• Menas kannte hier niemanden außer Serapio. Das war ein Umstand, den es zu ändern galt. Während der täglichen Übungen gab es nicht viele Möglichkeiten, Bekanntschaften zu machen, und Menas war nicht der Typ Mann, der sich einfach zu einem eingefleischten Trupp an den Tisch setzte um mitzuwürfeln. Dann lieber die Thermen. Menas passte einen Moment ab, an dem sich seine Truppe nicht in Übung befand und demnach viele hier anzutreffen waren. Phanias war wieder mit von der Partie, und auch wenn er Menas bereits nach wenigen Stunden auf die Nerven ging, so war er doch der einzige, der sich bisher mit ihm befasst hatte. Menas kannte inzwischen schon die halbe Lebensgeschichte des Kameradens, während Phanias selbst nicht mehr als Menas' Namen wusste. Und Phanias war ein recht dankbarer Gesprächspartner. Es bedurfte lediglich keiner gemurmelter Zustimmungen oder einer kurzen Frage, und der Tedier sprudelte weiter vor sich hin, eine niemals versiegende Quelle der Belanglosigkeit. Gemeinsam saßen sie im Becken, und Phanias redete, während Menas mehr auf sein Umfeld und eventuelle Bekanntschaften achtete denn auf das Plappermaul neben ihm.


  • Phanias' Geplapper war wie ein Wasserfall. Menas betrachtete nachdenklich einen der fratzenhaften Wasserauslässe, der ihn in gewisser Weise an Phanias erinnerte, und hoffte, dass Massa bald kommen würde. Jeder Kontakt schien ihm gerade eine Art Rettung zu sein, und der Decimus würde ihm gerade recht kommen. Er ließ sich etwas weiter ins warme Wasser sinken und schloss die Augen zur Hälfte. Irgendetwas war anders. Bis ihm auffiel, dass Phanias nicht mehr redete, sondern ihn skeptisch ansah. »Hörst du mir überhaupt zu?« fragte er argwöhnisch und mit einem Hauch von Beledigung. Menas wandte den Kopf und sah ihn an. »Selbstverständlich. Die Flut der Informationen erweist sich allerdings als etwas üppig.« Kurzum, der Tedier ging Menas mindestens ebenso auf den Keks wie dessen vorgetragene Lebensgeschichte. Phanias sah Menas irritiert an und, oh Wunder, schwieg. Allerdings nicht lang, denn kurz darauf veränderte er seine Strategie. »Wie ist das denn bei dir? Warum bist du hier, Artorius?« fragte er spitz nach, und Menas blieb nicht lang zum Überlegen, bis ein bekanntes Gesicht zu ihnen stieß.

  • Seine Sachen hatte er abgelegt. Ein Tuch um die Hüften geschlungen ging er der Stimme nach, die ununterbrochen zu hören war. Entweder war es ein Alleinunterhalter oder er redete oft und viel, sein Gesprächspartner hatte sicher schon kapituliert und ließ es über sich ergehen. Am Becken blieb Massa stehen, der Redner hatte ihn scheinbar nicht bemerkt. " Salve, die Herren. Ich hoffe ich störe euch nicht bei der Untehaltung." verschmitzt sah Massa zu Menas, der einen genervten Eindruck machte und kurz davor war, die Plaudertasche zu ersäufen.
    Massa entledigte sich des Tuches und stieg in das Becken. Angenehme Wärme umfing ihn, genau das richtige zum Entspannen. Er tauchte ab um am Rand langsam wieder nach oben zu kommen. " Ja, was machst du denn hier."

  • Phanias sah auf, und sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Doch er schwieg, fixierte nur erneut Menas, der erleichtert war, dass der Decimus ihn rettete. Er stieg zu ihnen in das Becken. Sie waren hier nicht allein, es gab geügend andere Soldaten, die den Schweiß des Tages abwuschen oder sich schlicht entspannen wollten. »Sitzen«, erwiderte Menas mit dem Anflug eines Schmunzelns. »Und versuchen, mich etwas zu entspannen, bevor es los geht.« Damit meinte er natürlich den Feldzug, zu dem sie bald aufbrechen würden. »Hast du deine Sachen inzwischen sortiert?« fragte er und spielte auf den Berg an Ausrüstung an, der am Nachmittag noch auf Massas Bett gelegen hatte. Phanias räusperte sich. »Wir haben uns gerade darüber unterhalten, warum wir überhaupt hier sind«, sagte er ein wenig kiebig. »Warum bist du denn bei der 22ten, Decimus? Wo kommst du überhaupt her?« In Rom gab es schließlich auch Einheiten.

  • Massa lachte. "Das mit dem Sortieren, ja, der Anfang war gut, das Ende ein Chaos. Aber es stand genug Anschauungsmaterial zur Verfügung. Das ich denke es ist alles soweit an dem Platz wo es sein sollte." Seine Blicke landeten amüssiert bei Phanias. Ihm schien nicht zu gefallen, dass ihn keiner so richtig ernst nahm. Ihn eher als Nervensäge ansah. Massa dachte bei sich, rede besser du, als das er wieder anfängt.
    " Zur Zeit bin ich in der Therme der XXII., Probatus .., ähm.. wie war dein Name?" es fiel ihm nur schwer ernst zu bleiben. " Ich komme aus der Provinz Achaia, ein Zweig meiner Familie der Decimer ist dort ansässig. Mein Vater hielt es für richtig, seinem Zweitgeborenen eine militärische Ausbildung und hoffentlich spätere Karriere im Dienste Rom's angedeien zu lassen. Mein Wunsch war es hier her zu kommen. Das Meer...." Massa faltete halb unter Wasser die Hände und drückte sie blitzschnell zusammen. Eine kleine Fontäne spritzte heraus. Schmunzelnd sah er den Wasserstrahl hinterher.
    " Hätte ich gewusst , dass es in das Meer aus Sand geht, dann wäre ich mit Rom besser gefahren." Mit diesem Satz hatte er alles erklärt, was er für notwendig erachtete, zumindest fürs erste.

  • Menas überlegte einen Moment, ob er dem Decimus seine Hilfe anbieten sollte, wenn er sie brauchte, entschied sich dann aber dagegen. Er wollte ihm nicht vorgreifen, zumal ihm selbst damals auch niemand geholfen hatte. Wenn es notwendig wäre, würde er einem Kameraden selbstverständlich helfen, doch das von vornherein so zu pauschalisieren, entsprach zudem nicht Menas' Wesen.


    Massas Antwort rang Menas in Schmunzeln ab und ließ Phanias ein Gesicht ziehen, als hätte er soeben in eine unreife Zitrone gebissen. Das hielt ihn allerdings nicht davon ab, Massas Worte zu kommentieren. »Dein Vater hat dich zum Militärdienst gezwungen und du durftest dir die Legion aussuchen? Zuckerbrot und Peitsche, was?« bemerkte er. »Da hatte ich es besser. Mein Vater ist tot und mein Onkel wäre auch mit einem Posten in der Verwaltung zufrieden gewesen. Ich konnte es mir aussuchen und wollte lieber zum Militär. Und möglichst weit weg von Rom.« Er zuckte mit den Schultern. Menas wusste das bereits, denn Phanias hatte es ihm in den vergangenen Minuten haarklein erzählt. Phanias sah Menas an, der sich nun genötigt sah, ebenfalls zu reden. Er tauschte einen Blick mit Phanias, sah dann Massa an und seufzte leise. »Ich bin zum Militär gegangen, weil ich wollte. Mein...Onkel war Prätorianerpräfekt, Artorius Avitus, ihr habt sicher von ihm gehört. Er hat in der Prima angefangen. Da hätte ich auch hin gewollt, aber mein Vater war dort stationiert. Also bin ich zu den Stadtkohorten gegangen.« Es lag wohl jetzt seinen beiden Zuhörern nahe, dass Menas und sein Vater ein Problem gehabt hatten. »Ich habe den ersten Teil meiner Grundausbildung in Rom absolviert, unter Decimus Serapio, der damals noch Zenturio war. Dann bin ich nach Ostia versetzt worden, und schließlich hierher.« Und jetzt diente er wieder unter Serapio. Menas betrachtete nachdenklich die bewegte Wasseroberfläche. »Ich hätte zumindest in Italia bleiben wollen, meiner Mutter wegen«, offenbarte er.

  • Nach den letzen Worten Menas, war es still. Der Eindruck, dass Menas sich Sorgen um seine Mutter machte, stand im Raum. Massa warf Phanias einen eisigen Blick zu. Nach der Art: Wenn du den Mund nicht hälts, säufst du das halbe Becken leer. Um das Ganze zu überspielen, äußerte sich Massa zu Phanias Kommentar. " Nein, nicht gezwungen. Ich fand Rüstungen und Schwerter schon als kleiner Junge gut. Er wollte nur ganz sicher gehen, dass ich es später nicht bereue und hat ziemlich früh alles nur Mögliche in Richtung Militär unternommen. Dienst mit ihm zusammen in einer Einheit hätte ich mir auch nicht vorstellen können." Menas schien ganz schön dran zu knuppern haben, dass man ihn soweit weg versetzt hatte. Vielleicht gab es sich mit der Zeit. Massa tauchte nochmal unter, kam prustend wieder hoch, strich sich das Wasser aus dem Gesicht. " Mir wachsen schon Schwimmhäute zwischen den Zehen, ich mach mich aus dem Becken. Vale." Schnaufend stieg er aus dem Becken und wickelte sich, beim Raus Gehen, ein Tuch um die Hüften.

  • Phanias erwiderte seinerseits den Blick mindestens ebenso giftig wie zuvor der Decimus. Der seine besagte Dich hat niemand hierher gebeten, also halt dein Maul und pass bloß auf! Menas entging dies allerdings vollkommen, er dachte an seine Mutter und hatte damit schon genug zu tun, als auch noch auf den nervtötenden Tedier zu warten. Als Massa sprach, sah Menas ihn wieder an. Es hätte nicht an der Einheit gelegen. Allein die räumliche Nähe hätte er nicht ertragen können, abgesehen davon, dass seine Mutter dann gänzlich allein in der Ewigen Stadt gewesen wäre. Er nickte Massa dankbar zu für die Worte, verfolgte anschließend, wie der Decimer untertauchte und wieder hoch kam. Dass er dann verkündete, gehen zu wollen, kam für Menas überraschend. Er war kaum das Viertel einer Stunde hier gewesen. Menas wandte vielsagend seinen Blick Phanias zu und überlegte, ob er nicht vielleicht einfach mitgehen und den Tedier hocken lassen sollte. »Was dagegen, wenn ich mitkomme?« fragte er sicherheitshalber nochmals nach, es konnte genauso gut sein, dass den Decimus ein dringend Geschäft aus dem warmen Thermenbecken lockte.

  • "Nichts dagegen. Ich suche ein ruhiges Plätzchen zum Liegen. Heute ist mir nicht so nach feuchter Unterhaltung." Suchend sah sich Massa in de Räumlichkeiten um. Da standen 4 Liegen. Nur war keiner da, der ihn hätte massieren können. Seufzend ließ er sich auf einer der Liegen nieder. Zum entspannen reichte es. " Leg dich hin, sind angenehm angewärmt, entdspann dich und vergiss einfach mal alles um dich. " Massa holte hörbar Luft und machte die Augen zu. Nach einer Weile unterbrach er die Stille. " Du hast sehr mit der Entfernung zu deiner Mutter zu kämpen. Ihr wird es nicht anders gehen, nehme ich an. Schreibst du ihr ?" Nach dem Vater wollte Massa nicht fragen, da lag scheinbar etwas im argen. Zum Glück gab es dererlei Probleme bei seiner Familie nicht. Es sei denn, die Dame des Hauses wollte par du ihren Willen durchsetzen, da wurde es laut. In diesen, seltenen Momenten, flüchtete alles und verkroch sich, bis sich die Gemüter abgekühlt hatten. Massa musste lächelnd daran denken, als er verkündete er wolle nach Alexandria. Vater hatte Stunden zu tun, um Mutter zu beschwichtigen.

  • Entgegen seines Willens zeichnete sich ein kurzes Grinsen auf Menas' Zügen ab, als er Phanias allein im Becken ließ und Massa folgte. »Das trifft es wohl«, bemerkter er bezüglich der Umschreibung der feuchten Unterhaltung. Sie verließen den Hauptraum mit dem großen, warmen Wasserbecken und fanden sich in einem Raum mit steinernen Liegen ein. Angenehme Wärme stieg vom beheizten Boden auf, und auch die Liegen waren warm. Menas befühlte den Stein und legte sich dann auf den Rücken. Er betrachtete die Decke, die mit Kriegsmotiven bemalt war und oft Mars zeigte. Es war wirklich angenehm, hier zu liegen, den warmen Stein zu fühlen und abzuschalten. Bis Massas Worte an Menas' Ohren drangen und er an daheim denken musste. Er schwieg vorerst, das Gesicht seiner Mutter im Geiste. »Ja. Ich sorge mich um sie, das ist alles«, erwiderte Menas vielleicht ein wenig schnippisch. Aber er wollte nicht als Muttersöhnchen dastehen. Diesen Ruf hatte er schon bei den Stadtkohorten gehabt, weil seine Mutter vor ihrem Aufbruch aufs Land ihn dort besucht hatte. Alle Kameraden hatten es mitbekommen, und das hatte es nicht eben leichter gemacht. Es verging ein Moment. »Vermisst du deine Eltern?« fragte Menas zurück. Angriff war die beste Verteidigung.

  • „Vermissen? Nachdem meine Mutter erfolgreich 2 Jahre verhindert hat, dass ich zur Legion gehe. Nicht direkt. Ihre Ratschläge dagegen des Öfteren. " Massa drehte sich zu Menas. "Ja und meinen Vater? Er ist vor 2 Jahren gestorben. Unter welchen Umständen, weiß ich bis heute nicht.“ Massa räkelte sich auf der Steinliege. Die Entspannung und Ruhe tat gut, nach der Quälerei mit der Ausrüstung.
    Seinen Vater vermisste er sehr. Er war der, der ihm den Weg geebnet hatte. Jetzt musste er alleine zurecht kommen.
    Das was ihm fehlte war ein Fürsprecher, schließlich wollte er es in der Legion zu mehr als nur einem Legionär bringen. Da hätte ihm sein Vater helfen können, den richtigen zu finden.
    Warum sollte er dem Artorianer verschweigen, dass seine Mutter der Herr im Hause war. Sie war es schon immer gewesen, auch als sein Vater noch lebte. „ Wie lange ist man eigentlich Probatus?“ fragte Massa um das Thema zu wechseln. Menas hatte gereizt geantwortet. Er mochte das Thema wie es aussah nicht sonderlich.

  • Menas' Brauen rutschten hinauf bei Massas Worten. Nun konnte er nachvollziehen, warum sein Kamerad nicht besonders begeistert von seiner Mutter war. Im Grunde war es ihm selbst nicht so ergangen, Menas hätte seine Mutter zudem niemals hassen können. Dazu liebte er sie viel zu sehr, ganz gleich, was sie für Ansichten vertrat. Und das war nun wirklich kein Wunder, denn es war Menas auch niemand geblieben, abgesehen von ihr. Massas Vater weilte also ebenfalls nicht mehr unter den Lebenden. Ein weiteres Detail, das sie verband, wie er feststellte. Kurz überlegte er, ob er sein Beileid bekunden sollte, entschied sich dann jedoch dagegen. Zwei Jahre waren zwei Jahre, und Massa wirkte nicht wie ein eingeschüchtertes Kaninchen, also sparte sich Menas das Beileid und ging auf Massas Frage ein. »Das kommt auf deinen Ausbilder an, möchte ich meinen. Sechs Monate, vielleicht länger, vielleicht kürzer. Ich vermute, dass du den Trebellier abbekommst. Oder deinen Verwandten Serapio.« Menas zuckte im Liegen mit den Schultern. Ihm wurde allmählich kalt, warum auch immer. Vielleicht sollten sie sich bald schlafen legen, denn morgen würde woh auch für Massa der Ernst beginnen.

  • Schläfrig hörte er Menas zu. Der Trebbellier ? Gut oder schlecht? Wäre ab zu warten. Decimus Serapio? Das wäre hart. Er wusste durch seinen Vater, dass Verwandtschaft durchaus auch seine Nachteile hatte. Er hatte in besonders hart ran genommen und den kleinsten Fehler bestraft. Es war nicht das schlechteste, aber wenn man es einfacher haben kann. Abwarten, es wird sich früh genug zeigen,vom wem er durch die Wüste gesschickt wird.
    " Was hälst du vom Schlafen, ich könnte jetzt eine ganze Menge davon gebrauchen." murmelte Massa und driftete in die heiligen Hallen des Schlummerns ab, raffte sich dann doch auf und stemmte sich von der Liege ab. Sitzend, sich die Augen reibend. Fröstelnd die Schultern hochziehend, sah er zu Menas. " Ha, du frierst doch nicht etwa. Lass uns gehen."

  • Wie im Nebel langte ich in den Thermen an. Fand mich im warmen Wasser wieder. Es hatte alles ein jähes Ende genommen bevor es begann. Der letzte Blutsverwandte war Tod, eh ich ein Wort mit ihm wechseln konnte. Ein Brief war das einzige, was ich von ihm besaß. Viel hatte ich darin über ihn nicht erfahren.


    Um mich herum ging es laut zu. Viele nutzten die Stunde um sich hier zu erholen. Ich blendete sie einfach aus. Dachte zurück an Achaia, an die felsige Küste. Mein Rückzugsort. Die Brandung, wie sie gegen die Felsen schlug. Es wurde Zeit all dem den Rücken zu kehren. Alexandria erinnerte mich an so vieles von zu Hause.


    Sobald wie möglich sollte ich zum Praefecten gehen und um meine Versetzung zu den Kohortes Urbanae bitten. Meine Arme fanden den Rand, ich lehnte mich zurück. Die lautstarken Gespräche drangen wieder zu mir vor. Lange blieb ich nicht mehr im warmen Wasser, wechselte ins Becken mit kaltem um ins Leben zurück zu finden.

  • Marius ging in den Thermen umher und suchte nach einem nicht ganz so belebten Platz. Bei solch einer riesigen Anzahl von Soldaten keine einfache Aufgabe. In einer der hintersten Ecke entdeckte er Massa, er ging an den Rand und ließ sich sanft neben seinen Kameraden ins Wasser gleiten. „Schon seltsam…“ sagte Marius mit starrem Blick auf die Wasseroberfläche… „da wo ich herkomme prügeln sich alle um die warmen Becken, hier ist es genau andersherum. Ein Reich und so viele Unterschiede.“ Ohne Blickkontakt zu suchen, begann Marius damit seinen Körper zu reinigen, dass kühle Wasser brachte die ersehnte Abkühlung.

  • Das kalte Wasser erfrischte, brachte alle Lebensgeister zurück. Ich vergaß für einen Moment alles das, was mich deprimierte. Die Arme auf den Rand gelehnt musterte ich die anderen. Der Neue lenkte mich von meiner Beobachtungstour ab. „ Was ? ...Ach so, ja in zwei oder drei Wochen gibt sich das wieder und das warme Becken wird belagert. Die Wüste war heiß und trocken. Jeder will jetzt was Frisches.“ Ich drehte meinen Kopf, musterte ihn. „ Was ist hier anders?“ fragte ich interessiert. „ Ich habe die Wüste, gemessen an ihrer Größe, ein paar Sandkörner davon, kennengelernt. Und du, was hast du so gesehen? Was willst du schmales Bürschchen eigentlich in der Legion? Du wirst viel Glück brauchen um die erste Ausbildungstunde einigermaßen heil zu überstehen.“ Ich besah mir die gegenüberliegende Wand. Das Gemälde hatte was.

  • „Hier ist einfach alles anders, es gibt außerhalb des Lagers kaum Landsleute. Auf dem Markt kommt man mit Latein nicht besonders weit und überall stinkt es. Und die Einheimischen beten zu seltsamen Göttern… halb Mensch halb Tier, ich finde das sehr verwirrend. „ Er tauchte kurz unter und erhob sich aus dem Wasser wie Phönix aus der Asche. „Londinium habe ich gesehen, meine Heimat. Und dieses Loch…“ er griff nach einem Schwamm und rieb damit über seinen Oberkörper. Die blauen Flecken von der Ausbildung zeichnete sich deutlich von seinen schmalen Körper ab. „Mir ist bewusst dass ich hier nicht hingehöre, ich bin kein richtiger Soldat, aber es gab für mich keine andere Möglichkeit Arzt zu werden.“
    Marius sagte die Wahrheit, es gab keinen Grund etwas zu beschönigen oder gänzlich auszulassen. Er gehörte hier gar nicht hin, aber da musste er nun durch, er hat es geschworen.

  • Der Junge kam aus Londinium, aus dem Norden. „ Alexandria hat seine eigenen Reize. Geheimnisvoll, undurchsichtig, geschäftig, wunderschön. Ein Schmelztigel der Kulturen. Ein Kessel in dem es brodelt. Es wird gehandelt, gelehrt, diskutiert, angebetet und verflucht. Im Museon findest du unwahrscheinlich viel altes und neues Wissen.“ Ich schöpfte mit der Hand Wasser und fuhr mir übers Gesicht. „ Du willst Arzt werden, dann kommst du um griechisch nicht herum. Die Griechen stellen die besten Ärzte. Ihre Abhandlungen wirst du nicht unbedingt in Latein vorfinden. Ein kleiner Tip, mit griechisch kommst du hier in Alexandria sehr viel weiter als mit Latein. “ Die Augen geschlossen und zurückgelehnt murmelte ich. „ Das mit dem Legionarius, das überlasse dem Centurio. Der macht einen aus dir. Bist du einer, dann bitte um den Einsatz als Capsarius.“ Ich stellte mich hin und tauchte unter, kam wieder hoch, strich meine Haare nach hinten. „ Kannst du denn schon was. Verbinden und so?“ Einer der keine Ahnung davon hatte, sollte mich nicht in die Finger kriegen.

  • Graeceius war hinzugekommen und hatte ein wenig vom Gespräch mitgekriegt.


    "Wenn du willst, bringe ich dir etwas Griechisch bei. Das ist ja schließlich meine Muttersprache. Und in Griechenland selbst bin ich auch mit einem etwas sauberen Griechisch aufgewachsen als dem, das hier zuweilen gesprochen wird."

  • „ Ich für meinen Teil habe genug, Vale.“ Aus dem Becken steigend, griff ich mir ein Handtuch, wickelte es um die Hüfte und ging in den Nebenraum. Die Liegen aus Stein waren angenehm warm. Ein Masseur stand bereit. Ich ließ mich nieder und stellte fest wie gut die Massage tat. Es war lange her, eine so wohltuend entspannende Massage genossen zu haben. In der Wüste...Ein Lächeln lief über mein Gesicht. Träumend genoss ich die kunstfertigen Hände des Masseurs. Der Schlaf übermannte mich, ein sanfter Ruckler an meiner Schulter, der Masseur war fertig, ich wieder munter. Mich aufraffend verließ ich die Liege. Im Apodyterium kleidete ich mich wieder an. Ein angenehmer Abend, jetzt nur noch ins Bett fallen dachte ich mir und ging zu den Unterkünften zurück.

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