"Ah Iulius, sicher, nimm Platz." sagte Scato beiläufig und deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch, "Etwas zu trinken?" fragte er anschließend noch und deutete auf die fein säuberlich aufgereihten Kännchen auf einem Beistelltisch welcher nur noch einmal verdeutlichte was für ein steifer und penibler Zeitgenosse der Flavius war. Noch bevor sich der Mann einrichten konnte kramte Scato in den Unterlagen herum welche genau mit der Kante seines Tisches anschließend sortiert waren um die passenden Dokumente zu finden.
"Iulius, Iulius, Iulius...", nuschelte der Mann während sein Finger langsam von einer Rolle zur anderen wanderte, "Ah ja hier!" nuschelte der Vigintivir weiter als er das Objekt der Begierde fand und es auf seinem Tisch ausbreitete..
"Nun, was kann ich in dieser Angelegenheit für dich tun?", fragte er letztlich, denn deshalb war der Mann ja hier. Für empathische Worte war er nicht der Typ, weshalb er derlei Gefühlsduseleien einfach überging.
Officium des Tresvir Capitalis
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"Danke.", sprach der Iulier, während er nun also Platz nahm. "Gerne, wenn es nicht zu stark ist.", beantwortete er anschließend auch die Frage, ob er etwas zu trinken gewillt wäre. Zunächst nur eher beiläufig fiel sein Blick dabei für einen kurzen Moment auf die Kännchen, die allesamt ganz ordentlich und akurat auf dem Beistelltisch platziert schienen. Hernach begann der Flavier in seinen Unterlagen nach dem iulischen Namen zu suchen, womit sodann auch die Aufmerksamkeit des selbst einst gewesenen Vigintivirn auf den doch auffallend aufgeräumten Schreibtisch gelenkt wurde. Bei dieser Erkenntnis ließ Dives sogleich seinen Blick auch durch das restliche Officium ganz kurz ein wenig schweifen... und meinte dabei doch den Eindruck zu gewinnen, es hier mit einer sehr sortierten, sehr aufgeräumten und beinahe penibel ordentlichen Person zu tun zu haben. Dann fand der Flavier die gesuchte Akte und zeigte, dass er zudem im Allgemeinen wohl auch kein sonderlich mitfühlender Mensch war. Der Tod als eine banale Angelegenheit - der Iulier hielt kurzzeitig den Atem an.
"Nun.", bemühte sich Dives in der Folge um eine möglichst ebenso sachliche und emotionslose Haltung, da er befürchtete, dass im Zweifelsfall niemand dem Flavier vorwerfen würde, zu hart und zu kühl und zu 'männlich' gewesen zu sein, man ihn selbst indes durchaus als etwas zu weichherzig und 'unmännlich' betrachten könnte. "Ich werde selbstredend der aus meiner Verwandtschaft zu meinem Cousin erwachsenen familiären Pflicht nachkommen.", erklärte er und musste dabei kurzzeitig daran zurückdenken, wie er unter anderem aus ebendiesem Pflichtgefühl heraus einst auch seine Cousine Torquata adoptiert hatte, um ihr zu ermöglichen, was ihre leiblichen Eltern ihr aus dem Grab heraus nicht mehr zu ermöglichen imstande waren. "Ich nehme das Erbe des Gaius Iulius Pacuvius folglich an.", brachte er anschließend auf den Punkt und verspürte direkt im Anschluss daran das Bedürfnis, die innere Kälte dieser so 'männlich' unberührten Worte durch einen Schluck Wein etwas zu lindern und zu betäuben.
Doch sollte er tatsächlich im Officium eines dem Anschein nach streng sortierten und geordneten Flaviers, eines Patriziers dazu, einfach ohne einen vorherigen Trinkspruch zum Becher greifen? Oder sollte er womöglichen selbst einen Trinkspruch sprechen, obgleich er nur Gast war in diesen Räumlichkeiten? Sollte er es mit anderen Worten also tatsächlich wagen, die hier beinahe allgegenwärtige Ordnung zu zerstören und das Officium des Magistraten in eine womöglich katastrophale Unordnung zu stürzen? Unschlüssig sah er zu den Kännchen auf dem Beistelltisch. Oder reagierte er hier schon wieder zu weichherzig, emotionsgeleitet und... 'unmännlich'?
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Noch während der Iulier sprach plazierte der Flavier zwei gläserne Becher, das Patrizier dasein hörte auch im Büro nicht auf, auf dem Tisch und füllte etwas verdünnten Falerner von den flavischen Gütern ein. Während er dem Iulier seinen Becher reichte, platzierte er den seinen halbmittig zu seiner rechten und faltete dann seine Hände vor sich auf dem Tisch zusammen und rang sich ein Lächeln ab..
"Ausgezeichnet." entgegnete er und vermerkte dies zügig auf dem Dokument bevor er es zur anschließenden weiterbearbeitung beiseite legte..
"Wohl an Iulius.", sagte der Mann nun wieder etwas beschwingter und tauchte seine Finger kurz ins Glas um ein paar Tropfen routiniert an die Götter zu opfern bevor er den Becher anhob..
"Ich trinke auf deinen Vetter Iulius. Mögen sich die Götter seiner Seele annehmen.", natürlich war der Versuch eines emotionalen Ansatzes mehr schlecht als recht, aber der Wille war da um vom Iulius anerkannt zu werden.
Nachdem der Flavius den Becher abgesetzt hatte lehnte er sich minimal zurück und blickte seinem Gast nun zum ersten Mal direkt in die Augen, "Es ist durchaus interessant dass du mich hier aufsuchst, die meisten melden sich schriftlich.", bemerkte der Mann und deutete auf den Stapel Rollen und Tafeln, alle nach Art und Zeitpunkt des Erhalts sortiert. Auch wenn der Versuch einer Unterhaltung mit einem Fremden, noch dazu aus dem Plebs stets eine Herausforderung für den Flavier war, war es unter diesen Umständen noch ein wenig hölzerner als sonst. Sollte man über den Verstorbenen sprechen? Oder Schönwetter machen? Vielleicht würde sein Gast ja eine Marschroute wählen. -
Nachdem Stella den Brief gelesen hat, machte sie sich auf den Weg in die Basilica, um diese Erbschaftsangelegenheit persönlich zu regeln. Zudem könnte ein Spaziergang nicht schaden...
Dort angekommen, fand sie schnell das richtige Officium und klopfte energisch an die Tür:
"Klopf .. Klopf ... Klopf..."
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Scato hätte nicht gedacht dass man bei den Capitales so viel mehr zu erledigen hatte als damals, als er noch für die Münzprägung zuständig war. Aber tatsächlich hatte er manchmal das Gefühl dass er die Porta an seinem Officium gar nicht mehr bräuchte.. Die Drehtüren waren allerdings noch nicht erfunden..
"Herein!" rief er hinaus und war gespannt wer denn nun in sein Büro treten würde..
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Stella vernahm ein lautes "Herein! " betrat den Raum und machte die Tür hinter sich zu. Sie hat sich kurz umgesehen, blickte dann den jungen Mann an und seufzte schwer ...
"Sei gegrüßt, werter Vigintivir, ich bin Furia Stella und habe neulich diesen Brief von Dir erhalten ... Deswegen bin ich hier...", sagte sie leise zu Flavius, gab ihm das Schreiben und brach in Tränen aus.
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Als die Dame den Raum betrat schaffte es Scato sich ein Lächeln abzuringen, es ging ja schließlich auch um Wählerstimmen für die Zukunft..
Als sie ihr Anliegen erklärte und ihm den Brief überreichte, und dann zu allem Überfluss noch anfing zu heulen, war Scato, ausgewiesener Sozial-Legastheniker, etwas überfordert..
"Dein Verlust tut mir leid." entgegnete Scato der aufgelösten Frau etwas unbeholfen, und starrte auf den Brief um ihr bloß nicht in die Augen sehen zu müssen, "Bitte, setz dich doch. Etwas zu trinken?" fragte er anschließens routiniert und kam dann auf das Schreiben zu sprechen..
"Nun... Das Erbe umfasst vor allem Geldvermögen, es entstehen also keinerlei Verantwortungen bezüglich etwaiger Betriebe." -
"Oh ja, ein Glas Wasser würde ich aber gerne haben, wenn es Dir nichts ausmacht ...", Stella nahm dankend Platz und heulte weiter, dann holte sie aus ihrem Beutel ein kleines Taschentuch und putzte sich kräftig die Nase.
"So, es geht schon besser ... Danke Dir ... Eigentlich habe ich den Neffen Ursus nicht gekannt, ich war ja lange Zeit auf Sparta ..., aber er war der Sohn meines Bruders und noch so jung..."
Langsam beruhigte sich die traurige Frau und dachte nebenbei, was sie so alles mit dem Geld kaufen könnte
"Von Betrieben verstehe ich so gut wie gar nichts, ... aber auf das Geldvermögen kann ich nicht verzichten, also ich werde dieses Erbe annehmen..."
Dabei seufzte Stella schwer und putzte sich noch einmal die Nase.
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"Nun.. Die Schicksale der Menschen sind manchmal unergründlich." kommentierte Scato das gesagte, schließlich hatte er ja selbst einige Verluste in jungen Jahren zu beklagen, auch wenn er natürlich längst darüber hinweg war, seinem Panzer aus Ignoranz und Eitelkeit war es geschuldet. Als die Furia weiter sprach machte sich der Flavier noch einige Notizen, "Wird das Erbe annehmen..." sagte er sich leise vor und notierte es bevor wieder aufblickte, "Im Prinzip wäre das auch schon alles, es sei denn hast Rückfragen." merkte er an und rollte das Schriftstück wieder für die entsprechende Abteilung zusammen.
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Nach einer kleinen Pause blickte Stella den Flavius an und fügte hinzu, "... Es sind die Götter, die menschlichen Schicksale bestimmen..." dabei nickte sie überzeugend.
"Nein, ich habe keine Rückfragen mehr und möchte nicht mehr Deine Zeit in Anspruch nehmen ... Danke Dir für Deine Mühe..." Der junge Mann war Stella sehr sympathisch, so schenkte sie ihm ein nettes Lächeln und stand auf,
"Vale bene, Caius Flavius Scato! ..."
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"Möge er seinen Frieden gefunden haben.", nickte Dives zustimmend und erhob sein Glas. Anschließend opferte auch er ein paar Tropfen des verdünnten Weins, bevor er sich einen kleinen Schluck des guten Rebensaftes gönnte. Mit einem anerkennenden Nicken stellte er das Glas hernach wieder auf den Tisch zurück, während er den Eindruck gewann, dem amtierenden Magistraten letztlich also doch als persönlicher Gast nicht ganz so willkommen zu sein.
"In der Tat wohl hätte ich mich auch schriftlich melden können - und so du dies präferiertest, will ich künftig selbstredend auch ein Schreiben von dir nurmehr mit einem Schreiben meinerseits beantworten.", erklärte der Iulier ohne Unterton neutral. "Jedoch muss ich gestehen, dass ich bei aller Trauer um den Verlust meines Cousins auch ein wenig neugierig war darauf, den Mann kennenzulernen, der mit so überwältigender Mehrheit zum zweiten Mal zum Vigintivir gewählt wurde." Bewusst gab Dives die Geschichte um den verirrten Brief des Magistraten an dieser Stelle nun nicht zum Besten. "So dir dies nicht zu vermessen schiene, möchte ich dir auch recht herzlich gratulieren zu diesem deinem Erfolg." Immerhin, so meinte der Iulier, war die erfolgreiche Wahl des Flaviers zwar letztlich keine große Überraschung gewesen; die schlussendliche Höhe des Wahlsieges indes mitunter schon. Denn selbst das einstige Wahlergebnis des heute als Praetorius und Pontifex pro magistro überaus bekannten Flavius Gracchus, so hatte sich Dives informiert, hatte Flavius Scato mit dieser Wahl nun übertroffen. Und wo sich der Aufstieg einer neuen derartigen Größe ankündigte, da, so meinte der Iulier, konnte es gewiss nicht falsch sein, einen ersten Kontakt aufzubauen zu diesem Mann... -
"Das habe ich so nicht gemeint Iulius." entgegnete der Flavier neutral während er seine linke Hand über sein Kinn fahren ließ.. Was er allerdings dachte war in diesem Moment unerheblich denn der Iulier begann ihm zu schmeicheln was der eitle Patrizier dann doch zu schätzen und zu genießen wusste..
"Ich danke dir. Auch ich bin noch immer ein wenig überrascht über die Ergebnisse, im positiven natürlich, auch wenn mir natürlich eine Bürde auferlegt die vielen Unterstützer nicht zu enttäuschen." erklärte Scato politisch-diplomatisch und rang sich dabei noch ein Grinsen ab, es wurde schließlich nie langweilig von diesem Wahlergebnis zu hören das nur wenige Vergleiche zu scheuen brauchte..
"Auch wenn ich eine zweite Amtszeit als Vigintivir eher als Makel empfand so scheint es nicht so schlimm zu sein." plauderte er weiter über seine Karriere und kam dann, der Höflichkeit war es geschuldet, auf den Iulier zu sprechen, "Ich muss meinerseits zugeben dass ich deinen Namen ebenfalls das ein oder andere Mal hörte Iulius. Bekleidest du zur Zeit auch ein Amt?" -
"Nun, gerade bei einem solchen Zuspruch des Senats kann man wohl davon ausgehen, dass dort niemand deine zweite Amtszeit als einen Makel betrachtet. Andernfalls, so denke ich, hätte man dich dies gewiss bereits wissen oder zumindest deutlich spüren lassen. Und wenn also der Senat und die dort versammelten Senatoren in ihrer Weisheit keinen Makel in diesem deinem Werdegang sehen, so meine ich, dass auch du guten Gewissens dein zweites Vigintivirat nur als das betrachten kannst, was es ist - eine zweite Magistratur, eine zweite Kandidatur, die ein zweites Mal von Erfolg gekrönt wurde.", kommentierte Dives zunächst die Sorge des Flaviers, sein Werdegang könnte durch dieses weitere Vigintivirat nun mit einem Makel behaftet sein.
"Nein, ich selbst bekleide zur Zeit keine Magistratur oder irgendein anderes Amt abseits der einen oder anderen Tätigkeit in einer Factio oder einer sonstigen nicht-politischen Vereinigung.", erklärte er anschließend mit einem vorsichtigen Lächeln. "Stattdessen versuche ich nach meiner Quaestur nun zu sehen, der Senatorenwürde so langsam aber sicher näher zu kommen, wie ich mir überdies die weitere Zeit ein wenig damit zu vertreiben suchen, den einen oder anderen ambitionierten und aussichtsreichen Mann etwas kennenzulernen - so wie dich.", ging der Iulier bewusst weder auf seine Sorgen um den senatorischen Census, noch den mysteriösen Briefwechsel mit der Administratio Imperatoris, an dem - ohne dass er dies wusste - bereits eine mögliche Berufung zum Senator hing, ein und rückte stattdessen einmal mehr den Patrizier in den Fokus. "Daher verzeih mir bitte meine Neugier und verweise mich gegebenenfalls in meine Schranken, sollte ich hier unangemessen eine Grenze überschreiten. Doch würde es mich durchaus interessieren, wer ist Caius Flavius Scato?" Sein Glas wieder aufnehmend führte er jenes an seinen Mund und setzte an, einen weiteren Schluck daraus zu trinken, während er zugleich aufmerksam die Reaktion seines Gegenübers beobachtete.
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"Ich wünsche dir viel Erfolg beim erreichen der Senatorenwürde." merkte Scato an, seiner Erziehung war es natürlich geschuldet, und zugleich erkannte er eine Möglichkeit einen Verbündeten im Plebs zu finden, auch wenn er natürlich eine gewisse Distanz zwischen sich selbst und den Plebejern wissen wollte...
"Keine falsche Scheu Iulius, ich freue mich dass du deine Neugier befriedigen willst." entgegnete Scato und trank einen kleinen Anstandsschluck bevor er den Becher wieder vor sich hinstellte und ihn kurz so drehte bis ihm die Optik beliebte.
"Mein Vater war Flavius Milo, der Name wird dir sicherlich wenig sagen jedoch war der Name meines Großvaters Secundus Flavius Felix, was besonders bei den älteren Senatoren ein gewichtiges Argument sein kann wie du sicherlich verstehst." immerhin strebte er die Senatorenwürde an, da würde er auch ein Gespür für diese kleinen Details haben und wissen, dass allein seine Abstammung schon ein Vorteil war welchen Scato nur allzu gerne genutzt hatte, "Geboren bin ich in Roma, jedoch zog es meine Familie in jungen Jahren nach Sicilia, wo auch mein Vater sein frühzeitiges Ende fand. Während meine Mutter nach Italia zurückkehrte gingen meine Brüder und ich nach Aegyptus und Achaia um zu studieren." grob führte er den Iulier durch seinen Werdegang bevor er zur jüngeren Zeit kam, "Nach dem Bürgerkrieg kam ich nach Rom, lernte viel von meiner Familie und wurde letztlich Magister der Salier. Und nun..." er breitete die Arme aus, "Nun sitze ich vor dir." scherzte er, auch wenn der Iulier den Scherz wohl nicht als solchen erkannt haben durfte denn der Flavier zeigte keine Regung. -
Etwas verwundert hatte es Prisca schon, dass ihr angeheirateter Verwandter ihr die Nachricht von der Erbschaft auf postalischem Weg hatte zukommen lassen. Zumal sie in der selsben villa wohnten, wo sie sich zwangsläufig irgendwann über den Weg gelaufen wären. Womöglich wollte er aber gerade das vermeiden und den Grund dafür kannten sie wohl beide.
Also verzichtete Prisca darauf den kurzen Weg hinüber in den Trakt der villa zu nehmen. Stattdessen schickte sie (wie gewünscht) einen Boten mit derfolgenden Nachricht in das officium von Caius Flavius Scato:
Ad Vigintivir
Caius Flavius Scato
Officium Tresvir Capitalis
RomaWerter Flavius,
Ich danke dir für deine Worte der Anteilnahme und ebenso für die Ausführungen bezüglich der Erbschaftsangelegenheit. Diesbezüglich teile ich dir auf diesem Wege mit, dass ich das Erbe meines Onkels annehmen werde. Ich bitte dich die weiteren Formalitäten entsprechend zu veranlassen.
Meine besten Wünsche sowie der Segen der Götter mögen dich auf all deinen Wegen begleiten.
Aurelia Prisca
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Nachdem er den flavischen Erfolgwunsch zunächst lediglich stumm mit einem dankbaren Nicken beantwortete, verfolgte Dives anschließend interessiert die Ausführungen seines Gegenübers. Jener sprach zunächst von seinem Vater und Großvater, bevor er seinen Werdegang von Geburt bis Gegenwart wiedergab. Wer also war Caius Flavius Scato? Allem Anschein nach war er ein patrizischer Römer, der sich in erster Linie über seine Herkunft und seinen Werdegang definierte.
Doch war das so ungewöhnlich? Einen kurzen Moment lang ging der Iulier in sich, zu ergründen, was er wohl selbst in etwa auf diese Frage geantwortet hätte. Neben seiner Herkunft, fiel ihm dabei auf, hätte er gewiss auch seine Familia und insbesondere seine beiden Kinder erwähnt. Entsprechend folgerte Dives, dass sein Gegenüber wohl bislang weder Frau noch Kinder hatte. Ferner, so bildete er sich ein, hätte er die eine oder andere Station seines Werdeganges vermutlich mit irgendeiner Tat in Verbindung zu bringen versucht, um sich beispielsweise nicht nur als ehemaligen Duumvir von Ostia, sondern als einen jener beiden Duumvirn darzustellen, welche die Hafenstadt ohne Blutvergießen sicher durch den vergangenen Bürgerkrieg führten. Auch hier schlussendlich also folgerte der Iulier, dass seinem patrizischen Gegenüber entsprechende Erfahrungen vermutlich genauso erst noch bevorstanden, wie auch das Gründen einer Familie für ihn scheinbar noch in der Zukunft lag. Einen kurzen Wimpernschlag lang schlichen sich ein paar nachdenklichere Züge in den iulischen Gesichtsausdruck. Konnte das sein? Wurde er allmählich... alt?"In der Tat", fand er jedoch schnell wieder in die Unterhaltung zurück, "sind mir die Kraft und Wirkung bedeutender Namen durchaus bekannt. Denn auch mein Großvater, obgleich er schon viele Jahre im Elysium weilt, trug einst einen nicht unbekannten Namen." Dives ließ eine kleine Kunstpause folgen, während er still bei sich dachte, dass es wohl stimmte: Gemeinsamkeiten machten einander sympathischer. "Der Censorier Cicero Octavius Anton, er war der Vater meiner Mutter.", klärte er den Flavier anschließend auf. "Ihn zum Großvater zu haben, es war ohne jeden Zweifel ein Segen, doch gewiss auch manchmal ein Fluch. Aber das wirst du wahrscheinlich in ähnlicher Weise kennen, wie ich.", lächelte Dives und dachte daran, dass der Name seines Großvaters durchaus dazu imstande war, manche Tür zu öffnen, die dem Iulier andernfalls sicherlich verschlossen geblieben wäre. Auf der anderen Seite jedoch erwartete der Mann zu seinen Lebzeiten selten wenig. Im Gegenteil konnte er in Roma Politik machen, während Dives im westlichen Asia und östlichen Achaia seiner ersten Ausbildung nachging. Der Erwartungsdruck und die damit verbundene Last waren auch über diese große Entfernung hinweg stets deutlich spürbar gewesen. Und noch gut vermochte sich Dives daran zu erinnern, wie er in jungen Jahren den Tod seines Großvaters entsprechend auch gewiss nicht übermäßig betraut hatte - und das nicht nur, weil er seinen Großvater kaum persönlich kannte.
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"Sicherlich steigen die Erwartungen sobald ein bekannter Name die eigene Linie säumt." gab auch Scato zu, denn er wurde schon häufig und schon in jungen Jahren mit seinem Großvater verglichen, ein Duell, welches er damals wie heute nicht gewinnen konnte.
Natürlich half es ihm persönlich dass sein Vater ein vergleichsweise kleines Licht in der Geschichte des Imperiums gewesen ist, sodass er zumindest nicht Druck hatte eine erfolgreiche Linie weiterführen zu müssen..
"Dennoch bot mir meine Herkunft bisher eher Möglichkeiten denn Hindernisse, wer weiß, noch stehe ich am Anfang, es wartet sicherlich noch die ein oder andere Hürde auf mich." befand er für sich selbst und fuhr sich mit der Hand übers Kinn, bevor er eine Idee hatte welche ihn den Iulier wieder ansehen ließ.
"Ich strebe eine weitere Kandidatur zur nächsten Wahl an Iulius. Der Imperator hat mir bereits seinen Segen gegeben, und wenn du bis dahin die Senatorenwürde inne hast würde ich mich über deine Unterstützung freuen." gab er zu verstehen und fuhr direkt fort, er wusste ja schließlich mittlerweile wie das Geben und Nehmen der Politik lief, "Natürlich wärst du dir auch meiner Unterstützung bei etwaigen Projekten gewiss. Ein Plebejer und ein Patrizier, Schulter an Schulter, könnten sicherlich einige der Wunden heilen welche den Senat so spalten." schlug er, natürlich hauptsächlich mit seiner selbst vor Augen, vor und lehnte sich ein wenig vor. Sicher, er würde in der nächsten Amtszeit vielleicht Quästor sein, und dem Iulier erst einmal im Senat selbst wenig nutzen. Aber er hatte Verbindungen zu den meisten patrizischen Familien, war Magister der Salier, und könnte somit, vorerst, von Außen her einwirken sofern es ihm politisch klug erscheinen würde, denn so gerne er sich über seinen Stand definierte, definierte er sich hauptsächlich über sein eigenes Weiterkommen. -
"Ich verstehe.", antwortete Dives zum Abschluss des Themas Herkunft lediglich und enthielt sich eines weiteren Kommentars dazu. Wahrscheinlich, so dachte er indes bei sich selbst, konnte man den Druck und die Erwartungen auch erst dann in ihrem vollen Umfang und ihren ganzen Ausmaßen wahrnehmen, wenn man den unmittelbaren Vergleich dazu hatte und wusste, wie es sich gänzlich ohne die großväterliche Erwartungshaltung lebte. Dennoch wünschte der Iulier seinem Gegenüber genauso wie dessen Großvater gewiss nichts Schlechtes. Denn die Familie war wichtig, wichtiger mitunter gar als man selbst - und entsprechend sollte man sie auch schätzen dürften, solange man nur konnte.
"Zur nächsten Wahl bereits?", zeigte sich Dives anschließend von den flavischen Plänen überrascht und war zunächst geneigt, sich nach dem kaiserlichen Dispens er erkundigen - hätte sein Gegenüber jenen nicht selbst bereits zur Sprache gebracht. "Dann wirst du deine Kandidaturrede wohl noch vor deinen Res Gestae halten, was?", lächelte er sodann schmal, bevor er sogleich wieder ernst wurde. "Welche Pläne hast du denn für deine Quaestur und welches Amt genau wirst du dafür anstreben, wenn ich das bereits fragen darf?" Den baldigen Erhalt der Senatorenwürde vorausgesetzt konnte Dives schließlich weder drei Kandidaten zu Quaestores Principis noch fünf Kandidaten zu Quaestores Consulum unterstützen, wenn es nur zwei Quaestores Principis und zweimal zwei Quaestores Consulum zu wählen gab.
DECURIO - OSTIA
INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
VICARIUS PRINCIPIS FACTIONIS - FACTIO VENETA -
"Nun, bedauerlicherweise ja. Wie du siehst verbringe ich einen Großteil meiner Amtszeit hinter dem Schreibtisch. Es ist eine nötige und wichtige Aufgabe meine Kollegen zu unterstützen auf das jeder Bürger seine ihm zustehenden Erbschaften erhält." erklärte Scato recht nüchtern und fuhr fort, "Jedoch ist es nicht unbedingt so dass es in der Öffentlichkeit wirksam wäre. Sicher, die ein oder andere Patroullie auf den nächtlichen Straßen Roms habe ich unternommen, doch auch das bringt wenig Ruhm." scherzte er kurz etwas ironisch und dachte dann so zu sich selbst dass eine pompös inszenierte Hinrichtung wohl auch nicht gerade die beste Wahlkampfmethode war..
"Dennoch denke ich dass ich mit meiner Amtszeit zufrieden sein kann. Es wurde eine Menge aufgeschoben, und ich hinterlasse ein ordentlich geführtes Amt. Für meine Quaestur erhoffe ich mir natürlich ein breiteres Aufgabenfeld. Ein Mann wächst an seinen Herausforderungen, und diese zu steigern sollte das Anliegen eines jeden Römers sein.".. oder Patriziers, aber so undiplomatisch war dann doch nicht..
"Ich strebe das Amt des Quaestor Urbanis oder das des principis an. Ich hatte das Glück ein doch recht interessantes Gespräch mit dem Princeps führen zu dürfen, und das Gespräch verlief recht konstruktiv." merkte der Flavier an. Die Pläne für seine Amtszeit kannte er selbst noch nicht, denn eine Quaestor bewarf einen ja mehr oder minder mit Aufgaben und gestalten konnte man leider erst in späteren Ämtern. -
Aufmerksam verfolgte Dives die Worte seines Gegenübers. Dabei nickte er hin und wieder an der einen oder anderen Stelle oder tat das, was man landläufig als 'soziales Grunzen' bezeichnete.
"Ein breiteres Aufgabenfeld würden dir sicherlich beinahe alle Quaestorenposten geben können, denke ich.", überging der Iulier sodann den flavischen Blick auf Vergangenheit und Gegenwart und richtete seinen Fokus stattdessen ganz auf die Zukunft. "Immerhin gibt es neben den von Quaestur zu Quaestur verschiedenen und damit für jede dieser Magistraturen ganz spezifischen Aufgaben", wie sich in der Regel zum Beispiel nur ein Quaestor Classis näher mit der Marine befasste, "auch noch solche Aufgaben, die allen Quaestoren weitesgehend gemein sind, wie beispielsweise die Arbeit an der Chronicusa Romana. Umso wichtiger allerdings erscheint es mir, dass man klar herausstreicht, welche Ziele man in seiner Amtszeit hat, um daraus schlussendlich ableiten zu können, in welcher Quaestur man diese Ziele am besten verfolgen und am Ende hoffentlich auch erreichen kann.", erklärte Dives anschließend seine in ebendiese Richtung laufende Frage."Entsprechend also werde ich dich gerne bei deiner Kandidatur unterstützen, so ich bis dahin über einen eigenen Sitz und eine Stimme im Senat verfüge.", sagte er hernach nun natürlich zu. Denn wo man einen Gefallen gewährte, da gab es zu einem späteren Zeitpunkt immerhin auch wieder einen Gefallen zu holen. "Jedoch hoffe ich, dass dich deine Überlegungen bis zu deiner Rede in der Curia Iulia vielleicht soweit bringen, dass du auch zwischen urbaner und principaler Quaestur eine eindeutige Präferenz für entweder die eine oder aber die andere Magistratur abgeben kannst.", legte der Iulier seinem patrizischen Gegenüber nah und musste kurzzeitig an eine seiner thermalen Begegnungen mit Lepidus zurückdenken. Auch dem Tiberier nämlich hatte er einst das klare und eindeutige Benennen der eigenen Präferenzen ans Herz gelegt. Denn... 'Selbstverständlich will ich nicht vergessen, dass die hohen Senatoren später exakt festlegen werden, welcher gewählte Kandidat welches Amt übernehmen darf. Dennoch halte ich ganz persönlich es für nicht verkehrt klar zu sagen, was man anstrebt. Gibst du dich nur zögerlich, vermittelst du wohlmöglich leicht den Eindruck, dass du dir da zwar schon ein paar Gedanken gemacht hast, dir aber - aus welchen Gründen auch immer - noch immer nicht ganz sicher bist. Gibst du dich gar zweifelnd, wirst du mitunter vielleicht sogar - surprise, surprise - in ein ganz anderes Amt gesteckt, das sonst niemand wollte. Ergo: Umso mehr Selbstsicherheit du bei der Wahl deiner Präferenz an den Tag legst, umso höher sind - meiner Meinung nach - auch die Chancen, dass man dir, solltest du gewählt werden, deinen geäußerten Wunsch erfüllt.'
"In diesem Sinne denke ich, dass ich mich allmählich wieder zu meiner draußen wartenden Sänfte begeben sollte.", leitete Dives anschließend die Verabschiedung ein. "Du wirst sicherlich noch einiges zu tun haben - sei es als Vigintivir oder als Kandidat für die Quaestur." Mit einem schmalen Lächeln blickte er den Flavier erwartungsvoll an, während er selbst - seiner eigenen Ankündigung zum Trotz - erst einmal noch sitzen blieb.
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