Albanus Mons - Praediolum Decimus Meridius

  • Seneca konnte die Enttäuschung der Decima über sein Schweigen förmlich greifen, er verstand sie schon, sicherlich war es nicht leicht als Auctrix der Acta weg vom geschehen in Rom zu sein, auch wenn man in dem Haus nicht allzu viel zum klagen hatte, schätzte Seneca die Decima als jemanden ein, die sich nicht allzu viel aus solchen Dingen machte.
    Als sie ihn dann wieder ansprach, schwang ein wenig Aufbruchsstimmung mit, ein Gefühl welches Seneca unbehagen bereitere, schließlich war er ja gerade erst gekommen, und auch wenn das Essen noch ausstand, würde es bis dahin wohl von nun an nur noch peinliches Schweigen geben...


    Deshalb kam auch die Frage der Decima ob er noch etwas wissen wolle ganz gelegen, um das Gespräch doch noch irgendwie zu retten, er lehnte sich entspannt in den Sessel zurück, und ergriff das Wort dann wieder..


    "Nun was soll ich fragen?", sagte er flapsig, "Ob's dir gut geht so weit ab vom Geschehen? Es ist recht offensichtlich dass du dich an einen anderen Ort sehnst.", Seneca stockte kurz, fuhr dann fort, "Aber wenn ich ehrlich bin, wünschte ich meine Familie momentan auch außerhalb der Stadt.", sagte Seneca und deutete an, dass in Rom momentan nicht alles ruhig war, ganz im Gegenteil, vielleicht würde sie das ja wieder zurück in die Spur holen, und mehr interesse wecken.

  • Seiana lächelte zuerst noch, aber als der Iunius weiter sprach, wusste sie nicht so recht, wie sie reagieren sollte. Es sollte sie nicht wundern, dass ihr anzumerken war wie wenig sie hier sein wollte... dennoch erschreckte es sie fast ein bisschen, dass sie so leicht zu durchschauen war in dieser Sache. Ihr Lächeln verblasste ein wenig. „Ja, ich... sonderlich gerne bin ich nicht hier“, gestand sie in einem Anflug von Offenheit ein. Und musste sich gleich darauf wieder vor Augen führen lassen, dass sie im Grunde ein Luxusproblem hatte. Andere wären froh darum, hier zu sein, außerhalb Roms... und sie wollte zurück. „Ich dachte, die Lage hat sich beruhigt...“ erwiderte sie jedoch. „Hier zumindest hat es noch keine Probleme gegeben. Ein paar Klienten meiner Verwandten, Veteranen von deren Einheiten, sind auf dem Gut hier und sorgen für den Schutz... es gab ein paar Berichte von kleineren Gehöften in der Gegend, die überfallen wurden, aber hierher haben sich die Plünderer nicht getraut“, erzählte sie nun von sich aus etwas, was er dann vielleicht berichten konnte. Wenn ihr Mann schon jemanden herschickte mit dem Grund – oder dem Vorwand, je nachdem –, er mache sich Sorgen um sie, dann sollte er auch etwas erfahren. Vorzugsweise allerdings nicht, wie sie sich in den ersten Tagen hier hatte gehen lassen... „Es bleibt wohl nichts außer abzuwarten, was sich in den nächsten Wochen ergibt.“

  • Seneca zuckte mit einer Seite seiner Schulter, und grinste kurz, "Es würde auch schon einiges heißen wenn die Frau des Praefectus Praetorio von ein paar Plünderern überfallen werden würde.", sagte Seneca, schließlich hatte wohl niemand den Mumm den Zorn des zweitmächtigsten Mann Roms auf sich zu ziehen, "Aber in Rom, naja, es gab doch ein paar...", Seneca suchte das richtige Wort, "Unregelmäßigkeiten.", drückte der Iunier es dann letztendlich sehr vorsichtig aus, bevor er doch näher ins Detail ging, schließlich würden sich ja die Aufstände so oder so nicht verbergen lassen..
    "Es gab einige Aufstände gegen die Ausgangssperre, die Urbaner griffen teilweise doch sehr hart durch.", erklärte Seneca, aber berichtete nichts von den Toten, "Ich habe nicht allzu viel davon mitbekommen, schließlich hatten wir Prätorianer andere Dinge zutun, aber es waren ungewöhnlich viele Bürger in gewahrsam."


    Dann widmete sich der Prätorianer wieder den Problemen der Frau seines Vorgesetzten, "Fühlst du dich denn hier sicher? Ich kann in Rom Bericht erstatten, und dir eventuell zusätzliche Leibwächter schicken lassen."

  • Seiana musste ebenfalls schmunzeln und verbarg es nur unzureichend, indem sie kurz leicht nach unten sah. Vorausgesetzt, die Plünderer wussten, wessen Frau hier zur Zeit war, stimmte wohl was der Iunius sagte. Aber auch ein Landgut der Decimer ausrauben zu wollen, mit all dem Reichtum und den Militärverbindungen, die die Familie hatte, war nicht gerade das Klügste, was ein üblicher Plünderer wagen konnte. Sie kommentierte das allerdings nicht weiter, horchte aber auf, als er nun doch noch einmal etwas zu Rom sagte. Unregelmäßigkeiten. Das Stocken in seinen Worten ließ sie dabei schon nichts Gutes ahnen, und dann sprach er von Aufständen und hartem Durchgreifen. „Nun, so lange es geholfen hat... so lange die Menschen etwas zu essen bekommen und einigermaßen sicher sind, sollte es wohl möglich sein die öffentliche Ruhe wahren zu können. So lange nichts anderes passiert.“


    Bei seinen nächsten Worten sah sie ihn beinahe überrascht an. „Sicher? Natürlich fühle ich mich sicher hier, Iunius.“ Sie machte eine vage Geste, die nach draußen weisen sollte. „Wir befinden uns weit genug außerhalb Roms. Klienten meiner Familie sind da, um mich zu schützen. Ich habe zwei Leibwächter. Es ist nicht nötig, dass wegen mir noch weitere aus Rom abgezogen werden.“ Sie lächelte, diesmal aufrichtig. „Ich danke dir für deine Sorge, aber... meine Sicherheit ist das Letzte, worum ich mir hier Gedanken mache.“

  • Seneca beschloss die Opfer in Rom einfach für sich zu behalten, es würde die Decima wahrscheinlich nur noch wilder darauf machen nach Rom zurückzukehren, und er hatte ihr sowieso schon genug erzählt..
    "Da stimme ich dir zu.", sagte er knapp, dann fuhr er fort, "Gut, ich dachte ich frage mal nach." meinte der Iunier und lächelte freundlich, auch wenn er merkte dass sich die Gesprächsatmosphäre wieder in Luft aufzulösen begann, beziehungsweise schon längst verpufft war. Seneca hasste sowas, das sprechen in belanglosen Floskeln ohne jegliches Konzept lag ihm nicht, und es machte sich ein unbehagen breit, je länger er sich darüber Gedanken machte.
    Nachdem das Schweigen langsam seine Nerven bearbeitete, musste Seneca einfach sprechen, auch wenn er wusste dass sich thematisch, verständlicherweise nur alles um die Lage in Rom drehen würde..


    "Ich werde dem Praefectus sobald ich wieder in Rom bin deine Rückführung vorschlagen, ich hoffe jedoch dass du Rom dann noch wiedererkennst.", sagte Seneca und beugte sich wieder leicht nach vorne, "Im Vertrauen, ich weiß nicht wie es weitergeht, natürlich könnten die Senatoren schuldig sein, oder aber Salinator, ich weiß es nicht.", Seneca wurde leiser, "Ich weiß dass ich zu den Prätorianern stehe, auch Mars weiß es, aber was Mars mir wohl vorraus hat, er weiß wo die Prätorianer stehen.", flüsterte er fast schon, und eventuell wusste ja auch die Gattin des Praefectus Praetorio wo die Prätorianer standen, beziehungsweise wie treu Cyprianus zu Salinator stand.

  • Seiana nickte leicht. „Wenigstens das ist ein Punkt, um den sich mein Mann keine Sorgen machen muss. Für meine Sicherheit hier ist gesorgt, das kannst du ihm ausrichten. Du kannst später auch gerne noch mit den Männern sprechen, wenn du möchtest“, bot sie an. Auch wenn sie selbst das nicht für nötig hielt, weil sie durchaus in der Lage war, für sich, ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen zu sorgen – immerhin hatte sie das jahrelang selbst getan, ohne sonderliche Unterstützung ihrer Familie, weil sie zuerst in Ägypten und später dann außer ihr kaum einer in Rom gewesen war –, aber sie würde dem Iunius ganz sicher keine Steine in den Weg legen. Nicht bei diesem Auftrag, jedenfalls.


    Sie trank einen Schluck ihres Wassers, und als sich das Schweigen ausbreitete, ergriff der Iunius wieder das Wort – und brachte sie dazu, ihre Lippen zu einem angedeuteten Lächeln zu verziehen. „Ich weiß nicht, ob du ihn überzeugen kannst... aber ich wäre dir auch schon für den Versuch verbunden.“ Auch wenn sie nicht vorhatte, sich nur darauf zu verlassen. Sie würde jemanden nach Rom schicken... jemanden, der danach dann offen mit ihr reden würde, wirklich offen. Und je nachdem was sie von diesem hörte, würde sie ihre Entscheidung treffen. Warum war sie eigentlich nicht schon früher auf diesen Gedanken gekommen? … Ach ja richtig. Weil sie sich ihren Grübeleilen, dem Selbstmitleid und dem Alkohol hingegeben hatte.
    Gleich darauf wurde sie ernster. „Das hoffe ich auch...“ Und dann kam er erneut auf Rom und die Lage dort zu sprechen. Seiana musterte ihn eingehend, innerlich teils überrascht, teils misstrauisch. Sie wusste nicht so recht einzuordnen, dass er nun doch wieder davon anfing. Wollte er etwa sie aushorchen? Nur: warum? Um es an wen weiter zu geben? Ihren Mann vielleicht... allerdings: er und sie mochten nicht das herzlichste Verhältnis zueinander haben, und nach wie vor galt, dass sie sich zu wenig kannten, zumindest für ihren Geschmack, um eine Ehe zu führen, die nicht von diversen unbeholfenen und distanzierten Momenten geprägt war. Oder vielleicht wollte er das auch gar nicht anders haben, das konnte auch sein. In jedem Fall jedoch konnten sie über solche Dinge durchaus reden, wenn er denn Zeit hatte. Natürlich war sie ihm gegenüber nicht so offen wie beispielsweise bei manchen ihrer Mitarbeiter – das galt für den Iunius allerdings eher noch mehr.


    „Ich-“, begann sie, nur um sich zu unterbrechen, als sich die Tür öffnete und nun einige Sklaven begannen, das Essen aufzutragen – kein übermäßig opulentes Mahl, sondern eher eine Ansammlung von leichteren Speisen, wie es ihrem Geschmack entsprach. „Bitte, bedien dich“, lächelte sie. „Noch etwas zu trinken?“ Sie wartete, bis der Iunius wieder eingeschenkt bekommen hatte und die Sklaven sich dann auf ihren Wink hin zurückzogen und sie wieder allein ließen, bevor sie sich räusperte. Natürlich war es auch für sie nicht ungefährlich, so mit ihm zu reden, aber letztlich ging er das größere Risiko ein. „Ich glaube, im Moment weiß niemand wie es weiter gehen wird. Auch der Vescularius nicht. Oder mein Mann.“ Sie nahm sich ein paar Oliven, ohne allerdings davon zu essen, überlegte, was sie sagen, wie sie es formulieren sollte. „Wie schon gesagt: im Moment können wir nicht viel mehr tun als zu warten. Darauf, wer wie reagiert, wer welche Schritte unternimmt. Wer die Truppen mit der größten Schlagkraft hinter sich versammeln kann.“ Sie musterte ihn, und nun wurde auch ihre Stimme deutlich leiser. „Ich bin mir sicher, mein Mann wird die richtige Entscheidung treffen...“ Die Frage war nur: was verstand man unter der richtigen Entscheidung. Die ehrenhafte? Also nach den wahren Mördern des Kaisers suchen, um jeden Preis, und diese zur Rechenschaft zu ziehen? Oder die risikoärmste? Den zu unterstützen, den man für den Stärksten hielt, für jenen mit den meisten Aussichten zu triumphieren? Seiana wusste, für was sich ihr Mann entscheiden würde – aber sie wusste nicht, wie der Iunius das sah. Gerade jene, die in ihrer Karriere noch nicht so weit fortgeschritten waren, herrschte eine teils naive Auffassung von Ehre. Sie wusste das, sie hatte ja früher selbst so gedacht, hatte so viel auf Ehre gegeben und auf den Familienstolz... aber das Leben lehrte einen, das andere Dinge wichtiger waren, und die Lektionen waren bitter gewesen.

  • Seneca blickte kurz zu den Sklaven als das Essen kam, und ließ sich Wasser einschenken, keinen Wein, das hatte er sich ja vorgenommen, ein erneutes Nicken gab seinen Dank zum Ausdruck. Er hörte der Decima natürlich die ganze Zeit zu, wandte ihr dann allerdings auch seinen Blick wieder zu, auch wenn er seinen Blick gelegentlich über die Mahlzeit schweifen ließ, um zu erörtern was er sich denn gleich zu Gemüte führen würde.
    "Ich hoffe es, gehe aber auch davon aus.", pflichtete er ihr letztendlich bei, auch wenn es mehr eine Sache des Anstands war, kannte er seinen Präfekten doch nicht wirklich, allerdings würde er diesem bis in den Tod folgen wenn es denn nötig wäre, Seneca's Lebensphilosophie bestand hauptsächlich aus seinem geleisteten Eid, er hatte weder Frau noch Kinder, und seine Cousinen waren verheiratet und lebten nicht in der Casa Iunia, welcher Familie sollte er also folgen wenn nicht dieser?


    Seneca nahm ebenfalls eine Olive, und lächelte dann kurz in sich hinein, "Es ist schon seltsam wie die Götter spielen, damals auf dem Markt hätte ich nie im Leben daran gedacht dass wir hier mal sitzen würden.", klang das wie eine billige Anmache? Seneca musste sich korrigieren, "Ich meine, in solch einer doch nicht alltäglichen Situation.", wirklich gerettet hatte er die Sache zwar nicht, umso praktischer war es, dass er noch einen Becher Wasser in der Hand hatte, welchen er sogleich zum Mund führte.
    Der Iunier war natürlich nicht so naiv zu glauben dass die Decima den Präfekten aus irgendwelchen Emotionen geheiratet hatte, sondern um den Vorwürfen welche gegen sie erhoben wurden einen Riegel vorzuschieben, eben eine Zweckgemeinschaft wie sie in Rom gang und gebe war, jedoch war es schon ein erstaunlicher Zufall dass gerade er aus so vielen Männern der Garde ausgewählt worden war, aber er nahm es halt so hin.
    "Ich danke dir nochmals für die Verpflegung.", sagte er erneut, während er noch einen Schluck Wasser nahm..

  • „Ich glaube ich weiß, was du meinst.“ Seiana lächelte schwach. Sie dachte nicht unbedingt gern an diese paar Tage zurück, in denen sie zunächst keine Ahnung gehabt hatte, was sie tun sollte – und dann keine Ahnung gehabt hatte, ob ihre Idee funktionieren würde. Ob der Terentius ihr Angebot annehmen würde. Dass sie später mit dem Iunius auf dem Landgut ihrer Familie sein und mit ihm gemeinsam essen würde... das hätte sie auch nicht geglaubt. Und, natürlich, noch weniger unter den aktuellen Umständen.
    „Ich nehme an, mein Mann hat dich geschickt, weil du Bescheid weißt über die Umstände, wie wir uns kennen gelernt haben. Du warst ja sogar dabei.“ Da der Iunius das alles ja mitgekriegt hatte – bis hin zu Raghnall, der von ihm verhört worden war –, machte Seiana sich in diesem Fall nicht die Mühe, etwas vorsichtiger zu formulieren. Oder gar um den heißen Brei zu reden. Und einer jener Soldaten, die dabei gewesen waren, würde sich nicht im Mindesten Gedanken darüber machen, dass ihr Praefect einen von ihnen seiner Frau nun hinterher schickte. Andere hätten da vielleicht dumme Fragen gestellt... vielleicht nicht ihm gegenüber, aber gestellt hätten sie sie wohl. Und: der Iunius war kein einfacher Miles mehr, wenn sie ihren Leibwächter vorhin richtig verstanden hatte. Sie wusste nicht genau, wie viele Optiones die Garde in ihren Reihen hatte, aber allzu viele konnten es nicht sein – was die Auswahl derjenigen, die ihr Mann schicken konnte, einschränkte. Und dass er ihr keinen einfachen Miles schicken würde, fand sie nun wieder ziemlich selbstverständlich. „Ich hoffe, daraus wird nicht die Regel. Dass wir uns immer unter solch ungewöhnlichen Umständen treffen.“ Ein leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen, dann nahm sie sich mehr von den Speisen – neben Oliven gab es Brot, gebratenes Huhn, gefüllte Eier und noch ein paar andere Dinge. „Wenn ich meinen Leibwächter vorhin richtig verstanden habe, bist du inzwischen Optio. Meinen Glückwunsch dazu... hast du dich mittlerweile an Roms Gesellschaftsleben gewöhnen können?“

  • Seneca hatte sich inzwischen ein wenig Brot genommen, und riss sich immer wieder kleine Stücke, welche er dann zu sich nahm. Ein leichtes Grinsen konnte sich Seneca nicht verkneifen, schließlich hatte sich die Decima ja sehr charmant ausgedrückt, "Kennen gelernt" konnte man es natürlich auch nennen.
    Das Essen war wirklich gut, und Seneca freute sich über alles was nicht nach Puls schmeckte, "Das hoffe ich auch.", pflichtete er Seiana ein, und fuhr fort, "Ich war übrigens auf deiner Vermählung, allerdings stand ich die ganze Zeit spalier am Eingang.", meinte er scherzhaft, und erinnerte sich noch wie er mit Wasser im Mund auf das üppige Buffet starrte, ein kleiner Trost war natürlich dass er überhaupt für diese ehrenhafte Aufgabe ausgewählt worden war, und dass er in der Paradeuniform bestechend gut aussah.
    Dann sprach Seiana seine Beförderung an, was Seneca sichtlich erfreute, auch wenn er sich betont gelassen gab,
    "Das ist richtig, und ich danke dir, momentan ist mir eine Einheit von Zwölf Mann unterstellt, während mein Centurio den Rest der Centurie kommandiert.", dann kam er auf sein Privatleben zu sprechen, "Ja ich erinnere mich, die Gesellschaft Roms.", er räusperte sich kurz, "Naja, meine Cousine hat ja einen Pompeius geheiratet, im Zuge der Vermählung musste ich ja zwangsweise die Rolle des Herren im Hause Iunia übernehmen. Ich denke ich komme gut in die Rolle rein, irgendeiner muss es ja tun, und als einziger Mann der Iunier in Rom ist es meine Pflicht. Außerdem hoffe ich, dass ich irgendwann Centurio werde, und dann steht man mehr und mehr in der Pflicht sich in der Gesellschaft zu repräsentieren."

  • Dass er auf ihrer Hochzeit gewesen war, war ihr nicht aufgefallen – aber an dem Tag hatte sie wahrlich anderes zu tun gehabt, als auf die Gesichter der Prätorianer zu achten, die ihr Mann abgeordert hatte an diesem Tag dabei zu sein und dafür zu sorgen, dass alles seinen geplanten Gang ging. „Verzeih, du bist mir an diesem Tag gar nicht aufgefallen... aber ich habe dich bei der Hochzeit deiner Cousine kurz gesehen.“ Allerdings hatten sie auch da nicht wirklich ein Wort miteinander gewechselt. Ihr Mann und sie hatten das Brautpaar begrüßt und sich im Übrigen ziemlich zurückgehalten – das immerhin war eine Sache, die sie gemeinsam hatten, wie Seiana bemerkt hatte: sie beide waren nicht übermäßig begeistert davon, sich auf diversen gesellschaftlichen Anlässen blicken lassen zu müssen, auch wenn er wie sie in den sauren Apfel biss und es tat.
    „Die Rolle des Hausherrn auszufüllen bei der Hochzeit des a memoria gleicht ja mehr einem Sprung ins kalte Wasser, wenn du davor noch nicht viel Erfahrung hattest mit gesellschaftlichen Anlässen.“ Sie lächelte flüchtig. „Andererseits lernen manche so am besten... und als Centurio wird es dir sicher nicht schaden, vor allem nicht, wenn du bei den Stadteinheiten bleibst. Ich gehe doch richtig davon aus, dass du bei der Garde bleiben möchtest?“

  • "Das ist kein Problem, in unserer Uniform sehen wir alle gleich aus.", scherzte Seneca, und bei der Anzahl an Gästen war es nur verständlich dass die Decima sich nicht auch noch mit den Miles befassen konnte, genauso wenig wie sich Seneca mit den Gästen befasst hatte, sondern eher mit den Speisen, von denen er allerdings nicht abbekam.
    Dann konnte er allerdings wieder etwas mehr reden, schließlich ging es um seinen großen Moment als Hausherr und seine gesellschaftliche sowie seine militärische Zukunft.
    "Ich denke an meiner Rhetorik muss ich noch arbeiten, meine Rede anlässlich der Vermählung war wohl etwas kurz gehalten, aber es gibt ja immer Luft nach oben.", scherzte Seneca bevor er weitersprach, "Und ja, ich will bei der Garde bleiben. Welche größere Ehre kann es für einen Soldaten geben, als zur Elite des Reiches zu gehören? Außerdem möchte ich nicht irgendwo in Britannien oder an der Grenze zu den Pathern versauern.", sagte Seneca weiter, und lockerte sein Brandrede für die Prätorianer noch ein wenig auf, "Wer sollte denn dann ein Auge auf unsere Casa und unsere Familie hier haben?", meinte er grinsend, und wagte es dann doch noch die Decima etwas persönliches zu fragen, "Wenn du mir die Frage gestattest, bleibst du die Auctrix der Acta?", fragte er vorsichtig, ohne zu erwähnen dass er es seltsam fand, dass sie mit dem PP vermählt war, mit welchem Seneca noch die Acta Räume auf den Kopf gestellt hatte.

  • „Da hast du wohl Recht“, schmunzelte sie auf den Kommentar hin, dass nach oben immer noch Luft war. Sie nahm sich Brot und etwas von dem gebratenen Fleisch und knabberte daran, während sie ihm lauschte. „Verständlich“, kommentierte sie, bevor sie noch anfügte: „Für mich zumindest.“ Ihren Bruder hatte es ja sonst wohin gezogen... gut, es war nicht immer seine Entscheidung gewesen, aber zumindest die Versetzung nach Aegyptus – da hatte er die Wahl gehabt. „Und auch was die Familie betrifft, kann ich dich verstehen. Bei der meinen ist es derzeit auch etwas schwierig, weil mein Bruder wieder fort musste... und sonst kaum jemand aus meiner Familie in Rom weilt im Augenblick.“ Catus, der sich mittlerweile tatsächlich als Sproß der griechischen Linie entpuppt hatte, kam nicht in Frage – weil er Sproß der griechischen Familie war, da war Seiana durchaus voreingenommen, und weil er... seltsam war. Was vielleicht daran liegen mochte, dass er lange Jahre ziemlich einsam und fernab der römischen Zivilisation verbracht hatte. Er hielt nicht viel von der militärischen Tradition ihrer Familie, und er machte keine Anstalten, dem Familiennamen Ehre zu machen und eine Karriere anzugehen. Und allein der letzte Punkt war schon Grund genug, ihm die Würde des Hausherrn zu verweigern. Und sonst? Gab es nur ein paar Jungspunde, die nach wie vor nicht einmal dauerhaft in Rom lebten, geschweige denn sich in ihr Erwachsenenleben eingefunden zu haben schienen. Gerade wollte sie ihn fragen, ob er ihren Bruder schon kennen gelernt hatte – und bei der Gelegenheit vielleicht herausfinden, ob er etwas wusste über Faustus' Aufenthaltsort, auch wenn sie das bezweifelte, und noch mehr bezweifelte, dass er ihr etwas sagen würde wenn es doch so war –, als der Iunius ihr eine Frage stellte. Ein wenig verwundert musterte sie ihn. „Das habe ich vor, ja. Warum?“

  • Autsch, Seneca hatte scheinbar einen Wund Punkt erwischt. Als er seinen Fehler bemerkte, bemühte er sich schnell um Schadensbegrenzung.
    "Verzeih ich...", Seneca stockte kurz, "Es geisterte mir nur im Kopf herum. Ich meine die meisten Frauen von Männern in dieser Position arbeiten nicht. Dazu noch die Umstände eures kennenlernens, ich hätte nicht fragen dürfen.", sagte Seneca vorsichtig, und trank schnell noch einen Schluck, und nahm sich was zu essen, nur um den Blickkontakt vermeiden zu können..
    Dann entschied sich Seneca jedoch dazu, nochmal auf ihren Bruder zu sprechen zu kommen, das Thema war wohl etwas seichter, und barg weniger "Konfliktpotential" in sich.
    "Deinen Bruder kenne ich übrigens leider nicht. Also ich weiß dass er ein Tribun der Garde ist, und dafür hat er meinen größten Respekt, jedoch habe ich ihn nicht kennen gelernt. Ist er auf einer Mission?"

  • Die meisten Frauen von Männern in dieser Position arbeiten nicht. Seiana presste die Lippen aufeinander, als sie diese Worte hörte. Natürlich taten sie das nicht. Frauen taten das im Grunde generell nicht, sah man mal von den unteren Schichten ab, wo jede Hand, jedes Einkommen gebraucht wurde, egal mit wem sie verheiratet waren. Egal ob sie verheiratet waren. Aber je höher die Familie oder der Mann einer Frau standen, desto mehr wurde erwartet, dass sie sich lediglich in die ihr zugedachte Rolle einfügte. Mittlerweile hatte Seiana sich immerhin mehr oder weniger damit abgefunden, dass sie dafür einfach ungeeignet war... dass sie mehr brauchte. Trotzdem nagte es an ihr, vor allem wenn es ihr wie jetzt auf die Nase gebunden wurde, dass sie nicht dem Bild der perfekten römischen Frau entsprach. Zu geschäftstüchtig, zu aktiv im öffentlichen Leben, zu unabhängig. Nichts davon war sie bereit aufzugeben... und sie konnte das auch gut rechtfertigen – vor sich selbst, hieß das, denn vor anderen machte sie sich diese Mühe gar nicht, es ging schließlich niemanden an, abgesehen von ihrem Mann und ihrem Bruder vielleicht. Und doch haderte ein Teil von ihr nach wie vor damit, dass sie den Erwartungen – vor allem jenen ihrer Mutter – so wenig entsprach.


    „Ich bin nicht wie die meisten Frauen“, antwortete Seiana, nun deutlich kühler, fast ein wenig schroff, und ihre Stimme hatte einen merkwürdigen Unterton, der erahnen lassen mochte, dass die Sache nicht ganz so einfach war wie sie es darstellen wollte. Natürlich war sie das nicht... war sie das je für Menschen, die nicht der gesellschaftlichen Norm entsprachen? „Terentius wusste das, als er meinem Angebot zustimmte.“ Ohne es selbst überhaupt zu merken, nannte sie ihren Mann nicht bei einem der beiden vertraulicheren, sondern bei seinem Gensnamen. Und sie sprach noch weiter. Sie wusste selbst nicht so genau woran es lag – an der generell angespannten Gemütsfassung, in der sie sich die ganzen letzten Tage schon befand, am Schlafmangel oder den Nachwehen des Katers, den sie gestern gehabt hatte... aber sie reagierte empfindlicher als sonst, hatte sich nicht so gut im Griff wie sonst. Und sprach weiter, wo sie unter anderen Umständen vermutlich geschwiegen oder einfach irgendetwas Neutrales von sich gegeben hätte. „Wäre ich es, hätten wir uns nicht einmal kennen gelernt – oder zumindest nicht unter den von dir erwähnten Umständen. Und die Lage ist für alle Beteiligten doch perfekt. Der Praefectus Praetorio hat sowohl Acta als auch meine Familie besser in der Hand, als es ihm sonst möglich wäre, Acta und Decimi haben ihre Ruhe vor weiteren Nachstellungen, und meine Familie hat eine Verbindung geschlossen, die besser kaum sein könnte. Und das kam zustande, weil ich Auctrix bin. Ich sehe also keinen Grund, warum ich meine Arbeit aufgeben sollte.“
    Sie presste die Lippen aufeinander, als sie dann doch verstummte, und wich seinem Blick aus. Sie musste dringend an ihrer Selbstbeherrschung arbeiten, in den letzten Tagen hatte sie... nachgelassen. Zu sehr, als dass es noch zu tolerieren wäre. Und trotz dieser Erkenntnis wünschte sie sich jetzt, sie hätte Wein in ihrem Becher und kein Wasser. Sie drehte das Gefäß in ihren Fingern und sah erst wieder auf, als der Iunius auf ihren Bruder zu sprechen zu kam. „Er ist auf einer Inspektionsreise“, wiederholte sie, was Faustus ihr gesagt hatte. Ihr und allen anderen.

  • Seneca musste aufpassen dass ihm die Kinnlade nicht auf den Boden fiel, dass Seiana so aufbrausend reagierte, damit hätte er nicht gerechnet. Er hatte schon eine Ahnung, also er wusste dass sie doch sehr selbstbewusst war, und mit der gesellschaftlich angedachten Rolle der Frau nicht konform ging, aber dass ihre Worte ihn fast erfrieren lassen würden, damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte nach dem "Ich bin nicht wie die meisten Frauen." Einfach ein lockeres "Alles klar!" antworten sollen, um den Fall somit ad acta zu legen, aber den Moment hatte der Iunier irgendwie verpasst, und sah sich nun ungeahnten Erklärungen entgegen, welche er nicht kommen sah.


    Seneca übte sich in bedrücktem Schweigen, er wusste letztendlich nicht was er sagen sollte, ohne sich erneut unbeliebt zu machen. Die knappe Antwort bezüglich ihres Bruders machte die Lage nicht besser, und auch wenn Seneca etwas von Strategie und Taktik verstand, half es ihm auf dieser zwischenmenschlichen Ebene leider kein Stück weiter.


    "Verstehe.", sagte Seneca knapp, und leerte seinen Becher auf einen Schlag, "Ich wollte dich nicht verärgern. Vielleicht sollte ich deine Gastfreundschaft nicht weiter beanspruchen, und Bericht in Rom erstatten.", entgegnete Seneca ihr letztlich, auch wenn er keine Lust hatte schon wieder zu reiten, und eigentlich nur ausloten wollte, wie angesäuert die Decima nun in Wirklichkeit war.

  • Seiana presste die Lippen aufeinander, und der Druck, den sie auf ihre Kiefer ausübte, verstärkte sie noch, als sie die knappe und – in ihren Ohren – nun ziemlich abweisende Reaktion des Iunius hörte. Fantastisch. Es zeigte sich immer wieder, dass es ein Fehler war, die Beherrschung über sich, über ihr Temperament zu verlieren. Sie hätte nichts sagen dürfen, hätte nicht so reagieren dürfen. Hätte nicht zeigen dürfen, wie sehr dieses Thema sie nach wie vor traf, wie wund dieser Punkt wirklich war.
    Als sie dann jedoch hörte, dass der Iunius es offenbar für besser hielt nun zu gehen und Bericht zu erstatten, schloss sie für einen Moment die Augen. Bericht erstatten. In Rom. Bei ihrem Mann. Und natürlich würde er auch von dieser letzten unschönen Szene erzählen, würde wohl berichten, was sie gesagt hatte, wie sie es gesagt. Würde seine Meinung darüber kundtun, und er und ihr Mann würden wussten die Götter welche Schlüsse daraus ziehen. Sie konnte nicht zulassen, dass es so weit kam, dass der Iunius jetzt, mit diesem Eindruck, davon ritt – und unter diesem Eindruck stehend ihrem Mann berichtete. „Du hast mich nicht verärgert, Iunius“, erwiderte sie, nun wieder ruhiger – so ruhig, dass es beinahe tonlos wirkte. Allerdings stimmte es sogar: sie war nicht verärgert, sie war... getroffen. Weil dieses Ideal unerreichbar für sie war. Noch einmal presste sie die Lippen aufeinander, dann, endlich, sah sie ihn wieder an. „Ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich hätte nicht so auffahren dürfen. Es ist nur... Meine Situation ist...“ Sie schloss erneut kurz die Augen und atmete ein. „...nicht ganz einfach“, formulierte sie es dann. „Wenn du gehen möchtest, werde ich dich selbstverständlich nicht aufhalten. Aber dein Pferd hat sich mit Sicherheit noch nicht erholt von dem Ritt, ebenso wenig wie du, und...“ Sie zögerte kurz. „...ich würde mich freuen, wenn du mir verzeihen könntest und noch bleiben würdest.“

  • So forsch und kühl Seiana wenige Sekunden zuvor wirkte, umso weicher und verletzlicher wirkte sie doch im Moment darauf, und Seneca ging es wirklich nahe, denn er wusste irgendwo dass die Decima es nicht leicht hatte, und er rang dementsprechend um verständnisvolle Worte, "Es.. Es ist schon gut.", Seneca strich mit seinem Daumen über den Rand seines Bechers, bevor er seine Gesprächspartnerin wieder nachdenklich anblickte, "Ich kann mir vorstellen dass deine Situation nicht leicht ist, sicher, mich in deine versetzen kann ich nicht, aber ich kann mir denken dass es nicht unbedingt so gekommen ist, wie du es für dich geplant hattest.", innerlich hatte er im übrigen auch gar nicht zu 100% vorgehabt zu gehen, umso entspannter nahm er nun den, wenn auch sicherlich dem Anstand geschuldeten Wunsch der Decima zu bleiben entgegen.
    "Ich bleibe, es ist wohl das beste für mein Pferd, und mitten in der Nacht in Rom anzukommen wäre wohl auch müßig und sinnfrei.", rechtfertigte Seneca seine Entscheidung vor der Decima, und hoffte auch ein wenig dass sie sich über seine Gesellschaft freute.

  • Seiana wandte wieder ihren Kopf leicht zur Seite und sah nachdenklich zum Fenster hinaus. „Geplant?“ murmelte sie, für einen winzigen Moment in Gedanken versunken, während sie an die Vergangenheit dachte, an früher, an das, was sie tatsächlich mal geplant, sich ausgemalt hatte für ihre Zukunft. Dass ihr Leben heute so aussehen würde, war nie so in ihren Vorstellungen gewesen, auch dann nicht, als sie den Aelius kennen gelernt hatte und ihm nach Aegyptus gefolgt war. Spätestens da schien ihre Lebensplanung einigermaßen fest gewesen zu sein. Nur hatte der dann die Cousine des Iunius kennen gelernt... und Seiana war vor den Trümmern ihrer Planung gestanden, und hatte wieder von vorn anfangen müssen. Mit dem kleinen Unterschied, dass sie nicht mehr so jung war wie damals, als sie dem Aelius das erste Mal begegnet war.
    Sie bemühte sich um ein Lächeln. „Ich habe schon öfter die Erfahrung gemacht, dass Pläne sich nicht immer in die Tat umsetzen lassen.“ Neben ihren Aufgaben als Auctrix und Rectrix, und neben der Fortführung ihrer Betriebe hatte ihr Plan ohnehin im Grunde nur darin bestanden, zu heiraten. Weil sie wenigstens diesen Part dessen erfüllen wollte, was erwartet wurde von einer Römerin. Und das, immerhin, hatte sie nun erfüllt, auch wenn das nun anders zustande gekommen war als sie gedacht hatte. „Letztlich kann ich zufrieden sein, das ist das Wichtigste.“ Sie. Ihr Mann. Ihre Familie. So groß waren die Unterschiede da nicht. Und die Ehe mit dem Terentius hatte sich tatsächlich bislang als nicht so schlecht entpuppt, wie sein Benehmen zu Beginn ihrer Bekanntschaft hätte vermuten lassen. Sicher war er manchmal... abweisend, ließ sich auf kein Gespräch, keine Diskussion ein. Aber es gab auch andere Momente, in denen er offener war... und er behandelte sie nicht schlecht, ganz im Gegenteil.


    Als der Iunius dann doch beschloss zu bleiben, flog ein weiteres Lächeln über Seianas Gesicht, schwach zwar, aber dafür ehrlich. „Das denke ich auch“, stimmte sie zu. „Darf ich dann davon ausgehen, dass du über Nacht bleiben wirst? Es ist sicherer, nicht im Dunkeln zu reiten, vor allem nicht hier in den Bergen.“

  • Bevor Seneca sich wieder den wichtigeren Gesprächsthemen widmete, sicherte er sich erst einmal ein Quartier für die Nacht, auch wenn er beim Anblick des Hauses wusste dass es wohl einige Räume gab, fragte er der Höflichkeit halber trotzdem nochmal nach.
    "Nun wenn es keine Umstände macht, würde ich gerne für heute Nacht ein Quartier hier beziehen.", sagte er sichtlich dankbar, denn Lust sich noch in einer Pension in irgendeinem Dorf einzumieten hatte er nicht gerade..
    Aber dann kehrte Seneca doch zum eigentlichen Gespräch zurück,
    "Wer macht die Erfahrung nicht? Ich meine, als ich kleiner war, und noch nicht viel von der Welt verstand, habe ich mir geschworen niemals zum Militär zu gehen, ich sah wie meine Mutter litt, und meine Schwester, bevor sie starben und schwor mir dass ich für meine Familie da sein würde, und sie nicht Monate, wenn nicht jahrelang alleine lassen würde.", Seneca blickte an seiner Militärtunika herunter, direkt auf seinen Gürtel, welcher ebenfalls die Zugehörigkeit zur Armee bestätigte, er musste kurz Grinsen, "Das jedenfalls hat nicht geklappt.", scherzte er und fuhr fort, "Solange man zufrieden ist, sollte man es so hinnehmen, sicher ist es ärgerlich wenn man an verpasste Chancen denkt, oder an Fehler die wohl jeder begangen hat. Aber wenn ich nicht meine Familie verloren hätte, säße ich wohl nicht hier, sondern in Tarraco und würde Körbe flechten, oder vielleicht fischen.", während Seneca so sprach, war er sich seines Standpunktes nicht mehr sicher. Einerseits bemitleidete er Seiana dafür dass sie sich ihr Leben sicher anders vorgestellt hatte, aber andererseits war es für ihn die bessere Wahl gewesen, natürlich betrauerte er den Verlust seiner Familie noch immer, aber seine Existenz als Prätorianer war wohl besser und ehrenhafter als die des Provinzhandwerkers.


    Als sich das Gespräch vertiefte, blickte Seneca nochmal auf seinen Becher, "Ich muss gestehen, ein wenig Wein könnte ich wohl noch vertragen.", sagte er beiläufig, und konzentrierte sich dann wieder gänzlich auf sein Gegenüber..

  • „Natürlich macht es keine Umstände“, bekräftigte Seiana nochmals. Es wäre lächerlich, würde er anderswo übernachten – und unhöflich von ihr obendrein, war er doch von ihrem Mann geschickt worden.


    „Ich weiß, was du meinst. In meiner Famlie hat der Militärdienst eine lange Tradition... mein Vater ist im Dienst gestorben, einer meiner Brüder ebenfalls.“ Für einen flüchtigen Moment wurde der Ausdruck ihrer Augen fast ein wenig traurig. „Es hat seinen Grund, dass einfache Soldaten nicht heiraten dürfen. Es lenkt sie ab, und es lässt zu viele einsam und auf sich allein gestellt zurück, wenn sie für ihren Dienst fortziehen müssen.“ Sie lächelte kurz bei seinem Scherz. „Und du bist immerhin in Rom, wo du auch nach deiner Familie sehen kannst.“ Körbe flechten. Fischen. Bei ihr wäre dieser Sprung nicht ganz so groß gewesen. Sie hätte so oder so irgendeinen einflussreichen Mann heiraten müssen, eine Verbindung eingehen also, die ihrer Familie zur Ehre gereicht und Vorteile gebracht hätte. Als Verwandte von Senatoren, Legaten, sogar einem Triumphator hatte sie in dieser Hinsicht ohnehin nie eine Wahl gehabt.


    Sie sah sich kurz um, aber keiner der Sklaven war zu sehen – natürlich, sie hatte sie ja hinaus geschickt. Kurzerhand stand sie selbst auf, holte die Karaffe, die die Sklaven etwas abseits zum Nachfüllen hingestellt hatten, und schenkte dem Iunius ein. Nachdem sie sich wieder gesetzt hatte, trank sie einen Schluck Wasser, bevor sie fortfuhr. „Wer dich über die Garde reden hört, Iunius, kann nicht anders als zu sehen, dass du dorthin gekommen bist, wo du hingehörst.“

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