Hatte Calvena ihrer Freundin nichts geschrieben? Das wunderte ihn aber sehr. "Du wußtest es noch nicht?" Sein Tonfall war ehrlich erstaunt und er schüttelte den Kopf. "Das sieht ihr aber gar nicht ähnlich. Sie spricht so viel von Dir. Ob vielleicht ein Brief verloren gegangen ist? Bitte sei ihr nicht böse, ich kann mir nicht vorstellen, daß sie Dir mit Absicht ihre Schwangerschaft verschwieg. Sie liebt Dich, ich möchte gar behaupten, wie eine Schwester. Hab auf jeden Fall Dank für Deine guten Wünsche und Dein Opfer." Dafür konnte er Romana nicht genug danken.
Ebenso wie für ihre Bemühungen. "Und hab auch Dank für Deinen Einsatz, was meine Rückversetzung hierher betrifft. Ich bewundere Dich für Deinen Mut und Deine Beharrlichkeit. Ich hoffe, der Praefectus Urbi hegt jetzt nicht auf Dauer Zorn gegen Dich. Er hat viel Macht und kann einem das Leben sehr leicht sauer machen, wie mein Fall deutlich beweist. Ich fürchte, viel kann ich nicht tun. Zumal mein Patron immer noch verschollen ist. Auf jeden Fall werde ich versuchen, zu Salinator vorzudringen, um mich bei ihm zu entschuldigen. Zwar fürchte ich, daß es nicht viel bringen wird, aber ich werde mich danach besser fühlen." Er hatte Glück, wenn er es überhaupt schaffte, Salinator selbst zu sprechen.
Zerknirscht mußte er zugeben, daß Romana Recht hatte. "Ja, das stimmt. Ich habe es aktiv verschwiegen, damit Du glaubst, es sei nicht so. Es tut mir leid, es war feige von mir und ich kann mich nur dafür entschuldigen." Wenigstens war es jetzt heraus und die Heimlichtuerei hörte auf. "Hör zu, natürlich hast Du Recht: Ein Patron steht auch für seinen Klienten gerade. Ein Vater erst Recht für Deinen Sohn. Nimm also zunächst meine förmliche Entschuldigung für das Fehlverhalten meines Klienten, der nun leider nicht mehr mein Sohn ist. Wenn ich etwas tun kann, um Dich und Deine Familie für die entgangenen Dienste zu entschädigen, dann sag es bitte." Es störte ihn nicht, eine Entschädigung zu leisten, auch wenn er sich nicht sicher war, ob der Fehler wirklich so eindeutig auf Marhabals Seite gelegen hatte. Das Temperament der Claudia konnte durchaus auch der Grund für den ganzen Ärger sein. Doch wenn er damit ihr Verhältnis auf eine normale Basis stellen konnte und so Calvena glücklich machen konnte, dann war es ihm das allemal wert.