Edessa - Es wird requiriert! oder: So sieht man sich wieder

  • Jetzt endlich grinste er nicht mehr, der Parther. Ich sah auf ihn hinunter - auf den in der Bewusstlosigkeit erschlafften Körper, auf die Platzwunde an der Schläfe - und verspürte einen Anflug von Unglauben, dass tatsächlich ich es gewesen war, der den Parther Ziaar, diesen furchterregenden Feind, letztendlich niedergestreckt hatte! (Naja, nicht allein, aber trotzdem.) Ich fesselte ihm die Hände und Füsse, durchsuchte ihn nach Waffen, und hob den Säbel, der ihm entfallen war, vom Boden auf. Der war schön! Die Klinge schimmerte in einem fliessenden Wellenmuster, Griff und Parierstange waren prunkvoll verziert, und die Scheide, die ich Ziaar gleich mit abnahm, war mit Goldfäden durchwirkt. Eine nette Revanche für mein geklautes Gladius, und eine schicke Trophäe um sie in der Casa Decima an die Wand zu hängen, auf jeden Fall.
    Dasius und ich machten uns natürlich gleich auf, um den Schützen auch noch zur Strecke zu bringen. Schildgedeckt, das blanke Schwert in der Hand, huschten wir durch das Haus, fanden eine Treppe, und tasteten uns, zügig aber vorsichtig, immer so von Ecke zu Ecke (wie es sich gehört) durch die Zimmer des Hauses vor. Prunkvolle Gemächer waren das. Schliesslich erblickten wir den Schützen, der sich oben auf der Balustrade die um den Innenhof herumführte postiert hatte. Er sandte uns einen Pfeil entgegen, der blieb aber in Dasius' Schild stecken, dann schwang er sich gelenkig aufs Dach hinauf, sprang aufs angrenzende Gebäude und hastete davon. Wir verfolgten ihn ein Stück, verloren ihn aber, schwergerüstet wie wir waren, schnell aus den Augen.
    So kehrten wir zu den anderen zurück, und mit Erleichterung sah ich, dass Musca wieder wohlbehalten im Kreise seiner Kameraden stand.
    "Wir haben ihn leider nicht erwischt, er ist über die Dächer abgehauen.", meldete ich Sparsus.


    "Armer Verax.", murmelte Musca, suchte eine Decke und schlug den Leichnam darin ein, um ihn mitzunehmen.
    "Dafür werden sie büssen!", grollte Silio, und versetzte den beiden Gefangene ein paar kräftige Fusstritte. "Ab ans Kreuz mit dem Schweinepack!"
    "Nein", protestierte ich, und zeigte auf Ziaar, "der da gehört mir! Das ist der Sklave den ich neulich gekauft habe, nach der Schlacht. Der mir gleich wieder, naja, ausgebüxt ist. Den will ich behalten, der kommt nicht ans Kreuz."
    "Später. Jetzt verschwinden wir erst mal.", beendete Musca diese Diskussion. Unbehaglich rieb er sich den Nacken. "Nicht dass hier gleich noch mehr von diesen Widerständlern aufkreuzen."
    Und so geschah es. Wir trugen den Toten und die Gefangenen hinaus, legten sie quer über den Rücken der Mulis, und luden schnell auch noch die Vorräte, die wir gefunden hatten, auf. Der Händler hatte sich wohlweislich aus dem Staub gemacht. Der seltsame Grieche, der mit dem Apfel, schien von den ganzen Ereignissen ziemlich mitgenommen zu sein, und ich hatte den gänzlich un-soldatischen Impuls mich bei ihm zu entschuldigen.
    ~"Ähm, verzeih bitte den ganzen Aufruhr,"~ setzte ich verlegen an, ~"mein Kamerad hat das wirklich nicht so gemeint, vorhin, wirklich. Er war bloss ein bisschen nervös."~
    Ein letztes mal blickte ich durch den Verkaufsraum, wo Trümmer und Blutschlieren mit zermatschtem Apfel auf dem Boden ein makaberes Stilleben bildeten.
    ~"Wir tun ja nur unsere Pflicht, für unseren Kaiser und für das Imperium..."~, sagte ich leise, wobei das wieder einer dieser Moment war, in denen ich mich fragte: was zum Henker haben wir hier eigentlich verloren? Auf der Kiste neben dem Griechen liess ich einen grossen roten 'requirierten' Granatapfel liegen, so als notdürftige Geste der Entschädigung falls er wollte, drehte mich dann um und ging hinaus zu den anderen. Durch Strassen in denen die Sonne flirrte und waberte verliessen wir Edessa und kehrten zurück zur Castra. Schweigend und bedrückt und ein Mann weniger als auf dem Hinweg.



    ~ ~ ~ ~ ~



    Es war am darauffolgenden Tag. Verax' Leichnam war gestern noch verbrannt worden, am Abend. Und nicht weit von seinem Scheiterhaufen, in Sichtweite unserer Zelte, hatte man den zweiten Rebellen, den wir gefangen hatten, wie zu erwarten ans Kreuz geschlagen. Ein mieser Drecksparther war er nur gewesen, aber sein Leiden war doch zum Göttererbarmen gewesen. Naja, als wir bei Morgengrauen vom üblichen Schmettern der Cornicen geweckt wurden, war er jedenfalls endlich tot. Ein Geier hockte oben auf dem Kreuz, mit Fleischfetzen im Schnabel, einer von diesen hässlichen, schwarzen, buckligen Unglücksboten, die sich auch über den (noch lebendigen) Centurio hatten hermachen wollen, in den Hügel als wir nachts überfallen wurden. Schaurig, diese Tiere.


    Was Ziaar anging, so war es mir zum Glück gelungen, Sparsus und meine Contubernales davon zu überzeugen, dass der MIR gehörte, deshalb hatten wir ihn nicht als "Rebellen" zur Kreuzigung abgeliefert, sondern als "Sklaven" in einen der Käfige für die Gefangenen gesteckt. Er war noch sehr benommen gewesen, am Vortag, trotzdem hatten wir ihm die Fesseln nicht abgenommen, nur ein bisschen gelockert damit ihm nicht die Hände und Füsse abstarben. Die Kopfwunde hatte ich ihm gesäubert und mit einem Stoffstreifen verbunden, und ich hatte ihm auch eine Decke gegen die Kälte übergelegt. Ich hoffte, dass die Kopfverletzung nichts ernstes war, denn schliesslich wollte ich ihn noch als Sklaven.
    Am liebsten hätte ich ihn als Knecht für unser Contubernium behalten, ich stellte mir das wunderbar vor, jemanden zu haben, der für uns das Korn mahlte, und das Wasser holte, und überhaupt so lästige Arbeiten übernahm. Ich brachte die Sprache darauf, als wir alle verschlafen herumsassen und unseren Morgen-Puls assen. Aber Musca erlaubte es nicht, und als Contuberniumsältester hatte er da leider ein Wörtchen mitzureden.


    "Das geht nicht", meinte er bestimmt, "die Offiziere wollen das nicht. Verstehst Du, Serapio, sie haben einfach etwas dagegen dass wir die Arbeit an andere abgeben. Die sind der Meinung Arbeit ist ein Grundpfeiler der Disziplin. Legionäre die ständig schuften müssen, die kommen gar nicht auf dumme Gedanken. Müssiggang ist aller Laster Anfang, besonders bei Soldaten - glauben jedenfalls die Offiziere. Deshalb auch die Strafen wenn sie uns dabei erwischen würden wie wir unser Korn im Trosslager gegen fertiges Brot eintauschen. - Ausserdem, so ein wilder Parther, das ist doch sowieso eine Schnapsidee. Wovon willst du ihn überhaupt ernähren? Du kannst ihn nicht hierbehalten."
    Basta. Ich seufzte geknickt. Den Gefangenen wollte ich nicht hergeben! So einen exotischen Krieger zu besitzen, das war doch sowas von angesagt, einfach ein tolles Prestigeobjekt! Jedenfalls in Rom. Vielleicht sollte ich ihn Lucilla schicken? Aber bei so Sklaventransporten starben die armen Sklaven ja wie die Fliegen, das war mir eigentlich zu riskant. Was sollte ich nur mit ihm anfangen?
    "Vielleicht..." überlegte ich, "vielleicht sollte ich ihn einfach dem Centurio überlassen. - Während des Feldzuges jedenfalls..."
    "Willst Dich wohl einschmeicheln!", versetzte Rupus grob.
    Aber Musca sah das ganz pragmatisch.
    "Es ist nie verkehrt, sich mit dem Centurio gut zu stellen.", bemerkte er weise. Und da hatte er recht.


    Jedenfalls wollte ich den Gefangenen nicht verhungern lassen. Ich füllte eine Holzschale mit warmem Puls, und eine Kanne mit Wasser, und ging ein Stück, bis zu dem Käfig. Es war nur einer von vielen, er stand neben einem Maultierpferch, am Rande irgendwelcher Vorratslager-Zelte, und war leer bis auf Ziaar. Vor dem Käfig blieb ich stehen und blickte den Parther nachdenklich an. Sesterzen hin oder her, womöglich wäre es doch besser (und vor allem sicherer!) ihn einfach auch als Rebellen hinrichten zu lassen? Es war ein komisches Gefühl, so über einen anderen Menschen entscheiden zu können. Stumm beugte ich mich vor und schob ihm Essen und Wasser durch die Gitterstäbe hindurch.

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  • Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    [...] Der Händler hatte sich wohlweislich aus dem Staub gemacht. Der seltsame Grieche, der mit dem Apfel, schien von den ganzen Ereignissen ziemlich mitgenommen zu sein, und ich hatte den gänzlich un-soldatischen Impuls mich bei ihm zu entschuldigen.
    ~"Ähm, verzeih bitte den ganzen Aufruhr,"~ setzte ich verlegen an, ~"mein Kamerad hat das wirklich nicht so gemeint, vorhin, wirklich. Er war bloss ein bisschen nervös."~
    Ein letztes mal blickte ich durch den Verkaufsraum, wo Trümmer und Blutschlieren mit zermatschtem Apfel auf dem Boden ein makaberes Stilleben bildeten.
    ~"Wir tun ja nur unsere Pflicht, für unseren Kaiser und für das Imperium..."~, sagte ich leise, wobei das wieder einer dieser Moment war, in denen ich mich fragte: was zum Henker haben wir hier eigentlich verloren? Auf der Kiste neben dem Griechen liess ich einen grossen roten 'requirierten' Granatapfel liegen, so als notdürftige Geste der Entschädigung falls er wollte, drehte mich dann um und ging hinaus zu den anderen. [...]


    Leicht paralysiert und steif erhob sich Diagoras und kam aus seiner Ecke hervor. Ihm war zwar nicht klar, was hier genau passiert war, aber er war auch nur Zuschauer gewesen, Zuschauer in einem fremden Land, aber die Sprache der Gewalt und des Todes war überall dieselbe, die verstand man auch ohne Worte.


    Mit dem Parther waren die Soldaten schließlich abgezogen, so ziemlich das chaotischste Chaos hinterlassend, das Diagoras, der noch keine Soldaten in Aktion erlebt hatte, sich vorstellen konnte. Ob das zu ihren Pflichten gehört? Erwartet das Imperium, erwartet der Kaiser, daß seine Soldaten ein solches Durcheinander anrichten und hinterlassen? Die Logik des Krieges war ihm schon in der Theorie immer fremd gewesen, jetzt, in der Praxis sah es nicht anders aus.


    "Gepriesen seist Du, Herr unser Gott, wenn es Dich gibt", deklamierte Diagoras für seine Rettung, schließlich hätte er das Schicksal seiner Äpfel teilen können. Bei diesem Gedanken faßte er den rosa-roten Granatapfel, der auf dem braunen lehmigen Boden sich vertraut abhob, näher ins Auge. Den hatte der eine Soldat für ihn zurückgelassen. Diagoras hob ihn auf, polierte ihn liebevoll mit einem Ende seines Umgangs. Dann wandte er sich zu seiner Kiste, klappte den Deckel auf, begutachtete mit einem erleichterten Seufzer den Inhalt, war den Deckel wieder zu, griff nach dem Henkel und schleifte die Kiste hinter sich her ans Licht.


    Den Granatapfel hielt er weiter mit seiner Hand vor der Brust umklammert.


    Etwas derangiert, aber um Erfahrungen - und vielleicht einen unbekannten Freund - reicher, verließ Diagoras die Stadt Edessa 'gen Norden ...

  • Kopfschmerzen. Das war das Erste was Ziaar durch den Kopf ging als er in einem kleinen Pferch wieder zur Besinnung kam. Er besah sich die traurigen Gestalten um ihn herum in den anderen Käfigen, alles Sklaven und einer verbitterter als der andere. Mehr Vieh als Mensch.


    Kopfschmerzen. Das war immernoch das vorwiegende Gefühl. Doch langsam wurde es überrannt von den Erinnerungen des letzten Tages. Oh bei Ahura Mazda! Dann doch lieber Kopfschmerzen. Beschämt, von so einem kleinen Scheisser ausgeknockt worden zu sein. Doch er lebte noch, im Gegensatz zu seinen Freunden. Zumindest sah er keinen hier im Pferch. Ein Kopfschütteln eines "Nachbarn" auf die Frage, ob hier noch Andere mit ihm hereingekommen waren, bestätigte seine Vermutung nur. Als er sich nochmals umsah, in der Hoffnung ein bekanntes Gesicht zu sehen, sah er tatsächlich eines. Den jungen Dezimuus Seraapioh, oder wie der auch immer geheißen haben mag. Oh ihr Götter, von all den Römern auf Erden muss genau der hier sein?!
    Langsam bewegte sich der junge Römer auf ihn zu und hockte sich zu ihm vor seinem Pferch.


    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    Jedenfalls wollte ich den Gefangenen nicht verhungern lassen. Ich füllte eine Holzschale mit warmem Puls, und eine Kanne mit Wasser, und ging ein Stück, bis zu dem Käfig. Es war nur einer von vielen, er stand neben einem Maultierpferch, am Rande irgendwelcher Vorratslager-Zelte, und war leer bis auf Ziaar. Vor dem Käfig blieb ich stehen und blickte den Parther nachdenklich an. Sesterzen hin oder her, womöglich wäre es doch besser (und vor allem sicherer!) ihn einfach auch als Rebellen hinrichten zu lassen? Es war ein komisches Gefühl, so über einen anderen Menschen entscheiden zu können. Stumm beugte ich mich vor und schob ihm Essen und Wasser durch die Gitterstäbe hindurch.


    Ach du Scheisse, kannst du mir nicht einfach eine reinhauen, oder mich ans Kreuz schlagen?! dachte sich Ziaar. Das wäre ihm um einiges lieber gewesen als dem Hundesohn sein Leben zu verdanken. Oder wollte es die große Göttin nicht anders? Aber womit hatte er das verdient? Er war immer ein treugläubiger Mensch gewesen und hatte keine Sekunde gezögert Ungläubige zu töten! Er hatte Familie, zwei kleine Söhne und beiden hatte er den Glauben an Ahura eingebläut. Sollte er jetzt durch ihren Willen ein Leben als Skalve eines Römers führen?


    Langsam nahm er das Essen des Römers entgegen. Gar nciht mal so übel schoss ihm durch den Kopf, als er mit den Fingern eine Kleinigkeit kostete. Naja, etwas Muskat könnte noch ran. Oh Gott, als ob er keine anderen Probleme hätte. Er blickte zu dem Römer wandte sich dann jedoch lieber den Wasser zu. Das Essen tat gut. Wenn er noch ein bisschen mehr davon bekam wäre er sicher wieder kräftig genug um zu verschwinden. Oder wollte es Ahura wirklich nciht anders? Immerhin hatte er sein Leben verschont. Und er brachte ihm Essen. Wollte ihn Ahura Mazda nur prüfen? Ziaar schaute den Römer forschend an, in der Hoffnung irgendetwas deuten zu können. Vergeblich, aber er war ja auch kein verfluchter Priester. So blieb ihm vorläufig nichts anderes übrig, als zu warten, was der Römer mit ihm vorhatte.


    Sim-Off:

    wer Rechtschraaibfähler findet darf sie behalten

  • Zum ersten Mal, seit der Nacht nach der Schlacht in der ich mit dem Parther Ziaar zusammengetroffen war, konnte ich ihn mir mal in aller Ruhe ansehen. Das tat ich dann auch, während er den Puls verspeiste, ich sah ihm zu, etwa so wie ich früher gerne dem Panther im Käfig in den Horti Luculliani bei der Fütterung zugesehen hatte, und machte mir Gedanken was ich mit ihm anstellen sollte. Er wirkte gleichmütig, stolz, trotz seiner aussichtslosen Lage, das fand ich ziemlich beeindruckend, zugleich reizte es mich aber auch, ihn mal ohne diese hochmütige Gelassenheit zu sehen. Ich meine - er war besiegt! Gefangen! Mein Sklave! Trotzdem aß er den Puls mit einer Miene als würde er eine Feinschmecker-Cena chez Pollux goutieren... (Das war jedenfalls meine Assoziation.)
    Ich räusperte mich und sagte mit feindseliger Stimme: ~"Du und Deine Spiessgesellen, ihr habt gestern einen Kameraden von mir getötet. Heimtückisch. Siehst Du das Kreuz da drüben?"~
    Mit ausgestrecktem Arm wies ich über die Zelte hinweg, deutete auf das Kreuz mit den Überresten eines der anderen Aufrührer, dass sich ein Stück ausserhalb des Lagers erhob. Der Geier hatte sich inzwischen davongemacht, war wohl sattgefressen, und kreiste erstaunlich elegant hoch oben im klaren, zartblauen Morgenhimmel.
    ~"Wenn Du nicht mein Sklave wärst, wärst du jetzt auch Futter für die -"~ Mist, wie sagt man 'Geier' auf Griechisch?! ~"...Fleisch-Fresser-Vögel!"~
    Konnte nicht schaden, ihm das unter die Nase zu reiben. Ich fuhr mir über den verkrusteten Schnitt an der Wange - unterdrückte den Impuls zu kratzen - und fixierte den Parther mit schmalen Augen.
    ~"Ich lasse Dich nach Rom bringen."~, beschloss ich dann spontan. Ihn auf dem Feldzug mitzuschleifen... nun ja, er sah einfach nicht so aus als würde er sich mitschleifen lassen. Musste ich halt das Risiko mit dem Transport eingehen. Aus Rom zu fliehen, Tausende von Meilen von seinem Land, das würde ihm dann sicher schwerfallen.
    ~"Rom."~ wiederholte ich, wie einen Urteilsspruch. ~"Und da wirst Du meiner Familie dienen."~
    Geschah ihm recht! Und meine Lieben zu Hause, energisch wie sie waren, würden ihn bestimmt bändigen können. (Ausserdem konnten sie dann gleich mit eigenen Augen sehen, was für einen gefährlichen Feind ich zur Strecke gebracht hatte!)

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  • Während der Römer erzählte aß Ziaar in aller Ruhe seinen Puls. Viel zu viel ging ihm durch den Kopf. Sollte er wirklich der Sklave dieses Römers werden? Gut, er hatte sein Leben gerettet und ihn vor der Kreuzigung bewahrt. Aber jedes letzte Fünkchen Ehre sträubte sich dagegen, das auch nur ansatzweise an zu nehmen.


    Er blickte kurz zu dem Kreuz, auf das der Dezimuss zeigte. Üäh, na lecker dachte sich Ziaar, achtete aber dabei darauf, das nach Möglichkeit keinerlei Gesichtsregungen zu erkennen waren. Ziaar verspürte ein seltsames Mischgefühl aus Hass, Schuld, Scham und Dankbarkeit. Der Göttin sei dank brabbelte der Römer gleich weiter, wodurch Ziaar nicht weiter gereizt wurde, irgendetwas zu erwiedern. Am Ende schleuderte er de mRömer noch Begriffe an den Kopf und landete doch noch am Kreuz.


    Als dieser dannn weitererzählte klappte Ziaar fast der unterkiefer runter. Rom?! Dieser Elende ... Was sollte er denn in Rom. Seiner Familie dienen? Ohh ihr Götter, was habt ihr mit mir vor? Der will mich wirklich als Tellerwäscher für seine Familie haben. Ziaar sackte etwas zusammen. Das war langsam zuviel der Demütigungen. Die Götter mussten ihn wirklich hassen. Und falls es doch eine Prüfung sein sollte, dann war es eine verdammt harte. Zuhause hatte er Vermögen gehabt. Vieh, Land und was man alles zum Leben brauchte und nun sollte er der Skalve einer römischen Familie werden! Ziaar nahm erstmal einen großen Schluck aus der Wasserkanne. Rom, der einzige Ort, an den kein Parther hinwollte (außer vielleicht in einem Triumphzug) und genau dahin schickten ihn die Götter nun. Ziaar war sich immernoch uneins was er von der ganzen Sache halten sollte. Er verdankte dem Römer sein Leben. War es seine Aufgabe dies zu vergelten? Oder sollte er anch Rom um an der Familie des Römers Vergeltung zu üben? Am liebsten wäre ihm ja die letztere Möglichkeit, aber bei dem Glück, was er in letzter Zeit hatte, sollte er wahrscheinlich die Tat des Römers ausgleichen. Er brauchte einen Priester, der ihm weiter half. Ach Scheiß auf Priester, er brauchte eine Eingebung! Den Römer nicht weiter beachtend lehnte er sich an die Stäbe und schaute nach oben zum Himmel, in der Hoffnung irgendetwas ablesen zu können. Nichts... außer Geier, oder auch Fleisch-Fresser-Vögel ... ganz unweigerlich musste er schmunzeln, obwohl die Situation eigentlich alles andere als zum schmunzeln war.


    Sim-Off:

    Edits vorbehalten , bei Unzufriedenheit PN an mich

  • Ha! Wie es schien hatte meine kleine Ansprache ihre Wirkung nicht verfehlt. Zwar hüllte sich der Parther weiterhin in hochmütiges Schweigen, aber als ich 'ROM' sagte, da sah er nicht mehr so gänzlich unbeeindruckt wie zuvor aus. Ja, ROM, das war eben das Zauberwort, das Barbaren in aller Welt zuverlässig in Angst und Schrecken versetzte.
    "Rom...", sagte ich noch mal, und wünschte mir in dem Moment sehnlich ich könnte einfach dem Krieg den Rücken kehren, und nach Hause gehen. Ich erhob mich, streckte mich und legte mir die Hand in den Nacken, bewegte den Kopf langsam nach rechts und nach links bis es knackte. Wie schön wäre es, mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen... Aber wie um mich wachzurufen aus diesen Träumereien bliesen in dem Moment die Tubae und Cornicen zum morgendlichen Antreten. Der Parther schien seinen Gleichmut wiedergefunden zu haben, er blickte zum Himmel und lächelte unergründlich vor sich hin. Ich zögerte kurz, dann wandte ich mich ab, und marschierte wieder davon, sputete mich, um noch rechtzeitig zum Morgenappell zu kommen.


    Den ganzen Tag, während ich Wache schob und stupide Arbeiten erledigte, ging mir dieser Parther im Kopf herum. Ich schwankte zwischen der Wut auf diesen Feind, dem Wunsch mich zu rächen dafür dass er mir in der ersten Nacht so einen gewaltigen Schrecken eingejagt hatte, dem Zorn auf seinen Kumpan der Verax abgeschossen hatte, der Trauer um Lucullus, der hilflosen Sorge um meinen verschollenen Onkel... und auf der anderen Seite dachte ich auch was wenn ich an seiner Stelle wäre, das muss scheusslich sein in so einem Käfig rumzusitzen, und dann auch noch verschleppt zu werden ans andere Ende der Welt... Aber er hätte sich eben nicht gegen ROM auflehnen dürfen! Ich beschloss hart zu bleiben. Ausserdem - wenn ich ihn freilassen würde, dann würde er uns in der nächsten Schlacht doch bestimmt wieder gegenüberstehen, oder würde die Bevölkerung aufwiegeln, oder Partisanen rekrutieren oder sonstwas. Nein, der musste eindeutig aus dem Verkehr gezogen werden!


    Am Abend schrieb ich nach langem Überlegen und auf-dem-Schreibrohr-kauen ein kleines Briefchen, kratzte meinen Sold zusammen, und überzeugte Rupus und Silio mir bei der Aktion zu helfen, denn ich erinnerte mich an den Aufstand, den der Parther beim Sklavenhändler gemacht hatte und wollte diesmal kein Risiko eingehen! Wir waren zu dritt als wir ihn aus dem Käfig holten, dann bestach ich die Wachen am nächsten Tor damit sie uns rausliessen, machte noch ein paar Besorgungen im Lager des Trosses, und kurz darauf kreuzten wir genau bei dem Sklavenhändler auf, wo ich den Parther zu Anfang der ganzen Geschichte erworben hatte.
    "Salve Miles, aber es gibt kein Recht auf Rückgabe der Ware", begrüsste mich liebenswürdig einer der Herren die mir den Parther verschachert hatten.
    "Ich will ihn nicht zurückgeben - auch wenn ich allen Grund dazu hätte, der Mann ist ein Raubtier! - ich will ihn nach Rom schicken. Aber so dass er auch in gutem Zustand da ankommt, genug zu essen bekommt und nicht gepeitscht wird wenn es nicht unbedingt sein muss, und vor allem nicht unterwegs krepiert. Macht ihr sowas?"
    "Aber sicher. Kostet nur ein bisschen."
    Wir handelten ein Weilchen hin und her bis wir uns einig waren. Die Sache ging echt ins Geld! Aber es ging mir nun mal ums Prinzip. Silio und Rupus hatten solange ein Auge auf den Parther. Dann setzte der Sklavenhändler einen richtigen Überführungs-Vertrag auf, den unterzeichneten wir beide, und ich bezahlte schon mal die Hälfte. Hoffentlich würde der Sklave dann auch da ankommen wo ich wollte!
    Ich übergab dem Händler den Brief und das Paket, das ich mitschicken wollte. Darin war das prächtige Krummschwert, das ich dem Parther abgenommen hatte - ich konnte es ja schlecht mitschleppen in meinem Marschgepäck, ausserdem gehörte es irgendwie zu dem Parther dazu, fand ich- und ausserdem ein Satz farbenprächtiger orientalischer Gewänder komplett mit barbarischen Pluderhosen und ulkigen Schnabelschuh-Stiefeln, denn schliesslich sollte Ziaar angemessen exotisch daherkommen.
    Den Vertrag in der Hand zusammenrollend, trat ich vor den Parther. Zwei Schergen - keine Ahnung ob das auch die selben waren wie in der Nacht, so Schränke eben - übernahmen ihn von meinen Kameraden, aber ich winkte ihnen noch kurz zu warten.
    ~"Diese Leute hier bringen Dich mit der nächsten Karawane nach Antiochia, und dann nach Rom."~ erklärte ich dem Parther, sehr zufrieden damit wie ich das organisiert hatte, ~"Ich hab ihnen gesagt dass sie Dich gut behandeln sollen. Du sollst ausserdem wissen, dass meine Familie nicht ohne Bedeutung ist in Rom."~
    Er sollte ja nicht glauben dass er zu irgendwelchen Kuhhirten käme, denen er auf der Nase herumtanzen könnte, also brüstete ich mich ein bisschen:
    ~"Mein Onkel Meridius ist ein grosser Feldherr. Und Triumphator! Mein anderer Onkel in Rom ist unter anderem Entdecker und hat schon all die eisigen Länder des Nordens bereist. Und meine Tante Lucilla steht persönlich der imperialen Zeitung vor! - Aber ich will vor allem dass Du meiner Schwester Seiana dienst, also wenn sie in Rom sein sollte jedenfalls."~
    Tante Quinta hatte mir da ja sowas geschrieben. Hoffentlich würde Seiana sich freuen, hoffentlich würde sie darin mein schüchternes Versöhnungsangebot erkennen. Gutgebaute Parthersklaven wie Ziaar waren doch jetzt sicherlich der letzte Schrei, das "muss-ich-haben"- Accessoire der Saison sozusagen...

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  • Ziaar war froh als der Römer endlich abzog. Die Wasserkanne ging durch die Gitterstäbe an seinen Zellennachbarn, doch eine Wache kam und beschlagnahmte den Krug um ihn selber zu trinken. In den nächsten Krug würde er reinpinkeln bevor er ihn sich von der Wache klauen ließ.


    Rom, ließ er sich nochmal durch den Kopf gehen, er sollte wirklich nach Rom. Er hatte Berichte von der barabrischen Hauptstadt der Kinderliebhaber gehört. Scheiße überall auf den Straßen, keinerlei Kultur oder Kunst. Da wollte er nicht hin. Wenn er sich an Edessa erinnerte, mit seinen Bädern und seinem eigenen Landsitz ... Das war ein ganz schöner Abstieg.


    Den ganzen Tag über beschäftigte Ziaar sich mit dem Gedanken, dass die Götter ihn nach Rom schickten um der Familie dieses Zerapioh, oder wie der auch immer hieß, zu dienen. Er hatte Zweifel. Wahrscheinlich würde er den ersten Römer, der seinen Weg kreuzte, die Gurgel umdrehen. Nein, nicht so. Er würde seine Schuld bei den Göttern ausgleichen. Das Gebot einfach die Ehre und der Glaube. Sonst endete er noch als so ein barbarisches Pack wie die Römer. Nein, er würde diesem Hund von Römer irgendwie das Leben retten und bis dahin halt ein Leben in Knechtschaft leben müssen, wie es die Götter für ihn vorgesehen hatten. Und sobald diese Schuld erfüllt war, würde er den Römer töten und wieder heimkehren, zu seinem Hof, zu seiner Familie.


    So wehrte er sich nicht das geringste bisschen, als man ihn aus seinem Pferch holte und hörte dem Römer aufmerksam zu, als er ihn seine bedeutende Familie in der Übersicht präsentierte. Aufschneider, Proll, Gott - wie er ih hasste! Aber er würde gute Miene zum bösen Spiel machen müssen. Also nickte er alles artig ab.
    Er hat die Sklaventreiber also angewiesen mich auf der Fahrt gut zu behandeln? Ziaar hatte anscheind doch den richtigen Weg eingeschlagen, wenn ihm hier diese Sonderbehandlung zukommen sollte. Aus den Augenwinkeln schaute er sich die beiden anderen Soldaten an. Der Kleine hatte also dazu gelernt. Gut, er war schon mal nicht so dumm wie er aussah. Was nicht hieß das er clever war... Auch schien er mit ihm ein Paket auf die Reise zu schicken. Ziaar erkannte einen eingepackten Säbel, wahrscheinlich der, den ihm die Familie geschenkt hatte, die ihn damals aufgenommen hate, nach seiner Flucht und noch einigen anderen Kram. Fein, seine Waffe reiste mit. Was gab es schöneres. Ziaar blickte kurz zur untergehenden Sonne und dankte den Götern dafür. Es war ein eindeutiges Zeichen. Wenn sie schon seine Waffe mit nach Rom schickten, sollte er ja wohl seine Schuld begleichen. Offensichtlichere Zeichen gab es ja langsam gar nicht mehr. Ziaar wurde sich immer sicherer den richtigen Weg eingeschlagen zu haben und so ließ er sich von den beiden Prügelknaben des Händlers fesseln und abführen, in seinen privaten (noch) klein(er)en Käfig. Ziaar sah einer unbequemen Reise entgegen. Doch immerhin musste er seinen Käfig nicht mit anderen Teilen, wo man schon eindeutig sah, das mindestens die Hälfte Fieber hatte und daran sterben würde auf der Reise. Ja die Götter hüteten ihn wieder. Wenn auch nicht gerade auf den Weg, den er sich vorgestellt hatte.


    Sim-Off:

    Bei Beschwerden oder Verbesserungsvorschlägen, diese bitte auf ein Stück Papier schreiben. Dies gut durchkauen und gegen eine Wand spucken. Davon macht ihr ein Foto und schickt es mir dann... ;)

  • Mir war als wäre der Parther vom Glorienschein meiner Familie nicht unbeeindruckt. Er nickte fügsam, was mich zu einem selbstgefälligen Lächeln veranlasste, beinahe hätte ich sogar noch ehrlich "Gute Reise" gewünscht. Aber nur beinahe.
    Silio machte ein bedenkliches Gesicht, als die Schergen des Händlers den Parther wegbrachten.
    Ich glaub das ist keine gute Idee.", teilte er mir mit. "Also ich würd meiner Schwester - wenn ich eine hätte - nicht gerade nen blutrünstigen Partisanen verehren! Schick ihr doch lieber 'n paar Klunkern, nen bunten Fummel oder... vielleicht eine gute osroenische Gewürzwurst!"
    Also sprach Silio, Kenner des schönen Geschlechts.
    "Ach!" Ich winkte ab. "Er ist doch jetzt ganz gefügig. Und Seiana, die kennt da nix, die ist alles andere als zimperlich."
    "Nicht so wie Du also."
    "Ich bin nicht zimperlich", grollte ich beleidigt. Die beiden lachten, und ich schmollte daraufhin beharrlich während wir weiterschlenderten. Jedoch - sie bemerkten es gar nicht, denn sie waren vollauf damit beschäftigt einen Plan zu schmieden, wie sie am besten eine Trosshure in die Castra hineinschmuggeln konnten. Manchmal fühlte ich mich einfach nur fehl am Platz...

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