• Zaghaft hatten die Strahlen der Wintersonne sich über die Dächer Roms erhoben, suchten den kühlen Wintertag mit ihrem Schein zu benetzen und ihn in einen dem Anlass angemessenen güldenen Glanz zu hüllen. Gleichsam hätte der Tag ebenso gut von dunklen Regenwolken überzogen und in das stete Prasseln des himmlischen Nass getaucht sein können, die Menschen Roms hätte dies kaum nur gestört, denn es war der erste Tag der Saturnalia, jenes freudigen Festes, an welchem die Welt wurde karnevalisiert, die Menschen, selbst Sklaven von gleichem Recht und gleichem Stande waren. Standesabzeichen waren ob dessen verpönt an diesem Fest, darum trugen selbst Senatoren und Magistrate keine Togen, sondern nur Pallia oder Paenulae über ihren Tuniken, Patrizier verzichteten auf den güldenen Halbmond an ihren Schuhen und kein Sklave trug ein Schild oder Halsreif, welcher ihn als solchen würde ausweisen, und auch jene, welche die Brandmarkung ihrer Herren kennzeichnete, durften diese unter Hüten und Tüchern verbergen. Ein prächtiges Farbenspiel zeigte sich in den Straßen der Stadt und insbesondere auf dem Forum, denn nicht nur die Bürger Roms trugen ihre leuchtend bunten Gewänder, auch die Sklaven, welche sonst eher in unscheinbarer Couleur mussten verharren, trugen bunte Stoffe aus den Schränken ihrer Herren und Herrinnen. Zudem konnte man allerorten die pillei entdecken, jene Filzkappen, welche sonstig Freigelassene als Symbol ihrer Freiheit trugen, nicht nur aus Filz, in Form auch ebenso aus altem Pergament gefaltet. Bereits zu dieser Zeit herrschte ausgelassene Stimmung, die Menschen vergaßen für eine Weile nicht nur ihren Stand, sondern gleichsam ihre Sorgen, fieberten bereits den familiären Mählern im trauten Heim oder den um so ungezügelteren Festen und Gelagen in den Gasthäusern und Spelunken der Stadt entgegen.


    Vor all dem losgelösten Feiern jedoch stand die Zeremonie, den Saturnus zu ehren, König des goldenen Zeitalters, welchem all das Treiben überhaupt nur zu Ehren war. Die Tore seines Tempels waren weit geöffnet, die große Statue des altehrwürdigen Gottes aus ihrem Inneren vor das Gebäude geschafft, in prächtige Gewänder gekleidet, mit einem grünfarbenen Kranz aus Lorbeer bekrönt und ihre Füße mit wollenen Binden umwunden, um jene Ketten zu symbolisieren, welche das Jahr hindurch ihn banden. Zu seiner Seite standen Ops, die Erdenmutter und Gemahlin des Saturnus, und Consus, Wächter über Getreide und Gehilfe des Götterpaares, ebenfalls beide in prächtige, bunte Gewänder gekleidet.


    Obgleich die halbe Priesterschaft Roms jedes Jahr am Fest der Saturnalia mitwirkte, so fiel es stets einem einzigen Sacerods zu, die Zeremonie zu leiten. In diesem Jahre war dies Galeo Saufeius Massa, welcher auch das Jahr über hauptverantwortlich für das reibungslose Wirken im Tempel des Saturnus am Forum Romanum war. Als das Spiel der Tibicines einsetzte und kleine Wolken aus Weihrauch um die Statuen herum gen Himmel empor stiegen, rückte Saufeius sein pilleus auf dem Kopfe zurecht und erhob, als der Anschein von Ruhe eingekehrt war, seine Stimme, um die Menge mit der traditionellen Saturnalienansprache zu begrüßen.


    "Willkommen zu den Saturnalia!


    Der Kreis des Jahres teilt sich in vier Teile,
    und in den Ländern unserer Heimat und unserer Provinzen
    ist die dunkle Zeit von der Sommersonnenwende
    zur Wintersonnenwende die Zeit zu pflügen
    und den Boden zu bestellen und den Samen auszustreuen.
    Wenn dies getan ist ruhen die Menschen aus
    in der Winterzeit, bis zur Rückkehr der Sonne.
    Drei alte Götter werden in dieser Zeit geehrt:
    Saturnus, Ops und Consus sind ihre Namen.


    Nun hört den Mythos von Saturnus' Herrschaft:
    Bevor die mächtigen Götter, die die Erde
    Von des Olympus schneebdeckten Gipfeln beherrschten, geboren wurden,
    war Saturnus der König aller Götter
    und Ops, seine Schwester, war seine Frau und Königin.
    Aber als die Zeit kam und er seinen Thron abgeben sollte
    an einen jungen Gott, seinen Sohn Iuppiter,
    wollte Vater Saturnus nicht beiseite treten.
    Ein Kampf entbrannte zwischen Alt und Jung,
    bis Iuppiter siegte und Saturnus aus dem Himmel auf die Erde verbannte.
    Saturnus stürzte auf die Erde, und mit seiner Frau
    baute er ein Schiff und segelte hierher, in unser Land.


    Er brachte den Menschen nützliche Künste,
    er lehrte sie die Saat zu bewahren und in den Boden zu säen,
    so dass wir nicht mehr mühsam nach Nahrung suchen mussten.
    Er zeigte uns die Tiere zu jagen und zu braten,
    so dass wir allezeit ihr Fleisch und Fell hatten,
    er zeigte uns die Tiere zu zähmen und mit ihnen die fruchtbare Erde zu pflügen.
    Saturnus lehrte die Menschen Münzen zu schlagen
    von schimmerndem Silber, glänzendem Gold und Bronze.
    Er lehrte uns das Geld zu bewahren und anzuwenden.
    In diesen und anderen Dingen machte Saturnus
    unsere Leben viel einfacher und frei.


    Seine glückliche Herrschaft wurde das Goldene Zeitalter genannt,
    als genug Nahrung war für jedermann
    und die Menschen den Reichtum teilten, den sie besaßen,
    und keiner jemals stahl oder kämpfte oder log.
    Aber als das Ende der Herrschaft Saturnus' kam,
    entschied er weise, seine Krone beiseite zu legen.
    Er segelte mit dem Wind weit gen Norden,
    nach Hyperborea, wo er jetzt schläft,
    in einem versteckten Eiland am Ende der Welt,
    wo er auf ein anderes Goldenes Zeitalter wartet.


    Aber bis diese glückliche Zeit kommt,
    in dieser, der kältesten Zeit des Jahres,
    begeben wir uns in Gedanken in Saturnus' kaltes Reich
    um zu erwecken den alten freundlichen König,
    und ihn zu bitten, erneut mit uns zu gehen
    und für diese kurze Zeit mit uns zu leben,
    und mit uns zu feiern und zu Ehren das Goldene Zeitalter.


    Ich wünsche Euch
    Bona Saturnalia!"



  • Nach der Pleite mit dem missglückten Kochversuchen im letzten Jahr hat Lucilla beschlossen, ihren Sklaven an diesen Saturnalia ein paar Sesterzen in die Hand zu drücken und sie zum Feiern außer Haus zu schicken. Der Vorteil dabei ist, dass sie sich selbst ganz auf das Fest konzentrieren kann. Das Kochen hat ihr eh nicht gefallen und es wird schlimm genug sein, während der Feiertage für sich selbst zu sorgen.


    Da sie deswegen auch nichts vorbereiten muss, kann sie sich außerdem ganz und gar dem öffentlichen Fest hingeben. In ein kräftiges Orange-Rot mit gelber Palla gekleidet findet sie sich am Forum Romanum ein. Der Sacerdos begrüß gerade die Menge, die Saturnalienkekse sind also noch nicht verteilt. Zum Glück kann sich Lucilla auch alleine, ganz ohne Sklaven, mit ihrem hispanischen Durchsetzungsvermögen und ihren Ellenbogen einen Weg nach vorne bahnen. Gebannt lauscht sie der Ansprache.

  • Es war doch jedes Jahr dasselbe - man ahnte nichts böses und ursplötzlich standen die Saturnalien vor der Tür! Natürlich waren sie immer zur selben Zeit und natürlich konnte man sich lange darauf vorbereiten, aber am Ende ging dann doch alles schneller als gedacht. Zum Glück dauerten die Feierlichkeiten mehrere Tage, so dass man nicht alles am ersten Tag erledigen musste. Macer hatte seinen Sklaven daher für heute einfach nur wie üblich frei gegeben und sich selber in einem einfachen Wollmantel und den alten Soldatenstiefeln auf die Straßen begeben. Kleine Geschenke für die Sklaven würde es später geben und dass er für sie kochte wollten sie sowieso nicht. Da organisierten sie sich lieber selber etwas und der Hausherr durfte die Unkosten begleichen.

  • Auch Durus erschien wie jedes Jahr zu den Saturnalien. Er hatte heute eine leuchtend-gelbe Tunika gewählt, über die er ob der Kälte einen leuchtend-grünen Mantel gelegt hatte. Zusammen mit dem Pileus auf dem Kopf gab er so ein durchaus passendes Saturnalien-Bild ab und so fiel er tatsächlich bestenfalls über seine aristokratische Haltung zwischen seinen Sklaven und Klienten auf, die ihn hierher begleitet hatten.


    Als er Macer entdeckte, hob er zum Gruß den Zeigefinger und rief ihm lächelnd ein


    "Io Saturnalia!"


    zu. Er hätte auch die übrigen Menschen hier gegrüßt, aber leider kannte er praktisch nur ihre Herren, die heute gar keine Herren waren...




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  • Ja, ja, da waren sie wieder, die alljährlichen Tage der Unsicherheit. Wer würde wohl nun was tun? Welche Sklaven hatten den Sinn der Feiern verstanden und welche würden nur wieder versuchen sich für irgendwas zu rächen?


    Ach, es war eine scheusliche Zeit um in Rom zu sein! Doch noch musste ich bleiben, erst übermorgen würde wieder die Kaserne von Misenum locken, um dort für Ordnung zu sorgen.


    So zog war ich unterwegs in einfacher Militärkleidung und grüsste die mir bekannten Leute mit einem gequält-fröhlichen "Io Saturnalia"

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    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • Schwungvoll drehte der Sacerdos sich zur Seite hin und nahm von einem Gehilfen eine silberne Kanne entgegen, mit welcher er schließlich vor die Füße des Saturnus trat und Öl in die vor ihm auf dem errichteten Altar bereitstehende Lampe goss.


    "Als Saturnus herrschte, war alles ein Kreislauf
    und alle Dinge kehrten sich um.
    Nur einmal jedes Jahr füllen wir diese Lampe mit Öl.
    Sie ist sonst leer, weil Saturnus schlafend liegt.
    Wir nähren ihn mit dem Öl des Getreides,
    dem goldenen Nektar der Körner.
    Trinke tief, oh Saturnus, von diesem goldenen Öl!
    Erwidere unser Geschenk und segne unsere heilige Erde!"


    Umsichtig schirmte ein kleiner minister mit einer Hand die Flamme einer Kerze, welche er in der anderen Hand trug, vor dem Wind ab, und reichte sie Saufeius Massa, welcher damit das Feuer der Öllampe entzündete. Der nächste kleine Helfer stand schon bereit, um dem Sacerdos eine Schale mit Geldmünzen anzureichen. Der Priester entnahm ein As daraus und legte dieses in eine Schatulle, welche ebenfalls auf dem Altar stand, und über welche der flackernde, goldfarbene Schein der Lampe einen hellen Fleck tanzen ließ.


    "Saturnus hat einen Gehilfen, den Gott des Ackerbaus
    der die Saat bewacht, Consus ist sein Name,
    er bewahrt die Dinge tief in der Erde
    und beschützt die Saat.
    Von allem was wir ernten bewahren wir einen Teil,
    um es erneut in die Erde zu legen.


    Auch einen Teil unseres hart erarbeiteten Geldes bewahren wir auf,
    um es an einem anderen Tag zu benutzen.
    Und selbst unsere besten Gedanken verbergen wir,
    um sie später ans Licht zu bringen,
    wenn sie wachsen und gedeihen können.


    All das und mehr ist verborgen in der Erde
    anvertraut der Sorgfalt von Mutter Ops.
    Erinnert euch allen Reichtums den ihr besitzt und
    entscheidet weise, was davon zu bewahren ist.
    Gebt einiges von dem, was ihr besitzt, und bittet:


    Saturnus, bewahre das Korn für die Saat
    und mache es fruchtbar für die Ernte!"


    Bedienstete des Cultus Deorum, erkennbar an ihren weißfarbenen, langen Tuniken und den grünfarbenen Kränzen auf ihren Köpfen, strömten vom Tempel des Saturnus aus zwischen die Menschen. In ihren Händen hielten sie einfache, hölzerne Kistchen, in welchen sie die Spenden des Volkes sammelten. Überall wurden kleine Münzen, zumeist aus Kupfer, aus den Beuteln gekramt, um sie mit einer kurzen Bitte um den Segen des Saturnus in die Holzkistchen fallen zu lassen.



  • Auch Ursus hatte sich am Tempel des Saturnus eingefunden. Um nichts in der Welt würde er sich das entgehen lassen. Auf dem Weg hierher hatte er viele bekannte Gesichter gesehen, hatte in alle Richtungen "Io Saturnalia" gewünscht und das Grinsen war aus seinem Gesicht gar nicht mehr wegzukriegen.


    Aufmerksam verfolgte er die Zeremonie, die wirklich wieder einmal sehr stimmungsvoll abgehalten wurde. Die Priester leisteten wirklich ganze Arbeit, das konnte man nicht anders sagen. Bereitwillig spendete der Aurelier, als ein grünbekränzter Bediensteter an ihm vorüberging und bat dabei ernst um den Segen des Saturnus. "Saturnus, bewahre das Korn für die Saat und mache es fruchtbar für die Ernte."


    Etwas entfernt sah er Tiberius Durus stehen. Und Annaeus Florus. Und war das da hinten nicht Purgitius Macer? Doch Ursus wandte nun seine Aufmerksamkeit wieder den Priestern zu. Nach Bekannten gucken konnte er später noch.

  • Dragonum mochte die Saturnalien, allerdings nur weil er den Gesichtsausdruck der Verwöhnten liebte, welche ziellos umherirrten und sich mit den simpelsten Aufgaben um den Verstand brachten. Nachdem er sich die Ansprache angehört hatte, setzte er seinen Weg über den Platz fort und betrachtete sich die bunte Menge, seine Gedanken allerdings kreisten bereits wieder um die etlichen Sklaven die die Chance nutzen würden um ihren Herren davonzulaufen und darum das er und vorallem seine Soldaten sie wieder einfangen mussten, obwohl viele seiner Männer selbst ehemalige Sklaven waren. Und nicht selten hatte er das Gefühl das so mancher "Herr" selbst einmal ein Leben als Sklave verdient hatte, so wie manche von ihnen ihre Sklaven behandelten ...


    Aber das war nun unwichtig diese Tage gehörten den Sklaven und Dragonum gönnte ihnen das Fest ...

  • Obwohl er erst seit kurzem in Rom war, wollte Ticinius keinesfalls die Saturnalien verpassen. Zu diesem Anlass hatte er, wie es Sitte war, die Toga, das Standesabzeichen des römischen Bürgers, zu Hause gelassen und trug eine hellblaue Tunika, worüber er einen roten Mantel gelegt hatte.


    So erschien er beim Tempel des Saturn und folgte aufmerksam der Zeremonie. Er war sehr gläubig, und deshalb war es für ihn selbstverständlich, einige Münzen in die Kiste zu werfen und um den Segen des Saturn zu bitten: "Saturnus, bewahre das Korn für die Saat und mache es fruchtbar für die Ernte!""


    Er guckte sich die Menge an Menschen an, die vor dem Tempel stand. Heute konnte man nicht erkennen, welchem Stand jemand angehörte, jedoch sah er bei fast allen Vorfreude auf die Feiern. Diese Vorfreude ergriff auch Ticinius, und er war gespannt, wie es jetzt weiter geht.

    statim sapiunt, statim sciunt omnia, neminem verentur, imitantur neminem atque ipsi sibi exempla sunt

  • Als echte ehemalige Landpomeranze und wieder tief in der Landwirtschaft verwurzelten Senatorengattin mit Hendlhof vor den Toren Roms hat Lucilla natürlich tatsächlich ein Interesse am Getreide. Denn ohne Getreide wird auch aus den Hühnern nicht mehr als Federn, Haut und Knochen. Deswegen lässt sie auch einen ganzen denarius ins Opferkästchen fallen und sagt brav ihr Sprüchlein auf.
    "Saturnus, bewahre das Korn für die Saat und mache es fruchtbar für die Ernte!"


    Während der Priester darauf wartet, dass die Kasse ordentlich klingelt, ist Zeit, ein paar Saturnalien-Grüße zu verteilen. Da Lucilla schon lange keine Landpomeranze mehr ist, kennt sie viele der Gestalten, die sich regelmäßig bei Opferungen zum sehen und gesehen werden einfinden. Purgitius Macer, langjähriger und guter Freund der Familie Decima, gehört dazu und erntet dafür ein extra fröhliches "Bona Saturnalia!" von Lucilla. Ein höfliches, aber weniger persönliches "Bona Saturnalia!" bekommt auch der Senator Tiberius Durus, bei dem Lucilla tatsächlich glaubt, dass er immer wegen der tiefen religiösen Überzeugung an Opfern teilnimmt, immerhin ist er Pontifex. Annaeus Florus, Klient ihres Bruder Meridius, wird ebenfalls mit einem "Bona Saturnalia!" gegrüßt, obwohl er gar nicht Saturnalienfreudig aussieht.


    Eine Menge feine Damen, die sich gegenseitig damit zu übertrumpfen versuchen, in ihrer einfachen Kleidung möglichst schlicht auszusehen, werden zu den Saturnalien-Grüßen auch gleich noch mit umarmt. Aber natürlich hat Lucilla nicht nur für die ihr bekannten Menschen einen Gruß auf den Lippen. Gerade bei den Saturnalia verteilt sie großzügig.

  • Zielstrebig wie der Sensenmann durch das Kornfeld arbeiteten sich die Bediensteten des Cultus Deorum durch die Menge, hielten einem jeden Anwesenden ihre Kisten dar. Obgleich zumeist nur Münzen von kleinem Wert dort eingeworfen wurden, so war es doch die Masse, welche letztlich einen guten Opferschnitt gab. Bald kehrten die ersten Sammler vor den Altar am Tempel zurück und stellten repräsentativ für die gefüllten Truhen die ihren zu Füßen der Götterstatuen ab. Galeo Saufeius Massa schloss sie mit Deckeln und verkündete der Menge:


    "Euer Schatz und euer Korn ist nun sicher!
    In der Dunkelheit muss es liegen bis zu der Zeit
    wenn die Sonne zurückkehrt und die Saat zum Leben erweckt.
    So schläft auch Saturnus, die Zeit erwartend
    wenn er erweckt und gerufen wird,
    seine Insel zu verlassen und seine Geschenke uns zu bringen."


    Jene Helfer des Cultus, welche eben erst die Münzen hatten eingesammelt, traten nun erneut vor die Menschen, diesmalig jedoch, um sie mit den traditionellen Saturnalien-Geschenken zu bedenken. Sie verteilten in den vorderen Reihen sigillaria, kleine, tönerne Figuren, und cerei, goldfarbene Kerzen. Währenddessen trugen zwei minister je eine dicke Kerze an den Altar und stellten sie neben der Staute des Saturnus auf.


    "Laßt alle Kinder ihre Geschenke dem Gott darbringen.
    Seit alten Zeiten haben diese Gaben ihre Bedeutung:
    Die Kerzen, sie sind kleine Sonnen,
    und die Sigillaria Symbole unserer Seelen.
    Nun gebt die Sigillaria einem Kind, welchem ihr auch wollt,
    aber wacht darüber, dass jedes Kind unter euch eines erhält.
    Die Kerzen aber bewahrt bei euch,
    entzündet sie heute Abend zu Ehren des Saturnus."


    Der Sacerdos reichte eine kleine Tonfigur an einen Jungen an vorderster Front, welchem bereits an den freudig strahlenden Augen anzusehen war, dass er eigens für diese Aufgabe war ausgesucht worden. Sodann entzündete er eine schmale Kerze an der noch immer brennenden Öllampe und hielt die Flamme dieser an die Kerzen zu Füßen des Saturnus.


    "Nun, wenn die Sonne um die Erde kreist,
    entzünden wir dieses Licht,
    und jedes Jahr kehrt die Sonne zu uns zurück,
    so wie auch jedes Jahr das Licht dieser Kerzen.
    Das Licht erinnert uns an Saturnus,
    der uns aus einer dunklen Zeit ins Licht führte
    und uns befreite von Dunkelheit und Hunger und Gewalt."


    Zwei ministri begannen, die Wollbinden von den Füßen der Saturnus-Statue zu lösen.


    "Saturnus, ehrwürdiger Vater, erhöre unser Gebet!
    Da wir Deine Fesseln lösen für dieses Jahr,
    so schütze unsere Saat und schenke ihr Fruchtbarkeit
    und bringe Dein Goldenes Zeitalter zurück zur Erde!"


    Hinter dem Sacerdos glitten die wollenen Stränge auf den steinernen Boden des Forum Romanum, Saturnus war befreit, um auch in diesem Jahr das Fest zu seinen Ehren empfangen zu können. Galeo Saufeius Massa hob die Arme nach vorn, die Handflächen zum Himmel gewandt.


    "Nun ehrt mit mir Vater Saturn und ruft drei mal:


    Io Saturnalia!
    Io Saturnalia!
    Io Saturnalia!"



  • Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    Als er Macer entdeckte, hob er zum Gruß den Zeigefinger und rief ihm lächelnd ein


    "Io Saturnalia!"


    Macer erwiderte den Gruß mit derselben Geste. "Io Saturnalia!" Auf die Anrede mit dem Amtstitel konnte man bei diesem Fest ja praktischerweise verzichten, was die Sache schön einfach machte, weil Macer sich nicht zwischen dem politischen und religiösen Rang entscheiden musste.


    Kaum später tauchte Decima Lucilla auf, die besonders fröhlich zu sein schien, was so kurz nach ihrer Hochzeit natürlich nicht verwunderte. "Io Saturnalia!" wünschte Macer auch ihr als Erwiderung auf ihren Gruß.


    Dazwischen fand auch noch eine Münze ihren Weg in die Opferkasse, verbunden mit Macers Bitten an Saturnus für das Korn und alles was sonst noch so dazu gehörte. Nur mit Korn war es ja ein Jahr lang auch nicht getan, aber so ein fest nutzt ja meistens nur die wichtigsten Symbole.

  • Während er ein Stück auf Macer zu ging (wobei der Rattenschwanz an Sklaven und Klienten, der ihm folgte, diesmal sehr kurz war - das saturnalische Selbstbewusstsein, zu entscheiden, wo man stand!). Im Vorbeigehen steckte er einem der Diener eine ansehliche Münze in den Kasten, von dem ein einfacher Proletarier wohl eine Woche gelebt hätte. Ebenso abwesend grüßte er Decima Lucilla, die er allerdings nicht erkannte. Sein getreuer Nomenclator war ihm glücklicherweise trotz der heutigen Freiheit gefolgt und hatte ihm zugeraunt, wer das war. Das machte das Grüßen schwieriger, aber schließlich waren Saturnalia...


    Er blieb endlich stehen und verfolgte die Zeremonie. Das Figürchen, das man ihm in die Hand drückte, würde er heute Nachmittag dem kleinen Jungen schenken, der immer die Hausthermen putzte, weil er besser unter die Steinbänke kam...


    Schließlich rief er gemeinsam mit den anderen


    "Io Saturnalia Io Saturnalia! Io Saturnalia!"


    allerdings wesentlich leiser als er manchmal im Senat zu schreien pflegte - schließlich war Saturn wohl trotz seines Alters kaum schwerhörig!




    [Blockierte Grafik: http://img258.imageshack.us/img258/2711/saturnaliakd4.png]

  • Natürlich hatte Ursus schon oft dieser Zeremonie beigewohnt. Doch es war einige Jahre her, seit er das letzte mal dabei gewesen war. Sicher, sie hatten das Fest auch in Griechenland gefeiert. Doch es war eben doch etwas anderes, hier in Rom vor dem Tempel zu stehen und die Wollbinden fallen zu sehen, von denen die Füße des Saturns den Rest des Jahres gefesselt waren.


    Die Zeremonie verlief ohne Zwischenfälle und war nach Ursus' Meinung wirklich stimmungsvoll gemacht. Am Ende fiel er wie alle anderen auch in das gemeinsame "Io Saturnalia, Io Saturnalia, Io Saturnalia" ein.


    Auch er erhielt ein Tonfigürchen und steckte es ein. Vielleicht fand sich später jemand, dem er damit eine zusätzliche Freude machen konnte. Vielleicht jemand, der gern hier gewesen wäre, aber aus irgendwelchen Gründen nicht hatte kommen können.

  • Der Zeremonie folgte Ticinius aufmerksam, war es doch das erste Mal, dass dieser sie in Rom miterlebte. Natürlich wurden die Saturnalien auch in Taracco, wo er aufgewachsen war, gefeiert, jedoch in einem kleineren Rahmen.


    Auch Ticinius erhielt ein Tonfigürchen und eine Kerze, die er beide einsteckte. Währenddessen überlegte er, welchem Kind er das Tonfigürchen schenken konnte. In der Casa hatte er noch keine Sklavenkinder gesehen, was allerdings nicht bedeuten musste, dass es keine gab, war er ja erst seit kurzem hier.


    Am Ende rief er wie die anderen: "Io Saturnalia, Io Saturnalia, Io Saturnalia!". Wie würde es jetzt weitergehen? War die Zeremonie zu Ende? Fragend blickte er sich um, um zu erkennen, was die anderen Leute machten.

    statim sapiunt, statim sciunt omnia, neminem verentur, imitantur neminem atque ipsi sibi exempla sunt

  • Hundert-, womöglich gar tausendfach schallten die dreimaligen Saturnalien-Rufe über das Forum hinweg, tauchten den Platz in ein undurchsichtiges Stimmengewirr. Unbeeindruckt ob dessen schickte Saufeius Massa sich an, die Zeremonie fort zu führen, denn es standen bereits zahlreiche Mitglieder des Cultus Deorum bereit, um die frischen Saturnalienkekse zu verteilen, welche bereits seit Tagen zuvor in gewaltiger Menge waren gebacken worden. Zum Altar jedoch traten drei kleine ministri, welche in ihren Händen eine Schale mit Erde, eine mit Korn und eine Kanne voll Wein hielten.


    "Seht das Geschenk des Saturnus! Seht sein Werk!
    Kommt nun und kostet von seinem Werk,
    dem Geschenk des Saturnus und seiner Schwester Ops.
    Aber teilt es mit den Menschen neben euch,
    so war das Gesetz in Saturnus' Goldenem Zeitalter!"


    Der Sacerdos berührte Erde und Korn, sodann goss er von dem Wein in einen Becher und hob ihn zum Volk hin.


    "Möget ihr immer genügend besitzen und es mit anderen teilen!
    Möget ihr niemals durstig und hungrig sein!
    Bona Saturnalia!"


    Die Gaben wurden auf den Altar gestellt, noch einmal berührte Galeo Saufeius Massa die Geldkassette, die Erde, das Korn und den Becher voll Wein.


    "Ihr noblen Götter, Saturnus, Ops und Consus,
    nehmt unseren Dank und schaut auf uns mit Liebe!
    Laßt uns nun alle gemeinsam feiern
    und etwas von Saturnus' Goldenem Zeitalter kosten
    und glücklich sein über seine Rückkehr!


    Io Saturnalia!"


    Mit den Schüsseln von Saturnalienkeksen zogen die Mitglieder des Cultus Deorum aus, verteilten sich als weißfarbene Punkte unter die bunte Menge und versorgten alle Anwesenden mit einem Keks. In einem jener Kekse war eine Münze eingebacken und derjenige, welcher sie in dem seinen würde finden, würde an diesem Tage zum Saturnalienfürst gekrönt und beim an das Opfer anschließede Fest als König gefeiert.



  • Vor lauter Jubel und ausgelassener Freude, kam man gar nicht dazu, ein paar Worte zu wechseln. Von den Worten, die vorne am Tempel gesprochen wurden, verstand Macer kaum ein Wort, aber die Handlungen waren ja bekannt. Eben zogen die Verteiler der Kekse los und als sie sich langsam weit genug über den Platz geschoben hatten, bekam auch Macer einen der Kekse ab. Schätzend betrachtete er ihn und dann diejenigen, die sich Durus und die anderen Menschen um ihn herum genommen hatten. "Sehen mal wieder alle gleich aus."

  • Lucilla hat kaum ihr dreimaliges "Io Saturnalia!" beendet, als schon die Kekse kommen. Geschwind huscht ihr Blick über die Schale mit Keksen, doch keiner von denen, die oben in der Schale liegen, lässt von sich erahnen, dass die Münze drin stecken würde. Das ist sehr erfreulich, denn Lucilla ist nicht bestrebt, Saturnalienkönig zu werden. Denn dann kommt man den ganzen Tag nicht mehr vom Forum runter und muss einen Becher Wein nach dem anderen schlucken. Da feiert sie lieber überall in der Stadt, immerhin weiß sie ungefähr, wo die besten Feiern steigen.


    Lucilla greift sich also einen ganz unverdächtig aussehenden Keks und bricht ihn in der Mitte auseinander. Bis auf den knusprigen Teig ist er leer.
    "Puh, ich bin es schonmal nicht." grinst Lucilla zu dem neben ihr stehenden Aurelius Ursus und schaut neugierig auf seinen Keks, während ihr eigener schon zur Hälfte in ihrem Mund verschwindet. Sie will zwar nicht Saturnalienkönig werden, aber es reizt sie schon immer, einmal den Saturnalienkönig zu entdecken und lauthals auf ihn aufmerksam zu machen.

  • Ursus hatte ebenfalls einen der Kekse in der Hand und schaute erstaunt auf die junge Frau neben ihm, die wohl erleichtert war, die Münze nicht vorzufinden. Er selbst hatte auch keine Lust, Saturnalienfürst zu werden, da er ja zu den Flaviern eingeladen war und dieses Fest auf keinen Fall versäumen wollte.


    Er lächelte die Frau neben sich an. "Hoffen wir, daß es mich auch nicht erwischt. Nicht dieses Jahr", meinte er fast beschwörend und zerbrach feierlich den Keks. Und er hatte Glück. Keine Münze war in ihm versteckt. "Puh, Glück gehabt", lachte er erleichtert, "Darf ich diesen Keks mit Dir teilen?", fragte er und hielt ihr die eine Hälfte hin. Immerhin hatte der Priester ja zum Teilen aufgefordert.


    "Mein Name ist übrigens Titus Aurelius Ursus", stellte er sich vor, denn wenn sie schon einen Keks miteinander teilten, sollten sie doch wenigstens voneinander wissen, wie sie hießen. Sie kam ihm zwar vage bekannt vor, als hätte er sie schon einmal gesehen, doch er konnte sich nicht erinnern, daß sie einander vorgestellt worden waren. "Und Bona Saturnalia"

  • "Vielen Dank!" Strahlend nimmt Lucilla den halben Keks entgegen und hält Ursus die andere Hälfte ihres eigenen hin. "Allerdings nur, wenn du dafür die Hälfte von meinem isst."


    "Ach so, bona Saturnalia natürlich auch dir." Sie lächelt ein bisschen verlegen. "Über das viele Grüße vergisst man irgendwann das Grüßen. Zumindest mir geht es immer so, peinlicherweise sogar meistens schon im Verlauf des ersten Feiertages. Aber es ist ja auch immer so viel los, ich weiß schon meist am Abend nicht mehr, wen ich mittag schon beim Opfer getroffen habe." Was natürlich absolut nichts mit dem Weinkonsum nach dem Opfer zu tun hat.


    "Ich bin Decima Lucilla. Aber heute natürlich nur Lucilla." Sie lächelt verschmitzt. "Aurelius Ursus? Der Aurelius Ursus, Magistrat des Cursus Honorum?" Sie beugt sich verschwörerisch zu ihm. "Also außerhalb der Feiertage, meine ich. Heute natürlich nur Ursus, nicht wahr?"
    Ob er wohl mit Corvinus verwandt und entsprechend auch so ... patrizisch verplant... ist?

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