Mit Lederlappen und Ölfläschchen hockte ich dicht neben dem Zelt meines Contuberniums, die Lorica Segmentata auf den Knien. Auch im Schatten der Zeltwand war es brütend heiß. Schwitzend säuberte ich meine Rüstung, wischte den Staub vom Metall bis es glänzte und rieb eine feine Ölschicht darüber. Lange würde das nicht währen, es war eine wahre Sisyphusarbeit, hier seine Sachen sauber zu halten.
Schritte näherten sich. Der Schatten eines Mannes fiel über den trockenen Boden vor mir, und eine schnarrende Stimme befahl:
"Decimus Serapio? Sofort ins Praetorium!"
Erschrocken sah ich zu dem Miles auf.
"Ich? Aber warum denn?"
"Mitkommen! Jetzt!",
kommandierte er barsch.
Da sprang ich verschreckt auf die Füße, schob die Rüstung ins Zelt und wischte mir noch schnell die Hände sauber so gut es ging. Beklommen folgte ich ihm durch das Lager. Natürlich hatte ich eine gewisse Ahnung, was hinter dieser Aufforderung stecken könnte, doch die trug nicht dazu bei mich zu beruhigen.
An grimmig dreinblickenden Wachtposten vorbei loste er mich in das große Zelt hinein. Heiß war hier drinnen auch, aber die großzügigen Innenräume - Räume wohlgemerkt! - nahmen sich im Gegensatz zu dem Unterschlupf, aus dem ich gerade kam, wie ein Palast gegenüber einer Hundehütte aus.
Der Miles wechselte ein paar Worte mit einem Scriba. Nervös trat ich von einem Fuß auf den anderen, fuhr mir durch die Haare, zog meine Tunika unter dem Cingulum zurecht, und spürte, wie der Knoten in meinem Magen sich immer fester zusammenzog. Der Scriba verschwand hinter einem Vorhang, der bald darauf zur Seite gezogen wurde, eine Hand an meiner Schulter schob mich in den Raum dahinter, und mein Häscher schnarrte:
"Legatus, wie befohlen: Decimus Serapio."
Ich schluckte, und am liebsten hätte ich auf dem Absatz kehrt gemacht, um schnell davonzulaufen. Aber ich riss mich zusammen, nahm kerzengerade Haltung an, und salutierte stramm vor dem Mann hinter dem Schreibtisch.
"Legatus.",
sagte ich aufgewühlt, und unterdrückte den Impuls, mich gleich in Entschuldigungen oder Rechtfertigungen zu stürzen. Statt dessen blieb ich stumm stehen, die Augen starr nach vorne gerichtet.
Ich wagte kaum zu atmen. Einerseits hatte ich wirklich große Angst, dass der Legat wütend sein würde, und mich in hohem Bogen aus seiner Prima rauswerfen würde - andererseits war ich einfach gespannt, was er sagen würde - und nicht zuletzt freute ich mich in diesem Moment, hier in der Fremde, so weit weg von zu Hause, meinen Onkel zu sehen.