So unterhielten sich der kleine Grieche und der blonde Römer den ganzen Abend lang. Das Essen war gut - die Drohung mit dem Vergiften hatte die Lohndiener in Angst und Schrecken versetzt. Sie merkten, dass sie der neuen Sklavin nicht mehr auf der Nase herumtanzen konnten wie dem alten Peisistratos, der längst zu träge und müde geworden war, um Ohrfeigen zu verteilen. Die Tatsache, dass ihnen Zenobia undurchschaubar war, trug dazu bei, dass die junge Sklavin gar keine Ohrfeigen mehr zu verteilen brauchte. Nur dem ungeschickten Sklaven am Herd fiel vor Angst - nachdem er vom Herde vertrieben war- eine Obstschale aus der Hand. Irgendwann kehrte Peisistratos mit Muskat zurück. Er hatte einem Sklaven aus einem Nachbarhaus, in dem ein reicher ägyptischer Händler wohnte, das kostbare Gewürz zu einem hohen Preis abgekauft. Da er nun aber sah, dass Zenobia mit dem Lohndienern fertig wurde (zumindest scheinbar), entschuldigte er sich rasch und zog sich in seine Kammer zurück. Zenobia musste viel Wein ausschenken. Der Wein erheiterte den Gymnasiarchen offensichtlich. Er lachte viel und scherzte ausgelassen. Er hatte solchen Spaß lange nicht mehr gehabt. (Die Hochzeit der Penelope hatte ihm wenig Freude gemacht- und er war zu betrunken gewesen, um etwas von der Feier mitzubekommen...)
Als aber der Abschied kam, wurde ihm etwas klamm ums Herz. Er selbst wickelte die in Holzröhren verpackten Schriftrollen, die die Redekunst des Aristoteles enthielten, in Seidenstoff und anschließend in eine Schicht aus Leinen. Nikolaos hoffte, so verpackt würden die kostbaren Bücher die Schiffsreise überstehen. Das Paket schließlich legte er in einen groben Sack, der Sand enthielt, um die Feuchtigkeit der Seeluft fernzuhalten. Mit zitternden Händen gab er es dem Duccier. Dann reichte er ihm die Hand. Tränen flossen von Nikolaos Seite nicht. Aber kurz davor stand er durchaus. Er beschwor den Aufbrechenden, bei seiner Ankunft auf jeden Fall einen Brief zu schicken. Nikolaos selbst versprach, regelmäßig zu schreiben und den jungen Mann über die Neuigkeiten in Alexandreia auf dem Laufenden zu halten. Damit kam -unweigerlich und endgültig- der Abschied. Nikolaos sah dem Abreisenden nach, bis dieser in der Dunkelheit der Nacht verschwunden war, was lange dauerte, denn der Gastgeber hatte ihm einige Leibwächter mit Fackeln für den kurzen Weg zum Statthalterspalast mitgegeben.
Als diese nun mehr nur noch gelben Punkte nicht mehr zu sehen war, ging Nikolaos in sein Haus zurück. Die Heiterkeit war immer noch da - und zugleich Schwermut. Er bat Poseidon, das Schiff des Jungen zu verschonen und den Windgöttern Gleiches zu befehlen. Dann legte er sich auf sein Bett. Der Schlaf war unruhig. Erst in den ersten Morgenstunden fand er Ruhe, die länger währte als bloß einige Zeit. Bis nach der Mittagsstunde sollte er schlafen.
Ich hoffe, der Abschluss ist euch beiden, Rufus und Zenobia, genehm ;).