Dura Europos. Oder: "Urlaub bei Freunden"

  • Zitat

    Original von Tiberius Artorius Imperiosus
    Tiberius ging zu seinem Optio, um nach dem rechten zu sehen.


    " Optio, wie machen sich die Männer ? "
    fragte er knapp, denn sicherlich konnte sie sehr viel von ihm lernen.


    "Salve, Centurio!" grüßte der Optio zurück und löste seinen Blick von dem langsam immer tiefer werdenden Graben. "Prima machen sie sich. Sind ein paar echte Wildschweine dabei, die durch den Boden wühlen als würden sie den ganzen Tag nichts anderes machen. Wenn es sein muss, lassen wir die ein großes Loch buddeln und ganz Dura Europos drin verschwinden." Das würde zwar ein paar Tage dauern, aber bestimmt allen mächtig viel Spass machen.

  • Imperiosus freute es, dass seine Männer anscheinend sehr fleißig waren und musste anfangen zu lächeln. Tiberius stellte es sich bildlich vor, wie die ganze Stadt nun in einem riesigen Erdloch versinken würde.


    " Das hört man doch gerne. Wenn sie dann auch noch zu gut kämpfen, können wir zufrieden sein. Bekommen sie ausreichend Wasser ? Möchte ja nicht, dass sie mir alle verdursten, bevor der eigentlich Kampf stattfindet.


    Nun schaute der Artorier rüber zur Stadt. Lange sind sie marschiert, um hier her zu kommen und viele Schlachten geschlagen. Würde dies nun die letzte Schlacht sein, oder würden sie noch weiter ziehen ? Imperiosus wusste es nicht und vertraute auf die Stabsoffizieren, was anderes blieb ihm auch nicht übrig.

  • Schon seit langer, langer Zeit war es jeden Abend dasselbe: Marschende, Gepäck abladen, Werkzeug hervor, abwarten, bis die Vermessungen fertig waren, Schnüre gesteckt, das Schaufeln beginnt, der Aufbauer der Zelte, alles, was ein Lager so brauchte – auch die unangenehme Latrinenarbeit, die von Tag zu Tag mal auf einen anderen Soldaten fiel und in seltenen Fällen auch mal eine ganze Woche, wie vor scheinbar langer Zeit als Aristides noch Sparsus und Serapio dazu verdonnert hatte, ein Grünschnabel und ein kaum mehr erfahrener Soldat. Die sich in der Zeit doch durchaus gemacht hatten und nun wichtige Posten in seiner Einheit einnahmen, Marcus beobachtete ihre Arbeit eine Weile lang zufrieden – er hielt sich bei den anstrengenden Arbeiten mehr oder minder vornehm zurück. Mit verschränkten Armen vor der Brust inspizierte Marcus all die Arbeiten – was man auch einfach als faules Herumstehen betrachten konnte, aber immerhin tat Marcus das mit einem würdevollen Ausdruck auf dem Gesicht, der sagte: Ich bin wichtig, darum steh ich einfach so hier herum! Und tatsächlich dachte Marcus nach, über all die Arbeiten, die zu bewältigen waren und dazu gehörte, alles für eine Belagerung fertig zu machen. Wie waren die Befehle? Ah ja, laßt zeitig Holz für Belagerungsgeräte herbei schaffen. Es erinnerte ihn an Mantua, an eine Übung, über die Marcus Tage lang noch geflucht hatte als sie einen Belagerungsturm erbaut hatten. Ein Claudier – der zu den Reitern ging, ein sympathischer Geselle-, Avitus, als sein Zenturio damals, Plautius, der alte Veteran, der immer ein lustiges Sprüchlein auf den Lippen hatte, Priscus, der damals sein Kollege war und mit ihm zuverlässig Balken für Balken aneinandergefügt hatte, und er damals als optio, der noch nicht mal einen Nagel in das Holz hauen konnte. Na, es war bestimmt morgen Zeit dafür einen Belagerungsturm zu erbauen und – immerhin! - Marcus und einige andere der Soldaten der ersten Kohorte - natürlich auch Priscus - hatten das schon gemacht. Marcus ließ einige Männer ausschwärmen, die sich, mit anderen Einheiten, um das Problem des Holzes kümmern sollten.

  • Ajax hatte unruhig getänzelt, während sie auf das Erscheinen der Stabsoffiziere gewartet hatten. Sein Reiter hingegen hatte die Stadt vor ihm gemustert, mit ihrer langen, schwer befestigten Westmauer, die sich über fünf bis sechs Stadien ersteckte. Dieses war die Mauer, die es wohl zu überwinden galt, denn mochten die anderen auch schwächer sein, im Norden und Süden waren es tiefe Schluchten, die natürlichen Schutz boten, im Osten war es der Fluss.


    "Meine Herren !" grüsste knapp er die beiden Stabsoffiziere, bevor er sich dem Anlass zu wand, aus dem er sie hatte rufen lassen. "Vor uns steht ein hartes Stück Arbeit, denn so einfach, wie es uns in Circesium gemacht wurde, wird es diesmal nicht werden."


    Nein, jeder von ihnen mochte sich das vielleicht wünschen, doch zu glauben das man zwei Städte hintereinander im Handstreich zu nehmen könnte, wäre vermessen.


    "Hier zwischen unserem Lager und der Mauer dort oben wird sich entscheiden, wer den Sieg von erringt. Und das werden wir sein, wenn wir dieses Feld richtig vorbereiten und unsere Stärke zeigen."

  • Avitus blickte rüber zur Stadt. Eine aufwendige und teure Belagerung war eigentlich etwas, was er am liebsten vermeiden würde, nun, da er in diesem fremden Land dafür Sorge trug, dass tausende Milites jeden Tag satt wurden.
    "Ich hoffe, sie stellen sich uns"
    sagte er, war aber nicht sehr optimistisch. Die Parther wurden bei Edessa in einer offenen Feldschlacht vernichtend geschlagen. Dass sie sich ein zweites Mal einem römischen Heer so gedankenlos und selbstsicher in den Weg stellten, bezweifelte er.
    "Aber wenn ihr mich fragt..."
    er spuckte auf den Boden und schüttelte den Kopf
    "... bezweifle ich, dass sie es tun werden. Wenn sie irgendwas aus der Lektion, die wir ihnen bei Edessa erteilt haben, gelernt haben, werden sie sich diesmal verschanzen. Zumindest würde ich es an ihrer Stelle tun..."
    sagte er.

  • Die angekündigten Verstärkungstruppen der Legio XVI Ferrata und einiger ihr angegliederter Auxiliareinheiten erreichen zwei Tage nach der Ankunft der Hauptstreitmacht planmäßig den Lagerplatz. Am Ufer des Flusses sind bereits Landestellen vorbereitet worden, so dass die Truppen umgehend abgesetzt werden können und sich in den Lagerbetrieb eingliedern lassen. Sie beziehen zunächst zusammen mit den schon vorhandenen Truppen Quartier, erweitern dazu nur den Lagerplatz im rückwärtigen Bereich. Noch hat der Kaiser nicht entschieden, ob er sie zwecks Einkesselung der Stadt auf die andere Seite verlegt. Mehrmals täglich wird er von Ärzten behandelt, die Krämpfe lassen nicht nach und die Wunde will einfach nicht verheilen, sondern wirkt weiterhin mal unwirklich rot und mal faulig braun.


    Auch das gegenüberliegende Flussufer wird besetzt, hier schlagen Auxiliareinheiten ihr Lager auf und beginnen mit Schanzarbeiten. Teile der Schiffe kehren umgehend nach Syria zurück, einige mit Verletzten an Bord. Die anderen Schiffe laden zunächst noch Provinat ab.

  • Tiberius Vitamalacus ahnte, welche Gedanken dem Praefectus durch den Kopf gingen, durch den Kopf gehen mussten, angesichts der Tatsache das hier tausende Soldaten wohl über Wochen, Monate oder gar Jahre versorgt werden mussten. Bald vier Jahre hatte Masada stand gehalten und auch Dura Europos hatte sicher Vorräte, die länger halten würden als jene in Alesia, wo es schon nach knapp einem Monat zur Hungersnot kam.


    "Ich fürchte in der Tat, die Parther werden uns nicht den Gefallen tun und sich der Feldschlacht stellen, Praefectus. Gehen wir ein Stück, meine Herren."


    Er glitt aus dem Sattel, reichte die Zügel Titus und ging dann langsam ein gutes Stück vor die wachsenden Befestigungsanlagen.


    "Wir müssen uns auf einen längeren Aufenthalt einrichten und müssen in der Zeit dafür Sorge tragen, das wir Nachts ruhig schlafen können, das wir genug Vorräte haben und die Parther es nicht schaffen, ihre Vorräte zu ergänzen."

  • Avitus nickte.
    "Wenn wir das erreichen wollen, müssen wir über den Fluß setzen und die andere Seite in unsere Gewalt bringen"
    sagte er.
    "In der Stadt ist neben der Bevölkerung ein Heer stationiert. Der Verbrauch an Nahrungsmitteln wird hoch sein, sehr hoch. Wir müssen dafür sorgen, dass auf der anderen Seite genug Artillerie steht, um jedwede Versuche, zum Fluß zu gelangen, zum Selbstmord werden. Zwar hatten sie genug Zeit, sich mit Vorräten einzudecken, aber wenn wir sie lang genug mit Brandgeschossen eindecken, dürfte bei den Feuern ein großer Teil der Nahrung drauf gehen. Sie können nicht alles unterirdisch lagern und das Klima ist trocken derzeit und nach Regen sieht es nicht aus. Alles, was in der Stadt an Vieh und Geflügel vorhanden ist, dürfte es ausserdem ebenfalls nicht lange durchhalten. So viele Menschen auf einem so kleinen Fleckchen Erde bedeuten ausserdem sehr hohe Verluste im Falle von großen Feuern"
    sagte Avitus so trocken, als würde er irgendwelche Statistiken durchgehen. Als Stadtrömer wusste er, wovon er sprach. In Rom starben nahezu täglich Menschen an Feuern und Einstürzen.
    "All das Feuer, die Plünderungen innerhalb der Stadtgrenzen und der dauernde Beschuss ihrer Mauern und Bauten dürfte ihrer Moral nicht sehr gut tun. Ausser... der imperator will die Stadt unbeschädigt. Dann gibt es nur zwei Möglichkeiten. Wir bleiben hier für lange Zeit und hungern die Stadt aus. Oder wir bomben nur die Westmauer sturmreif und greifen frontal an. In diesem Fall werde ich und die anderen praefecti am Tag danach wahrscheinlich sehr viel weniger milites ernähren müssen"
    denn bei einem Sturmangriff auf eine Stadt mit einem Heer darin, bei dem zuerst die Mauer und dann Haus um Haus, Strasse um Strasse genommen werden müssten, bedeutete wohl weitere hunderte, wenn nicht gar tausende tote Legionäre.

  • Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    "Die Stabsoffiziere sollen mich an der Porta Praetoria treffen kommen !" befahl er, während er sich Helm und Waffen reichen liess. "Und eine Turma !" Ein knappes Zeichen zu Titus und dieser und zwei Männer seiner Garde folgten ihm hinaus.


    Über seine Boten teilte der Legatus der Legionsreiterei mit, dass sich eine Turma bei der Porta Praetoria einfinden sollte. Der Decurio von Andronicus Turma, also jener der ersten Turma hatte sich zu dieser Aufgabe bereit erklärt und dem Tiberier aufgetragen seine Männer antreten zu lassen. Der Duplicarius gehorchte dem Befehl seines Vorgesetzten selbstverständlich und etwa zehn Minuten später war dei komplette erste Turma angetreten und Andronicus meldete seinem Decurio selbiges. Der Decurio kam aus seinem Zelt, schwang sich auf sein Pferd, teilte den Equites mit, dass sie sich an der Porta Praetoria einzufinden hatten und ritt in Richtung selbiger los. Den Abschluss des Zuges bildete der frischgebackene Duplicarius, welcher sich als letzter in Bewegung setzte.


    Kurze Zeit später erreichte die Turma Prima der Legio Prima die Porta Praetoria und der Decurio meldete selbiges dem Legatus:
    "Legatus, melde die Turma Prima vollständig angetreten, Legatus!"

  • Knapp erwiderte er den Gruss des Decurios, bevor er sich wieder dem Praefectus zuwandte. In vielen hatte dieser recht, sie mussten es schaffen die Vorräte der Stadt von aussen zu verringern und wenn es zu einem Sturm auf die Mauer kommen müsste, dann würde es vielen Soldaten das Leben kosten.


    "Auf der anderen Flussseite lagern die Hilfstruppen und leisten die Schanzarbeit. Genau das gleiche werden wir hier tun. Das Speerwerk vor unserem Lager wird kontinuierlich ausgebaut, bis eine geschlossene Reihe von der Schlucht im Norden bis zur Schlucht im Süden besteht, mindestens 2 Stadien vor dem Lager besteht. Das ganze Programm, Gräben, Lilia, etc..."


    Er schwang sich in den Sattel seines Pferdes.


    "Verschaffen wir uns einmal einen Blick aus einer anderen Position auf die Stadt," meinte er knapp, gab ein Zeichen ihm zu folgen und lenkte seinen Hengst im schnellen Ritt Richtung Süden bis er den Ausläufer des grossen südlichen Wadis passiert hatte, schwenkte dann `gen Osten, bis er wohl 4,5 Stadien südlich der Stadt an der Klippe zum halten kam. Hier bot sich ein Blick auf den Fluss, das flache Land auf der östlichen Seite und der Stadt und ihrem Vorfeld von Süden.

  • Der Duplicarius aus dem geschlecht der Tiberier war nach vorne, an die Seite seines Decurios geritten, saltueirte ebenfalls vor dem Kommandanten der Prima und verfolgte die Besprechungen interessiert. Dura Europos sollte also eingekesselt werden, offenbar ähnlich wie es der große Gaius Iulius Caesar mit Alesia getan hatte.


    Der Legatus Legionis der Prima gab das Zeichen ihm zu folgen und der Decurio rittt erneut vorran und der Tiberier ließ sich zurück vollan und ritt am Ende seiner Turma Richtung Süden entlang den Auslaüfern des grossen ausgetrockneten Flussbettes, genannt Wadi entlang. Der Legatus schwenkte noch einmal gen Osten und dann hielt der Zug erneut an.

  • Zitat

    Original von Tiberius Artorius Imperiosus
    " Das hört man doch gerne. Wenn sie dann auch noch zu gut kämpfen, können wir zufrieden sein. Bekommen sie ausreichend Wasser ? Möchte ja nicht, dass sie mir alle verdursten, bevor der eigentlich Kampf stattfindet.


    "Ja, die Versorgung ist sichergestellt", bestätigte Priscus ohne zu zögern. In den ersten Tagen bei der neuen Centurie hatte er eigentlich in jedem freien Augenblick nichts anderes gemacht als festzustellen, welche Soldaten es gab, welche Ausrüstung zur Verfügung stand, wer für was verantwortlich war, welche Probleme es zuletzt gab, auf was gewartet wurde und so weiter. Die Soldaten waren ihm dabei eine gute Hilfe gewesen. "Ich bin gespannt, ob es wirklich einen Kampf gibt. Also, wieder sowas wie vor Edessa. Eine Belagerung wäre mir schon ganz recht. Ich komme ja eher aus der technischen Ecke." Priscus wusste nicht genau, ob sein Centurio das schon wusste, darum erwähnte er das einfach mal.

  • Imperiosus war froh, dass die Männer anscheinend alles hatten, um zufriedengestellt zu sein. Sein Blick ging zu seine Männern, die immer mal wieder aufschauten, um zu sehen, wie ihr neuer Centurio war. Dann hörte er das mit dem Kampf und das Prsicus eine Belagerung lieber wäre.


    " Technische Ecke....mmmh "
    murmelte Tiberius leisen. Er musste unbedingt sich mal die Zeit nehmen, um sich die Akten über seinem Optio genauer durchzulesen.


    " Ich hoffe auch, dass wir diese Stadt Belagern werden. Ich hörte, dass hier wohl sehr viele von der parthischen Soldaten sein sollten ! Diese Stadt werden wir nicht so einfach nehmen können, wie in Circesium. Ich ich glaube auch nicht, dass wir darauf hoffen können, dass uns wieder ein Verräter in die Stadt führen würde. "


    Erst jetzt merkte Imperiosus, dass seine Worte wohl ziemlich hoffnungslos klangen und dieMoral eines Soldaten sinken könnte, wenn er dies hörte, darum fügte er noch schnell hinzu.


    " Aber wir von der Prima sind ja Kampferprobte Soldaten, die Besten im ganzen Imperium. "

  • Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    ...


    "Holz ist Mangelware..."
    sagte Avitus, wieder zurück im Sattel auf dem Rücken seines Pferdes.
    "Wir brauchen jedes bißchen, das wir kriegen können. Wir könnten vexillationes flußaufwärts schicken, um es bequem und schnell hierher transportieren zu können. Ich werde notwendiges veranlassen"
    sagte Avitus.
    "An Nahrung fehlt es uns derzeit nicht, allerdings müssen wir uns mit Vorräten eindecken, wenn wir länger hier bleiben. Ich werde milites schicken, um die umliegenden Höfe und Felder zu durchsuchen"
    sagte Avitus.
    "Allerdings würde es mich nicht wundern, wenn wir nur verbrannte Erde finden sollten. In diesem Fall sind wir auf verwundbare Nachschublinien angewiesen"
    Avitus sah zur Stadt.
    "An Holz fehlt es uns, aber an Stein haben wir genug. Und damit auch genug Munition, um ihnen ordentlich einzuheizen"
    Die Steinmetze würden viel zu tun haben, Steinblöcke zu bearbeiten und runde Geschosse un Kugelform herzustellen. Aber das hatte eine Belagerung nunmal an sich, dass sie jedem viel abverlangte.

  • Der Duplicarius Tiberius, welcher während des Stilstandes wieder nach vorne geritten war und sein Decurio aus dem Geschlecht der Vipsanier verfolgten das Gespräch der Stabsoffiziere interessiert und wechselten hier und da in leisem Ton ein paar Worte mit einander. Um den Nachschub schien es also nicht so gut zu stehen. "Es würde mich nicht wundern, wenn wir nur verbrannte Erde finden sollten." Diese Worte des Lagerpräfekten prägten sich bei Andronicus ein. Ja, die Parther würden sicher alles getan haben um ihren Kontrahenten aus dem Westen die Nahrungsmittelbeschaffung so schwer wie nur möglich zu machen beziehungsweise sie ihnen ganz zu verwehren...

  • ...gruben wir in der Erde. Spitzhacken brachen den trockenen, steinigen Boden auf, Schaufel um Schaufel Erde wurde heraufgeholt, die Gräben wurden tiefer, wuchsen zusammen so dass man schon die Form des inneren Ringes, der die Stadt umschliessen sollte, erkennen konnte, Felsbrocken wurden aufeinandergetürmt, die Wälle wuchsen in die Höhe und wurden von Palisaden gekrönt. Es war ein gigantisches Vorhaben, die ganze grosse Stadt abzuriegeln, aber keiner war wohl besser dazu geeignet es umzusetzen als wir, die Soldaten des Kaisers.
    Welch ein Glück dass es wenigstens nicht mehr so heiss war. Und welch ein Unglück für mich dass, kaum war ich Tesserarius und damit Sesquiplicarius, der neue Primus Pilus die Order ausgab dass zur Feier des Tages, zur Bewältigung der enormen Arbeit, alle bis hin zu den Duplicarii schanzen mussten. Nun ja. Ich spuckte eben in die Hände und grub wie eh und je. Es war ganz ungewohnt, dabei ohne die launigen Kommentare von Optio Priscus zu sein, aber Sparsus machte das natürlich auch sehr gut, und der Centurio beaufsichtigte alles mit gewichtiger Miene.
    Zum Klingen der Spitzhacken und Schaben der Schaufeln kam auch das Hallen von Axtschlägen. Pfosten wurden angespitzt, in den Boden gerammt oder miteinander verkeilt aufgestellt, gut gegen die feindlichen Reiter. Aber Holz war verdammt knapp. Es wuchsen fast nur kümmerliche Büsche hier, hier und da mal ein paar Tamarisken, die alle schnell dran glauben mussten.


    Meine neuen Pflichten waren für mich, ja, eben noch neu und ungewohnt, aber ich nahm sie sehr gewissenhaft. Und meine Kameraden machten es mir zum Glück nicht schwer, auch wenn ich ja zu den Jüngsten in der Centurie gehörte, wir waren durch das was wir alle zusammen durchgestanden hatten einfach sehr gut zusammengeschweisst. Ich kümmerte mich also um das Werkzeug, und wenn etwas kaputt ging sorgte ich dafür dass es repariert wurde, oder ersetzt, und ich achtete darauf dass nach der Arbeit nichts liegenblieb, verloren ging, oder sich zur Nachbarcenturie verirrte.
    Und dann war da natürlich der Wachdienst, und damit verbunden meine edelste Pflicht - das Überbringen der Parole. So stiefelte ich auch an diesem Abend nach dem Schanzen los, und begab mich zu dem Tribun, der die Losung für heute ausgab. Ich erhielt sie, notiert auf der Tessera, und trug diese dann durch das Lager, zurück zu meiner Einheit, bereit die kostbare Parole mit meinem Leben zu verteidigen. Dabei spitzte ich die Ohren, und lauschte auf die Gespräche um mich herum, tauschte mich natürlich auch mit den anderen Tesserarii aus, so kam man immer an die neuesten Gerüchte.
    An diesem Abend wurde viel vom Kaiser gesprochen, es hiess es ginge ihm schlechter, es sei wirklich ernst. Dabei war er doch vor kurzen noch hoch zu Ross unter uns geritten! Ich machte mir Sorgen, und war sehr gedrückter Stimmung als ich die Parole erst dem Centurio überbrachte, dann an die Wachhabenden weitergab. Aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass unser Imperator, unser Feldherr, der erhabene Genius unserer Legion, sich von einer Verletzung unterkriegen liess. Bestimmt würde er bald wieder wohlauf sein.

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  • Der primus pilus war auch eine ganze Weile nachdem er die Beaufsichtigung der Schanzarbeiten auf Licius übertragen hatte noch nicht zurück.
    Allerdings stand der Stab auch nicht mehr an der porta praetoria.


    "Hey, tesserarius!" rief Licinus Battiacus, der der porta am nächsten arbeitete.


    "Hast du eine Ahnung, wo der Stab hin ist?"


    "Jawohl, optio! Die sind vorhin mit den Pferden in diese Richtung davon geprescht, weiß aber auch nicht, wohin, optio!"


    "Mmh, danke!
    Dann würde es also noch eine ganze Weile dauern, bis der Chef zurückkehren würde. Naja, Licinus würde versuchen das beste draus zu machen.
    Die ersten Gräben wurden nun langsam fertig und Licinus drückte einem alles andere als erfreuten miles auf, das Stück, dass ursprüunglich er selbst htte graben sollen zu vollenden.
    Einen weiteren kleinen Trupp schickte er zu den Versorgungseinheiten, sie sollten einen Nachschub an posca besorgen


    Der Rest der fertigen Soldaten bekam den Auftrag den zu einem Wall augeworfenen Aushub nochmals zu befestigen und anschließend die pilae muraliae aufzustellen.


    Plötzlich hörte Licinus einen Schrei. Sofort lief er in die Richtung aus der dieser gekommen war.
    Als er am Ende des Abschnittes angekommen war, sah er, das einige milites die Arbeit unterbrochen hatten und um einen ihrer Kameraden herumstanden, neben dem bereits der capsarius der centuria kniete. Kaum angekommen rief er diesem zu:
    "Was ist passiert?! Meldung!"


    "Herr, der miles war dabei einen Eimer Erde den Wall hochzutragen und ist ausgerutscht. Es scheint als hätte er sich den Fuß verstaucht. Nicht schlimm, aber sehr schmerzhaft."


    Licinus war beruhigt, das gehörte eindeutig in die Kategorie "leichte, aber alltägliche Unfälle"


    "Also gut, bring ihn zu den ins Valetudinarium und lass das ganze noch mal von einem medicus ansehen. Anschließend bringst du ihn zu den Zelten, dann kommst du zurück. Und ihr seht zu, dass ihr wieder an die Arbeit kommt! Die verdammte Umwallung baut sich nicht von allein befahl er den immernoch umstehenden milites.
    "Komm miles, der capsarius bringt dich ins valetudinarium" sagte er noch, während er diesem half sich den miles auf die Schultern zu laden.
    Hoffentlich gab es nicht noch mehr Ausfälle durdh solche Unfälle, sie waren eh schon unter Sollstärke.
    Und wo blieben eigentlich diese psocaträger?!

  • Zitat

    Original von Tiberius Artorius Imperiosus
    " Ich hoffe auch, dass wir diese Stadt Belagern werden. Ich hörte, dass hier wohl sehr viele von der parthischen Soldaten sein sollten ! Diese Stadt werden wir nicht so einfach nehmen können, wie in Circesium. Ich ich glaube auch nicht, dass wir darauf hoffen können, dass uns wieder ein Verräter in die Stadt führen würde. "


    Erst jetzt merkte Imperiosus, dass seine Worte wohl ziemlich hoffnungslos klangen und dieMoral eines Soldaten sinken könnte, wenn er dies hörte, darum fügte er noch schnell hinzu.


    " Aber wir von der Prima sind ja Kampferprobte Soldaten, die Besten im ganzen Imperium. "


    "Das wäre schon ein seltener Glückfall, Centurio, wenn uns das noch einmal passieren sollte", stimmte der Optio zu. Zumal man eine Stadt voller Soldaten wohl kaum einfach so erobern konnte, selbst wenn ein Verräter ein Tor öffnete. "Der Häuerkampf in Circesium war außerdem schon hart genug, und dabei waren dort keine Soldaten in der Stadt. Aber gegen unsere Belagerungsgeräte werden auch die Mauern von Dura Europos nichts ausrichten können. Zumindest an Steinen für die Munition wird es uns hier ja nicht mangeln."

  • Der Wind drückte sich gegen die Zeltwand, das Zelt, was dort stand, wo man womöglich die Lagerräume eines Lagers erwarten konnte und das war gewiß kein Zufall, denn tatsächlich wurden in diesem Zelt, wie in manchen Anderen auch, die Dinge gelagert, mit denen die Soldaten auf dem Feldzug versorgt wurden. Im Nachbarzelt waren Ersatzteile, in diesem Zelt die Verpflegung von den Soldaten, die sich für mehrere Tage gleich ihre Ration abholen konnten, freilich für das gesamte contubernium oder mehr. Eine kleine Katze sprang auf ein Faß, daß vor das Zelt gerollt worden war. Klein, zierlich und völlig fehl am Platz war die Katze, die ihren Schwanz hoch aufgereckt hielt, und ihr Haupt stolz in die Höhe. Seitdem der dicke Kater des alten praefectus - Plautius - weit fort war, fühlte sich die kleine Drusilla wie die Königin des Lager – wenn nicht all die Hunde wären, die immer wieder durch das Lager streiften! - und somit zeigte die kleine Katze – deren Herrchen zufälligerweise ein gewisser Appius Carteius Cirenthius, immer noch optio des Rekrutierungsbüro, sofern es eines gäbe! - ihre ganze majestätische Würde. Sie blieb auf dem Faß und setzte sich, begann sorgfältig ihre Pfote zu belecken und störte sich nicht an dem dicken Soldaten, Titus Crassus, der nach draußen trat und die Zeltplane zur Seite schlug. In seiner Hand trug er eine tabula, ihm folgte ein Soldat, der Titus immer zur Hand ging.


    „Himmel und alle guten Götter, bei Venus Ti....“
    „Keine Gotteslästerung da draußen!“
    , tönte es im selben Moment aus dem Zelt. Eisig kalt war die Stimme. Titus drehte sich um, seine Augen funkelten wütend.
    „Pah, ich fluche wie ich will!“
    , donnerte er zurück. Aber den Ausspruch wiederholte er nicht.
    „Also, gut sieht es nicht mehr aus. Verflucht noch mal...Himmel und...“
    „Immerhin haben wir keinen Wassermangel mehr. Soll ich die Fässer auffüllen laßen?“


    Titus nickte abwesend und studierte weiterhin die tabula, auf der die Listen von Verpflegung und Proviant aufgelistet war. So merkte er gar nicht, daß erneut das Zelt geöffnet wurde und der zweite optio dieser Versorgungseinheit – die erste Kohorte war ihr Gebiet – heraus kam. Einen frostigen Blick schenkte Appius dem dicken optiokollegen, der leise vor sich hinmurmelnd zu einem Wagen ging. Daß Appius ausgerechnet mit seinem Feind zusammen arbeiten mußte, war schon eine arge Zumutung für die Schreiber- und Krämerseele von Appius. Griesgrämig trat Appius zu dem Faß, auf dem seine Katze sich mittlerweile sonnte und begann sie an ihrem Bauch zu kraulen. Die Katze – schon eine alte Veteranin, was ihre Artgenoßen anging – schnurrte leise. Wie oft war die Katze schon dem Tode entronnen? Einige Male in den letzten Monaten. Aber sagte man nicht, daß Katzen neun Leben hätten? Appius sah liebevoll auf seine Katze - das einzige lebende Wesen, daß er wirklich schätzte und die ihn mochte, so wie er war, ansonsten war Appius immer noch im Lager verhaßt! - herunter, Appius war immer noch so dürr und klapprig wie in Mantua, und genauso blaß, als ob er den Marsch stets in Sänften oder in Planwagen mitgemacht hätte. Als Schritte sich näherten, hob Appius den Blick und ließ seine Miene wieder den frostigen Ausdruck gewinnen, den er stets in Öffentlichkeit trug.


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