Cassim

  • "Hochverehrtes Publikum!" dröhnte es vom Sklavenmarkt herüber. Wer des Öfteren Sklaven kaufte, wusste diese Stimme einzuordnen und brachte sie sogleich mit dem eher unscheinbaren Mann und seinem gepflegten Bart in Verbindung. "Kommt und schaut! Kommt nur, kommt! Frische Ware aus Parthien ist eingetroffen!" verkündete Titus Tranquillus und breitete seine Arme allumfassend aus.


    Sogleich würde ein Mann Ende zwanzig auf die Bühne gezerrt, baren Oberkörpers und mit mehr oder minder tiefen, verkrusteten Schnittwunden, die grässlichste davon verlief quer über seine Brust. Starcus und Maechticus stießen den an den Händen fest und an den Füßen locker gebundenen Mann nach vorn, sodass er unweigerlich auf die Knie stürzen würde. "Ich biete euch hier die Gelegenheit, einen parthischen Teufel zu erwerben. Schaut ihn euch an, den parthischen Lümmel. Er könnte es sein, der den Kaiser auf dem Gewissen hat!" rief Titus und spuckte vor dem Sklaven auf die Bühne. Seine Worte lockten viele Interessenten an, das war gut so. "Für so einen Bastard, wie er ist, hat er allerhand auf dem Kasten. Kann Griechisch und Latein, ist sogar bewandert in Literatur. Er wäre der perfekte Leibwächter, mal einer mit Grips und nicht nur Muskeln. Gewiss würde er sich auch gut machen als Löwenfutter für eine private Darbietung", pries er seine Ware an. "Nur fünfhundert Sesterzen sind das Startgebot für diesen Teufel!"



    Sim-Off:

    Versteigerung geht bis Dienstag, 19:00:00 Uhr.

  • Welch eine Schmach! Nicht genug, dass man ihn, nachdem er verwundet worden war, gefangen genommen hatte, nein nun führte man ihn auch noch an Händen und Füßen gefesselt und halbnackt, wie einen räudigen Hund auf dem Sklavenmarkt vor.
    Durch den Stoß, den man ihm verpasst hatte, war er unabwendbar auf den Bretterboden des Podestes gestürzt. Nur durch seine Körperbeherrschung war es ihm gelungen, nicht auch noch mit dem Oberkörper vorne über zu fallen.
    Vor Schmerzen verzerrte er sein Gesicht. Seine Wunden hatten ihm heute wieder zu schaffen gemacht. Auch das nasskalte Klima, welches um diese Jahreszeit vorherrschte, trug dazu bei, dass die, an sich gutverheilten Wunden, wieder von neuem zu schmerzen angefangen hatten. Seit seiner Ankunft in Rom vor einigen Wochen, litt er unter der Kälte. Was hatte er nur getan? Was hatte er verbrochen? Welchen Frevels hatte er sich schuldig gemacht, dass sich Ahura Mazda derart von ihm abgewendet hatte?


    Sein Blick fiel auf die johlende Menge. Die aufreizenden Worte des Sklavenhändlers stachelten den Pöbel noch dazu an, ihn hämisch zu begaffen, übelst zu beschimpfen oder im schlimmsten Fall mit vergammeltem Obst oder Eiern zu bewerfen. Natürlich hatte er jedes einzelne Wort des verdammten Römers verstanden. Dass ihm eines Tages seine exzellente Bildung, die er als Knabe genossen hatte, einmal auf einem römischen Sklavenmarkt nützlich sein würde, hätte er niemals gedacht. Doch nun war es unabdingbar! Er, der Spross aus einer der einflussreichsten Familien seiner Heimatstadt Dura Europos, hatte man vor den römischen Pöbel gezerrt, auf dass man ihn als Sklaven verkaufte, wie ein Stück Vieh. Dies war ein einziger Alptraum! Ein Alptraum der endlos schien.

    Mit aller Kraft versuchte er, sich wieder aufzurichten. Er wollte nicht vor diesen Drecksrömern auf den Knien liegen. Doch trotz aller Anstrengung wollte es ihm nicht sofort gelingen. Die gebundenen Hände auf dem Rücken machte alles noch viel schwerer. Aber dann, beim zweiten Versuch hatte er es geschafft! Zwar war er dabei etwas gestrauchelt, doch nun stand er wieder aufrecht, so wie es sich für einen Edlen seines Hauses geziemte.

  • Die beste Art, sich in Rom fortzubewegen, war ohne Zeifel die, mittels einer Sänfte. In einer solchen Sänfte lag ich nun bequem, sah zufrieden auf das Geschehen, welches an mir vorbei zog und genoß den sanften Wind, der durch den zarten Stoff ins Innere des Fortbewegungsmittels drang.
    Als der Sklavenmarkt immer näher in Sichtweite rückte, gab ich die Anweisung, anzuhalten. Mit Ylvas Hilfe, entstieg ich der Sänfte und trat etwas näher.
    Der Sklavenhänder hatte soeben damit begonnen, eines seiner Prachtstücke feil zu bieten. Ein Parther! Wohl eines der Mitbringsel unserer glorreichen Legionen. Wie finster er dreinschaute! Und diese Wunde quer über der Brust! Ein jämmerlicher Anblick, wie er nun da so kniete.
    Bei seinem Anblick lief mir ein Schauer über meinen Rücken, doch dieser Kerl hatte aber auch so seine Vorzüge. Der wohlgestaltete Körper, der selbst durch seine Wunden nicht entstellt schien.
    Ich sann darüber nach, ob ich denn für ih bieten sollte. Leider war ich heute so unentschlossen. So beobachtete ich vorerst nur.

  • In Begleitung meines mürrischen scriba war ich auf dem Weg in den Tempel des Saturn, um dort die Bücher der Staatskasse einer eingehenden Prüfung zu unterziehen, als eine mir bereits bekannte Stimme mein Ohr erreichte. Ein flüchtiges Schmunzeln erschien auf meinen Zügen. Dieser Tranquillus würde sich auch gut auf dem Fischmarkt machen mit seinem Organ. Mehr aus Spaß an der Freude denn aus ehrlichem Interesse an einem parthischen Kriegspfand bleib ich am Rande des Schauplatzes nahe einer Sänfte stehen und verfolgte das Geschehen. Jämmerlich sah der Sklave aus. Wenn alle Parther solche Hunde waren, so fragte ich mich, wie sie Iulianus so hart hatten trffen können.


    Pyrrus war es, der mich schließlich auf die Sänfte aufmerksam machte. Und tatsächlich, sie trug ein flavisches Wappen. Doch wer saß darin? Ich verrenkte mir zugegebenermaßen etwas unangemessen den Kopf, um einen Blick auf die Person zu erhaschen...

  • "Sieht der nicht furcherregend aus?" Eine Frage die ich eher mir selbst stellte, denn dem stattlichen Mann, der sich, wie aus dem Nichts kommend, zu mir gesellt hatte. "Dies Parther müssen ja richtige Tiere sein!"
    Fasziniert hielt ich meinen Blick auf jenen Sklaven, der, so wie es schien, die Ungunst des Pulikums erntete. Ein Zeichen dafür, daß das Volk nach Rache dürstete.
    "Was meinst du, wird er tatsächlich in der Arena als Löwenfutter enden?"
    Ich wandte mich nun voll jenem äußerst attraktiv wirkenden jungen Mann zu, dessen Aufmerksamkeit wohl nicht nur der feilgebotenen Waren galt. Etwas in mir sagte, es sei eine gute Eingebung gewesen, diesen Umweg über den Sklavenmarkt zu machen.

  • Wieder einmal in der Menge am Stand des Titus Tranquillus stand auch Balbus. Er war auf dem Weg von der Castra nach Hause gewesen und hatte beschlossen hier einen kurzen Zwischenstopp zu machen, als er Gerüchte hörte, dass Titus heute Parthische Sklaven im Angebot hatte.
    Er betrachtete den Parther eine Weile und hörte sich die Anpreisungen des Händlers an. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass dieser gerne einmal übertrieb oder sogar Dinge erzählte, die so gar nicht stimmten, und daher verliess er sich lieber auf das, was er sehen konnte.

  • Aus dem Inneren der Sänfte war alsbald eine Frauenstille zu vernehmen, und unauffällig trat ich einen Schritt zurück, um so bessere Sicht auf die Dame zu haben, welche dort lag und das Schauspiel betrachtete. Ich fragte mich, wen sie mit ihren Worten bedacht hatte, ob mich oder einen der nahestehenden Sklaven zweifellos flavischen Ursprungs. Pyrrus begann, breit zu grinsen, tat jedoch augenblicklich so, als ginge ihn alles nichts an - was tatsächlich der Tatsache entsprach. Da wandte die Flavierin, verhüllt von zartem Stoff, sich mir zu, was mich schließlich doch dazu veranlasste, auf ihre Worte zu reagieren.


    "Sollte dies der Fall sein, wird er sich wohl recht zäh geben, ehe die Löwen schlussendlich obsiegen", erwiderte ich mit einem Schmunzeln, denn angesicht der Tatsache, dass der Kaiser den Tod von der Hand eines Parthers empfangen hatte, schien dieses Volk mir doch mit Vorsicht zu genießen. "Verzeih", fuhr ich dann fort, mich an einen Teil meiner guten Erziehung erinnernd. "Ich wollte nicht aufdringlich erscheinen, doch stach mir das Wappen deiner Familie förmlich ins Auge. Ich bin Corvinus von den Aureliern und gut bekannt mit einigen Mitgliedern deiner Familie. Jedoch hat bisher niemand eine solch anmutige und edle Dame erwähnt."

  • Wo blieben nur meine Manieren! "Flavia Celerina! Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen!", erwiderte ich freundlich. Ein Aurelier also! Das erinnerte mich doch an eine Begegnung, die nur wenige Wochen zurück lag. Die freundliche junge Dame, die meinem Bruder und mir auf unserer ersten gemeinsamen Entdeckungstour durch Rom begegnet war!
    "Nun, ich bin noch nicht lange in der Stadt. Genauer gesagt erst seit einigen Wochen. Nach dem Tod meines Mannes habe ich Lutetia verlassen und bin zu meiner Familie nach Rom gezogen", begann ich zu erklären.
    "Erst kürzlich haben mein Bruder, Flavius Lucanus und ich die reizende Bekanntschaft mit Aurelia Minervina gemacht. Steht sie in einem näheren Verhältnis zu dir?" Ja, das war doch wieder einmal der Beweis, wie klein die Welt doch war!
    Um uns herum, stieg das Interesse für den Sklaven. So hatte es jedenfalls den Anschein.
    "Er würde sich doch gut als Leibwächter machen!Was meinst du?", frage ich beifällig.

  • "Die Freude ist ganz auf meiner Seite, verehrte Flavia." Höfliche Floskeln waren in Rom allgegenwärtig, doch zumindest diese meinte ich tatsächlich ernst, hatte ich doch die letzte Unterredung mit meinem Patron noch allzu gut im Kopf und witterte hier ein potentiell interessantes Ziel.


    "Es tut mir leid zu hören, dass du unter diesen Umständen nach Rom gelangt bist. Du stammst aus Lutetia? Es soll dort einige sehr schöne Thermen geben." Zumindest hatte ich davon gehört. Eine sollte angeblich noch prunkvoller als die agrippinischen Thermen hier in Rom sein. "Du bist mit Minervina bekannt? Sie ist meine Nichte. Und deinen Bruder kenne ich ebenfalls, er sprach erst neulich bei mir vor." Inzwischen standen auch Menschen um uns herum und hatten den Rand des Geschehens weiter nach außerhalb verlagert. Die mich begleitenden Sklaven schirmten schirmten mich und die Sänfte so gut als möglich vor der sich drängenden Masse ab. Bei Celerinas Frage warf ich einen skeptischen Blick auf den Sklave, der sich soeben wieder aufrichtete. "Das wäre durchaus denkbar, doch die Frage ist, wie gut er damit zurecht kommt, dass er fortan einem Römer dienen muss. Der gute Titus stellt in letzter Zeit nicht gerade treu ergebene Sklaven zum Verkauf, vielmehr sind sie widerspenstig und bedürfen des Feinschliffs."

  • "Nun, letztlich ist mein Gatte Opfer seines schwachen Herzens geworden. Doch sprechen wir doch lieber über erfreulichere Dinge. Du hast von den lutetischen Thermen gehört? Ja, sie sind wahrhaftig imposant. Leider war es mir nicht allzu oft vergönnt, sie besuchen zu können." Ja, die Thermen Lutetias waren sehenswert. Gerne erinnerte ich mich an die marmorverkleideten Räume und die wunderschönen Mosaike. "Ach ja," seufzte ich und kehrte wieder zu unserer Konversation zurück. "Nun, ich stamme nicht aus Lutetia. Eigentlich komme ich aus Hispania, doch zusammen mit meinem Gatten lebte ich mehrere Jahre dort."
    So, er war also Minervinas Onkel! So alt sah er doch noch gar nicht aus! :D Doch wenn ich an meine eigen Onkel dachte, wurde mir stets bewußt, daß alles möglich war. "So deine Nichte ist sie also! Eine sehr freundliche und zuvorkommende Person! Ja, mein Bruder erwähnte da etwas. Er hält mich ab und an über seine Karrierepläne auf dem Laufenden."
    Immer voller wurde es auf dem Platz vor dem Podest des Sklavenhändlers. Die Leute lechtzen förmlich danach, einen Blick auf den Parthersklaven werfen zu können.
    "Unser Freund hier scheint mächtig für Interesse zu sorgen!", entgegnete ich und blickte wieder in Richtung des Podestes. "Meinst du, er wird sich streuben? Er sollte doch froh sein, wenn er in einen solch guten Haushalt kommt!" Just in diesem Moment erinnerte ich mich wieder der Geschichten, die ich über den alten Flavius Felix gehört hatte, der gut und gerne auch einmal selbst Hand anlegte, wenn es darum ging, einen Sklaven fügig zu machen.

  • "Hispania also." Ich nickte. Aquilius besaß selbst auch hispanische Wurzeln. Vielleicht war er gar näher Verwandt mit Flavia Celerina? Ich nahm mir vor, ihn bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit hierzu zu befragen, sollte mein nomenclator nicht imstande sein, dies herauszufinden. Das war eleganter, als die zarte Dame in ihrer Sänfte mit Fragen zu ihrer Verwandtschaft zu langweilen. Ein kleiner, dicker Mann durchbrach soeben stolpernd die Reihe der Sklaven und rempelte mich an. "Tschuldigung, Herr", nuschelte der dickliche Knilch, berappelte sich und nahm reißaus. Missbilligend sah ich ihm hinterher.


    "Es wird sie sicher freuen, zu hören, dass du so über sie denkst", griff ich den Faden des Gesprächs wieder auf. "Und ja, das glaube ich in der Tat. Es ist davon auszugehen, dass er sich nicht fügen wird, ganz gleich, was Titus da oben auch behauptet. Einer aus einem solch wilden und räuberischen Volk, wie die Parther es sind, wird sich kaum mit seinem Schicksal abfinden. Es bedarf hier gewiss viel Fingerspitzengefühls, um ihn zu schleifen, ohne selbst in eine ungünstige Lage zu kommen. Erwägst du, ihn dennoch zu erwerben?" erkundigte ich mich.

  • Tss, die Leute hatten doch keinen Respekt mehr! Befremdlich sah ich dem runden Männlein hinterher, das sich doch erdreistet hatte, sich zwischen uns hindurchzumogeln und dabei unser Gespräch zu stören.
    "Oh, bitte grüße sie von mir! Ich hatte ja schon in Erwägung gezogen, sie einmal zu mir einzuladen. Nun,das werde ich die nächsten Tage mit Sicherheit auch tun!" Es schickte sich einfach als Patrizierin, Kontakt zu den gehobenen Kreisen der Stadt zu pflegen und Minervina war eine jener Patrizierinnen, die ich gut und gerne eine Freundin nennen wollte.
    Doch das, was er über den Parther sagte, beunruhigte mich schon ein wenig. Einerseits reizte es mich schon, einen solchen Burschen mein Eigen nennen zu können. Schließlich war jetzt alles en vouge, was aus Parthien kam. Erst kürzlich hatte ich mir einige sehr schöne parthische Kleidungsstücke zugelegt. "Das ist ja sehr bedauerlich! Ich hatte mich schon mit dem Gedanken angefreundet, ihn zu kaufen. Aber wenn du solche Bedenken dagegen hast! Aber andererseit war ich schon für fast jedes Abenteuer zu haben. Und sollte es zum Letzten kommen, dann wissen sicher meine Verwandten, wie man mit solch einem Barbaren umgeht. Mein Onkel Flavius Aristides, der unlängst erst aus dem Krieg zurückgekehrt ist, weiß sicher, was in einem solchen Fall zu tun ist. Er kenn ja diese Bande!"

  • Flavius Aristides war ihr Onkel? Ich kniff ein wenig die Augen zusammen und dachte nach. Aristides hatte ich doch bereits kennengelernt. Wo war das gewesen? Nicht in Mantua, auf jenem Fest, dass Claudius Menecrates zur Rückkehr seiner Tochter Epicharis gegeben hatte? Und nun war er mit ihr verlobt, war es schon vor dem Krieg gewesen. Wobei die Zeit hier relativ war, immerhin hatte bisher niemand, den ich kannte, Decima Lucilla und Germanicus Avarus übertrumpfen können. Ich erinnerte mich daran, mit Aristides ausgemacht zu haben, dereinst an einer Jagd teilzunehmen. Vielleicht, so überlegte ich im Hinblick auf meine neue Bekanntschaft, war es ein günstiger Zeitpunkt, ihn nun daran zu erinnern, zumal er aus dem Krieg zurückgekehrt war. Doch nicht zu schnell, schließlich wusste man nicht, was der neue Kaiser mit den Flaviern plante. Valerianus war aelischer Abstammung, und es existierte eine unausgesprochene Fehde zwischen den beiden Familien.


    Zu ihren Worten, Minervina betreffend, nickte ich lediglich. Es war gut, wenn meine Nichte Freunde hier fand und sich von der Abwesenheit ihres Bruders ablenkte, und auch für die verwitwete Flavierin vor mir war es gewiss von Vorteil, wenn sie nicht ständig über den Ehemann nachdenken musste, den sie verloren hatte. "Es ist lediglich meine bescheidene Meinung", erwiderte ich und neigte ein wenig den Kopf. "Seine Verletzungen sprechen nicht gerade für seine Friedfertigkeit. Selbstverständlich will ich dir aber nicht vom Kauf abraten. Vermutlich ist er nach einer gewissen Lehrzeit ein ganz vorzüglicher Leibwächter." Was ich ehrlicherweise nicht glaubte. Andererseits sagte mir Ursus ein Faible für schwierige Fälle nach, was sich bei meinem letzten Sklaveneinkauf von Fhionn als wahr herausgestellt hatte. Flüchtig dachte ich an das kleine Grüppchen, welches nach Germanien aufgebrochen war, lenkte dann jedoch meine Aufmerksamkeit wieder zurück auf die Sänfte. "Wenn du gestattest, würde ich dir für den Rückweg gern meine Begleitung anbieten, so du überhaupt zur flavischen villa zurückkehren möchtest." Auf dem Weg ließe sich sicherlich besser eine Unterhaltung führen als hier im Gedränge.

  • "Nun, ich lasse mich gerne beraten und nehme natürlich auch einen gutgemeinten Rat an. In der Vergangenheit war es Sache meines geliebten Ehegatten, sich um den Kauf von Sklaven zu kümmern. Nun obliegt es mir selbst und ich bin in derlei Dingen noch sehr unbedarft und wirke vielleicht auch unbeholfen! Aber wie könnte man nun denn herausfinden, ob und wie friedfertig er ist? Es wäre doch jammerschade, würde er letztendlich doch bei den Löwen enden!" War es Mitleid oder einfach nur die Faszination dieses Exoten, der mich an dem Gedanken festhalten ließ, ihn nun doch zu kaufen. Ich konnte mir keinen besseren Leibwächter als einen solchen Burschen, wie ihn vorstellen. Alleine schon das Aufsehen, was man mit einem solchen Sklaven im Schlepptau erregte, ließ mich ganz schwindelig werden.
    Das Angebot des Aurelier, mich nach Hause zu begleiten, schmeichelte mich außerordentlich. Nicht nur, weil ich bereits insgeheim Ausschau nach einem geeigneten neuen Gemahl hielt, nein, weil er auch einen sehr netten und aufgeschlossenen Eindruck bei mir hinterlassen hatte. Von daher konnte ich sein Angebot beruhigt annehmen.
    "Es wäre mir eine Freude, noch länger deine Gesellschaft in Anspruch nehmen zu dürfen. Wenn es deine Geschäfte zulassen, so darfst du mich sehr gerne nach Hause begleiten."

  • "Funfhundert!"


    signalisierte Meridius, welcher sich auch heute wieder auf den Märkten befand. Nicht, dass er sich generell auf dem Sklavenmarkt herumtrieb, doch in Kriegszeiten gab es immer neue Ware und hin und wieder waren gute Schnäppchen dabei. Dieser, der Parther, war zwar vermutlich nicht einfach, aber wenn er konnte, was man anpries, war er Gold wert. Vor allem für das, was der Senator vorhatte. Livianus wurde noch vermisst, ein Parther, welcher Latein, Griechisch und natürlich Parthisch konnte ... wäre der perfekte Mann um sich in die Suche nach Livianus einzuschalten. Falls er noch lebte. Doch falls er noch lebte, dann sicher als Gefangener in Parthien. Und Meridius konnte kein Parthisch. Für eine Korrespondenz und Nachforschungen war der Sklave also unabdingbar. Und wer wusste, wofür er sonst noch nützlich war.

  • "Mitnichten wirkst du unbedarft", widerprach ich, wie es sich gehörte. Ob sie während des Heimweges in ihrer Sänfte sitzenbleiben wollte? "Ich fürchte, dies wirst du nur durch einen Kauf herausfinden, wenn überhaupt. Wahrscheinlicher aber ist, dass du einige aurei umsonst wirst ausgegeben haben", erwiderte ich schmunzelnd. "Ich war auf dem Weg in den Tempel des Saturnus, doch wird er mir nicht fortlaufen. Entschuldige mich nur einen kurzen Moment. - Wollen wir?" fragte ich, nachdem ich in der Kurzen Pause einige vertraute Worte mit Brix gewechselt hatte.


    Ich signalisierte meinen Begleitern, dass ich den Markt zu verlassen gedachte, und augenblicklich bahnten sie eine - wegen der Sänfte etwas breitere - Schneise durch die Umstehenden hindurch. Wegen der Enge kam die Sänfte nur sehr schleppend voran, und bereits nach einigen Schritten steckten wir fest. Ich wandte mich zu Celerina in der Sänfte um. "Vielleicht möchtest du ein paar Schritte mit mir gehen? Ich fürchte fast, sonst kommen wir nicht weiter."



    >>>
    edit: Link

  • Balbus hörte ein erstes Gebot und schaute, woher es kam. Natürlich erkannte er den Mann, der das Gebot abgegeben hatte, hatte er doch vor einer halben Ewigkeit unter ihm gedient und sogar am Triumphzug für ihn teilgenommen.
    Wenn Meridius auf diesen Sklaven bot, dann musste es sich vermutlich lohnen, daher gab Balbus ein eigenes Gebot ab.


    "550!"

  • Noch einmal sah ich mich um. Nur mäßig kamen die Gebote für den Parther. Vielleicht war ja dies ein Zeichen dafür, einfach die Finger davon zu lassen. Auch wenn es mir im ersten Moment schwer fiel. Ach ja, es gab noch genug andere Sklaven und dieser hier würde sicherlich nicht der letzte Parther sein, der auf Tranquillus´ Podest landete.
    "Ja, du hast vermutlich Recht. Es wäre hinausgeworfenes Geld", erwiderte ich lächelnd, doch sah ich noch einmal zu dem Sklaven hinüber. Der letzte Schrei wäre er allemal gewesen!
    Nun, es war nun besser zu gehen. Der Platz um Tranquillus´ Stand war bereits überfüllt von Schaulustigen, die allerdings nicht viel bieten wollten. Wahrhaft deplorabel, für den armen Kerl dort oben.
    Doch schon war der Sklave zur Nebensache erklärt worden. Aurelius Corvinus schickte sich an, mich nach Hause begleiten zu wollen. Eine Ehre, die ich zu schätzen wußte. In Anbetracht der Lage, war es am geschicktesten, den Weg nach Hause zu Fuß zu gehen.
    "Ja, ein paar Schritte werden mir gut tun! Nochmals vielen Dank für deine Freundlichkeit!" Dies war doch eine wunderbare Gelegenheit, sich näher kennenzulernen. Sogar die Sonne war uns hold gesonnen.

  • Cassim hatte einen Punkt auf der anderen Seite des Platzes anvisiert, an dem er sich nun festhielt. So musste es auf die Menge wirken, als sei er unbeeindruckt davon, was sie ihm zuschrien und wie sie ihn beleidigten. Standhaft wollte er in diesen Minuten bleiben, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen. Minuten, die über sein weiteres Schicksal bestimmten. Aber er wusste, er war im Geiste frei und auch die schwersten Ketten vermochten seinen Willen nicht zu brechen. Der, der ihn heute kaufen würde, konnte gewiss sein, sich den Feind ins Haus geholt zu haben. Sein Kampf war noch nicht zu Ende. Erbittert würde er weiter kämpfen, bis er wieder zurückgekehrt war, in seine geliebte Heimat.


    Es erstaunte ihn jedoch sehr, wie wenig Gebote bis jetzt eingegangen waren. Aber das bestätigte einfach nur wieder, was er bereits von den Römern wusste. Dies war ein dekadentes Volk von Weicheiern, das bei der kleinsten Spur von Gefahr den Schwanz einzog.

  • Zitat

    Original von Tiberius Prudentius Balbus
    Balbus hörte ein erstes Gebot und schaute, woher es kam. Natürlich erkannte er den Mann, der das Gebot abgegeben hatte, hatte er doch vor einer halben Ewigkeit unter ihm gedient und sogar am Triumphzug für ihn teilgenommen.
    Wenn Meridius auf diesen Sklaven bot, dann musste es sich vermutlich lohnen, daher gab Balbus ein eigenes Gebot ab.


    "550!"


    Ein zweites Angebot war eingegangen. Meridius blickte in die Richtung aus welcher die Stimme ertönt war und wusste sofort, dass er den Kerl irgendwoher kannte. Doch nur woher? Angestrengt dachte er nach. War es irgendwo in Rom gewesen? In Germanien? In Tarraco? Im Senat? Nein. In der kaiserlichen Verwaltung? Nein. Bei den Legionen? Irgendetwas dämmerte. Nur die Verbindung fiel ihm nicht sofort ein. Ein Fluch, wenn man in seinem Leben ein halbes Dutzend Legionen mitgemacht hatte.


    "800!"


    erhöhte Meridius. Und erinnerte sich dann, dass es ein Prudentier sein musste. Ja, Prudentius hieß er. Er war sich jetzt sicher.

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