[Hlaiwa Grabaz] Die Hügelgräber der Söhne und Töchter Wolfriks


  • Wieder war es ein langer Strom an Menschen, der einem Wagen auf dem Weg in die Wälder folgte, dorthin, wo die Söhne und Töchter Wolfriks ihre letzte Ruhestätte fanden um von dort in die Valhallen zu gehen. Oder zu Hel, der Göttin der düsteren Stätte für all jene, die nicht mit dem Schwert in der Hand gestorben waren.
    Die mächtigste Frau Mogontiacums war gestorben wie viele der weniger und nicht mächtigen vor und nach ihr, aber sie wurde ihrem Stande gerecht zu Grabe getragen, dorthin, wo schon ihr viele Jahre zuvor gestorbener Mann Lando unter einem Hügel bei Pferd und Schild lag. Auch Frauen bekamen Grabhügel, nur bei weitem nicht so große wie die Männer. So war die Kammer, die man mit blankem Stein für die Verstorbene in eine Grube gesetzt hatte zwar groß, aber nicht mit der Kammer zu vergleichen die die Asche ihres Mannes vor dem Erdreich des herum aufgeschütteten Erdhügels zu vergleichen.


    Die Prozession, die von der Stadt zu den Grabhügeln führte, zeugte dennoch von der Bedeutung der Frau. Allein die Familie mit den zahlreichen ihr angeschlossenen Sippen brachte es auf mehr als hundert Menschen, Würdenträger der Stadt kamen ebenso wie einfache Handelspartner der Freya Mercurioque.. und natürlich einfache Bekannte. Die Bahre mit der Toten wurde beinahe von derselben Gruppe getragen, die auch ihren Mann zu Grabe getragen hatten. Zwei Männer waren gestorben und durch ihre Söhne ausgetauscht worden, ein weiterer Mann war an derselben Krankheit gestorben wie Elfleda und würde einen Tag später zu Hel gehen.
    Der Tradition entsprechend verlief die Prozession alles andere als still.. Klageweiber drückten ihren Schmerz über den Tod der Duccia aus, und immer wieder erklangen Lieder, die schon von den Vätern ihrer Väter auf dem Totenweg gesungen worden waren:




    Nirgend haftet Sonne noch Erde,
    Es schwanken und stürzen die Ströme der Luft.
    In Mimirs klarer Quelle versiegt
    Die Weisheit der Männer. Wißt ihr, was das bedeutet?


    Im Tale weilt die vorwissende Göttin
    Hinab von Yggdrasils Esche gesunken,
    Alfengeschlechtern Idun genannt,
    Die Jüngste von Iwalts älteren Kindern.


    Schwer erträgt sie dies Niedersinken
    Unter des Laubbaums Stamm gebannt.
    Nicht behagt es ihr bei Nörwis Tochter,
    An heitere Wohnung gewöhnt so lange.


    Die Sieggötter sehen die Sorge Nannas
    Um die niedre Wohnung: sie geben ihr ein Wolfsfell.
    Damit bekleidet verkehrt sie den Sinn,
    Freut sich der Auskunft, erneut die Farbe.


    Wählte Widrir den Wächter der Brücke,
    Den Giallarertöner, die Göttin zu fragen
    Was sie wisse von den Weltgeschicken.
    Ihn geleiten Loptr und Bragi.


    Weihlieder sangen, auf Wölfen ritten
    Die Herrscher und Hüter der Himmelswelt.
    Odin spähte von Hlidskialfs Sitz
    Und wandte weit hinweg die Zeugen.


    Der Weise fragte die Wächterin des Tranks,
    Ob von den Asen und ihren Geschicken
    Unten im Hause der Hel sie wüßten
    Anfang und Dauer und endlichen Tod.


    Gerade weil die Nornen den Herbst und die zarten Fühler des Winters genutzt hatten um mehrere Schicksalsfäden zu trennen war das Klagen der Klageweiber in einer abstrakten Art sowohl gleichgültig als auch besonders jammervoll, genauso wie die Gesichter der Trauernden schon fast eine routinierte Anteilnahme ausdrückten.. aber eben auch große Sorge. Wenn der Tod schon im Herbst, so kurz nach der Ernte in die Familien ging.. wie würde dann erst der Winter? Alleine deshalb stimmten einige in den Sang ein, um die innere Stimme zum verstummen zu bringen.


    Die Grabstätte wurde erreicht, als die Sonnenscheibe bereits hinter den hohen Hügeln um Mogontiacum herum zu versinken begann, und weil eben alle wussten, wie entsetzlich eine Verbrennung stank, blieben die Menschen gerade eben in Hörreichweite um den Holzstapel stehen, auf den die Verstorbene gebettet wurde.

  • Potitus Tuscenius Piso
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    Es gab definitiv schönere Gelegenheiten, sich für die Wahl in den Ordo Decurionum zu qualifizieren, als auf Bestattungen den Priester zu spielen. Besonders wenn es so viele waren wie in dieser Woche.. und gerade bei einer Bestattung wie der von Duccia Elva gab es viel zu verlieren wenn man seine Sache falsch machte, immerhin war ein Großteil der städtischen Elite anwesend. Allerdings war das Prestigepotential auch gewaltig, und daher hatte Thorger, Sohn des Wituold sowieso nicht nein sagen können, hätte er es ohnehin nicht schon kaum ablehnen können ohne sich vor der Gemeinde zu blamieren.


    "Elfleda, Tochter Sarwolfs, Sohn des Arivior, vom Stamme derer von Mattium wurde vor drei Tagen aus dieser Gemeinschaft gerissen. Als Frau des Lando, Sohn des Landulfs hat sie als Fürstin der freien Stämme auch in unserem Kreise einen Platz eingenommen, den sie nach alter Sitte und dem Brauch unserer Väter ausgefüllt und geprägt hat.", begann er die Totenrede auf eine Art und Weise, die sehr diplomatisch ausdrückte, welchem Kulturkreis sich die Verstorbene überhaupt zugehörig gefühlt hatte. Selbst hielt er einen gewissen Sicherheitsabstand zu der Toten, die man unter einem Schleier verborgen hatte um die ihr gebührende Würde nicht durch das von Fieberpusteln übersähte Gesicht zunichte zu machen. Er wollte sich nicht anstecken, bei aller Götterliebe, er hatte noch so viel vor! "Sie hat zwei gesunde Kinder geboren, von denen Landulf, Sohn des Lando, welcher bereits in den Kreis der Männer getreten ist und den Platz seines Vaters in unserer Mitte einnehmen wird. Naha, Tochter des Lando, ehrbare wie sittsame Frau, nach den Traditionen unserer Väter erzogen um dem Beispiel ihrer Mutter zu folgen und einem Mann gegeben wird, um die Reihe ihrer Ahnen fortzuführen. Elfleda wirkte als treuer und aufopfernder Kopf einer Sippe, die zu den stärksten und angesehensten der Stadt gehört. Sie übernahm Verantwortung im Gursus Bublicus und half zudem mit ihren Kenntnissen unseres Heilwissens vielen Menschen in diesen Gestaden, heilte sie, linderte ihre Schmerzen und erleichterte ihren Gang zu Hel. Wir nehmen Abschied von einer Frau, die mit ihrer pflichtbewussten und treuen Hingabe an ihre Familie ein Beispiel für all jene setzt, die nach ihr kommen werden und zaudern... denn Zaudern bedeutet den Tod und das Ende."


    Mit dem Ende der Totenrede wurden zwei mitgebrachte Fackeln entzündet, und Thorger ging auf die den anderen vorstehende Familie der Verstorbenen zu, um sie mit sich vorher sorgsam eingeprägter Entschlossenheit dem Sohn der Verstorbenen und dem Rich der Sippe in die Hand zu drücken. Danach wandte er sich um, beschwor ein weiteres Mal den Zusammenhalt der Gemeinschaft gerade im Angesicht des Todes und führte dann das Bild der um Sigurd trauernden Gudrun an, die ihrem Liebsten schließlich in den Tod folgte um nicht in der Welt der Lebenden seiner harren zu müssen, sondern selbst in ihrer Hingabe als Ehefrau in die Reihen der Ahnen übertrat.


    Nachdem die Beschwörung der Götter abgeschlossen war, die wie immer darauf abzielte den Kreislauf des Lebens nachzuzeichnen, blickte er die beiden Männer mit den Fackeln auffordernd an, ihr Werk zu tun und die Verstorbene zu Hel zu schicken.

  • Liutbert, Sohn des Clodwig
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    Desaster! Welch Desaster! Liutbert hatte das Gefühl, mehr als alle anderen über den Tod der Elfleda zu trauern, war ihr Wegfall doch ein arges Problem für seine Auffassung der Nachrichtenübermittlung zwischen Mogontiacum und den Mattiakern ein arges Problem. Nicht einmal hatte man ihn zu der Kranken vorgelassen, nicht ein einziges Mal! Dabei kam er von ihrem Onkel, quasi direkt!
    Mit versteinerter Miene nahm er nun an der Bestattung teil, seine Gedanken rasten von einer Ecke in die andere.. wie sollte er dies Problem nur lösen? Er würde bald wieder zu Rodewini reiten müssen, um ein weiteres Mal von den Vorgängen in Mogontiacum zu berichten. Dass die Römer auf Manöver gewesen waren dürften selbst die Chatten mitbekommen haben, ruhig war es trotzdem geblieben. Etwas, was den Römerfürsten sicher interessiert hatte. Und die Mannbarkeit des Großneffen Rodewinis war eine Sache, die ihm den Arsch retten konnte... während er die Phrasen des Goden nachbetete, der seiner Meinung nach ein wenig zu römisch gekleidet war um auf einer solchen Bestattung zu wirken, wanderte sein Blick zu dem jungen Mann, der kaum jünger war als er selbst und doch so jugendlich wirkte. Er würde nachher ein ernstes Wort mit ihm zu sprechen haben. Sobald er seine eigene Mutter nach Hel geschickt hatte, hieß das.

  • Zitat

    Thorger: "Wir nehmen Abschied von einer Frau ... "


    An der Seite von Liutbert war ich zu diesem Begräbnis geeilt. Es war Liutbert anzumerken, dass ihm ein gewaltiger Schwall von Gedanken durch den Kopf ging. Da ging es mir kaum anders. Ich dachte an das Begräbnis von Lando. Er war gegangen, bevor ich ihn kennengelernt hatte. Bei Elfleda war es so, dass ich wenigstens einmal mit ihr gesprochen hatte. Ein einziges ärmliches und noch dazu dienstliches Gespräch! Aber ich wusste, dass ihr Weggang in Mogontiacum vermutlich genauso viele Wunden schlug wie der von Lando.


    Jetzt hing wirklich alles an Duccius Marsus. Er musste, selbst angeschlagen, eine schwer getroffene Sippe weiter führen. Ohne, dass er jetzt noch jemand hatte wie Elfleda, die ihm sicher oft mit einem Tritt in den Hintern den Weg gezeigt hatte. Aber, sagte ich mir, das ist nur die eine, die politische Seite dieses Verlusts. Die andere Seite ist ja die, dass uns ein Mensch verlassen hat, dessen energische, entschlossene und offene Art kaum ersetzbar ist.


    Mit einem Seitenblick auf Liutbert sagte ich zu ihm: "Mach der kaan Kopp, es find sisch en Weg, wenn mer will.".

  • Die Totenbahre auf den Schultern war Sönke zwiegespalten zwischen der Sorge über den maßgeblichen Verlust der Sippe, in deren Munt er mit seiner eigenen Familie stand, und über das, was ihn seit Wochen umtrieb.
    Er hatte zu trinken angefangen, und einzig die Tatsache, dass sein Vater ihn mit einem Humpen Starkbier in einer Ecke einfach einmal grün und blau geschlagen hatte, bewahrte ihn davor vollkommen im Suff zu verenden. Die Glieder schmerzten ihm noch immer, genauso wie die Worte dieser Auseinandersetzung hallten immernoch in seinen Ohren.. es waren keine schönen Worte gewesen, und letztlich hatten sie dazu geführt, dass Sönke sich einen Tag später mit dröhnendem Kopf und der Hacke in der Hand auf dem Acker befand um das Wintergemüse zu hegen.


    Auch hatte er angefangen, sich mit so ziemlich jedem zu schlagen, der ihn wegen seiner fehlgeschlagenen Legionsgeschichte aufzog, ohne darauf Rücksicht zu nehmen wie seine Chancen eigentlich standen. Mit Schorf unter der Nase und einem nur langsam wieder abklingenden blauen Auge setzte er mit sieben anderen Männern die tote Elfleda, verborgen unter einem Schleier aus fein gesponnener Wolle, auf dem Scheiterhaufen ab und trat dann mit den sieben anderen zurück in die Menge, als der Gode das Wort ergriff und den rituellen Teil der Bestattung eröffnete.


    Was für ein beschissener Herbst es doch für ihn war..

  • Witjon war am Boden zerstört. Drei Tage waren vergangen, seit Elfleda ihren letzten Atemzug getan hatte, und es war nur schlimmer gekommen, was Witjon nicht mehr für möglich gehalten hatte. Nicht nur, dass Mogontiacum beinahe pleite war, weil irgendein Irrer die Kasse geplündert hatte. Hadamar, dieser schwachsinnige Dorftrottel, war gleichsam in die Legion eingetreten, um Witjon damit den metaphorischen Todesstoß zu versetzen, indem er ihm zeigte wie sämtliche Handlungsgewalt Witjons Fingern vorwarnungslos entglitt. Nicht gleich war dem Sippenführer der Kinder Wolfriks im ganzen Umfang klar gewesen, wie folgenschwer Elfledas Tod sein würde. Doch spätestens das Erscheinen des mattiakischen Boten Liutbert hatte ihm vor Augen geführt, wie wichtig eigentlich diese Frau gewesen war, die seiner Sippe eine machtvolle Verbindung ermöglicht hatte, was sich nicht zuletzt durch nicht unerheblich verstärkte Handelsbeziehungen zu jenem romfreundlichen Stamm äußerst positiv für die Duccii ausgewirkt hatte. Und das war nur der kaufmännische Aspekt dieser Heirat gewesen.


    Elfledas Wichtigkeit verriet nicht zuletzt auch ein Blick in die Trauergemeinde, die sich an diesem unseligen Tag versammelt hatte, um der Toten das letzte Geleit zu geben. Die Elite Mogontiacums hatte sich zu einem beträchtlichen Teil zusammengefunden, was Witjon vor Stolz gerührt zur Kenntnis nahm. Es war an diesem Tag sehr schwer für ihn, noch immer das Bild vom starken Sippenführer aufrecht zu erhalten, auch wenn es jetzt nötiger denn je anmutete. Damals, bei Landos Bestattung, war es ihm so gerade eben gelungen eine unbewegte Miene zu wahren. So wollte Witjon es auch jetzt halten. Doch schon zu Beginn der Prozession waren seine Augen feucht und seine Kehle rau und trocken und er wagte nicht auch nur ein Wort zu sagen, um nicht irgendeine Gefühlsregung offenbaren zu müssen. An seiner Seite gingen Naha und Landulf, die Landos und Elfledas Nachkommen und Witjons Nichte und sein Neffe; und Audaod, Witjons eigener Sohn. Für sie alle war Vergänglichkeit alltäglich. Und doch war es unerwartet gekommen, wie die Mutter und Tante dahingerafft worden war, insbesondere zu einem so ungewohnt frühen Zeitpunkt des Jahres.


    Vor der Familie schritten die Bahrenträger voran, unter ihnen der junge Sönke, der sich auch Marius nannte. Witjon betrachtete ihn eine zeitlang schweren Herzens. Der junge Mann war einer der vielen Muntlinge, die Witjon verpflichtet waren. Und auch er hatte es nicht leicht, stellte einen weiteren Problemfall für Witjon dar, das es bald einmal zu lösen galt. Dass Hadamar - völlig unerwartet - vor Sönke Soldat geworden war, ließ Witjon schließen, dass es mit Sönkes dahingehendem Wunsch auch nicht allzu ernst gemeint gewesen sein konnte. Er würde mit dem Burschen ein ernstes Wörtchen zu reden haben. Bald. Irgendwann.


    So drifteten seine Gedanken mal mehr, mal weniger trübe von hie nach da, bis die Prozession endlich die Hügelgräber erreicht hatte. Noch immer klangen ihm die Klagelieder in den Ohren nach, drückten ihm aufs Herz und machten ihm das Atmen schwer.
    Der Weise fragte die Wächterin des Tranks,
    Ob von den Asen und ihren Geschicken
    Unten im Hause der Hel sie wüßten
    Anfang und Dauer und endlichen Tod.

    Ja, so wollte Witjon auch fragen. Doch weise war er definitiv nicht. Und den Fädenspinnerinnen war sein Wohl ja ohnehin gleichgültig. Denn war ihm einmal das Glück beschieden gewesen, so nahmen die Nornen ihm jenes bald darauf wieder, rissen es ihm förmlich aus den Händen. Sei es in Form seiner jungen Braut, die sein größter Segen gewesen war, sei es in Form des Vetters, der ihm einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Gefährte gewesen war, sei es in Form von Elfleda, der wunderschönen, pflichtbewussten, liebevollen Hausherrin, die ihm seit Landos Tod mehr denn je die Stütze darstellte, die ihn vom Absturz bewahrt hatte. Die Nornen machten ihn im wahrsten Sinne des Wortes todeinsam. So betete er täglich und gab regelmäßig Opfergaben, auf dass die unbarmherzigen Drei ihm nicht auch noch Audaod - seinen einzigen Sohn - fortrissen.


    Während der folgenden Rede des Goden musste Witjon etliche Male schwer schlucken, um seine Tränen einhalten zu können. Er stand mit der ganzen Familie in der vordersten Reihe und war somit für alle Anwesenden sichtbar. Wenn er ausgerechnet jetzt zusammenbrach, war es um den Ruf der Sippe dahin. Die Söhne Wolfriks durften nicht schwach wirken, auch wenn gerade eins ihrer stärksten Mitglieder, das auch noch eine Frau gewesen war, zu Grabe getragen wurde. Witjon vermied es Landulf oder Naha anzusehen, nicht einmal einen Seitenblick erhielten sie in diesen Augenblicken von ihm. Besonders Naha hatte schon immer eine gewisse Abneigung gegen ihn gepflegt, die ihn auch jetzt davon abhielt, in irgendeiner Weise Blickkontakt zu suchen. Er starrte einfach mit glasigem Blick geradeaus und versuchte einen ungewissen Punkt irgendwo im Rücken des Goden zu fixieren.


    Zaudern bedeutet den Tod und das Ende hallten schließlich die letzten Worte der Totenrede nach, als der Gode bereits zu Witjon und Landulf herangetreten war und ihnen die Fackeln in die Hand drückte. Das tat Thorger mit ausgewiesenem Nachdruck und umso fügsamer nahm Witjon die Flamme entgegen, um mit halbem Ohr den weiteren Worten des Goden zu lauschen. Irgendwo schweifte sein Verstand einmal mehr ab und machte sich selbständig, während die Beschwörungen wie in weiter Ferne klangen. Vor Witjons Augen tanzte der Schein der Fackel auf und ab und mit einem Mal wurde ihm seltsam schwarz vor Augen. Ein Schauer durchfuhr ihn und für einen schreckenerregenden Sekundenbruchteil fürchtete er, einen Anfall erleiden zu müssen und sich auf dem kalten Boden wiederzufinden. Doch seine weichen Knie knickten nicht ein, sein Geist gab nicht nach und Witjon blieb an seinem Platz, beinahe unbewegt blieb er stehen. Und bemerkte, dass der Gode ihn in abrupt aufgetretener Stille anstarrte. Wodan hilf, jetzt war es so weit! Donar gib mir Kraft! schrie Witjons Verstand, als er sich der Herausforderung gegenüber sah, den ersten Schritt auf den Scheiterhaufen zu zu tun. Witjon hatte furchtbare Angst vor dem, was die Endgültigkeit der Verbrennung bedeutete. Er fürchtete sich davor, so sehr sogar, dass er in schwachen Momenten der letzten Tage bereits über schändliche Flucht nachgedacht hatte.


    Endlich regte Witjon sich, mehr reflexartig denn bewusst. Er warf einen Seitenblick auf Landulf, nickte ihm im Versuch einer mutmachenden Geste zu und setzte dann einen Fuß vor den anderen. Erst langsam, dann zielstrebig, so dass es nicht so wirkte als haste Landulf ihm hinterher, sondern in einer gleichzeitig wirkenden Bewegung. Den Verstand schlussendlich gänzlich ausgeschaltet handelte Witjon aus Erfahrung heraus, denn bestattet hatte er bereits güngend geliebte Menschen. Und bald brannte die alles verzehrende Flamme und fraß sich durch den Holzstapel in die Höhe. Witjon konnte nicht anders, er musste einen letzten Blick auf Elfleda werfen. Und es zeriss ihm das Herz, wie er sie von Krankheit entstellt da liegen sah. Stumm trauerte er, unfähig eine Regung zu zeigen in Zwiespalt über das Demonstrieren von Stärke und das Zulassen von Schwäche.


    Und während das Feuer knackte und knisterte und sich langsam der beißende Gestank verbrannten Fleisches einstellte, verhöhnten die Nornen den Rich der Söhne Wolfriks in seinem Leid.

  • Ärger. Das würde Ärger geben, und zwar gewaltigen, das war Hadamar klar. Wenn er erwischt wurde, hieß das… und er hoffte ja sehr, dass er das vermeiden konnte. Hinaus schleichen aus dem Castellum hatte ja schon mal geklappt… immerhin: er war ja gut darin, im raus oder rein schleichen, er hatte das oft genug gemacht schon, daheim auf dem Hof, und auch in der Casa Duccia in der Stadt. Natürlich war das Castellum ein anderes Kaliber gewesen, es war schon um einiges herausfordernder gewesen, da ungesehen hinaus zu kommen. Aber er hatte ja Zeit gehabt, zu überlegen, und mit einer entsprechenden Planung war es letztlich auch nicht allzu schwierig gewesen. Hinein zu kommen würde da schon schwieriger werden, aber es war mitten in der Nacht, und er musste im Grunde nur den richtigen Zeitpunkt abpassen.
    Nein, das eigentliche Problem lag woanders… Das eigentliche Problem lag darin, dass er einfach verdammt lange weg sein würde, und da die reelle Gefahr bestand, dass das jemand bemerken würde – und im Castellum war das noch wahrscheinlicher als es daheim bei der Familie gewesen war. Dazu kam, dass er niemandem etwas gesagt hatte, nicht einmal jemandem in seinem Contubernium… und so auch niemand für ihn lügen konnte, falls irgendwer nach ihm fragte. Aber das hatte Hadamar bewusst so entschieden. Natürlich war so das Risiko höher, dass er erwischt wurde – aber er wollte da niemanden mit hineinziehen. Das war seine Privatsache, seine eigene Entscheidung, und damit auch sein persönliches Risiko. Er wollte nicht, dass da einer seiner Kameraden Ärger dafür bekam, weil er versucht hatte ihn zu decken und das dann aufflog. Nein, da nahm er lieber das erhöhte Risiko in Kauf, aufzufliegen.


    Hinaus zu kommen war mit der entsprechenden Planung gar nicht mal sooo schwer gewesen. Hadamar hatte die kurze Phase der Ablenkung während der Wachablösung für sich ausgenutzt, um ungesehen durch das Tor zu kommen, und genau so würde er auch versuchen wieder ins Castellum zu gelangen – er musste nur draußen dann warten, in der Nacht, bis es so weit war. Aber bis dahin war noch Zeit... jetzt stand erst mal die Bestattung an. Er hatte seine alten Klamotten mitgenommen und sich in der Stadt rasch umgezogen, weil es gar nicht in Frage kam, in römischer Militärkleidung da aufzutauchen, und da er ohnehin die Wachablösung hatte abpassen müssen, kam er nun ein wenig zu spät. Versammelt waren schon alle, der Gode hatte schon das Wort ergriffen... und Hadamar gesellte sich einfach dazu, in der Hoffnung, dass es nur wenigen auffiel, wie er als Nachzügler dazu gekommen war, stand im Hintergrund, lauschte den Worten... und sah dann schweigend, und nach wie vor ungläubig, dabei zu, wie Elfledas Körper dem Feuer übergeben wurde.

  • Wie konnte sie tot sein? Selbst jetzt, als der Gode Landulf die Fackel in die Hand drückte, mit der er seine Mutter in Hels Reich schicken sollte, fand der junge Mann darauf keine Antwort. Sie konnte nicht tot sein. Sein ganzes Leben lang hatte sie wie ein Schatten über ihm geschwebt, hatte mit Sicherheit und bisweilen auch Schärfe dafür gesorgt, dass alle in der Casa Duccia – und vor allem er – beständig auf Kurs blieben. Sie war immer da gewesen, und schlimmer noch, hatte immer bescheid gewusst. Er hatte anstellen können, was er wollte, hatte seine kindischen Pläne noch so gut durchdenken können – war es der Frosch, der sich im Haar eines Mädchens aus der Nachbarschaft wiedergefunden hatte, war es der Schinken, der plötzlich aus der Vorratskammer verschwunden und auf mysteriöse Weise in seinem und Audaods Bauch gelandet war, oder auch Dummheiten wie die bei der Jagd vor langer Zeit – sie hatte ihn nur einmal angesehen, und hatte es gewusst.
    Und jetzt lag sie hier, tot. Ein dünner Schleier lag über ihrem Gesicht, damit man nicht die kleinen, roten Punkte sehen konnte, die ihren ganzen Körper übersät hatten. Landulf hatte sie gesehen, hätte sie sogar berührt, wenn Lanthilda ihn nicht davon abgehalten hätte. Er wusste, dass er sich hätte anstecken können, und er wusste, dass seine Mutter selbst ihn mit scharfen Worten davon abgehalten hätte – ja auch davon abgehalten hatte, indem sie ihm den Zutritt zu ihrem Zimmer verwehrt hatte. Und dennoch wollte das Kind in ihm nichts sehnlicher, als noch einmal die Mutter berühren.


    Ihm war es egal, dass er jetzt hier als Mann gelten musste. Er war Sohn von Lando, der jahrelang die Geschicke der Sippe Wolfriks gelenkt hatte, Sohn von Elfleda, Fürstentochter, die nach seinem Tod die Macht erhalten hatte und erste Dame Mogontiacums gewesen war. Er hatte das Blut von Fürsten in seinen Adern, war Großneffe des Fürstens der Mattiacer und Neffe von dessen Erben, Elfledas Bruder. Witjon, der jetzige Sippenführer, war ihm der einzige Vater, den er je kennengelernt hatte. Er hatte jeden Anspruch darauf, Gefolgschaft einzufordern. Von ihm wurde erwartet, zu führen und zu lenken. Er hatte seine Mannbarkeit erreicht, und wie ein Mann sollte er jetzt hier stehen. Ein Mann, zu dem halb Mogontiacum in diesem Moment sah.
    Und dennoch wollte er im Moment nichts lieber als wie ein kleines Kind zu heulen und nach seiner Mutter zu rufen, damit sie wieder aufstehen würde und ihn wie ein Kind schützen würde. Sie konnte nicht einfach so tot sein. So eine Krankheit konnte jeden in die Knie zwingen, aber doch nicht seine Mutter.


    Die Worte des Goden hatte Landulf nicht einmal richtig gehört, noch von sonst jemandem, der ihn angesprochen haben mochte. Im Moment fühlte er sich toter als der Leib auf dem Scheiterhaufen vor ihm. Er bemerkte Witjons Blick, und mit leichter Verzögerung folgte er ihm in seiner Bewegung. Selbst, als seine Fackel den Reisig entzündete und die roten Flammen schnell am Holz und noch schneller an der edlen Kleidung Elfledas leckten, fühlte er sich wie taub und erwartete jeden Moment, von seiner Mutter aus diesem schrecklichen Tagtraum geweckt zu werden.
    Das Feuer fraß sich schnell seinen Weg voran, und bald schon bleckte gelber Schein in den Himmel, so dass Landulf einen Schritt zurücktreten musste. Sehr bald konnte er schon nicht mehr den Körper auf der Bahre liegen sehen, weil die Helligkeit ihm die Sicht raubte. Schwarzer Qualm kroch in den Himmel und verbreitete den gräßlichen Geruch brennenden Fleisches. Landulf musste sich einen Ärmel vors Gesicht ziehen, auch wenn er sich fest vorgenommen hatte, das nicht zu tun. Aber es ging nicht.


    Und er hoffte, dass auch die anderen vom Feuerschein geblendet genug waren, so dass niemand allzu genau auf ihn achten mochte, als nun doch einige nicht mit körperlichen Schmerzen zusammenhängende Tränen den schwarzen Ruß auf seinem Gesicht verschmierten.

  • Zitat

    Original von Faustus Domitius Massula
    ...


    Liutbert, Sohn des Clodwig
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/a-germanen-maenner-jung/23.jpg]


    Der junge Mattiaker schenkte seiner Begleitung, dem offensichtlich germanischen Vertrauten des römischen Fürsten, nur ein halbherziges Lächeln auf dessen Versicherung, dass letztlich doch alles Gut würde. Irgendwie konnte er nicht daran glauben..


    "So de Norne et wolle, wöd et gescheh'.", brummte er daher in seinen Bart hinein und verfolgte mit abwesendem Blick der Verbrennung der Toten, die hiermit nach Hels Reich ging. Was für Optionen blieben ihm? Sein Blick wanderte zwischen den Hinterbliebenen der toten Mattiakerin, blieb auf diesem und jenem hängen, besonders aber auf den Kindern der Elfleda. Sohn und Tochter. Besser wäre der Sohn, aber vielleicht auch die Tochter? Man wusste ja nie.. er würde das klären müssen. Und was war mit dem Anführer der Sippe? War der?
    Andererseits.. mussten es überhaupt die Wolfrikskinder sein? Sein Blick wanderte zu seinem Begleiter und blieb auf diesem ruhen...


    "Sach ma, Valgiso.. bisch eh verhiratet?", kam die Frage leise über seine Lippen, auch wenn er wusste, dass dies ein denkbar schlechter Ort für sie war. Allerdings musste er Gewissheit haben, bevor er mit den Wolfrikskindern sprach.. die offensichtlich auf dem absteigenden Ast waren. Da wäre es nur logisch, wenn die Mattiaker sich auch nach anderen potentiellen Verbündeten umsahen, die ihre Sache in der großen Römerstadt für sie vertreten könnten.

  • Zitat

    Liutbert: "Sach ma, Valgiso.. bisch eh verhiratet?"


    Seine Frage verwunderte mich. Vor allem an diesem Ort und bei dieser Gelegenheit. Ich schaute ihn an, dann ließ ich meinen Blick auf das Feuer wandern, das den Abschied von Elfleda endgültig machte.


    "Ja, ich war verheirat. Die Fraa is gschtorwe. Isch hab awer noch zwee Buwe vunere. Die sin seschzäh un dreizäh Winder alt un lewe bei Verwandte im Ubische." Ich sagte es leise und machte es so kurz wie möglich.

  • Potitus Tuscenius Piso
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/b-germanen-maenner-alt/27.jpg]


    Mit der Verbrennung des Leichnams nahm auch Thorger seinen Platz in der Gemeinde ein, und atmete vornehmlich durch den Mund als der Wind den Gestank verbrennenden Fleisches über sie wehte. Sich einen Zipfel seines Umhangs vor Mund und Nase zu halten verbot allein die würdige Haltung zu der er verdammt war, wollte er es in der Civitas zu mehr bringen als einem popeligen Magister Vici..


    Das Feuer brannte ab, die Gemeinde verharrte tapfer mehr als eine Stunde in ihrer Position, auch wenn sich nicht vehindern ließ, dass einige von ihnen zu leisen Gesprächen übergingen, weil niemand gerne in Gesellschaft eine Stunde lang schwieg... Thorger tat so, als würde er es nicht hören. Wie immer.
    Als das Feuer runtergebrannt wurde, forderte er wortlos die Gemeinde auf der Grabgrube Gaben beizufügen während man die Asche der Elfleda in eine von der Familie vorbereitete Urne füllte. Man hatte eine Grube am Fuße des Grabhügels ausgehoben, in dem seit Jahren der verstorbene Ehemann der Elfleda ruhte, die Wände durch grob gehauene Granitplatten verstärkt, das dicke Holz für die Decke bereits am Rande liegend.


    Es brauchte immer einen, der den Anfang tat, sonst wollte nie einer der erste sein.. und als Gode stand es ihm durchaus zu das Grab als erster mit einer Beigabe zu schmücken. So ließ Thorger sich eine kleine geschnitzte, mit Bernstein verzierte Figur, die Frigg und ihre Kinder zeigte, als Zeichen für die erfolgreiche Mutterschaft, die Elfleda in ihrem Leben ausgezeichnet hatte. Ein Helfer der Familie ward in die Grube geschickt worden um die Grabbeigaben ordentlich der Sitte entsprechend und vor allem des Rangs des Gebenden in der Kammer anzuordnen...

  • Landulf war ein tapferer Junge, das wusste Witjon. Auch, als es im Feuerschein dezent auf seinen Wangen glänzte, blieb er wo er war und trotzte sogar beinahe erfolgreich dem Qualm. Witjon wäre stolz auf Landulf, wäre der Anlass nicht ein solch trauriger gewesen. So aber konnten sie beide ohnehin nicht länger stehen bleiben, denn je länger das Feuer brannte, desto heißer wurde es natürlich und desto schlimmer wurde der Rauch. So berührte Witjon Landulf sachte an der Schulter und bedeutete ihm mit einem auffordernden Blick, die Schritte zum Rest der Familie zurückzugehen, um dort in würdiger Haltung das endgültige Herunterbrennen des Scheiterhaufens zu verfolgen. Auch Thorger hatte sich bereits wieder in den Kreis zurückgezogen, den Witjon mit einem dankbaren Blick bedachte, bevor er sich wieder dem Feuer zuwandte.


    So betrachteten sie die Flammen und Witjon verlor zwangsläufig die Kontrolle über seine Gedanken, die schließlich eine Reise antraten durch die Jahre, in denen er Elfleda kennen gelernt hatte. Er erinnerte sich. Daran wie sie damals in dem Wagen über die Brücke gefahren worden war. Wie sie sich im Laufe der Jahre in der Casa Duccia etabliert hatte, sich den Ruf der starken Hausfrau erarbeitet hatte. Wie liebevoll sie andererseits auch sein konnte. Witjon wusste nicht, wie es ohne Elfleda weitergehen sollte. Er fühlte sich, als hinge er in der Luft - wieder einmal.


    Irgendwann war das Feuer endlich abgebrannt. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit und auch Witjon bemerkte, dass die Konzentration der Versammelten schwächelte. Aber er zeigte Verständnis und sagte nichts. Schließlich war der Zeitpunkt gekommen, an dem die Asche gesammelt und die Grabbeigaben hinzugegeben wurden. Thorger machte den Anfang, wofür Witjon dem Gode einmal mehr dankbar war. Witjon schloss sich an. Seine Gabe waren zahlreiche fein gearbeitete Glaskannen und -becher, die meist mythologische Motive trugen, aber auch diverse Alltagssituationen abbildeten, wie auch Elfleda sie wohl erlebt haben dürfte. Wozu hatte man schon eine Glasmacherei? Als größter Blickfang der Glasteile war jedoch der Teller zu bezeichnen, der ebenfalls prächtig bemalt worden war und der wie die Bernsteinfigur des Throger eine Personengruppe zeigte. Jedoch waren es keine Götter, die dort zusammenstanden, sondern vielmehr Elfleda selbst, zusammen mit ihrem Ehemann und den beiden Nachkommen, die sie gezeugt hatten. Witjon hoffte, dass Elfleda seine Gaben guthieß und trat dann mit einem stummen Seufzer zurück, um dem Rest der Familie und den anderen Versammelten Gelegenheit zu geben, ihre eigenen Gaben darzubringen.

  • Reglos blieb Hadamar im Hintergrund stehen und sah dabei zu, wie Elfledas Körper verbrannte. Er war weit genug weg, um nicht das Gesicht verziehen zu müssen, weil der Rauch und der Geruch hier nicht mehr so beißend waren. Und reglos wartete er, schweigend, bis das Feuer nach und nach abbrannte. Jeder Moment, den er hier verbrachte, vergrößerte die Gefahr, dass im Castellum seine Abwesenheit bemerkt wurde, das war ihm klar – aber es war ihm auch egal. Er hätte gar nicht hierher kommen dürfen, wenn er sich nun darum scherte, wie viel Zeit verging.
    Nein, daran verschwendete er in der Tat keinen Gedanken. Schon eher daran, wie seine Familie reagieren würde, wenn sie ihn sahen. Irgendwo weiter vorne stand seine Mutter, hatte er mittlerweile gesehen, gemeinsam mit seinen Geschwistern, und natürlich war Witjon auch da... und Hadamar kam nicht umhin daran zu denken, dass er keinen gesehen, mit keinem auch nur Kontakt gehabt hatte, seit er sich von der Legio hatte anwerben lassen. Mal abgesehen von diesem einen Brief, am ersten Tag, für dessen Überbringung er sich die Finger wund gescheuert hatte, als Bezahlung für den Legionär, der ihn überbracht hatte... weswegen Hadamar von weiteren Briefen abgesehen hatte. Zumal er auch keine Antwort erhalten hatte. Was wiederum ein Zeichen dafür war, fand er, dass seine Familie ohnehin nicht gut auf ihn zu sprechen war. Gar nicht gut... und obwohl er sich einredete, dass er im Moment noch im Hintergrund blieb, weil es sich so gehörte und er das Ritual nicht stören wollte, aber er wusste selbst, dass das nur eine willkommene Ausrede war. Er war froh darum, den Moment hinaus zögern zu können, in dem er seiner Mutter gegenüber treten musste, auch wenn sie ihn hier und jetzt wohl kaum so rund machen würde, wie sie es unter normalen Umständen mit Sicherheit getan hätte.


    Als es dann daran ging, die Grabbeigaben nach vorne zu bringen, zog Hadamar eine Grimasse und presste Lider und Lippen für einen Augenblick fest aufeinander. Er hatte nichts. Er war so konzentriert darauf gewesen, irgendwie aus dem Castellum und hierher zu kommen, dass er gar nicht daran gedacht hatte, irgendetwas als Grabbeigabe zu organisieren. Ein wenig verloren blieb er also hinten stehen, überlegte, zog schließlich nachdenklich seinen Dolch hervor. Nicht ideal. Und er würde ihn von seinem Sold ersetzen müssen. Aber besser als nichts, und irgendwie glaubte er schon, dass Elfleda das gefallen würde. Gut, wahrscheinlich redete er sich das auch nur ein, dass ihr das gefallen würde – schon eher gefallen würde ihr der Ärger, den er im Castellum kriegen würde, wenn er dort angab den Dolch verloren zu haben. Trotzdem: er hatte nichts anderes, also war es egal, wie passend oder unpassend der Dolch war.
    Ein Problem also gelöst. Dennoch ließ Hadamar die anderen vor, wartete, wartete... während mehr und mehr ihre Sachen nach vorne brachten. Er zögerte den Augenblick, in dem er den von ihm im Moment so geliebten Hintergrund verlassen musste, hinaus so lang es ging. Was unsinnig war, weil er ja ohnehin nicht gleich wieder verschwinden würde, ohne mit seiner Familie geredet zu haben. Trotzdem wartete er, bis die meisten schon vorn gewesen waren, bevor er ebenfalls kam und den Dolch abgab... und sich dann zu seiner Familie wandte. Er war ein Mann, immerhin. Es war schon feige genug, wie sehr er das in den letzten Augenblicken hinausgezögert hatte, es wäre noch feiger – zu feige – gewesen, dem noch weiter auszuweichen, oder gar zu versuchen ganz zu entgehen. Also ging er hin, zu den Seinen, sah, wie sich die Augen seiner Mutter weiteten, wie sie dazu ansetzte ihm entgegen zu kommen – ob nun um ihn zu schlagen oder ihn zu umarmen, war ihm nicht so ganz klar –, wie sie sich dann doch zurückhielt und stattdessen zu Witjon blickte... dem Hadamar sich allerdings nicht direkt zuwandte. Zuerst ging er an seinem Vetter und seiner Base vorbei, klopfte Landulf mit einer Hand auf die Schulter und nickte Naha kurz zu. „Tut mir leid“, murmelte er, bevor er sich zu Witjon gesellte. Sippenoberhaupt. An dem kam er nicht vorbei, und ehrlicherweise musste er zugeben, dass er sich lieber Witjon stellte als seiner Mutter... an der er allerdings auch nicht vorbei kommen würde, das wusste er.
    Als er vor ihm stand, fiel ihm allerdings ein, dass er gar nicht wusste was er sagen sollte. Dass er sich nichts überlegt hatte vorher, weder heute noch die letzten Tage noch gerade eben irgendwas kurzfristiges. Und er hätte sich verfluchen mögen dafür, weil er sich sicher war, dass kluge, schöne, wohl überlegte Worte da doch wenigstens irgendetwas hätten bewirken können. So allerdings war es nur ein recht einfallsloses: „Eh... Heilsa“, das aus seinem Mund kam, während er sich ein wenig hilflos am Kopf kratzte.

  • Duccia Sila
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    Sie war eine erwachsene, tugendhafte und stolze Frau.
    Sie war eine erwachsene, tugendhafte und stolze Frau.
    Sie war eine erwachsene, tugendhafte und stolze Frau.
    In ihrem Inneren ratterte dieses Mantra ein ums andere Mal herunter.. als sie der Prozession aus der Stadt hinaus folgte, als Tochter der Verstorbenen direkt hinter den Männern die ihre Mutter auf den Schultern trugen, als der Gode seine Worte an sie richtete und als der Körper ihrer Mutter in Flammen aufging. Sie praktizierte nichts anderes als perfekte Selbstbeherrschung.
    Die so perfekt nicht gewesen war, als ihre Mutter erst krank wurde (Ahnung!), sich in ihrem Zimmer verbarrikadierte (Befürchtung!), sogar ihren Sohn und ihre Tochter des Zimmers verwies (Sorge!), immer blasser und schwächer wurde (Angst!) und schließlich kaum mehr ein Wort herausgebracht hatte, bis sie schließlich ihren letzten Atemzug tat, ohne dass Naha ihr auch nur einen Schritt weit nahe gekommen war (Panik!).
    Als sie danach an der Tür stand und zusammen mit ihrem kleinen Bruder die Tote begutachtete, die am Abend zuvor noch ihre Mutter gewesen war, die mächtigste Frau Mogontiacums, war sie schon dabei gewesen eine Mauer um sich herum aufzurichten gegen die die Palisade um den Stadtkern herum wie Zahnstocher aussahen, aufgereiht gegen eine Horde Wildschweine.
    Sie hatte es ihrer Mutter nachtun wollen, aber nachdem sie einen halben Tag lang vollkommen geschockt geschwiegen hatte, war das erste Wort, dass sie zu dem alten Albin gesagt hatte: "Sie hat mir nie gesagt wie."
    Tatsächlich hatte sie sich bei ihrer Mutter alles Mögliche abgeschaut, hatte stolz ihre Art nachgeahmt den Haushalt zu führen und mit Fremden so zu sprechen, dass sie glaubten Elfledas Wünsche wären ihre eigenen, und sich von noch keinem so dramatischen Schicksalsschlag aus der Fassung bringen zu lassen. Geweint hatte Elfleda nie, das wusste Naha.. sie hatte oft darauf geachtet, gerade als ein Bote die Nachricht vom Tod ihres Großvaters gebracht hatte. Keine Träne! Keine einzige! Elfleda war für ihre Tochter der Inbegriff der weiblichen Würde geworden, genauso wie ihre Tante Eila der Inbegriff der, zugegebenermaßen bei genauerer Betrachtung nicht traditionsgemäßen weiblichen Freiheit gewesen war. Und sie hatte ihr auch darüber hinausgehend immer eingetrichtert, WAS zum Verhalten einer würdevollen Tochter von Stand gehört hatte.
    Und erst als sie dem alten Albin gegenüber stand und aus dem absoluten Nichts auf einmal vollkommen in Tränen ausbrach, war ihr aufgefallen, dass ihre Mutter ihr nie gesagt hatte WIE sie das überhaupt erreichte.
    Sie hatte gefühlte Stunden heulend in den Armen des Hausmeiers gelegen, bis dieser sie schließlich in ihr Zimmer verfrachtet hatte... sie hatte sich so elend gefühlt, noch lange nachdem ihre Tränen versiegt waren.


    Elend fühlte sie sich heute auch.. es war als hätte man ihren Gliedern Blei angekleidet, so widerwillig folgte ihr Körper ihren energischen Befehlen zur Haltung. Mit hocherhobenem Kopf, aufwendig frisierten (aber freilich immernoch ungebundenen) Haaren und teurer Kleidung wollte sie genau das darstellen, was ihrer Mutter und ihrem Stand Ehre bereiten würde. Innerlich fühlte sie sich hingegen absolut tot.. so tot wie ihre Mutter aussah, verborgen unter dem Schleier weil man der Toten nicht zumuten wollte bei ihrem letzten öffentlichen Auftritt auszusehen wie.. man eben aussah wenn man tagelang im Bett dahinsiechte.
    Die Prozession war kein Problem: den Blick gerade aus, ein Schritt nach dem anderen... genauso wie sie die Rede des Goden einfach über sich ergehen hatte lassen. Aber die Verbrennung... nein, keine zehn Pferde würden sie dazu bringen zuzusehen wie ihre Mutter in Rauch aufging, selbst wenn ihr damit ein verhältnismäßig guter Platz in Hels Reich zukommen würde. Es war noch nicht allzu lange her, dass sie aufgehört hatte davon zu träumen wie ein starker, unerbittlicher und schützender Vater mit riesigem roten Bart und einem breiten Lachen in eben diesem Rauch schreiend in Flammen aufging. Sie würde das nicht auch noch bei ihrer Mutter ertragen können.


    Erst als es darum ging der Toten Geschenke mit in die Jenwelt zu geben erwachte Naha aus ihrer Starre, allerdings doch zu spät... Witjon und... war das Hadamar? ... hatten ihr den Vorrang genommen, weil sie sich nicht bewegen mochte. Ein kleiner Stich der Scham war es, der dann ihre Beine in Bewegung versetzte und sie zu der Grube am Fuße des Grabes ihres Vaters bewegte... den sie erst mit langem und eindringlichen Blick bedachte, bevor sie dem Helfer in der Grabkammer ihre Beigabe in die Hand drückte: ein selbstgenähtes Kleid in den Lieblingsfarben ihrer Mutter, mit Borte und eingewirkten Fäden aus Gold. Es würde ihr gefallen...


    Als sie zurück zu den anderen trat, nahm sie die Kondolierungen der anderen entgegen... einen nach dem anderen.. nur Hadamar schenkte sie mehr als einem eingeübten Blick des Danks: Irritation.
    Auch wenn Elfledas Tod alles überschattete, hatte Naha nicht vergessen welche Ratlosigkeit Hadamars Verschwinden ausgelöst hatte, sein Brief aus dem Castellum der Legion.. und Sönkes offensichtlicher Ungehormsam gegenüber seinem Muntherrn.
    Hier würde heute einiger geklärt werden... einerseits war Naha froh darum.. andererseits war es wieder ein schmerzhafter Stich, als sie erkannte, dass Witjon (und vor allem sie selbst) dies dieses Mal ohne Elfledas führende Hand erledigen müssen würde.

  • Liutbert, Sohn des Clodwig
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/a-germanen-maenner-jung/23.jpg]


    "Twee Sune?", hakte Liutbert nach, wo es nichts nachzuhaken gab. Der Mann hatte Glück, seine beiden Lütten waren aus dem Gröbsten beinahe raus. Wenn nicht so eine Welle kam, wie diejenige die Elfleda und einige weitere in Mogontiacum dahingerafft hatte, hatte er gute Chancen darauf beide ins Heiratsfähige Alter und an gute Mädchen zu bringen. Der Gode unterbrach ihn jedoch, und so kam er nicht mehr dazu weiter zu fragen ob er es ins Auge gefasst hatte noch einmal zu heiraten. Was rechts des Rhenus selbstverständlich war, war hierzulande wohl nicht mehr Gang und Gäbe. Auch Elfleda war unverheiratet geblieben und hatte sich ganz ihrer Sippe gewidmet, obwohl Liutberts Wissen nach auch der Rich Witjon nach dem Tod seiner Frau keine neue genommen hatte. Was auch immer da vorgefallen war: es gab noch Möglichkeiten.


    Als es daran ging der Toten Geschenke mit in Hels Reich zu geben ging auch Liutbert nach vorne um dem Helfer in der Grube ein für germanische Verhältnisse sündhaft teures Geschmeide aus Gold, Buchenperlen, Perlmut und Bernstein. Männer waren für weniger getötet worden, und Liutbert hatte das Ding nur nach Mogontiacum bringen dürfen weil eh eine Gruppe von mattiakischen Händlern auf dem Weg war zu einem der letzten großen Märkte des Jahres in die Stadt zu kommen.


    Als der teure Schmuck ordentlich neben all den anderen teuren Stoffen, Stickereien, Webarbeiten, kostbaren Haushaltswaren und Symbolen zum Liegen kam, wandte auch Liutbert sich ab um der Familie der Verstorbenen zu kondolieren. Es wäre pietätlos gewesen jetzt auf Politik zu sprechen zu kommen, und so fiel die Kondolation relativ knapp aus... er würde später noch einmal auf wichtigeres zu sprechen kommen.

  • Die Kondolierungen nahm Witjon zusammen mit Landulf und Naha entgegen. Der Sippenführer hatte sich längst hinter eine Maske verschanzt und zeigte lediglich verhaltene Dankbarkeit und gelegentlichen Stolz über die Geschenke, die der Toten gemacht wurden. Und dann sah er ihn schließlich doch noch. Hadamar war hier! Wie konnte er es wagen, aufzukreuzen? Und dennoch, Witjon freute sich ungemein, den Jungen...jungen Mann zu sehen. Sofern man an diesem Tag überhaupt von Freude sprechen konnte. Zumindest war Witjon erleichtert. Erleichtert, dass Hadamar offensichtlich doch so viel Anstand hatte, auf Elfledas Beerdigung zu kommen. Und dann noch so mutig war, Witjon gegenüber zu treten.


    "Hadamar," grüßte Witjon den Desasterduccius kühl. Er ließ ihn einen Blick tiefer Missbilligung spüren und sagte einen Moment lang gar nichts. Allerdings kam er zu dem Schluss, dass es wohl nicht förderlich sein konnte, in aller Öffentlichkeit Gespaltenheit der Sippe zu demonstrieren und entschloss sich daher, nicht hier und nicht jetzt über Hadamars verhalten zu sprechen.


    "Such mich nachher im Arbeitszimmer des Hauses auf," befahl er einfach und wandte sich dann den Trauergästen zu, die noch immer in der Schlange standen, um ihr Beileid auszudrücken.

  • Nahas Blick verhieß schon nichts Gutes... aber Witjons verpasste Hadamar das Gefühl, innerlich um einiges zu schrumpfen. Er hatte ja geahnt, dass ihm hier was bevorstand, aber er hätte nicht gedacht, dass Witjon so... sauer sein würde. Seine Mutter, ja, auf dieses Donnerwetter hatte er sich seelisch vorbereiten können, weil das einfach klar war, wie sie reagieren würde. Aber Witjon? Irgendwie... naja, wenn Hadamar ehrlich war, dann hatte er sich nicht wirklich vorstellen können, wie Witjon nun genau reagieren würde, weswegen er den Gedanken daran einfach weggeschoben hatte. Und trotzdem hatte er nicht damit gerechnet, dass er so kalt und missbilligend sein würde... „Ja“, murmelte er nur auf die Anweisung hin, später ins Arbeitszimmer zu kommen. Das würde zwar die Zeit verlängern, die er vom Castellum fehlte... und das Risiko erhöhen, dass es jemandem auffiel. Aber Witjon war das Sippenoberhaupt, er konnte ihm kaum nein sagen, und er konnte ihm erst recht nicht sagen, dass er eigentlich gar nicht hätte hier sein dürfen, weil er keine Erlaubnis bekommen hatte das Castellum zu verlassen. Ganz abgesehen davon, dass auch Hadamar die Standpauke endlich hinter sich bringen wollte, die ihm drohte, seit er sich einfach so verpflichtet hatte, ohne jemandem Bescheid zu geben. Er konnte nicht gehen, bevor er nicht wenigstens mit seinen Leuten geredet hatte, und dass das hier, bei der Bestattung, schlecht ging, war auch ihm klar.


    Einen Moment lang blieb er noch unschlüssig bei Witjon stehen, dann wandte er sich mit einem Nicken ab und ging ein paar Schritte. Am liebsten hätte er sich wieder zurückgezogen, irgendwohin an den Rand, wo er nicht auffiel, aber das konnte er sich nun, nachdem er hier vorne bei seiner Familie aufgetaucht war, auch nicht leisten. Er war ein Duccius, er gehörte hierher, und er wollte die Liste der Vorwürfe an ihn nicht noch um den der Feigheit verlängern... oder den, dass er keinen Respekt hatte vor seiner Familie und seinen Ahnen. Also tat er das einzige, was ihm blieb: er trat seiner Mutter gegenüber, die, umringt von seinen jüngeren Geschwistern, ihn schon die ganze Zeit mit Adleraugen beobachtet hatte. „Ma...“ begann er, sich noch hilfloser fühlend, aber im Gegensatz zu Witjon machte sie sich noch nicht einmal die Mühe, überhaupt irgendetwas zu sagen. Sie schüttelte nur mit verbissener Miene den Kopf, und Hadamar begriff, dass auch dieses Donnerwetter noch schlimmer werden würde, als er gedacht hatte. Und dass es auf später verschoben war... nach der Bestattung. Aber wenigstens, wenigstens ein paar seiner Geschwister reagierten anders. Hadamar fing zwar auch einen Blick auf, der eine exakte Kopie von Wijton oder seiner Mutter hätte sein können, aber auch einen, der aufmunternd war... fast bewundernd, wenn er sich nicht irrte. Und so grinste er kurz ein wenig schief zurück, um dann gleich wieder eine angemessene Miene für die Trauerfeier aufzusetzen und mehr oder weniger geduldig darauf zu warten, dass sie zu Ende ging.

  • Nachdem Liutbert seine Gaben an das Grab gebracht hatte, trat ich zu dem Helfer an der Grube und übergab ihm ein geschnitztes Schiff aus Elfenbein. Es war ungefähr einen Fuß lang und war aus dem Besitz meiner Familie. Mein Vater sagte mir, dass es schon lange Zeit der Familie gehörte. Da wir in jener Zeit Schiffe bauten, war es ihm als Symbol für gute Fahrt und für den Segen von Njördr ans Herz gewachsen. Ich nahm es aus den gleichen Gründen später mit ins Römische Reich. Nun sollte es Efleda bei ihrer Fahrt nach Hel dienlich sein.


    Als das Schiff bei den anderen Beigaben zu Liegen gekommen war, folgte ich Liutbert hinüber zu der Familie Elfledas, um mein Beileid auszudrücken.

  • Einer der armen Trottel, die in dem Loch standen war Sönke. Die Dunkelheit kaschierte den Göttern sei dank sein immernoch etwas lädiertes Gesicht, und seine Laune war sowieso der einer Beerdigung angemessen. Alles, was er tun musste war ernst dreinzuschauen, die Grabbeigaben einigermaßen würdig entgegenzunehmen und sie den Anweisungen seines Vaters entsprechend in dem mit Eichenbohlen und dicken Platten aus Sandstein ausstaffierten Grabkammer zu drapieren.


    Dem Stande Elfledas entsprechend war die Grabkammer voll, als sie schließlich damit begannen die noch heiße Asche in eine Urne zu füllen und sie zentral in der flachen Kammer aufzustellen. Er bekam gar nicht mehr mit, wie die Trauergesellschaft sich schließlich auflöste und nach Mogontiacum zurückstrebte, denn sein Werk war hier noch lange nicht getan. Die Kammer wurde mit weiteren Eichenbohlen abgedeckt und schließlich mit Pech versiegelt, bevor man die Grube wieder zuwarf und den kleinen Hügel darüber aufschichtete, der letztlich nur aus wenig mehr als dem Erdreich bestand, war durch die Grabkammer verdrängt wurde.
    Als sie fertig waren, ging die Sonne bereits wieder auf.. und Sönke fiel wenig später auch ohne Bier und Wein im Blut schnell in sein Bett und einen tiefen Schlaf.

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