cubiculum | Aurelia Prisca

  • "Oh ja, das wäre eure Mutter gewiss! …Und ich bin auch stolz auf euch Beide. Eine echte Aurelia weiß sich eben zu wehren ", erwiderte Prisca zufrieden nickend denn sie fühlte sich für ihre "kleinen" Cousinen immer noch ein wenig mitverantwortlich. So wie früher, wenn sie zu Dritt und ohne ihre Mütter unterwegs gewesen waren. Immer wenn etwas passierte - wer musste dann Rede und Antwort stehen? - Ich als die Älteste, erinnerte sich Prisca dennoch gerne an die 'wilden Zeiten' zurück. Heute jedoch waren sie alle Drei gut erzogen und sie wussten sich wie Damen von Welt zu benehmen - in jeder Hinsicht. Wirklich? Flora schien da große Stücke auf ihre Cousine zu halten und das freute Prisca natürlich sehr. "Na wenn du das sagst …, lächelte sie dankbar und leicht verlegen zurück da sie selbst nur zu gut wusste, in wie viele Fettnäpfchen sie tatsächlich schon getreten war. Aber gut, niemand war ohne Fehler und aus solchen lernte man bekanntlich. Hoffentlich hätte dieser Kerl auch etwas dazu gelernt, sollten sie oder ihre Cousinen ihm jemals (wieder) begegnen.


    Was bei einem Einkaufbummel ja durchaus schnell passieren könnte (außer, der Claudier wäre so dreist und würde höchstpersönlich bei den Aureliern anklopfen), wovon Prisca aber nicht wirklich ausging. Zumal die "Ecken" die sie oder ihre Cousinen bevorzugten sicher nicht nach seinem Geschmack wären. "Hmm, Wir könnten Pyrrhus von Damaskus einen Besuch abstatten., begann Prisca laut nach zu denken. "Dieser Händler hat die ausgefallensten Düfte aus dem fernen Orient, die ich kenne. … Oder wir schauen bei Carolus Cubile-Campus, aus Lutetia, vorbei. Er hat mir unlängst einen exklusiven Vorführtermin für seine diesjährige Sommerkollektion angeboten und das noch vor dem offiziellen Verkaufsstart", fielen ihr spontan zwei Händler ein die ihre Waren üblicherweise nicht auf den gemeinen Märkten anboten. "Was hältst du davon? Oder worauf hättet ihr beide Lust? … Die Sklaven werden wir in jedem Fall gut gebrauchen können., grinste Prisca voller Vorfreude darauf, etwas mit ihren Cousinen zusammen zu unternehmen. Vielleicht brächte sie das wieder auf andere Gedanken. Zumindest zeitweise, jedoch … im Moment …


    "Hmm", machte Prisca ein weiteres Mal, den Blick wieder angestrengt auf das leere Blatt gerichtet. In der rechten Hand hielt sie die Feder und noch war sie unschlüssig wie sie überhaupt beginnen solle. Einen Liebesbrief?! So etwas hatte sie in der Tat auch noch nie geschrieben. Ein paar Mal setzte die Aurelia an, schrieb, verbesserte und strich auf dem Papier herum, ehe sie den ersten Entwurf ziemlich skeptisch im Zusammenhang noch einmal durch las. (Das Ganze müsste natürlich im Anschluss noch ins Reine geschrieben werden):



    Mein geliebter Piso Aulus ,


    ich habe mich sehr darüber gefreut dich wieder zu sehen und es tut mir leid sehr leid / betrübt mich zu tiefst, dass unser Wiedersehen so abrupt und unschön beendet wurde (von meinem Onkel). Ich möchte/ wollte dir nur sagen wie viel mir dieser eine Kuss bedeutet hatte. Es war wundersch/ wundervoll in deinen Armen zu liegen und deine Lippen zu spüren und ich wünsche mir nichts sehnlicher als diesen einen Augenblick mit dir zurück.


    Die Ohrfeige hattest du zwar verdient - sie war ein Versehen! Entschuldige bitte, falls/ dass ich dir Unrecht getan habe. Ich hoffe sehr auf ein Wiedersehen und sende dir mit diesem Schreiben einen Ku X …~~ ganz liebe Grüße.


    In Liebe Liebe Grüße
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    Dann sah Prisca zu Flora und hob fragend Augenbrauen:"Was meinst du?…mmh ... Oder sollte ich ihn besser nicht mit Aulus anreden. Findest du das zu intim? Ich hab ihn eigentlich immer Piso genannt. .. Und das mit der Ohrfeige, reicht das als Entschuldigung? ... Ach, ich weiß überhaupt nicht was ich ihm sonst noch schreiben soll. Ihm sagen, dass ich … mich in ihn verliebt habe …a.aber, nein nein nein das darf ich doch auf keinen Fall einfach so zugeben, oder? Herrje, Flora! Er hat ein so wunderschönes Gedicht für mich verfasst und ich schaffe es nicht einmal ein paar einfache Zeilen zu Papier zu bringen", grübelte Prisca hin und her, in der Hoffnung, dass ihrer Cousine noch einge Verbesserungen einfalln würden.

  • Sie tauschte mit Prisca ein verschwörerisches Lächeln. Gemeinsam hatten sie sich anhören müssen, wie sich eine Aurelia in Gesellschaft zu verhalten hatte. Die Regeln des Anstandes prägten jeglichen Kontakt zu Nicht-Familienmitgliedern. Man mochte es vielleicht als Arroganz bezeichnen, aber im Grunde versuchten sie sich nur zu schützen. Es gab genug Leute die eine Freundschaft zu ihnen suchten, weil sie sich daraus einen Vorteil erhofften. Deshalb stand ihr eigentlich nur ihre Schwester, Prisca und Lysandra ganz nahe. Ihnen vertraute sie die meisten Geheimnisse an.
    Darüber wann und wo sie dem Claudier womöglich wieder begegnen würde, machte sie sich keine Gedanken. Vielmehr lauschte sie nun den Ausführungen über die Geschäfte und Händler die Prisca ihr zeigen würde. Begeistert klatschte sie in die Hände. Sommerkollektion, welch süßes Wort. Sie ahnte bereits dass ihr ganzes Taschengeld nur für Kleider ausgeben würde. Rom war der Mittelpunkt der Welt, was hier getragen wurde, wurde schon recht bald Mode im ganzen Imperium. Vor Begeisterung und Tatendrang war sie kaum zu halten. Am liebsten hätte sie auf der Stelle Narcissa gesucht und sich dann direkt in die Stadt auf gemacht. „Mode und Düfte, du weißt wie du mich glücklich machen kannst“, grinste sie breit. Nur Narcissa würde nicht ganz so viel Spaß haben, wenn diese nicht mindestens einen Buchladen unsicher gemacht hat. „Narcissa würde sicher gern einen Buchladen aufsuchen!“ meinte sie nachdenklich. „Ansonsten kannst du uns einmal deine Lieblingsplätze zeigen. Ins Theater wollten wir auch noch!“ plapperte sie munter drauflos.


    Doch erst einmal galt es einen Liebesbrief zu formulieren. Einen Moment lang herrschte Schweigen, während dich Prisca über das Pergament beugte. Flora sah ihr dabei über die Schulter. Es fiel ihrer Cousine nicht wirklich leicht diesen Brief zu schreiben. „Du magst ihn doch, da ist Aulus völlig in Ordnung“, fand sie dann jedenfalls. Außerdem hatte der Brief so eine ganz persönliche Note. Die Frage mit dem verliebt sein, war dann schon schwieriger zu beantworten. Sollte Prisca das erwähnen oder nicht. Sie machte eine leicht ratlose Miene. „Schreib nicht direkt dass du dich verliebt hast, sondern dass du ihn sehr gern hast!“ schlug sie dann vor. „Dass du dich in ihn verliebt hast, dass solltest du ihm dann persönlich sagen!“

  • Offensichtlich hatte Prisca mit ihren Vorschlägen genau ins Schwarze getroffen, so freudig und aufgeregt wie Flora darauf reagierte. Naja, schwer zu erraten war es ja nicht gewesen und so grinste die Aurelia ebenso breit zurück: "Das tu ich doch gerne, wenn ich meine kleinen Cousinen damit glücklich machen kann" und bei Narcissa gehörte natürlich etwas Lesbares zu ihren Grundbedürfnissen dazu. "Du meine Güte. Kennt Narcissa denn immer noch nicht alle Bücher dieser Welt? Das wundert mich aber ...", scherzte Prisca kichernd und meinte dann mit verschwörerisch klingender Stimme: "Nun, dann werden wir uns für sie nach einem Buchladen umsehen müssen. Ich wüsste da sogar einen ganz speziellen, ... in dem war ich nämlich mit dem Flavier auch", fiel ihr spontan der Laden wieder ein, in dem sie mit Piso Händchen gehalten hatte.


    Die Tatsache, dass sie so locker davon anfing machte der Aurelia Hoffnung, dass ihre gute Laune langsam wieder zurück käme und das hatte sie größtenteils ihrer Cousine zu verdanken. Nur zu gerne würde sie mit ihr und Narcissa auch andere Dinge unternehmen, wie beispielsweise:"Ein Theaterbesuch? … Oh ja, das würde mir auch gefallen. …Wisst ihr denn schon welches Stück ihr euch anschauen wollt?", fragte Prisca deshalb auch neugierig nach, ehe sie sich wieder dem Brief zu wandte. Flora war ihr wirklich eine große Hilfe ! Auch bei der Erstellung des Briefes, den Prisca ohne ihre Cousine nie vollendet hätte. "Hmm, ja ich mag ihn sehr … gut, dann schreib ich Aulus. … in Ordnung. …", nahm Prisca die Vorschläge deshalb bereitwillig auf und brachte sie auch sofort zu Papier.



    Lieber Aulus,


    ich schreibe dir, weil ich dir sagen möchte wie sehr ich mich über unser Wiedersehen gefreut habe und ich tief betrübt bin, über das abrupte und unschöne Ende. Das habe ich nicht gewollt, da ich dich wirklich sehr gern habe. Es tut mir auch leid wegen der Ohrfeige und wenn ich dir Unrecht getan habe. Ich muss immerzu an dich denken, an dein wundervolles Gedicht, an den Kuss und dann wünsche ich mir nichts sehnlicher, als diesen einen Augenblick mit dir zurück.


    Liebe Grüße
    [Blockierte Grafik: http://img61.imageshack.us/img61/6223/aureliapriscair1.jpg]


    "So fertig. … Hm, ich denke so ist es jetzt gut genug. Was meinst du, was wird er wohl sagen?", fragte die Aurelia schließlich voller Erwartung, nachdem der Brief versiegelt auf dem Tisch lag. Dabei sah Prisca zu ihrer Cousine auf und ganz spontan wurde sie überwältigt von der Verbundenheit, die sie ihrer Cousine gegenüber verspürte. Warum ihr das gerade jetzt so bewusst war konnte die Aurelia auch nicht erklären, aber sie verspürte einfach das Bedürfnis ihrer Cousine etwas
    besonders Liebes zu sagen "Ach Flora, .. Ich bin ja so froh, dass du bei mir bist. … Das ihr da seid! Du und Narcissa. Wenn ich euch nicht hätte ..." Mit einem ergebenen Seufzer strich Prisca sanft über Floras Handrücken und schenkte ihr ein dankbares Lächeln. " Und danke, Flora, dass du das für mich regeln willst. Ich weiß gar nicht wie ich das je wieder gut machen kann. Wenn es etwas gibt, egal was, … du weißt, dass du immer auf mich zählen kannst, ja?", gab Prisca ihrer Cousine von Herzen ein Versprechen, an das sie sich ihr Leben lang gebunden fühlen würde.

  • „So klein sind wir nun lange nicht mehr“, lachte sie kurz über den Scherz ihrer Cousine. Die Stimmung hatte sich gelöst. Es war ihr gelungen, Prisca aufzumuntern und se auf andere Gedanken zu bringen. „Aber glücklich machst du uns damit wirklich“, grinste sie dann noch. Gemeinsam würden sie die Stadt unsicher machen. Die armen Sklaven die sie begleiten durften, die würden reichlich zu schleppen haben. „Ohhh“, machte sie mit einem vielsagendem Zwinkern, als die andere Aurelia ihr eröffnete, dass sie da einen speziellen Buchladen kannte. Der in dem sie wohl dem Flavier etwas näher gekommen war. „Wie genau habt ihr euch denn kennen gelernt?“ fragte sie dann neugierig nach. Sie wollte jetzt wirklich alles wissen.


    Theater, für einen Außenstehenden war es sicherlich nicht einfach diesem Gespräch zu folgen, so oft wechselten sie die Themen. „Mhm… so genau wissen wir es noch nicht. Eine Komödie wäre etwas Schönes. Aber wir sind auch für ein Drama zu haben. Wir sollten einfach mal nachsehen und uns dann spontan entscheiden!“ schlug sie vor. In der Zwischenzeit verbesserte Prisca ihren Liebesbrief. Wieder überflog sie diesen, als er ihr dann gereicht wurde.


    „Er wird sich sicher freuen!“ versicherte sie ihrer Cousine. „Du brauchst dich nicht bedanken. Ich mach das gern und bin für dich da!“ Wieder umarmte sie Prisca liebevoll und aufmunternd. „Mach dir keine Gedanken darüber, wie du es wieder gut machen kannst. Ich weiß, dass du für mich da bist, wenn ich dich brauche. Ich werde ihm morgen früh den Brief vorbei bringen und dann sofort zu dir kommen und dir alles erzählen!“ Heute war es schon ein wenig spät.

  • Celerina hatte ihre Leibsklavin mit einer mündlichen Nachricht, die für die junge Aurelia bestimmt war, zu deren cubiculum geschickt. Es war der Flavia nicht leicht gefallen, diesen Schritt zu tun. Doch sie konnte nicht mehr anders, sie mußte sich all ihren Schmerz von der Seele reden.
    Daß sie nun ausgerechnet Prisca zu ihrem Opfer auserkoren hatte, lag wohl daran, daß Septima bereits vor einiger Zeit die Villa gen Mantua verlassen hatte. Also blieb nur noch Prisca, der sie sich anvertrauen wollte.
    Außerdem gab es da noch etwas anderes, was sie brennend interessierte. Doch davon war die Makedonierin nicht unterrichtet worden.
    An der Tür angekommen, klopfte Charis an und wartete, bis man sie einließ.

  • Eine leichte Müdigkeit hatte Prisca an diesem Tag, zu ungewohnter Zeit befallen und so hatte sie kurzerhand beschlossen ein wenig in ihrem cubiculum zu ruhen. Die Sklaven hatte sie alle weggeschickt und nun lag sie da auf ihrem Bett, die Augen geschlossen und konnte nicht einschlafen. Zu viele Gedanken gingen Prisca durch den Kopf und während sie so vor sich hin nachgrübelte, klopfte es an der Türe.


    Wer kann das sein? Einer von ihren Sklaven war das sicher nicht, denn die hatten den unmissverständlichen Befel erhalten die Herrin unter keinen Umständen zu stören. Also war es entweder einer ihrer Verwandten oder aber, ... es handelte sich um etwas besonders wichtiges.


    "Ja?! ... Herein!", rief Prisca zur Türe hin während sie sich langsam vom Bett aufrichtete. Da sie ohnehin keinen rechten Schlaf fand, war sie über diese Störung auch nicht wirklich erbost. Vielmehr war sie gespannt, wer da etwas von ihr wollte ...

  • Die Sklavin kam der Aufforderung sofort nach und trat ein. Außer der domina war sonst niemand in dem cubiculum. Die junge Aurelia hatte sich augenscheinlich zur Ruhe gelegt. Sie lag auf ihrem Bett und hatte sich aufgerichtet, um diejenige in Augenschein zu nehmen, der sie gestört hatte. Ihr war es unangenehm, daß sie hier sein mußte, doch sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
    "Entschuldige bitte die Störung, domina!", begann sie vorsichtig. Von Celerinas Launen war sie einiges gewohnt. Noch kannte sie die junge Aurelia nicht gut genug, um einschätzen zu können, wie launisch sie sein konnte.
    "Domina Celerina schickt mich. Sie läßt fragen, ob du etwas Zeit erübrigen konntest und sie dich mit ihrer Anwesenheit beglücken dürfe."

  • Prisca hob erstaunt und fragend zugleich die Augenbrauen als sie Charis eintreten sah. Ist das nicht Celerinas Leibsklavin, kam es Prisca in den Sinn und sie erinnerte sich spontan daran, dass sie Celerina schon länger nicht mehr gesehen hatte, da diese in letzter Zeit sehr zurück gezogen lebte. "Ja was ist?", entgegnete sie der Sklavin zunächst nur ruhig und abwartend. War etwas passiert? Gleichzeitig fiel Prisca wieder ein, weswegen Marcus vor wenigen Tagen bei ihr gewesen war, so dass ihre innere Anspannung augenblicklich wuchs. Ging es am Ende gar darum? Die Aurelia hatte nicht unbedingt große Lust ausgerechnet zwischen Marcus und Celerina zu stehen, wenn es um diese Sklavin und ihr Kind ginge.


    Ich soll sie mit meiner Anwesenheit "beglücken", wirkte Prisca gleich darauf noch erstaunter bei Charis´Worte. Langweilt sie sich nur? Ach! Und jetzt soll ich für sie die Unterhalterin spielen?! Einen Moment lang überlegte Prisca, ob sie sich nicht einfach entschuldigen lassen sollte. Doch der Anstand verbot es eigentlich eine solche Einladung einfach abzulehnen. Abgesehen davon war die Neugier größer. "Ja ich habe Zeit", erwiderte Prisca schließlich knapp, gleichzeitig erhob sie sich vom Bett und war mit ein paar Schritten bei Charis angelangt. "Nun gut, dann führe mich zu deiner Herrin!", gab Prisca der Sklavin mit einem Wink zu verstehen, dass sie ihr folgen würde ...

  • Ja heute war es schon ein wenig spät. "In Ordnung, Flora!", stimmte Prisca ihrer Cousine deshalb nickend zu, nachdem sie die innige Umarmung wieder gelöst hatten. Genau so würden sie es machen! Morgen würde Flora den Brief überbringen und anschließend Bericht erstatten. Das Herz schlug der Aurelia allerdings schon jetzt vor Aufregung bis zum Hals, doch ein wenig müsste sie sich noch gedulden müssen. Was wird er wohl sagen? Ob er verwundert sein wird, dass ausgerechnet meine Cousine den Brief überbringt? ... Prisca versuchte die aufkeimenden Fragen so gut es ging zu verdrängen und sich stattdessen auf Flora und ihre gemeinsamen Unternehmungen zu konzentrieren.


    "Sobald ich von Carolus eine Zusage habe werde ich euch informieren. Mal sehen, vielleicht führt er uns seine Kollektion sogar hier in der villa vor. Lasst euch einfach überraschen. Er ist zwar ein komischer Kauz, aber seine Kleider sind einzigartig", grinste Prisca verschmitzt zurück, ohne zu viel versprechen zu wollen, wie sie Floras aufblitzende Augen sah. Ihre Cousine war wirklich begeistert und dies freute die Aurelia. Sie hielt große Stücke auf den Gallier, dessen Eigenarten berüchtigt- und dessen Kleider hier in Rom öffentlich kaum tragbar waren. Aber darauf kam es gar nicht an. Die edelsten Stoffe und die gewagtestenn Schnitte reichten allemal aus, um solche Unikate einfach in der Kleidertruhe zu wissen. Sammelobjekte! Ja so konnte man seine Kreationen recht treffend bezeichnen.


    Trotz der gemeinsamen Vorfreude auf die Modenschau flaute das Grinsen der Aurelia allerdings ein wenig ab, bei der nachfolgenden Frage, wie sie den Flavier eigentlich kennen gelernt hatte. "Oh, ich … also wir haben uns ganz zufällig auf dem Markt getroffen.", wiegelte Prisca dieses sprichwörtliche "Aufeinandertreffen" eher beiläufig ab. Flora kannte die ganze Wahrheit, da brauchte sie die peinlichen Details nicht unbedingt zu wissen. " Ehm, besser gesagt hat er mich versehentlich angerempelt und sich anschließend auf sehr galante Weise entschuldigt. So sind wir ins Gespräch gekommen und … naja, wie du siehst, hat er mich irgendwie völlig in seinen Bann gezogen. Ich weiß auch nicht was mit mir los ist", gab Prisca schließlich schulterzuckend zu, dass sie sich gar nicht mehr so genau erinnern konnte, wie das an diesem Tag nun ganz genau abgelaufen war.


    Was den Theaterbesuch betraf, so war Prisca am überlegen ob sie ihre beiden Cousinen spontan zu dem (eigentlich) geplanten Treffen mit Piso, Nigrina und Lupus mit einladen sollte. Eigentlich. Nachdem was heute vorgefallen war bezweifelte es Prisca etwas, dass Piso freiwillig mitkommen würde. Andererseits müssten Nigrinas - nun auch noch Floras - Überzeugungskünste eigentlich ausreichen, um den Flavier zum mitkommen (notfalls) zu "zwingen". Ihren Cousin Lupus hatte Prisca ja relativ leicht überzeugen können, als sie ihn bei den Gladiatorenkämpfen gefragt hatte. Ob die Zwillinge überhaupt Lust hätten bei so einem Pärchenabend dabei zu sein?! "Sag mal Flora, habt ihr euch für euren Theaterbesuch eigentlich schon männliche Begleiter ausgeguckt? .. Ich frage deshalb, weil ... ich hatte unlängst mit Flavia Nigrina ausgemacht, dass sie, ich, Piso und Lupus irgendwann mal zusammen ins Theater gehen. Hättet ihr Lust mitzukommen? ... Ach! Kennst du Nigrina eigentlich? Sie ist nämlich die Schwester von Aulus!", hakte Prisca deshalb eher unverbindlich und gelichzeitig doch mit einem erwartungsvollen Blick bei Flora nach. Wofür gab es schließlich geräumige Logen und Séparées. ...

  • Umso besser, wenn sie gleich mitkommen wollte, dachte sich Charis.
    "Dann folge mir bitte, Herrin!", antwortete sie freundlich und schritt voran. Bis zu Celerinas cubiculum war es nicht weit. Dort angekommen, klopfte sie an, bevor sie der domina die Tür öffnete, damit sie in Celerinas Reich eintreten konnte.

  • Flora war schon ganz aufgeregt. Wann bekam sie schon einmal die Gelegenheit Schicksal zu spielen. Eine waschechte Romanze und sie würde eine Schlüsselfigur spielen. Das musste sie unbedingt Narcissa erzählen. „Wenn ich zurück bin, bekommst du einen ausführlichen Bericht“, versprach sie ihrer Cousine und drehte kurz den Brief in den Händen. Hoffentlich würde Prisca auch glücklich werden. Die Frage war nur, wie wütend war Marcus. Vielleicht ergab sich doch noch eine Möglichkeit einmal vorzufühlen. Aber erst einmal galt es Pläne zu schmieden.


    Immer mehr Begeisterung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Eine Vorführung der neuesten Kollektion direkt hier in der Villa. Dann konnten sie sogleich die Kleider anprobieren. „Ich bin schon ganz gespannt darauf“, meinte sie und wäre am liebsten sofort los gestiefelt um diesen Schneider ausfindig zu machen und sich seine Kleider anzusehen. Aber sie hielt sich zurück. Geduld konnte eine Tugend sein, aber ihre Neugierde stachelte sie oftmals zu unüberlegten Handlungen an. Wobei ein Besuch bei einem bekannten Schneider wohl keinen Skandal hervorrufen würde. Da gab es andere Dinge, die wesentlich mehr Aufregung auslösen würden. Es wurde Zeit das sie erwachsen wurde und nicht mehr so gedankenlos durch die Gegend lief. Sie hatte sich schon in Schwierigkeiten gebracht. Und nicht nur sich.


    Prisca erzählte während dessen von ihrem ersten Zusammentreffen mit Piso. Es klang romantischer, als es wohl gewesen war. Aber sie konnte sehen, dass Prisca ganz hin und weg war. Sie würde bei ihrem Botengang Piso gleich mal genauer auf den Zahn fühlen. Aber kein Mann versendete solch ein Liebesgedicht, wenn er es nicht ernst meinte. Davon war sie überzeugt.
    Doch erst einmal wandte sie sich ihrem geplanten Theaterbesuch zu. Flora schüttelte den Kopf, als die Frage nach männlichen Begleitern kam. „Noch nicht“, gab sie zu. Bisher war es ja auch noch nicht konkret gewesen. Aber es wäre wohl besser, wenn sie in Begleitung zum Theater gingen. „So viele kennen wir ja auch noch nicht. Aber ich wollte sonst Manius oder Tiberius fragen! Wir würden euch gern begleiten“, es störte sie nicht mit zwei Pärchen unterwegs zu sein. Im Grunde waren sie und Narcissa auch eines. Nur eben ein Geschwisterpaar.

  • "Gut!", seufzte Prisca ergeben auf das Versprechen hin, dass sie bald schon einen ausführlichen Bericht erhalten würde. Sie wusste, dass sie sich auf ihre Cousine verlassen konnte und diese sie nicht über Gebühr würde warten lassen. Doch drängte sich bereits eine viel brennendere Frage in das Bewusstsein der Aurelia. Wie sollte es weitergehen? Selbst, wenn Piso nicht böse auf sie wäre, bliebe immer noch ihr Onkel übrig. Ein Gespräch mit ihm war unumgänglich und Priscas wusste beim besten Willen nicht, wie sie ihm alles erklären sollte. Bis dahin blieb ihr allerdings etwas Zeit und so lange musste sie eben ausharren und abwarten.


    Nur gut, dass Flora hier war! So kam Prisca wieder auf andere Gedanken und es gefiel ihr, mit ihren Cousinen zusammen wieder Pläne - so wie damals - zu schmieden. Von daher würde sie Carolus gleich morgen eine Nachricht zukommen lassen. Oder besser noch, ich statte ihm persönlich einen Besuch ab! Dann könnte sie sich nebenbei schon mal ein Bild machen von seiner diesjährigen Kollektion. "Ja du darfst gespannt sein Flora! Ich bin es auch. Seine Kleider sind wirklich traumhaft", schwärmte Prisca regelrecht von dem gebürtigen Lutetier und dessen Kreationen, in der Hoffnung damit nicht zu viel zu versprechen. Geschmäcker waren bekanntlich verschieden und die von jungen Aureliae waren stets sehr anspruchsvoll. In jeder Hinsicht, nicht nur, wenn es um Kleider ginge.


    War das ein Grund, warum Flora und Narcissa immer noch keine "offiziell anerkannten" Verehrer hatten, also solche, mit denen sie sich öffentlich zeigen durften?! Ein klein wenig verwundert war Prisca darüber schon, da sich die Männer Roms sicher die Köpfe nach den Zwillingen verdrehten. Na gut, das musste nicht automatisch bedeuten, dass die beiden schon an einer festeren Beziehung interessiert waren. Oder geht es ihnen am Ende wie mir? Bei ihr und Piso war das Ganze ja ein wenig verfahren, denn sehr wahrscheinlich würde Marcus eher den Zorn aller Götter herausfordern, ehe er seine Zustimmung dazu gäbe, dass sie mit Piso ausgehen dürfte.


    Davon ging Prisca (derzeit) aus und deshalb kam sie ein wenig ins grübeln als Flora erwähnte, dass sie eventuell gerne Manius oder Tiberius mitnehmen würden. Noch mehr männliche Aurelier? Nein lieber nicht. Was, wenn sie wissen wollen wer mein Begleiter ist, oder sie Marcus zufällig von dem Theaterbesuch erzählen. Nein nein. Wenn, dann soll er es von mir selbst erfahren., überlegte Prisca hin und her. Es reichte schon, dass Sextus in die Sache eingeweiht war und obwohl Prisca auf seine Verschwiegenheit vertraute, war ihr nicht ganz wohl bei der Sache.


    "Ehm, ich weiß allerdings nicht recht, ob das so eine gute Idee wäre noch jemanden aus der Familie mitzunehmen. Sollte Marcus nämlich nicht mit sich reden lassen, würde ich nur ungerne riskieren, dass er zufällig von dem Theaterbesuch erfährt.", machte Prisca in gewisser Weise einen kleinen Rückzieher. Ohne einem anderen Angehörigen etwas unterstellen zu wollen, konnte sie eben nicht mit allen so offen darüber reden, wie mit Flora und Narcissa. "Vielleicht sollten wir dann doch lieber an einem anderen Tag zusammen ins Theater gehen, was meinst du?", schlug Prisca mit einem um Verständnis haschenden Blick zu Flora vor.

  • Trotz ihres Versprechens wirkte Prisca immer noch etwas traurig. Was wohl daran lag, dass diese sich wohl Gedanken dazu machte wie sie mit Marcus reden sollte. Wenn sie könnte, würde sie Prisca bei diesem Gespräch beistehen, aber es war wohl besser, wenn die Beiden unter sich das klärten. Sicherlich würde ihre Cousine aber anschließend alles genau erzählen. Umso besser war es, dass sie ein anderes Thema gefunden hatten. Mode! Prisca ließ sich von Floras Begeisterung anstecken und wie früher hatten sie jede Menge Pläne, die sie am liebsten sofort umsetzen wollten. Aber da es schon spät war, war es wohl nicht sonderlich klug, wenn sie jetzt sofort diesen Carolus überfielen. Am Ende verärgerten sie noch diesen Modegott. Nein, lieber übte sie sich da ein wenig in Geduld. Auch wenn sie ihre Begeisterung kaum zügeln konnte. Narcissa würde sicherlich auch ihren Spaß haben, wenn sie eine persönliche exklusive Vorführung der neuesten modischen Kreationen bekamen. Sonst war ja ihre Schwester nicht für Mode zu haben, aber so etwas ließ sich diese sicherlich nicht entgehen.


    Über mögliche Verehrer zerbrach sie sich nicht den Kopf. Sicherlich folgten ihnen immer die Blicke der jungen Männer, wenn sie und Narcissa durch die Straßen Roms schlenderten. Aber ein Verehrer hieß zwangsläufig, dass dann auch schon bald die ersten Heiratspläne gemacht wurden. Das Letzte was sie wollte, war verheiratet werden. Sie wollte ihre Freiheit fern der Mutter genießen. Diese hatte sie ja mit möglichen Kandidaten immer wieder bedrängt. Das schöne war, das Manius sich anscheinend im Augenblick keine Gedanken zu dem Thema machte. Ihr Bruder hatte leider zu wenig Zeit für seine Schwestern. Ein wenig traurig stimmte sie es schon, aber auf der anderen Seite konnten sie tatsächlich einmal das tun, wonach ihnen der Sinn stand. Sofern sie nicht irgendwie die Familie in Verruf brachten. Wie gut das niemand außer Narcissa und Lysandra von ihrer Eskapade wusste. Sie musste nur dafür sorgen, dass es auch weiterhin ein Geheimnis blieb.
    Auf den Gedanken, dass Manius oder Tiberius darüber plaudern könnten, dass Prisca mit Piso ausging, obwohl Marcus den Umgang strikt verboten hatte, kam sie für den Augenblick nicht. Denn sonst hätte sie selbst schnell gemerkt, wie dumm ihre Idee war.
    Es war schon gut, dass Prisca aber sich dieser Konsequenzen bewusst wurde. „Oh je... du hast recht“, meinte sie dann etwas schuldig. Das letzte was sie wollte war Prisca ärger zu bereiten. „Wir können den Theaterbesuch auch verschieben“, meinte sie dann voller Verständnis.

  • Nun ja vielleicht waren ihre Bedenken bezüglich der Cousins völlig überzogen und keineswegs hätte Prisca die Idee von Flora deshalb als dumm bezeichnet. Andererseits wollte die Aurelia nicht zu viel riskieren, zumal sie ohnehin schon Lupus in die Sache mit eingeweiht hatte. Trotzdem tat es ihr irgendwie leid ihre beiden Cousinen vertrösten zu müssen. "Du bist mir also nicht böse?", vergewisserte sie sich deshalb mit einem ebenso entschuldigendem Blick zu Flora. Aufgehoben war schließlich nicht aufgehoben und so ein Theaterabend - ganz ohne männliche Begleiter - konnte auch seinen Reiz haben, da Flora und Narcissa noch keine festen Verehrer hatten.


    Prisca tat einen leisen Seufzer und schenkte Flora ein dankbares Lächeln. So schrecklich dieser Tag auch begonnen hatte und so verzweifelt wie sie nach wie vor war, mit Hilfe ihrer lieben Cousine konnte die Aurelia schon wieder lachen und hoffnungsvoll nach vorne blicken. Für heute waren jedoch genug Pläne geschmiedet und mit einem Blick aus dem Fenster stellte Prisca fest, dass es schon ziemlich spät sein musste. Wie schnell die Zeit doch vergeht, dachte sie sich nur und angesichts der ganzen Aufregung spürte sie nun auch, wie Müdigkeit langsam Besitz von ihr ergriff. "Ich glaube wir sollten jetzt beide schlafen gehen. … Und danke nochmal Flora.Für alles!! Du bist eine echte Freundin und solltest du je meine Hilfe brauchen, egal wann und was es auch sein mag, … du kannst jederzeit zu mir kommen" Zusammen mit diesem Versprechen drückte Prisca Flora noch einmal ganz lieb, um ihr zu zeigen wie dankbar sie war, ehe sie dann ihre Cousine schweren Herzens entließ.


    Nachdem Flora gegangen war lag Prisca allerdings noch lange wach, obwohl sie vor Erschöpfung eigentlich kaum die Augen offen halten konnte. Sie musste ständig an ihren Liebsten denken und an Flora, die die Liebesbotin für sie spielte. Ebenso ging ihr das unweigerlich bevorstehende Gespräch mit ihrem Onkel nicht aus dem Kopf. Noch ahnte die Aurelia aber nicht wie es ausgehen würde. Weder das Eine noch das Andere und so blieb ihr nichts anderes übrig, als zu warten … warten warten ...warten ...[SIZE=6]warten [/SIZE]...[SIZE=4]warten [/SIZE]...[SIZE=2]warten [/SIZE]... bis sie schließlich doch irgendwann eingeschlafen war.

  • Tilla klopfte und lauschte. Keine Antwort? Niemand drinnen?!? Gut, dann konnte sie wie geheissen hinein gehen und das große Aufräumen beginnen. Die junge Frau stellte zwei Körbe neben dem zerwühlten Bett ihrer Herrin ab und begann das Bettzeug abzuziehen und gegen das mitgebrachte Bettzeug auszutauschen. Der erste Korb füllte sich recht schnell. Tilla widmete sich nicht nur dem Bettzeug, sie hob diverse Kleidungsstücke vom Boden auf und schaute nach deren Zustand. Aha.. dieses Teil muß gewaschen werden.. dieses Teil nicht, muss nur geglättet werden,, dachte Tilla für sich. Zusammen mit dem zweiten Korb zog sie durchs das Zimmer von Prisca und sammelte alles ein, was sie fand.


    Irgendwann kam sie am Kosmetikschränkchen an und betrachtete die vielen Fläschchen und Flakons. Der blau schillernden Flakon, die weiße Amphore mit dem goldenen Löwenkopfverschluss und dem grünen Flakon waren immer noch da. Sie wußte es immer noch: das blaue Gefäß duftete nach Lavendel, die Amphore enthielt Priscas Lieblingsduft der Rosen, und in dem grünen Flakon befand sich ein süßlich würziger Duft, den die Ägypter miniaki nannten. Immer noch mochte sie die Farbe Blau, weil sie an Wasser erinnerte. Den Duft konnte man überall mitnehmen oder in die Kleidertruhe stecken, ins Kopfkissen oder auf die Handgelenke reiben. Genau letzteres würde sie sogleich tun. Vorsichtig umgriff Tilla das blaue Gefäß und tupfte ein paar Tropfen auf ihre schlanken Handgelenke. Oh, wie das duftete!


    Langsam ging sie zum Fenster und errinnerte sich weiter an damals, an die erste Begegnung mit Prisca. Sovieles hatte sich seit damals verändert. Inzwischen hatte sie das Meer gesehen, trug die Farbe Blau um ihren Hals, hatte die Sehnsucht nach ihrer leiblichen Mutter gestillt, war der Treue zurück nach Rom gefolgt. Tilla blieb oftmals bei der Wahrheit, glaubte an das Schicksal und durfte bald den Weg der Bildung einschlagen. Außerdem war sie verliebt! Mit einem stummen versonnenen Seufzer löste sie sich von dem Fenster und widmete sich der Truhe, wo Priscas Kleider lagen. Tilla holte, vor der Truhe knieend, alles heraus, begann eines nach dem anderen zu falten und wieder in die Truhe hineinzulegen.

  • Es dauerte nicht lange und die Tür wurde erneut geöffnet. Prisca trat ein und wirkte zunächst ganz in Gedanken versunken. Ein Lächeln umspielte unmerklich ihre Lippen, sie wirkte beschwingt und in der Hand hielt sie einen Brief, den sie erst kurz zuvor von einem Sklaven überreicht bekommen hatte. Aber das war nicht der einzige Grund für Priscas offensichtlich gute Laune. Die Aurelia machte ein paar Schritte durch den Raum und erst dann bemerkte sie Tilla, die neben der Kleidertruhe kniete und die Kleider sortierte "Ah! Tilla da bist du ja …", rief Prisca überrascht aus. Sie hatte ihre Leibsklavin gar nicht hier erwartet. Aber umso besser, dann könnte sie Tilla gleich die Neuigkeiten erzählen! "Das trifft sich gut. Komm her, ich habe mit dir zu reden!", winkte Prisca Tilla zu sich und nahm derweil in einem der beiden Korbsessel Platz, die neben ihrem Schreibtisch standen.


    "Und bring mir bitte etwas Obst aus der Schale mit. Ein paar Trauben wären recht. Nimm dir ruhig auch etwas, wenn du möchtest. … Du ahnst ja nicht was alles passiert ist ", äußerte die Aurelia noch einen Wunsch, wobei sie Tilla verschwörerisch zu zwinkerte. Seitdem Tilla ihr gehörte, sah Prisca in ihr durchaus mehr, als nur eine einfache Sklavin. Tilla war nunmehr ihre Leibsklavin und als solche vertraute die Aurelia ihr so manches an, über das sie ansonsten besser schwieg. Die beiden Neuigkeiten von heute waren allerdings (ausnahmsweise mal) ganz harmlos. Das änderte jedoch nichts an der Tasache, dass Prisca völlig aufgeregt war, deswegen …

  • Einige wenige Kleidungsstücke waren unsauber gefaltet worden. Diese musste sie mit raus nehmen zum Glätten. Andere Kleidungsstücke schienen zu groß für die Figur ihrer jungen Herrin zu sein. Sie musste Prisca einmal fragen. Laut Saba schadete das Kleidungsausmisten niemandem... vielleicht bekamen sie als Priscas Leibsklavinnen das eine oder andere modische Stück geschenkt. Mutter Esther würde sicher Augen machen, wenn Tilla in diesem dunkelbraunen Kleid daher kommen würde, welches sie gerade in der Hand hielt. Und was würde Hektor dazu sagen?


    Priscas Stimme machte sich in ihren Ohren bemerkbar. Tilla hatte vergessen auf ihre Umgebung zu achten. Salve, Herrin. begrüßte sie die junge Frau mit einem verlegenen Lächeln. Gehorsam liess Tilla die Kleider und die Truhe links liegen, bemühte sich Priscas Wünsche und Anweisungen zu erfüllen. Asbald saß die stumme Sklavin aufmerksam lauschend neben ihr im Korbsessel. Wie lauten die Neuigkeiten? Was ist passiert? Ich weiss von nichts, Herrin. Soeben habe ich eure Bettwäsche gewechselt. Und wenn ihr das tannengrüne Tunika sucht, diese muss leider genäht werden. berichtete Tilla rasch. Ihre rechte Hand wanderte wie automatisch zu den Weintrauben und stibitzte einige der süßen Früchte von der Rebe.

  • Prisca nahm ebenfalls eine von den Trauben und während sie die süße Frucht genüsslich im Mund zerdrückte, warf sie einen prüfenden Blick auf jene Kleider die Tilla gerade aussortiert hatte. Bei der Vielzahl an Kleidern fiel es nicht leicht den Überblick zu behalten und noch viel schwerer wäre es, sich von einem der meist teuren und edlen Unikate zu trennen. Die tannengrüne Tunika? Prisca musste nachdenken wann sie zuletzt eine solche Tunika getragen hatte. Ach ja! Es musste in Germanien gewesen sein. Oder? Hatte nicht Aquilius ihr einst eine solche geschenkt? Keine besonders schönen Erinnerungen verband sie mit dieser Tunika und was sie noch viel mehr daran störte … "Wieso muss sie genäht werden? , entfuhr es Prisca halb im Gedanken. Seit wann trug eine Aurelia geflickte Sachen?!? Höchstens wenn sie in der Größe nicht mehr passen sollten. Du meine Güte. Bin ich etwa dicker geworden?, sah Prisca erschrocken an sich herab und eigentlich war sie ganz zufrieden…


    "Diese Tunika wird nicht geflickt. Entsorg sie! Oder mach mit ihr was du willst", entschied Prisca kurzerhand mit einer abwinkenden Handbewegung. Da sich dieser Unmut allerdings nicht auf Tilla bezog, sah sie ihre Leibsklavin gleich darauf wieder verschmitzt grinsend an, hatte sie doch freudige Neuigkeiten. "Also hör zu! Septima kommt uns schon bald besuchen und …" Prisca tat einen tiefen Seufzer, der deutlich machte, wie sehr sie sich für Septima freute. "Sie ist schwanger! … Deshalb möchte ich, dass du dich um sie kümmerst, sofern sie irgend einen Wunsch äußert. Verstanden?! Es soll ihr an nichts fehlen." Prisca blickte ihrer Sklavin eindringlich in die Augen und dieser Befehl war gleichsam eine Bitte, da sie wusste, dass sie sich auf Tilla verlassen konnte.


    Abgesehen davon hatte Prisca noch etwas freudiges zu berichten. "Und stell dir vor, neulich habe ich ganz unerwartet einen Hengst gewonnen! Er heißt Laokoon und er ist ein echtes Rennpferd. Der Tiberer von dem ich das Tier habe, hat mich zudem eingeladen, die Auslosung bei den ludi Augusti zu übernehmen. Ist das nicht aufregend!" Tilla wäre es sicher auch, oder? Schließlich sollte sie ihre Herrin zu dieser Veranstaltung begleiten.

  • Die Borte hat sich... gelöst, begann Tilla erklärungsweise zu flüstern und hörte im nächsten Moment, dass sie mit dem Kleidungsstück machen durfte, was sie wollte. Ein dankbares Strahlen erreichte ihre dunklen Augen. Sie wollte das schöne Kleidungsstück am liebsten gleich zu sich auf den Schoß nehmen, doch sie blieb im Korbstuhl sitzen. Kleidungsstücke konnten sowieso nicht weglaufen. Tilla wollte so bald wie möglich Esther und Pumillio in ihrem neuen zu Hause besuchen. Mama Esther würde staunen, wenn sie das tannengrüne Kleid sah... aber dazu später mehr.


    Prisca sprach längst weiter. Die stumme Sklavin bemühte sich ihren Worten zu folgen. Septima kam zu Besuch? Achja, die Frau von Ursus. In welchen Umständen war sie? Schwanger? Ohohoh... die Gerüchteküche wird sicherlich heute noch überkochen. dachte Tilla und nahm sich noch eine Weintraube. Bene, Prisca, ich kümmere mich um sie genauso wie ich mich um Aurelia Helena und Duccia Clara gekümmert habe. versprach Tilla eifrig nickend zugleich den Blick in Priscas schöne Augen erwidernd. Ich möchte und versuche nebenbei auch für dich da sein. fügte sie hinzu. Sicherlich würde das machbar sein. Wo wird sie schlafen? Soll ich zu ihr umziehen und dort schlafen?? Das würde nicht leicht sein, sich von der kleinen aber feinen Kammer neben Priscas Zimmer zu trennen und für Saba Platz zu machen.


    Nein, ich kann es mir überhaupt nicht vorstellen, so etwas schönes zu gewinnen! Wie schön! Ein Hengst als Rennpferd? Ja, das ist wahrlich sehr aufregend! Ob ihr geliebter Hektor solch ein edles Pferd bändigen konnte?!? Dann wäre sie noch stolzer auf ihn, den Pferdeflüsterer, wie Tilla ihn in Gedanken scherzhaft nannte. Hektor wird Laokoon bestimmt gerne für dich betreuen und versorgen, domina!! Du gehst zu den Rennen? Darf ich dich begleiten? Wenn ich nicht alleine gehen darf, darf Hektor mich begleiten?! Du weisst ja, wir mögen Pferde sehr gerne! Tilla schluckte, wartete geduldig auf Antwort.

  • Die Borte hatte sich also gelöst?! … Aha. Na egal, hakte Prisca gedanklich das Kleidungsstück endgültig ab. Viel wichtiger war Septima, die in anderen Umständen, die beschwerliche Reise von Mantua hier her unternahm. Hoffentlich kommt sie wohlbehalten an!, dachte Prisca für sich während sie auf Tillas Versprechen hin zufrieden nickte. Über einige von Tillas Bemerkungen musste die Aurelia sogar ein wenig belustigt den Kopf schütteln: " Selbstverständlich erwarte ich, dass du nach wie vor für mich da bist, Tilla. Und das nicht nur 'nebenbei'. Schließlich bist du meine Sklavin." Was dachte sie denn? Wie Tilla die zusätzliche Arbeit bewältigen würde war allein ihre Sache. " Umziehen wirst du deswegen jedenfalls nicht müssen, denn ich gehe davon aus, dass Septima jene Gemächer beziehen wird die sie bis zu ihrer Abreise bewohnt hat.", überlegte Prisca laut. Das eigene Anwesen von Ursus und Septima war - Priscas Wissen nach - noch nicht bewohnbar und bis dahin würden die beiden ganz sicher die Gastfreundschaft der eigenen Familie genießen.


    Ebenso würde das gewonnene Pferd eine ganz besondere Betreuung genießen und dafür hatte Prisca (in der Tat) ihren custodes Hektor vorgesehen. Nachdem Tilla allerdings sogleich die Fürsprache für ihn übernahm horchte die Aurelia auf und der Verdacht in ihr verhärtete sich, dass da mehr zwischen den beiden sein könnte. Nachdem was die beiden schon zusammen erlebt hatten, wäre die eigentlich nicht verwunderlich. Nach einigem hin und her entschied sich Prisca dann, bis auf weiteres darüber hinwegzusehen, was auch immer die beiden zusammen anstellen mochten.


    "Na gut. Wenn du der Ansicht bist, dass Hektor dafür der Richtige ist, so soll er sich um Laokoon kümmern …", entschied Prisca kurzerhand und mit einem hintergründigen Lächeln fügte sie hinzu: "Und du wirst die Verantwortung dafür tragen, dass er sich auch wirklich gut um das Tier kümmert." Na wie würde Tilla wohl darauf reagieren? Ganz unrecht wäre es der jungen Sklavin sicherlich nicht einen Grund zu haben, um offiziell in Hektors Nähe sein zu dürfen. Oder? Abgesehen davon ging es Prisca keineswegs darum, ihre Leibsklavin mit den vielen Aufgaben und der Verantwortung zu überfordern.Fordern ja! Aber im positiven Sinne, denn Tilla war mittlerweile für Prisca sehr viel mehr als eine einfache Sklavin. "Natürlich darfst du mich zu dem Rennen begleiten, Tilla. Und wir werden sehen, vielleicht nehme ich Hektor auch mit", entschied die Aurelia mit einem wohlwollenden Lächeln. Sie verspeiste eine weitere Traube und ließ den Blick erneut über die zahllosen Gewänder gleiten, die Tilla vorhin sortieren wollte. "Ach Tilla, ich fürchte, ich brauche dringend ein paar neue Kleider ...", seufzte Prisca schließlich ganz im Gedanken ...

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