[Hortus] Iulii in viriditate


  • ortus

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    Hier befinden sich "Iulier (allein mit ihren Familien) im Grünen".



    Endlich - er hatte es geschafft. Dionysios hatte die lange Schifffahrt überstanden, obwohl sich ihm bei dem vielen Schaukeln und Wanken häufig der Magen umdrehte. Doch die Überfahrt verlief prächtig. Vermutlich hatte Poseidon selbst ihre Überfahrt gesegnet, die Schiffsführer und Kapitäne hatten mir versicherten, sie hätten dem Meeresgott ein großes Opfer vor der Abreise gebracht. Dies hat sich anscheinend ausgezahlt.

    Dionysios war also endlich in Roma angekommen. Es dauerte ein wenig, bis er sich in dem Chaos und Durcheinander zurechtfand. Auf dem Weg von Ostia nach Roma selbst wurde er noch von anderen Griechen, Thrakern und Illyrern begleitet, doch den Weg zur Casa Iulia musste er selbst finden. Cincinnatus hatte ihm in einem seiner Briefe den Weg ausführlich beschrieben und nachdem er zwei oder drei Mal umkehren musste, weil er in die falsche Seitenstraße eingebogen war, erreichte er schließlich den Wohnsitz der Iulier.

    Er durchschritt die große Porta, der ianitor Wonga war anscheinend über alles informiert und lies ihn sofort hineintreten, ging durch das Vestibulum und suchte seinen Herrn. Doch er war nirgends zu finden. Er lies seine wenigen aber ihm persönlich wichtigen Sachen im Atrium stehen und ging in den Garten. Dort fand er Cincinnatus endlich, auf einer weißen Bank sitzend laß er in einigen Schriftrollen. Er wollte ihn nicht stören oder ihn beim Lesen unterbrechen, er sieht so vertieft und beschäftigt aus. Doch Cincinnatus bemerkte ihn und blickte auf.

  • Cincinnatus war gerade in seine Unterlagen, die er sich aus der Villa Aurelia von Ursus geliehen hatte, vertieft. Vor sich hatte er die Lex Iulia et Papia, die er sich noch mal durchlesen wollte, um den Erbschaftsfall eines verstorbenen Octaviers zu überprüfen. Aus dem Augenwinkel sah er einen Mann stehen. Er blickte auf, konnte zunächst schwer erkennen, wer es war. Dann sah er ihn genauer an, es war Dionysios, sein alter Sklave aus Athenae, welcher ihm bereits während seines Aufenthalts in Griechenland gedient hatte. Cincinnatus hatte beschlossen, ihn nach Roma zu holen, weil er seines Erachtens nach gute Dienste vollbrachte. Jetzt, da Cincinnatus seine politische Karriere beginnen wollte, konnte er eine vertraute Unterstützung gut gebrauchen.


    Er erhob sich von seine Bank und legte die Schriften zur Seite.
    Dann ging er einige Schritte auf ihn zu und begrüßte ihn mit seinen griechisch Kenntnissen, die er in Athenae auffrischen konnte.


    "Khaire, Dionysios! Ich grüße dich."

  • Als er die Worte hörte, fühlte er sich fast wie in Griechenland. Er schmunzelte leicht und antwortete seinem Herrn ebenfalls in der griechischen Sprache.


    "Khaire, o Kyrie! Sei gegrüßt, Herr!"


    Die Sonne stand hoch und es war wirklich warm. Mit ihren Strahlen erwärmte sie in diesem Moment wohl weite Länder, denn es waren kaum Wolken am Himmel zu sehen. Der Garten der Casa Iulia war wunderschön angelegt. Viele Statuen und Figuren verzierten die einzelnen kleinen Wege. Doch Dionysios war nicht hier, um Urlaub zu machen. Es würde viel Arbeit auf ihn warten.


  • Mittlerweile hatte Saturninus sich hier in Rom ganz gut eingelebt. Er kannte sich schon ein wenig aus hier, kannte auch schon die einen oder anderen Leute und bedauerte es im Grunde schon wieder, dass er diese so interessante Stadt bald wieder verlassen würde um nach Misenum aufzubrechen.


    Eines Nachmittags hatte er sich dazu entschieden sich den Hortus der Casa Iulia ein wenig genauer anzuschauen. Ein netter Garten, wie der Iulier fand, so ganz alleine war es allerdings doch ein wenig trist...


    Sim-Off:

    Reserviert. ;)

  • ... doch als wenn die Götter es beabsichtigt hätten, hatte auch Catulus beschlossen, die Casa - seine neue Heimat - zu erkunden. Er würde wohl noch die ein oder andere ruhige Stunde im Garten verbringen, so seine Hoffnung.


    Gerade als er den ordentlichen Garten bestaunt hatte, stieß er auf einen anderen Hausbewohner, den er allerdings noch nicht kannte.


    "Entschuldige meine Gedankenlosigkeit."


    Sagte der Iulier, als er den Anderen leicht anstieß.

  • Saturninus fuhr überrascht herum, als er leicht angestoßen wurde und wollte schon den Sklaven, den er dahinter vermutete ordentlich zurecht weisen, als er erkannte, dass da ja gar kein Sklave war. Die Gesichtszüge des Iuliers entspannten sich wieder.


    "Macht doch nichts", erwiderte er freundlich. "Ich bin Iulius Saturninus, Sohn des Iulius Drusus. Und wer bist du, wenn ich fragen darf?"

  • Iulius Catulus, Sohn des Iulius Papus. Saturninus überlegte kurz, schüttelte dann aber kaum merklich den Kopf. Nein, die kannte er beide nicht. Wobei es seinem Gesprächspartner wahrscheinlich ganz genau so ging.


    Die Frage des Iuliers, der jünger war als er, verwirrte ihn allerdings.


    "Verzeih, ich verstehe nicht ganz. Was meinst du?"


  • Einem Tag nach der Verlobungsfeier von Centho und Calliphana war Livilla auf den Weg hinaus in den Hortus. Obwohl es frisch war und das bemerkte sie bei dem ersten Schritt nach draußen. Sie zog ihre Palla fester an ihren Körper. Das kalte Lüftchen erinnerte sie sogleich an Mogontiacum. Nach dorthin sehnte sie sich nicht gerade. Überhaupt, Livilla war ein Mensch, welcher es wirklich nicht lange an einem Ort aushielt. Oder weil es keinen wichtigen Grund gab sesshaft zu werden? Sie wollte dabei auch nicht gerade von Reiselust sprechen. Es war wohl mehr Einsamkeit, welche sie dazu trieb. Eine fürchterliche Tatsache, die sie einsehen musste. Doch wollte sie eine Bindung eingehen? Zweimal hätte sie schon die Gelegenheit gehabt. Keiner von beiden wollte passen und der erste war überhaupt unrealistisch gewesen. Ein einfacher Soldat in Germanien. Was wohl aus Mela geworden war? Er wollte ihr nahe sein, doch Livilla wollte damals niemanden so nahe sein. Sie konnte einfach seine Gefühle nicht erwidern. Und dann der Überfall in Roma. Er beschützte sie vor einem Verbrecher. Doch gelang es ihr jemals sich bei ihm richtig zu bedanken? Tausende von Gedanken, eigentlich Erinnerung kamen ihr in den Sinn. Verloren wanderte sie durch den Hortus, den Kopf in Gedanken versunken, immer auf den Boden blickend.


    Sim-Off:

    Bitte sei mir nicht Böse. Aber die Einrichtung gefällt mir nun mal :D

  • Antoninus gähnte, als er den Hortus betrat. Die Feier gestern steckte ihm noch in den Knochen. Normalerweise hätte es ihm nichts ausgemacht, aber der gestrige Tag war schon vom Beginn an verkorkst. Erst stand er schlaftrunken und im Nachtgewand vor einer fremden Frau und dann musste er auch noch halbwegs den Gastgeber spielen. Und das, obwohl er niemanden kannte. Für ihn war es der pure Stress gewesen. Trotzallem war er aber froh eine Menge Freunde und Weggefährten der Familie kennengelernt zu haben. Er hoffte nur, daß ihm die ganzen Namen im Gedächtnis blieben. Antoninus versuchte in Gedanken die Namen mit den Gesichtern zu verknüpfen und war damit so konzentriert bei der Sache, daß er nicht mehr auf den Weg achtete und die junge Frau, die ebenfalls gedankenverloren durch den Hortus schlenderte, nicht bemerkte. Sie stießen zusammen.


    "Hoppla!", stieß er überrascht hervor.

  • Was um sie herum geschah bemerkte Livilla gar nicht. Ihre Gedanken hatten sie weit fort getragen. Nicht einmal die Arbeiten in der Casa bemerkte sie. Dort waren wie gestern schon unzählige Sklaven unterwegs, um den Aufräumarbeiten der Verlobungsfeier nachzugehen. Sie sah nun nicht mehr auf den Boden, sondern in das Gesicht einer Statue am anderen Ende des Hortus, als jemand mit ihr zusammenstieß. Es rutschte ihr die Palla herunter und nachdem sie sich gebückt hatte um sie aufzuheben, blickte sie in das entschuldigende Gesicht des Mannes, welchen sie am Vorabend auf der Feier mehr oder weniger kennen gelernt hatte. Eigentlich wusste sie gar nichts von ihm, lag doch der Grund darin, das Livilla nicht lange der Verlobungsfeier beiwohnte. Die Reise hatte zu sehr an ihren Kräften gezerrt.
    „Es ist nichts passiert.“ Die dunkelblaue Palla war leicht vom Laub beschmutzt worden, doch Livilla konnte es herabschütteln. „Warst du nicht gestern auf der Feier?“ Jene Frage rutschte ihr sofort heraus. Ohne daran zu denken, das sie sich vielleicht getäuscht hatte und es einfach ein Besucher im Hause der Iulier war, welchen sie nun sehr unpassend befragte. Aber nein, es war der Mann von gestern, es war das gleiche sympathische Gesicht.

  • Antoninus richtete seine Kleidung und grinste die Frau entschuldigend an.


    "Ich habe Dich nicht kommen sehen. Es tut mir leid."


    Als er sie betrachtete, kam sie ihn auf eine merkwürdige Art und Weise bekannt vor. Sie sprach von der Feier. Ja, klar! Daher kannten sie sich.


    "Ja, ich war gestern dort. Ich kann mich auch an Dich erinnern. Lange warst Du aber nicht da, oder?"


    Wieder sah er die attraktive Frau an. Ein komisches Gefühl der Zuneigung beschlich ihn. Ihm war, als ob er die Frau schon früher gesehen hätte.


    "An Deinen Namen kann ich mich aber nicht erinnern. Meiner ist Tiberius Iulius Antoninus."

  • „Schon in Ordnung!“ ,wies Livilla noch mal daraufhin, das sie ihm den Zusammenstoß nicht übel nahm, war sie selbst doch auch daran Schuld gewesen. Sie war auch erleichtert, dass der Mann seinen Aufenthalt auf der Feier nun wirklich bestätigte. „Stimmt! Ich war tatsächlich nicht lange dort. Ich spürte immer noch die Nachwehen meiner Reise aus Mogontiacum.“ Sie war ihm auch nicht böse, dass er ihren Namen nicht behalten hatte. Doch als der den seinen veriet, hätte sie es ihm eigentlich sein müssen. Verwirrt trat sie sogleich einen Schritt zurück. „Das kann nicht sein! Wie konnte dir nur mein Name entgangen sein! Ich bin niemand anderes als Livilla, deine Schwester!“ Ihr Bruder hatte schon früh Livilla und ihre Mutter verlassen, weshalb wusste sie nicht. Sie selbst war auch nie mit ihm in Kontakt getreten. Und nachdem sie Hispania verlassen hatte, glaubte sie kaum daran, sobald etwas von ihrem älteren Bruder zu erfahren. Es war eine gute Entscheidungen gewesen, nach Roma zurückzukehren. Dem war sie sich nun bewusst. Zaghaft berührte sie Tiberius Hand, immerhin wusste sie nicht, wie er darauf reagieren würde.

  • Antoninus war verwirrt, als er ihre Worte hörte. "Livilla?" Ungläubig starrte er sie an. Das war sie also, seine Schwester, von der sein Vater ihm immer schrieb. Tränen stiegen ihm in die Augen und er drückte ihre Hand. "Livilla...", wiederholte er ihren Namen. Er war verwirrt - wähnte er sie doch in Germania, wie es ihr Vater in seinen letzten Briefen schrieb.
    Antoninus nahm sie in den Arm und drückte sie sachte. "Livilla, ich dachte Du bist in Germania? Was machst Du hier? Bin ich froh, Dich endlich zu treffen.", sprudelten die Worte aus ihm hervor.

  • Abwartend musterte Livilla ihren Bruder, welchem erst so allmählich bewusst wurde, wer da tatsächlich vor ihm stand. Doch dann zog er sie sanft zu sich und die Iulierin ließ ihren Kopf sanft auf den Oberkörper ihres Bruders fallen. „Ja, ich bin es! Aber woher wußtest du, dass ich mich in Germania befand? Hattest du noch Kontakt mit unserem Vater?“ Ihre Stimme klang verweint und der Schmerz über den Verlust ihres geliebten Vaters war nun wieder deutlich daraus zu hören. „Weshalb kann er nicht wieder bei mir sein? Weshalb ist er fort?“ Sie hob bei diesen Worten ihren Kopf nicht, er ruhte immer noch auf Tiberius. Obwohl sie diesen Mann erst gestern kennen gelernt hatte, fand sie ihn nicht befremdend. Erst jetzt merkte Livilla, das es eine Ähnlichkeit mit ihren Vater war.

  • Als Livilla nach dem Vater fragte, unterdrückte Antoninus den Drang laut zu schluchzen und endgültig zu weinen. Zu viel hatte sich deswegen in ihm angestaut. Er drückte seine Schwester noch etwas fester an sich.
    "Wir schrieben uns mehr oder weniger regelmäßig. In seinen Briefen hielt er mich über die Familie auf dem Laufenden."
    Trotz aller Zerwürfnisse zwischen seinem Vater und ihm, spürte er - endlich - wie sehr er ihn vermisste.
    "Er fehlt mir auch....", flüsterte er in Livillas Ohr und strich ihr behutsam mit einer Hand über den Kopf. So verharrten die beiden Geschwister einen Moment und Antoninus spürte eine innige Verbundenheit zwischen ihnen. Schließlich trennten sie sich voneinander und sahen sich an. Antoninus lächelte sie mit tränennassen Wangen an.
    "So sieht also 'das kleine Mädchen' aus, von dem Vater immer schrieb."

  • Der erdrückende Schmerz über den Tod ihres Vaters wurde noch stärker, als Tiberius begann von ihm zu sprechen. Derartige Gefühle waren ihr bis jetzt noch nie so deutlich geworden. Und erst jetzt verstand sie, wie schwer es doch auch war mit ihnen umzugehen. Sie hatte ihren Vater über alles geliebt und das war nie zu übersehen. Es gab niemanden der seinen Platz einnehmen konnte. Doch meinte es die Götter gut mit ihr. Immerhin hatte sie jetzt kurz nach dem Todesfall ihren Bruder Tiberius kennen gelernt. Vielleicht konnte er ihr über diese Trauer hinweg helfen.
    „Ich weiß, dass er dich auch geliebt hat. Auch wenn er mir nie sagte, weshalb du gegangen bist. Er wurde immer nachdenklich, wenn ich dich erwähnte. Aber du hast Recht. Ja, so sieht sie aus, das kleine verweinte Mädchen.“
    Wie sensibel musste sie jetzt ihrem Bruder erscheinen? Für einen Gefühlsausbruch war ihre Bekanntschaft doch wirklich noch etwas zu kurz gewesen.
    „Was für ein Zufall nicht war! Das wir zur selben Zeit in Roma ankommen. Mich veranlasste wohl mehr die Sehnsucht nach Roma, zu dieser Reise. Aber weshalb bist du hier? Wohl kaum in der Hoffnung mich hier anzutreffen? Oder doch?“
    Es konnte nicht nur ein Zufall gewesen sein.

  • "Das ist wirklich ein Zufall!", stimmte Antoninus zu. "Ich habe Dich hier nicht erwartet, denn ich wähnte Dich in Germania. In meinem Cubiculum habe ich schon einen Brief für Dich angefangen zu schreiben. Ich wollte Kontakt zu Dir aufnehmen." Er lächelte. "So wie es ausschaut, kann ich mir das jetzt sparen."


    Zusammen gingen sie zu einer Bank und setzten sich. "Mich hat es aus dem selben Grund wieder nach Rom getrieben. Die Sehnsucht." Er seufzte und sah sie an. "Außerdem lief es in Asia nicht ganz so wie ich es mir vorstellte. Als ich dann auch noch merkte, daß das ewige Wegrennen vor meinen Problemen keine Lösung ist, fasste ich den Entschluss zur Rückkehr."


    Antoninus schaute betrachtete seine Schwester. Hübsch war sie. 'Das muss in der Familie liegen', dachte er nicht uneitel und grinste. "Hast Du Dich denn alleine auf die Reise begeben oder mit jemanden zusammen gereist?"

  • Es musste doch eine Fügung der Götter gewesen sein, das Tiberius ausgerechnet jetzt wieder versucht hatte Kontakt mit seiner Familie aufzunehmen. Selbst wenn Livilla sich nicht in Roma aufgehalten hätte, wollte er ihr einen Brief schreiben. Er wollte nicht auch nicht mehr weglaufen, wie sie. Auch wenn er es auf Grund von Problemen tat, die Livilla darauf schließen ließen, dass er mit ihren Vater gestritten haben musste. Ihr Weg führte sie wieder nach Roma der Einsamkeit wegen. Sie hatten beide an einer Bank platz genommen.
    „Wo genau warst du in Asia? Und was hast du dort gearbeitet?“
    Sie wollte alles über ihren Bruder erfahren. Was suchte er in Asia? Etwas das er in Italia nicht finden konnte? Und was hielt ihn davon ab, erst nach Jahren wieder zurück zukehren?
    „Nein, eigentlich waren wir zu viert. Tertia, war dabei, meine Amme. Sie begleitet mich schon fast schon mein ganzes Leben. Ich glaube aber nicht dass du sie kennst. Und zwei Männer begleiteten uns. Mein Verwandter Drusus hatte das noch arrangiert. Ein älterer Mann namens Galeo Lyso und sein Sohn Marcus. Sie waren sehr freundlich. Nun ich kannte sie schon aus Mogontiacum…..Hm, vielleicht sind die beiden auch schon abgereist. Ich weiß es nicht, obwohl sie einige Tage in Roma bleiben wollten. Sie haben dort auch Verwandtschaft.“

  • Antoninus überlegte kurz. Sollte er die ganze Geschichte erzählen? War er dazu schon bereit? Er zuckte mit den Schultern. Auch wenn sie sich noch nicht kannten, war Livilla seine Schwester. Warum ihr also etwas verschweigen?
    "Ich lebte die letzten Jahre in Pessinus. Das ist eine kleine Stadt in Galatia - etwa in der Mitte Asias. Ich habe dort als Scriba für die Duumviren gearbeitet. Nicht mehr und nicht weniger. Für die Arbeit habe ich alles gegeben. Ich war Tag und Nacht zur Stelle, wenn ein wichtiges Schriftstück oder eine Urkunde ausgestellt werden musste. Richtig aufgeopfert habe ich mich." Seine Stimme wurde ein wenig lauter. "Immer wenn einer der Herren Duumviren etwas wünschte, habe ich mich sofort darum gekümmert - ohne Fragen zu stellen. Und was hat es mir gebracht?" Freudlos lachte er auf. "Nichts! Nicht einmal wurde ich befördert! Jahrelang bezog ich das gleiche mickrige Gehalt! Ich sah zu, wie andere Scribae, jüngere, an mir vorbeibefördert wurden und Karriere machten, nur weil sie aus gutem Hause stammten oder das entsprechende.... Überzeugungsgeld. Aber, so schlimm es sich auch anhört, ließ ich es tatenlos geschehen und habe mich bewusst ausnutzen lassen."
    Antoninus atmete einmal tief durch und wurde ruhiger.
    "Eines Tages aber, unser Vater war schon längst tot, ging ich früher als sonst von der Arbeit nach Hause. Es ging mir nicht gut und ich legte mich schlafen. Als ich dann am nächsten Morgen aufwachte, ging es mir noch schlechter. Mir war, als ob mein ganzer Körper wegen meiner damaligen Situaltion, die ich mir immer wieder schön redete, rebellierte. Vier ganze Tage lang konnte ich nur liegen und leichte Suppen essen. Ich begann zu grübeln und kam daraus nicht heraus. Schließlich erkannte ich wie sehr ich in den lezten Jahren ausgenutzt wurde und wusste auch schlagartig warum: Feigheit, Livilla."
    Er sah seiner Schwester in die Augen.
    "Plötzlich wurde mir bewusst, daß ich nur wegrannte und schnell vergessen wollte, was mich aus Rom in die Ferne getrieben hat: Die Enttäuschung unseres Vaters und die daraus resultierende Entfremdung zwischen uns beiden weil ich damals nicht der Familientradition folgen wollte und mich gegen die Legion entschieden habe."
    Mit traurigem Blick sah er auf den Boden. In Gedanken hatte er sich mit seinem Vater längst ausgesöhnt. Durch die Briefe, die ihm immer wieder geschrieben wurden, wusste er, daß die Enttäuschung die Zuneigung nie völlig ausgelöscht hat.
    "Aber das war nicht der einzige Grund.", redete er leise weiter, "Den eigentlichen Impuls hat die Hochzeit meiner Angebeteten mit meinem damaligen besten Freund gegeben. Als ich erführ, das die Hochzeit stattfindet, wollte ich nur noch weg und ergriff überstürzt die Flucht nach Asia. Es wurde einfach alles zuviel für mich."
    Er sah Livilla an und lächelte. "Mittlerweile bereue ich es. Ich hätte hier bleiben sollen und mich unserem Vater und meinen vermeintlichen Freunden stellen müssen. Ich hätte nicht weggehen dürfen. Vielleicht hätten Vater und ich wieder zueinander gefunden - ganz bestimmt sogar. Und ich wäre vielleicht bei seinem Tod dabei gewesen und hätte ihm beistehen können."
    Antoninus Lächeln wurde ein wenig breiter.
    "Wie Du siehst, ist Dein großer Bruder einfach nur ein Feigling. Aber ich bin dabei es zu ändern - sonst wäre ich nicht hier."

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