[Bibliotheca] Libri amici, libri magistri

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    Langsam schlichen sie sich also wieder vor bis zu der Tür, die zum Lagerraum der Hausbibliothek führte. Das Herz des Maiordomus pochte wie wild. Zusammen mit Gracchus spähte er durch den Türspalt und auch ihm fiel zunächst die scheinbar blinde Zerstörung der Raumes auf. Aber dort..! Da, in der Mitte des Raumes..! Begraben unter mehreren Holzplanken und Bettern..! Phocylides versuchte genauer zu spähen. Da lag eindeutig jemand. Und dieser jemand sah Molon auch durchaus ähnlich. Allerdings... Er bewegte sich!!
    Erschrocken ließ der Grieche seine 'Waffe' fallen - wenn jetzt noch jemand im Innern wäre, hätte er spätestens jetzt die beiden ungebetenen 'Gäste' gehört - und drehte sich mit dem Rücken zur Wand neben der Tür. Nach zwei tiefen Atemzügen zur Beruhigung blickte er entschuldigend zu Gracchus.


    "Ich glaube, da liegt Molon...", flüsterte er dem Iulier aufgeregt zu. Weshalb genau er nun noch leise sprach, wusste er jedoch auch nicht. Jedenfalls blieb ein Sturm aus dem Lager nach draußen aus. Entweder wartete man dort drinnen also auf das Eintreten von Gracchus und Phocylides, um dann zuzuschlagen, oder sie waren tatsächlich nur zu dritt, Molon eingerechnet.
    "Er hat sich noch bewegt!!", schob der Maiordomus besorgt hinterher. Es folgte erneut ein kraftloses, gedämpftes Husten aus dem Lager. Hätte er bereits gewusst, dass sie wirklich allein waren, der Grieche wäre sofort hinein gestürmt. So jedoch wollten seine Beine ihn weder in die eine noch in die andere Richtung tragen...




    MAIORDOMUS - CASA IULIA

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    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Auch Gracchus erblickte nun den am Boden liegenden Mann und bemerkte ebenso wie Phocylides leichte Bewegungen des Körpers. Der Iulier blickte zu seinem Kampfgefährten hinüber und sah dass dieser bleich vor Angst im Gesicht war und nun ließ dieser dumme Kerl auch noch seine provisorische Waffe fallen. Alles musste man selber machen. Gracchus nahm seinen ganzen Mut zusammen und stieß mit dem Fuß die Tür komplett auf. Jetzt würde sich zeigen ob ein Gegner da war oder seine Vorsicht zu groß gewesen war.


    "KRAWUMM!" so donnerte die Tür an die Wand so das es nur so schepperte und dröhnte.Ausholend sprang der Iulier in den Raum.

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    In der Tat war der schwerst verwundete Sklave Molon die einzige im Lagerraum befindliche Person - bis Gracchus hinein sprang, natürlich. Dann waren sie zwei. Immer wieder zuckte es hier und dort am Körper des Sklaven, sodass mancheiner vielleicht gar meinen könnte, dass sich Molon befreien wollen würde von den auf ihm liegenden Planken und Brettern. Doch der Geist des hochgewachsenen Sklaven war längst nicht mehr so fest mit dem Fleisch verbunden, um diesem noch Befehle geben zu können. Nein, er hing nurmehr an einem seidenen Faden, so dünn, dass ebenjener sofort reißen würde, sobald man dem beinahe toten Körper zu nahe kommen würde. Nein, dieser Mensch war nicht mehr zu retten. Es gab keine Chance, dass er Pluto noch einmal von der Schippe spränge. - Pluto würde dies wissen. Gracchus würde es sehen können. Der unsterbliche Teil Molons wusste es ganz sicher. Lediglich der Körper des Sklaven versuchte sich durch diverse, unregelmäßige Impulse zu irgendwelchen Muskeln noch gegen dieses Schicksal zur Wehr zu setzen.


    "Dominus?", fragte der Maiordomus, der noch immer wie angewurzelt neben der Tür zum Lager stand und in die entgegengesetzte Richtung blickte, vorsichtig. Dabei schwangen gleich mehrere Fragen so mehr oder weniger deutlich in diesem einen Wort mit: Ist alles okay? Lebst du noch? Wer ist dort noch alles im Lager? Wie steht es um Molon? Ist die Luft rein? ... Voller Anspannung wartete Phocylides auf eine Antwort.




    MAIORDOMUS - CASA IULIA

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  • Gracchus drehte sich zu Phocylides herum und rief ihm zu: "Komm herein es ist alles soweit ungefährlich allerdings sieht es um diesen Mann nicht besonders gut aus. Und jetzt bewege dich endlich rein damit wir besprechen können was zu tun ist." Der junge Iulier konnte ja den Maiordomus irgendwie verstehen schließlich werden nicht alle als Helden geboren, aber ein bisschen auf sein Wort dürfte Phocylides sich schon verlassen. Leider sah es um den Sklaven nicht besonders gut aus, so dass man noch damit rechen musste diesen auch noch zu verlieren. Dieser verteufelte Mob Pluto sollte sie alle holen.

  • Sim-Off:

    Sorry, dass es ein wenig gedauert hat.


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    Nur widerwillig und mit sehr gemischen Gefühlen befolgte der Maiordomus die Anweisungen des Iuliers und betrat den Lagerraum. Tatsächlich sah nun auch er, dass hier außer Schutt und jeder Menge Straßenstaub keinerlei Gefahren lauerten. Dennoch stand für den Griechen fest: Ein Custos Corporis würde nicht mehr aus ihm werden.
    "Wir sollten..." 'ihn befreien', wollte Phocylides gerade mit Blick auf Molon sagen, als er merkte, dass jener sich auf einmal garnicht mehr bewegte. Nicht nur die willkürlich wirkenden Zuckungen hier und dort blieben plötzlich aus, sondern auch die Bauchdecke des Sklaven schien sich nicht mehr zu bewegen. Und tatsächlich verließen Molon die letzten Lebensgeister in just jenem Augenblick.
    "... ihn vermutlich zu dem anderen Sklaven bringen.", vollendete er den begonnenen Satz also anders, als erwartet. Sodann begab sich Phocylides - von der Abwesenheit etwaiger Räuber und Randalierer inzwischen wieder emotional etwas beruhigt - zu Molon und nahm ein erstes Brett, vormals wohl ein Regalboden, vom Toten und warf es ein paar Passus weiter. Das würde letztlich wahrscheinlich eh zu Brennholz gemacht werden, denn in einer senatorischen Casa betrieb man schließlich keine Flickschusterei. Insofern also müsste auf das Holz keine weitere Rücksicht genommen werden.
    "Hilfst du mir?", erkundigte er sich hernach, nicht wissend, ob sich der Iulius dazu herablassen würde...




    MAIORDOMUS - CASA IULIA

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  • Gracchus schaute dem Treiben Phocylides zu. Als dieser ihn bat ihm zu helfen schaute der Iulier schon etwas erstaunt auf, aber nachdem sie ja versuchten sich einen Überblick über die Schäden zu verschaffen konnte er ausnahmsweise sich beim befreien des Toten behilflich zeigen. Darum antwortete Gracchus auch:"Selbstverständlich." und beugte sich ebenso über das Gerümpel das auf dem Toten lag. Gemeinsam hatten sie die Leiche schnell befreit und sahen auf den toten Skalven herunter. Jeder hing dabei seinen eigenen Gedanken nach. Gracchus dachte für sich was habe ich bis jetzt schon alles erlebt seit ich von daheim fortgegangen bin. Unglaublich. Und jetzt stehe ich in der Casa der Iulier und sehe nur Zerstörung.

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    Und tatsächlich lehnte der Iulier die Bitte des Maiordomus nicht ab und half bei der Befreiung des nunmehr toten Körpers. Während dieser Tätigkeit verdrängte Phocylides jegliche Gefühle der Trauer oder Bestürzung, des Mitleids mit dem Toten oder des Hasses auf die Täter. Er würde Ruhe, sehr viel Ruhe und Zeit, sehr viel Zeit brauchen, um alles an diesem Tag Geschehene zu verarbeiten. Stattdessen also dachte der Sklave daran, was es wohl wieder für ein Aufwand wäre erstens die ganzen Reparaturen und Neueinkäufe für den Hausherrn Centho zu organisieren. Hinzu käme zweitens, dass die Casa jetzt auch sicherlich wieder rituell vom Tod gereinigt werden müsste. Auf solche Regeln achtete der Augur ja stets besonders genau. Und auch dafür müssten Besorgungen gemacht werden, die drittens wahrscheinlich einmal mehr dem Griechen aufgetragen werden würden...
    So in seine Gedankenwelt vertieft räumte sich das Holz beinahe von ganz allein von der Leiche und ebenso gedankenverloren beugte sich der Maiordomus anschließend nach unten, um den leblosen Körper unter den Achseln zu greifen, anzuheben und damit zu beginnen ihn in Richtung des Atriums zu scheifen. Phocylides fragte nicht weiter, ob Gracchus ihm helfen wollen würde, sondern zog einfach immer weiter und weiter. Entweder die Hilfe kam von allein oder sie blieb eben aus. Ganz sicher aber hatte der Grieche jetzt keine Zeit für große Fragereien. Er merkte, wie die körperliche Tätigkeit zusammen mit den gänzlich sachlichen Gedanken ihn gut ablenkten von allem Vorgefallenen. Logischer Schluss: Er musste fürs Erste jeden Stillstand von Körper und Geist vermeiden.


    "Wir sollten ihn auch in den Hortus bringen.", erklärte er auf dem Weg.
    "Und danach kannst du schauen, was die Sicherung der Porta macht, während ich sehe, was es hier noch an Verlusten zu vermelden gibt.", fügte er kühl überlegend an. Verluste... alles nur Zahlen auf einer Wachstafel, die mit einem gewissen finanziellen Aufwand wieder ausgeglichen werden könnten...




    MAIORDOMUS - CASA IULIA

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  • Gracchus sah die Verzweiflung in den Augen Phocylides und hatte Mitleid mit dem Mann. Er schien ein gutes Herz zu haben und der Verlust dieser Dinge .... äh Menschen ging ihm sehr tief ans Gemüht. So entschloß sich der Iulier mitzuhelfen.
    "Warte, ich helfe dir beim tragen. Bringen wir ihn also ebenfalls in den Hortus. Danach werde ich bei der Porta vorbeisehen."
    So schufteten sie gemeinsam um die Leiche aus der Casa zu schaffen. Es ging auch relativ zügig und so standen bereits im Hortus. Dort legten sie die Leiche ab und Gracchus meinte: "Ich werde dich jetzt allein lassen und nach der Sicherung sehen. Ich hoffe die äh... Männer sind bereits fertig." So wandte sich der junge Iulier ab und ging Richtung Porta davon.

  • Proximus hatte seinen Rundgang fast beendet.


    Die Bibliotheca sah verheerend aus. Umgefallene Regale, angekokelte Papyry. Unordnung , wo man auch hinsah.


    Mit seinem kürzlich erworbenen griechischen Sklaven namens Polývios, ging er durch die Räume


    Polývios nehm dir ein paar von den anderen Sklaven und bring alles wieder auf Vordermann sprach Proximus zu dem Sklaven. Ich habe vor die Bücherei zu reaktivieren. Es soll nochmal Kunst und Kultur Einzug in der Casa halten.


    Ich werde mich in mein Officium begeben und entsprechende Pläne ausarbeiten. Danach werde ich diech rufen lassen.


    Der griechische Sklave


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    Polývios


    antwortete Jawohl Herr


    Proximus hoffte nach der langen Suche wieder einen entsprechend gebildeten , für die Bibliotheca geeigneten Sklaven gefunden zu haben.

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    DECURIO - MISENUM

    Klient - Lucius Aelius Quarto

  • Wo empfing man einen Gelehrten wohl besser als in einer hauseigenen Bibliotheca?! Das hatte sich auch der vielleicht heute nun nicht mehr ganz so frisch gebackene Adoptivvater der Iulia Torquata gedacht, als er sich auf die Visitation des Iulianus Selenus vorbereitet hatte. In einem feinen Gewand, welches von seinem guten und gebildeten Stand zeugen sollte, und dabei farblich in einem hoffnungsvollen Grün erwartete der Iulier also mit seinem alten Aglaopes an seiner Seite den angekündigten Gast.
    Seine sergische Gemahlin ließ er für den Anfang erst einmal uninformiert über den eingetroffenen Lehrmeister. Er wollte sich zunächst allein ein Bild von diesem Manne machen, bevor er seine Frau zu einem fortgeschrittenen Zeitpunkt sicherlich noch zu diesem Gespräch hinzuziehen würde. Sie hatte sich an diesem Freigelassenen schließlich bereits bei dessen erster Erwähnnug in dieser Casa überaus interessiert gezeigt...

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    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Sim-Off:

    Sorry erst mal für die späte Antwort...die Uni macht mich fertig! X(


    Selenus musste beinahe Lächeln, als er in die Bibliothek geführt wurde. Der Hausherr hatte also alles mit Bedacht geplant und er war sich sicher, dass nun eine Art Prüfung folgen würde.
    Verständlicherweise.
    Schließlich würde kein Vater seine Tochter - wenn sie auch adoptiert war - einem Erzieher überlassen, den er nicht einschätzen konnte.
    Ohne noch einmal seine Gewandung zu richten, betrat er nach der Ankündigung durch den Sklaven die Bibliothek, denn er wusste, dass sie perfekt saß und zu dem Gesamtbild passte: Eine große, elegante Gestalt, dem man seine große Bildung vom ersten Moment an ansah. Angemessen gekleidet - die Qualität seiner Kleider war hervorragend, ohne jedoch aufdringlich oder ungebührlich prunkvoll zu wirken.
    Stoisch und mit einem offenen Gesichtsausdruck begegnete er dem Hausherrn und stellte fest, dass dieser außergewöhnlich jung war - vielleicht zehn Jahre jünger als er selbst?
    Selenus war mindestens genauso gespannt auf den Mann wie dieser auf ihn, so viel war sicher.
    "Guten Abend, Dominus", begrüßte er den Iulier höflich, ohne jedoch unterwürfig zu wirken. "Bitte verzeih die ungünstige Tageszeit meiner Ankunft. Ich hoffe, ich habe dir dadurch keine allzu große Unannehmlichkeiten bereitet."

  • Sim-Off:

    As you can see: Ich kenn das durchaus... ^^


    Selbst in der Mitte seiner zwanziger Jahre befindlich musterte der Iulier seinen Gegenüber zunächst interessiert, wobei er sich unbewusst durchaus ein wenig beeindrucken ließ von den blauen Augen des Freigelassenen, die gleich zwei hellen Sternen in dunkler Nacht einen reizenden Kontrast zum schwarzen Haar des Iulianus bildeten. Im Zusammenspiel mit den ein wenig adlig anmutenden Gesichtszügen konnte man dem Griechen in der Tat ein recht passables Äußeres attestieren... obgleich er für Dives Geschmack - aus rein sexueller Sicht - letztlich dennoch ein paar Jährchen zu alt war. Irgendwo zwischen einem Altersplus von fünf und sieben Jahren empfand der Iulier nämlich etwas lax gesagt eine Art 'Lustgrenze', wenn man es denn so nennen wollte. Doch davon genug!
    "Salve, Iulianus!", begegnete der Hausherr dem potenziellen Paedagogus seiner Adoptivtochter in freundlicher, doch etwas zurückhaltender Höflichkeit. Wie bei jeder Art von Geschäft war es schließlich auch hier durchaus klug, so die Meinung des Iuliers, wenn man nicht gleich offenbarte, was genau man dachte und welche Karten man in den Händen hielt. "In der Tat bin ich zunächst erst einmal überhaupt froh, dass du die weite Reise von Misenum bis hierher nach Roma erfolgreich bewältigen konntest. Mach dir über den Zeitpunkt deiner Ankunft daher keine Sorgen; es ist schön, dass du da bist." Ein kurzes Lächeln huschte über die divitischen Lippen, während er einmal seine vorherigen Worte bekräftigend nickte.


    "Aber nehmen wir doch erstmal Platz, bevor ich mich sodann natürlich dafür interessieren würde, wie es der Fundania geht, von der du aus Misenum kommst.", deutete der Hausherr anschließend einladend in Richtung einer aus drei Korbsesseln - für Klinen war hier kein Platz - aufgebauten Sitzgruppe. Nach ein paar wenigen Schritten und hernach gerade dabei, sich zu setzen, stellte Dives eher beiläufig vor: "Zu meiner rechten, darf ich bekanntmachen, befindet sich übrigens Aglaopes, mein eigener Paedagogus aus Kindertagen, der mir zur Zeit vorwiegend als Privatsekretär und Nomenclator zur Hand geht, jedoch auch über einige Grundkenntnisse in der Medizin verfügt." Bei dem Vater seiner Mutter war es wohl wenig überraschend, dass dieser Aglaopes dereinst ein Sklave der höheren Preisklasse gewesen war. Es hatte dem jungen Dives damals schließlich an nichts fehlen sollen - abgesehen vom bei den Urbanern dienenden Vater, verstand sich. "Ich bat ihn, unserem heutigen Gespräch beizuwohnen.", endete er letztlich.
    "Salve.", grüßte der betagte Sklave anschließend ebenfalls kurz, bevor er gleich seinem Herrn zunächst die Reaktion ihres Gegenüber bezüglich der Frage nach der Fundania abwartete. Zu diesem Gesprächseinstieg hatte der Unfreie eh noch nichts beizutragen.

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  • Es überraschte Selenus nicht, dass der Hausherr sodann etwas über Agrippina zu erfahren wünschte. Warum auch? Sie hatte schließlich alles eingefädelt - wobei er selbst zugegebenermaßen beteiligt gewesen war, aber ohne sie wäre eine Umsetzung in dieser Form natürlich nicht möglich gewesen.
    Viel mehr vermutete der Grieche hinter diesem scheinbar höflichen Interesse ein ganzes Kreuzverhör mit Fragen folgen würde.
    Der anwesende Paedagogus, Aglaopes - sein Name verriet, dass er Grieche war, schien diese Annahme zu bestätigen.
    Man wollte also nicht nur seine Motive und Hintergründe, sondern auch sein Wissen auf die Probe stellen.
    Der Iulier war gründlich, das musste man ihm lassen. Und diese Charaktereigenschaft machte ihn für Selenus sympathisch, denn schließlich ging es dabei auch um das Wohlergehen seiner kleinen Torquata.
    "Natürlich", antwortete Selenus unverbindlich mit einem kaum merklichen Lächeln. Er war es gewohnt, niemals durchblicken zu lassen, was er dachte, dafür war er ein zu vorsichtiger Mensch. Selenus war von Natur aus eher ein stiller Beobachter und griff nur ein, wenn es unbedingt notwendig war.
    "Sei gegrüßt, Aglaopes", meinte er an den betagten Paedagofus gewandt und nickte diesem zu. Sein Tonfall zeugte von einem gewissen Maß an Respekt für den alten Gelehrten, der für den Iulier einst das war, was er selbst für Torquata ist.
    Da Aglaopes zu dieser wichtigen Angelegenheit hinzugezogen wurde, nahm Selenus an, dass zwischen den beiden ein recht vertrauensvolles Verhältnis bestand. Und das zeigte wiederum, dass der Hausherr durchaus human und sozialisiert war.
    Ein gutes Zeichen also.
    Mit weltmännischer Eleganz nahm Selenus auf einem dem Sessel Platz, der ihm zugewiesen wurde und blickte den Iulier offen an. "Zuerst möchte ich mich - auch im Namen von Fundania - für meine Verspätete Ankunft entschuldigen, doch einige Angelegenheiten in ihrem Auftrag haben mich aufgehalten." Welche es unter anderem genau waren, spezifizierte er jedoch nicht. "Doch nun stehe ich all deinen Fragen gern zur Verfügung"
    Auch hier stellte Selenus sicher, dass er nur das sagen musste, was unbedingt notwendig war, ohne unhöflich und kurz angebunden zu wirken. Denn würde er einfach drauf los erzählen, würde er womöglich unnötig viele Details verraten. Stellte der Iulier allerdings die Fragen, so konnte er spezifische Antworten geben, ohne größere Zusammenhänge erklären zu müssen.
    Aus dieser Sicht für ihn also vorteilhafter.
    Aufmerksam beobachtete der Grieche jede Regung des Hausherrn und des Aglaopes.


    Sim-Off:

    Ich hoffe, du bist einverstanden, dass ich hiermit Selenus' Ankunft mit den aktuellen Ereignissen (einfachhaitshalber) auf die gleiche Zeitebene gestellt habe^^

  • War das Absicht oder Schicksal oder einfach nur purer Zufall? Dives wusste es nicht. Jedoch fühlte er sich einen Augenblick lang stark erinnert an ein gewisses Gespräch im angenehmen Hortus der Casa...
    "Nun denn, wie gesagt", konnte er sich den dezenten Hinweis auf die Wiederholung seiner Frage nicht ganz verkneifen, "würde mich vor allem anderen doch erst einmal interessieren, wie es der Fundania in Misenum zur Zeit geht. Ist sie gesund und wohlauf?", konkretisierte er sodann. "Und sag, wie geht es der Stadt ganz allgemein so in diesen Tagen? Wie du sicherlich wissen wirst, haben schließlich auch mein Onkel Proximus und mein Cousin Saturninus einiges getan und geleistet in und für Misenum.", begründete der Hausherr anschließend auch sein Interesse an der allgemeinen Lage der Hafenstadt. Wirtschaftlich war Misenum zwar in der Bedeutung für Roma kaum vergleichbar mit Puteoli (vor der Eröffnung des claudischen und traianischen Hafens bei Ostia) oder Ostia (insbesondere nach der Eröffnung der zuvor genannten Häfen im ostiensischen Stadtteil Portus), doch immerhin lag vor Misenum einer der stärksten Flottenverbände des Imperiums vor Anker und... es war ja überdies immer auch interessant diese oder jene Geschichte der Leute zu hören - gerade wenn diese Leute etwas aus erster Hand berichten konnten und nicht nur das beim stille-Post-Spiel dreimal aufgebauschte übliche Gerede wiederkäuten.


    "Kommen wir anschließend", begann Dives, NACHDEM er sich ein wenig über die Fundania und Misenum hatte erzählen lassen, "ein bisschen auf dich zu sprechen, Iulianus. In einem seinem Testamentum beigefügten Brief schrieb mein Onkel Octavenus über dich als einen 'freigelassenen und hochgebildeten Griechen, den er ehemals für Torquata und ihren Bruder Macro kaufte'. Ferner habest du sie 'unter anderem in Literatur, Griechisch und Philosophie unterrichtet'.", nutzte der Iulier hier ganz offensichtlich jenen Brief als Hauptquelle seiner Informationen, nachdem mit den Worten Torquatas einst doch einige Ungereimtheiten einhergegangen waren. "Erzähle mir, wie kamst du in die Dienste meines Onkels Octavenus; und wie und durch wen kam es zu deiner Freilassung? Welche Aufgaben hast du zuletzt in Misenum übernommen; wie stellst du dir deine Aufgaben als möglicher Paedagogus hier in Roma vor; und welche Qualitäten bringst du mit, die dich für eine Anstellung hier deiner Meinung nach qualifizieren?", hatte Dives letztlich dann eine ganze Menge an Fragen - sowie in der Hinterhand selbstredend auch noch weitere Nachfragen, sofern ihm einige Details nicht schon im ersten Anlauf mitgeliefert würden.
    "Darf ich dir einen Becher Wein anbieten?", erkundigte er sich noch ganz und gar beiläufig, während er Aglaopes bereits per Fingerzeig aufgetragen hatte, ihnen beiden zwei Becher eines kleinen Beistelltisches in einem angenehmen Mischungsverhältnis zu befüllen.

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  • Selenus nahm den Wein dankend an - wobei er sich natürlich darüber im Klaren war, dass er, wenn überhaupt, nur daran nippen würde - und begann, seine Geschichte scheibchenweise preiszugeben.
    Zu der Frage nach Agrippinas Befinden blieben seine Aussagen höflich, aber doch sehr vage. "Oh, Agrippina erfreut sich bester Gesundheit! Die regen geschäftlichen Aktivitäten ermüden sie zwar von Zeit zu Zeit, aber das ist in ihrem Alter ja normal."
    Nicht ganz so vage fiel hingegen seine Aussagen zu seiner eigenen Person aus.
    "Zu deiner nächsten Frage: Caius entdeckte mich auf dem Sklavenmarkt, wie es sonst auch üblich ist", beantwortete er sodann die erste Frage des Iuliers. "Allerdings war ich erst vier Jahre alt und daher nicht sehr beliebt bei den Käufern, da diese zumeist entweder nach Waren für körperliche Arbeiten oder gebildeten Bibliothekaren und Paedagogen suchen. Caius hat mir nie verraten, warum er mich mitnahm, aber tatsächlich übte ich in seinem Hause zunächst einmal körperliche Tätigkeiten aus. Also wiederum nichts Besonderes."
    Selenus nippte an seinem Wein und erzählte den Rest in einer gerafften Form: "Jedoch entdeckte ich bald meine Liebe zu Büchern und er mein Talent dafür und so kam es, dass er mich ausbilden ließ. Das war lange vor Torquatas und Servius' Geburt. Bald übernahm ich Aufgaben im geistigen Bereich, sprich: Ich verwaltete die Bibliothek, führte Haushaltsbücher und später half ich Caius auch bei der Planung von gewissen landwirtschaftlichen Projekten. Letzteres habe ich allerdings vermehrt im Hause der Fundania Agrippina ausgeübt. Dies nur als Einschub.
    Da Caius mein Interesse an Literatur und Philosophie kannte, erlaubte er mir schließlich, eine Reise gen Osten zu unternehmen, wofür ich ihm bis heute sehr dankbar bin."

    So endete Selenus schließlich und wartete interessiert auf die Reaktion des Iuliers. Vermutlich würden nun detailliertere Fragen folgen.


    Sim-Off:

    Sorry, musste für Klausuren lernen -.^

  • Sim-Off:

    Kein Ding.


    "Das freut mich zu hören, wie es sicherlich auch Torquata eine gute Nachricht sein wird.", hielt sich der Iulier im Anschluss an die oberflächliche Aussage zu Fundanias Befinden dann ebenfalls eher allgemein. Dennoch aber war es ihm durchaus wichtig, dass er sich nicht nur diesbzüglich erkundigt sondern nun auch Antwort dazu erhalten hatte. Denn zweifelsohne könnte Torquata derzeit keinerlei weitere Ablenkungen von ihrem Ziel gebrauchen. Und wäre ihre Tante, die Schwester ihrer Mutter, irgendwie krank, dann hätte der Iulier hier zweifellos Maßnahmen ergreifen müssen, hinter dem Rücken seiner Adoptivtochter deren Tante zu helfen. Doch alles war gut. Es gab offenkundig keinen Grund zur Sorge in diesem Bereich. So ging Dives hernach also zum nächsten Punkt über...
    Und jener betraf den Iulianus und seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Der Freigelassene begann zu erzählen und mit einem kurzen und beiläufigen Rümpfen seiner Nase registrierte der Iulier dabei, dass sein Onkel Octavenus offenbar ein sehr persönliches Verhältnis zu diesem ehemaligen Sklaven gehabt hatte - so persönlich, dass der Freigelassene ihn noch immer beim Praenomen Caius nannte. Doch gut, dafür konnte sein Gegenüber in dem Sinne nur indirekt etwas. Der Fehler, wie Dives fand, lag hier viel mehr bei Octavenus. So versuchte der Iulier nach Kräften diese wiederholte Erwähnung des 'Caius' zu ignorieren, während er sich ein paar gedankliche Notizen machte...


    "Hm. Das heißt, du willst mir sagen, dass mein Onkel in seinen letzten Worten an mich gelogen hat?", fragte er ganz offen. "Denn während er, wie ich dir eben erzählte, schrieb, dass er dich einst für Torquata und ihren Bruder Macro erwarb, berichtest du mir jetzt, dass du lange vor deren Geburt bereits in seinen Haushalt kamst." Die einzige Erklärung, die Dives hierzu spontan in den Sinn kam: Octavenus hatte aus welchen Gründen auch immer lange vor der Geburt seiner Kinder für seine Kinder einen Sklaven gekauft. Als möglichen Paedagogus? - Wahrscheinlich kaum. Denn der Iulianus führte ja selbst aus, dass er erst in den iulischen Haushalt gekommen war und dann seine Liebe zu den Büchern und sein entsprechendes Talent entdeckte. Und das hieß nun... was?
    "Oder willst du mir damit sagen, dass du einst als ein möglicher älterer Spielgefährte und Aufpasser für seine damals erst noch zu gebärenden Kinder zu ihm gekommen bist?" Das war ja schon eher vorstellbar. "Und als er dein Interesse an der Bildung erkannte, nutzte und förderte er es, um dich abweichend von seinen ursprünglichen Intentionen zum Paedagogus seiner Kinder auszubilden?" So in der Tat könnte sich zumindest auch der Iulier einen Reim auf diese ansonsten doch eher verwirrende Geschichte bilden. So könnte er das Handeln seines Onkels nachvollziehen und verstehen.


    Sim-Off:

    * Bitte nicht wieder überlesen. ^^


    "Erzähl mir", kam der Hausherr dann, NACHDEM * dieser erste Part hoffentlich einigermaßen geklärt wäre, zum nächsten Punkt, "wie und durch wen kam es später dann zu deiner Freilassung?" Eine kleine Zäsur folgte dieser Erkundigung. "Denn du wirst verstehen, dass mir an den Traditionen meiner Vorfahren gelegen ist und ich stets versucht bin jenen möglichst gerecht zu werden." Nicht in absolut allen Aspekten, denn gegen seine Gefühle zum Beispiel war er praktisch machtlos. Aber er bemühte sich, war von der Notwendigkeit einer eigenen Ehe überzeugt und wünschte sich in der Tat sogar auch eigene Kinder, Erben. "In diesem Zusammenhang komme ich dann um folgenden Gedankengang nämlich nicht herum: Privatrechtlich bleibt bekanntlich ein Freigelassener der Patronatsgewalt seines ehemaligen Herrn und - nach dessen Tod - seiner Hauserben unterworfen." Wieder ließ Dives eine kurze Pause in seiner Rede. "Auf den Punkt gebracht: In wessen Klientel befindest du dich? In jenem des Iulius Macro?", äußerte er letztlich seine Vermutung, die ihm am naheliegendsten erschien. Denn es war wohl weitaus wahrscheinlicher, dass der Sohn des Vaters dessen Klienten übernahm. Und wäre dies der Fall, so würde sich Dives selbstverständlich auch mit seinem Cousin Macro noch einmal über den Iulianus unterhalten müssen.

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  • Selenus spürte natürlich sofort, dass der Iulier tiefer bohrte, um mehr über die - tatsächlich sehr merkwürdige Geschichte - herauszufinden.
    Aber der Grieche war nicht geneigt, seinem Gegenüber mehr zu verraten als unbedingt nötig.
    Wie gut, dass Tote nicht mehr reden können, dachte er halb sarkastisch, halb indigniert.
    "Nun, ich habe den Caius' Brief an dich nicht gelesen, denn Agrippina verwahrte ihn auf einer sehr privaten Art und Weise. Demzufolge kann ich mir im ersten Moment leider keinen Reim aus seiner Aussage machen. Aber tatsächlich kam ich bereits lange vor Servius' und Torquatas Geburt in seinen Haushalt. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er mich tatsächlich als Spielgefährten für seine künftigen Kinder gekauft hatte, denn dafür ist der Altersunterschied zwischen den Kindern und mir zu groß." Der Grieche legte eine kurze Pause ein, damit der Iulier die Informationen aufnehmen konnte. "Es ist tatsächlich ein wenig merkwürdig, dass er mich der körperlichen Arbeit enthob und mir eine Ausbildung zuteil werden ließ, für welche ich ihm immer dankbar bleiben werde." Das meinte der Gelehrte ernst: Ohne Caius wäre er wahrscheinlich auf irgendeinem Feld gelandet und hätte für den Rest seines Lebens Oliven und Wein ernten müssen.
    "Natürlich bin ich ihm und damit der Gens Iulia auch für meine Freilassung zu Dankbarkeit und Treue verpflichtet, aber wie du sicherlich bemerkt hast, spielten unsere Standesunterschiede mit der Zeit immer weniger eine Rolle. Vielleicht könnte man sagen, dass Caius so etwas wie ein väterlicher Freund für mich war, auch wenn dies gegen die Sitten verstößt." Erneut schwieg der Grieche sinnierend einen Moment lang. "Vielleicht war es das Vertrauen zwischen uns, das ihn letztendlich dazu bewogen hat, mir die Freiheit zu schenken. Vielleicht war es aber auch sein Gespür für Menschen: Vielleicht glaubte er, dass ich mein volles Potenzial niemals würde entfalten können, wenn ich weiterhin unfrei blieb. Ich kann es nicht genau sagen - Caius hatte niemals darüber gesprochen." An dieser Stelle stahl sich ein kaum merkliches Lächeln auf Selenus' Lippen. "Er kannte mich wohl besser als ich selbst, jung wie ich war."
    Nun kam der pikantere Teil seiner Ausführungen.
    Das Recht - oder das nicht vorhandene Recht eines Libertus'.
    "Ich bin mit durchaus dem römischen Rechtssystems vertraut - nach welchem ich nach Caius Tod faktisch in den Besitz seines Sohnes, Servius Iulius Macro übergegangen bin." Erneut eine kurze, nachdenkliche Pause. "De iure bin ich sein Eigentum. Und die besonderen Umstände damals - sein Verschwinden - ändert nicht an der Rechtslage, veränderten aber faktisch deren Ausprägung in der Realität. ich befand mich zum Zeitpunkt des Überfalls auf das iulische Gut auf meiner zweiten Studienreise in Ephesos und so erreichte mich die Nachricht erst sehr viel später - durch Fundania Agrippina. Die logische Konsequenz daraus war, dass ich bei ihr unterkam. Torquata fand erst nach einigen Wochen zu uns. Servius blieb jedoch weiterhin verschollen."
    Selenus, der bisher in einem ruhigen, ausgeglichenen Ton berichtet hatte, lehnte sich nun zurück und blickte dem Iulier offen an. "Das ist, in stark geraffter Form, das, was damals geschehen ist."

  • 'Nun, wie die Launen der Götter eben so sind, mein lieber Iulianus. Vielleicht ließen seine Kinder auch einfach deutlich länger auf sich warten als zunächst gedacht.', wollte Dives seinem Gegenüber in der kleinen Redepause zunächst antworten. Denn in der Tat wurden manche Paare schneller schwanger, andere langsamer, und wieder andere sogar trotz größter Anstrengungen gar nicht. Und wer mochte es Octavenus da verdenken, dass ein vielleicht im Rausch ehelicher Glücksgefühle deutlich zu früh erworbener Sklave eben kurzerhand aufgrund der stetig bis zur Geburt der Kinder gewachsenen Altersdifferenz sowie des Interesses von Selenus an Bildung vom Spielgefährten zum Erzieher umfunktioniert worden wäre? Der Iulier jedenfalls war dieser seiner Geschichte noch immer nicht ganz abgeneigt, wenngleich er sich an dieser Stelle erwähntermaßen noch damit zurückhielt, wollte er seinen Gegenüber schließlich nicht einfach unhöflich unterbrechen.
    Es folgte eine Rechtfertigung des Freigelassenen betrefflich seines engen Verhältnisses zu seinem ehemaligen Herrn Octavenus. Mit einem wenig erfreuten Lächeln im Gesicht hörte sich Dives diese Erklärung an, während er seine vorherigen Gedanken darüber langsam verdrängte. Denn in der Tat musste er sich eingestehen, dass gegen eine gewisse Nähe zwischen Herr und Sklave selbstredend nichts einzuwenden war. Dives selbst wurde sogar von Antinoos, einem nur geringfügig älteren Sklaven aus seinen Kindertagen, beim Praenomen Marcus genannt. Wie ein großer Bruder war der Sklave dereinst für ihn gewesen. Doch unterschied sich ihr Verhältnis dennoch in gleich zwei Punkten recht stark von jenem zwischen Octavenus und diesem Selenus: Erstens wagte es Antinoos nicht, den Iulier vor ihm Unbekannten derart vertraut zu betiteln. Und zweitens war Antinoos offenkundig noch immer unfrei - und würde es wohl auch noch eine ganze Weile bleiben.


    Doch erwähntermaßen lastete Dives diese Unzulänglichkeiten in erster Linie seinem Onkel an, der es offenbar versäumt hatte, ein in Dives Augen angemesseneres Verhältnis zwischen sich und seinen Sklaven aufzubauen. Folglich auch überging er diesen Punkt dann lieber ohne einen Kommentar.
    "Eigentum gewiss nicht.", nahm er stattdessen gleich den rechtlichen Aspekt auf. "Aber als Freigelassener meines Onkels Octavenus verlangen die Sitten eben, dass du seinem Klientel zugehörig bist; beziehungsweise dass du jetzt, nachdem er tot ist, folglich seinen Haupterben als deinen neuen Patron anerkennst. Und dieser Haupterbe dürfte wohl mein Cousin Macro sein.", führte er aus und ließ hernach einen kurze Pause, damit man ihm besser folgen konnte. "Und Macro wiederum, da hast du Glück, muss dir auch nicht länger als verschollen gelten. Er dient zur Zeit in den Castra Praetoria der Urbs als Tiro der Cohortes Urbanae; in der dritten Centuria der zwölften Cohors Urbana, um genau zu sein." Es sollte schließlich niemand behaupten können, dass ein Klient seinen iulischen Patron nicht fand. Da half Dives doch nur allzu gerne nach.
    "Selbstverständlich, und dieser Einwand ist vollkommen berechtigt, wirst du nun sagen können, dass dein tägliches Erscheinen wie überhaupt das tägliche Abhalten einer Salutatio in den Castra Praetoria kaum möglich sein wird. Das sehe ich ganz genauso. Jedoch gebieten es die Sitten und Traditionen, der Usus und nicht zuletzt natürlich auch die Dankbarkeit für deine Freilassung, dass du dich mit Macro genau über dieses Problem unterhälst und mit ihm klärst, welcher seiner iulischen Verwandten" Darauf in der Tat beharrte Dives und davon würde er sich auch gewiss nicht leicht wieder abbringen lassen. "seine patronalen Pflichten entsprechend für ihn übernimmt." Möglichkeiten gab es hier ja bekanntlich genug: Neben Dives, der sich hier aber bestimmt niemandem aufdrängen wollte, waren da auch Proximus und seit kurzem Pacuvius anwesend in Roma. Und ferner konnte man sicherlich auch darüber nachdenken, ob vielleicht sogar Torquata die patronalen Pflichten ihres leiblichen Bruders übernahm. Fakt jedoch war, dass ein von einem Iulier freigelassener Libertinus, der gar stolz das Iulianus in seinem Namen führte und das Praenomen seines einstigen Herrn trug, auch Teil irgendeines iulischen Klientels zu sein hatte. Das war etwas in den Augen des Iuliers kaum Verhandelbares. "Erklärst du dich damit einverstanden?", erkundigte sich Dives zum Abschluss dieses Punktes dann. Dabei hing wohl recht deutzlich in der Luft, welche Antwort er hierauf hören wollte...

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  • Sim-Off:

    Und auch hier...leider sehr spät dran...


    Selenus hörte seinem Gegenüber aufmerksam zu und musste sich an der einen und anderen Stelle ein lächeln verkneifen, denn der Iulier bot ihm genau das an, worauf er hingearbeitet hatte. So zögerte er nicht, auf die mehr höfliche, als ernst gemeinte Bekundung zu antworten, obwohl sein ruhiger Tonfall natürlich nichts von seinen Gedanken verriet. "Selbstverständlich." Der Grieche nickte. "Ich werde mich natürlich unverzüglich mit Servius in Verbindung setzen."
    Wenn er es geschickt anstellte, konnte er diesen dazu bringen, sein Patronat an Torquata abzutreten, was die gesamte Situation sehr viel einfacher machen würde. Besonders aufgrund ihres Fauxpas, von dem Selenus nicht sagen konnte, ob er bereits Kenntnis hatte. Aber allgemein hielt es Selenus für unwahrscheinlich, denn sicherlich wären dann bereits Vorwürfe zum Ausdruck gekommen.
    Von dem Arrangement bezüglich des Octavenischen Gutes zu Misenum erwähnte der Freigelassene wohlweislich erst einmal nichts - und wenn dieser Acilius auch nur eine Unze an Verstand besaß, würde er Olymp und Hades in Bewegung setzen, dass es auch niemand erfuhr oder je erfahren würde. Darauf war Verlass.
    Selenus gab dem Sklaven, welcher bisher mit einem länglichen Kasten still bei der Tür gestanden hatte, einen Wink und dieser reichte ihm prompt den Gegenstand.
    Selenus erhob sich und verbeugte sich leicht vor dem Iulier - und beinahe eine Spur tiefer vor dessen ehemaligen Paedagogus Aglaopes.
    "Dies ist ein Geschenk der Fundania Agrippina, welches zu überreichen mir aufgetragen wurde. Dabei handelt es sich um eine Ausgabe des Okeanos von Poseidonios. Sie ist sehr sehr alt und gehört zu den ersten Kopien, die auf italischem Boden angefertigt wurden. Ich stieß zufällig auf dieses Werk und konnte Agrippina davon überzeugen, dass es hinsichtlich seiner inhaltlichen Tiefgründigkeit und prachtvollen Gestaltung eine würdige Gabe an die iulische Bibliothek zu Rom ist."

  • Dives nickte, nachdem der patronale Part hiermit wohl geklärt war. Selbstredend würde sich der Iulier unabhängig vom Iulianus später auch noch einmal vergewissern, dass der Freigelassene hier nicht nur ein paar leere Worte sprach, sondern tatsächlich auch das Gespräch mit Macro suchte und sich unter ein iulisches Patronat begab. Doch für den Moment war diese Zusage wohl schlicht alles, was er erwarten konnte.


    Kurz darauf nun irritierte der Libertinus den divitischen Hausherrn allerdings mit seinem Verhalten. Denn einerseits hatte der Iulianus anscheinend selbst den einen oder anderen Sklaven, was dem Iulier, der hier und heute zum ersten Mal über ein solches Gebilde stolperte und nachdachte, für einen ehemaligen Unfreien schon etwas komisch erschien. Und auf der anderen Seite dann verneigte sich der Freigelassene aber nicht nur vor dem Hausherrn sondern gleich darauf auch noch vor dessen Sklave Aglaopes. Wo also, so musste sich der Iulier hier folglich einfach fragen, sah sich dieser Iulianus selbst? Sah er sich als Freigelassener über dem Sklavenstand stehend? Das wäre logisch. Das wäre römisch. Das würde unter Umständen erklären, weshalb er selbst nun mindestens diesen einen Sklaven beschäftigte. - Oder aber sah er sich doch eher gleichauf oder unter dem Sklavenstand stehend? Denn nichts anderes als Unterwürfigkeit symbolisierte schließlich eine derartige Verbeugung...
    "Vielen Dank.", nahm der Iulier jedoch zunächst das Geschenk entgegen, während er für sich feststellte, dass der Freigelassene eine offenkundig doch sehr viel andere Vorstellung vom Alter besaß als Dives. Für jenen nämlich war die Ilias - entstanden vor über 700 und eventuell gar 800 Jahren - vielleicht ein sehr, sehr altes Werk, ein Patrizier quasi in der Literatur. Eine beim besten Willen jedoch lediglich 200 Jahre alte Schrift, die damit folglich maximal um die 50 Jahre älter war als die Geschichte der Iulii Caepiones, war sehr, sehr alt in den Augen des Hausherrn sicherlich noch nicht. "Sei versichert, dass dieses Werk einen angemessenen Platz in dieser Bibliotheca finden wird." Er lächelte schmal, während er das Präsent an Aglaopes weiterreichte.


    "Ich nehme an, dass du dich dann mit diesem Werk ein wenig eingehender befasst hast, wenn du es der Fundania als Geschenk empfahlst?" Das war wohl nur logisch. "So erzähle mir doch, denn auch mir ist Poseidonius selbstredend in den Grundzügen vertraut" Immerhin war Poseidonius in Roma stets hoch geachtet und wurde geschätzt - insbesondere natürlich auch dafür, dass er die römische Ordnungsmacht in der Weltpolitik schon zu seinen Lebzeiten vorbehaltlos akzeptierte. "was du von diesem Werk hälst." Kurz nur überlegte er. "Und wenn wir nun schon dabei sind, interessiert mich selbstverständlich ebenso, welche Lehren und Werte du als potenzieller Paedagogus meiner Tochter Torquata zu vermitteln gedenkst." Dives wollte schließlich nicht, dass Torquata hier einem negativen Einfluss ausgesetzt sein würde und sich am Ende gar selbst noch vor Untergebenen oder anderweitig unter ihr stehenden Personen verneigte. Im Gegenteil schließlich hätten sich die meisten Menschen wohl vor ihr zu verneigen, wäre Torquata erst einmal eine Vestalin!

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