Die beiden Consuln zu finden war dem zuständigen Boten nicht schwer gefallen, tagte in der Curia Iulia doch gerade der Senat unter dem Vorsitz eben jener beiden Herren. Eilig durchquerte der Mann den Raum, wurde schließlich zum Vorsitzenden vorgelassen und legte diesem eine Nachricht und einen Brief vor.
Ex officio imperatoris
castra aestiva ad Dura Europos
Der Imperator Caesar Augustus grüßt zum letzten Mal die Curia der Stadt Rom!
Ja, du hast es richtig gelesen, dies ist der letzte Brief, den ich dem Kreis der Senatoren überbringen lassen kann. Dass du diesen Brief in Händen hältst ist ein sicheres Zeichen dafür, dass sich die bösen Omen aus Rom erfüllt haben und die Götter mich in elysische Gefilde befohlen haben.
Ich schreibe dem Senat diesen Brief im Angesicht der Mauern von Dura Europos. Bis hierher hat uns unser Weg geführt und an diesen Mauern wird sich das Schicksal des Feldzuges entscheiden. Mein Schicksal ist entschieden seit jenem Tag am Chaboras, an dem ein parthischer Pfeil sein Ziel nicht verfehlte. Die Ärzte haben ihr Bestes getan, doch jede Kunst findet eines Tages ihr Ende im Willen der Götter. Mein Weg endet hier, ohne ins Ziel zu bringen, was ich gestartet habe. Dies wird mein Sohn für mich tun müssen, in dessen Hände ich das Schicksal Roms lege. Ich bitte den Senat der Stadt Rom, ihn mit allen Rechten und Pflichten auszustatten, mit denen auch ich ausgestattet wurde und ihn als legitimen und einzigen Nachfolger meiner Person als Imperator Caesar Augustus anzuerkennen und in Rom Willkommen zu heißen. Er wird euren Rat genauso zu schätzen wissen wie ich es getan habe, eure Kompetenz zu nutzen wissen und eure Rechte bewahren. Tragt weiter die Verantwortung zum Wohl Roms, die euch anvertraut wurde. Die Statthalter der vom Senat verwalteten Provinzen werde ich ebenso informieren lassen wie ich es mit allen anderen Statthaltern tun werde.
Die anstehenden Wahlen sind ohne Verzögerung durchzuführen, sofern mein Sohn und Nachfolger nicht anders entscheidet. Gedenkt bei allem was ihr tut dem Wohl meiner Familie und dem Wohl Roms. Lebt wohl.
Noch während der Consul ungläubig die Zeilen überflog, drangen vom Forum her die Rufe der aufgescheuchten Menge bis in den Senat. Schließlich erhob sich der Consul, räusperte sich und sprach mit belegter Stimme.
"Quirites. Die Sitzung ist beendet. Rom befindet sich in Trauer. Der Imperator Caesar Augustus Pontifex Maximus Censor Lucius Ulpius Iulianus ist in Parthia an seinen Verletzungen gestorben. Sein Wunsch ist es, dass der Senat seinen Sohn Gaius Ulpius Aelianus Valerianus als seinen Nachfolger und neuen Imperator Caesar Augustus anerkennt. Wir treffen uns morgen hier zur dritten Stunde des Tages. Geht und trauert."