~ Aufbahrung des Lucius Decimus Maximian ~

  • Zitat

    Original von Appius Decimus Drusus
    "Alles in allem ist es mir nicht schlecht ergangen. Ich war viel unterwegs, habe viel gesehen und viel erlebt, habe mal hier, mal da gearbeitet - schließlich mußte ich ja von etwas leben - und bin nun zu der Erkenntnis gelangt, daß es an der Zeit ist - man wird nun mal nicht jünger - einen ordentlichen Beruf zu ergreifen."


    Nun gut, das freut mich.


    Obwohl das Wiedersehen soviel Freude bereitete, war es der Situation gerade sicherlich nicht angemessen, einfach drauf los zu plaudern. Daher wandte ich mich mit fester Stimme an meine Geschwister.


    Wir werden das Gespräch später fortsetzen. Ich denke, jetzt ist der falsche Zeitpunkt für solche Unterhaltungen.


    Einerseits fand ich diesen Einwand nötig und andererseits liebte ich es, mich als großen Bruder aufzuspielen. :D

  • Seiana lächelte – nur leicht, denn immerhin waren sie aufgrund eines traurigen Anlasses zusammengekommen –, als sie Appius’ Worte hörte. Einen ordentlichen Beruf… Wer von ihrer Familie war denn tatsächlich für einen ordentlichen Beruf, ein ordentliches Leben geeignet? Caius vielleicht, aber auch bei ihm hatte Seiana ihre Zweifel. Im Grunde waren sie doch alle zu eigensinnig, um nicht irgendwie aus dem Rahmen zu fallen. Bei Appius’ nächstem Kommentar musste Seiana sich tatsächlich beherrschen, um nicht zu grinsen, und es gelang ihr auch – nur ihre Mundwinkel zuckten und deuteten ein Schmunzeln an, und mit gedämpfter Stimme antwortete sie. „So schüchtern zu sein steht dir nicht, Appius – ich habe dich anders in Erinnerung.“


    Als Caius das Wort ergriff, zog Seiana leicht eine Augenbraue nach oben. Gewiss hatte er recht, aber sie kannte ihn – er ließ selten eine Gelegenheit aus zu zeigen, dass er der Älteste war. Unter anderen Umständen hätte er einen entsprechende Antwort von ihr bekommen, aber in diesem Fall war es einfach nicht angemessen, so darauf zu reagieren, wie sie es normalerweise getan hätte. „Fortsetzen werden wir das auf jeden Fall. Wir haben uns, wie lange, zwei Jahre nicht gesehen? Oder ist es noch länger her inzwischen?“ Wusste Appius überhaupt vom Tod ihrer Mutter? Sie hatten nichts mehr von ihm gehört, seit er gegangen war, und soweit sie wusste, hatte er auch zum Rest der Familie keinen Kontakt mehr gehabt – aber davon würde er doch sicher erfahren haben… Ihr Blick schweifte über die versammelten Trauergäste, und sie nickte Iulia Severa zu. Sie hatte mit Meridius’ Frau bereits gesprochen, in den letzten Tagen, und es ging ihr nicht wirklich gut – dennoch wunderte es sie nicht, dass sie hier war und teilnehmen wollte an den Trauerfeierlichkeiten. Sie erinnerte sich an Caius’ Frage von zuvor. „Maximian habe ich kaum gekannt. Er war kurze Zeit in Tarraco, erinnerst du dich? Als seine Mutter ihm erzählte, dass Meridius sein leiblicher Vater sei, und er zu ihm geschickt wurde? Wenn ich mich richtig erinnere, sind sie aber recht bald darauf aus Tarraco weggegangen.“

  • Drusus hatte Seiana nicht aus den Augen gelassen. Er war vielen hübschen Mädchen und schönen Frauen begegnet, aber seine kleine Schwester sah aus wie eine Göttin.


    Bevor er jedoch so richtig ins Schwärmen kam, faßte er sich wieder. Göttin hin, Göttin her, Seiana war seine Schwester!


    Zitat

    Original von Decima Seiana


    „Fortsetzen werden wir das auf jeden Fall. Wir haben uns, wie lange, zwei Jahre nicht gesehen? Oder ist es noch länger her inzwischen?“



    Drusus nickte Seiana bestätigend zu.


    "Ganz bestimmt setzen wir unser Gespräch fort, es gibt viel zu erzählen und zu berichten vor allem dann, wenn einem, so wie mir, der Kontakt zu seiner familia fehlte.


    Aber Scaurus hat recht, hier ist der falsche Zeitpunkt für derartige Unterhaltungen und zudem ist die ganze Atmosphäre einfach bedrückend."

  • Zitat

    Original von Titus Decimus Verus
    Er flüsterte einem Sklaven zu Meridius rufen zu lassen, da er ihm persönlich sein Beileid ausdrücken wollte, bevor er sich in seinem Cubiculum umziehen wollte. Dort sollte sich noch die passende Kleidung befinden.


    Mitten im Trubel der Trauerfeierlichkeit wurde Meridius gemeldet, dass Decimus Verus eingetroffen war und ihn sprechen wolle. der Senator dachte einen Moment nach, beschloss dann aber, dass es keine Veranlassung gab, weswegen Titus nicht so wie er war das Atrium betrat. Bisher waren zum Großteil nur Familienangehörige und ein paar Sklaven anwesend. Es machte also nichts aus, wie Titus erschien. Förmlichkeiten, sicher waren sie angebracht, doch waren sie auch eine große Familie.


    "Er soll einfach reinkommen..."


    flüsterte er dem Sklaven zu und lächelte dann den anderen Verwandten dankbar zu. Es war gut, dass sie gekommen waren.

  • Verus wurde hereingebeten. Etwas überrascht schaute sich Verus um, ohne standesgemäße Kleidung? In seiner Uniform? Er richtete seinen Soldatengürtel und seine hellblaue Tunika und trat im kurzen militärischen Schritt ein. Beachtlich, wie schnell sich das Verhalten und Auftreten von Charakteren durch militärischen Drill ändert.


    Verus kam sich etwas fremd vor, er sah viele neue Gesichter und er hatte das Gefühl unter Beobachtung zu stehen.


    "Salve, Maxime," grüßte er in militärischer Haltung, er hatte sich bereits an den militärischen Ton gewöhnt und konnte ihn nun schwer ablegen.

  • Kaum wenig später trat Titus ein und kam direkt auf ihn zu. Er hatte sich, wie es schien in einen Soldaten verwandelt. Zumindest erkannte dies der Blick des ehemaligen Legaten. Mit einem dankbaren Lächeln nickte er.


    "Salve!"


    antwortete er.


    "Gut, dass Du es einrichten konntest, zu kommen."


    Er musterte Titus vom Scheitel bis zur Sohle. Er sah ganz passabel aus. Nun gut, er war in der Flotte und hatte einen längeren Fußmarsch hinter sich.


    "Wie geht es Deinem Kommandeur?"


    fragte er, immerhin war dieser sein Klient.

  • Verus schaute seinen Verwandten an und nickte freundlich ab.


    "Es geht ihm soweit gut. Er ist bei bester Gesundheit," antwortete er militärisch knapp.


    "Es tut mir Leid, dass ich in meiner Uniform auftauche. Ich konnte meine Toga noch nicht anlegen. Ich habe schon seit mehreren Monaten keine Toga mehr getragen, als Soldat verlernt man gewisse gesellschaftlichen Normen, da sie im Felde unpassend sind. Im Grunde genommen gefällt mir dies, das Militär ist zwar hart aber ehrlich. Unter den Soldaten habe ich die ersten richtigen Freunde gefunden. Jetzt verstehe ich erst, was du so an die Soldaten und Legionen liebst. Ihre Ehrlichkeit."

  • Meridius winkte ab. Es machte nichts, dass er in der Soldatenuniform kam. In der Legion wurden Römer zu Hunderten begraben, ohne dass man sich deswegen umzog. Und sie alle hatten das römische Bürgerrecht und kamen zum Teil aus angesehenen Familien. Die Legionen. Hätter er Lucius damals in den Osten ziehen lassen sollen? Seine Furcht und die seiner Mutter war es gewesen, dass er fallen könnte. Er hatte ihn nicht ziehen lassen. Und nun war er tot. Immerhin konnte er ihn selbst beerdigen. Und sein Grab war nicht im fernen Parthien.


    "Ich bin lange genug bei den Truppen gewesen, Titus. Auch dort gibt es solche und solche. Du solltest also nicht idealisieren, auch wenn ich weiß, was Du meinst."


    Er lächelte. Dann wandte er sich an seine Gattin.


    "Ich werde schnell nachsehen, ob Lucilla schon im Vestibulum eingetroffen ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie nicht zur Begräbnisfeier ihres Neffen kommt. Wenn Du solange hier die Stellung hälst ..."

  • Für das Erscheinen ihres Bruders Verus, dankte Pulchra den Göttern. Sie fühlte sich nach wie vor nicht wohl unter den ganzen neuen Gesichtern und trat daher auf Verus zu und umarmte ihn erstmal herzlich. Sie hatte ihn schon länger nicht mehr gesehn und freute sich daher umsomehr, dass er auch erschienen war. Nach der Umarmung trat sie eine Schritt zurück. Das Militär schien ihm gut zu tun. Auch wenn er etwas dünner aussah als früher, machte er dennoch einene gesünderen Eindruck, als zu seiner Schreibtisch-Attentäterzeit. 8)


    "Salve Verus, wie geht es dir? Wie klappt es bei der Classis? Bist du schon Tribun?"


    Bei der letzten Frage zuckte ein Lächeln über Pulchra's Gesicht. Das das höchst unwahrscheinlich war, wusste sie wohl selber. Aber Ihr Brüderchen würde bestimmt verstehen, wie es gemeint war.

  • Verus umarmte seine Schwester ebenso liebevoll, wie sie ihn. Er hatte sie lange nicht gesehen und war umso froher sie hier "lebend" zu sehen.


    "Mir geht es gut, Pulchra."


    antwortete er ihr und löste sich von ihrem Klammergriff. Er schaute sie kurz an und schüttelte dann scherzhaft mit dem Kopf. Der junge Soldat schwieg kurz, bevor er wieder einsetzte:


    "Nein, ich bin noch nicht Tribun. Ich bin stattdessen Optio, Schwesterherz." ;)

  • Zitat

    Original von Appius Decimus Drusus
    Drusus nickte Seiana bestätigend zu.


    "Ganz bestimmt setzen wir unser Gespräch fort, es gibt viel zu erzählen und zu berichten vor allem dann, wenn einem, so wie mir, der Kontakt zu seiner familia fehlte.


    Aber Scaurus hat recht, hier ist der falsche Zeitpunkt für derartige Unterhaltungen und zudem ist die ganze Atmosphäre einfach bedrückend."


    Ich nickte nur und sah mich dann wieder um. Wieder trat ein neues Gesicht in die Runde und unterhielt sich mit Meridius. Neugierig blickte ich hinüber, konnte aber dank des Gesprächslärms im Atrium nichts aufschnappen. Nunja, das war weniger von Belang. Kurzerhand winkte ich einen Sklaven zu mir, auf dass er mir endlich für Seiana und Appius Wein holen ging. Kurz darauf kehrte er mit einem kleinen Tablett zurück und gab jedem von uns einen Becher. Dann zog er sich mit unterwürfiger Geste zurück. So war das Ganze doch wieder einigermaßen erträglich. Noch immer saß mir ein gehöriger Kloß im Hals, nicht zuletzt, weil ich wieder an den Tod meiner Mutter erinnert wurde. Ich schluckte es herunter und nahm stattdessen einen großzügigen Schluck vom Wein. Ein guter Falerner von einem der Familiengüter. Sehr gute Qualität, so war ich es gewohnt. Lieber hätte ich mich mit Politik beschäftigt, statt mir hier die Beine in den Bauch zu stehen. Wären nicht meine Geschwister gewesen, ich hätte mich vollends verloren gefühlt unter diesen vielen Menschen. Ich erkannte wieder einmal: die Größe unserer Gens war Segen und Fluch zugleich. Einerseits konnte man relativ sicher darauf bauen, dass einem geholfen wurde, andererseits war die Vielzahl der Familienzweige verwirrend und schwer überschaubar. Überall, wo man das Imperium bereiste, schien schon ein Decimer zu warten. :D

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