• Nähert man sich der Münze in Rom, so könnte man durchaus das Gefühl bekommen, ein Castellum oder ein Gefängnis vor sich zu haben. Dieser Eindruck ist durchaus beabsichtigt, denn der Architekt, der das Gebäude geplant hatte, war darauf bedacht gewesen, dass es gegen jedwede Art des Angriffs oder des Einbruchs abgesichert ist. Das feste Tor aus germanischer Eiche mit dicken Eisenbeschlägen, das in eine sehr enge Straße mündet, um den Einsatz eines Rammbocks zu verhindern, die vergitterten Fenster oder die dicken Wände aus Stein, alles war präzise geplant worden. So sind zum Beispiel die beiden Kammern mit den teurem Rohmaterial für die Münzen und den bereits fertigen Münzen im Inneren des Gebäudes untergebracht und nicht an einer unsicheren Außenwand. Auch die vielen Gänge und Räume sind penibel ausgerichtet, damit sich das Gebäude von den Männern der Cohortes Urbanae leicht überwachen lässt. Eine wahre Festung also, was bei den Unsummen, die darin lagern, durchaus angebracht ist. Das Innere der Münze wird von zwei Bereichen dominiert. Während im vorderen Bereich der Verwaltungstrakt untergebracht ist, wird der hintere Teil von einer großen Halle beherrscht in der die Rohlinge gegossen und später von Hand geprägt werden.

  • Als Modestus und seine beiden Klienten bei der Münzprägerei ankamen und an das große Tor klopften wurde nur eine kleiner Sehschlitz zur Seite geschoben.


    >Ja ?<


    sagte eine unfreundliche Stimme und zwei Augen und der Ansatz einer Nase wurde durch den Sehschlitz sichtbar. Sie mussterten die drei Ankömmlinge misstrauisch.


    >Der Tresvir aere argento auro flando ferunde Kaeso Annaeus Modestus möchte seinen Arbeitsplatz aufsuchen um mit seiner Arbeit in der Münze zu beginnen.<


    sagte Scaeto eloquent zu dem Sehschlitz gewandt. Eine Antwort erhielt er nicht. Stattdesse wurde der Sehschlitz wieder geschlossen und man hörte wie ein Schlüssel in das Schloss geschoben und mehrmals umgedreht wurde, bis das Tor endlich geöffnet wurde. Modestus tratt und sah in dem breiten Gang, der in ein einen großen Innenhof mündete, unerwartete viele Männer der Cohortes Urbanae. Das musste ein ganzes Contobernium sein, die das Tor hier bewachten.


    >Salve, Tresvir. Du wirst bereits erwartet.<


    meinte ein älterer Soldat Er war wohl Optio oder ein Miles mit Sonderstatus, vermutete Modestus. Ihn wunderte nur, dass die Soldaten ihn und seine beiden begleiter nicht durchsuchten, doch er schob den Gedanken beiseite und ging den Gang entlang in den Innenhof. Dort wartete ein älterer Mann, wohl eine Sklave, da er keine Toga trug, der nun auf ihn zukam.


    >Salve. Du musst der neue Tresvir Annaeus Modestus sein. Ich bin Heracles. Ich wurde dir zugeteilt, um dir wo immer auch nötig zu helfen. Darf ich dich gleich zu deinem Officium bringen ?<


    fragte der Sklave freundlich aber dennoch untertänig. Modestus nickte nur ansatzweise und folgte dem alten Sklaven, der sich in der Münze so gut auskannte, dass er mühelos den Weg durch die vielen Gänge zu dem Officium fand.

  • Das Officium war größer und heller als Modestus es erwartet hatte. Es lag im obersten Stock des Gebäudes und war durch dicke Wände von dem Lärm in den Hallen gut abgeschirmt. Auch kam viel Licht durch die drei vergitterte Fenster. Insgesamt war Modestus zufrieden und ließ sich auf dem Stuhl hinter dem Schreibtisch nieder. Heracles machte sich sofort daran ihn mit einem Schwall von Aufgaben zu überhäufen.


    >Herr, du musst, dann auch gleich einige Aufgaben erledigen. Du musst die Auflistung des Inhalts der Schatzkammern mit deinem Siegel versehen, dem Vorsteher der Werkhallen den Einkauf von einigen neuen Werkzeugen bestätigen und einige Entwürfe zwecks den neuen Münzen für dieses Jahr anschauen. Falls du dann noch Zeit hast solltest sollten wir einen Termin wegen den Lieferverträgen für die Edelmetalle mit dem entsprechenden Personen vereinbaren. Und dann ist es noch sehr wichtig, dass du ...<


    Es dauerte nicht lange da wurde es Modestus zu viel und er würgte ihn ab.


    >Schreibe mir eine Liste nach der Dringlichkeit der einzelnen Aufgaben notiert. Und veranlasse eine erneute Inventur der Schatzkammern. Ich werde sicher nicht mit meinem Siegel für etwas bürgen, wovon ich nichts weiß. Mein Klient wird die Inventur überwachen und mich informieren. Dann werde ich dein Dokument siegeln. Und bringe auch meinen Klienten Clodius Albanus zum Anführer der Wachmanschaft. Er soll ihm die Sicherheitsvorkehrungen, der Anlage und bei Transporten und ähnlichen Dingen erläutern.<


    der Sklave nickte nur und eilte davon. Seine beiden Klienten folgten Heracles und Modestus atmete erstmal tief aus. Dann begann er sich in vielen Dokumente einzulesen.

  • Nachdem er sich einige Unterlagen angesehen hatte, beschloss Modestus sich lieber die Inventur anzusehen. Er vertraute Scaeto zwar und glaubte auch nicht, dass die Männer, die in der Münze arbeiteten, sich durch Korruption qualifiziert hatten, doch da er wohl für fehlende Beträge gerade stehen musste, wollte Modestus lieber anwesend sein, wenn das Geld und das Gold gezählt wurden. Er verließ sein Officium und hatte erst keine Ahnung wohin er gehen sollte, bis ihm ein Bote über den Weg lief, den er anwies ihm den Weg zu zeigen. Als er an den beiden Schatzkammern, deren schweren Tore einander gegenüber lagen, sah man schon die vielen Wächter und Beamten. Der Anblick von den vielen Männern die sich gegenseitig misstrauisch beäugten, war schon fast komisch, doch Modestus waren es einfach zu viele Männer, als dass er sie leicht überblicken konnte, weshalb er die Hälfte von ihnen hinausschickte. Es blieben nur jeweils 3 Sklaven in jeder der beiden Schatzkammern, die im Lendenschurz die bereits fertigen Münzen oder aber die Münzrohlinge abzählten oder die Goldbarren abmassen und zählten. Jeweils zwei Männer der Cohortes überwachten sie und wurden entweder von Scaeto oder von Albanus überwacht. Das würde zwar länger dauern, aber es würde so auch ganz sicher Nichts verschwinden. Die bereits gezählten Werte wurden, dann sofort in die schweren eisenbeschlagenen Truhen geschaft und mit schweren Schlössern gesichert. Zusätzlich versahen die Klienten von Modestus die Kisten, nachdem sie sie aber den Inhalt und die beiliegende Inventarliste kontroliert hatten, mit zwei Siegeln, eines vor dem Schlüsselloch des Vorhängeschlosses, das andere am Rand wo sich Kiste und Deckel berührten, um ein unbefugtes Öffnen der Truhe sofort feststellen zu können. Modestus verfügte dann, dass jede Truhe nur in Anwesenheit eines höheren Beamten der Münze geöffnet werden dürfe, der dies in einem kurzen Schreiben festhalten musste. Fand man also eine Kiste mit gebrochenem Siegel, ohne einen entsprechendes Papier vorliegend zu haben, konnte man sofort von einem Diebstahl ausgehen und entsprechend vorgehen. Modestus war stolz auf dieses pedantische System und als die Inventur an ihrem Ende angelangt war, versah er die endgültige Inventarliste gerne mit seinem Siegel. Diesem Ergebnis traute er voll und ganz.

  • An diesem Morgen warteten bereits zwei muskulöse Wachen eine Holzschatulle und der Sklave Heracles im Officium von Modestus. Er musterte die beiden Soldaten kurz bevor er sich an den Sklaven wandte.


    >Nun ? Was hat das zu bedeuten ?<


    fragte Modestus etwas ungehalten, da er es nicht mochte wenn jemand in seiner Abwesenheit sein Büro betrat.


    >Dominus, die ersten Exemplare der Stempel sind fertig. Die Handerker wollten sie erst einfach so in den Officium bringen lassen, doch ich habe mir gedacht, dass sie bewacht werden sollten. Wenn du mit ihnen zufrieden bist können bis in zwei Wochen weitere gemacht werden und wir können mir der Produktion beginnen.<


    sagte der Sklave untertänig wie immer und ging zu der Schatulle herüber und öffnete sie. Darin lagen 18 Stempel in Pärchen angeordnet. Jedes Pärchen waren die Negative für eine Münte. Bevor Modestus etwas sagte nahm er einen beliebigen Stempel heraus und betrachtete ihn. Er erkannte nicht sehr viel, denn in dieser Richtung kannte er sich nicht besonders aus.


    >Macht mir mit den Stempeln jeweils eine Münze und bringt sie mir. Dann kann ich entscheiden ob die Stempel etwas taugen oder nicht. So sehe ich garnichts. Den nur auf der späteren Münze erkennt man schließlich ob eure Handwerker das Gesicht des Kaisers und seiner Kaiserin nicht verunstaltet haben. Ihr habt zwei Tage Zeit. Und nun lasst mich allein.<


    Der Sklave nickte nur und die beiden Soldaten salutierten noch, bevor sie das Officium gemeinsam verließen. Auf dem Schreibtisch wartete schon einige Listen mit dringend benötigten Neuanschaffungen und notwenigen Reperaturen, die er genehmigen musste. Auch wartete schon ein Bericht der Wachen über einige auffällige Personen, die sich in der Nähe der Münze herumgetrieben hatten.

  • Am späten Nachmittag klopfte es wieder an die Tür von Modestus. Wieder war es der Sklave Heracles. Der alte Mann hatte eine andere Schatulle dabei und Modestus vermutete, dass es sich nun um die ersten Exemplare der neuen Münzen handeln würde. Gespannt setzte er sich in seinem Stuhl auf und winkte den Sklaven zu sich.


    >Nun sind das die Münzen? Zeig sie mir.<


    forderte Modestus den Sklaven auf winkte ihn erneut zu sich. Langsam bewegte sich der Sklave auf den Schreibtisch zu und öffnete die Schatulle. Dann reichte er Modestus die erste Münze, ein Aureus.


    >Hier bitte, Herr. Das ist der neue Aureus. Vorne der Kaiser mit den üblichen Titeln. Pater Patriae, Augustus, Pontifex Maximus Tribunica potestate und so weiter und so fort.<


    erklärte der Sklave während Modestus die polierte Goldmünze genau betrachtete. Als der Vigintivir die Münze drehte begann der Sklave auch diese Seite zu beschreiben.


    >Und hier die Augusta. Eine echte Schönheit, nicht wahr? ... Also die Abbildung.<


    stammelte der Sklave als Modestus ihn böse anfunkelte. Bei der Augusta handelte es sich schließlich nicht um irgendeine beliebige Frau.


    >Zeig mir einfach die nächste Münze, den Denarius. Mit dem Aureus bin ich zufrieden.<


    sagte Modestus und gab dem Sklaven die Goldmünze zurück.

  • >Natürlich, Herr. Wie ihr wünscht.<


    sagte Heracles untertänig und legte den Aureus vorsichtig wieder in die Schatulle. Dann nahm der den Denarius heraus. Dieser war ebenfalls auf Hochglanz poliert worden, denn er sollte ja einen guten Eindruck machen. Er reichte ihn Modestus und während dieser wieder die Vorderseite musterte beschrieb er wieder was es zu sehen gab.


    >Nun die Vorderseite ziert wieder wie üblich unser allseits geliebter Kaiser. Auf der Rückseite ist der Caesar, Gaius Ulpius Aelianus Valerianus, samt seinem Titel. Auf der Münze ist er noch so jung und kräftig wie eh und je. Im Moment soll er ja gerade sehr krank und ausgemergelt sein.<


    sagte der Sklave etwas betrübt. Als Modestus ihm den Denarius zurückgab verstaute er die Münze wieder und suchte die nächste Münze heraus.

  • >Und nun kommt der Sesterz, Herr. Wie immer unser allseits verehrter und geschätzer Princeps und nun der Sieg über die schändlichen Feinde, die Parther, bei Edessa. Seht ihr die kleinen römischen Standarten auf der Festung ? Ich habe gehört so soll es auch wirklich gewesen sein als unsere Legionen unter dem Kaiser die Stadt erobert haben.<


    schwatzte Herakles während Modestus die Münzen genau mussterte. Auch mit dem Sesterz war er zufrieden und reichte sie dem Sklaven, damit er sie wieder wegpackte und ihm die nächste Münze gab.

  • >Und nun die letzte Münze, das Ass, Herr. Selbstverständlich ziert unser innig verehrter Augustus die Front. Die Rückseite wird nun von der sagenhaften Wölfin und den allseits bekannten Zwillingen Romulus und Remus geziert. Mehr braucht man zu diesen wichtigen Gestalten unserer Geschichte wohl kaum sagen, denn jedes Kind lernt ihre Namen schon vor dem eigenen.<


    erzählte der Sklave und Modestus gab ihm nach einigen Moment auch die letzte Münze zurück. Er überlegte einen Moment was zu tun sei, bevor er begann.


    >Ich bin mit den Münzen zufrieden, Herakles. Die Graveure sollen für ihre Arbeit gut entlohnt werden. Außerdem möchte ich, dass drei weitere Schatullen Münzen, so wie diese hier, angefertigt werden. Wenn möglich noch heute. Ansonsten gleich morgen früh. Und jetzt lass mich allein.<


    befahlt Modestus dem Sklaven, da er noch einen Brief schreiben musste. Der Sklave gehorchte und einige Minuten später tauchte Scaeto auf, bereit den Brief an den Kaiser zu verfassen.

  • Die letzten Schritte zur Münzanstalt hatte auch Manius Flavius Gracchus Minor, der amtierende Triumvir Monetalis, per pedes zurückzulegen, denn selbst für eine kleine Sänfte erschien der schmale, gewundene Weg hin zu dem eisenbeschlagenen Tor als inkommod, da jener Zugang die Benutzung eines Rammbocks zur Erstürmung jenes Schatzhauses verhindern sollte. Als der Jüngling endlich am Fuße jener mächtigen Trutzburg stand, hinter deren Mauern ein imposanter Teil des kaiserlichen Staatsschatzes liegen sollte, verspürte er eine gewisse Beklommenheit angesichts jenes massiven, drohenden Komplexes, welcher wie kein zweiter Bau ein Roma ein Monument jenes Unfriedens repräsentierte, den die Begierde nach Macht und Reichtum generierte. In der Imagination des jungen Flavius besaß der Kepos des Epikur keinerlei Mauern, welche selbst im Falle ihrer Existenz lediglich der Defension vor frostigen Winden hätte gedient, da doch dem Weisen nichts war zu rauben, woran sein Herz hing. Hier hingegen hatte der Kaiser sämtliche Rafinesse findiger Konstrukteure aktiviert, um die edlen Metalle, aus welchen er seine Münzen zu schlagen pflegte, ebenso wie die Prägestempel, welche dem Fälscher eine Immitation guter Münzen durch minderwertige Legierungen, derer sich in der Tat bisweilen auch der Staat zu bedienen pflegte, hätten gestattet, vor all jenen Neidern zu bewahren, die danach gierten, ihren Reichtum auf Kosten des Gemeinwesens zu mehren.


    "Wer da?"
    , fragte eine feindselige Stimme auf das beherzte Anklopfen Patrokolos' und die äußerlich magisch erscheinende Öffnung eines Blickschlitzes, hinter welchem ein nicht minder feindseligen Augenpaar sich präsentierte. Ridikulös erschien jenes Misstrauen Manius Minor, der niemals in einem öffentlichen Bau, nicht einmal dem Palatium Augusti derartiges Verhalten einem Purpurträger gegenüber hatte erlebt, doch erklärte geduldig sein Diener:
    "Manius Flavius Gracchus Minor, gewählter Triumvir auro argento aere flando feriundo, wünscht seinen Arbeitsplatz zu besichtigen."
    Anstelle einer Replik vernahm der junge Flavius ein knirschendes Geräusch und die Pforte wurde geöffnet. Dahinter erblickte der Jüngling eine Schar an Schemen, Scuta am Rande stehend und augenscheinlich die Wacht versehend, als befinde man sich nicht in Roma, sondern einem Castellum an der Front.
    "Ich wünsche Heracles zu sprechen."
    , ließ nun der Jüngling selbst vernehmen, doch der Wächter, welcher den Cohortes Urbanae zuzurechnen zu sein schien, war bereits präpariert.
    "Wir haben bereits nach ihm rufen lassen. Dein Officium befindet sich im Obergeschoss durch den Hof."
    Ein wenig irritiert ob des Umstandes, dass der Miles keinerlei Eskorte offerierte, sondern schlicht an seinen Posten retournierte, blickte der junge Flavius zu Patrokolos.
    "Mir scheint, wir warten?"
    "Gehen wir doch dort in den Hof."
    , entgegnete hingegen der Sklave und deutete aus dem Schatten des Tores hinüber auf den breiten Innenhof, in welchem bereits jenes charakteristische metallene Klingen vernehmlich war, das dem Jüngling von den allerorts befindlichen Schmieden vertraut war, doch vermeintlich tausendfach multipliziert. Mit einer fein gerunzelten Stirne kommentierte er die auditive Atmosphäre:
    "Ein wenig unruhig ist diese Werkstätte, wie mir scheint."

  • Nur für kurze Zeit verweilten der Flavius und sein Diener in der Hitze des Atriums, ehe die vertraute Gestalt des Scriba erschien und sogleich mit freundlicher Stimme sie salutierte:
    "Ave, junger Herr!"
    "Salve, Heracles."
    , erwiderte Manius Minor den Gruß und hob schwerfällig den Digitus Salutaris.
    "Darf ich dich gleich in dein Officium bringen? Oder möchtest du zuerst die Münze besichtigen?"
    Ein wenig unschlüssig blickte der Jüngling zu dem Optio et Exactor Auri Argenti Aeris hinauf, welcher augenscheinlich bester Laune sich sah, aufs Neue einem Spross noblen Hauses sein Reich zu präsentieren. Weder reizte ihn indessen die Perspektive, sich in ein schmales Officium zu retirieren und seine Arbeiten zu initiieren, noch den enervierende Quell jener klingenden Geräusche zu inspizieren. Letztendlich obsiegte jedoch sein Degout gegen die bereits zu antizipierende Pedanterie finanzieller Administrativtätigkeiten, weshalb er endlich replizierte:
    "Eine Inspektion dieser Stätte wäre zweifelsohne ein guter Beginn."
    "Dann folge mir!"
    Sogleich wandte Heracles sich zum Gehen und bugsierte seinen neuen Prinzipalen durch den Hof hin zu einer engen Pforte, vor welcher neuerlich ein freudloser Soldat vigilierte, sich dessenungeachtet sogleich erhob, um die schwere Tür zu eröffnen, sodass das Schallen der Hämmer nun lauter an die Ohren der Inspizienten drang. Dann jedoch traten sie ein.
    Es bedurfte einiger Akkomodation des Augenlichtes, ehe Manius Minor imstande war, das Interieur jener großen Halle zu identifizieren. Augenscheinlich waren hier zehn Stationen von identischer Equippierung eingerichtet, welche jeweils sich in einem Ofen sowie einem Amboss sich erschöpfte. An sechs der zehn Ambosse wiederum gingen ob der fatigierenden Arbeit und der Hitze der Öfen schweißglänzende, muskelbepackte Sklaven in stupender Velozität ihrem Tagewerk nach: Einer holte aus einer anbei stehenden Kiste einen güldenen Rohling hervor und warf ihn in den Ofen, sodann holte er einen temperierten aus der Glut mit Hilfe einer langen Zange hervor und platzierte ihn auf dem Amboss, worüber zwei weitere Sklaven ein Konstrukt stülpten, ehe mit behänden Schlägen ein vierter mit dem Hammer auf das Konstrukt hämmerte.
    Die weiteren Vorgänge entgingen dem Jüngling, denn schon hatte einer der vermeintlichen Aufseher Notiz von ihm genommen und rief:
    "Achtung!"
    , woraufhin sofortig sämtliche Arbeiter ihr Werk interrumpierten und Soldaten gleich vor ihren Arbeitsstätten Aufstellung nahmen.
    "Dies ist Manius Flavius Gracchus Minor, er wird im kommenden Jahr vor allem die Kupferprägungen verwalten!"
    , präsentierte Heracles seinen mit der Toga infallibel als Magistrat ausgezeichneten Begleiter, welchem nun die Männer nicht ohne Vorwitz ihre Appetenz schenkten, sodass der junge Flavius sich genötigt sah, einige wenige Worte an seine Kooperateure zu richten:
    "Ich-"
    Selbstredend hatte er keinerlei Worte für einen derartigen Anlass präpariert und seine intendierte Stegreifrede stockte, noch ehe sie begonnen hatte, da doch ihm mitnichten jemals zur Kenntnis war gekommen, in welcher Weise man den gemeinen Arbeiter in fruchtbarer Weise adressierte, was indessen ihm als Meisterschüler des Quinctius Rhetor zur Scham gereichte. Seine Wangen färbten sich also rosig, während er in Verlegenheit sein Vorhaben mit einem lapidaren Satze abbrach:
    "-grüße euch."
    Dessenungeachtet ergriff Heracles aufs Neue das Wort:
    "Hier wird jede Münze des Imperiums geprägt. Pro Arbeitsgruppe können pro Tag zehntausend Münzen geprägt werden, momentan arbeiten wir aber mit geringerer Geschwindigkeit, weil die Auslieferung nicht eilt. Die Soldzahlungen für dieses Jahr sind ja schon raus."
    Er trat auf den ersten Amboss zu, an welchem jener Supervisor sich befand, welcher soeben das Kommando hatte gegeben. Beiläufig wies Heracles auf selbige Person:
    "Das ist Officinator Vescularianus Privatus, der für die Kontrolle der Aurei zuständig ist."
    Der Name implizierte, dass es bei jenem glatt rasierten, nicht eben überaus ältlich erscheinenden Subalternen um einen Libertinus des Usurpators Salinator handelte, weshalb er sogleich das Misstrauen des jungen Flavius erweckte, obschon selbstredend kaiserliche Sklaven keinerlei Influenz darauf besaßen, welcher der Imperatoren ihnen die Freiheit schenkte.
    "Zeigt mal, was ihr könnt!"
    , wies unterdessen Heracles die Equipage jener Werkstätte an und die Sklaven nahmen ihre Arbeit wieder auf, was der Exactor kommentierte:
    "Der Schrötling wird hier schon fertig angeliefert und dann erhitzt, um die Prägestempel zu schonen. Dann kommt er hier auf den Amboss mit dem eingelassenen Stempel für die Revers-Seite. Darauf wird dann der Avers-Stempel gelegt und das Stempelbild mit dem Hammer eingeschlagen. Danach werden die Goldmünzen gewogen und eventuell ein wenig mit der Feile auf das Normgewicht gebracht. Das passiert aber drüben in den Graveur-Werkstätten."
    Er wies auf eine Tür, auf welche er immediat begann sich zuzubewegen.
    "Sehen wir uns das an. Ihr könnt hier weitermachen!"
    "Weitermachen!"
    , nahm der Officinator jenes Kommando auf und sogleich nahmen die Gruppen ihren beschwerlichen Dienst wieder auf, als hätten sie selbigen niemals unterbrochen.

  • Der folgende Raum wurde noch immer dominiert vom Schallen der Hämmer, welches nur in beschränktem Maße von der simplen Pforte gedämpft wurde. Dennoch saßen hier mehrere ältere Sklaven, welche in augenscheinlich höchster Konzentration über ihre Arbeit sich beugten und sich nicht sogleich erhoben, als sie die Besucher registrierten. Auch sie arbeiteten in formidabler Hitze, denn auch hier verströmte eine Esse nicht nur ein rötliches Glühen (obschon Fenster über den Arbeitstischen der Werkleute hier weitaus mehr Licht spendeten als in der Prägerei), sondern auch entsprechende Temperatur. Dem jungen Flavius stand ohnehin bereits Schweiß auf der Stirne, weshalb er hoffte, dass nicht noch weitere Arbeitsräume ihn erwarteten.
    "Das hier sind die Signatores. Sie stellen die Prägestempel für die Münzen her. Pro Tag verbraucht eine Officina, also eine Produktionseinheit, etwa einen Stempel. Dort hinten im Ofen werden die fertigen Stempel noch einmal gehärtet, dann kommen sie rüber in die Prägerei."
    , explizierte Heracles neuerlich die Abläufe jenes Arbeitsganges und Manius Minor reckte kurz den Hals, um einen Blick auf die Werkbänke zu erhaschen, wo jedoch lediglich einige filigrane Metallstäbchen und Hämmerlein waren zu identifizieren.
    "Dies bedeutet, dass täglich ein neues Bild zur Anwendung kommt?"
    , fragte er endlich und fürchtete bereits, stets neue Motive zu ersinnen genötigt zu sein, da doch er ob seiner Fehlsicht nicht sicher zu postulieren imstande war, ob das Geld, welches tagtäglich durch seine, respektive Patrokolos' Finger rann, tatsächlich eine derartige Vielfalt aufwies.
    "Nein, nein. Normalerweise wird das Motiv sehr selten geändert, vielleicht einmal jährlich. Das hängt ein bisschen von den Wünschen des Kaisers ab."
    Diese Information kalmierte den Jüngling wieder ein wenig, doch enthielt er sich eines weiteren Kommentares, sondern erwartete den nächsten Schritt, welchen der Exactus, welcher offenbarlich selbst einiges Interesse für die Arbeit der Signatores hegte, erst nach einigem Inspizieren der Werkstatt initiierte:
    "Das ist die ganze Fertigung. Wir können nun drüben die Officia der Dispensatores ansehen und dann hinauf in dein Officium gehen. Oder wir gehen sofort, wie du wünscht."
    Manius Minor wünschte sich ein Schweißtuch herbei, denn inzwischen rann bereits ein Sud über seine Stirne und in seine Augenbrauen, dass er schier glaubte, zu viel des Opiums konsumiert zu haben. Dies wiederum minuierte seinen Drang, sich immediat mit sämtlichen Räumlichkeiten jenes Bauwerkes vertraut zu machen oder gar, wie es ihm angesichts der Hitze in den Sinn kam, nach dem Ort der Produktion der Schrötlinge sich zu erkundigen, sodass endlich er erklärte:
    "Dann gehen wir sogleich in das Officium. In mein Officium."
    Heracles zuckte mit den Schultern.
    "Gut. Der Aufgang ist auf der anderen Hofseite."

  • Aufs Neue standen feine Schweißperlen auf der Stirne des flavischen Jünglings, als endlich er in seinem Officium hatte Platz genommen, denn eine lange Treppe war dorthin zu überwinden (was in der Villa Flavia Felix, wo die Herrschaft dem Usus gemäß auf irdischem Niveau ihre Räumlichkeiten besaß, überaus selten auftrat). Doch zumindest vermochte jene Wirkstätte konträr zu den Arbeitsräumen im hinteren Teil der Münze durch agreable luminöse und auditive Verhältnisse zu überzeugen, da hiesig vergitterte Fenster das Licht des Tages einließen, während dicke Mauern den Gesang der Hämmer dämpfte.
    Der junge Flavius war aufs Angenehmste überrascht, doch vermochte er dennoch nicht zu imaginieren, tagtäglich die Mühsal des Aufstiegs in die Höhe dieses Zimmers auf sich zu nehmen.
    "Wäre es possibel, auch von zu Hause meine Obliegenheiten zu erledigen?"
    , fragte er deshalb sogleich, während er sich von Patrokolos ein Schweißtuch reichen ließ. Leicht irritiert, da doch die meisten der Tresviri weitaus positiver auf diesen Hort der Ruhe inmitten des Lärmes der Prägeanstalt reagierten, erwiderte Heracles:
    "Naja, für manche Dinge wäre es schon besser, wenn Du hier bist. Die Zählung des Materials, die Prüfung der Stempel und so weiter..."
    Manius Minors Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln, als er imaginierte, wie er mit seinem defekten Augenlicht versuchte, die feinen Linien und Schnitte in der Gepräge zu kontrollieren, da er doch seit vielen Jahren nicht ein Münzbild zu identifizieren imstande war gewesen. Doch war dies dem Exactor zweifelsohne unbekannt, sodass leichtlich die Fassade war aufrecht zu erhalten:
    "Nun, ich könnte regelmäßig die Münze für die dringlich in diesen Mauern zu bewerkstelligenden Materien hier erscheinen. Doch gibt es doch zweifelsohne auch zahlreiche Domänen, die bequem von zu Hause aus zu bearbeiten wären?"
    Der Optio hatte neuerlich seine Fassung gewonnen, denn lakonisch erwiderte er:
    "Der Verwaltungskram kann auch von woanders aus erledigt werden, das stimmt."
    Der junge Flavius nickte. Offenbar war man überein gekommen.

  • Der junge Flavius war neuerlich genötigt, die intimidierende Festung der römischen Münze aufzusuchen, als die Inventur der dort gelagerten Metalle ward angesetzt. Selbstredend kam er dieser Obliegenheit ohne Klage nach, obschon in seinem Inneren insonderheit jene Okkupation der schnöden Quantifizierung von Reichtümern, die doch nichts anderes repräsentierten als Materie ohne wahren Sinn und Freude, ihm überaus widrig erschien. Zumindest hingegen partizipierten auch seine Collegae und, wie sich rasch offenbarte, degravierten ihn von dem immediaten Kontakt mit den Zahlenkolonnen, welche für ein derartiges Unterfangen waren zu produzieren.


    So platzierte sich der Jüngling lediglich zwischen den beiden oppositen Pforten jener aufs Vortrefflichste sekurierten Kammer, von wo aus er sowohl in die eine, als auch die andere von beiden zu blicken vermochte, um über das ennuyante Zählen jener miserablen Staatssklaven, welche in der Frische des düstren Raumes (der junge Flavius hatte sich eine Paenula reichen lassen, da ihn allein im Staatskleide fröstelte) lediglich mit einem Schurz um die Lenden bekleidet, zu wachen.

  • "Da seid ihr ja schon."
    , intonierte hastig Lucilius Murena, der Amtskollege des jungen Flavius, als er ebenfalls die Treppe hinab kam und somit die Zahl der Tresviri vollendete. Zuvor bereits war auch Baebius Lentulus erschienen, Manius Minor indessen keines Wortes außer der notwendigen Grüße gewürdigt, sondern vielmehr voller Interesse begonnen, die Arbeit der Sklaven zu inspizieren, was dem flavischen Jüngling nicht unwillkommen war gewesen, da doch er ohnehin niemals wusste, zu welchem Sujet er mit dem Emporkömmling aus ritterlichen Hause Konversion zu betreiben vermochte. Überhaupt hatten ihn die Konferenzen der Tresviri Monetales in den Einsichten Epikurs beständig konfirmiert, da sie doch immer deutlicher klarifizierten, dass Manius Minor und seine Collegae in Interessen und Temperament durchaus differierten, sich folglich jenseits der Amtsgeschäfte kaum ein Wort zu sagen hatten und folglich ein formidables Exempel dafür boten, zu welch desagreabler Gesellschaft einen die öffentliche Tätigkeit doch nötigte. Doch hier waren sie nun neuerlich genötigt zu kooperieren, weshalb der füllige Baebius aus der Schatzkammer hervortrat und erklärte:
    "Ich schlage vor, wir wechseln und mit der Aufsicht ab. Es genügt ja, wenn immer nur einer von uns die Kisten versiegelt."
    In der Tat zählten die Sklaven die edlen Metalle in schwere Kisten, welche wiederum verschlossen und von je einem der Triumviri sigilliert wurden, um die Korrektheit ihres Inhaltes zu konfirmieren.
    "Ist es wahrhaftig vonnöten, dass wir beständig anwesend sind?"
    , fragte Manius Minor ein wenig bange, da doch die beiden Kammern enorme Mengen an Gold, Silber und Kupfer verwahrten und deren Zählung folglich einen langen Zeitraum würde beanspruchen, welchen er mitnichten in jenem feuchten Gemäuer zuzubringen gedachte.
    "Wir bürgen dafür mit unseren Siegeln! Wenn etwas fehlt, sind wir dafür verantwortlich!"
    Die Replik aus dem Munde des Homo Novus aktivierte prompt den überaus unepikureischen Standesdünkel des jungen Patriziers, da doch sogleich er argwöhnte, dass Baebius, respektive sein Vater nicht imstande würden sein, kleinere Fehlbeträge zu ersetzen, was selbstredend ein gänzlich inadäquates Präjudiz darstellte, da man doch munkelte, mancher Eques, insonderheit jene, die in den Ordo Senatorius aufzusteigen imstande waren, verfüge über größere Geldmengen als manch altehrwürdiges Geschlecht, deren nicht selten überästimierte Landgüter kaum eine suffiziente Menge an Umlaufvermögen abwarfen, um sich den kostspieligen Lebenswandel der urbanen Society zu finanzieren.
    "Wir könnten das Prüfen und Siegeln auch an unsere Sklaven delegieren. Dann genügt es womöglich, wenn wir regelmäßig herunterkommen."
    Manius Minor blickte zu Patrokolos, welcher ihn in die Tiefen der Münze gelotst hatte und nun ebenso tatenlos herumstand wie sein Herr, zweifelsohne jedoch ebensowenig wie jener sich geneigt fühlte, diesen einsamen Posten zu bemannen.
    "Ich wäre trotzdem dafür, dass einer von uns ständig dabei ist. Nicht, dass jemand etwas einsteckt!"
    Er blickte zu den vier Milites der Cohortes Urbanae, welche ebenfalls beständig die Arbeit der sechs Sklaven überwachten, als wären diese imstande, in ihren Schurzen auch nur einen Kupferschrötling verschwinden zu lassen.
    "Ich vertraue Patrokolos, dass er dazu ebenso imstande ist wie ich."
    Er blickte zu den beiden Sekretären seiner Amtskollegen, die mit mehreren Stangen Siegelwachs und Notiz-Tabulae ausstaffiert ihrerseits warteten. Er wusste nicht, ob sie ebenso vertrauenswürdig waren wie sein Freund Patrokolos, gegen welchen beinahe er ein Schuldgefühl verspürte, da er doch auch ihm nicht jene ennuyante Obliegenheit wollte aufbürden. Faktisch war es ihm ohnehin gleich, ob die Abrechnungen am Ende korrekt waren oder ein Schrötling, eine Münze oder ein Barren verlustig gingen, da es sich doch lediglich um Metall handelte, welches dem Weisen weder Nahrung, noch Freude zu bieten vermochte.
    Baebius verschränkte seine wuchtigen Pranken vor der Brust, was zweifelsohne die dem jungen Flavius kaum erkennbare sorgfältige Faltung seiner Toga ruinierte.
    "Wenn du meinst. Jeder ist für seine Schicht verantwortlich."
    Manius Minor zuckte mit den Schultern.
    "Fabulös!"

  • Nicht lange darauf trat Manius Minor, respektive sein Sklave Patrokolos die flavische Schicht an. Der Jüngling hatte sich genötigt gefühlt, zumindest seinen Diener und Freund zu Beginn ein wenig Gesellschaft zu leisten, denn obschon dieser selbstredend derartiges niemals hätte erwartet, so erschien es jenem doch als unverantwortlich, einem geliebten Menschen jene ennuyante Bürde aufzuladen, ohne ihn doch zumindest temporär zu unterstützen, zumal all jene Obliegenheiten ja keineswegs den Wünschen oder Nutzen des Sklaven entsprangen. Als Patrizier und habitueller Herr erachtete er es hingegen keineswegs für problematisch, Patrokolos seinen Siegelring anzuvertrauen, um ihm die Mühe des Verschlusses sämtlicher gezählter Kisten zu überlassen, sodass er selbst lediglich dabei zu verweilen hatte, ohne zu den mit Eisenbändern gefassten Kästen sich hinabzubeugen genötigt zu sein.


    Als nunmehr Patrokolos genötigt war auszutreten, verblieb der Jüngling allein in jenem sinistren Winkel, in welchem die Schatzkammern der Münze waren verborgen. Rasch erschien ihm das Betrachten der fröstelnden Sklavenleiber, welche Barren um Barren, Münze um Münze zählten und verstauten, als ermüdend, zumal die misslichen luminösen Verhältnisse es ihm überaus fatiguierlich machten, jene Szenerie in voller Schärfe zu fixieren.
    Somit wandte er endlich sich beiseite und erblickte zufällig die Milites der Cohortes Urbanae, welche jene miserable Order hatten zu vollziehen, die Staatssklaven zu kontrollieren und zugleich den überaus unplausiblen Fall zu verhindern, dass Banditen just in jenem Augenblick der eröffneten Schatzkammern sich Zutritt zu jener Festung verschafften und sich der kaiserlichen Gelder bemächtigten.
    "Wie lautet dein Name, Miles?"
    , fragte Manius Minor somit nicht ohne Vorwitz, woraufhin selbiger lakonisch und bar jedweder Anteilnahme erwiderte:
    "Miles Pedanius Minor, Centuria III der Cohors XIV, Tresvir."
    Der Jüngling benötigte einen Augenblick, jene militärische Information zu ermessen, da es ihm doch abstrus erschien, seine Affiliation zu einer spezifischen Einheit als Teil seines Namens zu erachten, was letztlich doch nichts anderes zu bedeuten hatte, als dass der Soldat seine Persönlichkeit primär auf seinen Sklavenstatus in einem Kollektiv bezog und somit gänzlich natürlich sich einer Herrschaft unterwarf.
    "Wie lange vollziehst du deinen Dienst bereits?"
    "Vierzehn Jahre, Tresvir."
    Der Blick des Miles verblieb auf den Sklaven, die Stimme blieb distanziert wie zuvor, doch Manius Minor wünschte doch mehr zu erfahren über jene augenscheinlich miserable Existenz:
    "Bist du zufrieden mit deiner Arbeit?"
    "Der Centurio ist zufrieden mit mir."
    Offenbar definierte Pedanius sich in der Tat über die Hierarchie, welche ihn unterdrückte.
    "Und bist du zufrieden mit deinem Centurio?"
    "Das steht mir nicht zu, das zu beurteilen."
    "Willst du eines Tages auch Centurio werden?"
    "Wer nicht?"
    Dies mochte der Grund sein, warum ein freier Mann sich entschied, jenem repressiven Apparat des Exercitus Romanus sich anzuschließen, wo die eigene Lust zurückstehen musste hinter der Lust jenes Imperatoren, zu dessen Freude auch der junge Flavius laborierte, deren Ruhm sie letztlich beide in ihrer spezifischen Manier sie mehrten, obschon doch er selbst zumindest wusste, dass damit weder ihm, noch seinem Herrn auf dem Palatin wahres Glück würde beschieden sein, während Pedanius augenscheinlich zu jenen deplorablen Gestalten zählte, welche an jenem Spiel der Macht partizipierten in der Hoffnung, eines Tages selbst ihre verdorbenen Früchte zu genießen.
    "Warum?"
    , fragte Manius Minor daher vorwitzig. Der Miles stockte.
    "Weil das jeder will!"
    Der Fluch der leeren Meinung: Was alle taten, war erstreblich!
    "Ein Centurio bekommt viel mehr Sold, er hat eine ordentliche Befehlsgewalt! Außerdem ist er ein angesehener Mann!"
    Da waren sie versammelt, jene influenziösesten aller verdorbenen Begierden: Reichtum, Macht und Ansehen! Der junge Philosoph musste weiter fragen, war doch dies schon seit Sokrates die favorisierte Methode, den anderen an der eigenen Weisheit partizipieren zu lassen:
    "Und dies gereicht dir zum Glück?"
    Wieder antwortete lapidar:
    "Ja."
    "Doch ist dieses Glück nicht überaus unbeständig?"
    "Wenn man sich nicht ganz dumm anstellt nicht. Degradiert werden nur Dummköpfe."
    Manius Minor versuchte es erneut:
    "Doch erweckt nicht das Amt des Centurionen nicht neue Dissatisfaktion? Strebt nicht auch der Centurio lediglich nach höheren Ämtern, größerer Macht, besserem Sold?"
    "Ja und?"
    Die Begriffsstutzigkeit des Miles begann den Jüngling zu enervieren und in flavischer Manier zog sich seine rechte Augenbraue ein wenig in die Höhe.
    "Damit würdest du doch nicht mehr Glück empfinden als heute!"
    "Doch. 450 statt 30 Sesterzen würden mich schon sehr viel glücklicher machen."
    Der junge Flavius legte die Stirne in Falten ob jenes augenscheinlich gänzlich hoffnungslosen Falles, jenes unentwirrbar verstrickten Sklaven der leeren Meinungen, welcher schlicht des Intellekts entbehrte, die Verstrickungen seines Unglücks zu erkennen.
    Fortunablerweise vernahm er schon Schritte auf der Treppe und kurz darauf erblickte er den vertrauten Schemen seines Dieners.
    "Patrokolos, da bist du ja wieder! Ich werde mich ein wenig retirieren!"
    Ob jener Uneinsichtlichkeit der Welt verspürte er die dringliche Neigung, sich einen Schluck Mohnsaftes zu genehmigen!

  • Nachdem die Tresviri ihre Konzepte an Münzbildern dem Princeps in Modellen hatten präsentiert, war die Produktion vorangeschritten. Deplorablerweise hatte sich hierbei indessen jene Entwürfe, welche die Enweihung des Ulpianums wie auch die Divination des Valerianus thematisierten, ihre Aktualität noch gar nicht erreicht, als die ersten Produkte waren zur Ausgabe parat. Different hingegen gestaltete sich die Lage hinsichtlich des Kupfergeldes, welche dank der Umsicht des jungen Flavius (respektive dank seines politischen Desinteresses) keinerlei konkrete Bezüge aufwiesen und somit auch allgemeiner Utilität sich erfreuten.


    In Absprache mit dem Exactor Heracles hatte man somit beschieden, die Denare und Aurei vorerst nur in allernotwendigster Menge zu prägen und stattdessen, soweit dies kommerziell noch profitabel erschien, den Buntmetallen den Vorzug zu geben. Dies hingegen hatte zur Folge, dass Manius Minor in weitaus größerem Maße als seine Amtskollegen war genötigt, die Prägungen zu kontrollieren und somit auch in regulären Intervallen persönlich die Produktion zu visitieren.


    Somit musste Manius Minor auch heute sich in das Castellum, wie er jenes Bauwerk stets nannte, begeben. Wie gewöhnlich bereitete ihm das Schließen des Tores und die intensive militärische Präsenz hinter diesem einiges Unbehagen, zumal die Düsternis jener Jahreszeit die Tristesse und Missträulichkeit jener Stätte untermauerte. Im Hof war soeben eine Ladung Schrötlinge angekommen, weshalb emsige Sklaven unter den Argusaugen einer Schar von Milites der Cohortes Urbanae Kisten von einem Karren hievten, um sie sogleich in die Schatzkammern in den Katakomben jener Einrichtung zu transportieren. Aus der Produktionshalle im Fond des Komplexes war dagegen bereits das Schallen der Hämmer zu vernehmen, die in stupender Velozität aus jenen nüchternen Bronzeklumpen, die soeben noch angeliefert wurden, eine stabile Währung, gewährt durch den Princeps, dessen Konterfrei sie fortan zierte, schufen.

  • Kurze Zeit darauf legte der junge Flavius seine Paenula ab, nachdem er den Produktionsraum betrat, in welchem die zahlreichen Öfen die Luft just an jener Stelle erhitzten, wo die Suppostores die Schrötlinge aus Hitze zogen und auf dem Amboss fixierten, während die Malliatores mit heftigen Schlägen das Stempelbild in das erhitzte Metall rammten. Allein der Anblick der glänzenden Leiber evozierte bei dem Jüngling wie stets ein Gefühl der Erschöpfung, doch auch gewisse Admiration angesichts der muskelgestählten Körper, trotz des Schmutzes und der Rauhheit mehr dem Anblick eines Adonis similär als der feiste, wohlgepflegte Leib des jungen Flavius. Obschon es weder im Sinne seines philosophischen Idols konnte sein, sich ob seiner Deformität zu grämen, und obschon in Relation zu den Umständen in Alexandreia in diesen Gestaden nur geringer Wert auf visuelle Makellosigkeit wurde gelegt, fühlte er sich ein wenig beschämt angesichts seiner Inkapabilität, auch nur ein wenig sich dem Athletischen zu approximieren.


    Doch ehe er kapabel war, weiter über jene Äußerlichkeiten zu philosophieren, erreichte ihn Heracles, der dem Usus gemäß ihm Bericht zu erstatten hatte:
    "Ah, Flavius, da bist du ja! Wie du gesehen hast, sind die nächsten Bronze-Lieferungen gerade eben angekommen!"
    Der junge Flavius nickte, bekümmerte sich jedoch nicht weiter mit dem Gesehenen, sondern wandte sich sogleich dem eigenen Anlass seines Besuches zu, um diesen möglichst baldig zum Abschluss bringen zu können:
    "Wie ist der Status der Produktion?"
    "Momentan prägen wir den Semis. Das müsste allerdings bald abgeschlossen sein. Es ist ja nur eine kleinere Serie."
    Der Jüngling memorierte, dass bei den Disputationen über Produktionsvolumen und -folgen der Bedarf staatlicher Expendituren eine signifikante Rolle hatte gespielt und, da der Sold der Truppen ebenso wie Entlassungsgelder und dergleichen zumeist in runden Sesterzen-Beträgen wurden extradiert, waren Dupondien, Asse und Semites lediglich in kleineren Tranchen erforderlich. Wäre er ein ambitionierterer Nachwuchspolitiker gewesen, welcher sich am Ende einer fulminanten Karriere gesehen hätte, wäre es wohl erforderlich gewesen, den flavischen Caduceus auf den Sestertius zu prägen, anstatt die Handmünze des gemeinen Pöbels mit ihr zu zieren.


    Gedankenverloren schlenderte Manius Minor zur ersten der Produktionsstationen. Kaum vermochte er die einzelnen Handgriffe, mit welchem die Sklaven in beständiger Routine ein Metall nach dem anderen prägten, zu differenzieren, so rasch holten die Zangenträger die zischende Bronze aus der Glut und verbargen sie sogleich unter dem Stempel, woraufhin auch bereits die Hämmer niedersausten und jenes heftige Klirren evozierten, welches den Jüngling mal und mal zusammenzucken ließ, ehe das fertige Produkt in einem Wassereimer wurde gekühlt und endlich in eine Kiste geworfen.
    Bedächtig beugte sich der Tresvir hinab und ergriff eine der noch warmen, frisch kreierten Münze und hielt es nach oben. Selbstredend vermochte er nicht die feinen Linien, mit welchem das imperiale Profil samt Titulatur in das kupferrote Metall war geschnitten, zu differenzieren, doch rezipierten doch seine geübten Finger in haptischer Weise das Gepräge sanft, fuhren über Buchstaben und das recht simple Bild des Caduceus auf dem Revers. Unvermittelt ertastete er mit seinem rechten Daumen den Karneol seines Siegelringes, den ein similäres Muster zierte. Diese Münzen mochten der Abschiedsgruß der Flavii Gracchi für das Staatswesen sein, da doch die Absenz seines Bruders und die erschröckliche Macht seiner Stiefmutter, jener unalteriert natternhaften Aurelia, es implausibel ließen erscheinen, dass ein Spross jenes einstmals so stolzen, arroganten Stammes, jemals wieder ein öffentliches Amt bekleidete. Ein wenig mochte es schmerzen, jene Perspektive, die seine gesamte Adoleszenz hatte bestimmt, die jedes Wort und jede Okkupation schon seit er sich auf zwei Beinen zu halten vermocht hatte prägte, schlicht hinter sich zu lassen und damit die Expektanzen sämtlicher Anverwandten, Freunde und Bekannten zu frustrieren. Selbst wenn er sich explizierte, dass jene Erwartungen und Träume nichts als leere Meinungen waren, vergiftete Donationen, die ihn lediglich in immer größere Misfortune, immer quälendere Gier und somit zwangsläufig in stets brennenderen Schmerz zu stürzen geeignet waren, so war auch der Abschied von jenen bis vor wenigen Jahren unhinterfragten Evidenzen nicht ohne ein gewisses Maß an Trauer zu akzeptieren. Denn obschon sein Intellekt gleich einem sommerlichen Himmel über Roma ihm klar vor Augen führte, dass all seine Edukatoren und Familiaren tragische Opfer jener wohltradierten Nihilitäten waren, so war doch jene emotionale Neigung hin zur Schar seiner Ammen, zu einem strahlenden Onkel Aristides, einem launigen Onkel Piso, einer ehrfurchtgebietenden Tante Agrippina, einem weisen Paedagogus Artaxias, einem beredsamen Quinctius Rhetor wie nicht zuletzt einer geliebten Mutter und selbst zu einem stets distanzierten, doch in Wahrheit ebenso verehrten Manius Flavius Gracchus Maior nicht schlichtweg hinfortzuwischen.


    Ehe ihn indessen jene Melancholie in höherem Maße erfasste, öffnete er die Hand aufs Neue, woraufhin die Münze jenem Kurs folgte, welchen das natürliche Streben der Atome ihr prädisponierte, sodass mit einem sanften Klirren die Kupfer- und Zinn-Atome, welche in der metallischen Materie durch Schlagen und Kochen in ihre Form waren gepresst worden, auf ihre Duplikate in der Kiste stießen. Diese Münzen waren nichts als akzidentielle Atomhaufen, wie auch seine eigene Materie, sein Geist und ebenso jene wunderliche Adhärenz an einem Familie, mit welcher er nichts teilte als zufällige Kommunitäten in Gestalt und Namen. Er dachte zurück an die Schar der Myrmidonen, welche ihn in weitaus höherem Maße mit Akzeptanz und echtem Interesse hatte bedacht, an die vergnüglichen Abende im Hause des Dionysios, die nichts waren als eine Antithese zu den steifen Diners in der Villa Flavia Felix, wo die eigenen Wünsche, Interessen und Bedürfnisse stets nur in jenem Maße zu verbalisieren waren gestattet, in welchem sie in das Prokrustesbett jener kontingenten aristokratischen Wohlanständigkeiten sich fügten.
    Er war kein Flavius! Er war ein Epicureicus!


    Dennoch war er genötigt, jenes Versteckspiel noch einige Tage zu prolongieren, sodass er mit einem Seufzen endlich sich umwandte und Heracles fixierte.
    "Sind die Prägungen adäquat ausgefallen?"
    "Gestern hatten wir einige Probleme mit dem Metall für Stempel mit dem Kaiserbild. Das führte zu einem leichten Stocken der Produktion."
    Für einen motivierten Beamten hätte jene Information womöglich das Interesse geweckt, genauer zu inquirieren, doch Manius Minor, soeben noch konfirmiert in seinem exitualen Vorsatz, gab es keinen Anlass, sich näher mit dergestalten Nihilitäten zu befassen, sodass er schwieg.
    Heracles holte schließlich ungefragt eine Münze hervor und reichte sie an Patrokolos weiter, der sie genauer inspizierte (augenscheinlich hatte der gewitzte Exactor bereits erkannt, dass der junge Tresvir sämtliche visuell zu prüfenden Artefakte seinem Leibsklaven überließ und sich diesbezüglich eingestellt). Dazu begann er weiter zu erklären:
    "Die Stempel haben sich sehr schnell abgenutzt, sodass manche Münzen neu gemacht wurden. Ich habe entschieden, sie bis zu diesem Zustand noch zu akzeptieren."
    Der Sklave betrachtete das Objekt in seinen Händen genau, nickte schließlich und reichte es seinem Herrn, der selbiges fahrig ertastete, dabei die geringere Tiefe der Prägungen im Kontrast zur vorherigen Münze deutlich notifizierte, sie sodann jedoch eilig an den Optio Monetalis zurückreichte.
    "Dies erscheint akzeptabel."
    Konträr zu seinen gefährlichen, emotionalen Anhänglichkeiten an die leeren Meinungen, welche er doch längst hatte überwunden!

  • Der Einzug in dieses Gemäuer lag lange hinter Galeo. Anfänglich glaubte er an eine Zusammenarbeit aller zur Münzprägung Verpflichteten, zumal sie fast alle aus gutem Hause stammten und sich untereinander mehr oder weniger kannten. Mittlerweile hatte er akzeptiert, hier eher der Außenseiter zu sein. Der Altersunterschied spielte sicherlich eine Rolle, aber darüber hinaus störte ihn die Ellenbogenmentalität seiner Mitstreiter. Es häuften sich deswegen die Tage, wo er Arbeiten mit in die heimische Villa nahm, selbst wenn der Heimweg einen Abstecher zum Markt beinhaltete.



    Wieder lag eine Besprechung der Illviri hinter Galeo und wieder kam er kaum zu Wort. Mit ihm wurden in diesem Jahr eingebildete Schnösel als Tresvir vereidigt, die sich gegenseitig in ihrer Arroganz überboten. Es gab keinen, der still und zurückhaltend blieb. Einer übertrumpfte den anderen, denn verewigen wollten sich alle. Bis auf Galeo arbeiteten alle an eigenen Entwürfen und hegten die Hoffnung, ihr Design würde ausgewählt werden. Galeo sah seine Chancenlosigkeit ein und sann nach einem Ausweg.
    Langsam reifte ein Plan, bei dem er sich nicht mit seinen Amtskollegen auseinandersetzen musste, sondern an denen vorbei agieren konnte. Einen Versuch wollte er machen. Ging der schief, blieben immer noch die Handlangertätigkeiten im Auftrag der anderen.


    Er setzte sich hin und zog eine Wachstafel heran. Das Kinn in die Hand gestützt ließ er sich Elemente durch den Kopf gehen. Er durchdachte deren Eigenschaften und deren Zusammenspiel untereinander. Erst an zweiter Stelle interessierten ihn mögliche Kosten und die Beschaffungssituation. Er notierte:

    Kupfer
    Zink
    Zinn
    Blei
    Antimon
    Silber
    Nickel
    Eisen
    Kobalt


    Mit der Tafel ging er ins Lager. Er winkte einen Lagerarbeiter heran und zeigte ihn die Liste der gewünschten Elemente.
    "Haben wir das alles vorrätig?"
    "Vom Prinzip her, ja. Kupfer ist ein wenig knapp. Wir warten auf Nachlieferungen."
    Galeo nickte verstehend. "Kupfer interessiert mich weniger. Ein hoher Kupfergehalt erfordert hohe Schmelztemperaturen und damit einen erhöhten technischen Aufwand. Den will ich senken. Haben wir eine erhöhte Schmelztemperatur bewirkt das bei der Münzlegierung ein noch stärkeres Verdampfen des Zinks. Auch das will ich nicht."


    Er verließ das Lager und begab sich ins Archiv. Dort saß er zwischen Schriftrollen aus teils weit zurückreichender Zeit. Er begann, die Aufzeichnungen der unterschiedlichsten Münzpräger miteinander zu vergleichen und notierte sich die Abweichungen. Sein Ziel: eine eigene Legierung für den Augustus, unverwechselbar und anders als die bisherigen.


    Er begann mit dem Vergleich beim Element Zink.
    Der Zinkgehalt nahm von 23 0/0 bei Augustus bis 19,75 0/0 bei Galba geringfügig ab. Einen stärkeren Sprung abwärts konnte er bei Vespasian auf 17,4 feststellen und noch weniger Zinkgehalt ließ sich bei Titus laut den Urkunden nachweisen mit 14,10. Bei Traian, hier waren es 14,45, blieb der Zinkgehalt konstant, um dann über 12,34 bei Hadrian auf 9,63 bei Antoninus Pius abzufallen. Bei Marc Aurel bliebt er mit 8,7 in etwa in diesem Bereich.
    Außerdem stellte Galeo fest, dass ab Marc Aurel zinkreiche und zinkarme Sesterzen gleichzeitig auftraten. Dadurch sank der Mittelwert, wenn er alleine das Element Zink betrachtete, noch weiter.


    "Hm." Der Anfang schien gemacht. Zu diesem Zeitpunkt konnte er aber noch nicht sagen, ob er einmal zu einer Erhöhung tendieren würde oder einen gänzlich anderen Weg einschlug.

  • Irgendwo knallte eine Tür und Galeo zuckte zusammen. In seiner Phantasie war er um Jahre vorausgereist, doch die erträumte Welt zerplatzte mit dem Knall wie eine Seifenblase. Er blickte erschrocken auf die Wachstafel vor sich. Als letzter Eintrag stand Trajan. Zuerst wollte er in Traurigkeit versinken, dann aber entstand eine Idee in seinem Kopf. Sein Gesicht erhellte sich bei dem Gedanken, dass er möglicherweise in die Zukunft sehen konnte. Namen spielten keine Rolle. Die Sesterzenentwicklung interessierte ihn. Vielleicht sollte er nach dem Amt zu den Priestern wechseln, um seine neu entdeckten Fähigkeiten sinnvoll anzuwenden. Er grinste.


    "Also, nächstes Element. Zinn. Wie sah es bei Zinn aus?" Er fing wieder zu kramen an und trug die Werte zusammen.


    Bei Augustus und Tiberius enthielten Sesterzen noch Zinn in geringer Konzentration, aber bei Caligula bis hin zu Titus verschwand das Element vollständig. Trajanus wurde nach seinem Tod von Lucius Ulpius Iulianus beerbt und hier hörten die Einträge auf. Galeo stellte dies mit vollem Bewusstsein fest, glaubte jedoch, dass sich diese Entwicklung der Zinnminimierung umkehren würde. Er sollte diesbezüglich auch recht behalten, würde es aber Zeit seines Lebens nie erfahren. (Bei Gordian III. wurden Maximalwerte von 9 erreicht.)
    Er ging zum Element Blei über und stellte fest, dass es wie das Zinn zuerst in geringer Konzentration enthalten war, bis Domitian fehlte es ganz und bei Traian stieg es auf einen Mittelwert von etwa 1 an. Vielleicht blieb es ab dann so, dachte Galeo bei sich, aber da irrte er. (Es fiel bei Antoninus Pius noch einmal auf einen Spurengehalt ab und stieg bei den folgenden Kaisern rasch auf Werte bis 16 und in Ausnahmefällen auf 19 bei Commodus.)


    Die Recherchen machten müde. Trotzdem sah Galeo ein Ziel vor Augen und das wollte er zeitnah umsetzen. Schon morgen würde er weitere Werte durchgehen und anschließend zu einer eigenen Legierung finden, um sie dem Kaiser vorzuschlagen. Oder sollte er damit doch lieber zum Senat gehen?

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