• Zitat

    Original von Lucius Iulius Centho
    Lucius hatte niedrig angesetzt und das war gut so. Denn auch wenn Salinator wenig glücklich über die niedrige Summe war. Ging er doch von seinen eigentlichen Vorstellungen weg. Er grinste entspannt. „Gut dann 1500 Dinarii.“ Sagte er knapp und gelassen. „Dann würde ich sagen werden wir den angenehmeren Teil bei mir zuhause besprechen.“ Da würde Wonga den großen Tesor im Atrium heute mal aufsperren müssen. Die münzen würden sie heute Nachmittag schon raus suchen müssen. Am besten nur von den neueren oder noch bester Münzen von Nero wenn welche da waren.


    Potitus war ein wenig überrascht. Er hatte hoch gespielt und sofort gewonnen! Die Summe schien Centho überhaupt nichts auszumachen, obwohl sie den nominellen Wert eines ganzen Rittercensus überstieg! "Gute Idee! Dann morgen?" Scheinbar gab es ja sonst nichts mehr. Nach der Salutatio würde Salinator sich höchstens noch einmal das Geschenk von Proximus ansehen müssen, damit er morgen eine Bemerkung dazu fallen lassen konnte!

  • Die aurelischen Sklaven halfen, soweit man sie helfen ließ, und sammelten sich dann gehorsam wieder hinter ihrem Anführer, der mit dem Ianitor palaverte. Und der einen doch recht eindeutigen Auftrag hatte und diesen zu erfüllen gedachte.
    “Oh, ihr müsst keinen Boten bemühen. Ich kann warten. Auch mehrere Stunden. Oder mich morgen erneut erkundigen, falls der Hausherr sich heute nicht um dieses Thema kümmern kann.“
    Ein freundliches Lächeln und ein betont unschuldiger Blick, aber der Sklave blieb stehen. Er sollte dem Vescularius keine Gelegenheit geben, einfach abzusagen, indem er gar nichts sagte. Sein Herr wollte ein definitives Ergebnis, und ein möglichst positives. Keine Antwort war da kein Ergebnis, mit dem der Sklave nach Hause zurückkehren wollte.


  • "Gut, dann einen Moment!" Damit schloss der Ianitor auch schon die Tür. Dann verging Zeit...und noch mehr Zeit...und noch mehr Zeit. Endlich öffnete wieder jemand und sagte "Ah, gut, du bist noch da! Der Praefectus Urbi kommt in vier Tagen. Richte das deinem Herrn aus!"

  • Und der Sklave wartete vor der verschlossenen Tür. Und wartete. Schickte zwischenzeitlich die Träger nach Hause. Ging ein paar Schritte auf und ab, unterhielt sich ein wenig mit einem anderen Sklaven, den er von diversen Botengängen kannte. Ignorierte sein Hungergefühl. Ignorierte seine volle Blase (er konnte ja schlecht gegen das Haus vom PU pinkeln – oder das seines Nachbarn). Er stand, lehnte an der Hauswand, schaute vorbeikommenden Mädels nach, duckte sich unauffällig bei einem Trupp vorbeikommender Cohortler. Und wartete.


    Irgendwann ging die Tür wieder auf – der Sklave war gerade mit der hirnentleerenden Tätigkeit der genauen Betrachtung eines Gorgoneions auf der gegenüberliegenden Straßenseite beschäftigt und zählte die Schlangen – und der Ianitor verkündete die Entscheidung des Hausherrn.
    “Ich werde es meinem Herrn ausrichten. Er wird sehr erfreut sein, deinen Herrn empfangen zu dürfen. Vale.“ Den Göttern sei dank, der Mann nahm an! Der Sklave hätte seinem Herrn nicht mit einer Ablehnung der Einladung gegenübertreten wollen.
    Und so ging er – vom langen Stehen ein bisschen steif – wieder nach Hause, um die Erfüllung des Auftrages zu vermelden.

  • Lucius nickte. Ja damit war das grobe und Ganze von Tisch und er selbst war zu frieden mit dem erreichten. Zwei weitere Iulii würden in die höchsten Ordo erhoben werden und die Möglichkeit für eine Senatslaufbahn erhalten. „Gut dann sehen wir uns morgen zu Cena! Nur eines noch. Dein Klient Titus Iulius Flavius bat mich dir dies Schreiben zu geben. Und ich will nicht damit säumen.“ Dann reicht er ihm das Schreiben das in der Casa mit einem Schreiben für ihn gekommen war. Aber das Tat nichts zur Sache.

    AD POTITUS VESCULARIUS SALINATOR
    ITALIA / ROMA
    CASA VESCULARIA
    __________________________________


    Salve Patronus,


    lange ist es her das ich dir geschrieben habe aus dem fernen Ägypten. Ich weiß nicht ob dich meine Zeilen erreicht haben oder ob dich deine sicherlich wichtigeren Aufgaben davon abgehalten haben mir zu schreiben. Darum versuche ich nun erneut mein Glück in der Hoffnung das dich dieses Schreiben erreicht. Ich übermittle es Iulius Centho der es dir überbringen soll. Zudem schicke ich dir eine Kiste mit einigen kleinen Aufmerksamkeiten. Viel mehr gibt mein Geldbeutel leider nicht her, doch habe ich keine Kosten gescheut um dir etwas zu schicken was dir gefallen wird. Zudem bin ich in der Hoffnung das mein letztes Präsent mit dich auch erreicht hat, auch wenn auf dem Seewege so manches mal etwas verloren geht.


    Hier aus Ägypten gibt es nicht viel zu berichten. Die Lage ist Momentan ruhig und der neue Praefectus arbeitet in meinem ausenstehenden Auge sehr gut.


    Du kannst dir aber sicher denken das ich diesem Brief aber auch eine Bitte beilege, so wie es Klienten gerne zu tun pflegen. Ich hege seit einem Reitunfall der mich viel Kraft gekostet hat und von dem ich mich gerade erst erholt habe den Wunsch nach Italia zurück zu kehren. Ich möchte dort einen Posten in der Verwaltung oder einer Stadteinheit ausfüllen um irgendwann zum Eques zu werden. Ich bin mir bewusst das ich bisher noch nicht viel leisten konnte was dich als Patron zufriedenstellen könnte, doch möchte ich an deine Güte appellieren und dir zugleich meine ewige Dankbarkeit versichern.


    In der Hoffnung auf eine Antwort deinerseits


    Vale bene
    Titus Iulius Flavius



    Er strahlte denn seiner Verwandtschaft hatte er Dieses Patronat verschafft. Und nun schien es auch hoffentlich in der Richtung weiter zu gehen.


  • Potitus Vescularius Salinator
    Casa Vescularia
    Roma


    Iunia Axilla Praefecto Urbi Vesculario Salinatore s.d.


    Wie der Procurator a Memoria und dein Klient Gaius Pompeius Imperiosus dir sicher schon in persönlichem Gespräch mitgeteilt hat, werden er und ich am dreizehnten Tag vor den Kalenden des Dezember (19.11.) in der Casa Iunia Hochzeit feiern. Es wäre sowohl meinem Haus als auch meinem zukünftigen Mann eine besondere Ehre, dich an diesem Tag als Gast begrüßen zu dürfen.


    Vale
    [Blockierte Grafik: http://img509.imageshack.us/img509/3392/axillaunterschrph0.gif]


  • Zitat

    Original von Lucius Iulius Centho
    Lucius nickte. Ja damit war das grobe und Ganze von Tisch und er selbst war zu frieden mit dem erreichten. Zwei weitere Iulii würden in die höchsten Ordo erhoben werden und die Möglichkeit für eine Senatslaufbahn erhalten. „Gut dann sehen wir uns morgen zu Cena! Nur eines noch. Dein Klient Titus Iulius Flavius bat mich dir dies Schreiben zu geben. Und ich will nicht damit säumen.“ Dann reicht er ihm das Schreiben das in der Casa mit einem Schreiben für ihn gekommen war. Aber das Tat nichts zur Sache.


    Er strahlte denn seiner Verwandtschaft hatte er Dieses Patronat verschafft. Und nun schien es auch hoffentlich in der Richtung weiter zu gehen.


    Potitus nahm den Brief und grinste. "Vielen Dank! Dann bis morgen!" Damit war die Audienz beendet und der nächste Bittsteller trat vor.

  • Potitus wischte über die verschwitzte Glatze. Tot? Valerianus tot? Der Bote vor ihm glänzte noch vor Schweiß und Schmutz. Er hatte den weiten Weg aus Misenum zurückgelegt, um zu berichten, dass der Kaiser verstorben war. Vergiftet! Ihm war sofort klar, wer dahinter stecken musste! Diese verfluchten Patrizier! Und er wusste auch, wie gefährlich diese Situation war! Die Legitimität des Kaiserhauses war sein Schutzschild gewesen! Zwar hatte er sich eigene Senatoren geschaffen, die auch jetzt zu ihm stehen würden...aber er wusste sehr gut, dass er viel zu viele gegen sich hatte! Er musste handeln!


    "Konnte jemand festgenommen werden?" fragte er den Boten, doch dieser zuckte nur mit den Schultern. "Die Praetorianer haben gerade mit den Nachforschungen begonnen, als ich aufbrach! Noch keine Informationen!" antwortete er. Also gab es auch keine Hinweise! Andererseits war dies natürlich nicht zwingend erforderlich! "Dann müssen wir gegen alle Verdächtigen vorgehen!" stellte er fest und sah zu seinem Sekretär. "Informiere meine Leibwache! Höchste Alarmbereitschaft! Und ich will eine zusätzliche Eskorte von Cohortes Urbanae! Und ich will Cyprianus sprechen! In der Castra Praetoria!" Er musste nicht nur handeln, sondern auch dafür sorgen, dass ihn etwaige Racheakte nicht hinwegspühlten! Wer den Kaiser umbrachte, der wollte sicherlich vor seinem Stellvertreter nicht haltmachen!


    "Und versetzt alles in Alarmbereitschaft! Räumt die öffentlichen Plätze!" Zuerst musste für Sicherheit gesorgt werden! Aber gleich danach musste er seine Gegner ausschalten, bevor diese ihn erwischten!

  • "VESCULARIANUS!" tönte seine Stimme durch das Haus. Wenig später stand Vescularianus, der Freigelassene des Praefectus, neben dessen Kline. Auf dieser lag, noch immer ganz erschöpft, Salinator und überlegte. Dann endlich begann er, einen Brief zu diktieren.


    Als er geendet hatte, sah er seinen Freigelassenen vertrauensvoll an: "Du wirst diesen Brief persönlich übergeben! Bleibe dann in Maturus' Nähe und stehe ihm mit Rat und Tat zur Seite, berichte mir aber auch regelmäßig! Du weißt, ich liebe Maturus wie einen Bruder, aber sicher ist sicher! Warte dann auf weitere Anweisungen!" Er setzte sich auf. "Und jetzt: Brich sofort auf, nimm den schnellsten Weg!"

  • Endlich. Nigrina schloss für einen Moment die Augen, erschöpft und erleichtert zugleich. Endlich war sie angekommen. Zwar nicht da, wo sie sein wollte, aber immerhin. Sie war schon froh, dass sie diese Irrfahrt überhaupt erst mal hinter sich hatte und wieder in einem Haus schlafen konnte, mit einem Dach über dem Kopf, in einem vernünftigen Zimmer, mit Bademöglichkeiten und geregelten Mahlzeiten.
    Nur dass es das Haus des Vescularius war.


    Angemessen genug wurde sie immerhin empfangen. Sklaven kümmerten sich um sie, brachten sie zu einem Raum, in dem sie schlafen konnte, richteten ihn her und erkundigten sich nach ihren Wünschen, und kaum waren sie verschwunden, tauchte auch schon eine weitere Frau auf, ein Mädchen fast noch, 16 Jahre alt vielleicht. Mit einem glockenhellen Lachen kam sie auf Nigrina zu und machte Anstalten, sie zu umarmen – dann allerdings fiel ihr auf, wie die Flavia aussah. Und machte wieder einen Schritt zurück. Ohne mit dem Strahlen aufzuhören. Und ohne auch nur im Mindesten peinlich berührt zu sein. „Vielleicht solltest du dich besser erst frisch machen.“ Das kam in einem unangemessen fröhlichen Tonfall, fand Nigrina – und noch schlimmer: der schien völlig ernst gemeint zu sein. Mit einem hinterfotzigen Kommentar hätte sie ja umgehen können, mehr noch, das hatte sie erwartet – aber was bitte war das?
    „Ja... sollte ich wohl“, antwortete Nigrina etwas verzögert. Den Sklaven gerade eben hatte sie bereits aufgetragen, ein Bad für sie herzurichten – und ihr schleunigst etwas zu essen kommen zu lassen, denn mittlerweile machte sich ihr Magen schmerzhaft bemerkbar.
    Bevor sie noch etwas anfügen konnte, plapperte das Ding schon wieder. „Oh, ich bin ja so aufgeregt dass du hier bist, eine Flavia, ich glaube wirklich dass das das erste Mal ist, nicht dass ich schon so lang hier bin, du wirst dich sicher wohl fühlen, wusstest du übrigens schon dass...“ Nein, wusste sie nicht. Wie auch.
    Und so ging das in einer Tour. Nigrina wurde überhäuft mit Nichtigkeiten, die allerdings nach und nach gespickt wurden mit relevanteren Informationen, vor allem dann, wenn sie die ein oder andere Frage einstreute. Musste halt nur herausgefiltert werden, was sie wirklich interessierte. Dass das Ding beispielsweise eins der aktuellen Betthäschen war, keine Sklavin, auch keine Lupa im eigentlichen Sinne – jedenfalls behauptete es das, aber was es genau war, konnte oder wollte es dann auch nicht sagen.
    Oder was in Rom passiert war in der letzten Zeit, wobei auch hier die wichtigen Dinge versteckt waren zwischen zahllosen unnützen Informationen. Nigrina zwang sich einfach, zuzuhören, manchmal gezielt nachzufragen, es aber größtenteils einfach reden zu lassen. So erschöpft wie sie gerade war, fiel ihr das nicht wirklich leicht, aber ihr Wissen über die aktuellen Geschehnisse war erschreckend dürftig. Und das Ding plapperte tatsächlich ohne Punkt und Komma und blieb auch noch, als das Essen kam, redete weiter, während Nigrina sich darauf stürzte, und störte sich nicht im Mindesten daran, wie schnell die Flavia aß.

  • Dumm wie Stroh, wie Nigrina zusammenfassend über das Ding feststellte. Aber ihr gegenüber scheinbar recht aufgeschlossen, was so ziemlich das Positivste war, das ihr seit längerem passierte. Es war nützlich, hier jemanden zu haben, der ihr wohlgesonnen war – gerade jemand, der dumm wie Stroh war, denn je dümmer, desto manipulierbarer. Und es tat gut, jemanden zu haben, der ihr wohlgesonnen war... selbst wenn dieser jemand dumm war wie Stroh. Nigrina hätte es nie laut zugegeben und tat es selbst im Stillen nur bedingt – aber sie konnte jemanden gebrauchen, der zur Abwechslung mal einfach nur nett zu ihr war.


    Sie hatte ja so ihre Zweifel gehabt, ob Varena – nachdem Nigrina beschlossen hatte, dass das Ding ihr von Nutzen sein könnte, hatte sie sich auch die Mühe gemacht sich den Namen zu merken – sie wenigstens allein lassen würde, wenn sie dann zum Baden ging... Aber tatsächlich, da verabschiedete sie sich von ihr, nicht ohne ihr allerdings zu versprechen, dass sie später wieder kommen würde – mit ein paar Kleidern für sie, weil sie ja selbst keine hier hatte und sie den alten Fetzen doch sicher nicht mehr würde anziehen wollen.


    Im Bad hatte sie sich ausgiebig Zeit gelassen. Zeit hatte sie ja auch immerhin, den ganzen Nachmittag, und genau das nutzte sie auch. Sie ließ sich zuerst einweichen im Wasser, dann einschäumen mit irgendwelchen wohlriechenden Waschsubstanzen, abreiben mit gröberen und feineren Schwämmen, bis auch gefühlt der letzte Schmutz verschwunden war, die Haare waschen und die Kopfhaut massieren, sich enthaaren, noch mal waschen und schließlich einölen. Nur um eine ausgiebige Massage folgen zu lassen, nach der sie von Kopf bis Fuß eingehüllt wurde in aufgewärmte Decken, die wunderbar entspannend wirkten – so sehr, dass Nigrina ziemlich bald einschlief. Als sie aufwachte, waren die Decken immer noch warm, also hatten die Sklaven sie offenbar regelmäßig gewechselt... und sie selbst fühlte sich so wohl wie seit ihrer hastigen Abreise aus Rom nicht mehr. Mehr noch: endlich fühlte sie sich wieder wie ein Mensch, ein richtiger, wie eine Patrizierin.
    Eins musste man dem Vescularius lassen: er verstand es wirklich zu leben.

  • „Nein.“
    „Aber-“
    „Nein!“ Das war nun eine so kategorische Ablehnung, dass selbst Varena eingeschüchtert den Kopf einzog – und die Klappe hielt. Hinsichtlich ihres Beschlusses, sich mit dem Ding gut zu stellen, überlegte Nigrina flüchtig, ob sie ihre Aussage wenigstens etwas abschwächen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Zum einen konnte es genauso gut sein, dass Varena mit ihrer Geschwätzigkeit sie zum Reden bringen und aushorchen sollte, ein Gedanke, der ihr nach dem Bad gekommen war, als nach der langen Phase der Entspannung ihre Gedanken wieder etwas reibungsloser flossen – ein gesundes Misstrauen und eine gewisse Distanz konnten also definitiv nicht schaden. Zum anderen, und das war ihr schon während ihres Bads klar geworden, würde sie es ganz sicher nicht aushalten, dieses Plappermaul von nun an die ganze Zeit um sich zu haben – das Ziehen von ein paar klaren Grenzen war also unabdingbar, um ihre Privatsphäre und mehr noch ihre Nerven zu schützen, und je eher sie das tat, desto besser. Außerdem gab es hier keinen Verhandlungsspielraum. Das da würde sie ganz sicher nicht zum Abendessen anziehen.
    Das da war übrigens ein Stück Stoff, das mit gutem Willen auch als Kleid bezeichnet werden konnte... mit viel gutem Willen. Ein paar Lagen aus Seide, aber gerade so nicht genug, dass wesentliche Dinge trotzdem noch sehr gut erahnbar waren. Und als wäre das nicht genug, gewährte der Schnitt darüber hinaus sehr großzügige Einblicke. Zu großzügige, für ihren Geschmack.
    Dabei war es ja nicht so, dass Nigrina prüde war. Ganz sicher nicht. Sie liebte es zu zeigen, dass sie gut aussah, und sie war stolz auf ihren Körper, in den sie auch einiges investierte an Zeit und Mühe. Ihre Kleider waren allesamt figurbetont. Und sie hatte auch ein paar von der sehr freizügigen Sorte. Allerdings waren die in ihren Augen halt nur was für bestimmte Gelegenheiten. Wenn sie die anzog, dann wollte sie nicht zum Abendessen gehen, dann wollte sie das Abendessen sein. Was mit ihrem Mann durchaus manches Mal der Fall gewesen war, aber der war eben nicht hier, und auch, wenn sie wenig Zweifel hatte was den Vescularius betraf... sie musste ihn ja nicht unbedingt auch noch herausfordern.


    Das Problem war nur: Varena schien nichts zu besitzen außer Kleidern dieser Art. „Du musst doch noch was anderes haben“, nörgelte Nigrina trotzdem in einem weiteren Versuch.
    „Tut mir wirklich leid. Salinator mag solche Kleider am liebsten“, entschuldigte Varena sich in einem treuherzig-doofen Tonfall und exakt der Miene, die dazu passte.
    Wie war das das noch mal? Ah ja. Dumm wie Stroh. Nigrina begann allerdings zu argwöhnen, dass es so viel Dummheit gar nicht geben konnte und die ihr irgendwas vorspielte. Andererseits: dass der Vescularius an seinen Betthäschen exakt solche Kleider mochte, war nicht weiter überraschend, wenn Nigrina sich daran zurück erinnerte, was diese Thalia bei ihnen getragen hatte. Und Thalia war ne ähnlich doofe Pute gewesen. „Können wir nicht jemanden zur Villa Aurelia schicken, der was von mir holt?“ In ihren eigenen Sachen würde sie sich ohnehin wohler fühlen als in einem geliehenen Kleid, das schon jemand vor ihr getragen hatte.
    Varena zuckte allerdings entschuldigend die Achseln. „Für die nächsten Tage sicher. Aber für heute Abend reicht die Zeit nicht mehr.“ Sie hob ein anderes Kleid hoch, das wenn möglich noch offenherziger war. „Wie wär’s damit?“


    Einen Augenblick starrte Nigrina sie nur an. Dann wandte sie sich wortlos ab und wühlte sich selbst durch den Kleiderstapel, den Varena nach und nach, je unzufriedener die Flavia sich gezeigt hatte, hatte herbringen lassen. Schließlich zog sie ein Kleid hervor, das sie bereits mehrmals in der Hand gehabt und auch angezogen hatte. Es war von einem kräftigen Dunkelblau, was die Farbe ihrer Augen betonen würde – und gemeinsam mit ihren schwarzen Haaren auch ihre blasse Haut. Den Vorteil immerhin hatten die letzten Tage gehabt: sie war blass wie selten, und das ohne irgendwelche kosmetischen Hilfsmittel.
    Das Kleid war darüber hinaus auch aus Seide, ein Stoff, den Nigrina mochte – genauer gesagt bestand es aus mehreren fließenden Lagen, zwar sehr figurbetont, aber blickdicht. Und mit ein paar richtig platzierten Fibeln konnten die Stellen raffiniert zusammengehalten werden, wo der Stoff eigentlich immer wieder auseinanderklaffen sollte, um freien Blick auf nackte Haut zu gewähren.
    Mit diesem Kleid also, bereichert um ein paar zusätzliche Fibeln, die wie gewollter Schmuck wirkten, aber verhinderten, dass zu viel gesehen werden konnte, dazu geschminkt und ihre Haare in einer komplizierten Hochsteckfrisur zurückgehalten, aus der ein Teil wieder lang auf ihren Rücken hinunter fiel, erschien Nigrina zur Cena.

  • Potitus hatte in diesen Tagen furchtbar viel zu tun! Deshalb schaute er auch nur kurz bei der allabendlichen Cena in seinem Haus vorbei. Er hatte schon fast vergessen, dass die Flavierin sein Gast war, aber als er sie ausmachte, erinnerte er sich doch sehr schnell an sie. "Flavia, einen guten Abend! Was für ein hübsches Kleid!" Offensichtlich hatte sich die feine Patrizierin schnell an die Gewohnheiten des Hauses angepasst! Zur Belohnung erhielt sie einen Extraplatz an seiner Seite!

  • Der Hausherr war noch nicht da, und zumindest für eine kurze Zeitspanne hegte Nigrina sogar die Hoffnung, dass er gar nicht auftauchen würde. Eine Hoffnung, die sich aber bald in Nichts auflöste, als der Vescularius doch noch erschien. Sie musterte ihn, als er eintrat, vorsichtig und unschlüssig zugleich, weil sie offen gestanden keine Ahnung hatte, wie sie sich hier verhalten sollte. War sie nun eine Gefangene? Eine Geisel? Irgendwas in der Art sicher, immerhin konnte sie ja nicht mal selbst entscheiden wo sie wohnte, aber selbst da gab es noch große Unterschiede, fand sie. Und darin wie sie damit umging dann erst recht. Sollte sie trotzig sein, wütend, abweisend? Oder sollte sie nicht viel eher versuchen, sich den Mann gewogen zu machen? Immerhin lebte sie nun bei ihm, nicht wirklich freiwillig zwar, aber trotzdem. Und er würde ihr einen Ehemann aussuchen, wenn kein Wunder geschah. UND zu guter Letzt: er war der Kaiser. Oder würde es bald sein. Wäre vermutlich dumm, nicht zu versuchen sich mit ihm gut zu stellen.


    Da er sich zu ihr setzte, musste sie sich allerdings entscheiden, und vorerst beschloss sie, einen Mittelweg einzuschlagen, nicht zu freundlich, nicht zu abweisend. Ließ ihr beide Wege noch offen. Und solange sie nicht so recht wusste woran sie war, war das wohl am besten. „Salve...“ Was nun? Noch-Praefectus? Bald-Imperator? „Ja... das ist es. Deine...“ Nigrina suchte nach einem höflichen Wort, während sie sich zu einem Lächeln durchrang und in ihrem Korbstuhl etwas bequemer hinsetzte. „... Schutzbefohlenen haben einen außergewöhnlichen Geschmack. Dankenswerterweise hat mir eine ihre Kleidertruhe zur Verfügung gestellt, um etwas Passendes für heute Abend zu finden. Bis meine Sachen hier sind, dauert es offenbar noch etwas.“

  • Ein Bote brachte den Brief in das Zimmer der Flavierin:


    Flavia Nigrina
    Casa Vescularia
    Roma
    Italia



    Flavia Nigrina,


    der Imperator Caesar Augustus lädt dich zu einem Gastmahl ANTE DIEM III KAL MAI DCCCLXII A.U.C. (29.4.2012/109 n.Chr.) auf dem Palatin ein. Er freut sich über dein Erscheinen!


    Im Auftrag des Imperator Caesar Augustus


    ~~Vilicus Augusti~~

  • Zitat

    Original von Flavia Nigrina
    Da er sich zu ihr setzte, musste sie sich allerdings entscheiden, und vorerst beschloss sie, einen Mittelweg einzuschlagen, nicht zu freundlich, nicht zu abweisend. Ließ ihr beide Wege noch offen. Und solange sie nicht so recht wusste woran sie war, war das wohl am besten. „Salve...“ Was nun? Noch-Praefectus? Bald-Imperator? „Ja... das ist es. Deine...“ Nigrina suchte nach einem höflichen Wort, während sie sich zu einem Lächeln durchrang und in ihrem Korbstuhl etwas bequemer hinsetzte. „... Schutzbefohlenen haben einen außergewöhnlichen Geschmack. Dankenswerterweise hat mir eine ihre Kleidertruhe zur Verfügung gestellt, um etwas Passendes für heute Abend zu finden. Bis meine Sachen hier sind, dauert es offenbar noch etwas.“


    Potitus nickte. Diese Patrizierschlampen sollten öfter mal etwas moderneres tragen und nicht immer diese Hüllen über Hüllen, die sie wie die Virgo Vestalis Maxima persönlich erscheinen ließen! Immerhin hatte Nigrina zum Beispiel nichts zu verbergen, wie man jetzt sah! Wenn er sie so sah, erinnerte sie ihn sogar an irgendwen... "Naja, hier gibt es von allem im Überfluss! Du bist mein Gast, also bediene dich, wenn du etwas brauchst!" erklärte er ihren Brüsten, die durch das Kleid gut in Szene gesetzt wurden.

  • „Zu großzügig von dir“, antwortete Nigrina mit einem liebenswürdigen Lächeln – auch wenn er das wohl kaum sah, wenn man die Blickrichtung beurteilte. Was sie allerdings weniger störte. Vor ein paar Stunden, in seinem Officium, da hatte sie sich unwohl gefühlt – als sie schmutzig gewesen war, ungewaschen, mit strähnigen Haaren und in dreckiger Kleidung. Das hatte sie massiv gestört. In Kleidern wie diesen hier, oder auch in den noch offenherzigeren, die sie zuvor in Augenschein genommen hatte – da fühlte sie sich keineswegs unwohl. Sie störte sich auch nicht daran, wenn sie angesehen wurde. Ganz im Gegenteil, sie mochte es, Blicke auf sich zu ziehen. Es war nur so, dass es für eine Patrizierin da einen ziemlich engen Rahmen gab, in dem so was angebracht war. Nämlich innerhalb von vier Wänden, und das idealerweise den eigenen. Und da... nun. Wen das da genau involvierte, war mehr oder weniger egal, so lange es nur niemand mitbekam. Und in ihrem Fall hatte es sogar ihr Mann mitbekommen können, so lange es keinen anderen Kerl gab. Nigrina hatte zwar keine Ahnung, ob Sextus das je wirklich mitgekriegt hatte, dass sie sich manchmal Sklavinnen ins Bett holte, wenn sie keine Lust auf einen Kerl hatte – aber sie bezweifelte, dass ihn das gestört hätte. Oder hatte, je nachdem.


    Aber was für sie als Patrizierin angemessen war oder nicht, war momentan ja sowieso egal. So bald bekannt wurde, dass sie – wieder oder immer noch – in Rom war und dass sie beim Vescularius logierte, würden sich gewisse Leute ohnehin das Maul zerreißen. Und er griff in ihr Leben ohnehin noch weit mehr ein... Scheidung. Neue Heirat. Und bis dahin: unter seiner Fuchtel. Aber wenigstens war sie am Leben, das war schon mehr, als sie in den letzten Tagen wirklich hatte hoffen können, und viel mehr noch als das: es ging ihr gut. Und der Vescularius hatte ihr gerade eben sozusagen offiziell die Erlaubnis erteilt, es sich noch besser gehen zu lassen. Genauer gesagt: in seinem Luxus zu schwelgen. Was sie unverfroren auszunutzen gedachte. Wenn sie schon im goldenen Käfig saß... wollte sie auch was davon haben. „Ich konnte heute schon eine erste Kostprobe genießen von dem, was dein Haushalt zu bieten hat.“ Sie neigte sich vor und griff sich ein paar Oliven, als die Vorspeise serviert wurde. „Deine Badesklaven sind vorzüglich... was ist dir lieber? Praefectus? Imperator?“

  • Zitat

    Original von Flavia Nigrina
    Aber was für sie als Patrizierin angemessen war oder nicht, war momentan ja sowieso egal. So bald bekannt wurde, dass sie – wieder oder immer noch – in Rom war und dass sie beim Vescularius logierte, würden sich gewisse Leute ohnehin das Maul zerreißen. Und er griff in ihr Leben ohnehin noch weit mehr ein... Scheidung. Neue Heirat. Und bis dahin: unter seiner Fuchtel. Aber wenigstens war sie am Leben, das war schon mehr, als sie in den letzten Tagen wirklich hatte hoffen können, und viel mehr noch als das: es ging ihr gut. Und der Vescularius hatte ihr gerade eben sozusagen offiziell die Erlaubnis erteilt, es sich noch besser gehen zu lassen. Genauer gesagt: in seinem Luxus zu schwelgen. Was sie unverfroren auszunutzen gedachte. Wenn sie schon im goldenen Käfig saß... wollte sie auch was davon haben. „Ich konnte heute schon eine erste Kostprobe genießen von dem, was dein Haushalt zu bieten hat.“ Sie neigte sich vor und griff sich ein paar Oliven, als die Vorspeise serviert wurde. „Deine Badesklaven sind vorzüglich... was ist dir lieber? Praefectus? Imperator?“


    Potitus legte den Kopf schief. Badesklaven? "Nanana! Sowas macht eine Patrizierin aber nicht!" schalt er sie und dachte daran, dass Frauen ihrem Mann ja nur allzu leicht einen Bastard unterjubeln konnten! Wer auch immer von seinen Männern das Glück haben würde, sie zu bekommen, würde das nicht gut finden! "Nenn mich ruhig Imperator!" fügte er dann an. Zwar war Nigrina sein Gast und er überlegte einen Moment, ob er sie lieber dadurch demütigen sollte, dass er sie heute Abend mitnahm oder dass er sie trotz ihrer Reize zurückwies, aber einen respektvollen Umgangston wollte er schon bewahren!

  • „Bitte was?“ Nigrina runzelte flüchtig die Stirn und sah den Vescularius verwirrt an. Was machte eine Patrizierin nicht? Sich waschen, einölen und massieren lassen? Wofür gab es denn Sklaven... Oder meinte der etwa ernsthaft, dass sie das selbst tun sollte?
    Es dauerte tatsächlich einen Moment, bis sie begriff, wovon er sprach – und als sie es tat, war sie sich für einen Augenblick nicht sicher, ob sie jetzt lachen oder sich ärgern sollte. Der Laut, den sie ausstieß, war in jedem Fall eine Mischung aus spöttischem Lachen und verächtlichem Schnauben... und irgendwo war sie sich darüber im Klaren, dass es wohl die klügere Reaktion wäre, das ins Lächerliche zu ziehen. Aber sie konnte sich nicht helfen: die Empörung über die Andeutung, über den bloßen Gedanken, war größer, und sie wuchs.
    „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich Sklaven an mich ran lasse.“ Das Wort Sklaven spuckte sie förmlich aus. Als ob sie zulassen würde, dass ein Sklave ihr auf diese Art zu nahe kam! Sklaven. Gut genug für eine Flavia ist sowieso nur ein Patrizier!“ Und dann, von einem Moment zum anderen, setzte sie wieder ein Lächeln auf. „Imperator.“ Ihr Lächeln war lieblich, und der Tonfall zuckersüß – und beides war von jener bestimmten Sorte, die zwar ziemlich eindeutig nicht freundlich gemeint war, die dem Gegenüber aber dennoch keine konkrete Vorlage lieferte... geschweige denn eine konkrete Beleidigung, auf die man hätte reagieren können. Was in Nigrinas Worten mitschwang war: homo novus. In so ziemlich demselben gedanklichen Tonfall, in dem sie zuvor das Wort Sklave ausgesprochen hatte. Sie wusste, dass es nicht klug war. Aber sie konnte nicht anders, als auf seine Provokation zu reagieren, weil es sie wahnsinnig gemacht hätte, einfach zu schlucken und es auf sich sitzen zu lassen. Darin war sie noch nie wirklich gut gewesen.

  • Potitus stutzte kurz. Da hatte er wohl etwas falsch verstanden! Aber viel wahrscheinlicher war, dass er es genau richtig verstanden hatte und Nigrina sich etwas zierte! Die übrigen Gäste wirkten allerdings weniger amüsiert, wie sie so herablassend über ihre patrizische Würde sprach. Kein Wunder, denn es war kein einziger Patrizier eingeladen! "Naja, für den Imperatoren-Titel reicht scheinbar auch ein Plebejer! Und du wirst dich dran gewöhnen müssen!" bemerkte er deshalb und freute sich dabei wieder, dass er die Macht hatte, sie einfach so zu verheiraten, wie es ihm gefiel.

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