In seinen Armen senkte sich der Brief. Avarus hatte ihn nun schon zum zweiten Mal gelesen und doch war die Nachricht seines Neffen aus Rom die Selbe geblieben. Sie besuchten die Heimat also nicht in diesem Sommer. Zum Einen gefiel dem Onkel was er da las. Es würde also ein weiteres Kind baldigst den Namen Germanicus tragen. Zum Anderen stellte es ihn vor schwere Probleme. Wie würde er den Geschmack von Sabina treffen können, kehrte er nach Rom zurück und brachte ein Pferd mit? Niemals konnte er das Kind enttäuschen, wurde es doch jetzt schon schwer getroffen, als die Ansage kam: Nein wir reisen doch nicht nach Mogontiacum. Das Sabina einen echten Dickschädel manchmal haben konnte, wußte Germanicus Avarus nur zu gut. Er war außerdem gewillt es ihr recht zu machen, das hob seinen Status in ihren Augen gewaltig an und er würde im Falle der Fälle einen Fuß bei ihr in der Tür haben, ging es mal wieder um einige Dinge, die kleine Mädchen nicht tun vorallem dann, wenn ein Haus voller seltener Kostbarkeiten steht. Respekt war nämlich ein Wort, das Sabina erst noch lernen mußte. Na nutzten auch die Kulleraugen nichts, denn Avarus hatte schon viele Kinder groß gezogen, kannte ihre Spielchen nur zu gut.
Ihm blieb nichts anderes übrig, um eine Auswahl mitzunehmen. Die anderen Tiere konnte er in Rom leicht an den Käufer bringen. Vorteilhaft war eine farblich unterschiedliche Herde. Für was würden die Kinderaugen sich denn entscheiden. Dazu half es mit kindlichen Augen zu sehen und er nahm sich vor eins der kleinen Sklavenmädchen mit hinaus auf die Weide zu nehmen. Zwei davon, die in diesem Haus lebten, waren in etwa im Alter von Sabina. Oder besser alle Beide. Sie würden ihm beichten, was für Sie die hübschesten Pferde waren und dann konnte Avarus jene Auswahl mit zurück nach Rom nehmen, dann traf wenigstens ein Tier auch den ausgebildet umfangreichen Geschmack von Sabina.
Doch heute hatte er andere Dinge zu tun. Sie waren ebenso auf die Pferdezucht angelegt. Dazu hatte er Lucius in sein Haus bestellt, der Tabellarius, der hier in Germanien einige Botengänge für ihn erledigte ohne das seine Briefe erst über die Müjhlenblätter des Cursus Publicus mahlten. Jener kam früh, sehr zeitig um genau zu sein, zu überpünktlich, als das Avarus bereits dem Bett entwichen war. So mußte Lucius etwas warten und sich mit der bereits lange aufgestandenen Küchenhilfe Schnacken bis er etwa eine Stunde später mit dem Senator Frühstücken konnte und so einiges erfuhr, was es in Rom Neues gab. Zwar hatte Lucius Celeripes den Brief selbst mitgebracht, war er doch versiegelt gewesen und zudem war es eine Todsünde die Post zu öffnen oder gar zu lesen, die durch den Cursus Publicus wanderte.
Avarus hatte die Briefe für Lucius noch nicht fertig, aber den Tabellarius schien der Aufenthalt in diesem Haus auch sichtlich zu gefallen, also warum Grund zur Eile? Sie wechselten ihren Sitzpunkt vom Arbeitszimmer (wo Avarus häufiger aß, um sich die Zeit des Rübergehens zu ersparen - was eine unglaubliche Unart war- ) in den Garten. Die Sonne begann sich über die Dächer zu schwingen und so war es wichtig einen guten noch lange schattigen Platz auszumachen. Was wiederum nicht schwierig war, denn einer der Schreiber war bereits da und hatte Pergament, Tinte und Wachstäfelchen mit Griffel auf einem schattigen Tisch ausgebreitet. Nebenan plätscherte noch ein Brunnen, die Vögel zwitscherten ihr Lied und sonst drang kein Lärm der Straße herein. Ein wirklich vorzügliches Plätzchen, um den Tag anzugehen und in aller Ruhe zu diktieren...