In der ganzen Stadt herrschte helle Aufregung: Es war bekannt gegeben worden, dass die Bestattung des Imperator Caesar Augustus Lucius Ulpius Iulianus am heutigen Tag stattfinden würde. Die Cura Aquarum hatte die gesamte Stadt reinigen lassen, auf dem Forum waren Tribünen für die wichtigsten Honoratoren, aber auch das Volk errichtet worden, während das Marsfeld bereits vor zwei Tagen in großen Teilen gesperrt worden war, um den Scheiterhaufen des Iulianus zu errichten.
Funus Augusti
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Es hatte nach der Ankunft des neuen Kaisers in der Stadt nicht lange gedauert, bis Macer darüber unterrichtet worden war, wann die Trauerfeier stattfinden sollte. Zwar waren die Straßen zum Teil schon für den Einzug des Caesars gereinigt worden, aber für die Trauerfeier legten sich alle mindesten noch einmal so sehr ins Zeug, um wirklich jeden Makel zu tilgen. Seit der Zeit seines Aedilats war Macer nicht mehr so viel zu Fuß in der Stadt unterwegs gewesen, wie in diesen Tagen der Vorbereitung, an denen er sich an vielen Stellen persönlich davon überzeugte, dass gute Arbeit geleistet worden war.
Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang war er unterwegs gewesen und von daher froh, dass er nicht am Tag der Trauerfeier gleich als einer der ersten zum Tragen des Totenbettes antreten musste. Zwar gehörte er zu den ehemaligen Statthaltern, aber weder zu den Consularen noch den ehemaligen Praetoren, so dass er in der Reihenfolge etwas weiter hinten eingeordnet wurde. Länger schlafen konnte er deswegen zwar nicht, aber immerhin konnte er es sich so leisten, am Morgen ein kleines bisschen schläfriger zu sein, während ihm seine Sklaven die Trauertoga anlegten.
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Vom Mons Palatinus kommend schlängelte sich am späten Mittag der gewaltige Leichenzug des Lucius Ulpius Iulianus über die Via Sacra zum Forum:
Zuvorderst marschierten Hornisten und andere Musiker mit tiefen Instrumenten. Sie spielten eine langsame, getragene Melodie, die stark rhythmisch war, um den Bahrenträgern das Gehen zu erleichtern. Darauf folgten Klageweiber, jedoch nicht nur professionelle Praefecae, sondern auch Damen aus dem senatorischen und hohen ritterlichen Adel, die lauthals schluchzten, sich auf die Brust schlugen und ein mitleiderregendes Bild abgaben.
Darauf kam einer der sehenswertesten Teile des Zuges: Auf Streitwägen standen Schauspieler, die die größten Helden und Kaiser des römischen Staates zeigten:
Zuvorderst stand ein Mann, der eine Maske des Trajan trug und mit der Feldherrentracht des kaiserlichen Adoptivvaters angetan war. Ihm folgte ein weiterer Kaiser, dessen Gesicht die Züge von Nerva zeigte. Diesen Adoptivkaisern folgten die beiden stämmigeren Flavier-Darsteller: Titus und Vespasian. So ging die Reihe immer weiter bis zum göttlichen Augustus, der als jugendliche Gestalt dargestellt wurde.Nun folgten die größten Generäle Roms, teilweise beritten statt auf Wägen: Angefangen bei Divus Iulius Caesar, über Gnaeus Pompeius Magnus, Gaius Marius, Scipio Africanus folgten die Großen Roms bis hin zu mythischen Helden und Königen der frühen Republik.
Erst dann folgte die Trage mit der Wachsfigur des toten Iulianus. In der Sonne leuchtete sein goldener Lorbeerkranz wie die goldenen Verzierungen der Tunica Palmata und das wächsene Gesicht glänzte. An den langen Stangen, die das goldene Leichenbett trugen, waren die lebenden Honoratoren aufgereiht: Angefangen bei den amtierenden Consuln und Prätoren, über ehemalige Statthalter bis hin zu den wichtigeren Senatoren und höheren Rittern. Sie alle trugen ihren ehemaligen Herrn und Kaiser zu Grabe, während der Sohn und amtierende Imperator Caesar Augustus hinterherging, gemeinsam mit der Augusta und weiteren Familiares.
Links und rechts der Straße waren Schaulustige aufgereiht und mancher Vater erklärte seinem auf den Schultern sitzenden Sohn anhand der Darsteller die großen Männer der Geschichte.
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Es war für Senator Avarus eine ganz besondere Ehre das Totenbett des Kaisers mit tragen zu dürfen. Seine Gens hatte unter Iulianus Größe und Stärke erlangt, Milde und Nachsicht gespürt, war erstarkt und hatte im Sturm euphorischer Momente das Banner gegen den Wind gestemmt. Keine Frage mit Iulianus ging nicht nur ein Kaiser ins Elysium über. So sehr das römische Volk auch auf einen guten Nachfolger mit dem Namen des Augustus hoffte, so tief saß der Schmerz über den Verlust des Ulpiers und heute spürte man die Last des Todes in Rom besonders stark. Die vielen Träger machten die Last vergessen. Zumal wahrscheinlich nicht nur die Gedanken des Avarus in diesem ach so schmerzlichen Moment wo ganz anders als beim Tragen waren. Der Germanicus ging die letzten Jahre durch. Audienzen, Gespräche, im Senat oder auf dem Palatin... in der Öffentlichkeit, im Verborgenen... Rom hatte seinen letzten großen Kaiser verloren. Die neue Ära wurde keinesfalls eine Leichte. Das umfangreiche Erbe galt es anzunehmen und zu meistern. In diesem Moment fühlte Germanicus Avarus etwas wie Mitleid in sich aufsteigen vermischt mit Respekt vor LUCIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUS.
Sie bogen gerade in eine Kurve ein. Konzentration war da von Nöten. Immerhin sollte der verstorbene Kaiser auf der Bahre bleiben. Ein Kippen war nicht akzeptabel.
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Menecrates nahm nur oberflächlich die Unmengen an Römern wahr, die vor den Toren des Palastes auf sie warteten. Er konzentrierte sich aber auch nicht auf das Tragen der Bahre, die wegen der langen Stangen für alle wichtigen Honoratoren einen Platz zum Anfassen boten. Vielmehr hing er seinen Gedanken nach, die von Trauer und Tod, von dem Willen der Götter und vergangenen sowie möglicherweise kommenden Regierungsperioden römischer Kaiser geprägt waren.
Die Sonne stand hoch und schien warm, als sich der Leichenzug dem Forum näherte. Die Wärme spürte der Claudier, aber die Laute der Masse drang kaum in sein Bewusstsein vor, ebensowenig die engagierten Künstler. Einzig der monotone Klang der Instrumente, in dessen Takt er sich voranbewegte, erfüllte sein Denken.
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Es dauerte eine ganze Zeit, bis der Leichenzug mit seinem langsamen Tempo das Forum Romanum erreicht hatte. Links und rechts der Rostra hatte man ebenfalls hölzerne Tribünen errichtet, auf denen rechts junge Männer aus den besten Familien Roms warteten. Die linke Seite war leer, denn hier postierten sich nun die noblen Damen, die den Leichenzug bis hier her begleitet hatten.
Die Darsteller der Kaiser und Helden nahmen nun auf kurulischen Stühlen Platz, die man vor der Rostra aufgebaut hatte, während Knechte die Wägen und Tiere übernahmen und sie ein Stück beiseite führten. Das Totenbett hingegen wurde direkt vor der Rednertribüne abgestellt und Ordner wiesen den Senatoren und Rittern Stehplätze vor den Holztribünen zu.
Nachdem auch der neue Kaiser inmitten der Darsteller Platz genommen hatte, setzten die Chöre der Jünglinge und Frauen erneut zu einem Trauerhymnus an. Die getragene Melodie erklang über den ganzen Platz und wurde von den ehrwürdigen Tempelgebäuden zurückgeworfen, sodass auch die Menge, die hinter Absperrungen zurückgehalten wurde, etwas von dieser künstlerischen Darstellung mitbekam.
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Einen Teil des Weges hatte auch Macer die Bahre getragen, wie es als Klient des Verstorbenen und ehemaliger kaiserlicher Statthalter seine Pflicht war. Nun hatte er den ihm zugewiesenen Platz vor der Tribüne eingenommen und wartete auf den weiteren Fortgang der Ereignisse. Ihm war bewusst, dass er an einem Ereignis teilnahm, welches in die Geschichtsbücher eingehen würde und über das man in Rom noch lange sprechen würde. Das machte es nicht einfacher, eine starke Nervosität zu unterdrücken, denn an diesem Tag wollte er natürlich genausowenig wie jeder andere einen Fehler machen. Zum Glück schien alles durch Ordner und Anweiser genauestens geplant zu sein und in so langamen Tempo abzulaufen, dass niemand etwas übersehen konnte. Immerhin trug man nicht alle Tage einen verstorbenen Kaiser durch Rom, da sollte man sich ruhig Zeit lassen, fand auch Macer.
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Wie sicher der ein oder andere Senator auch war Durus relativ überrascht, als er vor dem Palatin den gewaltigen Zug an Helden und Kaisern gesehen hatte. Man hatte wohl alle Streitwägen aus ganz Rom und dem Umland zusammengezogen, um jedem Darsteller ein würdiges Gefährt zu verschaffen!
Was dann folgte, war ein langer, unglaublich langsamer Marsch. Durus musste sich strecken, dass seine Schulter die Tragestange überhaupt erreichte, denn er war ein wenig kleiner als sein Vorder- und Hintermann. So hielt er sich mit der Hand an ihr fest und brauchte sich nicht darauf zu konzentrieren, nicht zusammenzubrechen (im Gegensatz zu damals, als er das Rind um Rom getragen hatte).
Auf dem Forum musste der Tiberier erneut ein wenig staunen: Er hatte noch nie einem Kaiserbegräbnis beigewohnt und die Masse an High Society, die hier nun als Chor auftrat, erstaunte ihn doch ein wenig. Dies ließ er sich jedoch kaum anmerken - mit trauernd-neutralem Blick stellte er sich vor die Jünglingstribüne und wartete darauf, dass der Caesar...äh, Augustus, die Laudatio Funebris abhielt.
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Zitat
Original von Spurius Purgitius Macer
Einen Teil des Weges hatte auch Macer die Bahre getragen, wie es als Klient des Verstorbenen und ehemaliger kaiserlicher Statthalter seine Pflicht war. Nun hatte er den ihm zugewiesenen Platz vor der Tribüne eingenommen und wartete auf den weiteren Fortgang der Ereignisse. Ihm war bewusst, dass er an einem Ereignis teilnahm, welches in die Geschichtsbücher eingehen würde und über das man in Rom noch lange sprechen würde. Das machte es nicht einfacher, eine starke Nervosität zu unterdrücken, denn an diesem Tag wollte er natürlich genausowenig wie jeder andere einen Fehler machen. Zum Glück schien alles durch Ordner und Anweiser genauestens geplant zu sein und in so langamen Tempo abzulaufen, dass niemand etwas übersehen konnte. Immerhin trug man nicht alle Tage einen verstorbenen Kaiser durch Rom, da sollte man sich ruhig Zeit lassen, fand auch Macer.Wie Macer nahm auch Meridius an den Funus Augusti teil, war er als Senator, ehemaliger Statthalter und Klient des verstorbenen Kaisers geradezu verpflichtet. Im Gegensatz zu seinem Freund empfand er jedoch keine Nervosität und auch keine Anspannung. Meridius war von Trauer erfüllt. Die Nervositäten und Aufregungen hatte er bereits bei einem anderen Umzug durch Rom erlebt, seinem Triumphzug. Der Gang heute jedoch war dennoch um Welten schwerer: Es hieß einem Kaiser das letzte Geleit zu geben. Und was für ein Kaiser war der Verstorbene gewesen. Seine Ahnen konnten stolz auf ihn sein. Und so mischte sich in das Gefühl der Trauer auch Stolz. Stolz darauf, diesem Mann gedient haben zu dürfen.
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Das langsame Gehen war ermüdender als das Anschlagen eines schnellen Schrittes, doch soweit ich sehen konnte, ließ sich keiner der Träger etwas anmerken. Würdevoll und grave schritten Senatoren, Honoratoren und Magistrate an der Bahre des Kaisers entlang, stützten und trugen das Abbild des großen Iulianus. Entlang des Weges standen dutzende, hunderte, gar tausende Bürger. Klageweiber wie Bürger, Peregrine wie Sklaven und Kinder, die teilweise die Erwachsenen nachahmten, teilweise mürrisch an die ausgelassenen Kinderspiele dachten, die ihnen hier entgangen. Langsam steuerten wir das Podest an, von dem, als wir es erreichten, ehrfürchtig ein Lied gesungen wurde. Die Szenerie hatte beinahe etwas Gespenstisches, in jedem Fall aber war sie würdevoll und dem geschiedenen Kaiser angemessen. Als der Choral verstummte, richtete sich eine Vielzahl von Augenpaaren auf Valerianus, den Sohn des Verstorbenen.
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Mit gesenkten Haupt und unendlich langsamen Schritten, gebeugt von der Last der schweren Toga, der Krankheit und der Trauer begab sich Valerianus zu der Stelle, von der die Trauerrede zu halten war, gleich neben dem Totenbett seines verstorbenen Vaters. Die Kraft, die er für diese Rede brauchte, wollte sich nicht so recht einstellen, stattdessen beutelte ihn erneut ein Hustenanfall. Ein Becher Wasser musste erst Linderung bringen, bevor er seine Stimme erhob.
"Bürger Roms! Mein Name ist Gaius Ulpius Aelianus Valerianus, Sohn des Lucius Ulpius Iulianus, dessen Leichnam hier vor mir aufgebahrt ist."
Die großen Zeiten, in denen man eine Laudatio Funerbris politisch ausschlachten konnte, waren lange vorbei. Zumal sein Vater keiner politischen Verschwörung zum Opfer gefallen war. Höchstens für einen neuen Krieg gegen die Parther hätte er hetzen können, aber den gedachte er selber nicht zu führen.
"Schwere Stunden liegen hinter uns, seitdem er, der Imperator Caesar Augustus, Pontifex Maximus, Censor und Tribunus Plebis, auf dem Feldzug gegen die Parther einem heimtückischen Pfeil zum Opfer fiel. Doch gerade von ihm, der so viele schwere Stunden durchlebt hat, können wir lernen und es ist sein Vermächtnis uns zu zeigen, wie wir mit seinem Abschied umgehen sollen.
Schwere Stunden waren es, in denen er durch Ruhe, Gelassenheit, Besonnenheit und Umsicht die Aufmerksamkeit des Marcus Ulpius Traianus gewann, der in ihm eine stabile und verlässliche Kraft erkannte und ihn als seinen Sohn annahm, um ihm die Zukunft zu geben.
Schwere Stunden waren es, in denen er durch Kraft, Begeisterung, Tugend und Vorbild der republikanischen Revolution in Rom trotzen konnte und mit seiner Legio I Traiana Pia Fidelis dagegen halten konnte, um zunächst Hispania und dann dem ganzen Reich wieder Frieden zu bringen.
Schwere Stunden waren es, in denen er durch Milde, Güte, Weisheit und Gerechtigkeit die Folgen der Rebeliion beseitigen, Verschwörer gerecht bestrafen oder aber begnadigen und viele neue Kontakte knüpfen konnte, um Rom Aufschwung und Wachstum zu geben.
Schwere Stunden waren es, in denen er durch Einfühlsamkeit, Stille, Trauer und Opferbereitschaft den Verlust des von ihm auserkorenen Caesaren Gaius Ulpius Felix verschmerzen musste, um an der Seite seiner Frau Iulia Ulpia Drusilla trotzdem allen Familien Hoffnung und Vorbild zu sein.
Schwere Stunden waren es, in denen er durch Stärke, Mut, Standhaftigkeit und Unbeirrbarkeit Aufständen in Hispania und aus Africa widerstand und den Aufrührern fähige Kommadeure entgegen sandte, um keinen Zweifel an der Einheit des Reiches und einer funktionierenden Kommandostruktur aufkommen zu lassen.
Schwere Stunden waren es, in denen er durch Gelassenheit, Offenheit, Präsenz und Reiselust die Provinzen bereiste und sich dabei auch vor Attentaten auf seine Person nicht scheute, um sich vielen Problemen persönlich widmen zu konnen und seine Entscheidungen aus eigener Anschauung zu fällen.
Schwere Stunden waren es schleßlich auch, in denen er aus der Summe aller Eigenschaften heraus die Entscheidung fällte, den Parthern entgegen zu ziehen, die unsere Grenzen bedrohten und unsere Kultur missachteten, um Roms Licht weiter hinaus zu tragen und die Wege fortzusetzen, die sein Vater gegangen war.
Nun wird er denselben Weg wie sein Vater gehen und wir sind das letzte Stück mit ihm gegangen. Nun bin ich der Sohn, der den Weg weiter gehen muss, wie es sein Vater tat. Doch heute sind zuerst die Stunden, in denen es heißt Abschied zu nehmen und zu danken für all das, was er uns hinterlassen hat."
Sein Blick wandte sich dem Leichnam zu und verharrte dort, bevor er sich mit kurzen Schritten in Bewegung setzte und noch näher an das Totenbett heran trat. In stummer Zwiesprache mit dem aus Wachs geformten Abbild seines Vater verharrte er dort und vergas für einen Weile die Welt um ihn herum, bis ein Zittern ihm ganzen Körper und ein kalter Schauer auf dem Rücken ihn wieder zurückholte.
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Zwar war Durus irgendwie angerührt von den Worten Valerians, dennoch fand er, dass diese Trauerrede den großen Taten des Iulianus nicht gerecht wurde. Es wurden nur die dunklen Stunden erwähnt, kaum wurde auf die großen Taten des verstorbenen Kaisers hingewiesen! Aber Valerianus war eben doch ein Soldat und kein Redner - ob er die Regierungsgeschäfte überhaupt ordentlich ausfüllen könnte? Oder hatte Furianus Recht und er würde ein Spielball in den Händen seines Bruders werden?
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Nach der Laudatio Funebris, die den Kaiser offensichtlich ziemlich anstrengte, erklang der Chor aus Knaben und Frauen erneut, während die Senatoren wieder an das Leichenbett gebeten wurden. Während die Kaiser-Darsteller wieder ihre Pferde und Wägen bestiegen, wurde das Bett auf die Schultern gehoben.
Der Zug setzte sich in gewohnter Ordnung in Richtung Via Flaminia fort. Der Klang der Klageweiber, begleitet von den dumpfen Tönen der Hörner, hallte von den hohen Mauern links und rechts der breiten Straße wider, bis man das Pomerium verließ. Endlich schwenkte der Zug auf das Marsfeld hinüber. Als der Zug aus den Häusern auf den freien Platz des Campus Martius hinaustrat, staunten viele erneut nicht schlecht:
Zwischen den Thermen des Nero und dem Stagnum Agrippa hatte man ein gewaltiges Holzgerüst errichtet. Ein Turm ragte in die Höhe, unten mit Reisig gefüllt, darüber eine kleine Kammer mit Öffnungen nach allen Seiten. Ganz oben befand sich noch einmal eine kleine Kammer, sodass das ganze Gebilde wie der Leuchtturm von Pharos wirkte. Die untere Abteilung war mit purpur- und golddurchwirkten Decken behängt, in der mittleren Kammer hatte man den Boden bereits mit Weihrauch ausgelegt. Außerdem waren Gaben aus allen Provinzen des Reiches hineingelegt worden: Pelze aus Germanien, Geschirr aus Gallien, Wein aus Hispania, Gold aus Thracia, Getreide aus Aegyptus und vieles mehr. Jeder Statthalter hatte etwas als Abschiedsgeschenk für den Kaiser geschickt. In diese Kammer würde allerdings auch das Bett des Kaisers hineingestellt werden, um dann das ganze Gebilde zu entzünden.
Um den Kaiser dorthin zu bringen, hatte man eine Art steile Treppe errichtet. Da dort jedoch kaum die ganze Senatorenschar hinauf konnte, standen bereits kräftige kaiserliche Freigelassene bereit, um das Bett in die Höhe zu bringen.
Kaum hatte die Prozession den Platz erreicht, begannen die Kaiser- und Heldendarsteller, sich rund um den Scheiterturm (einen Haufen konnte man das kaum nennen) zu verteilen. Auch viele Schaulustige waren erschienen, um zu sehen, ob der Geist des Kaisers tatsächlich in Form eines Adlers in den Himmel aufsteigen würde...
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Stumm füllte Crassus auf dem Marsch vom Palatin auf das Forum seinen Platz im Trauerzug aus. Es war ein sehr merkwürdiges Gefühl den eigenen Dienstherren und die Person, der man fast alles zu verdanken hatte, zu Grabe zu tragen. Es fühlte sich lange nicht so niederschlagend an, wie Crassus es möglicherweise zuvor vermutet hätte. Es war einfach nur merkwürdig. Entweder würde die große Trauer später noch kommen - vielleicht auf dem Scheiterhaufen - oder aber sie würde sogar gänzlich ausbleiben, da Crassus ja schon vor langer Zeit Abschied von Iulian genommen hatte. Damals zwar ohne Leichnam, aber deshalb sicher nicht weniger emotional, als die Menschen, die ihn heute zum "ersten Mal" verabschieden würden.
Nach der kurzen Trauerrede des neuen Kaisers sollte es direkt auf das Marsfeld weitergehen. Crassus nahm wieder seinen angedachten Platz im Trauerzug ein und führte dann gemeinsam mit den restlichen Würdeträgern des Imperiums Iulian auf das Marsfeld, auf welchem schon ein mächtiger Scheiterhaufen vorbereitet worden war. Zweifellos, das Begräbnis würde dem großen Kaiser Iulian gerecht werden.
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Tausend Gedanken gingen Meridius durch den Kopf. Er dachte an den verstorbenen Kaiser, seinen Nachfolger und die Zukunft. Aber auch an seine verstorbenen Verwandten, die Familie, die vergangenen Zeiten, die zurückliegenden Feldzüge, die Truppen. Und nun waren sie hier vereint, ein Großteil der Klienten des alten Kaisers. Und keiner wusste so recht wie es weiterging. Mit Macer verband ihn eine lange Freundschaft. Macer war ihm immer eine Station in der politischen Karriere vorausgewesen. Hungaricus kannte er ebenfalls aus der gemeinsamen Zeit bei der Legio I Traiana Pia Fidelis. Mit einem Schmunzeln dachte der Senator daran, wie er ihn damals über den Exerzierplatz gejagt hatte und auch Caecilius Crassus war duch seine Kaderschmiede gegangen. Es waren viele Gesichter, viele Erinnerungen. Der verstorbene Kaiser hatte sich einen engen Kreis an Vertrauten geschaffen, die loyal zu ihm standen, aber auch untereinander nicht in Versuchung geraten konnte, sich in Intrigen zu verstricken. Was hingegen die Zukunft bringen würde, wussten allein die Götter.
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Die Trauerrede löste bei Macer gemsichte Gefühle aus. In gewisser Weise hatte der neue Kaiser oder jener, der ihm die Rede formuliert hatte, den richtigen Ton getroffen, denn Macer konnte nicht bestreiten, in echter Trauer gerührt zu sein und eine Träne verdrücken zu müssen. Auch sprachlich schien ihm die Rede nicht schelcht aufgebaut zu sein, mit dem immer wieder auftretenden Motiv der schweren Stunden, die den neuen Kaiser wohl mächtig zu beeindrucken schienen. Aber genau das machte Macer auch Sorge, der eigentlich ein etwas strahlenderes Bild des verstorbenen Kaisers mit etwas mehr Energie erwartet hatte. An positiven Eigenschaften und Attributen mangelte es in der Rede zwar wahrlich nicht, aber so richtig mitreißen lassen konnte sich Macer davon nicht. So nahm er also wieder gedankenverloren und leise seinen Platz im Trauerzug ein, als dieser auf das Marsfeld hinaus führte.
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Der Trauerzug und ganze herum hatte Dragonum zu denken gegeben wie hätte Rom einem seiner größten Männer noch mehr Ehre erweisen können, als durch diesen Ritus? Die Trauerrede des neuen Kaisers und gleichzeitig des hinterbliebenen Sohnes war wahrlich ergreifend gewesen nicht unbedingt wegen der gesprochenen Worte oder etwaigen Poesie die manche Redner in ihre Sprache flochten sondern wegen den Gefühlen die sie in jedem der Zuhörer weckten ... nicht weit von Dragonums Platz aus konnte er eine junge römische Familie sehen die mit gesenkten Häuptern an der Straße standen und nichteinmal wagten aufzusehen. Die Frau weinte ... um einen Mann den sie nie getroffen hatte, um einen Mann der sie nie gekannt hatte oder auch nur gesehen ... aber auch um einen Römer, einen Ehemann, einen Vater um ihren Kaiser! In diesem Moment wurde auch Dragonum wieder bewusst wie viele Menschen man berühren konnte ohne sie jemals kennengelernt zu haben ...
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Als die Freigelassenen die Bahre übernommen hatten, wurde der Pro-Leichnam tatsächlich in den Turm gestellt, wobei einer der Freigelassenen versehentlich gegen eine Tonkanne aus Gallien stieß, welche daraufhin aus dem Türchen hinaus auf den Boden hinabfiel. Wäre man näher gestanden, hätte man wohl das Erröten des Mannes gesehen, doch so schien nichts die würdevolle Stimmung zu trüben. Die Freigelassenen gingen hinab und entfernten die Leiter. Nur einer blieb oben (wobei das kaum auffiel).
Nun waren die Kaiser- und Heldendarsteller an der Reihe. Zu der noch immer spielenden getragenen Musik begannen sie, den Scheiterturm zu umkreisen. In einer traurigen Melodie sang ein Chor ein Lied, das von den Großtaten dieser Römer und zuletzt von denen des Iulianus sang. Unterdessen hatte sich die gesamte Masse der Schaulustigen versammelt - natürlich stets von den Senatoren in der ersten Reihe abgeschirmt und in sicherer Entfernung.
Dann endlich erschienen vier Freigelassene erneut. Jeder von ihnen trug eine Fackel in der Hand. Eine wurde an Valerianus gereicht. Die übrigen drei postierten sich an allen Ecken des Türmchens.
Ein wenig weiter entfernt hingegen trat das Collegium Augurum geschlossen vor. Sie alle hatten ihre Litui gezückt und die Häupter bedeckt. Heute würde es offensichtlich noch eine kultische Angelegenheit zu beobachten geben...
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Wie die übrigen Senatoren, nahm auch Durus seine Position wieder ein und trug den "Leichnam" des Iulianus über die Via Flaminia in Richtung Campus Martius. Was dort auf ihn wartete, beeindruckte selbst ihn, wie er feststellen musste:
Tatsächlich erinnerte das "Gebäude" ihn an den Leuchtturm von Pharos - es fehlte nur noch das Licht in der obersten Kammer! Stattdessen wurde nun jedoch das "Licht Roms" hinauf befördert. Die Freigelassenen waren kräftig und brachten das Totenbett mit Leichtigkeit in Position. Die herunterfallende Kanne fiel dem Tiberier jedoch dennoch auf - das würde sicherlich Ärger geben. Wenn jemand zu vorschnell war, konnte er darin leicht ein schlechtes Omen deuten! Doch die Auguren, die sich nun postierten, schienen ruhig zu bleiben. Sie waren auch offensichtlich noch damit beschäftigt, sich passend zu postieren...Einen Augenblick hatte der Pontifex das Gefühl, einen Adlerschrei aus der obersten Kammer des Scheiterhaufens zu hören. Aber nur einen kleinen Augenblick...
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Einen Augenblick verweilte der Blick von Valerianus auf der flackernden Flamme, als er die Fackel aus der Hand des Freigelassenen übernahm. Wärme und Leben gingen von ihr aus und gleichzeitig Tod und Vernichtung. So langsam wie bei allen bisherigen Schritten der Bestattungszeremonie schritt er auch jetzt zu einer Ecke des Scheiterhaufens und warf einen letzten Blick nach oben. Wie es der Ritus gebot, wandte er dann den Blick ab und hielt die brennende Fackel zwischen die Hölzer des Turms, um ihn in Brand zu setzen und damit den letzten Akt der Zeremonie zu beginnen.
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