Als das Lager und vor allem sein Zelt steht, lässt sich Appius erstmal von einem seiner Sklaven massieren. Dieser Krieg, obwohl praktisch noch keinerlei Waffengang, pumpt ihn aus. Das Land, das Wetter, jeder Verdammte Busch scheint dem Terentier feindlich.
Nunja er würde mit dafür Sorgen daß jeder verdammte Busch hier , wein römischer Busch werden würde. Wenn Rom siegte wüde man dieses Land so urbar machen wie es nur Römer konnte. Kein Vergleich zu diesem staubiigen etwas was die Parther hier Land nennen.
Während er sich also weiter massieren lässt, träumt er vom Sieg und großen römischen Ländereien die sich von Edessa bis nach Indien erstrecken
Vormarsch nach Edessa
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Ich hatte das Bedürfnis mich zu waschen, einmal so richtig von Kopf bis Fuß! Aber das Wasser was wir ausgeteilt bekamen reichte noch nicht mal um wirklich den Durst zu stillen, in der glühenden Hitze, durch die wir uns hier fortbewegten. Allenfalls mit Sand konnte man sich waschen, das hatte ich auch getan, aber mir war als würden das Blut und der Schweiß und der Geruch nach Aas aus dem nächtlichen Kampf noch immer an haften. Ich bekam sie nicht los, ebensowenig wie die Bilder dieser Nacht, die mir penetrant und die ganze Zeit im Kopf herumgingen.
Meine Wunde schien zum Glück sauber zusammenzuheilen. Sie schmerzte natürlich, aber als ich sah, dass sogar der ungleich schwerer verwundete Centurio Flavius schon wieder mitmarschierte, dachte ich, dass ich zum Jammern kein Recht hätte, und riss mich eben zusammen. Schweigend stiefelte ich durch die Hitze. Es war grausig, an den Zivilisten, die uns flehentlich um Wasser baten, einfach vorbeizugehen. Aber wir brauchten es ja selbst!
Auch abends mochte ich nicht reden, schrieb nur wie besessen alles was passiert war in meinem Tagebuch auf. Das war zum Glück nicht dem Zeltbrand zum Opfer gefallen, nur etwas angekohlt an einer Ecke.
Aber obdachlos war mein Contubernium jetzt, und von mir war beinahe die ganze Kleidung verbrannt, die ich nicht am Leib getragen hatte. (Der einzige Lichtblick war, dass ich damit auch diese unsägliche rosa verfärbte Tunika los war, die sie mir in Mantua in der Rüstkammer angedreht hatten). Es war ein Hin und her, bis ich den allernötigsten Ersatz bekam.Aber wenigstens bekam ich überhaupt etwas. Ich hörte nämlich von einem Kameraden, der irrtümlich offiziell für tot erklärt worden war, und nun gar nichts mehr erhielt - kein Wasser, kein Essen, kein garnichts - weil er auf den einschlägigen Listen nicht mehr verzeichnet stand. Seine Zeltgenossen mussten ihn mit durchfüttern, bis er seinen Kampf gegen die Mühlen der Legio-Bürokratie ausgefochten hatte. Aber vielleicht war diese Geschichte auch nur ein Gerücht, eines von den vielen, die während des Marsches durch die Reihen geisterten.
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Zitat
Original von Faustus Decimus Serapio
Auch abends mochte ich nicht reden, schrieb nur wie besessen alles was passiert war in meinem Tagebuch auf. Das war zum Glück nicht dem Zeltbrand zum Opfer gefallen, nur etwas angekohlt an einer Ecke. Aber obdachlos war mein Contubernium jetzt, und von mir war beinahe die ganze Kleidung verbrannt, die ich nicht am Leib getragen hatte.
"Du hast wohl gedacht, ich hab dich vergessen, was, miles Decimus?"
begann Avitus, nachdem er unvermittelt beim Contubernium von Serapio auftauchte, frisch gekleidet und mit der Vitis in der rechten Hand, die er wie einen Gehstock mit einem Ende am Boden abstellte, ohne sich jedoch darauf abzustützen.
"Vortreten und stillgestanden"
sagte er leise, mit zusammengebissenen Zähnen. -
Mir blieb fast das Herz stehen, als auf einmal, wie aus dem Boden gestampft, die bedrohliche Gestalt des Primus Pilus bei uns erschien. Vor Schreck rutschte mir das Schreibrohr aus den Fingern, und hinterließ einen großen Tintenfleck auf dem Papyrus das ich gerade mit den Ereignissen der letzte Nacht vollkritzelte.
Ja... ich hatte das allerdings gedacht, oder jedenfalls so verzweifelt gehofft, dass ich mir schon selbst eingeredet hatte es müsse so sein. Aber hier war das Damoklesschwert - in freiem Fall!
Entsetzt heftete mein Blick sich auf die Vitis, und hastig sprang ich auf die Füße. Meine Contubernales, denen ich ja nichts von der Misere erzählt hatte, blickten überrascht, oder salutierten eilig vor dem berüchtigten Ersten Speer. Das tat ich auch, salutierte stramm und trat schnell vor, auch wenn ich viel lieber weggelaufen und mich unter irgendeinem Bett versteckt hätte.
Vor dem Ersten Speer nahm ich kerzengerade Haltung an, blickte starr geradeaus. Meine Knie waren weich und meine Kehle wie zugeschnürt.
"Primus Pilus", krächzte ich, schluckte, und sprach völlig überstürzt weiter:
"BitteumdieErlaubnisdaserklärenzudürfen,PrimusPilus." -
Kurz hatte Avitus seinen Blick von Serapio abgewandt, um den Gruß der anwesenden Milites mit einem knappen Nicken zu beantworten. Dann jedochfasste er den Decimer wieder in den Blick. Ganz seiner Gewohnheit entsprechend, verschränkte Avitus seine Hände auf dem Rücken, so dass die Vitis parallel zum Boden gehalten wurde.
"Erklären? Willst du mir etwa erklären, welch Dämon dich dazu bewegt hatte, gegen einen eindeutigen Befehl deines primus pilus zu handeln? Und das, obwohl, wie ich erfahren musste, die anderen milites dich sogar davon abzuhalten versuchten. Was war der Grund, miles? Ungeduld? Neugier? Oder gar Gleichgültigkeit?"
Avitus hielt dem Decimer die Vitis vor die Nase. Einem Miles, der Wort ergreifen wollte - vermutlich um Serapio in Schutz zu nehmen - gebot Avitus Einhalt, ihm die Handfläche entgegenhaltend.
"Dafür könnte dich auspeitschen lassen miles, bis mindestens ein Dutzend vites an deinem Rücken brechen..."
Da die Vitis biegsam war und schwer brach, war das eine fürchterliche Bestrafung, die der Artorier da ausmalte. Er senkte die Vitis.
"Dir zugute halten muss ich allerdings, miles Decimus, ..."
fuhr Avitus nun in einem weniger strengen und vorwurfsvollen Ton fort
"... dass du deinen centurio gefunden hast... und damit ermöglicht hast, dass die Mission, die zu erfüllen ich, miles Iulius und die anderen vier uns vorgenommen hatten, erfolgreich werden konnte. Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast. Aber Fakt ist, dass... du es geschafft hast. Du bringst mich damit in eine schwierige Situation, miles Decimus. Ich müsste dich bestrafen und gleichzeitig auszeichnen"
Was zwei Möglichkeiten auf den Plan rief. Entweder beides vorzunehmen oder es dabei zu belassen. Avitus wollte hoffen, dass dem Miles klar geworden war, welch großen Wert er und die Legion auf Disziplin legten. Eigeninitiative wurde zwar gefördert, um aus Legionären im Falle der Abwesenheit ihrer Centurionen keine hilflosen Opfer werden zu lassen, jedoch nicht um den Preis der Aufgabe der Disziplin.
"Ich sehe davon ab, beides vornehmen zu lassen. Du hast also Glückgehabt, miles. Dieses Mal... Aber verlass dich nicht darauf, dass dir Fortuna stets zulächelt"
Wieder verschränkte er die Arme hinter dem Rücken.
"Was also wolltest du mir erklären?"
fragte er... -
Bebend vor Angst stand ich vor dem Primus Pilus. Bei jedem Wort dass er sprach wurde ich ein Stück kleiner, bis ich nur noch eine kleine Maus war, die sich verzweifelt ein tiefes dunkles Mauseloch herbeiwünschte... Ja, warum hatte ich nicht in der Deckung gewartet?!! Ich war doch ein kompletter Idiot! Das letzte Mal dass ich mich so vollkommen restlos nichtswürdig gefühlt hatte, war im Verhörraum der Urbaner gewesen, als man mich meinem Onkel präsentierte - 'hier, das ist der Dieb' - aber diesmal war es noch viel schlimmer, denn der Primus Pilus, der wollte mir ja wirklich was.
Das Blut wich aus meinem Gesicht, als er mir die Strafe ausmalte, und mit blankem Entsetzen in den Augen starrte ich auf die Vitis vor meiner Nase. Ich war geliefert! Der würde mich zum Krüppel schlagen! Oder tot! Hätte ich doch nur... wäre ich doch nie...Als er dann umschwenkte, bekam ich das im ersten Moment gar nicht mit, erst mit Verzögerung drang es durch den Nebel meiner Panik. Ich sehe davon ab beides vornehmen zu lassen. Bona Dea! Ich war gerettet!!!
Mit einer Erleichterung, so ungeheuerlich dass man sie mit Worten nicht zu beschreiben vermag, ließ ich den Atem entweichen - ich hatte gar nicht gemerkt, das ich die Luft angehalten hatte - und sagte aus tiefster Seele:
"Danke Primus Pilus!"
Das war wirklich fair von ihm, er hätte ja auch sagen können: Befehlsverweigerung ist die eigene Schuld, über den Centurio zu stolpern nur Glück und damit kein Verdienst. Ja, und was für ein Glück! Mein Praenomen passt schon zu mir. Soviel und so oft ich auch damit hadere, dass ich nicht gerade hart und stark und heldenhaft genug geraten bin - über das mir zu teil gewordene Glück kann ich mich wirklich nicht beklagen. Fortuna ist mir geradezu unanständig oft hold, manches mal ist es zwar Glück im Unglück, aber trotzdem bewahrt sie mich doch ziemlich regelmäßig vor dem Schlimmsten... Ich fasste natürlich den Vorsatz ihr bei allernächster Gelegenheit ein ganz großes Opfer zu bringen, um ihre Gunst nicht zu verlieren.Bevor ich überhaupt selbst noch was sagen konnte, musste ich erst mal tief durchatmen und meine in alle Richtungen geflohenen Gedanken wieder zusammen sammeln. Eigentlich war es ja jetzt auch egal, aber trotzdem wollte ich noch meine (wirklich nur ein ganz winziges bisschen die Ereignisse verzerrende) Erklärung anbringen, damit der Primus Pilus nicht dachte seine Befehle wären mir gleichgültig.
"Ich wollte nur sagen, Primus Pilus", begann ich kleinlaut, " dass ich nicht einfach so auf eigene Faust losgezogen bin, es war nämlich so, dass ich von unten her einen Parther gesehen habe, der sich da am Felsen entlang in eure Richtung geschlichen hat, und ich wusste nicht ob ihr ihn bemerkt hattet oder nicht, deshalb bin ich aus der Deckung und habe, ähm, einen Stein den Hang hinauf geworfen, um vielleicht die Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken... Und dann war da einer von diesen Aasgeiern, ohne den hätte ich den Centurio bestimmt gar nicht bemerkt, der meinte wohl er wäre schon tot und wollte an ihm rumpicken."
Aber bevor ich mich womöglich doch noch irgendwie um Kopf und Kragen redete, ließ ich dann lieber das erzählen.
"Es wird nie wieder vorkommen, Primus Pilus.", beteuerte ich ernsthaft, und selber auch vollkommen davon überzeugt. (Natürlich, nachdem ich gerade so haarscharf an der schrecklichen Strafe vorbeigeschlittert war.)
"Es tut mir wirklich sehr leid. Und dann wollte ich mich auch noch bedanken, dass Du mich, ähm, aufgelesen hast da draußen, ich weiß ja nicht ob ich es allein überhaupt zur Castra zurückgeschafft hätte."
Jetzt wo ich nicht mehr um mein Leben zittern musste, war ich ihm auf einmal richtig dankbar. -
Einer der Berater im Zelt des Kaisers ergänzt gerade, dass Vinicius Hungaricus auch schon einmal regulär das Amt des Praefectus Urbi inne hatte, als ein weiterer Tribun das Zelt betritt und von den Beobachtungen der Späher berichtet, die das parthische Heer aus Edessa ausgemacht haben.
Der Kaiser unterbricht sofort die politische Besprechung und lässt die Kommandeure rufen, um sie zu unterrichten.
"Meine Herren, das parthische Heer von Edessa wird die heutige Nacht weniger als einen Tagesmarsch entfernt von hier verbringen. Es ist erfreulich, dass sich die Truppen aus der Stadt hinaus begeben haben und uns eine Belagerung ersparen. Es ist weniger erfreulich, dass wir bei dieser Distanz wieder mit unliebsamem Besuch im Morgengrauen rechnen müssen. Falls dieser nicht erfolgt, schlagen wir morgen wohl eine Feldschlacht. Bereitet die Truppen entsprechend darauf vor. Weitere Befehle ergehen, sobald uns weitere Erkenntnisse über die Stärke des Gegners und das Gelände vorliegen."
Dann widmet er sich nach einem Schluck aus seinem Becher wieder den politischen Geschäften, um diese Angelegenheit noch vor der Schlacht zuende zu bringen.
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Avitus senkte den Kopf, als Serapio ihm seine Erklärung abgab. Was hörte er da? Ein Parther, der sich an ihn anschlich... Einen Stein geworfen... Wenn das wirklich wahr sein wollte, dann hatte ihm Serapio einen großen Dienst erwiesen. Irgendwie kam sich Avitus veralbert vor und Zorn stieg in ihm auf, dass der Junge diese - immerhin nicht unwichtigen - Informationen so lange hinterm Berg gehalten hat. Dass Avitus ihn bis eben noch nicht hatte zu Wort kommen lassen und das quasi selbst verschuldet hatte, merkte er in diesem Moment gar nicht.
Eins störte ihn an Serapio's Geschichte aber. Wenn der Parther tatsächlich nahe der Gruppe vorbeigeschlichen war, dann mussten ihn die anderen auch gesehen haben. Und dennoch haben sie versucht, den Decimer zurückzuhalten, wie er aus Vorgesprächen mit ihnen erfahren hat. Avitus kannte die Männer, die mit ihm heute Nacht auf dem Einsatz waren, persönlich und beim Namen, hatte sie extra ausgesucht für diese nicht ungefährliche Mission. Und er konnte sicher gehen, dass die Männer erfahren genug gewesen wären, aus eigener Initiative etwas gegen den Parther zu unternehmen...
Vermutlich hat der junge Decimer - aus welchen Gründen auch immer, Avitus betrachtete die Angelegenheit als erledigt - den Posten verlassen und ist dann erst auf den Parther gestoßen. Das, freilich, änderte nichts an der Tatsache, dass er mit dem Geräusch, das der Steinwurf verursacht hatte, Avitus auf den Parther aufmerksam gemacht hatte, der ihm bis dahin unbemerkt folgen konnte.
Er hob den Blick.
"Ich habe dir geholfen, indem ich dich aufgelesen habe, du hast mir geholfen, indem du ..."
jetzt, wo Avitus darüber nachdachte, hatte das Geräusch tatsächlich so geklungen, als wäre ein geworfener Stein auf den Boden gefallen
"... den Stein geworfen und mich so auf den Parther aufmerksam gemacht hast"
Die Milites um sie herum sahen Avitus erwartungsvoll an. Na klar, sie waren auf Serapio's Seite, was hatte er auch erwartet. Er wäre es ja auch gewesen.
"Wir sind... ... ... quitt, würde ich sagen"
was wohl so viel wie 'danke' und gleichzeitig aber 'keine weitere Diskussion darüber' heißen sollte. Nur irgendwie weigerte sich Avitus, dies direkt auszusprechen, nachdem er den Miles eben noch gestaucht hatte.
"Das wäre dann alles, miles Decimus. Weitermachen..." -
Er glaubte mir tatsächlich! Ganz feierlich wurde es mir zumute bei seinen Worten. Er sprach ja mit mir wie mit einem Kameraden in diesem Moment, das gefiel mir natürlich, und zudem hörte es sich, so wie er es sagte, richtig bedeutsam an. Ich lächelte beglückt, antwortete respektvoll "Primus Pilus" und "trat ab" - das heißt ich ging die paar Schritt zu meinen Zeltgenossen zurück. Alle Augen lagen auf mir. Es geschah ja nicht alle Tage, dass einer von uns vom Ersten Speer persönlich zusammengestaucht wurde.
Mit einem breiten, strahlenden Lächeln der Erleichterung setzte ich mich wieder hin, nach dem ausgestandenen Schrecken noch immer ganz zittrig und euphorisch zugleich.
"Puuuuuuhhh.........."
Ich fuhr mir mit beiden Händen über das Gesicht. Das war jetzt wirklich heftig gewesen! Kaum war der Erste Speer wieder verschwunden, ging die Fragerei los, alle durcheinander.
Was hast'n Du nur angestellt, Junge? - Schwein gehabt, was? - Ich dachte Du kippsts noch aus den Latschen, Kleiner. - Der is grad ganz schön über sein Schatten gesprungen, nich? - Du hast echt'n Riecher für Ärger Serapio - Na also was war denn nun?So im Mittelpunkt des Interesses zu stehen, belebte mich, und ich fing dann wirklich an zu erzählen. Auch die anderen hatten natürlich einiges erlebt letzte Nacht, und so sassen wir zusammen und tauschten unsere Geschichten aus, die sich malerisch anhörten im Vergleich zu der hässlichen blutigen Wirklichkeit.... Nur Musca, der Arme, der mit seinem bandagierten Bein bei uns saß, hatte keine wilden Ausfall-Geschichten zu berichten, und war an diesem Abend ganz uncharakteristisch still.
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Zitat
Original von Gaius Tallius Priscus
Irgendwann war er dann selber zum Centurio gerufen worden und betrat kurz darauf dessen Zelt. "Salve", grüßte er. "Melde mich zur Stelle."Papyrus raschelte, eine Feder kratzte darüber hinweg. Marcus lag mit dem Rücken auf seinem Lager, wälzte sich hin und her und suchte in seinem Geist nach den passenden Worten. Natürlich waren sie wieder mal nicht aufzutreiben. Verflucht noch mal! Ihm fehlte einfach sein Sklave Hannibal. Und der lungerte wahrscheinlich im sonnigen Baiae, angelte Fische und ließ es sich gut gehen. Nur mit Mühe unterdrückte Marcus den Impuls sich an der verletzten Schulter zu kratzen. Aber wie das auch mal wieder juckte!! Marcus seufzte verhalten und verzog angestrengt das Gesicht.
„Also, schreibe folgendes....ich bin nicht tot, ich lebe noch. Macht euch keine Sorgen. Mögen die Götter euch schützen. Marcus. Meinst Du das geht?“
Marcus sah zu dem Schreiber, der an seiner Kiste hockte und konzentriert auf das leere papyrus sah. Langsam schüttelte Naevius den Kopf.
„Bei allem Respekt, das ist doch ein wenig dürftig, centurio. Ein bisschen mehr Erklärung könnte es schon sein.“
- „Grmpf, wird doch eh alles zensiert. Was für einen Schmuh die da zensieren...dort in der Poststube. Das kann doch eh keiner begreifen, warum was gestrichen wird.“Naevius zuckte gleichgültig mit der Schulter. Er schrieb niemandem, denn seine beiden Brüder waren ebenfalls mit im Krieg. Und seine alte Mutter bekam nichts mehr mit vom Leben. Darum war es ihm reichlich egal, was dort zensiert wurde. Aber Marcus nicht. Grummelnd fügte er noch an:
„Wenn ich schreiben würde, daß ich gestern hier Kekse gegeßen habe, wetten daß sie das auch zensieren? Oder wenn ich meinen Latrinengang – falls ich auf den Gedanken kommen würde- erwähne. Durchgestrichen. Also was bringt es, wenn ich da was schreibe? Und am Ende streichen sie sogar heraus, daß ich gar nicht tot bin und was nützt es dann, daß ich überhaupt einen Brief schreibe und überhaupt...herrje nochmal.“
In dem Augenblick öffnete sich die Zeltplane und Priscus kam herein. Marcus spähte nach oben und nickte ihm knapp zu. Mit seiner noch gesunden Hand deutete Marcus auf einen freien Hocker im Zelt.
„Salve, optio. Nimm doch Platz. Etwas Wein...? Naevius, schenke dem optio ein.“
Marcus atmete tief ein, um sich aufrichten zu können. Währenddessen langte Naevius nach der Weinkanne und stellte einen Becher vor Priscus, um den darauf hin auch gleich zu füllen. Marcus erhob sich ächzend und mußte noch mal kräftig durch atmen. Es schwindelte kurz um ihn herum, aber dann ging es wieder. Mißmutig betrachtete Marcus den Verband an seinem Arm, der sich ein wenig mit Blut wieder getränkt hatte. Wahrscheinlich sollte er noch mal im Feldlazarett vorbei schauen. Das würde er gleich mit einem Besuch der verletzten Soldaten aus seiner Einheit verbinden. Denn ansonsten haßte Marcus den Geruch nach Tod und Verletzungen.
„Ist alles gut gelaufen heute, optio? Und wie hoch sind unsere Verlustzahlen? Wie viele Verletzte haben wir? Und wie viele von denen können nicht mehr kämpfen?“
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Zitat
Original von Gaius Tiberius Andronicus
Andronicus folgte dem Decurio zum Zelt des Tribunen. Als er vor dem Iulier stand, nahm er Haltung an, salutierte und bergüßte ihn mit einem "Tribun". Erfreut vernahm der Tiberier, was er schon erwartete hatte. Nun hatte die Grundausbildung mit diesem Sadisten Saufeius Simplex endlich ein Ende.Numerianuns klopfte dem jungen Mann auf die Schulter...
"Melde dich bei deiner Einheit ab, du wirst die Ausrüstung umgehend erhalten und während des Marsches notdürftig auf alles vorbereitet."
sagte der Tribunus und entliess den Probatus aus dem Gespräch damit er seinen Dingen nachgehen konnte... -
Andronicus ließ ein "Tribun, zu Befehl, Tribun" vernehmen, salutierte und trat dann schwungvoll ab. Vor dem Zelt war der Tiberier drauf und dran einen Freuenschei von sich zugeben. Doch er hielt sich im Zaum, schließlich konnte der Menschenschinder Simplex hier irgendwo herumlaufen. Gut gelaunt machte er sich auf den Weg zu dem Zelt seines Centurios: Marcus Flavius Aristides
Dort angekommen nahm er vor den dort postierten Wachen Haltung an und meldete sich und sein Anliegen an: "Probatus Tiberius Andronicus. Ich will den Centurio Flavius sprechen."
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Zitat
Original von LUCIUS ULPIUS IULIANUS
Einer der Berater im Zelt des Kaisers ergänzt gerade, dass Vinicius Hungaricus auch schon einmal regulär das Amt des Praefectus Urbi inne hatte, als ein weiterer Tribun das Zelt betritt und von den Beobachtungen der Späher berichtet, die das parthische Heer aus Edessa ausgemacht haben.Der Kaiser unterbricht sofort die politische Besprechung und lässt die Kommandeure rufen, um sie zu unterrichten.
"Meine Herren, das parthische Heer von Edessa wird die heutige Nacht weniger als einen Tagesmarsch entfernt von hier verbringen. Es ist erfreulich, dass sich die Truppen aus der Stadt hinaus begeben haben und uns eine Belagerung ersparen. Es ist weniger erfreulich, dass wir bei dieser Distanz wieder mit unliebsamem Besuch im Morgengrauen rechnen müssen. Falls dieser nicht erfolgt, schlagen wir morgen wohl eine Feldschlacht. Bereitet die Truppen entsprechend darauf vor. Weitere Befehle ergehen, sobald uns weitere Erkenntnisse über die Stärke des Gegners und das Gelände vorliegen."
Dann widmet er sich nach einem Schluck aus seinem Becher wieder den politischen Geschäften, um diese Angelegenheit noch vor der Schlacht zuende zu bringen.
“Senator Marcus Vinicius Hungaricus wäre sicher eine mehr als geeignete Wahl.“, stimmte Aelius Quarto zu. Eine alte politische Freundschaft verband ihn mit dem Senator und langjährigen Princeps Senatus. Außerdem hatte er erst vor kurzer Zeit seine Base mit Hungaricus' Bruder Vinicius Lucianus verlobt. Es bestanden also auch verwandtschaftliche Bande zum Hause Vinicia. Darum fiel es ihm leicht, diesem Vorschlag zuzustimmen.“Er ist sowohl politisch, als auch militärisch sehr erfahren. Kaum einer kennt den Senat besser als er und er weiß mit harter Hand zu handeln, wenn es nötig ist. Das er dir ein treuer Freund ist, dass muss ich gar nicht erst erwähnen..“, ergänzte er noch rasch. Sicherlich würde der Kaiser die Unterredung nun schnell beenden, denn Boten hatten neue Berichte über den Feind gebracht und der Kaiser wirkte tatendurstig.
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Zitat
Original von Marcus Flavius Aristides
„Ist alles gut gelaufen heute, optio? Und wie hoch sind unsere Verlustzahlen? Wie viele Verletzte haben wir? Und wie viele von denen können nicht mehr kämpfen?“
Der Optio hatte mit dieser Frage gerechnet und deshalb die Wachtafel mitgebracht, auf der er noch in der Nacht die Meldungen notiert hatte.Legio I Cohors I Centuria II
Centurio Marcus Flavius Aristides - verschollen
Miles Tiberius Curius Timarchus - schwer verwundetMiles Marcus Iulius Sparsus - verschollen
Miles Gaius Paccius Icelus - verwundet
Miles Decius Hostius Secundus - gefallenMiles Faustus Decimus Serapio - verschollen
Miles Marcus Orbius Similis - verwundetund XIV weitere Verwundete schon wieder bei den Zelten
"Nachdem alle unseren Verschollenen wieder aufgetaucht sind, haben wir mit Hostius Secundus aus dem fünften Contubernium nur einen Gefallenen. Timarchus und Similis sind wegen ihrer Verletzungen nicht mitgekommen. Icelus hat sich durchgebissen, mit reduziertem Gepäck. Laufen kann er, kampftauglich ist er nicht. Um die anderen vierzehn mache ich mir keine Sorgen", erläuterte er. Zu den ehemals Verschollenen brauchte er wohl nichts sagen, denn der Centurio würde sich selber und die anderen beiden wohl am besten einschätzen können.
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Wieder schwirrten Gerüchte durch das Lager, sprangen von einer Centurie zur nächsten, schwangen sich von Zeltreihe zu Zeltreihe, bündelten sich und verdichteten sich immer mehr. Obwohl wir noch nichts offizielles zu hören bekommen hatten, hieß es immer wieder, die Parther wären ganz nahe und morgen würde es dann richtig zur Sache gehen.
Ich lauschte auf die Gespräche der Vorübergehenden, schnappte Wortfetzen auf, während ich mit einem Löffel den vor sich hinbrodelnden Puls umrührte. Ich war heute mit Kochen dran. Eigentlich tu ich das ja gerne, es macht mir Spaß - auch wenn man das ja nicht laut sagen darf - aber hier, wo mir als Zutaten bloß eine halbe Zwiebel und eben das Getreide zur Verfügung standen, konnte ich mich nicht gerade verkünsteln. Trotzdem war mein Puls immer noch um Längen besser als der von Silio zum Beispiel, oder gar das was Rusticus da produzierte - wobei mir wirklich schleierhaft ist, wie man so eine simple Angelegenheit wie Puls kochen systematisch nicht hinbekommen kann.Tja, dann ist es wohl bald soweit, dachte ich seltsam schicksalsergeben, vielleicht ist das der letzte Abend in meinem Leben, wo ich für meine Kameraden koche - ich meine, überhaupt der letzte Abend in meinem Leben..., doch der Gedanke blieb irgendwie fern und theoretisch für mich. Überhaupt war ich seit dem Überfall in der Nacht wie gedämpft, und viele Sachen berührten mich nicht so sehr wie sonst.
Aber eines freute mich sehr: der Brief, der in meinem Gürtel steckte. Bestimmt war der von Tante Lucilla. Ich hatte ihn vorhin ausgeteilt bekommen, ihn mir aber noch aufgehoben, um die Vorfreude noch ein bisschen zu genießen. Aber jetzt, während der Brei vor sich hin köchelte, hatte ich Zeit und Ruhe, und hielt es einfach nicht mehr aus. Ich zog ihn aus dem Gürtel, freute mich am Knistern des Papyrus, und an den glatt gefalteten Rändern. Den ganzen weiten Weg aus Rom hatten diese Zeilen hinter sich, sie waren in Kisten und Säcken und Satteltaschen über Meer und Land gereist, bis zu mir hier, am Ende der zivilisierten Welt.
Ich zog das Blatt aus der Hülle, entfaltete es andächtig, und lächelte, als ich die energische Handschrift meiner Tante sah. Ach, wie ich sie doch vermisste, und überhaupt meine ganze Familie. Seltsamerweise war mir, als läge in der trockenen parthischen Luft auf einmal ein feiner Duft von Plätzchen und Nüssen - genauso so wie damals, bei Großtante Drusilla, kurz vor den Saturnalien als Lucilla und ich beim Backen in der Küche mitgeholfen hatten! (Naja, Lucilla hatte geholfen, ich war ja noch klein gewesen und hatte eher eine große Sauerei mit dem Teig veranstaltet.)Ich seufzte leise, bei diesem Geruch meiner Kindheit, und dachte wehmütig an die schöne Zeit bei Großtante Drusilla zurück. Dann rührte ich nochmal um, und fing voll Erwartung an, den Brief zu lesen - und stutzte. Da war ja die Häfte schwarz! Welcher Fiesling von Zenseur hatte es sich erdreistet, mir die kostbaren lieben Zeilen meiner Tante so zu rauben?! Das war einfach eine Gemeinheit! Ich bekam nicht übel Lust, mich richtig zu beschweren! Heute war vielleicht nicht der richtige Tag, sicher hatte der Legat wichtigeres zu tun, aber ich nahm mir wirklich fest vor: Wenn ich das was kommt überstehe, dann unternehme ich etwas! Ich mache... eine Petition, ja genau, eine Petition die sich gewaschen hat, gehe damit im Lager herum und sammle ganz viele Unterschriften und dann knalle ich die dem Legaten aber auf den Schreibtisch, damit die in Zukunft nicht mehr solche Exzesse mit unserer Post veranstalten dürfen! Unverschämtheit!
(Ich war mir auch ganz sicher, dass Lucilla bestimmt keine militärischen Geheimnisse an mich geschickt hatte, die es gerechtfertigt hätten da soviel wegzunehmen.)Trotzdem war noch genug von dem Brief übrig, über das ich mich herzlich freuen konnte. Vor allem zu hören, dass Lucilla insgeheim doch stolz war auf mich, das war ein tolles Gefühl! Dann war es doch nicht ganz so sinnlos gewesen sub aquila zu gehen... Und ich lachte leise auf, als ich mir vorstellte, wie sie am Rande des Triumphzuges stand und meinen Namen brüllte und mich den "suchenden Damen" anpries. Als ob ich auf's Heiraten aus wäre. Abgesehen davon durfte ich ja gar nicht.
Es war einfach herrlich aus Rom und von der Familie zu hören, beinahe als sässe Lucilla mir gegenüber und würde mir, mit ihrer unvergleichlichen unerschöpflichen Redegabe, das alles erzählen... - Aber ob ihr Senator wirklich der Richtige war? Eigentlich, wenn ich so darüber nachdachte, konnte ich mir gar keinen Mann vorstellen, der für sie gut genug gewesen wäre...Ups, der Puls! Ich rührte schnell wieder um, aber er war doch tatsächlich in der Zwischenzeit unten ein klein wenig angebrannt. Ich war ganz verlegen deswegen, als ich meine Zeltgenossen zum Essen rief, aber sie waren schlimmeres gewöhnt und nicht so wählerisch.
Während sie schon am Essen waren, wickelte ich zuletzt das kleine Ancilium aus, das Lucilla mir mitgeschickt hatte. Das war ja so lieb von ihr! Und gerade zum richtigen Zeitpunkt hatte es mich erreicht, wenn man den Gerüchten Glauben schenken durfte. Strahlend hob ich den Anhänger in die Höhe, und zeigte ihn meinen Kameraden, die ihn begutachteten und sehr angemessen fanden. Ich knotete die Lederschur in meinem Nacken zusammen, so dass das kleine Schild des großen Mars eng um meinen Hals hing. Das Metall, zuerst kalt, wärmte sich an meiner Haut, und gab mir ein ganz beruhigendes Gefühl, so als würde wirklich der große Mars mich beschirmen. -
Zitat
Original von Gaius Tallius Priscus
...
"Nachdem alle unseren Verschollenen wieder aufgetaucht sind, haben wir mit Hostius Secundus aus dem fünften Contubernium nur einen Gefallenen. Timarchus und Similis sind wegen ihrer Verletzungen nicht mitgekommen. Icelus hat sich durchgebissen, mit reduziertem Gepäck. Laufen kann er, kampftauglich ist er nicht. Um die anderen vierzehn mache ich mir keine Sorgen", ....Marcus streckte seine linke Hand aus und nahm die tabula entgegen. Leise vor sich hinmurmelnd überflog er die Namen. Das sah doch besser aus als er nach der Nacht vermutet hätte. Dennoch preßte er seine Lippen fest aufeinander. Ein Soldat war tot. Sicherlich. Das wäre früher oder später paßiert, war nicht zu vermeiden und das Risiko eines Soldaten. Dennoch. Marcus sah eine Weile lang stumm auf den Namen. Es galt Briefe zu schreiben und den Verwandten die Nachricht zukommen zu laßen, keine einfache Aufgabe und eine schwere Bürde, aber seine Pflicht und Aufgabe. Marcus sah von der Tafel auf und Priscus ernst an.
„Wurde Hostius' Leiche geborgen, optio?“
Immerhin gab es auch einige gute Nachrichten. Nur ein Ausfall für die nächste Zeit und sonst mehr oder minder leichtere Verletzungen. Somit war das Scharmützel kein Fiasko sondergleichen. Sie hatten immerhin die Parther wieder in die Flucht geschlagen...wobei sie sich mehr zurück gezogen haben. Aber diesen feinen Unterschied erwog Marcus in dem Moment nicht.
„Wenn es bei Icelus nicht besser wird, soll sein Gepäck verteilt werden und er soll sich ins Lazarett begeben. Die Anderen sollen sich auch noch mal von einem capsarius anschauen lassen. Nicht, daß sie aus lauter vermeindlicher Zähigkeit auch noch ausfallen. Auch die beiden Soldaten, die verschollen waren. Sie waren auch verletzt, wenn ich mich recht entsinne.“
Marcus reichte Priscus die Tafel zurück. Mit einer Hand rückte er seinen Verband an der Schulter etwas zurecht, der zu sehr drückte.
„Und sonst? Was reden die Männer so über die letzte Nacht? Sind sie zufrieden damit? Oder gibt es Gemurre?“
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"Die Leiche wurde geborgen," bestätigte der Optio, "allerdings war ich selber nicht dabei. Das Contubernium bedankte sich jedoch für die Gelegenheit, Abschied zu nehmen. Mehr wird dir der Signifer sagen können." Priscus war während der Aufräumarbeiten auf dem Schlachtfeld, bei denen eben auch die Leichen zurück transportiert wurden, irgendwo unterwegs gewesen. Wenn der Centurio nichts mitbekommen hatte, war die Leiche aber offenbar nicht bis zu den Zelten gebracht worden.
"Zufrieden kann man mit dem Ergebnis so eines blöden Überfalls wohl nicht sein. Ich bin es jedenfalls nicht. Mir liegt so eine Art von Kampf nicht. Aber dass die Stimmung der Männer gravierend schlechter wäre, kann ich nicht beobachten. Etwas erschöpft und angespannt, aber ansonsten alles normal."
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Der Kaiser hört weitere Meinungen zur Ernennung des Praefectus Urbi. Auch Bedenken sind dabei, doch meist nur formeller Natur. Schließlich beendet der Kaiser die Debatte.
"So sei es. Dann ernenne ich Senator Vinicius Hungaricus zum neuen Praefectus Urbi. Wenn er nicht will, soll er persönlich herkommen und mir seine Gründe nennen. Und wenn es jemand anderem nicht passt, soll er erst recht herkommen. Meine Herren, danke bis hierher. Nun haben wir einen Krieg zu gewinnen. Aelius Quarto, dich wollte ich ohnehin noch sprechen."
Der Kaiser wartet, bis die anderen Männer das Zelt verlassen haben.
"Es war dein Anliegen, den diplomatischen Weg nicht völlig außer acht zu lassen und ich hätte dich nicht mitgenommen, wenn ich diesem Ansinnen nicht zustimmen kann. Nun stehen wir vor Edessa und man möchte uns offenbar in einer Feldschlacht entgegen treten. Wohlbemerkt, weit vor den Toren der Stadt. Was meinst du? Ist dies ein Zeichen dafür, dass sich Stadt und Heer uneins sind? Sollten wir die Stadt nach einem Sieg auf dem Feld wieder diplomatisch an uns zu binden versuchen?"
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Zitat
Original von Gaius Tallius Priscus
[-]„Ah!“
, murmelte Marcus. Daß die Leiche geborgen worden war, das war gut. Denn so hatten auch die Angehörigen die Möglichkeit noch Abschied zu nehmen. Wenn ihnen die Asche ihres Verwandten zugeschickt wurde. Sofern sie es schafften, den Soldaten eine Einäscherung zu gewähren. Denn in diesem verdammten Wüstenland schien Holz sehr rar zu sein. Marcus runzelte die Stirn und dachte über dieses Dilemma nach. Darum war auch seine nächste Frage:
„Wurde sich schon um die Verbrennung des Soldaten gekümmert? Wenn nicht, dann schicke doch bitte einen der Soldaten bei mir vorbei.“
Marcus seufzte und nickte bei Priscus weiteren Worten. Unwillkürlich hob er seine Hand und kratzte jetzt wirklich an dem Verband. Der Schmerz zuckte durch seine Schulter. Ärgerlich und unflätig fluchte Marcus leise, aber vernehmbar vor sich hin. Wo war er nur in der letzten Nacht mit den Gedanken gewesen? Wenn er aufmerksamer gewesen wäre, dann wäre all das nicht paßiert. Der primus pilus hätte sich nicht derart in Gefahr begeben müssen und Marcus würde nicht bereits als halber Krüppel in den nächsten Kampf ziehen müssen. Denn Edessa lag nicht mehr weit, die nächste Konfrontation schien nahe zu sein.
„Ja, zufrieden sind wohl die Wenigsten damit. Ich gewiss auch nicht. Aber dann ist gut. Solange die Soldaten nicht murren und nur eine Handvoll Schlaf haben möchten, ist es gut. Dann will ich Dich nicht länger aufhalten, optio.“Marcus nickte ihm zu. Als ihm noch etwas einfiel.
„Und optio, danke. Die Tage sind nicht gerade einfach für mich. Es kann durchaus sein, daß ich Dich auch in den nächsten Tagen vermehrt brauche.“
-
Die Briefe waren geschrieben. Marcus war völlig lädiert. Schon alleine vom Diktieren. Aber es strengte ihn auch an, besonders wenn er versuchen mußte eloquent zu wirken. Er war es nie sonderlich, aber bei den Briefen an seine Verlobte half ihm Naevius stets. Merzte alle groben Fehler aus. Aber Naevius war dennoch nun mal nicht Hannibal. Immerhin mußte Marcus selber nicht schreiben, er hätte es auch gar nicht gekonnt. Gerade noch hatte er den Brief siegeln laßen, schon war der Soldat verschwunden, ab in die Poststube, da kam ein anderer Soldat herein. In seinen Händen wedelte er mit etwas herum.
„Die acta, centurio.“
„Ah.“
Mäßig begeistert war Marcus. Mit einem Deuten zeigte er dem Soldaten, sie Naevius zu reichen. Schläfrig legte sich Marcus auf seine Pritsche zurück. Das Murmeln seines Schreibers lullte Marcus ein. Schon dämmert er hin fort und wollte seine Kräfte regenerieren als er ein scharfes Atem holen von Naevius hörte. Und dazu ein erschreckter Laut. Verblüfft blinzelte Marcus und sah auf. War etwas schlimmes passiert? Etwa weitere Hiobsbotschaften? Mehr zögerlich sah er in das bestürzte Gesicht von Naevius.
„Was ist los?“
„Schrecklich. Ein Alptraum für mich.“
„Was denn? Nun sprich schon, Mann!“Naevius sah auf. Blass sind die Wangen des Schreibers.
„Die Tinte. Sie geht aus.“
Verständnislos sah Marcus den Schreiber an.
„Hm?"
„Die acta. Sie hat darüber geschrieben. Und wir sind Schuld!!“
„Wie, was? Warum? Das steht in der acta? Schlimm? Und wie kommt das?“Naevius nickte.
„Jawohl. Die Zensur. Soll ich es Dir vorlesen?“
Marcus nickte. Er mußte es wohl hören. Seinem Schreiber wegen. Für den das wohl ein einziger Albtraum war. Doch dann schmunzelte Marcus. Leise gluckste er vor sich her als er die weiteren Worte vernahm. Dafür erntete er prompt einen bösen Blick von seinem Schreiber. Als der Artikel zu Ende war, sah er nachdenklich an die Zeltdecke.
„Wir müssen etwas tun, centurio?“
„Hm?“
„Deine Briefe. Du schreibst zu viel!“
„Ich? Aber doch nur drei oder vier Briefe bis jetzt.“
„Ja, wenn das alle Soldaten so machen. Also, wir sind drei Legionen, centurio. Drei mal sechstausend sind...?“
„Ähm....fünfzigtausend?“
„Nein, achzehntausend Männer. Und wenn da alle so zensiert werden, wie bei den Briefen die ich mitbekommen habe- bei dem Decimer haben sie die Hälfte gestrichen- ist das mit der Tinte kein Wunder. Und das, obwohl er der Neffe des legatus ist. Ich habe gehört, selbst beim praefectus wird zensiert.“
„ Tatsächlich? Oh. Das ist schon dreist von den Schreibern.“
„Bei achzehntausend Mann sind das mal vier Briefe...?“
„Hör auf Naevius. Wie viele? Sag schon!“
„Na, zweiundsiebzigtausend Briefe. Und wenn da die Hälfte durchgestrichen wird. Pah. Wie schaffen die das nur in der kurzen Zeit?“
Beeindruckt starrte Marcus seinen Schreiber an. Schon stieg der Mann ebenfalls zu einem kleinen Genie auf. Wenn er derartige Zahlen im Kopf rechnen konnte. Doch die Konsequenz konnte sich Marcus dennoch nicht vorstellen.
„Und?“
„Centurio, Du musst den Anfang machen. Entweder schreibst Du gar nicht mehr oder anders. Sonst wird auf das Imperium eine wirtschaftliche Katastrophe zukommen. Am Ende kommen wir zurück in ein völliges Debakel. Eine Ödnis und in ein Land voller Analphabeten, weil unsere Kinder nichts mehr lernen können. Keine Schriften, kein Wissen. Und wer lenkt dann die Geschicke des Staates? Etwa Männer wie....“
....Du? Das verkniff sich Naevius im letzten Moment. Sah jedoch Marcus eindringlich an. Marcus konnte die Gedanken von Naevius nicht ganz nachvollziehen. Doch er nickte langsam. Seinem Schreiber mußte er ab und an seinen Willen geben. Er war auf ihn angewiesen.„Gut, was soll ich tun?“
„Rufe den Boten zurück. Dann schicke die Briefe direkt in die Mansio. Du kannst doch einen Sklaven beauftragen. Wir müssen Tinte sparen.“
„Wenn Du meinst, Naevius. Schicke einen anderen Soldaten hinter her. Und mache einen Boten bereit. Und jetzt laß mich schlafen.“Glücklich lächelte Naevius und entschwand. Marcus legte sich auf seine Decke und war binnen einer Minute eingeschlafen. Kleine Tintenkobolde verfolgten ihn. Männer, die in Tintenfäßer fielen und seltsame Gedichte von sich gaben. Alles wegen einem Artikel in der imperialen Zeitung.
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