Peristylium
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Es war ein sehr schöner Tag in der Haupstadt Alexandria. Seit ihrer Ankunft hier waren alle Tage schön gewesen. Nachdem sie sich ein wenig hier eingewöhnt hatte, war nun die Zeit gekommen viele Briefe zu schreiben. So ging sie also Bewaffnet mit unzähligen Schriftrollen, Tinte und Schreibgerät ins Peristyl. Hier wollte sie ihrer Pflicht der Benachrichtigung nun nachkommen und jedem mitteilen, dass sie gut angekommen waren und sie sich keine Sorgen mehr machen mussten. Auch der übereilt an ihre Familie gerichtete Brief vom Schiff musste noch hier und dort präzisere Ausführungen bekommen und sie mussten erfahren wo sie nun überhaupt untergekommen waren. Sicher würden sie große augen machen, wenn sie ihnen schrieb, dass sie im Statthalterpalast wohnen durften. Was sie noch immer für eine große Ehre hielt.
Nachdem sie es sich auf einer Kline bequem gemacht hatte, es dauerte wirklicheien weile bis sie eine Position gefunden hatte, in der sie schreiben konnte ohne, dass der Bauch störte, begann sie zu schreiben. Der erste Brief sollte an ihre Familie gehen.
Duccia Venusia - Regia Praefecti - Alexandria - Provincia Alexandria et AegyptusAn die
Gens Duccia
Mogontiacum
Provincia GermaniaSalve und Heilsa liebe Familie!
Nach meinem so kurz angebundenen Schreiben möchte ich nun wie versprochen einen ausführlichen Bericht von der Reise abstatten, euch ein wenig über Alexandria erzählen und euch auch sagen wohin ihr die Schreiben richten könnt, die uns erreichen sollen.
Kommen wir zum ersten Punkt. Ich hoffe es geht euch allen gut und der germanische Winter schlägt nicht all zu schwer zu.
Hier in Alexandria ist es angenehm warm. Ich muss ehrlich zugeben, dass man sich das Wetter hier gut gefallen lassen kann. Allerdings habe ich auch davon gehört, dass es hier im Sommer sehr heiß werden kann. Da verbrennt man sich auf den Steinen die Füße. Stellt euch das einmal vor.Die Reise verlief relativ ruhig. Nun gut...man muss sagen. Wir sind heil angekommen. Die Reise von Mogontiacum zum Schiff verlief ohne besondere Vorkommnisse. Ruhig holperten unsere Wagen über die Wege und Straßen und zu keiner Zeit bestand Gefahr für uns.
Ganz anders sah es auf dem Meer aus. Ich dachte immer, ich mag das Meer. Auf der Überfahrt nach Britannia und von dort zurück, habe ich es ja schon überquert und es für unruhig gehalten. Es ging wirklich noch mehr und wir waren sehr froh endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Es hat doch arg geschaukelt und man musste manchmal Angst haben, dass man mit dem Schiff umkippt. Aber es ist alles gut gegangen und die Männer an Bord wurden nicht müde uns zu beruhigen und so kamen wir dann wirklich gut an. Na ja....zumindest in einem Stück. Den Göttern sei dank.
Alexandria ist wirklich eine wunderschöne Stadt. Es gibt hier so viel Altes zu sehen und zu bestaunen und an jeder Ecke entdeckt man etwas Anderes. Ich bin sehr beeindruckt und es wird sicher für lange Zeit nicht Langweilig werden. Übrigens gibt es hier auch gigantische Tiere. Sie nennen sie Hippopotamus und sollen beeindruckend sein. Aelia hat mir versprochen mir solch ein Tier zu zeigen. Sie gibt es wohl nur selten, aber sie weiß wo sie zu finden sind. Ich bin gespannt und werde es euch beschreiben wenn wir es gesehen haben.
Mir beziehungsweise uns geht es soweit ganz gut. Ich habe zwar das Gefühl einer Kugel zu gleichen, die sich mühsam auf ihren Beinen fortbewegt und durch Zufall noch zwei Arme und einen Kopf hat, aber es soll alles normal sein. Glaube ich es mal.
Das war es dann auch schon wieder von mir. Ich wünsche euch alles Gute und mögen die Götter jederzeit über euch wachen.
Eure Venusia
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Nachdem nun dieser Brief geschrieben war, kam die nächste Rolle an die Reihe. Sie überlegte wer nun Adressat sein sollte. Sie hatte so vielen versprochen zu schreiben. Langsam fragte sie sich in welchem geistigen Zustand sie war als sie das alles zugesichert hatte. Scheinbar in keinem guten... Nun ja....sie hatte ja Zeit, das Wetter war auch gut....zumindest als kleiner Ansporn zum schreiben sollte das doch eigentlich reichen. Also ging es weiter und der Reihenfolge nach. Wobei sie da keine wirkliche hatte, Aber in der gleichen Provinz konnte man doch ersteinmal bleiben. Also ging der nächste Brief nach auch wieder nach Germania. Allerdings würde er wohl um einiges kürzer werden.
Duccia Venusia - Regia Praefecti - Alexandria - Provincia Alexandria et AegyptusAn den
Legatus Augusti Pro Praetore
Marcus Vinicius Lucianus
Mogontiacum
Provincia GermaniaSalve Legatus,
wie auf dem Bankett versprochen, möchte ich dich nur kurz darüber informieren, dass wir gut in Alexandria angekommen sind. Die Reise ist gut verlaufen und die Stadt überaus interessant.
Ich hoffe, dass es dir und deiner Frau gut geht und alles ruhig ist in der Provinz und ihrer Umgebung.
Das solls in aller Kürze auch schon von hier gewesen sein. Ich weiß wie kostbar deine Zeit ist und möchte dich nicht lang mit Floskeln aufhalten.
Ich wünsche dir und deiner Familie weiterhin alles Gute und dass du die Geschicke der Provinz immer gut leiten wirst können. Die Götter mögen dir beistehen.
Vale aus Alexandria
Duccia Venusia
Der eine war geschafft und nun ging es an den an ihren Klienten.
Duccia Venusia - Regia Praefecti - Alexandria - Provincia Alexandria et AegyptusAn
Gaius Terentius Primus
Castellum der Legio II Germanica
Mogontiacum
Provincia GermaniaSalve Terentius Primus,
wie du dir sicher schon denken kannst, da du ja dieses Schrieben in deinen Händen hälst, sind wir unbeschadet, gesund und munter in alexandria angekommen. Die Reise war zu keiner Zeit langweilig, aber auch nie gefährlich für uns. Die Götter haben jederzeit über uns gewacht.
Uns geht es soweit gut. Wir haben die vergangenen Tage zur Erholung genutzt und uns mit der näheren Umgebung der Regia vertraut gemacht und ich habe endlich ein wenig Zeit gefunden um diesen Brief zu schreiben.
Wie geht es dir? Ich hoffe doch, dass alles in bester Ordnung ist und du dich redlich in der Legion bemühst.
Dies war es erst einmal von mir. Mögen die Götter wachsam ihren Blick auf dich richten und ihn nie abwenden.
Vale
Duccia Venusia
Von den Abenteuern den Seefahrt schrieb sie in diesem Brief nichts. Sie wusste, dass sich ihr Klient sonst noch nachträglich Sorgen machen würde und das wollte sie um keinen Fall riskieren und so verschwieg sie die wirklich unruhige See einfach. Es war ja nichts gelogen, nur eben nicht hingeschrieben.
Da dieser Brief nun auch fertig war, legte sie ihn zu ihrer Linken ab, wo die fertigen lagen und nahm zu ihrer rechten eine neue unbeschriebene Rolle und schon gings weiter. Das schien noch mehr Schreibarbeit zu werden als zu ihren besten Comeszeiten.
Duccia Venusia - Regia Praefecti - Alexandria - Provincia Alexandria et AegyptusAn den
Praefectus Alae
Tiberius Prudentius Balbus
Castellum der ALA II Numidia
Confluentes
Provinicia GermaniaSalve Prudentius Balbus,
wohlbehalten hat uns dein Schiff hier nach Alexandria gebracht. Vielen dank noch einmal für das kurzfristige zur Verfügung stellen dieser Reisemöglichkeit.
Die Reise an und für sich verlief bis auf einige kleine Turbulenzen auf dem Meer recht gut und wie schon geschrieben und durch den Erhalt dieses Briefes sind wir gut hier angekommen.
Bitte teile uns doch mit wohin wir dein Schiff zurücksenden dürfen damit du nicht lange darauf verzichten musst und auch deine Seefahrer heimkönnen. Im Moment genießen sie den fast unendlich wirkenden Sommer hier in Alexandria.
Ich verbleibe mit vielen Grüßen aus Alexandria und noch einmal vielen Dank.
Vale
Duccia Venusa
So langsam war wirklich ein Ende absehbar. Zumindest fürs erste. Jetzt fehlte nur noch das Schreiben an Primus Familie, dass sie dann auch sofort begann zu schreiben. Schließlich mussten sie auch wissen wohin es die beiden verschlagen hatte.
Primus Decimus Magnus et Duccia Venusia - Regia Praefecti - Alexandria - Provincia Alexandria et AegyptusAn
die Gens Decima
Maximus Decimus Meridius
Roma
Provincia ItaliaSalve liebe Familie,
mit diesem Schreiben möchten wir euch mitteilen, dass wir uns zur Zeit in der wunderschönen Stadt Alexandria aufhalten.
Der Aufbruch nach Alexandria kam recht überraschend und musste eilig vollzogen werden so lange noch das Wetter relativ sicher war und eine Schiffsreie ungefährlich. Nun schreiben wir euch aus Alexandria wo wir bei Germanicus Corvus und seiner Frau Aelia für die Zeit unseres Aufenthaltes Unterkunft gefunden haben.
Uns geht es soweit gut. Die Reise haben wir unbeschadet überstanden und sind sicher angekommen.
Wir hoffen, dass es euch auch gut geht und in Roma alles soweit zum Besten bestellt ist.
So verbleiben wir mit vielen Grüßen
Magnus et Venusia
Das war nun geschafft. Dann rief sie nach einem Sklaven, der ihr diese Briefe zum Mansio des Cursus bringen sollte. Sie allein würde sicher viel zu lange brauchen und auch noch eine ganze Weile bis sie das dann schließlich gefunden hatte. Sie würde dann noch eben das Datum anfügen, wenn sie es denn in Erfahrung gebracht hatte. Durch die Reise war ihr Zeitgefühl irgendwie durcheinander geraten....
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Mit einigen Briefen in der Hand war sie durch den Wohnbereich der Regia gelaufen. Sie hatte die Zeit des Mittagsschlafes ihrer Kinder genutzt, viel mehr wollte sie es tun, um einige Dinge mit einer Amtskollegin zu besprechen. Ein Brief ging Aelia persönlich etwas an und der andere zwar nicht direkt, aber sie wollte hier einen Rat einholen. Es ging um das Angebot des Stadtpatronats, das sie ohne Frage sehr ehrte, aber auch einige Zweifel aufwarf und keiner würde hier besser helfen können als Aelia. Venusia hatte sie schon einige Zeit gesucht um sie glücklicherweise hier zu finden.
"Hättest du einen Moment Zeit für mich oder störe ich gerade?"
So ganz war das gerade nicht zu erkennen gewesen und so fragte sie lieber nach. -
Die angenehm warme Frühlingssonne genießend, hatte ich mich an diesem Morgen ins Peristylium aufgemacht, begleitet von unzähligen Sklaven, die diverse Erfrischungen, Beschäftigungsmöglichkeiten und Sitzgelegenheiten mit sich schleppten.
Mit einigen Acta-Artikeln, die korrekturgelesen werden wollten, setzte ich mich auf eine der Klinen, ließ einen Sonnenschirm aufspannen (ich wollte schließlich nicht braun werden ) und mich den Grammatik- und Rechtschreibfehlern gewidmet. Venusia war es, die mich endlich vor dieser Tätigkeit rettete
"Venusia! Natürlich habe ich Zeit für dich. Setz dich.", forderte ich und deutete auf eine der Klinen. -
Pflichtschuldig setzte man sich. Denn die Frau des Praefecten hatte ja durchaus etwas zu sagen und mit einem breiten Grinsen setzte sich Venusia natürlich sofort brav auf die angezeigte Kline ehe ihr Gesicht dann ein wenig trauriger wurde.
"Ich möchte mich entschuldigen. Vor einiger Zeit ging mir dieser Brief zu, aber mit dem ganzen Trubel, der dann über mich hineinbrach habe ich vergessen ihn dir zu zeigen."
So reichte sie Aelia dann den Brief des Balbus.
"Es tut mir sehr leid, er ist mir einfach untergegangen und als ich nun einmal meine Post sichten und beantworten wollte, fiel er mir wieder in die Hände.
So eine Schusseligkeit konnte sie sich nur schwer verzeihen. -
Nachdem ich den Brief bekommen hatte, irrte ich durchs Domus, nach einer Person suchend, die mir vielleicht helfen konnte.
So fand ich venusia und Aelia.... vielleicht konntre letztere mir helfen...."Salvete ihr Beiden, ich hoffe, ich störe nicht?!"
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Irritiert runzelte ich zunächst die Stirn, als Venusia zu sprechen begann. Als sie schließlich endete musste ich mir schwer das Grinsen verkneifen. So sehr, wie sie sich entschuldigte, konnte man fast glauben, sie hätte eine der kostbaren Vasen in einem der Flure umgeworfen und zerbrochen. Ich entschloss mich spaßeshalber auch so zu reagieren.
"Was?", rief ich und sprang auf. "Das sagst du mir jetzt erst???"
Man konnte förmlich hören, wie die Satzzeichen sich vermehrten.
Ich rupfte ihr eher unsanft den Brief aus der Hand und wanderte einige Schritte, wobei ich ihr den Rücken zuwandte, da ich nun doch Schmunzeln musste. Schnell überflog ich die Zeilen und nickte zufrieden. Bei Balbus schien also alles in bester Ordnung. Höchste Zeit, dass ich ihm auch wieder einmal schrieb.
Mich endlich wieder umdrehend, hatte ich statt der zornigen Grimasse ein Lächeln auf den Lippen.
"War nur Spaß.", eröffnete ich kichernd und setzte mich wieder. "Entschuldige, ich konnte nicht widerstehen."
Ehe ich zu weiteren Erklärungen kam, gesellte sich jedoch schon Venusias Gatte zu uns.
"Salve Magnus.", grüßte ich. "Nein, nein. Du störst nicht. Deine Frau hat mir nur etwas gebeichtet."
Verschwörerisch zwinkerte ich Venusia zu. -
Eher weniger interessiert an den Witzeleien der Frauen antwortete ich nur "na solange sie mir nichts beichten will...." und fuhr dann gleich fort ".....kennst du zufällig einen Lucius Iunius Silanus? er hat mir einen Brief zukommen lassen, darin aber nicht erwähnt wo ich ihn finde... aber er müsste sich in Alexandria aufhalten!"
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Auf dem Namen "Iunius" war ich nicht besonders gut zu sprechen, daher erstarb mein Lächeln recht schnell und ich schüttelte den Kopf.
"Bedaure, nein, kenne ich nicht. Ich glaube, in der Legion sind einige Iunier, aber da kennt sich Corvus besser aus. Am besten fragst du ihn." -
Ich nickte "Danke trotzdem!" und machte mich wieder daran, zu gehen "Dann lasse ich euch wieder allein, bei eurer Beichte!"
Doch bevor ich ging, bekam meine Frau noch einen Kuss und dann verschwand ich in den Weiten des Domus....
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So geschockt hatte man Venusia wahrlich noch nicht gesehen. Sie war ja ganz auf ihrer Kline zusammengezuckt und sah Aelia ein wenig verständnislos hinterher. Es war doch nur ein Brief, rechtfertigte dies wirklich so ein Verhalten? Sie dachte eher nicht, aber scheinbar hatte sie ihre "Freundin" wohl auf einem ganz falschen Fuß erwischt und bekam nun den Unmut ab. anders konnte sie sich das nicht vorstellen und sah nun noch ein wenig trauriger auf den Rücken Aelias. Was sie dann allerdings sah verschlug ihr gänzlich die Sprache. Was bitte war denn das gewesen? Sie hatte sie geärgert? Venusia war wirklich einfach sprachlos und so hatte sie für ihren Mann auch nur ein einfaches "Salve" übrig als dieser eintrat und mit Aelia begann zu sprechen. Den Kuss erwiderte Venusia, den Magnus ihr gab und auch schon verschwand. Seitdem er die Befreiung Livianus plante war er in mancherlei Situation schon ein wenig seltsam. Ihr Blick wand sich nach seinem Verlassen etwas fragend Aelia zu und sie schwieg weiterhin. Außerdem...was sollte sie zu beichten haben? Darüber musste sie wohl auch noch ein wenig nachdenken. Hatte sie etwas angestelt von dem sie nicht wusste, dass sie etwas angestellt hatte und er hatte es herausbekommen? Sie konnte es sich nicht vorstellen, aber man wusste ja nie.
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So schnell wie er aufgetaucht war, war er auch wieder verschwunden. Stirnrunzelnd sah ich Magnus nach, ehe ich meinen Blick wieder auf Venusia richtete, die ebenso verwirrt schien.
"Männer.", sagte ich, als wäre dies die allumfassende Erklärung auf alle Fragen dieser Erde (wenngleich manche behaupteten, dies sei "42"... völliger Unsinn) und zuckte mit den Schultern.
"Ähm... wo waren wir?" -
Sie wusste nicht ob sie zustimmen sollte oder weiter darüber nachdenken was das nun war. So blieb sie eher neutral in ihrer Haltung. Erst Aelias Frage wo sie denn gerade gewesen waren ehe sie gestört wurden, ließ sie ihr eigentliches Vorhaben fortführen.
"Ich hatte dir eben den Brief von Balbus gezeigt und nun kommen noch zwei aus Germania. Der eine ist von meiner Familie, der andere von der Stadt Mogontiacum. du kannst gern beide lesen, es steht nichts wirklich vertrauliches drin was ich dir nicht eh sagen würde. Dann sage mir bitte deine Meinung dazu. Ich bin etwas ratlos."
Das war sie wirklich und deshalb hatte sie den Rat Aelias gesucht und hoffte ihn auch von ihr zu erhalten. So gab sie denn die beiden Briefe damit sie sich ein Bild von ihrem Problem machen konnte. -
Ein wenig geehrt fühlte ich mich ja nun schon, dass ich ihre persönlichen Briefe lesen durfte. Fast ehrfürchtig streckte ich dieses Mal die Arme aus und nahm die Korrespondenz in die Hände.
Zunehmend nachdenklicher las ich Zeile um Zeile, um schließlich wieder aufzublicken. Sie war also zum Stadtpatron gewählt worden. Sicher, eine große Ehre... dennoch war ich eher skeptisch.
"Du sollst Stadtpatron werden? Also... ich weiß nicht recht... "
Wieder richtete ich meine Augen auf die Briefe.
"Versteh mich nicht falsch, es ist eine Auszeichnung und Ehre, zum Stadtpatron gewählt zu werden, aber willst du das wirklich machen? Ich meine, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin heilfroh, außer der Acta keine wirklichen Verpflichtungen mehr der Verwaltung gegenüber zu haben. Ganz abgesehen davon, dass du ja derzeit gar nicht in Germanien bist und noch dazu erst kürzlich zwei Kinder bekommen hast. Ich an deiner Stelle-", wieder suchte ich Blickkontakt. "-würde glaube ich nicht annehmen. Oder gilt das als Beleidigung? Hm..." -
"Ich wurde ungefragt und während meiner Abwesenheit dazu gewählt. Als ich die Stadt verlassen hatte, wusste ich ja noch nicht einmal davon, dass es so etwas gibt. Das müssen sie einfach so beschlossen haben. Ich habe den Brief mit sehr gemischten Gefühlen gelesen. Es freut mich sehr und ist mir durchaus eine Ehre. allerdings sind mir genau deine gegenargumente auch schon mehrmals durch den Kopf gegangen. Ich weiß eben nicht genau ob sich die Leute beleidigt fühlen wenn ich ablehne, aber ich bin auch soweit weg und es ist nicht absehbar, dass ich so bald zurückkehre. Was bringt ihnen eine Patronin, die sich soweit fort aufhält und mehrere Wochen braucht um an Ort und Stelle zu gelangen.?"
Sie teilte sämtliche Bedenken mit ihrer Freundin und man sah ihr genau an wie sehr sie sich hin und hergerissen fühlte.
"Außerdem habe ich das Gefühl, dass meine Familie das von mir erwartet und das behindert mich noch mehr in der Entscheidungsfindung.
Wenn das Schreiben nur von der Stadt gekommen wäre, hätte sie mit Sicherheit schneller etwas zurückgeschrieben, aber so. Sie fühlte sich in der Pflicht eine aufgabe zu übernehmen, die sie nicht ausfüllen konnte und dies wiederum wiederstrebte ihr. Sie wollte Dinge ganz opder gar nicht amchen. So halbe Dinge gefielen ihr nicht. -
Verständig nickte ich. Venusia war der Provinz natürlich weitaus mehr verbunden, als nur durch einige Jahre der Beamtenschaft, schließlich war sie in Germanien geboren. Seufzend wiegte ich den Kopf nach links und rechts.
"Hm, in der Tat, äußerst schwierig. Aber ich denke, wenn man es richtig begründet, werden die Beamten und deine Familie sicher verstehen, dass es für alle Beteiligten das Beste ist, wenn du ablehnst. Oder, wenn du willst, ich schreibe ihnen einen Brief, dass du in der Wüste verschollen bist."
Mein schiefes Grinsen enttarnte den schlechten Aufmunterungsversuch.
"Du solltest in jedem Fall das tun, was dir richtig erscheint und nicht eine Aufgabe übernehmen, die du nicht haben möchtest, nur weil man es erwartet." -
"Das mit der Wüste ist eine gute Begründung, also wenn du das für mich machen könntest und schriebe doch bitte gleich dazu, dass eine Suche unnötig sei. Man würde mich eh nimmer finden."
Auch sie grinste ein wenig und kehrte dann zum ernst der lage zurück.
"DU hast recht. Ich sollte es vernünftig begründen und dieses Amt nicht annehmen. Ich kann von hier nichts ausrichten und Magnus gehört hierher. Wenn er nicht gerade so seltsam und kopflos durch die Gegend läuft, merkt man ihm sehr genau an, dass es ihm hier besser gefällt als in Germanien, wo es so kalt und nass ist. Ich finde es hier viel zu warm, aber ich bin jünger als er und kann mich noch besser anpassen. So schnell werden wir das Land wohl nicht verlassen. Also bin ich nutzlos. Eine Absage ist denke ich das einzig richtige, das ich machen kann."
Es tat schon weh zu sagen, dass man nutzlos sei, aber im Moment stimmte es. Das Wohl der Familie hin und her und das Ansehen ebenso. Sie hatte einiges erreicht und normalerweise sollte das auch für die anderen reichen, sie wollte in den "Ruhestand" gehen und dazu gehörte es nicht wiederum neue Aufgaben auf sich zu laden.
"Ich wollte sämtliche Posten hinter mir lassen und das wäre der Schritt in die falsche Richtung, oder?"
Die Antwort kannte sie eigentlich schon, aber sie wollte es scheinbar dennoch noch einmal bestätigt haben. -
Über eine solch ernste Sache zu diskutieren machte hungrig. Mich zumindest. Daher fischte ich aus einer nahe stehenden Schale einige Oliven und bedeutete Venusia, sie könne sich gerne auch bedienen. Zustimmend nickte ich schließlich. Auf die Seltsamkeit ihres Gatten ging ich an dieser Stelle nicht näher ein, wussten wir schließlich beide, dass er derzeit etwas neben sich stand.
"An die Wärme gewöhnst du dich schnell.", prophezeite ich, die in Rom geboren war, wo die Sommer für gewöhnlich auch mehr als unangenehm heiß waren und die schneller fror als ein Schoßhund ohne Fell.
"Ach, von wegen nutzlos. Es wäre sicher machbar, aber mit einem erheblichen Aufwand verbunden. Und sie haben ja ohnehin noch andere zum Stadtpatron gewählt, wenn einer davon abspringt, sind da ja dann zwei andere, die die Aufgabe übernehmen. Ich auf jeden Fall freue mich, dass ihr noch länger in Ägypten bleiben wollt."
Das war ich tatsächlich, fand ich Venusias Gesellschaft doch äußerst angenehm. Und nach all der Zeit, die ich mit den örtlichen Schnepfen verbracht hatte, wusste ich dies vielleicht umso mehr zu schätzen. Die letzte Frage beantwortete ich schließlich erneut mit einem Nicken.
"Denke ich auch, ja. Du weißt doch, wie so etwas ist. Kaum gibt man ihnen den kleinen Finger, nehmen sie die ganze Hand. Es wird dann in einer Weile noch diese kleine Aufgabe kommen und dann diese und diese und diese, bis du irgendwann mehr zu tun hast, als zu Comes-Zeiten." -
"Wenn du das sagst, dann wird es sicher so sein,"
antwortete darauf Venusia den Temperaturunterschied ihrer beiden Heimatländer in ihrem Gedankenstrom vergessend. Venusia war eben eine waschechte Germanin in diesem Punkt und es würde wohl "unwesentlich" länger dauern bis sie sich dan die Hitze in den Ländern des Südens gewöhnt hätte. Doch darüber konnte man sich sicher noch ein andermal genauer auslassen und vermutlich würde Venusia dann dieser kleine geographische Unterschied auffallen. Doch gerade in diesem Moment wo es galt wichtige Entscheidungen zu treffen, war das nicht wichtig und somit gänzlich aus ihrem Kopf verbannt.
"Nutzlos ist sicher etwas übertrieben, aber alles auf dem Schriftverkehr. Du weißt ja selbst wie gern Briefe verschwinden und wie lang diese benötigen um am Ziel anzukommen. Bis man in Mogontiacum Antwort von mir hätte vergehen ja schon einmal gut und gerne drei Wochen und das kann im Ernstfalll eine lange Zeit sein."
Es war wirklich nicht einfach Entscheidungen zu treffen und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es sogar noch ein wenig komplizierter wurde seitdem sie nicht mehr in Amt und Würden stand. Man musste ständig aufpassen, dass man nicht irgendjemanden vor den Kopf stieß. Das war zu Zeiten ihrer Comestätigkeiten anders. Wenn sie etwas nicht wollte, dann sagte sie nein und gut wars. Damit mussten die Menschen leben, aber jetzt musste sie jedes nein auch noch begründen und die Worte zu wählen, dass man ihr nicht böse sein konnte. Es war nicht leicht und so seufzte sie hörbar und war sich sicher, dass Aelia sie verstand. Ehe sie jedoch weitersprach nahm auch Venusia sich die ein oder andere Olive, die schließlich in ihrem Mund verschwand.
"Verwaltungen können wirklich sehr einnehmend sein. Da muss man rechtezitig einen Riegel vorschieben und das unterbinden. Schließlich wollte ich nun brav meine Pflichten als Mutter ausüben."
Hausfra war sie ja eher weniger, hatte sie doch Unterkunft im Reiche Aelias erhalten und konnte sich voll und ganz auf die Versorgung ihrer Kinder konzentrieren. Das war wirklich ein sehr angenehmer Nebeneffekt, der ihr jedoch in diesem Moment nicht wirklich berwusst war.
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