenig Angst. Egal was er zu berichten hatte, es musste etwas ganz wichtiges sein. Und dann sprach er aus was ihm so sehr auf dem Herzen lag.


    Nachdem Serapio geendet hatte, schwieg Valentina einen Moment, dann rückte sie näher an ihn heran lehnte sich an ihn und legte ihren Kopf an seine starke Brust. Sie hörte sein Herz schlagen und schloss die Augen. "Das ist ein wunderschöner Traum, Serapio." Sie strich über seinen Arm. "Du warst mir immer sehr wichtig auch als du nicht da warst. Ich habe Casca ehrlich geliebt, ich dachte er würde mich glücklich machen. Und doch habe ich nie aufgehört an dich zu denken und dich zu lieben. Auch war mein Angebot ehrlich als ich sagte ich helfe dir mit der Werberei. Wenngleich mir das nicht leicht fallen wird. Dich in die Hände einer anderen Frau zu geben wäre mir vor wenigen Tagen schon nicht leicht gefallen, jetzt..." Sie atmete tief durch. Sie wollte ihm nicht in den Ohren liegen, dass sie ja nun alleine war. "Deine Worte klingen so wunderschön und gerne wäre ich die Frau an deiner Seite. Das wollte ich damals schon und jetzt... nun ich wäre dafür bereit. Egal was du für eine Stellung hast. Du weißt ich habe keine großen Ansprüche." Jetzt musste sie innehalten und nochmal tief durchatmen. "Aber du hast gerade den Namen der Frau erwähnt, die in Zukunft an deiner Seite sein wird." Ihre Finger krallten sich in den Stoff seiner Kleidung und sie vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. "Was wäre ich für eine Invidia wenn ich mich nun zwischen euch drängen würde?"

  • Ich schloss die Arme um Valentina. Sie war und blieb mein kleines Rotkehlchen, und wenn sie sich so an mich schmiegte, dann wollte ich sie vor der ganzen Welt beschützen, sie glücklich machen und mit kostbaren Geschenken überschütten. Vielleicht war ich doch nicht ganz so ein hoffnungsloser Fall. Storge konnte ich ihr schenken, und Philia, nur Eros eben nicht. Und es gab doch viele Ehen, in denen überhaupt gar nichts davon vorhanden war.
    'Ein wunderschöner Traum...' sagte sie, und 'du warst mir immer sehr wichtig...'. In meinen Ohren klang das wie der Auftakt zu einem freundlichen Korb. Schon war ich dabei, mich innerlich zu wappnen, als sie mich wirklich überraschte. Sie liebte Casca und mich? Das schmeichelte mir sehr. Auch wenn ich es nicht verdient hatte. Valentina war so großherzig! Sie wolle gerne meine Frau werden.... ein Aber schwang in ihrem Tonfall mit, hielt mich davon ab, zu früh zu frohlocken. Das Aber kam: Iulia.
    "Das ist immer noch meine Entscheidung." grollte ich. Warum musste das auch so kompliziert sein? "Dann stoße ich eben die Iulier vor den Kopf, was soll's! Dives hasst mich sowieso. Und Iulia Graecina ist eine exzellente Partie und blutjung dazu, sie findet schnurstracks fünf andere Verehrer, da musst du dir keine Gedanken machen. Außerdem sind wir noch nicht mal richtig verlobt, haben uns zwei, dreimal nur gesehen, es gab noch nicht mal Mitgiftverhandlungen, von daher kann mir ja wohl kaum jemand ernsthaft einen Vorwurf machen!" Die feine Art war es natürlich nicht, aber solange das Geschäft noch nicht besiegelt war, konnte ich ja wohl davon zurücktreten!
    "Nein. Nein, es geht um so viel, wir müssen jetzt an uns denken. Ich kläre das mit Iulia. Gleich nach dem Armilustrium kläre ich das. Und dann heiraten wir einfach beim nächsten glückverheißenden Datum, hmm?"
    Ich streichelte Valentinas Schultern und drückte ihr einen Kuss auf den blonden Scheitel. Die Vorstellung, meine liebe Amica an meiner Seite zu haben, anstelle einer Fremden, vor der ich mich tagtäglich verstellen musste, erfüllte mich mich unendlicher Erleichterung.

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  • Es fühlte sich gut an, wie sie nun so an ihn gelehnt dasaß. Das Gefühl alleine zu sein verblasste etwas als er seinen Arm um sie legte. Seufzend genoss Valentina den Moment. Es hätte wirklich ein gutes Ende nehmen können. Doch es sollte nicht sein. Sie hatte ausgesprochen was sie dachte und eigentlich damit gerechnet, dass Serapio sie auf die Stirn küsste und ihr zustimmte. Als sie nun jedoch hörte was er ihr zu sagen hatte, löste sie sich von ihm, richtete sich auf und sah ihn ungläubig an nachdem er geendet hatte. Hörte er was er da sprach? Die Erwähnung von Dives ließ Valentina immer noch einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Auch wenn sie sich am Tempel hatten aussprechen können, Freunde würden sie niemals werden. Das jedoch war im Moment nicht das vorrangige Problem. "Bist du dir sicher?" Hörte Valentina sich dann selber sagen. "Du würdest eine so einflussreiche Gens wie die der Iulier vor den Kopf stoßen? Für mich?" Fast hätte Valentina wieder zu weinen angefangen, dieses Mal jedoch vor Rührung. "Meinst du nicht, dass dir eine Verbindung mit dieser Gens große Vorteile bringen würde? Im Gegensatz zu einer Gens Quintilia, die im Grunde nur noch aus mir besteht? Ich bin so gut wie mittellos."

    Sie legte ihm eine Hand an die Wange und lächelte. "Wenn du mir etwas Zeit lässt um über meine Gefühle Casca betreffend hinweg zu kommen, würde ich sehr gerne deine Frau werden." Dann wurde sie aber wieder ernst und sah ihm tief in die Augen. "Doch ich frage dich noch einmal. Bist du dir wirklich sicher?"

  • "Ja!" beteuerte ich, als sie mich so ungläubig ansah. "Natürlich. Für uns beide." Vorteilhafte Verbindungen? "Ach was, was kümmert das mich. Du, meine liebe Amica, hast den großen Vorteil, dir einen Eques ausgesucht zu haben - " Ich lächelte selbstgefällig. "...der nur dem Kaiser verpflichtet ist, anstatt eines Politikers, der sich sein Leben lang bei irgendwelchen Senatorenklüngeln einschmeicheln muss."
    Ich hob die Hand und legte sie über die ihre, gerührt und angesteckt von ihrer Freude. "Abgemacht! Wir heiraten wann du magst und wie du magst."
    Doch bevor ich in Überschwang verfallen konnte, musterte Valentina mich so prüfend... das ich schon fast selbst wieder unsicher wurde. Was wenn der Dienst mich erneut von Rom fortführte? Und im Grunde hätte ich natürlich am Liebsten für alle Ewigkeit mein Junggesellen-Leben fortgeführt, aber das war eben nun mal nicht möglich. Und was, wenn... sie nach der Hochzeit enttäuscht feststellen würde, dass ich ihr womöglich... nicht genügte... konnte ich denn überhaupt Manns genug sein, für eine blühende, sinnliche Frau wie Valentina....?


    Ich atmete tief ein und hielt ihrem Blick fast trotzig stand.
    "Ich bin mir verdammt noch mal sicher, dass du die einzige Frau bist, die ich an meiner Seite haben will. Ach Valentina, ich weiß doch dass... ich nicht gerade der Bräutigam der Träume bin, aber ich verspreche dir, dass ich mein Möglichstes tun werde, um dich glücklich zu machen."
    Unbeholfen streichelte ich ihre Hand und versuchte in ihrer Miene zu lesen, ob dies ein Moment war, wo sie Taten statt Worten erwartete, und ich sie küssen sollte... ?( oder ob das nun gerade genau das Verkehrte wäre...?

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  • Etwas verwundert wegen der sehr überzeugten Antwort suchte Valentina im Blick Ihres Gegenübers irgend ein Zeichen davon, dass er doch zögerte. Sagte er das jetzt nur so euphorisch weil sie so elend verweint aussah? Wollte er sie damit trösten, aber wenn ihm dann klar wurde was er gesagt hatte würde es ihm leid tun? Doch seine weiteren Worte schmeichelten Valentina ungemein. Was ihm wohl für Gedanken durch den Kopf gingen, während er sie so ansah?

    Da aber begann auch sie darüber nachzudenken was seine Worte für sie bedeuteten. Es war nicht anders als beim ersten Mal als sie sich diese Frage stellte. War sie dafür bereit einen Mann zu heiraten, der sie nie so lieben würde wie es Casca getan hatte? Damals kannte sie Casca nur flüchtig und hatte bereits die Versprechen einiger Männer zu Füßen gelegt bekommen. Und schon damals wusste Valentina, dass sie bereit war Serapio zu teilen. Und vor allem sein Geheimnis für sich zu bewahren und nach außen hin die Frau zu sein, die sie an seiner Seite zu sein hatte. Sie war damals bereit gewesen und dieses Mal war sie es auch. Wenngleich ihr der Schritt ein klein bisschen schwerer fiel. Schließlich hatte sie wieder einmal vom süßen Trank der Liebe kosten dürfen. Doch die Götter hatten es wohl bestimmt, dass sie nicht mehr bekommen würde. Und so nickte sie schließlich.


    "Schon damals als du mich das erste Mal gefragt hast, war mir der Umstand unserer Ehe bewusst. Und ich war bereit dafür. Vielleicht wirst du mich nie so lieben können wie es ein anderer Mann vielleicht vermocht hätte. Aber ich verdanke dir nicht nur mein Leben." Sie hob wieder ihre Hand und legte sie Serapio an die Wange. "Du warst damals schon bereit eine mittellose Frau zu heiraten und bist es nun wieder obwohl du eine so viel bessere Aussicht auf eine Ehe hättest." Sie rückte näher zu ihm heran. "Wie könnte ich dir da nicht dankbar sein? Und vielleicht genügt meine Liebe für dich ja für uns beide." Und mit diesen Worten streckte sie sich etwas um Serapio einen Kuss geben zu können.

  • "Ach du übertreibst maßlos..." murmelte ich verlegen, als Valentina behauptete, sie würde mir ihr Leben verdanken. Und mittellos war sie auch nicht mehr - dies allerdings war tatsächlich mein Verdienst. Valentina war eine edle Seele... ich wünschte, ich könnte ihr all das geben, wonach sie sich sehnte... und gab mir wirklich große Mühe, als ich sie küsste, auf ihre weichen Lippen, ganz sanft und voll Sympathie, die Arme fest um sie geschlossen. Es war in Ordnung, sie zu küssen. Um sie nicht zu enttäuschen, stellte ich mir dann einfach vor, es wären die Lippen des Dulcis Dives, so wurde der Kuss fester und zärtlicher.
    Danach hielt ich sie eine Weile lang einfach nur in den Armen, streichelte ihr Haar und kraulte ihre Schultern.
    "Komm, mein kleines Rotkehlchen", meinte ich dann, "glätte dein Gefieder. Ich führe dich aus. Es sei denn du magst jetzt lieber deine Ruhe haben? Sonst schlage ich vor, wir gehen zum Juwelier und besorgen dir einen neuen Ring. Danach essen wir Savillum und Pistazienkringel beim Bäcker Gustibus, und dann schauen wir, was es heute schönes im Theater gibt, hmm was hältst du davon?"

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  • Natürlich spürte Valentina, dass der Kuss zuerst nur zurückhaltend erwidert wurde. Es war eine Umstellung von den liebevollen und fast sogar stürmischen Küssen mit denen Casca sie bis zuletzt beschenkt hatte auf diese Küsse, die sie damals schon hin und wieder von Serapio erbat. Doch er war nun hier. Casca, der ihr die Welt zu Füßen legen wollte, hatte Rom schon verlassen. All die innigen Küsse hatten ihn nicht an ihrer Seite halten können. So würde sie sich mit dem zufrieden geben, was Serapio bereit war ihr zu geben. Er gab sich Mühe, auch das entging Valentina nicht. Und sie beendete den Kuss bevor er zu lange werden würde. Statt dessen lehnte sie sich wieder an ihn und genoss einfach seine Nähe. Aufgewühlt von all den Gefühlen, die über sie herein gebrochen waren.
    Auf seinen Vorschlag hin, richtete sie sich wieder auf und sah ihn ungläubig an. Hatte er nicht vorhin gesagt er wäre müde vom Tag? Und dann wollte er so viel mit ihr unternehmen? Nur um sie abzulenken? Valentina war versucht zu seinen Gunsten abzulehnen. Er hatte allerdings vorgeschlagen ihr einen Ring zu kaufen. Nach all den Rückschlägen, die sie hatte erdulden müssen ein Vorschlag, den sie sich nicht traute abzulehnen.

    Und ein bisschen Zeitvertreib würde ihr sicherlich gut tun. Dazu noch die Aussicht auf leckere Pistazienkringel war einfach zu verlockend. Sie mussten ja hinterher nicht auch noch ins Theater gehen, das würde sie dann entscheiden, wenn sie sah wie wach Serapio noch war. Deswegen nickte sie. "In Ordnung, gib mir kurz Zeit mich wieder frisch zu machen, dann bin ich bei dir." Im Aufstehen strich sie dem Kater über den Kopf und bat ihre Sklavin sich um das Tier zu kümmern. Dann verschwand sie durch den Rosengarten um sich wieder herzeigbar zu machen, wenn sie gleich mit ihrem zukünftigen Mann auf die Straße ging.

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