• Sim-Off:

    Ah, so trifft man sich wieder. :)


    Waehrend er sich noch mit Nordwin ueber den Wahnwitz der Roemer unterhielt, hoerte er weitere Schritte. Das Haus wachte schon ganz langsam auf.
    Phraates blickte auf die neue Person. Eine Frau und... bei Ahura Mazda! Hatte die rote Haare! So rot, das war ja unerhoert, das musste eine Hexe sein! Erschrocken blickte er auf ihre wallende rote, zerzauselte Haarpracht. So etwas hatte er noch nie gesehen. War die auch aus diesem mysterioesen Land Germanien?
    Er schaute zu Nordwin. Dieser schien ihre Anwesenheit ganz gelassen zur Anwesenheit zu nehmen. Oder waren die beiden verbuendet? na sicher! Ein Riese und eine rothaarige Hexe, die wollten ihn jetzt sicher auffressen! Oder zumindest in ihre dunkle Hoehle am Hindukusch entfuehren!
    Geh, bitte, redete er sich ein. Er war Ritter des parthischen Reiches. So einer hatte keine Angst. Er laechelte die neu Dazugekommene also breit an.
    Sie schien jedoch ein menschliches Grundmerkmal zu haben: Abscheu vor der Pampe. Langsam beruhigte er sich. Alles war gut. Er hoffte es mal.
    "Aeh...", meinte er angesichts der unwirschen Begruessung. Sein laecheln fror ihm ein. "Morgen..." Er blickte zu Nordwin hin und dann wieder zu der Rothaarigen. "Ich bin Phraates."

  • "Klar. Viel mehr Germanen als ich", bestätigte ich. Da kam mir ein ulkiger Gedanke. Was, wenn irgendwann viel mehr Germanen in Rom lebten als in Germanien? Nein, besser nicht dran denken. "Ja, und Leute aus anderen Regionen auch. Nehmen wir zum Beispiel mal dieses Haus. wir haben hier massig Germanen. Und Thraker und Kelten und Briten und Nubier und Griechen und Römer und Ägypter...weiß der Geier was noch alles." Ich begann, mit dem Löffel in der einen und der Schale in der anderen Hand, selbige auszukratzen. Zähe Masse sammelte sich auf dem Holzlöffel.


    Da kam Fiona hereinspaziert. Wirklich frisch sah die auch nicht aus. Natürlich hatte ich von dem Krach mitbekommen, den sie mit der Herrin gehabt hatte. Sowas konnte man sich gar nicht verschweigen, wenn man Leidensgenosse war. Da hatte Fiona auch gar nicht groß reden müssen, dass ich das bemerkt hatte. SO abgestumpft war ich nu auch wieder nicht. "Moin Finchen", grüßte ich und schlabberte einen Löffel voll Brei. "Nee, zieht keine Fäden. Ist frische", antwortete ich ihr und kratzte weiter. "Saturnalien. Das ist ein Fest, an dem die Römer uns bedienen müssen. Da haben wir sozusagen frei und können fast machen, was wir wollen. Tja. Da biste nu leider zu spät für. Musst ein Jahr warten. Die Saturnalien gibt es nur einmal im Jahr. Ist klar, warum, oder?" Ich bleckte die Zähne. Meiner Meinung nach hatten die Römer dieses Fest nur nicht abgeschafft, damit sie kein schlechtes Gewissen haben mussten uns gegenüber. Aber war ja auch egal. Für mich war bisher nicht ein Saturnalienfest nüchtern vergangen. Und diesmal hatte ich allen Grund gehabt, mir genug hinter die Binde zu kippen, denn Minna hatte nicht ganz allein nur mit mir feiern wollen. Nuja.


    "Haben sie. Aber nicht bei allen. Römer, auf die man aufpassen muss? Meinst du im Sinne von bewachen oder im Sinne von aufpassen, was man sagt oder tut? Also, wenn du das letztere meinst, dann sag ich dir mal was." Ich schluckte einen Bissen herunter und wies mit dem Löffel auf Tessi. "Es gibt hier mehr Römer, bei denen man aufpassen muss, als einem lieb sein kann. Am besten fährst du immer noch, wenn du einfach davon ausgehst, dass die dir alle ans Bein pinkeln können. Nur meine Herrin nich. Die ist ein Lamm unter Wölfen." Ich nickte abschließend. "Das is' übrigens Fiona. Keltin, gleiche Herrin wie ich. Übrigens, Finchen, hast du Minna heute schon gesehen? Ich glaube, ich müsste mich entschuldigen." Ein zerknirschter Ausdruck trat auf mein Gesicht. Ich wusste zwar nicht, wofür, aber wenn sie nicht mit mir sprach, hatte es sicher nen Grund... "Sag mal, weißt du was vom Schnäuzerl? Tessi hier sagte, der sei abgehauen...?" Da das Namenmerken eine unlösbare Aufgabe für mich geworden war, hatte ich damit angefangen, Spitznamen zu verteilen. Wer öfter mit mir zusammen war, wusste, wen ich jeweils meinte.

  • Schrecklich, diese widerliche gute Laune! Fiona konnte das überhaupt nicht nachvollziehen. Aber so war er halt, der gute alte Nordi!
    Fiona löffelte lustlos in ihrem Brei herum, konnte sich aber nicht überwinden, einen Löffel davon zu essen. Seufzend sah sie wieder auf und ihr fiel wieder der Neue auf, der sie so komisch anstarrte. Wollte das braune Männchen etwa etwas von ihr? "Ist irgendwas? Warum klotzt du denn so?" Fiona war wirklich nicht besonders gut drauf, was sich auch in ihrem Umgangston widerspiegelte. Der Neue blieb aber trotzdem nett. Er nannte ihr sogarseinen Namen, was Fionaaber falsch verstanden haben mußte.... :D" Genau, du sagst es! Das ist ein Fraß hier! Einfach widerlich!"
    Nordi nannte sie wieder Finchen! Finchen! Normalerweise hatte sie nichts gegen diese Bezeichnung, doch heute konnte sie das einfach nicht abhaben. Aber noch ließ sie Nordwin gewähren. Stumm aber mit sich und der Welt grollend, hörte sie den beiden Männern zu. Sie hatte keine Ahnung worum es ging. Nur als Nordwin meinte sie hätten die gleiche Herrin, die lammfromm sei, begann Fiona laut aufzulachen. "Das glaubst aber auch bloß du! Von wegen, fromm wie ein Lamm! Das ich nicht lache!" Vor lauter Zorn nahm sie einen großen Löffel Brei und ließ ihn im Mund verschwinden. Angeekelt verzog sie ihr Gesicht. "Minna? Nein, hab ich nicht? Wieso, was war denn? Läuft´s nicht, wie es laufen soll?" Natürlich wußte die Sklavin was zwischen den beiden lief. Da mußte man wirklich blind oder völlig weltfremd sein, um das nicht zu wissen. Irgendetwas mußte aber zwischen den beiden passiert sein. Minna würde aber ihre Freundin bestimmt schon noch aufklären.
    "Das Schnäuzerl? Du meinst Chimerion! Was? Der ist abgehauen? Glückwunsch! Das war das Beste, was er machen konnte! Der Mann hat einen Orden verdient!" Das war ihr voller ernst! Fiona träumte auch nur noch von Freiheit! Schade, daß er sie nicht mitgenommen hatte.

  • Phraates hoerte Nordwin zu. Hier schien sich einiges zu tummeln. Leute aus Voelkern, denen er schon immer mal begegnen wollte. Nur waeren ihm andere Umstaende lieber gewesen.
    Jetzt kratzte er die Pampe auch noch aus der Schale aus! Phraates holte tief Luft, und fragte eine Frage, deren Antwort er jetzt schon fuerchtete: "Was gibt es zu essen an Mittag und Abend?" Bitte, bitte, lass die Antwort nicht Pampe sein.
    Nordwin reagierte ganz gelassen auf die Erscheinung mit den roten Haaren, was Phraates beruhigte. Allerdings, freundlichere Frauen hatte er schon massenweise getroffen.
    Er beschloss, sich fuers erste mal an Nordwin zu halten. Als er hoerte, dass er diese Saturnalien gerade verpasst hatte, seufzte er auf. Er war so ein Ungluecksvogel! Natuerlich hatten die Saturnalien nicht fuer ihn gegolten, hatte er doch damals noch den Stand eines Kriegsgefangenen gehabt. Also knapp verpasst. Jetzt war auch klar, wieso von Nordwin so eine Katerstimmung ausging.
    Er hoerte Nordwin aufmerksam zu. Also hatten alle einen Schuss. Eh klar. Er hatte nicht an irgendeine ganz normale, nette Familie versteigert werden koennen. Nein, er kam zu den Spinnern.
    Zur Frage, ob die herrin der beiden zurechnungsfaehig war, herrschte Uneinigkeit. Soweit seine Erfahrungen bis jetzthin gegangen waren, glaubte er nun Nordwin doch eher wie Fiona, so hiess sie naemlich.
    Anschliessend sprachen die beiden ueber Chimerions Flucht - und Phraates hoerte zum ersten mal den Spitznamen, den Nordwin ihn verliehen hatte. "Tessi?", fragte er unglaeubig. "Wenn du mich nennst Tessi, dann ich dich nenne Winni!" Das waere ausgleichende Gerechtigkeit.
    Er wandte sich wieder an die Frau, vielleicht lief es jetzt besser. Unbeholfen fing er an. "Aeh, du bist also Keltin. Ich bin aus Parthien."

  • Der kleine Braune ließ sich einfach nicht beirren. Nicht mal durch Fionas Übelläunigkeit, die immer größere Auswüchse annahm, seit diesem verheerenden Gespräch mit Epicharis im Garten. Er blieb einfach nett und freundlich.
    Jetzt, da sie wußte, daß Chimerion geflohen war, war sie noch miesepetriger. Er hatte sie nicht mitgenommen! Na gut, so eng waren sie nun auch nicht befreundet, daß er sie auf seiner Flucht hätte mitnehmen können. Außerdem war sein Ziel wohl auch nicht Britannia gewesen. Sie selbst hatte ja in den letzten Wochen auch an eine Flucht gedacht, nachdem ihre Herren ihr ein für alle Mal jegliche Hoffnung genommen hatte, sie freizulassen. Der Ruf nach Freiheit, er wurde täglich stärker. Doch nun hatten ihre Pläne einen Dämpfer bekommen. Wenn nun ein Sklave flüchtig war, dann würde man sich gegenüber den anderen noch misstrauischer verhalten. Wenn sie doch nur einen guten Plan gehabt hätte!


    "Aus Parthien bist du also! Aha! Kriegsgefangener, mhm? Ich komme aus Britannia und ja, mein Name ist Fiona. Entschuldige, wenn ich dich so angefahren habe. War nicht meine Absicht. Mir geht momentan nur alles ziemlich auf die Nerven, weißt du." Fiona schob die Schüssel mit dem Brei von sich. Sie hatte genug und zwar nicht nur von dem Brei! "Soll ich dir mal sagen, was deine lammfromme Herrin zu mir gesagt hat, als ich siefreundlich darum gebeten habe, mich gehen zu lassen? Sie ist so, so…ach einfach so selbstsüchtig! Ja, genau das ist sie!", klagte sie, wieder zu Nordwin gewandt.

  • Sim-Off:

    Ich schreib mal.
    Der kleine Braune? Bin ich jetzt Kaffee??? :D


    Sein zweiter Versuch schien um vieles besser zu verlaufen, was ihn verwunderte, hatte diese Frau ihn doch gerade noch bitterboese angeschaut.
    "Ja, Kriegsgefangenes.", sagte er. "Das ist richtig. Ich war in Krieg gegen Roemer. Und sie haben gefangen mich." Er blickte kurz auf die Tischplatte, auf der man gut die Spitzer sehen konnte, die es von der ganzen Pampe gab, die die Sklaven der Villa Flavia hier schon gegessen hatten.
    "Britannia!" Dieser Name sagte ihm was, ja. "Die Zinninseln.", murmelte er. "Wo die Maenner haben blaues Farbe auf Gesicht." Er blickte auf Fiona, um zu sehen, ob dieser Bericht, den er einmal ueber die ganz, ganz weit weg entfernte Insel, wo er wohl niemals hinkommen wuerde, :D gehoert hatte.
    "Was geht dir auf Nerven? Ist es das Roemer?", fragte er nach. "Er hoerte sich Fionas Wehklagen an. "Sie lassen dich nicht gehen.", meinte er trueb. "Wieso sollen tun?", meinte er.

  • Na hollpa, was war der denn über die Leber gelaufen? Scheinbar hatte sie ein überaus ernstes Problem mit Epicharis. Oder einfach nur ihre Tage. Ich seufzte und zuckte die Schultern, schob mir einen weiteren Löffel in den Mund und schluckte. Hatte nicht nur ich das Gefühl, dass diese Schale sich selbst nachfüllte?


    "Mmh. Sie is mir sauer. Ich hab aber keinen Schimmer wieso", murrte ich und sah Fiona an. "Sie hat dir nichts gesagt, hm?" Dann würde ich zumindest wissen, warum sie stinkig war. Ich seufzte wieder und stocherte nun in dem Brei herum. "Pass besser auf, was du sagst, Finchen. Wenn das stimmt und der wirklich abgehauen ist, will ich nicht in seiner Haut stecken, wenn sie ihn finden. Hier gilt das noch mit dem Kreuz. Und ich würd auch nicht so laut meine Meinung kund tun, sonst hängst du gleich daneben. Du vergisst, dass jetzt nicht mehr nur Epicharis über uns bestimmt." Das hatte Sciurus mir schließlich eingebläut.


    "Abends gibt's Reste. Wir essen, wenn die Herrschaften fertig sind. In der Regel bedeutet das, dass du dich auf Gastmähler freuen kannst. Da hauen die Römer ordentlich auf die Kacke, und da gibt es dann viel zu viel zu essen, sodass wir mehr haben", erwiderte ich auf die Frage nach dem Essen hin. "Mittags gibt es nichts. Aber wenn du Hunger hast, kannst du dir Obst aus der Küche nehmen. Aber nur das von unten in der Lade, die Sachen oben sind für die Herrschaften. Und unten in der Schütte lagen meistens fleckige oder wurmstichige Sachen. Ich zuckte mit den Schultern. Obst war eh nicht so meins. Zu viele Wutzimine.


    Als nächstes grinste ich Tessi an. "Oh. Tschuldigung. Ich kann mir Namen nicht so gut merken. Aber Winne für Tessi, das ist ne Abmachung. Is gebongt." Fiona beschäftigte sich nun ein Weilchen mit Tessi. Und klagte ihm sein leid. Ich konnte nicht so ganz verstehen, warum sie das störte. "Du weißt schon, dass ich länger ihr Sklave bin als du? Wenn überhaupt, dann lässt sie mich frei. Und du gehörst ihr ja überhaupt erst seit der Hochzeit, und die war ja quasi eben erst", sagte ich zu Fiona. "Was hat sie denn gesagt?"

  • Auch Winni schien von Fionas schlechter Laune verwundert zu sein. Man konnte es ihm nicht veruebeln. Doch was Epicharis oder wie die hiess zu Fiona gesagt hatte, war nicht etwas, was ihn interessieren sollte.
    Aber trotzdem hoerte er zu. Er musste Winni recht geben - man konnte Roemer nicht einfach so fragen, ob sie einen so mal schnell, ganz locker, freiliessen.
    Er hoerte dem, was Winni ihm zu sagen hatte, aufmerksam zu. Seine Mundwinkeln sackten nach unten ab, als er Winnis Informationen verdaute. Reste. Pampe. Und am Mittag nichts (was immerhin keinen schlechten Geschmack im Mund hinterliess). Spitze, wunderbar. Besser konnte es gar nicht laufen.
    Er schloss die Augen und schaute nach unten. Nein. Neinneinnein. Das konnte gar nicht sein. Bei den Goettern! Was fuer ein Krampf! Wieso konnte er nicht frei sein!
    Allerdings schien Winni nichts gegen seinen neuen Namen zu haben. Gut, dann wuerden sie in Zukunft Winni und Tessi sein. Das klang wie die Figuren in einer parthischen Kinderauffuehrung von Narren fuer kleine Adelige.
    Doch die Frage, die er nun Fiona stellte, war relativ interessant. Und Phraates wollte wissen, was hinterher geschehen war.

  • "Oh, das mit Minna tut mir leid, wirklich! Ich fand immer, ihr paßt sehr gut zueinander, nicht nur weil sie auch Germanin ist." Fiona seufzte. Warum konnte es auf dieser Welt nicht viel einfacher zugehen?


    Offenbar waren die Heldentaten, die einst Britanniens großartige Krieger vollbracht hatten, bis hin in das Land des kleinen Braunen, den sie jetzt Tessi nannten, gedrungen.
    "Ja genau! Allerdings ist das Blaue in ihrem Gesicht nicht mehr die Farbe. Es ist die Blässe des Todes! Die Römer ersticken jeden Aufstand im Keim. Nur noch oben im Norden, bis wohin sie noch nicht vorgedrungen sind, leben die Menschen noch frei." Wenn es ihr tatsächlich gelingen sollte, bis nach Hause zu kommen, dann wollte sie Owen dazu überreden, mit ihr nach Caledonia zu gehen.


    "Jetzt fangt ihr auch noch an!" fauchte sie die beiden Sklaven an. "Verdammt! Es gibt einen wichtigen Grund, weshalb sie mich gehen lassen muß! Und es ist mir so was von egal, ob ich dafür ans Kreuz komme oder nicht! Wenn ich hier nicht weg darf, dann ist mein Leben sowieso nichts mehr wert!" Sie hatte sich schon wieder so in Rage geredet, daß die Farbe ihres Gesichtes sehr der ihrer Haare ähnelte. "Du weißt schon, dass ich länger ihr Sklave bin als du?", äffte sie Nordwin nach. "Na und!? Wie würde es dir an meiner Stelle gehen, wenn du erfahren hast, daß derjenige noch lebt, den du liebst? Hä? Dann wäre es dir doch auch völlig schnuppe, ob einer schon langer Epicharis Sklave ist, oder nicht! Sie ist einfach so gemein!" Mittlerweile gesellten sich zu ihrer Zornesröte die ersten Tränen. Fiona war so verzweifelt und immer mehr kam sie zu der Überzeugung, etwas tun zu müssen, was sie womöglich ins Unglück stürzen konnte.

  • "Ich weiß", erwiderte ich nur. Wir passten gut zusammen, weil sie eine so süße kleine Germanin war. Sie verstand mich und ich sie. Meistens zumindest. Ich seufzte herzerweichend. Und im nächsten Moment hob ich abwehrend die freie Hand und den Löffel. "Who-ho, immer langsam..." sagte ich besänftigend. Blinzelnd versuchte ich, ihren scharfen Worten zu folgen.


    "Wenn du am Kreuz hängst, kannst du aber nicht mehr weggehen", bemerkte ich in einem Anflug von Brillianz. Ein verwirrtes Blinzeln schloss sich daran an, als sie mich nachäffte. Ritze-ratze-rot war ihr Gesicht. Und dann fing sie an zu weinen. Ich legte den Löffel in die Schale zurück und machte ein bekümmertes Gesicht. "He... Tut mir leid... Sag mal, wie meinst du das? Derjenige, den du liebst. Wer ist das denn? Und wieso musst du dafür freigelassen werden? Ist er kein Sklave?" Ich überlegte kurz. "Oder, äh, sie?"

  • Daß Nordwin die Sache mit Minna auch ganz schön an die Nieren ging, sah man. Aber sobald man mit Minna über Nordwin sprechen wollte, blockte sie immer sofort ab. Also ließ sie es einfach sein. Die beiden mußten das unter sich ausmachen. Genauso wie es für Fiona immer klarer wurde, ihr Schicksal wieder in die eigenen Hände nehmen zu müssen. Dieser Entschluß wurde tagtäglich durch ihren Zorn genährt und bald war es soweit, daß aus ihm ein Plan erwuchs.
    "Ja,da hast du Recht!", mußte sie zugeben. Trotzdem schien ihr Leben verwirkt zu sein, wenn sie nicht bald frei kam. Wie lange noch würde Owen ihr nachtrauern oder hoffen, sie käme eines Tages wieder?


    Da Nordwin sie nun direkt fragte, weshalb sie denn ihre Freiheit brauchte, zögerte sie auch nicht, ihm alles zu erzählen, von dem Tag, an dem Minna und sie in der Stadt unterwegs waren und sieden alten Druiden getroffen hatten. Aber was hatte er da noch gesagt?
    "Äh, was meinst du mit sie? Hör mal, ich bin nicht vom anderen Ufer, klar!" Fiona seufzte und warf Nordwin einen vernichtenden Blick zu. "Also, um dir das zu erklären muß ich ganz weit ausholen! Damals, als ich noch frei war, gab es einen jungen Mann, dem ich versprochen war. Wir wollten heiraten. Doch dann kamen die Römer und zerstörten alles. Sie haben nicht nur unser Gut überfallen, nein, sie haben auch das Dorf nieder gemacht und viele, sehr viele getötet. Bisher war ich der Meinung gewesen, niemand hätte überlebt. Aber vor einigen Wochen, das war noch vor der Hochzeit, waren Minna und ich in der Stadt. Als wir so auf dem Markt entlang schlenderten, fiel mir ein altes Männchen auf. Ich dachte erst, das kann nicht sein. Der Mann sah genau so aus, wie unser Druide!" Das Wort Druide flüsterte sie fast, aus Furcht, jemand könne sie belauschen. "Und tatsächlich, der Alte erkannte mich auch wieder. Stellt euch vor, was er mir erzählt hat! Er sagte, es gäbe noch mehr Überlebende, die nun wie Ausgestoßene in der Wildnis leben. Einer davon sei auch Owen!" Als sie den Namen ihres Geliebten nannte, begannen ihre Augen zu leuchten.

  • Verwirrt folgte Phraates dem schnellen Worteaustausch zwischen Nordwin und Fiona. Scheinbar schien Fiona fest dazu entschlossen zu sein, zu gehen. Nun, Phraates wollte auch gehen. Allerdings hatte Fiona noch einen Motivationsfaktor, der sie vorantrieb. Einen Kerl hatte sie zu Hause! Eh klar. Kurz musste er an sie denken. Sie ist jetzt verheiratet. Seit, er machte eine kurze Kopfrechnung, mehr als 2 Monaten. Ihr Vater hatte es ihr damals gesagt, wann er sie verheiraten wuerde, wenn er nicht zurueckkam... und zurueckgekommen war er ja nicht. Im Gegenteil, er musste in Rom verrotten.
    Er hoerte sich genau an, was Fiona so sagte. Dann entschloss er sich, seinen Senf abzugeben.
    "Wie du weisst, dass diese Ov-Vaen", er sprach den Namen ziemlich schraeg aus, "lebt noch?" Er blickte die Britannierin durchdringend an. "Oder woher du weisst, dass nicht er schon hat geheiratet? Sicher es gibt viele nette Maedchen auf die Zinninseln. Warum er soll ablehnen freies Maedchen, das er kann haben sofort, fuer Maedchen, das ist in Rom, von der er nicht weiss, ob sie lebt noch? Oder ob zurueckkehrt sie?" Phraates Argumente, bekraeftigt durch ihre brutale Logik, unterstrich er, indem er mit der Faust auf den Tisch haute. Dabei traf er einen Flecken von Pampe, der vermutlich von Winni auf den Tisch gekleckert worden war. Dabei spritzte die Patze auf. Das meiste von der Bruehe bekam Phraates ins Gesicht, aber auch Fiona und Winni bekamen Spritzer ab.
    Phraates verzog das Gesicht, als ob ihn eine gefaehrliche chemische Mischung auf den Kopf gekommen waere statt Patze. Er wischte sich die ekelerregende Pampe ab. Er atmete tief ein und aus und meinte dann, um einiges sanfter, wieder an Fiona: "Wie kannst du wissen es?"

  • Noch waren Fionas Augen an Nordwin geheftet. Ihr Leben hätte so schön sein können, hätte es doch nur eine Möglichkeit gegeben, zurück nach Britannia zu gehen. Für einen sehr kurzen Moment nur, gab sie sich dieser Vorstellung hin, wurde aber auf brutalste Weise von den Einwänden des neuen Sklaven zurückgerissen.
    "Hä? Was?", fragte sie ganz verstört. Im Grunde waren die Fragen des kleinen braunen Mannes durchaus berechtigt! Fiona hatte darüber natürlich nie nachgedacht und sie wollte auch jetzt nicht damit anfangen. Für sie stand fest, Owen würde auf sie warten und wenn sie nicht käme, dann gäbe es auch keine Andere für ihn.
    Sie sah den parthischen Sklaven nun mit ganz anderen Augen an. Mit feindseligen Augen, um genau zu sein! Das war doch nur ein schlechter Witz, den sie eben aus Phraates Mund hörte!
    Ihre Augen schmälerten sich zu engen Schlitzen. "Und woher willst du das wissen? Hä? Du kennst doch Owen gar nicht! Für ihn gibt es nur mich, genauso wie es für mich nur ihn gibt!"
    Fiona bebte vor Wut! Sie mußte etwas tun, bevor sie daran erstickte. Nur was? Sie fühlte sich so hilflos. Sie saß hier gefangen, mit schweren Eisenketten um ihre Glieder so daß es ihr mit jedem Atemzug schwerer fiel, sich zu bewegen. Wie gerne hätte sie diese Last hinter sich gelassen! Doch da war sie einfach machtlos.

  • Ah, ganz sauber. Ausgezeichnet. Er hatte sich eine Feindin eingehandelt. Innerhalb der Sklavenschaft seiner neuen Heimat. Das konnte auch nur ihm, mit seinem unvergleichlichen Feingefuehl passieren.
    Er dachte kurz nach, als sie ihm Vorwuerfe an den Kopf warf. Zurueckrudern? Vorwaertspreschen? Es gab nur einen Ansatz, der eines Soldaten wuerdig war.
    "Woher ich will wissen? Von gar nichts!", entgegnete er. Anders als Fiona, die die Contenance zu verlieren begann, blieb er ruhig, diesmal wurde nicht auf den Tisch gehaut. "Es kann sein, dass Ofen", besser konnte er den Namen nun wirklich nicht aussprechen, "lebt. Und von dir traeumt in Nacht. Und er ablehnt alle anderen, egal, ob schoen oder haesslcih, ob nett oder nicht. Aber weisst du das? Hast du..." Wie hiess jetzt bloss Beweise? Phraates hasste es, ein Wort nicht zu kennen. "Wie du kannst wissen? Gibt es Sache, die sagt, dass deine Mann lebt? Dass dich liebt er? Gibt es..." Haha! Ihm war das Wort eingefallen! "Beweise?" Er dehnte den Diphtong im Wort, stolz darauf, dass es ihm eingefallen war.
    Die Keltin war jetzt wirklich stocksauer. Er beugte sich ueber den Tisch und legte ihr die Haende auf die Schultern. "Es ist vielleicht so, dass Ofen wartet auf sich. Aber nicht gibt es Garantie." Er nahm seine aende schnell wieder weg. "Maedchen auch wartet zuhause auf mich. Wartete. Jetzt nicht mehr. Ich weiss es." Er seufzte.

  • Das war doch wirklich zum aus der Haut fahren! Dieser Parther wußte genau, wie man Fiona am Besten auf die Palme brachte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie sich nicht mehr zurückhalten konnte. In ihrem Gesicht glühte die Wut. Eswar nicht nur einfach rot, es war mittlerweile dunkelrot verfärbt.
    In gewisser Weise hatte Phraates ja recht! Das hätte sich Fiona jedoch niemals eingestanden. "Hör endlich auf, mir einen solchen Stuss zu erzählen! Ich habe genug Beweise, die belegen, daß er noch lebt! Und im Übrigen heißt er nicht Ofen, sondern Owen!" Mit den Beweisen war das ja so eine Sache! Sie hatte nur die wackligen Angaben des alten Druiden. Ob man dem alten Mann wirklich Glauben schenken konnte, hatte sie niemals hinterfragt, denn es war ihr Wunschtraum, das es so war, wie sie es sich nun vorstellte. Daran konnten auch die gutgemeinten Worte des Parthers nichts bewirken.
    Doch nun machte Phraates einen unverzeihlichen Fehler, den er besser gelassen hätte! Er berührte Fionas Schultern mit seinen Händen, wenn auch nur ganz leicht. Alle Symptome deuteten auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch hin. Es war nur der schnellen Reaktion des Parthers zu verdanken, der seine Hände schnell wieder wegzog, daß es nicht zum Schlimmsten kam! So konnte der Ausbruch etwas abgemildert werden und er entlud sich nur in einer abgehenden Schrei- und Schimpflawine.
    "Garantie? Garantie! Ich pfeif auf deine Garantie! Und kapier endlich, er heißt Owen, nicht Ofen! Und wage es ja nicht noch einmal, mich anzufassen! Hast du das kapiert?"
    Einerseits diente dieser Ausbruch dem Druckausgleich, andererseits hatte er auch verhindert, daß Fiona die letzten Worte des Parthers richtig verstanden hatte. Nur den letzen Teil, der ohne den Anfang wenig Sinn machte, hatte sie wahrgenommen. Die Ruhe nach dem Sturm nutzte sie dazu, darüber nachzudenken und sich einem Reim daraus zu machen.
    "Was? Wer wartet nicht mehr auf dich?" Natürlich! die Frau die er geliebt hatte. Er hatte nicht einfach so dahergeredet. "Oh, das tut mir wirklich leid!" Fiona begann sich zu schämen, für das, was sie Phraates alles an den Kopf geworfen hatte. "Ich glaube, ich gehe jetzt besser!" Den Appetit hatte sie sowieso längst verloren.

  • Phraates war ein Freund von beinharter Logik. Alles auf dieser Welt konnte man erklaeren. Und alles hatte eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Dass er immer wieder zum wiederholten Male ins Fettnaepfchen tappte, war zwar nicht so wahrscheinlich, verglich man es mit anderen Leuten seines Alters, aber es war moeglich.
    Auf jeden Fall konnte Phraates nun erleben, wie sich das haar der Keltin chamaeleonartig ihrer Haarfarbe anpasste. Sie war komplett aus der Fassung gebracht worden. Das hatte Phraates nicht wollen. Wieso tat sie das? Er war doch nur beinhart logisch gewesen! Frauen waren vielleicht seltsam. "Ou-en.", machte er leise nach den Worten der Frau, was zwar angesichts ihrer Schimpftirade etwas extrem deppert klang, aber die Phonetik des Namens besser widerspiegelte.
    Und Phraates hatte die Zeichen gesehen. Da hatte er doch tatsaechlich gedacht, mit einer freundschaftlichen Beruehrung konnte er Fiona beruhigen. Weit gefehlt. Er zog seine Haende zurueck, als ob er heisses Eisen angefasst haette. Und nun kam das Donnerwetter. Phraates verzichtete darauf, Konter zu geben, eine Frau bruellte man nicht an. Ausser, man war mit ihr verheiratet, dann ging es natuerlich, aber das war eh selbstredend.
    Er zuckte nur die Schultern. "Dann du gehe nach Hause, auf Zinninseln. Und sei bereit zu sein enttaeuscht.", meinte er ruhig, als sie geendet hatte.
    Doch als er Ava erwaehnte, beruhigte sich Fiona mit einer unglaubigen Schnelle. Ja, sie entschuldigte sich sogar? Wofuer? Dass sie ihn angeschrien hatte? Dass er nicht mehr heimkehren wuerde?
    Er entgegnete zunaechst nichts, weder auf ihre Entschuldigung, noch auf ihre Ansage, dass sie gehen wuerde. Bedruecktheit breitete sich am Tisch aus.
    Schlussendlich sagte er doch noch etwas. "Fiona... es tut mir Leid. Ich nicht haette sagen sollen.", meinte er leise. Dann fuegte er hinzu: "Ou-en. Sicher gutes Mann." Und dann hielt er, endlich, die Klappe.

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