Praefectus Alexandriae et Aegypti

  • Zitat

    Original von Decius Germanicus Corvus
    “Gut. Es scheint, du hättest die richtige Seite gewählt.“
    Die römische Sicht auf die Welt, noch mehr aber die der römischen Soldaten, war recht einfach: Da gab es 'Die' und es gab 'Wir'. So wurde alles in Feinde und Freunde eingeteilt und wer nicht zu den Freunden zählte, der musste ein Feind sein. Für Zwischentöne und Nuancen war da nur wenig Platz.


    “Nein, ich habe auch keinen Grund den Parthern zu trauen. Zum Glück sind sie hier in Aegyptus nicht unsere direkten Nachbarn.
    Was hat dich hierher nach Alexandria verschlagen, Geschäfte?“


    "Was mich hierher gebracht hat? Die Göttin Athene hat recht oft ihre Hand schützend über mich gehalten. Da hatte ich ihr in Indien geschworen, mein Wissen, das ich auf meinen Reisen gewonnen hatte, der ganzen Welt zur Verfügung zu stellen. Sozusagen als Dankopfer. Und hier, in Alexandria, wird das Wissen der Welt gesammelt. Könnte es einen besseren Ort geben, um sein Wissen zu hinterlegen? Ich habe Schriften aus Indien mitgebracht. Und aus einem Reich noch hinter Indien. Ich übersetze sie im Moment, manche kommentiere ich auch. Außerdem unterrichte ich Geographie am Museion. Damit erfülle ich meinen Schwur hoffentlich halbwegs vernünftig."


    Ich war mir nicht sicher, ob der Praefectus weitere Fragen an mich hatte, deshalb stellte ich meine Fragen noch nicht.

  • Corvus hatte nur eine wage Vorstellung davon, wo dieses Land 'Indien' genau lag, geschweige denn, was dahinter war. Natürlich war ihm bekannt, dass regelmäßig Händler aus diesen fernen Ländern bis nach Alexandria kamen. Doch konnte er sich nicht entsinnen, schon einmal einen von ihnen gesehen zu haben. Er wollte aber nicht dumm erscheinen, und darum fragte er lieber nicht nach.


    Stattdessen...
    “Deine Absicht ist bestimmt sehr ehrenhaft und nützlich. Doch was kann ich für dich tun?“

  • "Nun, Praefecte, ich habe in der Ferne auch gelernt, dass es die Aufgabe der Untertanen - oder Bürger, je nach Status der Personen - ist, die Gesetze zu kennen und zu verstehen. Denn, Unwissenheit schützt nicht vor Strafe. Darüber hinaus erfüllen Gesetze aber auch eine Ordnungsaufgabe. Sie regeln die Hierarchien. Und da bin ich aus den Gesetzen Alexandrias und Ägyptens nicht wirklich schlau geworden. Ich habe also da ein paar Fragen, die ich gerne beantwortet hätte. Wenn du gestattest, würde ich sie dir gerne stellen."

  • “Die rechtliche Situation in diesem Land ist auch in der Tat ein wenig verzwickt.“, gab Corvus zu und ärgerte sich im nächsten Augenblick auch schon wieder wegen seiner unbedachten Worte, einem Fremden gegenüber.


    “Ähm... also, welche Fragen hast du?“

  • "Nun, was mich vor allem verwirrt ist folgendes: Alexandria ist, wie ganz Ägypten, Eigentum des Kaisers von Rom, richtig? Die Bürger Alexandrias sind in aller Regel keine Bürger Roms. da sie aber auf dem Land des Kaisers leben, sind sie ihm dennoch Loyalität schuldig. Sie sind also Untertanen - was sie selbst anders sehen. Nun hat der Kaiser ihnen aber die Autonomia gewährt. Andererseits haben sie die äußere Sicherheit und die Rechtsprechung an den Kaiser abgegeben, der diese Verantwortung dem Praefectus, im Moment also dir, anvertraut hat. Jedenfalls glaube ich, die Situation so weit verstanden zu haben." Ich machte eine kleine Pause, um meine erste eigentliche Frage so präzise wie möglich zu formulieren. "Wenn Alexandria autonom ist, dann kann allein die Ekklesia die für Alexandria gültigen Gesetze erlassen. Aber als Land des Kaisers kann eigentlich auch nur der Kaiser Gesetze für Alexandria erlassen. Beides geht aber nicht. Kurz gesagt: Wer hat denn nun die Macht, die Gesetze Alexandrias zu erlassen? Die Ekklesia oder der Kaiser? Und, bitte, ich möchte jetzt nicht die "heile Welt - unabhängige Polis"-Antwort der Alexandriner, sondern die Realität. Ich persönlich bin ja sowieso ein Freund kaiserlicher Herrschaft, aber das soll deine Antwort nicht beeinflussen."

  • “Du musst zwischen dem Land mit seinen Städten und der Stadt Alexandria unterscheiden. Das Land Aegyptus untersteht direkt dem Imperator Caesar Augustus. Ich Vertrete ihn hier als sein Statthalter. Dafür hat er mich mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattet.
    Aber mit der Stadt Alexandria verhält es sich anders, obwohl sie die Hauptstadt der Provinz ist. Sie selbst gehört nicht zu seinen Besitztümern und wenn man es genau nimmt, noch nicht einmal zum Römischen Reich. Doch sie hat sich unter unseren Schutz begeben. Wir sind formal Verbündete und Rom ist die Schutzmacht. Du hast Recht, der Imperator Caesar Augustus wird als eine Art König verehrt und auch wie ein göttliches Wesen, als der wiedergeborene Alexander. So sind die Sitten hier wohl. Mir als Römer sind sie auch eher fremd.
    Die Verwaltung ihrer Stadt obliegt den Alexandrinern allerdings selbst. Sie regeln ihre Angelegenheiten in eigener Verantwortung.
    Doch sind sie so klug, uns Römern weitgehende Rechte zu gewähren und haben bestimmte Aufgaben direkt an uns übertragen. Solche, die wir besser tun, als sie selbst es könnten. Dazu gehört die Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit. Deshalb patrouillieren meine Männer in den Straßen und darum spreche ich manchmal Recht.“

  • Das machte die Sache nun doch etwas verständlicher. Ganz sicher war ich mir aber nicht, ob ich das jetzt verstanden hatte. "Also, nur um das nochmal zusammen zu fassen: Alexandria ist von Rom unabhängig, obwohl der Kaiser als König betrachtet wird? Also ist der Kaiser, sozusagen in Personalunion, Herrscher des römischen Reiches und der Stadt Alexandria? Und du vertrittst ihn damit auch in der Polis Alexandria? Wie ist das dann mit den Gesetzen der Polis? Wer erlässt die? Sollte das nicht die Aufgabe eines Königs sein? Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie man ein solches Konstrukt, das gleichzeitig Demokratie und Königreich ist, juristisch betrachten muss. In einem Königreich herrscht der König, in einer Demokratie die Ekklesia. Oder steht der König zwar Alexandria vor, während die Ekklesia eigentlich herrscht? Hat der König wenigstens ein Veto-Recht? Den Oberbefehl über die Truppen wird er ja haben. Hat er aber auch den Oberbefehl über die Stadtwache?" Hoffentlich ging ich dem Praefectus nicht mit meinen Fragen auf die Nerven, aber als Anhänger von klaren Strukturen war mir dieses Gebilde immer noch rätselhaft.

  • “Nein, nein, dass Koinon regiert die Stadt. Aber ich bin weder Rechtsgelehrter, noch Philosoph. Ich bin Soldat. Und als Römer verstehe ich nicht viel vom Königtum. Wir haben unseren letzten König vor über 600 Jahren davon gejagt. Ob ein König und die Demokratie Gegensätze sind – was weiß ich?! Es ist mir auch egal!
    Ich sehe keine Schwierigkeiten, so lange die Alexandriner sich immer bewusst sind, dass wir Römer es sind, die ihnen ihre Freiheit und Privilegien sichern.
    Worauf willst du hinaus?“


    Germanicus Corvus war augenscheinlich kein Mann, der sich über Staatsrechtslehre den Kopf zerbrach und als Militär wohl gewohnt, zielgerichtet zu denken.

  • Mir hätte eigentlich klar sein sollen, dass der Statthalter besseres zu tun hatte, als seine Zeit mit staatstheoretischen Fragestellungen zu füllen. Vermutlich hatte er den ganzen Tag voller Termine, wie beispielsweise neugierigen Menschen wie mir Fragen zu beantworten. :P


    "Kommen wir erstmal zur wichtigsten Frage: Wenn ich die Gesetze Alexandrias ignoriere und mich ausschließlich an römische Gesetze halte, bin ich dann auf der sicheren Seite?"

  • "Ah, verstehe. Das bedeutet, dass ich mir zuerst die alexandrinischen Gesetze ansehen muss und dann in den römischen Gesetzen nachschlage, was die Gesetze Alexandrias nicht geregelt haben? Dann müsste ich eigentlich eine vollständige Kenntnis der hier gültigen Gesetze haben?"


  • "Gut dann werde ich dies so machen und ein Schreiben aufsetzen.
    Was den Spion angeht: Nein er leugnet nicht und ja er war im Dienst der Stadtwache der ehemalige Strategos hat es bestätigt. Wozu genau werden wir wohl nie wirklich erfahren. Die Alexandriner werden es so oder so kleinreden, schon aus Furcht vor den Konsequenzen. Ich bin allerdings immer noch der Meinung ein Exempel wäre vielleicht nicht verkehrt, aber das liegt in deiner Entscheidung Statthalter, genauso was wir mit dem Römer an sich machen sollen
    ."


    Sim-Off:

    Edit: Wenn ich das sagen darf: Ein Römer in der Stadtwache ist halt sehr "ungewöhnlich", daher weiß ich auch nicht so wirklich was ich mit dem tun soll. Aber gut für Römer ist zum Glück eh Rom bzw. die römische Gerichtsbarkeit zuständig und nicht unbedingt wir^^

  • Zitat

    Original von Decius Germanicus Corvus
    “Gut, tu das. Und wenn du herausfinden kannst was er hier will, dann berichte mir. Es würde mich sehr interessieren.
    Die Flavier haben ein Landhaus außerhalb der Stadt. Aber wird er nur herkommen um es zu bewohnen und das aegyptische Klima zu genießen?“


    In Scipio stieg eine gewisse Freude auf, denn wenn ihm der Statthalter schon einen Auftrag gab herauszufinden was der Senator hier wollte, dann konnte er ganz ruhigen Gewissens seiner angeborenen Neugierde nachgehen:


    "Wie du wünscht Statthalter, aber ich denke der Imperator würde einem Senator kaum ein halbes Jahr die Einreise nach Aegypten erlauben nur um sich auf einem Landsitz auszuruhen. Ich nehme doch stark an das die Flavier noch wesentlich mehr Landhäuser besitzen die auch ein gutes Klima bieten."


    gab Scipio dann noch seine Vermutungen preis

  • Zitat

    Original von Marcus Achilleos
    "Ah, verstehe. Das bedeutet, dass ich mir zuerst die alexandrinischen Gesetze ansehen muss und dann in den römischen Gesetzen nachschlage, was die Gesetze Alexandrias nicht geregelt haben? Dann müsste ich eigentlich eine vollständige Kenntnis der hier gültigen Gesetze haben?"


    “Ja, dass denke ich auch.
    Aber jetzt interessiert mich doch, was genau du eigentlich vor hast, wofür du dich so gewissenhaft mit dem geltenden Recht in Alexandria auskenne musst?“

  • Zitat

    Original von Appius Terentius Cyprianus
    "Gut dann werde ich dies so machen und ein Schreiben aufsetzen.
    Was den Spion angeht: Nein er leugnet nicht und ja er war im Dienst der Stadtwache der ehemalige Strategos hat es bestätigt. Wozu genau werden wir wohl nie wirklich erfahren. Die Alexandriner werden es so oder so kleinreden, schon aus Furcht vor den Konsequenzen. Ich bin allerdings immer noch der Meinung ein Exempel wäre vielleicht nicht verkehrt, aber das liegt in deiner Entscheidung Statthalter, genauso was wir mit dem Römer an sich machen sollen
    ."
    (...)


    “Aber er leugnet doch bestimmt ein Spion zu sein, oder?
    Ein Exempel statuieren, an einem Römer... Wir müssten ihn nach Rom überstellen und eine Anklage vor dem Codex Iuridicalis erwirken. Das kann auch mit einer Niederlage enden und einem empfindlichen Gesichtsverlust für uns beide, ist dir das klar?“

  • Zitat

    Original von Tiberius Prudentius Scipio
    In Scipio stieg eine gewisse Freude auf, denn wenn ihm der Statthalter schon einen Auftrag gab herauszufinden was der Senator hier wollte, dann konnte er ganz ruhigen Gewissens seiner angeborenen Neugierde nachgehen:


    "Wie du wünscht Statthalter, aber ich denke der Imperator würde einem Senator kaum ein halbes Jahr die Einreise nach Aegypten erlauben nur um sich auf einem Landsitz auszuruhen. Ich nehme doch stark an das die Flavier noch wesentlich mehr Landhäuser besitzen die auch ein gutes Klima bieten."


    gab Scipio dann noch seine Vermutungen preis


    “Wer weiß. Manche Senatoren sind exzentrisch, vor allem wenn sie Patrizier sind. Aber seltsam kommt mir das auch vor. Vielleicht erfahren wir mehr wenn der Mann einmal hier ist.“

  • "Einerseits möchte ich mich absichern, dass ich mit meinem Schwert zur Selbstverteidigung unterwegs sein darf. Seit man versucht hat, mich umzubringen, halte ich das für eine gute Idee. Ich will nur sicher sein, dass hier kein Pomerium oder so was Ähnliches existiert. Und zum anderen will ich einen weiteren Paragraphen für das Strafrecht vorschlagen. Ich denke, dass die Ekklesia noch zusätzliche Paragraphen einführen kann, die dann halt nur lokal in Alexandria gelten?"

  • Zitat

    Original von Marcus Achilleos
    "Einerseits möchte ich mich absichern, dass ich mit meinem Schwert zur Selbstverteidigung unterwegs sein darf. Seit man versucht hat, mich umzubringen, halte ich das für eine gute Idee. Ich will nur sicher sein, dass hier kein Pomerium oder so was Ähnliches existiert. Und zum anderen will ich einen weiteren Paragraphen für das Strafrecht vorschlagen. Ich denke, dass die Ekklesia noch zusätzliche Paragraphen einführen kann, die dann halt nur lokal in Alexandria gelten?"


    “Ja natürlich, dass kann sie.
    Aber sag', wer hat versucht dich umzubringen?“

  • "Ein paar Leute in Rhakotis. Einer mit einer Axt und zwei mit Lanzen. Haben mich einen "Römerfreund" genannt und dachten, dass das eine Beleidigung wäre." Ich lachte. "Ich bin ein Freund Roms, mich kann man damit ganz sicher nicht beleidigen! Den mit der Axt habe ich die Beinmuskeln durchtrennt, aber gegen die Lanzenträger hatte ich beinahe den Kürzeren gezogen. Zum Glück kam dann aber schon eine Patrouille der Legion. Geführt von einem... Optio Matrinius, wenn ich mich recht entsinne. Naja, außer einer Verletzung meines linken Arms habe ich keine weiteren Wunden davon getragen. Die ging zwar recht tief, ist aber inzwischen gut verheilt. Die Täter waren wohl Einzeltäter. Kann auch sein, dass ihnen meine Schule ein Dorn im Auge war."

  • “Das tut mir leid zu hören. Rhakotis ist ein ständiges Ärgernis, ein Stadtteil, in dem es immer wieder Unruhen gibt. Dort sammelt sich der Abschaum und das Gesindel der Stadt. Eigentlich sollte man alles dem Erdboden gleich machen und niederbrennen.“

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