Kandidatur zum Cursus Honorum - Kaeso Annaeus Modestus

  • Am heutigen Tag standen die Vorstellungen der Kandidaten zum Cursus Honorum an. Seppius Septimus, der Consul, sah auf die Liste und las den nächsten Namen vor.


    "Kaeso Annaeus Modestus kandidiert zum Vigintivir. Er möge vortreten."

  • Modestus wartete in der mit schneeweißen toga candida bis der Consul ihn aufrief. Aufgeregt hollte er noch einmal tief Luft und sah an seiner Toga herunter. Die Toga saß so wie sie es sollte und während er vortrat, ging er noch in Gedanken alle Punkte durch die gesagt werden sollten.


    >Ehrenwerte Senatoren, ich danke euch hier in diesen ehrwürdigen Hallen einige Worte an euch richten zu dürfen.<


    begann Modestus mit gelassener Stimme und ließ seine Blicke über die Gesichter der Senatoren wandern, um ihnen das Gefühl zu geben, dass er sie persönlich ansprach. Dann begann er auch mit den penibel einstudierten Gesten das gesagte zu untermalen.


    >Nach meiner Ausbildung in Achaia, wo ich das vergnügen hatte in Tessalonica, Athenae und auch in Corinthus zu studieren, kehrte ich zum Stammsitz meiner Familie, nach Mantua, zurück, wo meine Karriere auch als einfacher Scriba in der städtischen Verwaltung begann. Es dauerte nicht lange und ich wurde zum Magistratus befördert und von meinem damaligen Vorgesetzten mit der Organisation der Eröffnungsspiele des neuen Amphitheaters beauftragt. Bei den nächsten Wahlen kandidierte ich dann selbst für das Amt eines Duumvir und wurde gewählt. In meiner ersten Amtszeit entwarf ich unter anderem ein Edictum, dass wöchentliche Standgebühren für die Verkaufsstände auf dem Marktplatz Mantuas einführt. Auch begann ich die Plannungen für den Merkurtempel. Während meiner zweiten Amtszeit bemühte ich mich den Plänen für den Tempelbau Taten folgen zu lassen. Vor wenigen Wochen wurden die letzten Rituale in einem kleinen Festakt vollzogen und der Bau des Merkurtempels hat bereits begonnnen. Weiterbildung hatte für mich schon immer einen hohen Stellenwert. Neben dem obligatorischen Cursus Res Vulgares habe ich auch die Probatio rerum sacarum, das Examen Primum sowie den Cursus Latinus abgelegt.<


    Modestus machte eine kurze Pause, die gerade so reichte um auszuatmen.


    >Ich habe in Mantua schon früh den Wert von sauberen intakten Straßen kennen gelernt und was für eine Aufgabe es ist sich darum zu kümmern. Deshalb würde ich gerne einer der Quattuorviri viis in urbe purgandis werden<

  • "Quattuorviri viis in urbe purgandis?" flüsterte Detritus seinem Nachbarn ins Ohr, da er anscheinend nicht mehr die genaue Anzahl wusste. Der Nachbar erinnerte den Octavius deshalb an die Worte eines unbekannten Juristen: "Constituti sunt eodem tempore et quattuorviri qui curam viarum agerent, et triumviri monetales aeris argenti auri flatores, et triumviri capitales qui carceris haberent." Der Senator bedankte sich beim Kollegen für diese schnelle Erläuterung, trotzdem verstand er nicht wieso der Annaeus eine ganze Reihe von Kursen aufgesagt hatte, die hier eigentlich nicht von Interesse waren, vielleicht um die Anwesenden zu beeindrucken? Die Rede des Annaeus schien ja makellos zu sein, denn dieser konnte ja nichts von der Klage, die gerade eben eingereicht wurde, wissen.


    "Alles schön und gut, doch uns interessiert ja eigentlich nur ob den cursus res vulgares absolviert hast. Außerdem möchte ich etwas hinzufügen, und zwar wurde eine Klage gegen dich eingereicht. Ich selbst habe mich gerade heute dazu entschlossen."

  • Meridius hatte den einführenden Worten des Annaeus Modestus interessiert zugehört und war gespannt, wie diese von den anderen Senatoren angenommen werden würde. Umso überraschter war, dass Senator Octavius Detritus, welcher zu den Neuen im Senat gehörte, diesen umgehend aufs Korn nahm.


    "Senator Octavius, Deine Ansprüche in Ehren, doch was der Senat wünscht, wird nicht alleine durch Dich definiert. Ich wollte definitiv mehr hören, als die Nennung des cursus res vulgares. Ansonsten könnten wir es uns in Zukunft noch einfacher machen und die Kandidaten gar nicht mehr laden. Lassen wir sie einen Fragebogen ausfüllen und das war es dann..."


    Er hielt einen Moment inne.


    "Anklage? Weswegen? Und warum jetzt zur Wahl?"


    Das Timing war in der Tat schlecht gewählt.


    "Erheben wir in Zukunft immer passenden zu den Wahlen Anklagen um Kandiaten auszuschließen? Oder gibt es Gründe, welche dieses Vorgehen mitten im Senat nötig machen? Du solltest Dir der Tragweite Deiner Worte bewusst sein."

  • "Senator Meridius, es wundert mich und das sag ich nun ganz ehrlich, dass genau du mir vorwirfst ich würde mein Amt nicht korrekt ausüben, denn soweit ich weiß steht in keinem Absatz des Codex Iuridicialis, dass man keinen römischen Bürger während den bevorstehenden Cursus Honorum-Wahlen anklagen darf. Ich tat hiermit also meine Pflicht als ich diese Klage einreichte und nichts weiter, davon abgesehen wusste ich nicht mal, dass der hier anwesende Kaeso Annaeus Modestus als einer der quattuorviri viis in urbe purgandis kandidieren wollte, was ich wusste war nur, (und das wusste ich auch nur weil mich Marcus Aelius Callidus im Auftrag des Kaiser aufgesucht hat, um meine Meinung dazu zu hören) dass jemand den Duumvir von Mantua für den Ordo Senatorius vorgeschlagen hatte."


    Luft holen musste man auch mal und das tat der Octavius nun auch.


    "Man kann jetzt sagen 'Ja dann ist ja klar, dass der Annaeus im Cursus Honorum wollte' und ich sage nicht unbedingt, denn ich war damals dagegen und ich wusste ehrlich gesagt nicht wie die anderen Senatoren darüber dachten."


    Und um auf die Frage des Decimus zu antworten.


    "Kaeso Annaeus Modestus wird bezichtigt gegen die uns so bekannte Lex Mercatus verstoßen zu haben. Was ich hier und heute lediglich wollte ist dem Senat die Wahrheit zu berichten. Jede Münze hat zwei Seiten, Annaeus berichtete euch gerade über eine und ich über die andere Seite. Werter Meridius und werte Senatoren ich sagte also nicht wählt Annaeus nicht, weil ich ihn angeklagt habe, sondern nur er wurde angeklagt, wie das dann jeder beurteilen will ist seine Sache."


    Detritus, der die ganze Rede über stand, setzte sich nun wieder hin.

  • Eieiei, der Neue musste noch eine Menge lernen, befand Meridius.


    "Senator Octavius, ich habe Dir keinesfalls vorgeworfen, Dein Amt nicht richtig auszuüben. Ich äusserte lediglich Missmut darüber, dass Du für den ganzen Senat sprachst. Immerhin sitzen hier noch einige Hundert Senatoren mehr."


    Er wartete einen Moment und fuhr dann fort.


    "Wenn Du Dich heute entschlossen hast, gegen diesen Kandidaten Klage einzureichen, muss dies erst vor wenigen Stunden geschehen sein. Hast Du dies in schriftlicher Form getan? Und haben die Gerichte bereits ein Verfahren angesetzt? Wurde Annaeus Modestus bereits schuldig gesprochen? Es klingt gerade so.


    Ist uns ein Kandidat unangenehm, erheben wir Anklage. Am besten noch am selben Tag. Und am besten geben wir dem gesamten Senat zu verstehen, dass ein Verfahren gegen einen Kandidaten eröffnet werden wird, welches wir selbst am gleichen Tag anstrengten. Was sollen wir davon halten? Sind das nicht zu viele Zufälligkeiten?"


    Er blickte zu Octavius Detritus.


    "Deine Anklage tut nichts zur Sache. So lange die Gerichte keinen Rechtsspruch gesprochen haben, gilt hier im Senat nur das, was wir über Annaeus Modestus wissen. Sonst müssten wir bei jeder eingereichten Blitzanklage, jeden Kandidaten von vornherein zurückweisen. Ist es Sache des Senats, die Arbeit der Gerichte zu übernehmen? Ich denke nein."


    Er schüttelte den Kopf.


    "Diese Art des Vorgehens jedenfalls verurteile ich scharf! Und ich gebe dem gesamten Senat zu verstehen, dass ich es nicht billigen kann. Was kommt morgen? Hängen wir jedem unliebsamen Kandidaten eine Klage an den Hals? Trifft es den Praetor auch? Den Aedilen?


    Senator Octavius. Ich könnte mich entschliessen auch eine Klage gegen Dich einzureichen. Wäre es passend dies gleich hier zu tun? Verklagen wir uns gegenseitig und sehen zu, was dann passiert."


    Er setzte sich.

  • Zufälllig war auch Victor anwesend und auch wenn er Detritus Wortwahl ein wenig befremdend fand, so waren es die Worte von Meridius gar noch mehr.


    "Zugegeben der Zeitpunkt der Klageerhebung scheint bedenklich zu sein, aber vielleicht hat ja Senator Octavius Detritus erst vor kurzem von der - möglichen - Straftat des Kandidaten erfahren? Soll er dann tatenlos sein und nicht seine Bürgerpflicht tun, nur weil der Beschuldigte ein Kandidat für den Cursus Honorum ist? Ihm jetzt gleich niedere Beweggründe zu unterstellen halte ich ebenfalls für bedenklich, Senator.


    Vielleicht verrät uns ja Octavius Detritus auch, aus welchem Grund er Klage erhoben hat, dann lässt sich möglicherweise für alle leichter beurteilen, wie man dies zu werten hat."

  • "Während einer Kontrolle im aerarium der Stadt Mantua fanden meine Mitarbeiter Beweise, die mich dazu bewegt haben gegen Annaeus Modestus eine Klage einzureichen. Außerdem habe ich als Curator Rei Publicae das Recht Klagen gegen die städtischen Magistrate einzureichen."


    Nun zum Grund der Anklage.


    "Im aerarium fanden meine Leute drei Einträge, die beweisen dass die Stadt Waren verkauft hat, und zwar 4 x Brot mit Käse, 5 x Huhn a la Fronto und 75 x Landwein. Mantua besitzt aber keine Betriebe dieser Art, hat also keine Lizenz diese Waren zu verkaufen. Duumvir zu dieser Zeit war Annaeus Modestus." Er zeigte mit dem Zeigefinger auf den Mann, den er gerade erwähnte. "Er war und ist es noch heute der oberste Verwalter dieser Stadt und deshalb auch der Verantwortliche."

  • Modestus hatte bisher abgewartet, bevor er etwas zu den Anschuldigen von Detritus sagte. Er dachte genau nach und erinnerte sich schließlich an die betreffende Situation, doch es dauerte etwas, denn seitdem war schon viel Zeit vergangen.


    >Du erzählst aber nur die halbe Wahrheit Curator, aber du hattest ja sehr wenig Zeit um Nachforschungen anzustellen zu lassen. Diese Waren waren nach der Eröffnungsfeier im Amphitheater übrig. Damit die Stadt nicht unnötigerweise auf Kosten für Waren, die nur in einem Lagerhaus vergammeln, sitzen bleibt, habe ich sie selbst gekauft und mit meinem eigenen Geld dafür bezahlt. Ein öffentlicher Verkauf oder etwas Ähnliches ist nie passiert. Auch stimmen deine Nachforschungen nicht ganz, Curator. Es waren nicht vier mit Käse gefüllte Brote, es waren 34. Außerdem hat dein Mitarbeiter Silenos Lakedaimonos vergessen eine Quittung für die Schriftrollen abzuzeichnen, die er mitnahm. Aber das ist nicht weiter schlimm, denn er ist ja kein geschulter Beamter Italias, sondern einer deiner persönlichen Helfer. Ich wäre dir verbunden wenn du ihn noch einmal nach Mantua schicken würdest, damit das nachgehollt werden kann. Schließlich soll alles seine Ordnung haben oder etwa nicht ?<

  • "Du solltest dich wohl besser vor einem Gericht verantworten und nicht hier, denn wir wollen ja nicht den Patronus des Anneus Florus mit solch Kleinigkeiten langweilen. :P Die Anzahl der Brote sowie zu welchen Zweck sie ursprünglich gekauft wurden, tut hier nichts zur Sache. Wenn ein Vergehen vorliegt oder der Verdacht besteht muss ich oder meine Mitarbeiter gar nichts tun, sondern eher du mein lieber Modestus. Ich weiß zwar nicht wie es in anderen Teilen des Imperiums so vor sich geht, aber in Italia wird so ein Verhalten nicht toleriert, deine Ausreden sind lächerlich. Die Tat wurde begangen, sie wurde gemeldet und nun soll sich das kaiserliche Gericht kümmern."


    O tempora o mores


    "Jeder der sowas macht wird bestraft, da wirst du keine Ausnahme sein nur weil du ein Duumvir bist und nun neulich in den ordo senatorius erhoben wurdest. Erwähnte ich eigentlich schon, dass die Waren genau von dir abgekauft wurden, natürlich für einen niedrigen Preis."


    Und letztendlich...


    "Es geht hier nicht um öffentlich oder nicht, das ist aus den Akten sowieso nicht ersichtlich und du kannst ja allerhand erzählen, hier geht es um die Tat in sich. Du hast zugelassen, dass die Stadt Waren verkaufte, für die sie keine Lizenz hatte. Ob nun privat oder öffentlich darüber schreibt das Gesetz gar nichts."


    Vielleicht sollte er noch § 4 (3) hinzufügen, § 3 (1) war schon etwas wenig.

  • Durus musste sich ebenfalls erheben. Er hatte allen Octaviern schon immer misstraut, aber das hier war schon etwas heftig. Genaugenommen war es ziemlich geschickt von Detritus, wenn es nicht so plump gewesen wäre.


    "Vielleicht sollten wir diese Debatte dem Praetor überlassen, meine Herren. Er wird entscheiden, wer im Recht ist. Bis dahin sollten wir keine Vorurteile fällen."


    Vielleicht lag es daran, dass Durus den Duumvirn selbst kennen gelernt hatte, dass er ihn jetzt verteidigte. Vielleicht war es auch sein juristischer Gerechtigkeitssinn...oder vielleicht störten ihn einfach diese unsachlichen Laiendiskussionen.


    "Was mich vielmehr interessiert: Hast du nicht noch Verbindlichkeiten in Mantua, Annaeus?"

  • Meridius war erleichtert, dass sich nun auch Senator Tiberius Durus einschaltete. Zunächst hatte er selbst eine Gegenrede halten wollen, wurde aber von der bissigen Meute der Octavier zurückgehalten. Es schien gerade so, als ob sich diese verschworen hätten.


    "Senator Tiberius spricht auch aus meiner Seele. Octavius Victor eilt wohl viel zu gerne schnell nach vorne um seinem Verwandten beizustehen. Und von Dir, Senator Octavius Detritus hätte ich mehr Sachverstand erwartet."


    Er hielt inne.


    "Wenn Du schon Anklage gegen Annaeus Modestus erhebst, ist es Sache der Gerichte, diese Anklage aufzunehmen, eine Anklage öffentlich zu erheben und einen Prozess einzuleiten, wenn sie der Ansicht sind, dass es sich lohnt. Etwaige Beweise, wie Du sie zu nennen meinst, sind irrelevant, so lange sie nicht von den Gerichten als solche anerkannt wurden. Vorverurteilungen sind hier im Senat jedoch unerwünscht. Und sie stehen auch nicht zur Debatte!


    Ist es unsere Aufgabe, den Gerichten die Arbeit abzunehmen? Sollen wir aufgrund von Vermutungen, Möglichkeiten und Anschuldigungen eine Voruntersuchung einleiten? Gar ein Urteil fällen? Greifen wir dann nicht vor? Bringen wir dann nicht unter Umständen die Gerichte in Verlegenheit? Und maßen wir uns nicht etwas an, was uns nicht zusteht?


    Sollte Annaeus Modestus schuldig sein, und sollte das Gericht zu diesem Entschluss kommen, dann haben wir im schlimmsten Fall einen Vigintivir zugelassen, welcher rechtmäßig verurteilt werden wird.


    Sollte jedoch Annaeus Modestus UNSCHULDIG sein, dann greifen wir unter Umständen vor, aufgrund FALSCHER Anschuldigungen, aufgrund FALSCHER Vermutungen.


    Es ist Dein Recht Octavius Detritus, den Kandidaten anzuklagen. Doch bei den Gerichten.


    Hier im Senat hat eine Anklage jedoch keinen Platz. Denn sie konfrontiert den Kandidaten mit einem Vorwurf, welchem er sich hier nicht stellen kann. Ein Vorwurf, welcher hier auch nicht ausgeräumt werden kann. Ein Vorwurf, der jedoch leicht dazu führen könnte, im schlimmsten Fall EINEN EHRENHAFTEN MANN in Misskredit zu bringen, den Ruf seiner Familie in Frage zu stellen und seine Chancen gewählt zu werden massiv zu minimieren.


    Hörte der Senat auf diese Deine Vorwürfe und sie erwiesen sich als HALTLOS, handelte der Senat EHRLOS. Und Dir, DETRITUS, hätten wir es zu verdanken.


    Daher beantrage ich, dass eine weitere Befragung des Kandidaten in diese Richtung den Gerichten überlassen werden soll.
    Annaeus Modestus ist für uns solange unschuldig und unbescholten, so lange es die Gerichte auch so sehen."

  • Hungi runzelte die Stirn.


    So einfach ist das nicht. Sollte Annaeus tatsächlich schuldig sein, so kann er sich mit einer Wahl in ein Amt in die gerichtliche Immunität quasi flüchten. Das ist ein Zustand, den ich nicht zu tragen bereit bin, das sollte im übrigen niemand hier in der Curia Iulia.


    Sollte Annaeus jedoch unschuldig sein, wird er nicht viel verlieren als ein Jahr, Octavius Detritus hingegen darf sich dann nicht nur dem Spott des Senats, sondern auch einem ordentlichen Verlust seiner Reputation gewiss sein.


    Wenn Annaeus seine Unschuld bis zu den Wahlen beweisen kann, so soll er antreten dürfen. Andernfalls muß er seine Kandidatur bei den nächsten Wahlen formulieren.

  • "Ist das so? Gehen wir nicht von einer Unschuldsvemutung aus?
    Falls es so ist, wie Du sagst, Senator Vinicius, wird der Senat in den kommenden Jahren eine Menge Probleme bekommen. Nichts wird einfacher sein, als jeden missliebigen Kandidaten über einen Mittelsmann in Misskredit zu bringen. Senator Octavius Detritus wird sich auf seine Informanten berufen. Ist die Anklage falsch, bekam er falsche Informationen, tat nur seine Pflicht. Nichts wird sich für IHN verändern. Annaeus Modestus jedoch wird seinen Ruf auf Jahre angekratzt sehen."


    Er schüttelte den Kopf.


    "Es ist immer noch die Pflicht der Anklage Beweise vorzulegen.
    Nicht die eines - noch nicht einmal von den Behörden - Angeklagten, seine vermeintliche Schuld zu entkräften.


    Rom hat schon viele Senatoren kommen und gehen sehen. Nicht immer waren alle würdig. Das Recht wird immer zu seinem Ziel kommen. Spätestens nach einem Jahr. Unrecht jedoch wieder gut zu machen und die Ehre einer Familie wieder herzustellen, ist viel schwerer.


    Doch falls es so ist, wie Du sagst, Senator Vinicius, werden die kommenden Wahlen noch schmutziger werden als sie heute sind. Keiner von uns dürfte antreten können, ohne Gefahr zu laufen verleumdet zu werden oder durch geeignete Interpretation von Fakten oder Aussagen von vermeintlichen Zeugen um eine Wahl gebracht zu werden.


    Wie ich schon sagte: Überlassen wir es dem Gesetz und den Gerichten. Ein Vigintivir wird sich spätestens in einem Jahr verantworten müssen, wenn seine Tat wirklich gegen das Gesetz verstieß."

  • Hungi sah seinen Mitsenator mitleidig lächelnd an.


    Wenn ich hier so in die Runde schaue, dann sehe ich kaum jemanden, der nicht schon einmal mit dem Gericht als Angeklagten zu tun hatte.


    Es scheint mir, daß Senator Decimus lieber einen Kriminellen in einem Ehrenamt sehen will, als einen Unschuldigen wenn auch verspätet rehabilitiert. Na bitte, soll sein Recht sein. Mir hingegen ist das Schicksal Roms wichtiger als das des Einzelnen. Und für mich wäre es ein Greuel, miterleben zu müssen, daß ein ungesühntes Vergehen verschleppt wird aus Angst, es könnte einen Unschuldigen erwischen.


    Die Wahlen sind immer schmutzig. Vielleicht mögen diese in Hispania oder Germania gemütlicher sein, aber wir sind hier in Rom. Verabschiede dich also vom Gedanken einer geruhsamen Zeit, Senator Decimus.


    Und Annaeus sollte sich schnellstens um seine Verteidigung kümmern, sonst wird es nichts mit einer möglichen Wahl.


    Sim-Off:

    Bitte nicht das Rechtsdenken unserer Zeit in die Antike transferieren.

  • "Du missverstehst mich, Senator Vinicius.


    Ich will keinen Kriminellen im Senat sehen. Aber aus Deinen Worten zu schließen, reichen ein paar Informationen aus, um aus einem unbescholtenen römischen Bürger, welcher dem Ordo Senatorius angehört einen Verbrecher zu machen.


    Ich bin kein Idealist. Lange genug in der Politik tätig, um zu wissen, wie sie funktioniert. Ich weiß jedoch auch, was EHRE bedeutet, welche Du zu zitieren Dich ständig bemühst.


    Annaeus Modestus ist römischer Bürger. Er gehört dem ORDO Senatorius an. Man klagt ihn nicht mal schnell an, wie einen Peregrinus und zerrt ihn vor Gericht und verlangt, er möge seine Unschuld schnell beweisen. Wer immer IHN verklagt, der sollte sich im Vorfeld klar sein, was er tut. Wer immer IHN beschuldigt, sollte seine Fakten VORHER gründlich prüfen. UND SOLANGE von Gerichts wegen gegen ihn nicht ermittelt wird, brauchen wir uns nicht als moralische Instanz des Imperium bemühen.


    Sagtest Du nicht selbst, Wahlen seien schmutzig? Bemühtest Du nicht selbst die Ehre? Es waren DEINE Worte. DEINE Worte zitierend, verteidige ich die Ehre eines römischen Bürgers, eines Angehörigen des Ordo Senatorius, nicht einen Kriminellen, als welchen Du ihn schon bezeichnetest. DAS, werter Senator, unterscheidet mich von Dir. Ich glaube noch an die Ehre und zitiere sie nicht der Rhetorik wegen."


    Meridius nahm Platz.

  • "Dafür dass du an die Ehre glaubst und sie hochhälst, tust du sie aber recht schnell einem SENATOR absprechen, Senator Decimus Meridius. Du scheinst in Gedanken auch eher nur Schmutz und Niedertracht mit Wahlen zu verbinden, als die Präsentation ehrenhafter Kandidaten vor integren Wählern."


    Bevor jetzt aber irgendeine Reaktion erfolgen konnte, hob Victor noch die Hand und sprach schnell weiter.


    "Aber wie dem auch sei, nachdem nun die Anklage bekannt gemacht wurde, finde ich das Ganze auch ein wenig lächerlich, schliesslich geht es nicht um ein Kapitalverbrechen. Wer nun der Meinung ist, dass die Anwesenheit eines möglichen Übeltäters im Cursus Honorum dessen Wahl dieses Mal unmöglich macht, der weiß ja wie er abzustimmen hat. Alle anderen können sich ja ihre Meinung weiter bilden, nachdem sie die Antwort des Kandidaten auf die Frage des Senators Tiberius Durus gehört haben."


    Ob er sich selbst nur Liebkind für seine eigene Wahl machen wollte, oder ob das tatsächlich seine Meinung war, konnten ja die anderen Senatoren selber entscheiden. Egal war es Victor selbstverständlich nicht, aber lügen würde er wenn dann bei seiner eigenen Kandidatur.

  • Meridius schüttelte den Kopf und gab der Geste eine abwertende, wegwerfende Handbewegung hinzu. :dagegen: Wieder wurde Modestus als möglicher Übeltäter bezeichnet. Gewisse Kreise des Senats hielten ihn folglich schon für verurteilt, ehe der Ankläger des Kaisers einer Anklage überhaupt statt gegeben hatte. Eine abstruse Vorstellung. Die Anklage war zwar eingereicht, doch war noch nicht mal sicher, dass sie überhaupt angenommen würde. Nicht desto trotz behandelten einige der anwesenden Senatoren den Kandidaten gerade so, als wäre er nicht Römer, sondern Peregrinus. Gab es ein entehrenderes Verhalten? Und wäre es nicht seine Pflicht, unabhängig von Klientenverbindungen, Einspruch einzulegen, wenn sich der Senat als Ankläger aufführte? War es nicht angebracht, die eigene Stimme zu erheben? Kaum war der Kaiser im Osten gebunden, krochen die vermeintlichen Schalter und Walter aus allen Ritzen. Der Senat schien einmal mehr seine Kompetenzen zu überziehen.


    "Unglaublich, dass man mir vorwirft, ich würde die Ehre eines Senators absprechen, nur weil ich die Ehre eines Römers als für solange erwiesen halte, wie er offiziell als unschuldig gilt."


    Wieder schüttelte er den Kopf und musste echt an sich halten, nicht auszuflippen und erneut aufzustehen. Was die Octavier scheinbar von Ehre hielten, sah man nur zu deutlich. Einen Mann vor Gericht anzuklagen und dann die Gerichte ihre Arbeit machen zu lassen, war die eine Sache. Ihn vor dem Senat zum Beweis seiner angezweifelten Unschuld zu zwingen, obwohl noch nicht einmal ein Verfahren eröffnet worden war, war das andere. Und es war mehr als entehrend. Es war ein Verhalten, welches eines Senators nicht würdig war. Es glich der Lynchjustiz.

  • Macer verfolgte die Kontroverse aufmerksam und mit den Augen und Ohren eines Mannes, der einmal Aedil war und Prätor eines Tages noch werden wollte. Spannender konnte eine Debatte daher kaum sein, auch wenn sie ihm schon fast ein wenig zu sehr ins Rechtsphilosophische abdriftete.


    "Kollegen, gestattet mir eine Frage zum Verfahren als solchem. Senator Octavius Detritus, was genau ist deine Stellung im Fall dieser angeblichen Anklage? Ich habe gerade zwei mögliche Fälle im Kopf.


    Im ersten Fall bist du von Amts wegen befugt, die Kassen der Städte zu prüfen und gegen Verstöße vorzugehen. In einem solchen Fall könntest du ein Edikt gegen den Beschuldigten verhängen. Dieser könnte die darin festgelegte Strafe begleichen und hätte dann einen beschädigten Ruf, wäre aber prinzipiell zur Wahl zugelassen. Den beschädigten Ruf hat er nach der gerade geführten Debatte aber ohnehin.


    Im zweiten Fall bist du nur dazu befugt, Fälle aufzudecken und anzuzeigen. Dann liegt derzeit gegen Annaeus Modestus keine Anklage, sondern nur eine Anzeige vor. Eine Anklage muss daraus also erst noch gemacht werden und solange betrachte ich den Kandidaten als zur Wahl zugelassen."


    Macer schwieg einen Moment, um seine Gedanken weiter zu ordnen Er wollte nicht zu sehr ins rechtliche abdriften, immerhin ging es hier um eine Wahl. "Ich verstehe also die ganze Aufregung nicht. Auch wenn genau diese vom Kollegen Octavius Detritus sicher beabsichtigt war."

  • "Laut der Lex Octavia et Aelia de administratione regionum Italicarum, Absatz III de administratione imperatoria, darf ich als Curator Rei Publicae Klagen gegen die städtischen Magistraten vor das Kaisergericht bringen. Ich reichte also direkt eine Anklage ein, die von den kaiserlichen Juristen nun bearbeitet wird und damit ist die Wahl also schon blockiert.


    Die Argumentationen des Decimus verstand der Octavier nicht so ganz, naja die Zeit in den germanischen Provinzen hatten dem Stier von Tarraco anscheinend nicht gut getan.

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