Verbrennung zu Ehren Appius Iunius Lucullus

  • Langsam schritten die Mäner voran, die ihre toten Kameraden zu den Scheiterhaufen trugen. Jeder hatte gute Freunde verloren, auch Priscus. Einem Kameraden hatte ein Arzt erst in höchster Eile ein Bein amputiert, um zu retten was zu retten war, doch es half nichts und der Mann verstarb trotzem. Unförmig sah die Leiche dadurch aus, das Bein war nicht wieder mit zum Lager der Einheit gekommen. Schweigend folgte Priscus der Rede des Centurio. Die Worte passten in den Augenblick, in dem es ohnehin nichts mehr zu sagen gab, fand er. Priscus war selten ein Freund vieler Worte gewesen und war es auch jetzt nicht. Er weinte auch nicht, sondern zündete nur schweigend seine Fackel an.

  • Ich hatte die diffuse Vorstellung, wenn die Reiter früher zu Hilfe gekommen wären, könnte Lucullus vielleicht noch leben. Mit zusammengepressten Lippen blickte ich an Andronicus vorbei, als er mit anfasste, und wir dann zu viert die Totenbahre trugen. Eine lange, lange Reihe von Soldaten war es, die sich da durch die Dämmerung aus dem Lager heraus zu den errichteten Scheiterhaufen bewegte, von denen manche schon brannten. So viele tote Kameraden...
    Wir betteten Lucullus auf dem Scheiterhaufen. Hier gab es keine Zypressenzweige, keine Blumen für die Toten. Man musste ja schon froh um das Holz sein. Das einzige was ich gefunden hatte, was blühte, war dorniger Stechginster, daraus hatte ich einen bescheidenen kleinen Kranz gewunden, wie getupft von den gelben Blüten. Den legte ich neben ihn. Ein Wind wehte von den Hügeln her, er zupfte an dem Leichentuch, unter dessen hellem Faltenwurf sich die Form des toten Körpers abzeichnete, und riss einen Zipfel davon frei. Kurz flatterte eine Ecke vom Tuch munter im Wind, bevor ich sie wieder feststeckte, und zurücktrat.


    Unser Centurio sagte noch ein paar Worte. Die klangen ehrlich, und gingen mir sehr zu Herzen. Eine Träne stahl sich aus meinem Augenwinkel, ich wischte sie schnell weg und senkte meine Fackel zu einem Feuer, entzündete sie daran.
    Dann nickte ich auf die Frage des Centurios hin, schluckte und trat vor. Ja, ich wollte noch was sagen, um meinen Freund zu ehren. Vielleicht war sein Schatten ja noch hier und würde sich darüber freuen. Gut möglich, dass er es aber auch furchtbar kitschig finden, oder herzlich darüber lachen würde, da war ich mir nicht so sicher. Trotzdem zog ich aus dem Gürtel das Papyrus hervor, auf das ich vorhin hastig ein paar Verse zu seinen Ehren gekritzelt hatte. Ich straffte mich, räusperte mich und wandte mich dem Scheiterhaufen zu, auf dem sein Körper trohnte.
    Die Fackel in der einen Hand, den Zettel in der anderen, begann ich mit zunehmend fester Stimme, Lucullus eine schwärmerische Laudatio zu halten.


    "Zu Mittag, mein Freund, in der Schlacht, als hoch im Zenit stand die Sonne,
    Und gleißend hinabsah auf das hitzig entbrannte Getümmel,
    Welch lodernde Glut verströmte da Dein blitzendes Auge!
    Furchtlos und tapfer botest Du die Stirn dem anstürmenden Feinde,
    Wiewohl Du schon ahntest Dein Ende,
    Und dass leer stünde Dein Platz beim Feste des Sieges.


    Doch heller strahlte Dein Mut als Sol strahlenbekränztes Gestirn,
    Und feurig entflammtest Du Kühnheit im Herz der Verzagten,
    als der Boden erbebte und eindrang der Feind auf erzgewappnetem Rosse.
    Und mit Göttergewalt - als ein Held vor den Toren Ilions,
    hast Du gewütet unter der ruchlosen Horde, strecktest so viele darnieder,
    tränktest den Boden mit dem Strom ihres Blutes.


    Doch gefällt war Dein Los, bestimmt Dein Geschick,
    Und tückisch traf Dich der Stahl, da sankest Du hin,
    Da entriß Dich dem Leben die eherne Hand des Dis,
    Und nimmer kämpfst Du mit uns, oder lachst, oder trinkst... -"


    An dieser Stelle wankte meine Stimme heftig, Tränen quollen hervor, und erstickten den Rest der Strophe. Ich schniefte, wischte mir übers Gesicht, und rang um meine Beherrschung. Dann kam ich zum Ende.


    "Finsternis deckt nun Dein Antlitz, mein Freund, und der Sterne Gezweig,
    Da wir um Dich stehen, am Abend, dunkel die Herzen vor Trauer.
    Fern bist Du schon, wandelst auf schweigenden Pfaden, am Asphodelen-Ufer,
    Hinab zum Fluß ohne Wiederkehr. Da trägt dich der Nachen hinfort.
    Zu den Gefilden Elysiums, wo sanft der Zephyr stets weht vom kühlenden Okeanos,
    Da lebst Du glückselig und ewig. Da seh'n wir uns bald."


    Tief atmete ich durch, und schloss meine Finger so fest um das Blatt, dass es ganz zerknitterte. Ich senkte den Blick und wartete, ob sonst noch jemand etwas sagen mochte.


    Dann war es Zeit den Scheiterhaufen zu entzünden. Die anderen kannten Lucullus länger als ich, deshalb blickte ich Imperiosus fragend an, doch er schien mir den Vortritt zu gewähren. Ich trat also neben den Holzhaufen, und wandte den Blick ab. Langsam näherte ich die brennende Fackel dem Holz. Trockenes Gestrüpp war darunter, und ausgedörrte Kakteen, die wie Zunder Feuer fingen. Schnell breiteten die Flammen sich aus, huschten vom Wind angefacht über das Holz, knisterten und knackten, und beleckten den Leichnam mit ihren roten Zungen. Immer höher wuchsen sie dann, ließen Funken in den sternenreichen Nachthimmel stieben, loderten und brausten. Ich spürte die Hitze in meinem tränennassen Gesicht, als die Flammen den toten Körper verschlangen.
    Nach einer Weile setzte ich dann die Flöte an die Lippen, und blies die ersten Töne, ganz langsam und getragen. Es war eine Totenklage aus meiner hispanischen Heimat, die ich dann spielte, eine Melodie von herzzerreißender Trauer und Verlust durchdrungen, während überall um uns herum die Leichenfeuer brannten, überall die gefallenen Freunde und Kameraden betrauert wurden.

  • Imperiosus hörte die Ferse, die Serapio vorlaß und fand sie eigentlich recht schön, auch wenn es um so ein trauriges Ereigniss ging. Doch was sollte es. Auch die Rede von Centurio Flavius war genau richtig gewählt. Dann fragte sich Imperiosus, was wohl Avitus jetzt in diesen Augenblick für eine Rede gehalten hatte ? Was würden seine Mänenr sagen, dass er hier mit Licinus stand und nicht bei ihnen... bei der ersten Centurie ?


    Doch diese Gedanken verdrängte er schnell und sah zu, wie Serapio den Scheiterhaufen in Brand setzte, er sogar später eine kleine Melodie auf einer Flöte blies.


    Langsam war der Scheiterhaufen heruntergebrannt und sie nahmen die Asche, füllten sie vorsichtig in einer Urne...

  • Die Vorstellung des Decimers war mehr als diffus, hatte doch der Kaiser persönlich den Befehl zum Zurückhalten der Reiterei gegeben. Hätte Numerianuns also trotzdem den Befehl zum Angriff gegebn und wären die Equites der Reiterei ihm gefolgt, so wäre wohl keiner der ungefähr hundertzwanzig Reiter mehr am Leben. Exekutiert wegen Ungehorsam.
    Doch da Andronicus nun wirklich nicht geanken lesen konnte, konnte er sich auch nicht darüber ärgern und das war auch gut so.
    Nachdem sie gemeinsam den Leichnahm des Lucullus auf den Scheiterhaufen gelegt hatten, las Serapio einige Verse vor, anschließend zündete selbiger mit einer Fackel den Scheiterhaufen an. Das Holz knisterte und während Andronicus nun in das Feuer des Scheiterhaufens starrte überlegte der Tiberier warum Serapio eigentlich irgendetwas gegen ihn zu haben schien. Er hatte ihm doch eigentlich nichts getan, oder?

  • Zitat

    Original von Tiberius Iulius Numerianuns


    Er hörte die Worte seines Freundes, doch er sagte nichts, denn das Bestattungsritual näherte sich dem Höhepunkt und wenn er die Miles auch kaum persönlich kannte, waren es doch für ihn Mitglieder seiner grossen Familie dem Exercituis Romanus.


    Die Flammen umschlossen die Toten, tanzten in der Dunkelheit, während sie die Leichen inm Asche verwandelten. Und so wie Flammen tanzten, sprangen die Gedanken des Tribuns auch hin und her. Es stimmte, jeder Miles der Legion war für ein Mitglied der grossen Familie,... aber er würde nie zögern, sie in den Tod zu schicken, solange dieser Tot Rom diente. Eine einzelne Flamme flackerte vor seinem Auge,....


    Vor ihnen wurde die Asche in eine Urne gefüllt. Und er spürte, wie müde er war,...


    "Mein Freund, wir sollten uns in meiner Unterkunft weiter unterhalten,... Helena müsste auch mittlerweile da sein,.. "


    Kaum einen anderem gegenüber wäre er so offen, aber es war so, wie es aus den Worten des Tribuns herausklang,... gerade jetzt sehnte er sich nach der Nähe seiner Verlobten.

  • Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus


    Numerianuns blickte weiter auf die Zeremonie...
    "Gerne mein Freund..."
    war alles was er sagte...
    Die Prozedur neigte sich ihrem Ende zu und Numerianuns vermisste dass freundschaftliche Zusammensein mit seinem alten Kameraden...

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • Rot schimmerten die letzten Sonnenstrahlen auf dem Helm von Marcus, das Roßhaar wogte sanft im Abendwind hin und her, die Sonne wurde nun endgültig von der Nacht zerfressen. Doch die ersten Fackeln knisterten bereits und erwärmten den Platz mit ihrem warmen Schein, was die Stimmung nicht heben konnte. Marcus war nicht überrascht als er den jungen Decimer vor traten sah, schien er doch besonders von dem Tod seines Kameraden berührt zu sein. Marcus sah auf den Boden und lauschte den Worten, die der Feder eines Ovids oder Vergil hätten entsprungen sein können -wie Marcus befand. Schweigend verharrte Marcus noch einige Momente, nachdem Serapio fertig gesprochen hatte. Die Stille lastete über ihnen allen, unhörbar seufzte Marcus und nickte den Männern zu, damit sie mit den Fackeln die Holzscheite anzündeten. Die Spane knisterten, die Flamenzungen fraßen sich gierig durch das feine Holz um mit ihrem Mahl bei den großen Holzstücken fortzusetzen. Und schon bald fiel ein hoher warmer Schein auf Marcus Gesicht, spiegelte sich auf seiner Rüstung wieder, wärmte das Metall; zehrte an den Körpern der Gefallenen. Marcus griff in einen Beutel mit Weihrauch – den er eigentlich für seine privaten Ahnengebete bei sich behielt- und er warf einige Körner von dem Weihrauch in jedes der Feuer. Nur wenig stieg der Weihrauchgeruch in die Nase, der ätzende Gestank von verbrennenden Leibern war stärker. Marcus blieb jedoch auch, beobachtete starr das Mahl der Flammen. Die dunklen Rauchsäulen, die gen Himmel stiegen, immer weiter und weiter. Stunden schienen zu vergehen, lange strahlten die Sterne schon am Himmel und rot glühend waren die Aschereste. Marcus sah auf die glimmenden Reste. Milch hatten sie nicht zum Löschen. Aber ein Soldat hatte ihm von der Großzügigkeit des Tribuns berichtet. Darum befahl Marcus leise, die Ration an Wein, die sie erhalten hatten, zu Halbieren. Die eine Hälfte wurde über die glühenden Brocken geschüttet, um wenigstens die Hälfte der Tradition zu wahren, die andere Hälfte wurde den noch lebenden Männer überlassen. Die ersten Soldaten füllten die Aschehaufen in die Urne; auch das verfolgte Marcus stumm. Seine Zunge fühlte sich seltsam taub an, sein Geist schien zu schweben als er die Hände betrachtete, die sich in die warme und feuchte Asche gruben, das verbrannte Holz und die verbrannten Leiber in die Tontöpfe füllten. Ein Opfer? Nein, das würde die Familie besser machen. Wenn sie die Asche bestatteten. Zudem merkte Marcus, daß ihm ein Opfer in dieser Nacht nicht mehr gelingen würde. Die Soldaten wohl auch alle zu erschöpft waren, aber den Göttern würde noch für die Seelen geopfert werden; an einem anderen Orte und mit mehr Würdigung.


    „Bringt die Urnen zurück in das Lager, Männer. Ich sorge dafür, daß sie in ihre Heimat geschickt werden.“


    Hundert Herzschläge oder länger blieb Marcus noch stehen, dann wandte er sich um. Müde trat er den Rückweg an, zurück zu seinem Zelt. Schwer drückte die bleierne Last auf seinen Schultern. Schon jetzt war er dessen überdrüssig, des Tötens und Sterbens, aber Marcus wußte, das war erst der Anfang. Und es würden nicht die letzten Kameraden sein, die hier sterben würden; in der Fremde, fern der Heimat. Marcus Worte vorhin, sie waren halb gelogen, denn Marcus zweifelte selber, an diesem Krieg, an dem Unterfangen, Parthia erobern zu wollen. Stumm ging Marcus durch das Tor und nahm den Helm von seinem Kopf. Ascheflocken hatten sich in seiner crista verfangen, Marcus strich sich mit den Fingern herunter. Grauer feiner Staub legte sich auf seine Fingerspitzen, Marcus presste die Lippen fest aufeinander und ging schnell zu seinem Zelt, verschwand dort für die bedrückende Nacht nach der Schlacht.

  • Licinus hatte die ganze Zeit, in der das Feuer brannte die Flammen beobachtet und an verschiedene Dinge gedacht, letztlich waren alle sein Gedanken jedoch auf zwei Punkte zurückgekehrt:
    1. Was war besser? Zu sterben oder schwer verwundet zu werden und ein Leben als Krüppel führen zu müssen?
    2. Wenn letzterer Fall eintreten würde, wer würde sich um ihn kümmern?
    Mit dem Niederbrennen des Feuers vergingen aber auch diese Gedanken und er half so gut es ging die Asche in die Urnen zu füllen, anschließend bildete er eine Art Ehrenwache, indem er neben den Urnenträgern her ging, als diese dieselben ins Lager brachten.

  • Eine schweigende Prozession war es, die die Urnen ins Lager zurück geleitete. Alle waren wir erschöpft, viele verwundet, und vor Müdigkeit und Trauer selbst aschgrau im Gesicht, wie Geister. Wieviele von uns würden wohl auch bald tot und von den Flammen verzehrt sein, wer von uns würde wieder über den Euphrat gehen und wer über den Styx... Besser war wahrscheinlich, das vorher nicht zu wissen.
    Zurück bei den Zelten gab es Wein, und langsam löste sich das lastende Schweigen. Manche verschwanden sofort in den Zelten, aber viele sassen noch zusammen, die Centurien untereinander gemischt, tranken und sprachen von den Toten und von der Schlacht. Mit gedämpften Stimmen zuerst, dann, als der Wein die Gemüter etwas anhob, auch lebhafter.


    Ich zog die Paenula um mich, und trat zu meinem Freund Sparsus, berührte ihn kurz an der Schulter und setzte mich dann neben ihn. Seit der Schlacht hatte ich ihn nicht gesehen, er war wohl unterwegs gewesen, um das Holz aufzutreiben, hatte ich gehört. Wahrscheinlich, dachte ich, hatte der ganze Wald neben dem Schlachtfeld dran glauben müssen. In der Ferne heulten irgendwelche Viecher, Hunde oder Schakale oder Hyänen? Für die toten Feinde hatte niemand Scheiterhaufen errichtet...
    Ich hatte einen Weinschluch ergattert und trank, still und hartnäckig, Zug um Zug. Der Sternenhimmel über uns war unglaublich, wenn man mal nach oben sah, wie funkelnde Diamanten im endlosen Raum.
    "Du Sparsus...", fragte ich dann leise und wandte ihm das Gesicht zu, "...wie hast Du es überstanden?"
    Ich blickte auf seine dick verbundene Hand. Meine Zunge war schon etwas schwerer.
    "Kann das sein dass Du mich irgendwie... getragen hast, oder gezogen, ich erinner mich nicht mehr so richtig, einen Moment war ich mittendrinn und weggetreten, und dann irgendwie ganz nah beim Adler. Warst Du das?"

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Die Hand auf Sparsus'Schulter riss ihn aus seinen Gedanken und so brauchte er ein Weilchen um Serapio's Worte zu verarbeiten. Er nahm eine Zug aus seinem Weinschlauch, bemerkte aber das dieser schon leer war. So warf er ihn ins Feuer und sah den Flammen kurz beim Lodern zu.
    Wie ich es überstanden hatte? Auf die erste Frage wusste Sparsus beim besten Willen keine Antwort.
    Bei der zweiten Frage hatte Sparsus das Verlangen nach mehr Wein. Er wollte eigentlich nicht über die Schlacht nachdenken.


    "Ja das war ich. Du lagst bewusstlos rum und da hab ich dich mitgenommen.


    Entschuldige, das über den boden schleifen war sicherlich nciht die nagenehmste Beförderungsart."


    sagte er, noch leicht abwesend. Die Bilder der Schlacht und das Erlebte wurde ihm erst jetzt wirklich deutlich. Sparsus wurde klar, dass die Götter eine schützende Hand über ihn gehalten haben mussten. Denn immerhin kam er nur mit wenigen neuen Schrammen aus dem Gefecht. Leider war das nciht bei alen so...


    "Das mit Lucullus ... tut mir Leid. Ich weiß das ihr beide gute Freunde gewesen seid."


    Sparsus legte seine gesunde Hand auf Serapio's Schulter. Er war schon immer miserabel in solchen Angelegenheiten geewesen und so nickte er nur in Richtung von Serapio's Weinschlauch, ob er einen Schluck haben könnte.
    Es würde noch eine Nacht werden und er hoffte, das man nochmal ien Runde Wein an die Leute verteilen würde.

  • Priscus versuchte, die Verbrennung so gut es ging hinter sich zu bekommen, indem er das tat, was er meistens tat, nämlich für den reibungslosen Ablauf von irgendetwas sorgen. Als die Asche eingesammelt und in Urnen gefüllt wurde, ging er langsam von einem Scheiterhaufen zum nächsten, sprach vielleicht einige Worte mit den Soldaten und kontrollierte, ob die Urne ordentlich mit dem Namen des Verstorbenen beschriftet war. Wobei "Urne" diesmal ein sehr weit gefasster Begriff war, denn für die vielen Toten hatte man alles möglich hernehmen müssen, was wenigstens halbwegs den Zweck einer Urne erfüllte.

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Sparsus


    Ich dachte an die Parther mit den Äxten, die hinter den Reitern gekommen waren und den Verwundeten die Schädel aufgehackt hatten. Mir wurde eiskalt. Wenn Sparsus nicht gewesen wäre... ich wollte das nicht zu Ende denken, aber trotzdem schob sich ein widerliches Bild vor meine Augen, das eines Kopfes mit gespaltener Schädeldecke, Blut und Hirn und meinem Gesicht dazu...
    Ein Schaudern ging durch meinen ganzen Körper, ich krallte die Hand in den festen Wollstoff meines Mantels und sass einen Augenblick lang ganz starr. Nein, nein, nicht daran denken. Noch ein tiefer Zug Wein rann meine Kehle hinunter, ich trank wie ein Verdurstender.
    Dann spürte ich die Hand meines Kameraden auf meiner Schulter. Ich sah ihn an, mit starren, geröteten, etwas glasigen Augen und hörte wie er mir Trost spendete. Ja, er hatte ja Lucullus und mich damals - ich dachte wirklich 'damals', dabei war es nicht lange her - im großen Heerlager am Bach erwischt, wie wir uns so traut in den Armen lagen, in diesem wundervollsten aller Momente...
    "Ich... danke.", stammelte ich hilflos. "Ich weiß nicht... es ist so komisch... heute morgen war er noch da und jetzt ist er fort, so völlig unwiderbringlich, einfach nicht mehr da...und alles geht trotzdem ganz normal weiter... - Er sagte, dass auf uns nur das Verderben wartet, hier im Osten. Wie auf Crassus... Aber selbst wenn er recht hat, es macht ja keinen Unterschied für uns, nicht? Kämpfen muss man so oder so..."
    Ich presste die Lippen aufeinander, und rieb mir mit der Hand übers Gesicht, zog sie schnell zurück als ich die Fäden der Naht spürte. Ob Sparsus wohl ahnte, dass ich Lucullus heftig hinterhergeschwärmt hatte?


    Ein Klos steckte in meiner Kehle. Ich hustete und sagte leise:
    "Wenn - wenn Du mich liegengelassen, wär ich jetzt auch schon verbrannt, wahrscheinlich..."
    Dann fiel ich ihm um den Hals, ganz plötzlich, und ein bisschen ungelenk, und umarmte ihn fest.
    "Danke. Danke! Und Du entschuldigst Dich noch wegen dem Schleifen! Du hast mich gerettet. Ich - also ich weiss jetzt überhaupt absolut gar nicht mehr was ich sagen soll."
    Trotzdem quollen die Worte aus mir hervor, ich mach ja sowieso immer viele Worte, wenn ich in dieser Diszipin auch niemals mit meiner Tante Lucilla konkurrieren könnte.
    "Ich werde dir ewig dankbar sein. Ewig. Und wenn ich ir-gend-was für Dich tun kann, ich weiß es ist ja alles banal angesichts dessen dass Du mich gerettet hast, aber trotzdem, dann, äh, sag es! Ich bin ja nur ein naiver frischgebackener Streiter für imperiale Interessen, aber meine Familie, die hat echt Einfluss, das ist ein Haufen von Helden, da wird einem von schwindelig, und bei manchen von ihnen bin ich auch noch nicht ganz angeschwärzt, naja, bei anderen dafür schon zum Beispiel beim Legaten aber es bleiben noch ein paar übrig... - Sag mal, findest Du's sentimental wenn wir auf die Praenomen umsteigen? Wobei - Dein Cognomen ist so schön bunt, so richtig schön bunt.... Aber ich mag mein Praenomen lieber. Es bringt Glück. Und Glück kann man ja gebrauchen, hier... hier in diesem ganzen Wahnsinn..."
    Dass mein Freund auch mal den Weinschlauch wollte, fiel mir jetzt erst auf. Natürlich bekam er ihn. Ich war eh schon ziemlich betrunken, zwar noch nicht betrunken genug - das würde ich erst sein, wenn ich gar nichts mehr von der Welt mitbekam - aber ausreichend um die verzehrende Trauer und den Schrecken dieses Tages nicht mehr ganz so sehr zu spüren.

  • Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio


    Serapio schien Lucullus' Tod härter getroffen zu haben, als Sparsus befürchtet hatte. Und als er sich dann noch an ihn warf wusste er überhaupt nicht mehr weiter. Er war schlicht überfordert, denn in so einer Situation war er in seinem Leben noch nie. Er umarmte ihn mehr zögerlich, zumal sie ja auch nicht gerade alleine am Lagerfeuer saßen und war froh als er Serapio's Körper gegen den Weinschlauch eintauschen konnte. Sparsus nahm sofort einen guten Schluck daraus und gab den Schlauch zurück. Dafür, das er nicht wusste was er sagen sollte, sprudelten die Worte ganz schön aus ihm heraus. Beim Legaten? Sparsus war noch nie richtig klar gewesen das der Legat und Serapio aus der gleichen Gens waren. Das war aber auch irgendwie egal, denn Serapio hatte nicht gerade einen Schreibtisch-Job bei der Legio, sondern Serapio war, wie er das selbst schon so schön formuliert hatte, ein Streiter für imperiale Interessen. Genau wie Sparsus auch...


    "Von mir aus können wir uns gerne beim Praenomen nennen. Nur pass auf, dass du mich bei Anwesenheit von Offizieren beim Cognomen nennst.
    Immerhin bin ich im Rang über dir.


    Aber Recht hast du. Glück kann man hier wirklich gebrauchen.


    Nur das mit dem Leben retten kannst du ruhig auf sich beruhen lassen.
    Immerhin sind wir doch so was wie Freunde und da fallen solche Sachen nun mal an, wenn man auf einem Feldzug am Arsch der Welt ist.
    Außerdem, hättest du es denn anders gemacht?"


    fragte Sparsus und sah Serapio dabei an. Wenn er dazu zu viel Angst gehabt hätte, würde Sparsus es auch verstehen. Der Kleine gehört einfach nicht in die Legio. Auf der Rostra konnte man ihn sich vorstellen, oder im Tempel, aber im Kettenpanzer wirkte er fehl am Platze. Wahrscheinlich wussten nur die Götter was Serapio dazu bewogen hatte der Legio I beizutreten. Und das auch noch kurz vor einem Feldzug.

  • Ach so, ja die Ränge, daran hatte ich gar nicht gedacht. Sparsus ließ das mit dem Tesserarius aber auch nicht raushängen. Mir wurde irgendwie sehr weinselig feierlich zumute (dabei war ich gleichzeitig immer noch zum Heulen traurig), als er meinen Dank so lakonisch zurückwies.
    "JA! Natürlich hätte ich dasselbe gemacht!", erklärte ich und wies pompös hinauf zum orientalischen Sternenhimmel.
    "Die Gestirne seien meine Zeugen, jawohl, Marcus Sparsus mein Freund, bei Orion und allen Plejaden und Hyaden, ich hätte nicht gezögert!"
    Ich trank darauf noch einen kräftigen Zug, verzog dann nachdenklich das Gesicht, und gab der Ehrlichkeit halber zu:
    "Ich weiß bloss nicht ob ich Dich so weit hätte schleifen können, Du Hüne... Sind alle in Deiner Familie so gross? Da fällt mir ein, heute im Valetudinarium, da war eine Dame aus Deiner Gens, glaube ich, ihr Name ist, ähm..., ach ja, Iulia Helena sagte sie, und sie ist die Gemahlin des senatorischen Tribuns, sag mal ist das eine Verwandte von Dir? Das ist vielleicht eine Frau... - also, ich meine sehr beeindruckend, wie sie sich um die Verwundeten gekümmert hat, also auch um mich... die hat keine Angst sich die Stola blutig zu machen....- Mist. Leer."
    Der Schlauch, der noch ein paarmal zwischen uns hin und hergegangen war, gab nichts mehr her. Ich legte den Kopf zurück und hielt ihn mir vor den Mund um noch die allerletzten Tropfen zu ergattern, betrachtete das schlaffe Lederbehältnis in meinen Händen dann melancholisch. 'Leer wie mein Leben' hatte Lucullus in genau so einer Situation gesagt... Seufzend liess ich es sinken.


    Nicht nur bei uns war der Wein ausgegangen. Da musste man doch was unternehmen! Silio aus meinem Contubernium erhob sich ächzend vom Feuer und marschierte los, um den Centurio zu fragen, ob wir uns noch Wein besorgen durften, im Lager des Trosses, der dem Heer folgte und ausserhalb der Castra die Zelte aufgeschlagen hatte. Da gab es ein paar Schenken, da war bestimmt noch was zu kriegen.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Das Serapio seine Frage, die er ungewolt ausgesprochen hatte, mit solchem Eifer bestätigte, erfreute Sparsus. Es war nicht leicht in der Armee zurecht zu kommen. Zumindest im Feindesland. Da brauchte man Freunde mehr als Wasser. Das mit dem Gewicht sah Sparsus nicht so eng. Wer eine Panzerreiter zu Fall brachte, konnte auch einen Miles tragen.


    "Keine Ahnug, ob in meiner Familie alle so groß sind. Die meisten kenne ich nicht mal. Meine Eltern verstarben schon sehr früh und so bin ich hauptsächlich bei Verwandten und Freunden groß geworden. Onkel Licinus zum Beispiel kenne ich schon sehr viel länger. Aber den Tribun Numerianus zum Beispiel noch nicht. Ebenso Iuliu Helena. Aber die iulischen Frauen waren noch nie sonderlich zimperlich. Aber das sie Iulierinnen sind, merkst du erst wen sie sauer werden. Ich hab jetzt noch blaue Flecken von Tante Cupida."


    Sparsus deutete grinsend auf seine rechte Schulter. Auch wenn man unter dem Kettenpanzer und der Tunika eh nichts sehen konnte, waren die Flecken schon vor Jahren weg. Aber nichts desto trotz, erinnerte sich Sparsus noch an die Tracht Prügel, die er sichdamals eingeheimst hatte. Nur wegen dieser kleinen Rufia-Göre, die ihm das Obst nicht geben wollte. Sparsus schüttelte den Kopf und musste unweigerlich Grinsen. Nochmal Kind sein...


    "Was denn leer?
    Schau mal beim Centurio vorbei, ob der noch was an die Leute verteilen kann, denn ansonsten wüsst ich jetzt nciht wo wir neuen Wein her bekommen sollen"

  • "Uuuh ja, bei uns in der Familie sind die Frauen auch ziemlich resolut! Oder feurig könnte man auch sagen. Das ist halt das hispanische Temperament... Meine Großtante Drusilla zum Beispiel hat schon sechs verschiedene Ehen hinter sich!"
    Ich grinste mit, als er so von seiner schlagkräftigen Tante schwärmte, und erinnerte mich daran, dass Sparsus mir schon mal erzählt hatte, dass er sich früh selbst hatte durchschlagen müssen. Aber es hätte mich doch interessiert mehr über die iulische Dame zu erfahren, die heute einen so bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hatte.
    "Meine Eltern sind auch tot, beide", sagte ich dann, irgendwie unvermittelt und blickte trübe ins Feuer. "Mein Vater als ich klein war, er ist für Rom gefallen, wie sich das gehört bei uns, und meine Mutter ist vor nicht so langer Zeit an einem schwachen Herz gestorben. - Ja, Du hast recht, wir brauchen un-be-dingt neuen Wein! Ich geh schon!"
    Schnell stand ich auf, um mich in Taten zu stürzen und nicht noch trübsinniger zu werden, denn dann würde ich gleich wieder in Tränen zerfliessen und für heute hatte ich wirklich schon mehr als genug geheult.
    "Bis gleich."
    Und schon lief ich Silio hinterher, ich Richtung des Zelt des Centurios. Allerdings hatte der auch keinen Wein mehr für uns, erlaubte uns aber selbst was besorgen zu gehen. Und so machten mein Zeltgenosse und ich uns zu einer Expedition ins Trosslager auf, um dort Nachschub zu holen, damit wir das Andenken der Gefallenen weiter gebührend begießen und damit auch den Schrecken des Tages ertränken konnten.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!