Es war lange her, daß Potitus Zeit in seinem Haus in Rom verbracht hatte. Doch es war alles wie immer. Er legte viel Wert darauf, in jedes seiner zahlhreichen Häuser jederzeit einziehen zu können. Seit die Nachricht von Iulians Tod in Rom angekommen war, hatte sich der Haushalt auf Salinators Rückkehr vorbereitet. Denn der Legat hatte noch vor Valerian gewußt, daß er nach Rom zurück kehren würde. Die Speisekammer war mit den teuersten Speisen gefüllt, die Rom zu bieten hatte. Die Klinen waren mit neuem Tuch überzogen und das Holz der Möbel auf Hochglanz poliert. Ein paar Wandmalereien konnten eine farbliche Aufbesserung vertragen, doch dafür würde noch genug Zeit sein. Allzu schnell würde Potitus nicht mehr aus Rom weichen.
Er lag im Tablinum des Hauses und verzehrte eine Lamprete. Während er mit seinen Fingern das weiße Fischfleisch zerteilte und in seinen Mund schob, hörte er sich Neuigkeiten und Gerüchte von seinem persönlichen Scriba an. Es waren nicht nur die Themen des Senats oder Ereignisse aus der Stadt, sondern auch Gerüchte und viele Informationen, die nur unter der Hand gehandelt wurden. Potitus spülte das letzte Stück seines Fischs mit einem halben Becher Falerner hinunter.
"Ich brauche mehr Informationen über die neuen Magistrate! Vor allem über die Consuln. In welchen Provinzen waren sie, wer sind ihre Hintermänner, haben sie Freunde im Militär, vielleicht Veteranen? Außerdem will ich noch mehr Information über die wichtigen Senatoren. Und nicht nur wieder den alten Schmäh von gestern! Wer sind derzeit die Sprecher und wieviele Daumen haben sie hinter sich? Wie stehen sie zu Valerian? Bei der Gelegenheit aktualisiere auch die Daten zu den Priestern. Nach welchem Wind richtet das Collegium Pontificium seine Fahne, wer von denen ist käuflich? Welche Auguren sind käuflich, welche kuschen vor dem Kaiser und welche halten sich für unbestechlich?"
Sein Scriba hörte wortlos zu und verharrte noch etwas. Doch Potitus hatte seine Aufmerksamkeit wieder dem Essen geschenkt. Er lud sich noch eine Lamprete auf den Teller und verlangte nach mehr Wein.