Officium des Tresvir Capitalis

  • Zitat

    Orginal von Flaviana Brigantica


    Kaum hatte er seine Ausführungen beschlossen, fing er, was eigentlich keiner weiteren Erklärung bedurfte, wieder an zu pfeifen. Er liebte es, zu pfeifen, selbst wenn andere es nicht liebten. Er war fast so schlecht im Pfeifen wie im Singen. Mittlerweile, einer recht nachdrücklichen Mahnung von Lucius Furianus zufolge, ahtte er siene öffentlichen Auftritte aufgegeben. Doch im Privaten konnte er tun und lassen, was er wollte. Zumindest im Halbprivaten, welches dieses Officium durchaus darstellte, war es durchaus nicht so, dass man sich um die Öffentlichkeit scheren musste, zumindest, wenn man mit seiner Privatsekretärin alleine hier war. Bei der Überlgung konnte man fast schmutzige Gedanken kriegen... aber gut, dass Piso wohl erzogen war.
    So ließ er sie arbeiten. Er ließ das Gekratze der Feder auf dem Pergament in sienen Ohren widerklingen, während er derweil ein paar Pergamente sichtete. Plötzlich jedoch hörte er eine Frage. Mehr beslutigt als verärgert drehte er sich zu Bridhe hin und blickte sie an.
    “Löblich, löblich.“ Sein Lächeln wirkte ein bisschen undurchsichtig, nicht gehässig, aber leicht kurios. “Wie macht man es dann in Hibernien? Werden dort allen Verdächtigen der Kopf abgehackt, dass ihre Leiden verkürzt werden?“ So hielt man es ja in Parthien, wie er gehört hatte. Wie das auf der Nachbarsinsel der britannischen Provinz macht, vermochte er nicht einzuschätzen. Vermutlich auch nicht anders. Er war ja schon gespannt, wie die Antwort lauten würde – und zwar nicht nur als enthologisch interessierter Mann, sondern auch als Anwalt. Denn vielleicht könnte man was komplett Neues lernen. Wer wusste es denn schon? So engstirnig und uneinsichtig war Piso schon nicht. Aber er erwartete sich auch, dass man solch trotzige Ansagen auch mit Argumenten untermauern konnte. Eine Frage des Geschmack klarerweise war dies ja nicht, sondern eine Frage juristischer Dimension.


    [SIZE=7]Kleine Ausbesserung[/SIZE]

  • Kein Wein für Seiana? Oh. Na gut, dann halt nicht, dachte er sich. Wein gespart. So schlecht war das ja auch nicht, nachher hatte er also einen Becher mehr zu trinken. Warum aber befriedigte dieser Gedankengang ihn nicht zur Fülle? Er hatte keine Ahnung, vermutlich hing es damit zusammen, weil ihm Seiana wirklich von Herzen Leid tat, auch wenn er dies aus Loyalität zu Archias bei sich behalten würde. Er konnte sich vorstellen, wie es als Frau war, sitzengelassen zu werden, war es als Mann doch schon so schwierig. Das war wirklich nicht schön gewesen von Archias.
    Und doch, er konnte seine Neugierde nicht zurückhalten, und eben deshalb fragte er sie diese Fragen. Er wollte einfach eine Übersicht über die Faktenlage erhalten, und als die Decima anfing, zu erzählen, stützte er seine hand am Kinn auf und hörte aufmerksam zu. Ein Verlobungsgeschenk also? Komisch, Piso konnte sich nicht erklären, warum Seiana Geld dafür zahlen wollte. Nun, vermutlich, weil sie nicht wollte, dass Archias darin eine Art Kompensation sah für das, was er getan hatte. Und so hatte sie es ihm auch abgekauft.
    Und dann das mit den Broten. Piso runzelte seine Stirn. Das ergab jetzt gar keinen Sinn. Er konnte ihre Argumentation so halbwegs nachvollziehen, aber trotzdem fand er es recht eigenartig.
    “Äh... vielleicht war es ja als eine Art von versöhnlicher Geste gemeint? Vielleicht hat er gar nicht gedacht, dass es bei dir so ankommen würde, und hat gedacht, du würdest dich freuen?“, versuchte er seinen aelischen Freund zu verteidigen. Dann kratzte er sich am Kopf, als er nachdachte.
    “Was den rechtlichen Weg angeht... nun, ich kann dir persönlich nicht sagen, ob du damit weit kommen würdest. Es gibt eine Provision für Beleidigungen, ja. Und es gibt üble Nachrede. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Archias‘ Geste von irgendjemandem als Beleidigung gesehen werden würden. Die Prätoren sind Politiker. Sie beziehen ihren Erfolg daher, weil sie sich mit dem Volk gutstellen, und zwar auch oft durch Brotspenden. Ich denke nicht, dass ein Richter darin etwas Beleidigendes sehen würde. Viel eher wird er es mit Positivem verbinden.“ Er schüttelte den Kopf, und blickte Seiana in die Augen. “Ich verspreche es dir – ich werde mit ihm reden, und dafür sorgen, dass er dich von nun an in Ruhe lassen wird.“

  • Nachdem sie geendet hatte, schwieg Seiana erst mal. Piso ließ sich nicht einfach nur berieseln, sondern hörte ihr tatsächlich zu, das war ersichtlich, aber was er nun von ihren Worten hielt… Seiana hatte nicht realisiert, wie wichtig es ihr war, dass er – jemand – sie verstand, bis sie hier saß, es ihm erzählte und auf seine Reaktion warten musste. Es hätte sonst wer sein können, aber Piso war nun einmal derjenige, zu dem sie ihre Schritte nach diesem Vorfall zuerst gelenkt hatten. Wenn er ihr nun auch noch sinngemäß an Kopf werfen würde, dass sie sich nicht so aufführen sollte, so wie Caius gestern… Sie wich seinem Blick für einen Moment aus und presste die Lippen aufeinander, als die ersten Worte über seine Lippen kamen. Eine versöhnliche Geste. Sicher. Seiana konnte sich für einen Augenblick nur mit Mühe davon abhalten, verächtlich zu schnauben, aber es gelang ihr. Sie schaffte es bei weitem nicht so gut wie normalerweise, ihr Innerstes in sich zu verschließen und eine glatte, höfliche Fassade zur Schau zu stellen, die nichts verriet, aber so sehr ließ sie sich dann doch nicht gehen, schon gar nicht vor einem Mann, den sie letztlich nicht sonderlich gut kannte und der noch dazu der beste Freund ihres ehemaligen Verlobten war. „Das hat er sicher nicht“, antwortete sie nur leise. Nein. Was auch immer Caius im Sinn gehabt mit dieser Aktion, einen Gefallen hatte er ihr damit definitiv nicht tun wollen, davon war sie überzeugt.


    Bei Pisos nächsten Worten sah Seiana schon wieder fort. Er sah keine Chance, zumindest für sie schien das klar zu werden aus dem, was er sagte. Keine Chance auf dem rechtlichen Weg. In diesem Augenblick, in dem er das sagte, fühlte sie sich unglaublich hilflos. Und sie hasste dieses Gefühl. „Politiker sind etwas anderes als Frauen. Frauen müssen sich nicht mit dem Volk gut stellen, Frauen brauchen nicht die Unterstützung der breiten Masse, schon gar nicht Frauen von meinem Stand! Es sind völlig andere Dinge, auf die sie achten müssen, und es ist ein weit kleinerer Kreis von Menschen, dessen Meinung es positiv zu beeinflussen gilt, um gesellschaftlich nicht unterzugehen. Eine alleinstehende Frau in meinem Alter, die erst vor kurzem…“ Seiana kämpfte mit sich, aber es gab keinen Weg, das freundlicher zu formulieren. „…sitzen gelassen wurde von ihrem Verlobten, weil er ihr eine andere, jüngere vorzieht, wenn eine solche Frau zu solchen Methoden greift, dann… ist das nur erbärmlich! Was für einen Politiker ein gutes Mittel sein mag, um sich beliebt zu machen beim Pöbel, kann für eine Frau gesellschaftlichen Ruin bedeuten. Oder was würdest du von einer Frau denken, über die du solche Geschichten hörst?“ Dass sie es nötig hatte. Das würde er wohl denken. Und eine Frau, von der man dachte, dass sie es nötig hatte, sank wie von selbst in der Achtung anderer. Seiana presste erneut die Lippen aufeinander, lehnte sich zurück und atmete einmal tief durch. Sie zwang sich dazu, sich wieder zu beruhigen. Es brachte nichts. Was wusste ein Mann denn schon von den Problemen, denen eine Frau sich gegenüber sah? Männer erwarteten immer, dass Frauen Verständnis für sie und ihre Probleme hatten, aber umgekehrt gab es nur wenige, die tatsächlich nachvollziehen konnten, welche Probleme Frauen hatten. Die perfekte römische Matrona… war nahezu unmöglich zu verkörpern. Aber darüber dachten Männer selten nach. Und wie Piso so richtig gesagt hatte, wenn auch indirekt: es waren Männer, die zu Gericht saßen. Männer und Politiker. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie Verständnis dafür haben würden, warum für eine Frau schlimm war, was für einen Politiker etwas Gutes bedeutete, war verschwindend gering. Und diese Erkenntnis ließ Seiana noch hilfloser zurück. Erst bei Pisos letzten Worten sah sie wieder auf. Er würde mit Caius reden… Wenn er das tat, und wenn er tatsächlich Erfolg haben würde, dann stand sie in seiner Schuld. „Danke, Piso.“

  • Piso fuhr sich mit der Hand, ein wenig gedankenabwesend, ans Kinn, und begann es zu knubbeln. Natürlich würde ihm das nichts bringen, aber wenigstens sah es halbwegs nachdenklich aus, verdeutlichte, dass er sich Gedanken machte. Vor allem um Archias. Seiana beteuerte zwar, dass er dies sicher nicht als nette Geste gemeint hatte. Und trotzdem, Piso war innerlich nicht wirklich überzeugt. Archias hatte hie und da enorm verrückte und zudem leicht abstruse Ideen, die auch verletzen konnten dann und wann – wie er es später noch erfahren würde, wenn Archias ihm erzählen würde, er hätte ohne ihn geheiratet.
    So blieb er regungslos, nachdem sie gesprochen hatte, verdeutlichte seine Gefühle nicht durch irgendeine Regung, egal ob negativ der positiv. Er blickte nur weiterhin auf Seiana, als diese begann, ihm ihren Blick der Dinge klar zu machen. Dass Politiker was anderes als Frauen waren, war ihm schon klar, sonst hätte er nicht gesagt, was er eben gesagt hatte. Er verstand ihren Standpunkt ja, aber er hatte keine Ahnung, ob ein Prätor es verstehen würde. Er dachte kurz an den Mann, der in ein paar Tagen zum Praetor Urbanus ernannt werden würde. Annaeus Modestus. Modestus hatte auf ihn einen guten Eindruck gemacht, es war ein angenehmer Zeitgenosse mit einem sehr scharfen Verstand. Nur, würde er Seiana verstehen? Piso wusste es nicht. Zwar war sie natürlich, was Juristerei anging, bei ihrem Onkel Mattiacus in guten Händen. Vielleicht würde er das Gesetz angemessen verdrehen können? Doch Beleidigung war für Piso eher, wenn man jemandem direkt etwas ins Gesicht sagte. Und üble Nachrede, nein.
    Er bemerkte eben erst jetzt, dass er unwillkürlich nicht mehr in Seianas Augen geblickt hatte, sondern seinen Blick sinken lassen hatte bei seinen Gedanken. Hastig blickte er wieder auf. “Was ich denken würde? Hmm, möglicherweise das selbe wie das, was du mir gesagt hast. Möglicherweise aber auch nur reine Wohltätigkeit gegenüber den Armen. Und, genau! Hat dein Onkel Livianus nicht als Consul kandidiert? Das ist es. Ich denke, am Ehesten hätte ich gedacht, dass du damit den guten Namen deiner Gens ausbauen wolltest, um damit Decimus Livianus zu helfen!“ Er hatte seine Stimme erhoben, als ihm der Gedanke gekommen war, nun ließ er sie wieder sinken. “Als Politiker zumindest. Als Politiker hätte ich das gedacht.“ Je mehr er darüber nachdachte, desto hoffnungsloser kam ihm ihr Fall vor, zumindest vor Gericht.
    Als er ihr sein Versprechen gegeben hatte, bedankte sie sich. Nicht nur das, sie verwendete auch seinen Cognomen. Piso lächelte leicht. “Gern. Gerne, Seiana.“ Natürlich würde er es nicht als seinen Lohn sehen, sie wieder lächeln zu sehen. Vielmehr wusch, wie immer in Rom, eine Hand die andere... doch Seiana musste von seinen Plänen nichts wissen.
    “Ich schätze, das war nun alles?“, machte er klar, dass er noch recht viel Arbeit hatte. Er musste noch zwei Berichte schreiben, und zwar schleunigst.




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  • Inspektion der Kerker der Cohortes Urbanae, Aprilis DCCCLX A.U.C.


    Durchgeführt von Tresvir Capitalis A Flavius Piso; Führung durch Tribunus M Decimus Mattiacus


    Die Kerkerführung setzte sich zusammen aus einem vorangehenden Gespräch über die Situation des Kerkers im Allgemeinen und erst danach der eigentlichen Kerkerführung. Die Zellen waren zu ungefähr zwei Drittel gefüllt, und zwar waren die Insassen fast ausschließlich Vagabunden, Randalierer und sonstige Kleinkriminelle, die mittels Exekutivmacht gemäß den 12 Tafeln und der Lex Aquilia festgehalten und abgestraft wurden. Trotz des Umstandes, dass die Verbrecher hier nicht lange leben, fiel die Sauberkeit der Zellen und die Absicherung des Kerkers sehr positiv auf.
    Die meisten Verbrecher bleiben höchstens 2 oder 3 Tage bei den Cohortes Urbanae, wenn sie länger bleiben, liegt dies daran, weil ihre Verwandten nicht zahlen können für sie. In jenem Fall werden die Gefangenen ausreichend verpflegt und sorgfältig überwacht, sodass Ausbrüche unmöglich werden.
    Obwohl der Kerker gut besetzt war, war er nicht überfüllt, und die Zellen machten einen guten, stabilen und hygienischen Eindruck. Alles in allem ist nichts Negatives über die Kerker der Cohortes Urbanae zu berichten.


    Inspektion der Kerker der Vigiles, Martis DCCCLX A.U.C.


    Durchgeführt von Tresvir Capitalis A Flavius Piso; Führung durch Centurio L Eprius Seleucus


    Die Inspektion der Kerker der Vigiles fand statt zu einem Zeitpunkt, wo nur ein Centurio als Ansprechpartner zu erreichen war, wiewohl jener imstande war, die nötigen Informationen akkurat und zuverlässig zu geben. Die Insassen des Kerkers der Vigiles beinhaltet eine breit gestreute Auswahl – zum einen gibt es dort Kleinverbrecher, die ein paar Tage einsitzen, zum anderen auch Gefangene, denen sehr schwere Verbrechen vorgeworfen werden. Diejenigen, die Schwerverbrechen bezichtigt werden, sitzen bis zu 3 Monate ein, bis das Verfahren beginnen kann. Jedoch ist ausreichend für das Befinden der Gefangenen in den Kerkern gesorgt. Eine innovative Freizeitgestaltung ermöglicht es den Gefangenen, Bewegung zu erhalten und sinnvolle Arbeit zu vollbringen.
    Die Zellen sind zufriedenstellend hygienisch, jedoch sind manche mit Schmierereien überzogen, welche aber nicht auf das Verschulden der Vigiles zurückzuführen sind. Das Kerkerpersonal erscheint kompetent und diszipliniert.
    Allerdings scheinen die Vigiles an sehr starkem Personalmangel zu leiden. Der Umstand, dass der Präfekt nicht anwesend war, hatte die Vigiles, die derzeit kaum Tribune und keinen Subpräfekten haben, führungslos hinterlassen. Es ist unbedingt von Nöten, dass das Personal aufgestockt wird, sodass die gute Qualität der Kerker der Vigiles auch weiterhin gewährleistet bleibt.


    Er schaute sich die beiden Briefe an, die er nun in seiner Hand hielt. Er hatte sie gerade Bridhe diktiert, und sie sahen tadellos aus. Ja, er könnte sie abschicken, was er auch gleich tun würde. Zuerst noch musste er etwas dazuschreiben, dann ging es los.

  • Nachdem sie geendet hatte, schwieg Seiana, wartete – im Grunde darauf, dass Piso nun sagen würde, dass er das Ganze für lächerlich hielt. So wie Caius es für lächerlich gehalten hatte, dass sie für die Taberna hatte bezahlen wollen. Wenn sie nicht gewesen wäre, oder sie von Anfang an nicht gewollt hätte, hätte er den Betrieb ja auch nicht einfach so verschenkt! Und was war so… so unverständlich daran, dass sie ihm nichts schuldig sein wollte? Nicht in dieser Größenordnung? Sie wollte das nicht, sie wollte nicht eines Tages da stehen und Caius in ihrem Atrium haben, wie er einen Gefallen von ihr wollte, und sie konnte sich nicht weigern, weil er ihr diese Taberna geschenkt hatte! Natürlich war dies das Spiel Roms, das wusste sie – dieses Geflecht aus schuldigen Gefallen trieb das System doch letztlich an, zumindest teils. Aber ihm wollte sie keinen Gefallen schuldig sein. Sollte es Caius je einfallen, wegen irgendetwas zu ihr zu kommen, dann wollte sie frei sein in ihrer Entscheidung, und sich nicht gezwungen fühlen, weil sie ihm etwas schuldig war.


    Als Piso dann anfing zu reden, überraschte er sie in zweierlei Hinsicht. Zum einen stempelte er ihre Worte, ihre Einstellung nicht als gänzlich lächerlich ab. Zum anderen warf er eine Betrachtungsweise auf, die ihr bisher völlig entgangen war – und die, gerade weil sie durchaus logisch klang, ihr keineswegs gefiel. Die Aussicht auf Erfolg, Caius auf rechtlichem Weg einen Dämpfer zu verpassen, schien immer unwahrscheinlicher zu werden. Und so antwortete sie auch nichts auf seine Worte. Was hätte sie schon sagen sollen? Es brachte nichts, weiter darüber zu diskutieren, wie sie die Sache sah. Sie hatte ihren Standpunkt klar gemacht. Und wenn Piso mit Caius sprach und dadurch vielleicht etwas bewirken konnte, dann hatte sie doch letztlich auch ihr Ziel erreicht – wenn auch nicht so, wie sie ursprünglich geplant hatte, als sie hierher gekommen war. In einer für sie so untypischen Kurzschlusshandlung… Seiana hätte am liebsten ihr Gesicht in ihren Händen vergraben. Aber was machte es schon, sich vor einem einzigen Mann eine Blöße zu geben – auch wenn dieser Mann der beste Freund desjenigen war, der der Grund für die Kurzschlusshandlung gewesen war –, wenn sie dadurch verhindern konnte, sich vor weit mehr Menschen eine Blöße zu geben? Sie erwiderte sein Lächeln nicht, sondern nickte nur müde, als er auf ihren Dank antwortete. Ihr war genauso klar wie ihm, dass er kein Wohltäter war. Dass er irgendwann zu ihr kommen würde, sofern es etwas gab, was sie für ihn tun konnte. Dass sie letztlich nur den Gefallen, den sie Caius geschuldet hatte, eingetauscht hatte gegen einen, den sie nun Piso schuldete. Sie schloss für einen Augenblick die Lider. Als sie ihn dann wieder ansah, zwang sie sich doch zu einem wenigstens vagen, oberflächlichen Lächeln. „Das war alles, ja. Ich danke dir für die Zeit, die du dir genommen hast. Vale, und einen schönen Tag noch.“ Mit diesen Worten erhob sie sich und verließ den Raum.

  • Also! Es ging doch! Ein Lächeln zeigte sich bei Seiana. Zumindest dies hatte er erreicht. Er lächelte freundlich zurück. “Bitte, habe ich gern getan. Und danke, dir auch. Ich werde mich bei dir melden, wenn ich Neuigkeiten habe. Vale.“ Er betrachtete Seiana dabei, wie sie den Raum verließ. Sie hatte durchaus eine gute Portion von Anmut und Eleganz, und alleine dies veranlasste Piso zu einem weiteren Lächeln, als er ihr hinterblickte. Als dann die Türe zuging, blickte er wieder auf seinen Tisch. Seiana war eine bemerkenswert schöne Frau. Er konnte ihre Verzweiflung kaum nachvollziehen. Sicherlich würden sich die Leute auf sie stürzen, wenn sie jetzt wieder zu haben war. Bessere Partien gar noch als Archias, verdientere Ritter, Senatoren gar. Auf jeden Fall musste sie sich da keine Gedanken machen. Piso hingegen... tja. Er konnte aus eigener Erfahrung sagen, wie übel es war, auf eine Person fixiert zu sein und aus der Masche nicht rauszukommen. Seiana stand nun alles offen. Wenn er sie wäre, würde er sich doch einfach auf einen Stuhl setzen und warten, bis die Verehrer auf Knien herangekrochen kämen! Frauen konnten das machen. Bei Männern war das nur so, wenn sie ihren Reichtum ostentibel zur Schau stellten. Zumindest dachte Piso dies. Er hob seine Hände. Sie waren bestückt mit den Ringen, die er damals mit Prisca gekauft hatte. Er seufzte, und ließ sie wieder sinken.
    Eine Weile saß er nur da, ins Leere starrend. Dann begann er, sich in Bewegung zu setzen. Er zitierte ein paar Sklaven herbei, denen er anwies, seine persönlichen Sachen, die er im Officium ließ, einzpacken. Viel war es nicht. Drei Blumen in Töpfen. Eine Pfauenfeder, die er zum Schreiben verwendete. Ein paar Tintenfässer. Ein paar Wachstafeln. Ein paar Schriftrollen. Ein Wasserschlauch. Mehr war da nicht.
    Es wurde in eine kleine, vom Zusammenbrechen akut bedrohte Kiste gesteckt. Ein Sklave versicherte ihm, er würde es zur Villa Flavia bringen. Tatsächlich würde Piso seine Sachen nie wieder sehen, aber innerlich störte ihn das nicht. Er war kein armer Stümper mehr, der sein ganzes Geld verschleudert hatte. Er hatte nun genug Reichtum, um sich hunderte von solchen Kisten zu kaufen. Nur um die Pfauenfeder würde es ihm Leid tun, doch schon 2 Tage später würde er eine Neue, noch Schönere kaufen.
    Und am Ende des Arbeitstages verließ er auch sein Officium. Zum letzten Mal blickte er sich noch um, bevor er hinausging und die Tür hinter sich zumachte.




  • Gleich nach ihrer trotzigen Antwort hatte sie ihre Arbeit wieder aufgenommen und stellte die erste der beiden Kopien fertig. Es dauerte gar nicht lange, bis sie Piso aus der Reserve gelockt hatte. Er unterbrach sein grässliches Pfeifen. Sein Lächeln konnte sie noch nicht recht deuten. Dazu kannte sie ihn einfach zu wenig. Seine blasierten Bemerkungen, die er aber machte, waren eine Herausforderung für sie. Ganz bestimmt würde sie das nicht so stehen lassen können, auch wenn es sie ihren Job kosten sollte. So viel Stolz besaß sie noch.
    "Wie kommst du denn darauf? Bei uns werden nur solche schlimmen Strafen verhängt, wenn die Schuld eines Verdächtigen auch tatsächlich erwiesen ist. Und wenn jemand eines Verbrechens beschuldigt wird, dann wird diese Sache recht schnell dem Obersten unseres Dorfes oder einem Druiden vorgetragen, der dann auch noch andere Stimmen dazu hört und danach ein Urteil fällt."
    So in etwa war es. Bridhe war allerdings in ihrem Leben niemals mit den Gesetzen ihres Volkes in Konflikt geraten. Und wenn sie länger darüber nachdachte, war es in ihrem Dorf meistens sehr still und friedlich gewesen. Nur gelegentlich kam es zu Streitereien zwischen zwei Parteien, nur selten gab es Diebstähle. Zwar hatte Bridhe schon davon gehört, dass man Mörder oder Diebe im Moor versenkt hatte. Doch das war fernab von ihrem Dorf geschehen.

  • Er hörte ihr zu, ließ sie ausreden. Nichtsdestotrotz hob er seine rechte Augenbraue, als sie redete. Nachdem sie geschlossen hatte, senkte sich diese wieder, und er lächelte sie an, wie ein Erwachsener ein Kind anlächelt, das behauptet hatte, es hätte einen sprechenden Hasen getroffen.
    “Nun, es ist an jedem Volk, seine eigene Rechtssprechung zu haben. Wenn die Hibernier sich entschieden haben, alle Prinzipien des fairen Beweisrechts über Bord zu werfen, um schnelle, vielleicht falsche Entscheidungen zu fällen, dann sei ihnen diese Entscheidung unvorbenommen.“
    Er beugte sich über ihren Schreibtisch, soweit es von seinem Stuhl aus ging. “Nanu? Warum schreibst du denn nicht mehr? Tinte ausgegangen? Hier.“ Demonstrativ setzte er ein zweites Tintenfass neben ihr erstes, welches im Übrigen, sowie Piso das sah, noch genug Tinte beinhaltete. Aber er wollte sie halt dazu wieder animieren, weiterzuschreiben.


    Sim-Off:

    Ich komme mir vor wie ein Hausbesetzer. Wenn wir 10 Jahre hier weiter im Thread bleiben, haben wir uns diesen Raum-Thread offiziell ersessen. :D

  • Die Verlockung war sehr groß, noch etwas auf Pisos Bemerkung zu erwidern. Doch sie zügelte sich selbst. Noch eine weitere trotzige Bemerkung konnte sie nun wirklich die Stellung kosten. Ganz zu schweigen von ihrer eigentlichen Aufgabe, die auf der Strecke blieb. Um dem Vorzubeugen, reichte Piso ihr ein weiteres Tintenfass, dem ihre Untätigkeit auch schon aufgefallen war. Durch seine bissige Bemerkung hatte er es geschafft, sie verlegen zu machen.
    "Ich äh.. ich, nein danke, ja sofort." Ihre Wangen färbten sich vor Scham rot. Schnell machte sie sich daran, auch noch die zweite Kopie des Schreibens fertigzustellen. Für den Rest des Tages sparte sie sich jeden Kommentar und kam ihrer Arbeit gewissenhaft nach.


    Sim-Off:

    Lass uns einfach umziehen, wenn du dein Gewissen erleichtern möchtest. :D

  • Sim-Off:

    Alles klar.


    Jawohl, Piso konnte es ihr ansehen, dass sie sich nur mit Mühe einen weiteren bissigen Kommentar verkniff, der wohl dazu geführt hätte, dass Piso nicht weiter – wohl ein wenig kindisch – herumgewitzelt, sondern sie achtkant herausgeworfen hätte aus diesem officium. Es war gut für sie, dass sie wusste, wo die Grenzen waren, auch wenn diese bei Piso etwas weniger eng waren als bei einem Furianus, nur so zum Beispiel. Wieso flösste ihm der schiere Name noch immer etwas mehr Respekt als notwendig ein? Er wusste es nicht, nur Furianus hatte bei ihm bei den Gelegenheiten, wo sie sich getroffen hatten – und das kam überraschend selten vor, wenn man in Betracht nahm, dass beide im selben Haus lebten – einen ordentlichen Eindruck hinterlassen. Nein, das war kein Mann, mit dem leicht Kirschen essen war.
    Er schob den Gedanken weg, betrachtete sie zufrieden dabei, wie sie die Kopien fertig stellte, diktierte ihr noch ein paar Briefe, und ließ es dann für heute gut sein. Gemeinsam verließen Piso und Bridhe das Officium. Bald schon war auch ihr letzter Tag gekommen – jener verhängnisvolle Tag, an dem Piso seine Pfauenfeder verlor. Doch auch nachher würde Piso das Dienstverhältnis weiterlaufen lassen, hatte er sich bislang doch nicht beklagen können.

  • Immer noch euphorisch über sein Wahlergebnis und davon, sein Wunschamt bekommen zu haben – und das trotz allen Gegenwinds im Senat, der ihm da ins Gesicht gepfiffen war –, betrat Aquila nach seiner Amtseinsetzung das Officium der Tresviri capitales. Das würde nun also für das kommende Jahr sein Reich sein... naja, gemeinsam mit den beiden anderen Hanseln, die seine Amtskollegen sein würden. Aquila ging in das aktuell leere Büro hinein und ließ sich erst mal in einen der Stühle fallen, lümmelte sich hinein und genoss es einfach erst mal, hier zu sein. Als offiziell gewählter und eingesetzter Magistrat Roms. Sein erster Schritt im Cursus honorum, den er noch dazu mit einem Knall gemacht hatte. Der erste Schritt auf dem Weg, der ihn eines Tages zum Legaten machen sollte...
    „So“, machte er dann und sah grinsend zu Celeste, die nach ihm eingetreten war. „Da wären wir. Ich glaub erst mal... gewöhn ich mich ein bisschen an das Officium...“ Sein Grinsen wurde noch ein ganzes Stück breiter, bevor er sich etwas gerader hinsetzte. „Und dann sollt ich wohl erst mal die Berichte und Akten meiner Vorgänger durchschauen...“

  • Es war schon ganz nett hier. Mit staunenden Augen war sie hinter Aquila hergelaufen. Ziemlich zielstrebig hatte er seinen Weg eingeschlagen und war dann tatsächlich in seinem Officium angekommen. Es gehörte ihnen nicht allein, aber das würde schon passen. Allerdings ließ das Verhalten ihres...ja...was war er eigentlich? Arbeitgeber war er nicht, ihr Schützling ja auch nicht. Hmm...Vielleicht würde ihr da noch irgendeine Bezeichnung einfallen. Also...der Aufpasserin in ihr widerstrebte seine Haltung und dies führte dazu, dass sie eine Augenbraue nach oben zog und tief sowie hörbar durchatmete.
    "Ich glaube, das ist kein schlechtes Vorhaben."
    Als er sich gerader setzte, ging sie hinter ihm vorbei, nahm ihren Griffel und piekste ihm damit in die Seite. So würde er hier nicht herumsitzen, denn jetzt saß er gerade. Jedenfalls nicht wenn sie in der Nähe war. Da war eine ordentliche Haltung angesagt. Schnell verließ sie seine Reichweite um eventuellen Racheakte zu entkommen. Kurz kicherte sie bis sie dann wieder eine geschäftsmäßige Miene aufsetzte und ihre Tabula zückte.
    "Soll ich dir beim Durchsehen vielleicht helfen und irgendwelche Besonderheiten zur Seite legen?"
    So konnte sie wenigstens etwas tun.

  • Aquila zuckte deutlich zusammen, als Celeste irgendetwas in seine Seite stach. „He, was...“ kam über seine Lippen, während sein Körper unwillkürlich in eine angespannte – und aufrechte – Position schnellte. „Gönn mir doch den Moment“, grinste er flüchtig, als er ihr Kichern hörte, verzichtete aber wohlweislich darauf, sich wieder in den Stuhl zu fläzen. Machte sich vermutlich auch nicht gut, wenn einer seiner Kollegen reinkommen würde. Oder ein Bürger, der irgendwas... irgendwen denunzieren wollte. „Eh, ja. Alles was noch offen ist aus der vorigen Amtszeit. Mit meinen Kollegen muss ich noch absprechen, was für ne Aufteilung wir machen, ob wir einfach die von unseren Vorgängern übernehmen oder ob einer von denen was anderes will... von einem hab ich schon gehört, dass sein Verwandter gerade zum Praetor gewählt wurde und der gerne hauptsächlich dem zuarbeiten würde. Aber ne Auflistung der offenen Sachen brauchen wir eh. Und wann die jeweils letzten Inspektionen waren... ach was, nicht nur wann, einfach den kompletten Bericht rausziehen.“ Dann konnte er nicht nur sagen, was als erstes wieder anstand, sondern auch was beim letzten Mal beanstandet worden war und worauf er zu achten hatte. Aquila sprang vom Stuhl hoch und ging zu dem Regal, wo die vermutlich – hoffentlich – jüngsten Fälle der vergangenen Amtszeit gelagert waren. „Und ich les mich erst mal allgemein ein...“ brummte er, offenkundig wenig begeistert davon.

  • Eine Auflistung also. Celeste zog eine Augenbraue nach oben, begutachtete die Regale und seufzte. Die Ordnung seiner Vorgänger war nicht ihre und sie fand es etwas chaotisch. Irgendwann hatte sie sich jedoch eingefunden. Die offenen Fälle. Ein paar waren es tatsächlich. Sie nahm die Unterlagen und stapelte sie auf dem Tischchen neben dem Regal. Da war ein Nachbar, der seinen Nachbarn als Salinatorsympathisant betitelte. Passenderweise bezichtigte eben dieser Salinatorsympathisant den Ankläger als Christ.
    "Das ist ja witzig. Hier können sich scheinbar zwei Nachbarn nicht leiden. Da schimpft der eine Hase den anderen Langohr."
    Sie fand sogar noch weitere Sachen dieser beiden Streithähne.
    "Mit denen wirst du wohl deinen Spaß haben."
    Die Scriba legte die Unterlagen sogar auf einen Haufen. Dann fand sie ein paar andere Sachen, die ebenfalls in das Aufgabengebiet Aquilas fallen könnte.
    "Hier sind noch einige Prozesszahlungen einzutreiben. Da gibt es einige Säumige."
    Das legte sie auf einen Stapel daneben. Das war ja etwas anderes Gebiet. Aber interessant wer da alles so auf der Liste stand. Dann kam der nächste Punkt. Es gab Papyri und Tabulae mit Gefangenen, die ein baldiges Ende finden sollten. Als sie das las wurde sie sogar etwas blass um die Nase und musste sich setzen. Erst jetzt bemerkte sie so richtig, dass sie gar keine richtige Ahnung davon hatte was sie hier alles zu machen hatte oder vielmehr zu begleiten. Dies ermahnte sie dazu noch vorsichtiger ihrer anderen Beschäftigung nachzugehen als sie es bisher tat. Auf solch einer Liste wollte sie unter gar keinen Umständen auftauchen. Ohne weiter drauf einzugehen, fand das auch einen Platz.
    "Ihr scheint einiges zu tun zu haben. Das solltest ihr euch wirklich gut aufteilen. Langeweile wird es wohl nicht geben."
    Fleißig sortierte sie weiter was abgeschlossen aussah oder auf einen ihrer Stapel gehörte.

  • Unterlagen um Unterlagen später guckte Aquila hoch, als Celeste was erzählte von wegen witzig. Witzig, das konnte er gerade gut gebrauchen... aber so ganz witzig war das dann doch nicht, jedenfalls nicht wenn er bedachte, dass er da womöglich schlichten musste. Aber immer noch besser als den ganzen Kram hier zu lesen.
    „Na hoffentlich tauchen die hier nicht auf... nicht wenn ich grad da bin“, brummte er trotzdem, nachdem er einen Blick drauf geworfen hatte. Der Stapel mit den offenen Beschwerdefällen ging aber sogar halbwegs, fand er.
    „Prozesszahlungen? Ach, das soll der mit dem Praetor als Verwandten machen. Naja, die meisten jedenfalls.“ Wenn der eh schon danach gekräht hatte, sich hauptsächlich um so was kümmern zu wollen, konnte den langweiligen Part da gleich mitübernehmen.


    „Also...“ machte er dann, als sie halbwegs durch waren.
    „Mit den anderen beiden sprech ich mich ab, wer wann hier ist, damit im Officium ständig jemand ist. In der letzten Amtszeit“, Aquila zog eine Tabula hervor,
    „war das offenbar nicht so, da gab's ein paar Beschwerden von Bürgern offenbar, weil die hier nur nen Scriba oder so angetroffen haben, weil alle drei unterwegs waren. Und wegen der Nachtwachen und so sollte ich mich mit denen auch noch absprechen.“ So was war viel zu teuer, als das doppelt und dreifach zu machen. „Am wichtigsten wär, wenn du vor allem bei den Inspektionen und den Hinrichtungen mitkommst und alles mitschreibst, was da alles so anfällt. Und wenn's mal irgendwelcher Sachen weitere Ermittlungen braucht, kann ich deine Hilfe sicher auch gut gebrauchen. Ehm, was noch...“ Aquila zuckte die Achseln, als ihm nicht mehr so wirklich was einfiel. „Naja, bei dem allgemeinen Kram hier nehm ich auch gern Unterstützung an, aber da kommt's halt drauf an, wie viel Zeit du übrig hast“, grinste er sie an, wohl wissend, dass das hier nicht gerade das Spannendste war.

  • Schmunzelnd blickte sie über den Rand einer Tafel. "Vielleicht solltest du dafür ein Opfer darbringen damit sie dich nicht heimsuchen." Leise kicherte sie vor sich hin. Womöglich waren das auch noch dicke fettwanstige Römer, die kaum laufen konnten und deren ganzer Lebensinhalt in diesen Streitereien steckte und der schlanke und noch jugendliche Decimus dazwischen. Sie kam nicht umhin weiter leise vor sich hin zu kichern während ihr diese Bilder im Geiste herumspukten. "Du pickst dir schon ein wenig die Rosinen heraus, mein Lieber." Er verteilte schon recht fleißig die einzelnen aufgaben an andere, die noch gar nicht da waren.


    "Sag mir Bescheid wann deine Zeiten hier im Büro sind dann werde ich auch anwesend sein und dir zur Hand gehen. Die Bürger kann man natürlich verstehen wenn sie das nicht gut fanden. Vielleicht waren deine Vorgänger aber auch vor den beiden anderen Streithähnen auf der Flucht. Verübeln kann man es ihnen nicht. "
    Die weiteren Aufträge ließen sie dann doch ein wenig blass um die Nase werden. Hinrichtungen und Inspektionen. Sie wusste schon was er für Aufgaben haben würde, es aber jetzt noch mal zu hören und es so bald auch tun zu müssen war etwas ganz anderes. "Ja, natürlich. Ich werde alles mitschreiben." Die Keltin wollte sich gar nicht ausmalen was das für sie zu bedeuten hatte. Ob sie danach jemals wieder irgendetwas tun könnte, das nicht nach dem Gesetz war? Erstaunlicherweise war die Antwort sehr schnell: Ja. Es machte ihr einfach zu viel Spaß und es bit den Nervenkitzel, den sie benötigte. "Meine Zeit richtet sich nach dem Geldbeutel deiner Familie. Wenn sie mir alle Überstunden bezahlen, habe ich eine Menge Zeit. Nur Nachts könnte es sein, das ich hin uns wieder auch gern mal schlafen möchte. Ansonsten bin ich für dich immer verfügbar. Wegen der Ermittlungen. Da helfe ich dir natürlich auch gern. Ich kenne mich ein wenig aus."
    Inzwischen hatte sie sich auch schon wieder gut in Roma eingefunden.
    "Oh..ah...da habe ich ja noch etwas Interessantes gefunden. Amheblich ist hier einer wohl zu früh aus dieser Welt geschieden. Ich habe sie hir ganz unten in dem Regal gefunden. Es ist auch schon ein älterer Fall. Da wollte sich wohl keiner so recht drum kümmern."
    Celeste ließ die Tabula in Fingern ein wenig hin und her wippen. Ob sie wohl damit ein wenig Interesse geweckt hatte?

  • „Oh ja, Opfer, das ist eine gute Idee“, stimmte Aquila zu, und warf seiner Scriba gleich darauf einen halb verschmitzten, halb empörten Blick zu. „Na was soll ich machen? Der hat nach der Wahl selbst gesagt, dass er mit seinem Verwandten zusammenarbeiten will. Und so geschniegelt wie der aussieht, will der sich bloß die Hände nicht schmutzig machen, rumlaufen müssen, Carcer inspizieren, so was... das ist nen fauler Sack, der lieber im Gerichtssaal sitzen will. Und wahrscheinlich die Hoffnung hat, über seinen Verwandten und die Arbeit in der Justiz ein paar wichtige Leute kennen lernen zu können. Da kann er dann auch die öden Sachen übernehmen, die dazu gehören...“ Aquila lehnte sich wieder etwas bequemer zurück und ließ seinen Blick durch das Officium schweifen, völlig ignorant gegenüber der Tatsache, dass Celeste die nächsten Aufgaben etwas weniger zu gefallen schienen. „Och, nachts schlafen? Was für eine Verschwendung, da gibts viel bessere Dinge zu tun...“ grinste er frech und ein wenig anzüglich. Geld war nicht wirklich ein Thema für ihn, und er war davon überzeugt, dass seine Familie Celeste so bezahlte, wie er sie halt brauchte, weswegen er darauf gar nicht erst einging. „Die Tresviri capitales sind auch für die Sicherheit auf den Straßen verantwortlich. Da wollt ich noch mit den andern beiden reden, wie's bei denen aussieht mit Veteranen-Klienten, die man günstig anheuern könnte... Und dann“, er sprang von dem Stuhl auf, ging zu einem der Regale, bei dem er vorhin gewesen war, und wühlte herum, bevor er triumphierend eine Tafel hervorzog und damit herum wedelte, „müssen wir einen Plan aufstellen, wo die am besten rumlaufen. In den wichtigen Gegenden Präsenz zeigen. Aber, um auf deinen Punkt zurückzukommen: ich denk ich werd da schon auch mal mitlaufen, aber da werd ich deine Hilfe wohl nicht brauchen. Aber... ich könnte dich danach dann besuchen“, grinste er sie verschmitzt an. „Carpe noctem.“ Immer noch grinsend ging er zu ihr, als es nun an ihr war mit einer Tabula zu wedeln. „Um was gehts denn?“

  • Es fiel der Keltin sehr schwer ernst zu bleiben während Aquila begann sich zu verteidigen. Wie einfach es war ihn aus der Reserve zu locken. Eigentlich sogar ganz niedlich. Wobei er es faustdick hinter den Ohren hatte, wie sie nur wenige Sätze später feststellen musste. Sie dachte an die Nachtschichten für den Griechen und er an was anderes und wenn sie sein Grinsen richtig interpretierte sogar ganz eindeutig an andere Dinge. "Wie wir vor einigen Tagen festgestellt hatten, bin ich älter als du. Ich brauche halt meinen Schönheitsschlaf. Das kommt jedenfalls nicht von allein." Sie deutete auf ihre Gesicht. Eigentlich war es ein Wunder, dass sie noch keine tiefen Falten hatte bei ihren Nachtschichten und Erlebnissen. Aber ihre Mutter hatte noch sehr jung ausgesehen ehe sie krank geworden war. Vielleicht hatte sie auch einfach eine gute Veranlagung. "Im Gegensatz zu dir kann ich nicht mehr nächtelang um die Häuser ziehen und die Tavernen unsicher machen." Früher hatte sie das tatsächlich ja mal gemacht als sie noch mit ihrer Schwester ihre Opfer ausgesucht hatten. Celeste blickte Aquila nach als dieser aufstand und eine Tabula hervor zog. "Du willst mich nach solch einem Rundgang besuchen. Das wäre aber mitten in der Nacht. Du kannst gern vorbeischauen wenn du mich denn dann aus dem Bett bekommst." Da die Keltin nicht davon ausging, dass Aquila sie heimsuchen würde, konnte sie diese Einladung getrost aussprechen. Wenn er des Nachts durch die einschlägigen Gassen der Stadt gegangen war, wollte er ganz sicher nur noch nach Hause. Es gab Stellen in der Stadt, da trauten sich nicht mal die Diebe des Nachts hin.


    "Es haben wohl nicht ganz so glaubwürdige Zeugen ausgesagt, dass ein Römer mit einem Gift getötet worden war, das die Gemahlin vorher bei einem Giftmischer erworben hatte. Angeblich war er aber schon lange Zeit krank und es lag nicht daran, dass die Ehefrau recht bald einen neuen Mann nach der Trauerzeit geheiratet hatte, der wohl schon vorher in der Casa zu fragwürdigen Zeiten ein und aus ging."

  • „Schönheitsschlaf? Du? Das ist doch nicht dein Ernst.“ Aquilas Grinsen wurde noch verschmitzter, während er, ohne sich selbst darüber bewusst zu sein, versuchte den Charme des Duccius zu imitieren, den er immerhin ein Jahr lang fast auf Schritt und Tritt begleitet hatte – und dabei auch mitbekommen hatte, wie dieser Frauen bezirzte. „Jemand, der so aussieht wie du, braucht doch keinen Schönheitsschlaf. Und sooo viel älter bist du auch nicht.“ Aquila glaubte selbst nicht so wirklich daran, dass er Celeste mal rumkriegte... irgendwie hatte er das Gefühl, dass die Frau ihm einfach ein bisschen überlegen war, auch wenn er das nicht zugegeben hätte. Aber das Geplänkel machte Spaß, und wer wusste schon, ob sie nicht irgendwann doch nachgeben würde.
    Ein bisschen perplex war er dann doch, als sie nicht etwa rundheraus ablehnte oder sich sogar aufregte, sondern sogar zustimmte. Das... hätte er nicht erwartet, und da er eigentlich auch nicht wirklich vorgehabt hatte, sie nach so einem Rundgang – oder einem Tavernenbesuch, das bot sich eher an – zu besuchen, wusste er für einen Moment nicht, wie er reagieren sollte. „Klar mitten in der Nacht. Das ist ja der Sinn der Sache“, konterte er erst mal, und verlegte sich dann wieder aufs grinsen. Spaßiges Geplänkel, mehr war das doch gerade nicht, versuchte er sich in Erinnerung zu rufen. „Also, eh, abgemacht. Dann komm ich mal bei dir vorbei.“ Noch während er das sagte, sah er ihr über die Schulter und musterte den Fall, der auf der Tabula angerissen war. „Hä?“ machte er erst mal wenig eloquent, bevor er spezifizierte: „Ist da schon was passiert aufgrund der Zeugenaussage?“

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