Lager bei Edessa - Licinus feiert seine Beförderung

  • Sie hatte eine interessante Geschichte und während Licinus einige Scherben an der Zeltecke platzierte (morgen früh würde er einen der jüngeren milites bitten sie zu entsorgen) regte sich in ihm sowohl Mitleid für ihren Verlust, als auch große Sympathie für ihre Meinung über das daheim sitzen bleiben.


    "Mein Beileid" sagte er, der kein Meister großer Worte war schlicht, als sie von ihrem toten Gemahl sprach.


    "Das du einiges besser organisieren kannst, als die Burschen kann ich mir dann gut vorstellen, du bist schließlich auf deine Weise schon länger in der legio als mancher von ihnen."
    Handelte es sich bei diesen doch in Licinus Vorstellung meist um junge Rekruten, die sich davon einen schnelleren Aufstieg erhofften.


    Als sie dann ihre Frage stellte antwortete er:


    "Nein, auf keinen Fall wollte ich daheim bleiben, allein schon deshalb nicht, weil mir diese meine Kameraden zu einer Art Ersatzfamilie geworden sind, schließlich hatte ich bevor ich hier einigen Mitgliedern meiner Familie begegnete kaum, ja gar keinen Kontakt zu dieser."


    Dann überlegte er:
    "Wenn du die Frage erlaubst: Was machst du eigentlich während wir schanzen, die Zelte aufschlagen, unsere Waffen versorgen etc etc etc?
    Versteh mich bitte nicht falsch, ich will keinesfalls unterstellen, du lägst auf der faulen Haut, aber es dauert doch immer eine Weile, bis ein Lager steht und ich kann mir kaum vorstellen, dass die ganze Zeit für das organisieren eines Feldhaushaltes draufgeht..."
    ... schon gar nichtbei einer so offensichtlich spartanischen Person wie dem tribunus, fügte er in Gedanken an, gleichzeitig befürchtete er sich im Ton vergriffen zu haben, aber die Vorstellung, dass jemand während sie schufteten nichts tat erschien ihm einfach so ... unmöglich. Und so machte er sich schnell wieder an einigen Amphoren zu schaffen um der Verlegenheit zu entgehen.

  • Auf seine Beileidserklärung hin lächelte sie kurz und neigte ihm dankend den Kopf zu - mehr Worte verlor sie nicht darüber, er war ebenso Soldat, und der Tod gehörte zu seinem täglichen Leben ebenso dazu, wie er damals zu ihrem gehört hatte und wieder gehörte. Öffentlich gezeigte Trauer war nichts, das einer römischen matrona allzu lange gut anstand, und ihre Gedanken und Gefühle ihren ersten Mann betreffend hatte sie schon damals eher für sich behalten. "Es geht mir offen gestanden ähnlich wie Dir. Inzwischen fühle ich mich im Feldleben heimischer als in einer casa, und wenn ich eine Weile an einem Ort bleibe, überkommt mich wieder die Sehnsucht nach der Ferne, nach dem Unbekannten, nach dem Abenteuer. Das ist sicher für eine Frau ungewöhnlich, und die wenigsten, die ich kenne, schätzen es, ihre Bequemlichkeit gegen neue Eindrücke einzutauschen, aber ... ich würde es nicht anders haben wollen." Die Ordnung eines Feldlagers war übersichtlich, die täglichen, immer gleichen Rituale ließen sie eine vertraute Umgebung haben, und mehr brauchte sie im Grunde nicht, solange ihr Verlobter auch da war.


    "Nun, ich kümmere mich um die Errichtung des Lagers für den legatus - und dann gibt es immer eine Menge an haushaltlichen Sachen, die zu erledigen sind. Die Wäsche, die Kleidung zu flicken - Soldatenkleidung geht unglaublich schnell kaputt - das Kochen, wenn es Verletzte gab, helfe ich im valetudinarium mit, sie zu versorgen, wie es sich gehört, und wenn sich der Tag irgendwann neigt, bin ich an der Seite meines Verlobten und sorge dafür, dass er sich einige Stunden der Ruhe gönnt, denn würde ich nicht darauf achten, ich wüsste wohl, er würde sich in seiner Pflicht irgendwann aufreiben, so sehr lebt er für die legio I. Vielleicht ist es für einen Mann, der nie einen Haushalt geführt hat, schwer zu verstehen, wieviele Aufgaben auch nur ein einfaches Leben bereithält, aber ich kann Dir sagen, je einfacher man leben muss, und gerade wie hier in der Wüste, desto schwerer wird es, die Dinge zu erhalten, die man braucht, und den Standard aufrecht zu erhalten." Natürlich, wie sollte er auch wissen, wieviel Zeit eine Frau mit stopfen und flicken verbrachte, wie lange es mit bescheidenen Mitteln dauern konnte, eine schmackhafte Mahlzeit zuzubereiten, die auch noch nahrhaft war - die weniger offensichtlichen Tätigkeiten wurden allzu leicht vergessen, nur weil man nicht mit einer Schaufel in der Hand herumstand.

  • Licinus musste schmunzeln, was man in dem schummrigen Licht der Fackeln und des niedergebrannten Feuers aber Mars sei Dank nicht sah: Soldatenkleidung ging schnell kaputt, ja da würde ihn aber interessieren wie lange die normale Kleidung den Strapazen die die Militärtuniken jeden Tag überstehen mussten standhalten würden.
    Und dass alle diese Vorgänge so viel Zeit in Anspruch nahmen erstaunte ihn ebenso, mussten die milites doch nach dem Aufbauen des Lagers ebenfalls noch ihre Ausrüstung in Ordnung bringen und sich das Essen zubereiten, zugegebener Maßen dauerte die Zubereitung von Puls nicht besonders lange ;). Kommentieren wollte er all dies aber lieber nicht, vor allem nicht, dass sie den legatus geradezu zwingen musste sich auszuruhen. Aber das passte zu den "Nachtwanderungen" bei denen dieser schon des öfteren Licinus auf der Wache begegnet war.


    "Nun, der Standard von unserem Soldatenessen ist nicht allzuschwer zu halten" grinste er nach Helenas letztem Satz, "Puls ist nicht allzuschwer herzustellen, wenn man Getreide und etwas Wasser hat. Mit den Geschmacksverbesserern sieht es auf dem Feldzug schon weniger üppig aus als noch in der castra in Italia, aber was will man hier schon erwarten, vor allem, wenn die Parther alle Vorräte vernichten."
    zuletzt war ihnen sogar das wasser knapp geworden, aber daran wollte Licinus heute Abend dann doch lieber nicht erinnert werden.

  • Für einige Momente lang schwieg die Iulierin und hantierte nur mit den Krügen weiter. Es war seltsam, in einer so weiten Ferne auf einen Verwandten zu treffen, den sie zuvor niemals kennengelernt hatte, und erkennen zu müssen, dass er zum sympathischeren Teil der Familie gehörte. Auch wenn sie noch nicht allzu viel miteinander gesprochen hatten, so wusste sie doch, dass sie Iulius Licinus mochte - in solchen Dingen hatte sich Iulia Helena stets auf ihren Instinkt verlassen und war darob nie getäuscht worden.
    "Das ist wahr - gerade frische Früchte, frisches Gemüse, mit dem man den puls ein bisschen aufwerten kann, bekommt man hier nur sehr schwer, und ich muss auch sagen, das parthische Gemüse scheint mir im Vergleich zum römischen als etwas kümmerlich. Aber man sollte nicht beklagen, dass die Dinge, die man bekommt, kleiner gewachsen sind, besser ist es jedenfalls, als gar nichts zu bekommen, wir müssen zumindest nicht hungern oder gänzlich alles entbehren. Spätestens wenn die nächste Stadt erobert ist, dürfte sich die Varianz der Nahrung wieder verbessern."


    Sie klang recht sachlich, und man hätte meinen können, sie verbrächte viel Zeit damit, Feldzugsstrategien zu erörtern, so unweiblich schien die Reduktion einer Stadteroberung auf ein sich damit ergebendes Faktum - dass man eben sehr leicht an mehr Nahrung kam, wenn eine Stadt erst einmal gefallen war. Leicht lächelnd blickte sie zu ihrem Verwandten und betrachtete ihn einige Augenblicke lang. Ja, eine vage Ähnlichkeit mit ihren Brüdern bestand, die Kinnlinie, die bei vielen Iuliern sehr energisch ausfiel, war auch bei Licinus zu erkennen und in jener Weise geformt, die sie zu schätzen wusste. Wenn der Krieg erst einmal vorbei war und er den entsprechenden Rang erreicht hatte, würde es sicher interessant werden, für ihn eine gute Frau zu finden.
    "Gefällt Dir das Leben bei der legio?"

  • Je länger Licinus mit Helena sprach desto beeindruckter war er. Nachdem was er aus ihrem Mund hörte und von den älteren Veteranen aufgeschnappt hatte, überschaute sie die logistische Leistung einer Feldzugsplanung besser als einige der tribunen. Wobei ihm wieder mal aufkam, dass die prima in der Beziehung offensichtlich Glück gehabt hatte. Wenn man den Soldaten der anderen legiones zuhörte...


    Dann war es erst mal an Licinus innezuhalten und nachzudenken: Gefiel ihm das Leben in der legio? Nach einigen Augenblicken setzte er zur Antwort an.


    "Ja, das Leben in der legio gefällt mir. Sicherlich ist es nicht immer angenehm, vor allem jetzt im Krieg nicht, im Gegenteil ist es häufig anstrengend und Kraft raubend, im Moment sogar äußerst lebensbedrohlich.
    Aber das Leben hier schweißt zusammen. Tatsache ist, dass ich noch nie so gute Freunde gefunden habe wie hier und diese, wie auch die negativeren Auswirkungen nicht gänzlich missen möchte, da diese einem zeigen, was man kann und wo man an sich arbeiten muss."

  • Als er von seinen neu gefundenen Freunden sprach, lächelte sie etwas und nickte dann sinnierend. Wenn man ein gemeinsames Ziel hatte, war es leicht, sich zu helfen, sich beizustehen, und die eigenen Interessen für eine Weile zu vergessen - wahrscheinlich funktionierten die Legionen deswegen so gut. Sie nahm einem Mann nicht den Individualismus, aber sie ersetzte doch einen Teil seiner persönlichen Ziele durch ein gemeinsames Ziel, auf das sich zu konzentrieren leichter fiel. Alles andere trat dahinter zurück.
    "Was wirst Du tun, wenn Du erst einmal Deinen Dienst abgeleistet hast? Hoffst Du auf eine Frau und Kinder? Oder weisst Du das heute noch nicht? So viele Veteranen kehren zur legio zurück, obwohl man doch glauben möchte, sie seien des Kampfes müde und der Kriege leid - aber ich habe einige Männer kennengelernt, die sagten, sie könnten im Leben der Zivilisten wenig von dem finden, was sie wirklich fordern würde, dass sie sich ohne die legio langweilen würden. Geht es jedem so?"
    Auch das war einer der Punkte, die sie immer erstaunt hatten, wie man freiwillig nochmal zwanzig Jahre wandernd, kämpfend und schwitzend an den Grenzen des imperiums entlang ziehen konnte, und dies schöner zu finden vermochte als ein ruhiges Familienleben.


    Sim-Off:

    Auwei, sorry für die laaange Wartezeit ... zu lange mit dieser ID nicht online, eindeutig!

  • Puh, das war eine Frage.


    "Also, ehrlich gesagt, ich habe mir noch nie Gedanken über ein Leben nach meinem Dienst gemacht. Aber dafür habe ich ja auch noch mindestens 19 Jahre Zeit ;).


    Ich glaube nicht, dass sich jeder ohne die legio langweilen würde, aber viele hier haben ihr ganzes Leben lang nichts anderes gekannt, als das tägliche Programm, das wir auferlegt bekommen, wenn das dann auf einmal nicht mehr da ist weiß man unter Umständen wirklich nicht mehr, was man den ganzen Tag tun soll. Von daher kann ich mir vorstellen, dass sie nach ihrer Pflichtzeit weiterdienen wollen. Zumindest die einfachen milites. Bei den Offizieren, nun, die werden sicherlich einen Posten in der Verwaltung finden können, auf dem sie sich austoben können."


    Schließlich merkte Licinus, dass schon der eher bescheidene eines tesserarius eine Menge Verwaltungsarbeit beinhaltete.


    "Die Kampfesmüdigkeit, nun, ich bin sicher noch nicht lange genug dabei um das beurteilen zu können, aber ich glaube man stumpft mit der Zeit schon ab. Und außerdem befinden sich die legiones ja nicht andauernd im Krieg."


    Licinus ließ seinen Blick über die Erde schweifen, anscheinend hatten sie alles weggeräumt, was von der kleinen Feier zeugte, wie spät mochte es sein? Wann wurden denn endlich mal Uhren erfunden, die auch nachts funktionierten?!




    Sim-Off:

    keine Ursache, würde nur vorschlagen, das langsam zu beenden, bevor wir uns wieder ummelden
    edit: signatur angepasst

  • Sie schmunzelte etwas, als er seine vor ihm liegenden neunzehn verbleibenden Jahre erwähnte, um dann in den dunkel gewordenen Himmel zu blicken. Die Nacht war sternenklar, und man konnte die vielen Lichter der Sterne hell am Firmament blitzen sehen, eigentlich ein wunderschönes Naturschauspiel, doch an die meisten Legionäre zweifelsohne verschwendet, die von ihrem Tagewerk müde waren und nun froh um jede ruhige Stunde in ihren Zelten ruhten.
    "Neunzehn Jahre hast Du noch und bist schon signifer? Das kann man nur eine Blitzkarriere nennen, ich sehe es kommen, wenn Du noch fünfzehn Jahre übrig hast, bist Du bereits Kaiser," sagte sie mit einem amüsierten Zwinkern in seine Richtung. Natürlich war es fast unmöglich, auf diese Weise aufzusteigen und nach dem Thron zu greifen, aber auch Flavius Vespasianus war erfolgreicher Armeekommandant gewesen, bevor er sich die Kaiserwürde hatte aneignen können, warum nicht auch der Weg vom einfachen Soldaten hinauf an die Spitze? In Rom war vieles möglich, und in der legio konnte ein Mann viele Freunde gewinnen.


    "Glücklicherweise verfolgt uns der Krieg nicht beständig. Wenn ein Mensch nur Kampfeslärm und Blut sehen muss, andauernd, zerbricht er wohl recht früh und es bleibt nichts von ihm zurück," überlegte die Iulierin und seufzte dann. "Glücklicherweise sind die Zeiten des Bürgerkriegs längst vergangen, auch wenn sie ungleich ruhmreicher für unsere gens waren als die heutigen Tage." Dann, sogleich in die Realität zurückkehrend, fügte sie an: "Ich denke, wir haben alles sauber gemacht, oder siehst Du noch etwas, das wir vergessen haben könnten?"

  • "Ja, das ist wahr, ich bin die Karriereleiter schnell aufgestiegen, aber so hoch zieht es mich dann doch nicht" zwinkerte Licinus zurück
    "Wenn ich vielleicht in ein paar Jahren die primi ordines erreiche, reicht mir das auch denke ich. Aber auch das bedarf harter Arbeit"


    "Ja, das ist wahrhaft ein gutes Schicksal. Ich hoffe, dass ich niemals in einem Bürgerkrieg kämpfen muss. Ehrlich gesagt kann ich mir nichts schrecklicheres vorstellen, für meine Militärzeit."


    Anscheinend wollte Helena die Konversation beenden. Licinus war es Recht, war er mittlerweile doch sehr müde und hoffte diese Nacht noche etwas Schlaf zu finden.


    "Nein, ich sehe auch nichts mehr. Ich danke dir, dass du gekommen bist, es hat mich gefreut dich kennen zu lernen." verabschiedete sich Licinus und reichte ihr die Hand.

  • Sie ergriff seine Hand mit einem warmen Lächeln - sie hatte zwar gehofft, sich mit diesem zuvor unbekannten Verwandten zu verstehen, aber es war dann doch angenehmer geworden als erwartet - und drückte sie sanft. "Gerne - es war schön, Dich kennenzulernen, Licinus, und ich würde mich freuen, wenn Du auch mich besuchen würdest, wo ich zu finden bin, weisst Du ja." Selbst betrunken konnte man wohl kaum die Mitte des Lagers verfehlen, in der sie mit ihrem Verlobten lebte, in sofern hatte die strikte Ordnung der Legionen durchaus einen sehr praktischen Sinn. Wäre sie Trinkerin gewesen, hätte sie sicherlich noch mehr positives an der vorhandenen Ordnung gefunden.
    "Ich wünsche Dir eine gute Nacht, Licinus - und auf bald!" Damit ließ sie seine Hand los und wandte sich ab, das Lächeln noch immer auf den Lippen, während sie sich langsam auf den Rückweg zu den Zelten machte, in denen sie wahrscheinlich schon vermisst wurde.

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