Nachrichten verändern Leben

  • Die Männer hatten gelost. Wer die beiden Boten zum Caesar führen sollte, die ihm die Nachricht vom Tod seines Adoptivvaters überbringen sollten. Die Boten hatten darauf bestanden, die Nachricht ausschließlich persönlich zu überbringen. Nicht umsonst hatte man sie den ganzen Weg geschickt und die Nachricht nirgendwo an andere Boten übergeben.


    Die beiden treten vor den Caesar und salutieren. Sie sind über die schlechte Gesundheit des Caesars informiert, aber der Anblick lässt sie doch stocken. Der verwundete Kaiser kurz vor seinem Tod sah kaum schlimmer aus.


    "Caesar, wir bringen Nachricht von deinem Vater. Er hat uns persönlich beauftragt, nur mit dir zu sprechen. Er tat dies in der Gewissheit, in dir den richtigen Mann als seinen Sohn angenommen zu haben. Und er tat dies im Angesicht seines bevorstehenden Todes. Caesar, dein Vater ist vor den Mauern der Stadt Dura Europos zu den Göttern emporgestiegen. Er legt das Schicksal Roms in deine Hände."


    Einen langen, persönlichen Brief haben die beiden Boten dabei, den sie aus ihrer Ledertasche holen und dem Caesar entgegen halten.

  • Der Caesar lag in seinem Bett, als die Boten eintrafen. Fieber machte ihm regelmäßig zu schaffen, Krämpfe quälten seinen Körper. Und wenn es beides nicht war, dann war es der kalte Schweiß, der ihm ausbrach und die Leinentücher durchnässte, die neben seinem Lager bereit lagen. Seit Wochen ging das so, ohne dass sich die Lage besserte. Seine Präsenz im Lager war auf dem Nullpunkt angekommen und außerhalb seiner Wohnung bekam ihn niemand zu Gesicht. Die Offiziere führten die Legion, der Statthalter die Provinz. Aber so wenig, wie er noch gebraucht wurde, so wenig Aufmerksamkeit schien auch Pluto ihm entgegen bringen zu wollen. Oder der Caesar weigerte sich einfach zu sterben.


    "Heute ist also der Tag, für den mein Leben bestimmt war und der Tag, den ich doch gefürchtet habe."


    Der Caesar wirkte müde, nur noch ein Schatten der Tage, an denen er der starke Arm seines Vaters war. Seit seiner Adoption war klar, dass er es sein würde, dem man eines Tages die Nachricht vom Tod des Kaisers persönlich überbringen würde und von dem man dann Tatkraft und all die anderen römischen Tugenden erwarten würde. Er war bereit, dieses Erbe anzutreten, aber sein Körper darauf nicht eingestellt.


    "Das Schicksal Roms in zitternden Händen. Vater, ich hoffe du weißt, was du verlangst. Du durftest nicht gehen."


    Er griff nach dem Brief.

  • Nur wenig später als der Caesar erhielt auch Potitus Vescularius Salinator, Legatus Augusti Pro Praetore der Provinz Illyrien, die Nachricht vom Tod des Kaisers. Trotz der Tatsache, dass in einem Krieg immer mit dem Tod zu rechnen war, kam die Nachricht überraschend. Mit einem Schlag änderte sich alles. Alles.


    Potitus verlor nicht viel Zeit. Es galt zu handeln. Er ließ seinen Scriba kommen und diktierte ihm ein paar Briefe. Anschließend rief er seinen Adjutanten zu sich und befahl ihm, ein großes Opfer zu Ehren des neuen Kaisers vorzubreiten. Er würde ihn, den momentanen Caesar, noch an diesem Tag aufsuchen, doch schon am nächsten mussten die Männer auf ihren neuen Imperator eingeschworen werden. Um die Verehrung des verstorbenen Kaisers konnte man sich immer noch kümmern, wenn Valerianus seinen Vater in den göttlichen Pantheon erheben würde. Natürlich ließ der Legat die Nachricht trotzdem im Lager verkünden und ordnete die vorgeschrieben Trauer an. Die Soldaten sollten die Möglichkeit erhalten, ihres Kaiser zu gedenken.


    Nachdem im Lager der Legio VII alles in Bewegung gesetzt war, ließ Potitus sein Pferd satteln und machte sich auf den Weg zum baldigen Imperator des römischen Reiches, seinen Freund Ulpius Aelianus Valerianus.

  • Schweigen füllte den Raum, während der Caesar las. Langsam und stockend, während ihm ein eikalter Schauer nach dem anderen über den Rücken jagte. Das Bild vor seinen Augen verschwamm, die Schrift wurde undeutlich. Er schloss die Augen, zitterte am ganzen Körper, dann las er weiter, bis er das Ende erreicht hatte. Seine Stimme klang matt und belegt, noch tonloser und unsicherer als sonst.


    "Er ist als siegreicher Feldherr gestorben?"


    Die Boten bestätigten dies, immerhin hatte das Heer Dura Europos erreicht. Der Caesar nickte und die Antwort schien ihn zu beruhigen. Mit glasigen Augen blickte er die Anwesenden an.


    "Lasst mich allein. Aber haltet euch bereit. Ich werde eure Dienste noch brauchen. Alle sollen sich bereit machen. Ich werde euch alle brauchen. Rom braucht mich und ich brauche euch. Der heutige Tag hat unser aller Leben verändert."


    Mit geschlossenen Augen sank der Caesar wieder in seine Kissen. Sein Puls raste, flackernde Lichter tanzten vor seinen Augen. Die Nachricht veränderte Leben, aber er wusste selber nicht, ob man seinen Zustand noch guten Gewissens als Leben bezeichnen konnte. Er musste sich mit seinen Freunden beraten.

  • Sie waren geeilt, als hätte Cerberus sie gejagt. Die Pferde waren bis zur völligen Erschöpfung angepeitscht worden, um die Nachricht in der kürzestmöglichen Zeit zu überbringen.



    M. AELIUS CALLIDUS IMPERATORI CAESARI AUGUSTO
    C. ULPIO AELIANO VALERIANO SUO


    Mit größter Trauer und Besorgnis überbrachten die Soldaten den Tod deines Vaters, Valerianus, dem ich stets mit großer Sorgfalt und Dankbarkeit diente. In seinem letzten Schreiben an mich trug er gleichsam seine letzten Befehle an mich heran.
    Rom erhielt sein Schreiben und seinen ausdrücklichen Wunsch, den neuen Imperator Caesar Augustus willkommen zu heißen.
    Ich selbst, mein Valerianus, werde mich um die Vorbereitungen für deine Ankunft in der Stadt kümmern. Der praefectus praetorio Caecilius Crassus ist in mein Haus geladen, wie auch der praefectus urbi und geschätzte Senator Vinicius Hungaricus. Deine Prätorianer und der Senat sollen deine Ankunft feiern. Rom erwartet dich.
    Vale.


  • Gerade rechtzeitig zur Cena traf Potitus Vescularius Salinator bei der Legio XIV ein. Früher einmal wäre er mit Vorfreude ins Haus des Caesars geschritten, denn Valerianus hatte nie an Köstlichkeiten für Gäste und Freunde gespart, obwohl er selbst eher genügsam war. An diesem Tag jedoch stand nur Puls auf dem Tisch und nicht einmal den hatte der Caesar angerührt. Es herrschte Grabesstimmung im Triclinium, was sicherlich nicht nur durch den Tod des Kaisers kam.


    Lucilla lag auf einer Kline neben ihrem Ehemann. Sie trug ein schwarzes Kleid, was sie noch blasser erscheinen ließ als sonst. Auch ihr Teller, auf dem mageres Fleisch und Gemüse lag, war kaum angetastet. Obwohl der Tisch noch voll gedeckt war, schien das Mahl bereits beendet.


    "Ave Caesar!"


    Potitus salutierte militärisch, nickte auch der Gattin Valerianus zu.


    "Salve, edle Lucilla. Würdest du uns bitte entschuldigen?"


    Jedem anderen Mann hätte man dieses Verhalten als Dreistigkeit auslegen können. Doch für Vescularius galten andere Regeln in diesem Haus. Der Caesar brauchte ihn nun dringender als je zuvor, nicht nur als Legat und Verbündeten.

  • "Salve, mein Freund!"


    Der Caesar erwiderte den Gruß des eintretenden Freundes nicht überschwänglich und war auch zu geschwächt für eine militärische Reaktion eines Kommandeurs, aber trotzdem zeichnete sich Freude auf seinem Gesicht ab. Er wechselte kurz einen Blick mit seiner Gattin, die daraufhin schweigend den Raum verließ.


    "Ich habe dich erwartet. Lege dich nieder und lasse dir Speisen reichen. Der Koch soll wenigstens an dir seine Freude haben."


    Die Nachricht vom Tod seines Vaters hatte den Caesar Kräfte gekostet, aber auch Kräfte freigesetzt. Kärfte die es ihm ermöglichten, zumindest ein halbwegs guter Gastgeber für seine Freunde zu sein und die Rolle des Hausherrn einzunehmen.


    "Lass' uns meinem Vater gedenken."


    Ein Becher Wein wurde als Opfer vergossen, nicht der erste an diesem Tag. Durch seinen Tod schien der Kaiser im Haus des Caesaren präsenter zu sein denn je.

  • Er folgte der Aufforderung des Caesars und ein Sklave brachte ihm Wein und einen Teller. Wie sein Freund vergoss der Legatus einen Schluck Wein als Opfer für den verstorbenen Kaiser.


    "Auf einen großen Mann, möge sein Genius unsterblich werden!"


    Nach einem Augenblick des Schweigens nahm sich Potitus etwas Fleisch von der Silberplatte und aß einige Bissen, bevor er weiter sprach.


    "Wann wirst du nach Rom aufbrechen? Meine Männer sind jederzeit marschbereit. Die Cohors III reicht aus, um hier im Süden die Stellung zu halten, und in Anbetracht der derzeitigen Lage würde ich dir dazu raten, auch im Norden auf die Ala I zu setzen und wenn überhaupt nur eine Legion dort in der Hinterhand zu behalten. Du weißt, dass ich nicht viel vom Senat halte, und du warst zu lange zu wenig in Rom, als dass du diesem Politikerpack trauen solltest. Stärke, mein Freund, das ist es, worauf es nun ankommt. Du darfst keinen Zweifel daran lassen, dass du deinem Erbe gewachsen bist."

  • Der Caesar wusste nur zu gut, wie Recht sein Freund hatte. Allein, zu lange schon hatte er keine Kraft mehr gezeigt.


    "Du sprichst wahre Worte und ich werde bald nach Rom aufbrechen müssen. Aber ich brauche dich nicht zu täuschen. Du weisst, dass ich zu einer eiligen Reise nicht in der Lage bin. Ich werde Dinge von hier aus regeln müssen. Parthia wird auf meine Anwesenheit ganz sicher verzichten müssen. Ich hoffe, dass man dort keine anderen Pläne schmiedet. Schon deswegen werde ich Truppen in der Hinterhand brauchen."


    Er blickte eine Weile schweigend auf seinen leeren Teller und nahm dann doch keine weiteren Speisen.


    "Ich fürchte den Senat nicht. Er wird seine Macht nutzen wollen, aber er ist träge. Für ihn brauche ich nicht zu eilen. Die Provinzen sind es, die sich schnell entscheiden werden. Auf welche Statthalter kann ich mich verlassen? Wer könnte mir Ärger machen?"

  • Ein Reiter kam herbeigeeilt, das Pferd bis zur Erschöpfung angetrieben. Vor den Wachen salutierte er lediglich hastig und wurde, nachdem er sich Ausgewiesen hatte, unverzüglich zum Kaiser geleitet für den er eine Botschaft direkt aus Rom hatte.


    "Ave, Imperator Caesar Augustus. Ich bringe ein vertrauliches Schreiben aus der Castra Praetoria."


    Damit übergab er das versiegelte Schreiben an seinen obersten Dienstherrn.



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    An
    den Imperator Caesar Augustus
    Gaius Ulpius Aelianus Valerianus

    Heil dir, Augustus!
    Trauer hat Rom und mein Herz ergriffen als wir Nachricht von dem Tod deines Vaters bekommen haben. Ein wahrlich großer und guter Kaiser hat uns damit verlassen. Und als ob der Verlust eines so guten Kaisers noch nicht schlimm genug wäre, habe ich damit auch einen lieben Freund verloren.

    Ich war deinem Vater stets ein guter Diener und verfluche den Tag als er sich ohne mich aufgemacht hat um in den Krieg zu ziehen. Ich verfluche diesen Tag so sehr, weil uns dein Vater durch das Versagen der Garde genommen wurde. Genau die Garde, über welche ich das Kommando führe. Wäre ich doch nur mit ihm in den Kampf gezogen und hätte mich persönlich um seinen Schutz gekümmert, auf dass der parthische Pfeil nie sein Ziel gefunden hätte....

    Doch diese Gedanken helfen uns in diesen schweren Tagen nicht weiter. Ich habe deinen Vater nicht von dem Pfeil schützen können, weshalb ich es umso mehr als meine Pflicht ansehe sein Erbe mit allem was ich habe zu verteidigen, bis du in Rom bist und es antreten kannst. Bestärkt wird dieses Pflichtgefühl durch den Wunsch deines Vaters. In seinen letzten Zeilen an mich und die Garde hat er nämlich uns darum gebeten, dir ebenso gut zu dienen wie wir es immer für ihn getan haben.
    Sei dir sicher, dass es keinen Zweifel in der Garde an deiner Person gibt. Wir haben schon unseren Eid auf dich erneuert und sind jederzeit bereit unser Blut in deinem Namen zu geben. Um keinen Zweifel an unserer Loyalität keimen zu lassen, möchten wir dich bei deiner Ankunft auf italischem Boden begrüßen und dir noch einmal persönlich unsere Treue versprechen. Gemeinsam mit der Garde wirst du dann nach Rom reisen können, wo du sicherlich neben der restlichen Garde auch von dem Senat sehr herzlich empfangen wirst.
    Um deine Ankunft besser planen zu können, wäre ich sehr erfreut, wenn du mir das voraussichtliche Ankunftsdatum und den Ankunftsort mitteilen kannst, sodass wir alles vorbereiten können. Solltest du ansonsten irgendwelche Einwände bezüglich meines Vorhabens haben, so bitte ich dich ebenfalls mir diese mitzuteilen.

    in Treue

  • Der Bote der Prätorianer aus Rom war längst nicht der einzige, der in diesen Tagen zum Caesar gelangte. Außer dem Boten der Legio I als Vertreter des in Parthia aktiven Südheeres hatte sich auch das Nordheer gemeldet, der Statthalter aus Syria, jener aus Asia sowie jene aus Achaia und Dacia ebenfalls. Alle versicherten ihre Treue und warteten aus Anweisungen, mal selbstbewusst, mal zöglich pflichterfüllend, mal abwartend. Die Schreiber im Hauptquartier des Legionslagers hatten alle Hände voll zu tun, die Nachrichten eilig zu ordnen und ihrem Herrn zuzutragen, um dessen erste stockenden Antworten zu erfahren, von denen er aber noch keine als sofortige Antwort zurück geschickt haben wollte. Die wartenden Statthalter würden sich noch gedulden müssen.


  • Er schlang ein Stück Geflügel hinunter und griff nach dem nächsten. Dann machte er eine kurze Pause, um dem Caesar zu antworten.


    "Die Legionen in Parthia sind aufgerieben. Sie haben nicht nur ihren Kaiser verloren, sondern mit ihm den Krieg. Das klügste, was die Legaten dort nun tun können, ist sich bis ans Meer zurück zu ziehen und auf Order und Nachschub zu warten. Dir entgegen zu treten werden sie kaum wagen. Dazu sind sie zu ausgedünnt, die Männer zu lange im Feld. An Veturius Cicurinus Treue besteht außerdem kein Zweifel. Um Parthien solltest du dich erst dann kümmern, sobald du die Dinge in Rom geregelt hast. Neue Truppen lassen sich immer ausheben und in Syria können die Männer gut über Monate hinweg versorgt werden, bis das Imperium zu einem letzten, vernichtenden Schlag gegen das Partherreich ausholen kann."


    Auch das nächste Stück Fleisch blieb nicht lange in Potitus Mund. Er kaute kurz darauf herum und schluckte es hinunter, um direkt einen Schluck Wein nach zu kippen. In Gedanken sortierte er die Männer, die Valerianus gefährlich werden könnten. Dann schnappte sich Potitus die Serviette und wischte sie grob über den Mund.


    "Die Südprovinzen können wir vernachlässigen. Dort sind nur politische Schwächlinge unterwegs. Oder Männer, die Iulianus immer treu ergeben waren und es auch dir gegenüber sein werden. Mit Calpurnius Piso in Asia auf deiner Seite wird dir auch Genucius in Thrakien seine Treue nicht versagen, so dass du immer noch eine Reserve in der Gegen hast. Curtius in Gallien und Flavius in Hispanien könnten gierig werden und auf dumme Gedanken kommen, aber ihnen fehlen Männer und Mittel, so dass sie ihr Fähnchen nach jedem aufkommenden Wind richten werden. In Bezug auf Curtius könnte dieses Fähnchen Vinicius Lucanus heißen. In Germania stehen derzeit zu viele Legionen tatenlos bereit. Ich hoffe, Iulianus hatte gute Gründe, ihn als Statthalter einzusetzen. Auf jeden Fall sollten wir den Norden im Auge behalten."


    Da noch immer zu viel Fleisch auf dem Teller in der Tischmitte lag, griff er noch einmal zu.

  • Nicht alle Einschätzungen seines Freundes sind das, was der Caesar zum Aufbauen braucht. Sein Gesichtsausdruck bleibt sorgenvoll und zeigt kaum Anzeichen von Glück.


    "Mit aufgeriebenen Legionen fange ich nichts an. Ihre Kommandeure werden neue, stärkere Truppen haben wollen, um zu Ende zu bringen, was sie begonnen haben. Und Truppen, die gelangweilt in Syria sitzen, kommen auch nur auf dumme Gedanken. Du kennst die Geschichte und weißt, woher der Sieger des Vier-Kaiser-Jahres kam. Und seine Truppen hatten sogar eigentlich gut zu tun! Hoffen wir also, dass es den Truppen besser geht und sie sich selber vergnügen."


    In all den Jahre hatte er sich nur wenig dafür interessiert, wen sein Vater aus welchen Gründen wo als Statthalter eingesetzt oder abberufen hat. Briefkontakt in die Provinzen war kaum vorhanden, nur einzelne Schlaglichter der Vergangenheit sind vorhanden.


    "Africa hat seinen Laeca gehabt, den haben wir davon gejagt. Seitdem sollte mein Vater dort sorgfältiger ausgewählt haben. Calpurnius in Asia würde mir den Osten frei halten, sicher. Aber habe ich ihn auf meiner Seite? Ich werde mich seiner Treue versichern müssen, um ruhiger schlafen zu können. Hispania und Gallia sind genauso irrelevant wie Africa. Zum Glück. Der Name Curtius sagt mir nicht einmal was. Vinicius Lucianus ist mit Vinicius Huringacus verwandt, dem Praefectus? Dann haben wir ihn entweder auf unserer Seite oder ein gewaltiges Problem. Ich werde mir auch darüber Informationen einholen lassen, bevor ich Italia betrete."

  • Nur wenig später kam ein weiterer Bote, oder eher gesagt eine Botin. Sie gehörte dem cursus publicus an und hatte den Auftrag bekommen, dem neuen Kaiser Roms einen Brief zuzustellen. Natürlich nicht ihm persönlich, aber wenn sie ihn zu Gesicht bekommen würde, wäre das natürlich prima, dachte sie. Leider war dies nicht der Fall, und so zog sie ein wenig enttäuscht von dannen, nachdem sie einem der unzähligen Sklaven den Brief in die Hand gedrückt hatte.




    An den
    Caesar et Legatis Legionis
    Gaius Ulpius Aelianus Valerianus
    Singidunum, Moesia Superior


    Salve Gaius Ulpius Aelianus Valerianus Caesar!
    Mit großem Kummer habe ich die Nachricht vom Tod Deines Vaters vernommen. Ich möchte Dir mein aufrichtiges Beileid ausdrücken. Sein Tod ist ein großer Verlust für Rom und jeder aufrechte Römer teilt Deine Trauer.
    Du sollst aber wissen, dass die Provinz Alexandria et Aegyptus und die hier stationierte Legio XXII Deiotariana unter meiner Führung treu zum Hause Ulpia steht. Darauf kannst Du mit ruhigem Gewissen zählen, wenn Du nun Deinem Vater nachfolgst und den Dir gebührenden Platz an der Spitze des Römischen Staates einnimmst.
    Wir werden Dir folgen, o Imperator.

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    ALEXANDRIA – ANTE DIEM VIII KAL MAR DCCCLVIII A.U.C.

    (23.2.2008/105 n.Chr.)

  • Auch ein Nauarchus der Flotte aus Misenum kam in diesen Tagen mit einem eher etwas ungewohnten Auftrag in diese Regionen. Nur er ganz persönlich wusste, warum er die Männer seiner kleinen Abteilung in diese Gegend des Imperium Romanum führen musste, und nur er selbst wusste, dass sich der weite Weg garantiert lohnen würde, wenn alles so verliefe, wie es geplant war.


    Dass er den Caesar sehen würde, das erwartete er nicht und daher war er auch gar nicht enttäuscht, als ein Sklave oder sonstiger Bediensteter den persönlichen Brief übernahm, welchen der Nauarchus wie sein eigenes Leben zu schützen versprochen hatte.


    An den
    Caesar et Legatus Legionis
    Gaius Ulpius Aelianus Valerianus
    Misenum, Italia


    Ave Caesar, Gaius Ulpius Aelianus Valerianus Caesar!


    Noch immer steckt der Schmerz dieser schrecklichen Nachricht in unseren Gliedern, dass unser langjähriger Augustus und Imperator von einem parthischen Pfeil zu den Göttern berufen wurde.
    Dennoch waren in den letzten Tagen viele Entscheidungen zu treffen, zumal diese traurige Nachricht leider auch Menschen fand, die sich darüber freuten.


    Ich schreibe dir heute, Caesar, um dir zu versichern, dass die Classis Misenensis, und, soweit ich diese mit beeinflussen kann, auch die Classis Ravennas, den Wunsch deines Vaters mit grosser Freude respektieren und dich als neuen Imperator und Augustus in Italia willkommen heissen werden.


    Ich habe die entsprechende Vereidigung bereits persönlich vorgenommen und alle meine Männer auf deinen Namen neu eingeschworen.


    Mit grosser Freude warten wir also nun auf deine Ankunft in Italia. Die Situation präsentiert sich in ganz Italia derzeit ziemlich ruhig. Die Menschen trauern, die politische Lage erscheint mir als stabil, ein militärischer Einsatz der Flotte zeichnet sich daher momentan nicht ab.


    Einige kleinere Anfragen betreffend Anstellungen (z.B. Architectus Italiae) sind bei mir eingetroffen. Ich hoffe, es stösst auf dein Wohlwollen, wenn ich diese Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen treffen werde.


    Ich hoffe, du findest mich einer Antwort würdig.


    HEIL DIR, CAESAR, IMPERATOR!


    LUCIUS ANNAEUS FLORUS


    MISENUM – ANTE DIEM X KAL MAR DCCCLVIII A.U.C.

    (21.2.2008/105 n.Chr.)

  • In darauffolgender Zeit kam der nächste Bote mit einer Nachricht für den Kaiser.Er war im Auftrag des CPs,mit dieser Nachricht aus Germanien,losgeschickt worden.Als er dann beim Castellum ankam,wurde sein Brief von einem der vielen Sklaven übernommen und der Bote machte sich wieder auf den Rückweg.




    An den

    Imperator Caesar Augustus
    Gaius Ulpius Aelianus Valerianus


    Castellum der Legio XIV Flavia
    Illycrium


    Salve, mein Imperator,
    die Nachricht über den Tod deines Vaters traf mich unvorbereitet
    und mit der vollen Wucht einer solchen.


    Doch das Imperium existiert weiterhin und der letzte Wunsch deines Vaters, meines Patrons, war es, dir als neuen Augustus, zu folgen.


    Und da es nicht nur der Wunsch eines sterbenden Mannes war,
    sondern der Wunsch meines Patrons, folge ich diesem natürlich.


    Du kannst dir gewiss sein, dass dies auch die Legionen im Norden tun.
    Auch sie haben nicht gezögert und dir, unseren neuen Imperator,
    die Treue geschworen.


    Ich hoffe, du wirst bald nach Rom reisen und dort deine Stellung festigen.


    In Treue





  • Nachdem er eine Weile darauf herum gekaut hatte, spuckte Potitus ein Stück Knorpel in seine Hand und warf es auf den Teller.


    "Der Unterschied zum Vier-Kaiser-Jahr ist allerdings, dass es keinen Bedarf gibt, einen neuen Kaiser auszufechten. Wir haben schon einen Nachfolger. Nach Neros Zeiten war das Reich zerrüttet und gleichzeitig hinterließ er eine Lücke. Heute ist das Imperium stark. Die Macht deines Vaters war unantastbar. Die Legaten haben keinen Anlass, gegen dich auszuziehen, es sei denn sie sind schon lange verdorben."


    Natürlich war Valerianus für viele Männer in und auch außerhalb Rom nur ein Name.


    "Curtius ist ein gieriger Kerl. Er hat nicht die Mittel, aber er hat Ehrgeiz. Schon manche gespaltene Zunge hat einen ehrenhaften Mann verdorben. Einen, der die Mittel hat."


    Potitus rieb sich mit seinen fettigen Fingern am Kinn.


    "Vinicius Lucianus ist der Bruder des Praefecten. Beiden standen immer treu zu Iulianus, Hungaricus hat in Britannia unter ihm gekämpft."


    Männer in Rom waren nicht das Problem. Doch sollte sich der Vinicier in Germania gegen Valerianus stellen, mochte auch der in Rom sich ihm anschließen.

  • "Mögen deine Worte die Wahrheit sagen. Mein Vater war stark, ja, das war er. Stärker als ich. Ich muss weiter zusammenhalten, was er zusammengehalten hat."


    Der Caesar scheint immer noch nicht überzeugt zu sein, dass er sich dieser übermächtigen Aufgabe stellen kann und sie meistern wird.


    "Die ersten Briefe aus dem Osten und anderen Teilen des Reiches werden sicher bald eintreffen. Und dann die Nachrichten aus Rom selbst. Ich werde ihnen antworten müssen und ich werde ihnen sagen müssen, dass ich komme. Du wirst mich begleiten?"

  • "Es fehlt dir nicht an Stärke. Nur manchmal an Zuversicht."


    Manchmal womöglich auch an beidem. Doch dies dachte er nur.


    "Ich werde die notwendigen Vorbereitungen treffen lassen."


    Einige hatte er bereits getroffen noch bevor er aufgebrochen war. Doch es gab noch viel zu tun.

  • Was in eine Legionslager hinein wollte, ob Mensch oder Tier, musste durch das Tor. Und weil jedermann von der Torwache kontrolliert wurde, entstand an fast jedem Tag eine kleine Schlange mehr oder minder geduldig Wartender.
    Aber an diesem späten Nachmittag kam Unruhe auf, als ein Reisewagen vor dem Tor eintraf. Er wurde von einigen Reitern begleitet, die wie Soldaten gerüstet waren. Auf ihre runden Schilde waren Skorpione gemalt – es waren Prätorianer.
    Die hatten nicht die Absicht zu warten bis sie an der Reihe waren. Stattdessen drängten sie die anderen Wartenden zur Seite und wer nicht sofort weichen wollte, der wurde scharf angefahren, er solle Platz machen.
    Einer der Reiter rief den Wachposten etwas zu. In dem Wagen, so verkündete er, wäre der Senator und Magister Domus Augusti Lucius Aelius Quarto. Er wolle zum Caesar und hätte eine weite Reise hinter sich, zuerst über das Meer und dann über die Berge. Man möge sie passieren lassen.

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