Officium des Tresvir Capitalis

  • Scato nickte zufrieden, denn das Gespräch war für beide Seiten äußerst erfreulich verlaufen so fand er. Natürlich bis auf den Teil mit dem verstorbenen Verwandten. Aber alles in allem war es doch recht gut verlaufen, beide hatten Vorteile, auf kurze oder auf lange Sicht, und konnten sich nun in einer Art stillschweigender Übereinkunft hier und da unter die Arme greifen, was ja nichts schlechtes war.


    "Ich danke dir für deine Worte, und natürlich auch für deine Ratschläge Iulius, und ich wünsche dir auch noch einmal nur das Beste und Erfolg bei deinem Vorhaben." merkte der Flavier an und als der Iulier die ersten Worte des Aufbruchs sprach, ließ es sich Scato nicht nehmen ihm das letzte Worte anzubieten, sodass er wohl anders antwortete als es der Iulier erwartete. Er beugte sich leicht nach vorn und legte die Hände auf dem Schreibtisch ineinander..
    "Sicher, es gibt stets viel zutun. Jedoch ist deine Gesellschaft eine willkommene Abwechslung." versicherte er ihm und ließ ihm damit frei ob er ging oder bleiben würde.

  • Unweigerlich hielt Dives einen kurzen Augenblick inne, als sein Gegenüber die Einleitung einer Verabschiedung entweder nicht als solche verstand - was absolut unwahrscheinlich war, da er alles andere als unintelligent wirkte - oder aber den Iulier aktiv zum Bleiben verleiten wollte. Doch welchen Grund sollte der Patrizier dafür haben, nachdem doch sowohl der Gesprächsanlass - das Erbe des Iulius Pacuvius - abgehakt war, als auch Dives sein Wort gegeben hatte, den Flavier, sofern möglich, bei dessen anstehender Wahl zu unterstützen..?


    "Ich... danke.", geriet der gewesene Quaestor ein wenig ins Stocken, während er sich zeitgleich einredete, dass es absolut unwahrscheinlich wäre, dass ein Patrizier im Rahmen einer Unterhaltung über einen Toten plötzlich mit seinem Gesprächspartner zu flirten begänne. Oder hatte er womöglich die iulische Frage danach, wer Flavius Scato wäre, bereits in ebendieser Weise als einen divitischen Flirtversuch aufgefasst? "Doch letztlich auch ich selbst habe natürlich noch die eine oder andere Aufgabe, die auf mich wartet.", lächelte er ein wenig hölzern und erhob sich dabei endlich von seinem Platz. "Es... nun... war mir eine Freude, mit dir zu sprechen... der... wenig erfreulichen Thematik zum Trotz." Eine kleine Pause entstand. "Vale, Flavius... und alles Gute." Mit diesen Worten sodann löste sich der vor seinem vorherigen Sitzplatz stehende Iulier von der Stelle und verließ anschließend bewusst ohne Handschlag oder sonstigen Körperkontakt das Officium des Magistraten.




    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    VICARIUS PRINCIPIS FACTIONIS - FACTIO VENETA

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    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Ich hatte mir viel Zeit gelassen. Den Gang zum Officium des Tresvir Capitalis hatte ich immer wieder aufgeschoben. Doch letztlich hatte ich mich daran erinnert, was mein Bruder von mir verlangt hätte, wäre er noch am Leben. Schließlich ging es hier nicht nur um das, was mir Maecenas hinterlassen hatte, sondern auch um das, was uns unser Vater vermacht hatte.
    In Begleitung einiger meiner Sklavinnen hatte ich schließlich das Officium des Flaviers betreten. Noch immer trug ich schwarz, was die ungesunde Farbe meines Gesichtes nur noch mehr betonte. Selbst die Schminke, die mir Naevia aufgetragen hatte, konnte nicht den Schmerz kaschieren, der mich nun seit etlichen Wochen fest in seinem Griff hatte.


    „Salve Scato“, begrüßte ich ihn zunächst und trat näher. Ein scheues Lächeln verirrte sich über meine Mine, als ich ihn dabei ansah. „Ich bitte meinen verspäteten Besuch zu entschuldigen. Leider war es mir nicht früher möglich…“, begann ich. „Doch nun bin ich hier, um zu erklären, dass ich das Erbe meines Bruders annehmen werde.“

  • Es gab Ausnahmen, doch normalerweise freute sich der Flavier nicht unbedingt über einen Besuch in seinem Officium. Pina jedoch, war durchaus eine Ausnahme, auch wenn der Anlass ganz und gar nicht erfreulich war.
    "Pina, ich meine.. Agrippina. Sicher, komm rein und setz dich. Möchtest du was trinken?" sagte der Flavier, welchen der Besuch der Claudia auch noch an den Verlust seines guten Freundes erinnerte.
    Er notierte schnell Agrippinas Willen auf den ihm noch sehr parat liegenden Dokumenten, rollte das Schriftstück zusammen und presste dabei die Lippen eng aufeinander..
    "Wie geht es dir?" fragte er vorsichtig und ungewohnt aufrichtig, denn offensichtlich hatte auch sie den Schicksalsschlag nicht überwunden, wie konnte sie auch, wenn er selbst noch daran zu knabbern hatte?

  • Zunächst hatte ich mich noch ganz gut im Griff. Sachlich bleiben, sagte ich mir ständig, denn dann könne ich die Tränen verbannen. Auch wenn Scato ein guter alter Bekannter war, wollte ich mir vor ihm nicht die Blöße geben, denn inzwischen war ich ja nicht mehr das kleine Mädchen, welches er von früher her kannte. Jedoch spätestens dann, als er mich Pina nannte, gingen alle meine guten Vorsätze von Bord.
    „Ja, bitte,“ hauchte ich, bereits den Tränen nahe, als könne ein wenig verdünnter Wein all meine Trauer hinfort spülen. Ich setzte mich. Auch für mein Gegenüber schien dies ein schwieriger Moment zu sein. Hastig begann er etwas zu hinzuklritzeln, nahm dann das Schriftstück, rollte es und gab es mir. „Danke.“ Naevia nahm es schließlich entgegen und trat sogleich wieder zurück in den Hintergrund.


    Wie tröstlich es doch war, dass er versuchte, zu mir vorzudringen, auch wenn die Antwort auf seine Frage doch offensichtlich schien. „Es geht… dies ist heute das erste Mal, dass ich das Haus verlassen habe, seit…“ ich es erfahren hatte. Ich hatte versucht, ein Lächeln hervorzubringen, doch ich scheiterte, denn letztlich glich es wohl eher einer Grimasse, die sich auf meinem Gesicht abzeichnete und sich schnell wieder der Trauer ergab. Dabei merkte ich, wie frisch noch die Wunden waren, die diese schreckliche Nachricht geschlagen hatte, denn es schien so, als rissen sie geradewegs wieder auf. Das Unvermeidliche geschah, ich saß nun hier, schluchzend, heulend und konnte gar nicht mehr anders. „Ach Caius, die Götter sind so ungerecht!“, jammerte ich und nannte ihn wohl eher unbewusst bei seinem Praenomen, was ich sicher schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr getan hatte. Da war gerade nichts mehr an mir, was in irgendeiner Weise an dignitas hätte erinnern können.

  • Natürlich erweckte es etwas in Scato als Pina ihn mit seinem Praenomen ansprach, schon lange hatte dies niemand mehr getan, nicht einmal in seiner Familie, es war als ob ihm jemand kurz das Herz freigelegt hatte und dieses nun ein paar Strahlen Sonne abbekäme, auch wenn es in seinem Officium eher dunkel war denn hell..
    Ein schiefes Grinsen, eine Mischung aus eigener Traurigkeit ob des Ablebens seines alten Freundes und der Freude dass Pina ihn nun wieder etwas an jene alten Tage erinnert huschte über sein Gesicht, und wurde direkt danach wieder von einem sentimentalen Blick verdrängt, während er zwei Becher mit verdünnten Wein servierte.
    "Agrippina, ungerecht und bei Zeiten sadistisch. Ich kann dir nicht sagen wie sehr mich die Nachricht getroffen hat, und das so kurz vor seiner Vermählung." befand Scato, wünschend er könnte ihre Tränen trocknen und erhob seinen Becher, "Auf deinen Bruder, und meinen besten Freund." toastete er und trank bedächtig einen Schluck. Er stellte seinen Becher zur Seite und umarmte sie in Gedanken, doch dieser Ort war unpassend und ungeeignet für derartige Gesten.
    "Dein Bruder schrieb mir vor einiger Zeit mit der Bitte nach dir zu sehen während du in Rom weilst. Natürlich werde ich diesem Wunsch nachkommen. Er hat dich immer sehr geliebt Pina, ich weiß es vermag deinen Schmerz nicht zu lindern, doch es ist wichtig dass du ihn so in Erinnerung behälst."

  • Ungerecht und bei Zeiten sadistisch – oh ja! Scato hätte es nicht treffender ausdrücken können. Es gab mir Kraft, jedenfalls für den Moment, mit ihm in Trauer vereint zu sein. Unvergessen waren die heiteren Tage – damals in Achaia.
    Auch ich griff zu meinen Becher, um auf das Andenken meines Bruders zu trinken. Der leicht herbe Geschmack des verdünnten Weines harmonierte perfekt mit meiner Stimmung. Jedoch war es wohl kaum ratsam für eine Frau wie mich, Trost im Alkohol zu finden. Körperliche Nähe wäre vielleicht hilfreich gewesen. Ein tröstendes in-den-Arm-genommen werden. Aber auch das wäre hier an diesem Ort kaum angebracht gewesen. So begnügte ich mich mit Scatos tröstenden Worten und horchte auf, als er plötzlich von Manius' letztem Brief an seinen alten Freund zu sprechen begann.
    „Nach mir zu sehen… ja, so etwas in dieser Art sagte er auch mir,“ sinnierte ich vor mich hin, während ich in meinen Gedanken schon einen Schritt weiter ging. Ich war eine junge Frau, fremd in dieser Stadt. Zudem auch noch vaterlos, bruderlos… Der Maevius, Manius' rechte Hand, hatte vor einigen Wochen bereits die Heimreise angetreten. Lediglich meinen Onkel, den Senator Claudius Menecrates konnte ich noch Familie nennen. Manius hätte mit Sicherheit nichts einzuwenden gehabt, wenn ich nun selbst die Initiative ergriff.
    „Scato!,“ rief ich bestimmt und trat einen Schritt auf ihn zu. Meine Tränen waren verebbt und ich hatte mich aus der Lethargie meiner Trauer erhoben. „Ich weiß, es ist nicht unbedingt schicklich, dass ich… Nun ja, ich will es geradeheraus sagen, was mich dahingehend tangiert. Ich meine, was den Willen meines Bruders betrifft. Es war der Wunsch meines Vaters und natürlich auch der von Manius, hier in Rom eine gute Partie zu finden. Nun, ich könnte mir keine Bessere als dich selbst vorstellen! Was sagst du dazu?“

  • Scato war zunächst noch darauf bedacht weiterhin seines Freundes zu gedenken, doch Pina hatte offensichtlich eine andere Idee, welche angesichts ihres Umstandes auch gänzlich berechtigt war sodass Scato es ihr als logische Konsequenz keineswegs übel nahm. Das jedoch ausgerechnet er derjenige welche sein sollte überraschte ihn dann doch ein wenig, zwar war es naheliegend dachte man einmal darüber nach, und Scato hatte darüber nachgedacht und sogar mit seinem Onkel Gracchus über eine mögliche Verbindung gesprochen, aber dass sie nun die Iniative ergriff haute den sonst so gesetzten Scato einfach weg.
    Etwas unsicher was er nun tun oder sagen sollte griff der eigentlich stets äußerst kontrollierte zu seinem Becher, in welchem zu seinem Bedauern nur verdünnter Wein schwamm. Ein kurzer Schluck, eine rot-getünchte Denkpause wenn man so wollte, und schon stand der Becher ebenso platziert auf dem Tisch wie er vorher stand..
    "Nun..." wollte Scato beginnen und war auf Anhieb unzufrieden mit dem Anfang seines Satzes sodass er es etwas unbeholfen, da überrascht, neu formulierte..
    "Agrippina..." begann er erneut, und wieder war er äußerst unglücklich mit diesem Satz sodass er sich gegen seinen inneren Schweinehund stemmte, und einfach das Aussprach was ihm gerade auf der Zunge lag. Ein in anderen Situationen unglaublich absurder Gedanke für ihn..
    "Es ist tatsächlich so dass ich ebenfalls darüber nachgedacht habe. Mehr noch, ich hab bereits mit meinem Onkel ein derartiges Gespräch geführt." gab er offen zu und blickte dann auf eine Maserung im Tisch vor ihm, "Jedoch ist es doch äußerst ungewöhnlich dass du deine Verbindung selbst initiierst." fuhr er fort und blickte nun sie wieder an, mit einem Lächeln.. Oder so etwas ähnlichem..
    "Ich würde dich sehr gerne zur Frau nehmen Pina. Zusammen können wir viel erreichen, jedoch möchte ich es nicht gegen den Willen deines Onkels tun. Meinst du er ist einverstanden?"

  • Wenn man in jungen Jahren schon derlei herbe Verluste hinnehmen musste, dann war es wohl unvermeidlich, sich recht schnell mit der Tatsache vertraut zu machen, dass das Leben nicht immer ein Honigschlecken war. Spätestens nach dem Tod meines Bruders hatte ich Bodenhaftung erfahren und mir war klar geworden, was wirklich wichtig im Leben war. Nun lag es an mir, an den richtigen Fäden zu ziehen, damit meine Zukunft so verlief, wie es der Wunsch meines Vaters, meines Bruders und nicht zuletzt auch mein eigener Wunsch war. Der Vorteil, Scato als Gatten zu wählen, lag doch klar auf der Hand! Er war noch recht jung, ganz ansehnlich, kam aus guter Familie, war aufstrebend und hatte glänzende Aussichten, noch weiter aufzusteigen… und, was noch viel entscheidender war – ich kannte ihn bereits! Zwar waren inzwischen schon einige Jahre vergangen, seit seiner Studienzeit in Achaia, doch hatte ich keineswegs vergessen, wie nah wir uns damals gewesen waren. Er war nicht nur für Maecenas wie ein Bruder gewesen, nein auch für mich war er das. Umso gespannter stand ich nun vor ihm, um seine Antwort abzuwarten. Offenkundig war dies das Letzte, womit er gerechnet hatte, denn der Beginn seiner Entgegnung erfüllte nicht gerade meine Erwartungen. Fast schon schwerfällig kamen die Worte zunächst über seine Lippen, weshalb ich bereits begann, mir Sorgen zu machen. Hatte ich ihm etwa zu viel zugemutet? Oder war es etwa noch zu früh, so kurz nach Maecenas‘ Tod, weshalb er noch immer, von der Trauer um den geliebten Freund, außer Stande war, einen klaren Gedanken zu fassen?
    Doch nein! Mir fiel ein Stein vom Herzen, als er endlich das sagte, was ich hören wollte. Er hatte also selbst schon daran gedacht, schoss es mir durch den Kopf. Na bestens! Natürlich war es sicher nur den tragischen Umständen geschuldet, weshalb er nicht selbst schon längst die Initiative ergriffen hatte, denn letztendlich hatte ja auch mein Onkel den Tod zwei seiner Enkel zu betrauern.
    „Natürlich werde ich sie nicht selbst initiieren,“ gab ich sogleich zurück. Was war denn schon dagegen einzuwenden, wenn man ihm ein wenig auf die Sprünge half? „Sehe mein Vorpreschen lediglich als Vorschlag an und sei gewiss, dass du in mir eine Braut hast, die sich nichts Sehnlicheres wünscht. Natürlich obliegt es an dir, bei meinem Onkel um meine Hand anzuhalten. Und ehrlich gesagt, wüsste ich nicht, was Onkel Menecrates einzuwenden hätte.“ Letzteres behauptete ich einfach einmal in meinem jugendlichen Leichtsinn, ohne genau zu wissen, wie mein Onkel tatsächlich zu den Flaviern stand.

  • "Dein Onkel hatte durchaus eine Menge zu erleiden in der vergangenen Zeit. Eventuell wird ihm eine derart vorteilhafte Verbindung, für beide Familien, den Schmerz ein wenig nehmen." befand Scato recht selbstbewusst und war in Gedanken schon in der Villa Claudia.
    Es würde seltsam sein mit der kleinen Schwester seines besten Freundes liiert zu sein. Sicher, es war nichts ungewöhnliches dass sich derartige Verbindungen ergaben, dennoch hatte Scato Pina niemals wirklich als potenzielle Gemahlin wahrgenommen, aber sie waren ja auch noch Kinder damals und nun, beide wesentlich reifer, sahen die Dinge schon wieder anders aus.
    "Nun, ich werde euch dann in der Villa Claudia besuchen. Ich bitte dich, um unser beider Willen, dass du unsere Planungen noch für dich behältst. Aber sei dir bewusst wie sehr ich mich auf unsere Vermählung freue." erklärte Scato recht kühl, was mehr dem Umstand geschuldet war dass er ein wenig überrascht über die Initiative der Claudia, und weniger seiner berechnenden Art.
    Er mochte Agrippina, sowie er es eigentlich schon immer tat, sie war klug, hübsch, und schien zumindest ein Grundverständnis davon zu haben wie die Dinge in Rom zu laufen hatten. Mit einer respektablen Gattin im Rücken könnte es Scato weit bringen, mehr noch, zusammen könnten sie es noch weiterbringen. Nur an der Sache mit den Emotionen würde er noch arbeiten müssen, schließlich hatte er sich beim letzten Mal als er Gefühle zuließ furchtbar verbrannt.

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